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320 vor sich voraus wirft, und daß, wer durch Gewaltthat umkommen soll, von einem kalten Schauer überrieselt wird, bevor ihn der tödtliche Schlag trifft. Da ich nun nichts derartiges verspürte, so war ich ge wiß, daß meine Zeit noch nicht gekommen war. Auf ferneres Kom mando zog ich Rock und Weste aus, warf sie ins Gras und sagte: „Nehmt, was Ihr braucht; doch haltet mich nicht lange auf!" Der Bursche im rothen Hemd, der über die beiden Anderen eine Art Auto rität zu haben schien, durchsuchte meinen Rock mit aller Gründlichkeit. Ich hatte eine geheime Schadenfreude, als er meine Börse ausschüttete und mit langem Gesicht auf die wenigen Dollars sah, die sie enthielt. „Was ist das?" rief er. „Mehr Geld habt Ihr nicht?" „Ich besitze nicht mehr," war meine Antwort, „und für Euch ist eS vollkommen genug." Zn der Thal war meine Baarschaft gerade ausreichend für einen Ritt nach San Francisco, und mein übriges Geld bestand in einem Wechsel auf ein dortiges Handelshaus. „Ich hoffe," sagte ich zu den Räubern, „daß Ihr mir meine Papiere lassen werdet." „Das wollen wir," antworteten sie, „denn sie sind uns doch nichts nütze." Beim Durchsuchen meiner Rocktaschen fand der Räuber ein Jagd messer. Nachdem er die Schneide und Spitze desselben geprüft hatte, stellte er seine Flinte in den Busch, kam auf mich zu, richtete das Mes ser auf meine Brust und rief: „Jetzt haltet die Hände auf den Rücken und rührt Euch nicht, oder ich stoße zu." Der Andere legte darauf gleichfalls seine Muskete hin, und Beide machten sich daran, mich zu knebeln. Sie waren augenscheinlich in dieser Kunst geübt, und jede ihrer Bewegungen war so gut berechnet und so zweckentsprechend, daß ein Widerstand von meiner Seite Tollheit gewesen wäre. Mein Ver lust war nicht so groß, daß ich einen verzweifelten Schritt hätte wagen sollen, und ich that daher, wie sie befahlen. Meine Gefühle bei dem ganzen Verfahren waren von sehr verschiedener Art. In einem Augen blick brannte ich vor Wuth und Scham, daß ich alle Mittel der