57 sasser von Geburt. Er war verheirathet und hatte zwei Kinder, von denen das ältere, ein frischer, blühender Knabe von acht Jahren, mit der Ziehung der Loose beauftragt wurde. Während der Knabe, stolz auf sein wichtiges Amt und von dem zärtlichen Auge des VaterS bewacht, sich seiner Aufgabe mit komischem Ernst entledigte, verfolgten die kriegerischen Gestalten in düsterer und feierlicher Spannung jede seiner Bewegungen. Nur einige muntere, junge Burschen brachten von Zeit zu Zeit durch derbe Späße einiges Leben in die Gesellschaft. „Aufgepaßt!" sagte jetzt ein junger, lustiger Soldat, Namens Tri bard, dessen Mundart an die Garonne oder an die Pyrenäen erinnerte, zu seinem wohlgenährten Nachbar, der eben aus der Reihe vortrat, um das verhängnißvolle Blatt in Empfang zu nehmen. „Alle, die bis jetzt geloost haben, sind dem Teufel zu mager gewesen; du aber wärst gerade ein Braten, wie er ihn brauchen kann." Ein lautes Gelächter, das wegen der Anwesenheit der Offiziere und wegen der drohenden Gefahr noch ansteckender wirkte, schallte balberstickt, die Reihen entlang, während alle Blicke daS unglückliche Gesicht deS dicken Kameraden betrachteten. „Wirst du den Mund halten, Gelbschnabel?" ries Peter unmu- thig; denn zwanzig Namen waren bereits gezogen, ohne daß die ent scheidende Karte zum Vorschein gekommen wäre, und die Züge deS alten Kriegers verdüsterten sich in dem Maße, als sich die Zahl der Loose verminderte. Er dachte an seine Kinder und an sein Weib, das zugegen war und mit vorgestrecktem Halse ihrem Söhnchen Muth zu winkte und ihm unter Thränen zulächclte, so oft ein Blatt durch seine kleine Hand ging. AuS diesem Grunde entging dem alten Soldaten auch die herausfordernde Geberdc, mit welcher der junge Tribard das Schmähwort „Gelbschnabel" ausgenommen hatte. Endlich wurde Peters Name gerufen; er zuckte zusammen, erblaßte