46 ich mit großem Erstaunen, daß das Eis an mehreren Stellen zwei bis drei Zoll hoch mit Wasser bedeckt war. Ich hielt sogleich mit meiner Verfolgung inne, denn es war klar, daß jetzt Thauwetter eintrat, und überdies wußte ich aus Erfahrung, daß in Amerika oft ein ganz plötz licher Wechsel der Temperatur eintritt und die Eisdecke eines Stromes oder Sees sich nicht selten in ganz kurzer Zeit in Bewegung setzt. Die dichten Wolkenmassen, welche noch vor wenigen Augenblicken schnell am Himmel hingezogen waren, fingen an sich zusammenzuballen, und bald trat ein heftiger Regen ein, vermischt mit dichten, großen Schneeflocken. Zugleich verfinsterte sich die Luft in dem Grade, daß ich das Ufer nicht mehr erkennen konnte. Ich spähte aufmerksam nach allen Seiten umher, um den rechten Weg aufzufinden; aber die Fin sterniß nahm mit jeder Minute zu, und die Stille der einsamen Ge gend wurde nur durch das Geschrei unterbrochen, welches der verwun dete Vogel von Zeit zu Zeit ausstieß. Es schien, als ob die ganze Natur in gespannter Erwartung auf irgend ein großes Ereignis; harre. Ich wagte weder vorwärts noch rückwärts zu gehen, als sich mit einem Male ein sonderbares Geräusch hören ließ, welches sich allmählich der Stelle näherte, auf der ich bewegungslos stand. Auf einen wieder holten fernen Donner und dumpfes, unregelmäßiges Gemurmel folgte ein Krachen und Prasseln, als zersprängen die Felsen deS Ufers in tausend Trümmer. Plötzlich fühlte ich mit Schaudern, wie das Eis unter meinen Füßen wankte. Einige Augenblicke später riß es krachend auseinander; das Wasser des Sees quoll schäumend aus der Oeffnung hervor und bald war Alles rings umher überschwemmt. Jetzt war keine Zeit zu verlieren. Eiligst versuchte ich an das Ufer zurückzukehren, und glaubte auch den rechten Weg eingeschlagen zu haben, als ich plötzlich vor einer der schwachen Stellen stand, die man oft in: Eise findet, und wiederum nicht weiter konnte. Ich ging langsam und vorsichtig um die gefährliche Stelle herum und entschloß