22 ich die Offiziere, um mit ihnen zu derathen, wie wir uns den langen Winter hindurch gegen die Kälte und den Hunger schützen könnten. Um unsere schon sehr zusammengeschmolzenen Vorräthe an Brennholz möglichst zu schonen, wurde zuerst der ganzen Mannschaft die Kajüte zur Wohnung angewiesen. Da ferner die gewöhnlichen Kleidungsstücke gegen die Kälte nicht genug schützten, so gab ich alles bisher erbeutete Pelzwerk her, aus welchem der Segelmacher, von einigen Matrosen unterstützt, vollständige Anzüge nebst Masken und Handschuhen für die ganze Mannschaft anfertigen mußte. Schlimmer stand es mit den Nahrungsmitteln. Unser Zwieback war zum größten Theil aufgezehrt; doch hatten wir noch einen ziemlichen Borrath an Korn, welches auf dem Ofen gedörrt und dann in Kaffeemühlen zu einem groben Mehl zermahlen werden konnte. Auch hoffte ich, daß es »ns gelingen würde, im Verlauf des Winters Seehunde, Wallrosse und Eisbären zu er legen und dadurch unsere geringen Fleischvorräthe zu vermehren. Die größte Schwierigkeit machte uns die Zubereitung der Lebensmittel, da wir aus Mangel an Brennholz alle Speisen in einem Ofen in kleinen blechernen Trinkgeschirren kochen mußten. Um gegen Mangel a» Wasser gesichert zu sein, wurde jeden Morgen der während der Nacht gefallene Schnee auf dem Verdeck zusammengeschaufelt und sorgfältig in der früheren Matrosenkammer aufbewahrt. Als diese Anordnungen getroffen waren, dachten wir daran, wie wir für die Matrosen eine angemessene Thätigkeit schaffen könnten; aber alle unsere Bemühungen, sic der dumpfen Verzweiflung zu ent reißen, blieben vergeblich. Alle waren fest überzeugt, daß sie zum Hungertode in der eisigen Einöde verurtheilt wären, und auch ich ver lor bald allen Muth und alle Hoffnung, da ich mich immer mehr überzeugte, daß nur ein Wunder uns retten könnte. In dieser Weise waren drei Wochen vorübcrgegangen, ohne daß sich unsere traurige Lage irgendwie geändert hätte. Da erhob sich an