248 „Also todt! Todt, meine liebe kleine Polly!" stammelte endlich die arme Mutter. ES waren die ersten Worte, mit denen sich ihr tiefer Gram Luft machte. „Und die grausamen Bestien, die Indianer, haben sie umgebracht und" — setzte sie zitternd hinzu — „die Andern geraubt!" Bei diesem letzten quälenden Gedanken sprühten ihre starren Augen ein übernatürliches Feuer, während sie einen wilden Schrei des Schmer zes ausstieß. Der Klang der wohlbekannten Stimme rief zehn Kinder aus einem dichten Gebüsch in der Nähe deS Hauses herbei, in welches sic sich bei der Annäherung der Wilden geflüchtet hatte». Sie eilten auf das Haus zu; mehrere von ihnen erschraken aber und sprangen in ihr Versteck zurück, sobald sie den Fremden bemerkten. Sie waren sämmtlich in gegerbte Hirschfelle gekleidet; ihre Gesichter waren mit Fett und Fichtenrauch beschmutzt, und alle besaßen jenen scheuen, ängst lichen Blick, der denjenigen Kindern eigen ist, die nie gewohnt sind, sich mit andern Menschen als den Mitgliedern ihrer Familie zu unter- balten. Die Annäherung der Kinder zog die Aufmerksamkeit der Mutter von dem entsetzlichen Anstarren der kleinen Leiche ab und gab ihrem Kummer eine vorübergehende Erleichterung. Einer der größeren Knaben wagte sich jetzt nahe genug heran, um seiner Blutter das Vorgefallene mitzutheilen. „O, Mama," rief er mit kläglicher Stimme, „Du warst noch keine Stunde fort, da spielten wir am Rande des Gebüsches und sahen sechs schwarze Indianer an das Haus reiten. Wir verkrochen uns in's Dickicht, damit sie uns nicht sehen konnten; aber wir guckten durch und sahen Alles, was sie thaten. Emma trat mit der kleinen Polly aus der Thür und ließ vor Schreck die Kleine fallen; die Indianer aber schossen die kleine Polly nieder und nahmen Emma gefangen mit." Die Mutter blickte jetzt wieder auf ihr ermordetes Kind, und zum ersten Male füllten sich ihre dunklen Auge» mit Thränen. Dann beugte sie sich nieder, hob das Kindlein auf, legt es an ihre Brust und sagte