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228 in meine Augen; vielmehr hielt mich die Ahndung einer unbekannten Gefahr beständig wach. Schon längst waren die zur Täuschung des Feindes angezündeten Feuer in der Ferne verschwunden. Während der Canadier in tiefem Schlafe lag und zwei von den Indianern schweigend ruderten, saß der Häuptling am Ende des Fahrzeugs und durchspähte nach allen Seiten die Einöde, welche wir durchschifften. Einige Stunden lang war kein anderer Laut zu vernehmen, als das Rauschen des Kanoes, wenn es das Schilf am Ufer des Flusses streifte, und das Eintauchen der Ruder in das Wasser. Plötzlich aber bewies mir die Haltung und die Miene des Häuptlings, daß er etwas Außergewöhnliches wahrnähme. In der That ließ sich vor uns eine Art dumpfen Brummens vernehmen, wel ches mitten aus dem Flusse zu kommen schien. Der Häuptling gab den beiden Ruderern einen Wink, aufzukören, und beugte sich über den Körper des Canadiers, der, als er fühlte, daß man seine Schulter be rührte, die Augen öffnete und um sich blickte. Er sah, wie die beiden Indianer ihre Ruder regungslos in der Hand hielten, und vermuthete mit Recht die Nähe einer noch verborgenen Gefahr. Der Fluß, welcher da, wo er eingeschlafen war, durch eine Ebene floß, war hier, wo er aufwachte, zwischen zwei ziemlich hohen Ufern eingeengt. Auch war es unterdessen bereits finster geworden, und ver wundert über diesen Wechsel, warf der Canadier forschende Blicke nach allen Seiten. Da er nichts Verdächtiges sah, fragte er: „WaS giebt's, und warum habt Ihr mich geweckt?" Ein längeres Brummen, ähnlich dem Brausen eines Blasebalgs, überhob den Indianer der Antwort und ließ auch mir keinen Zweifel, daß ein grauer Bar in der Nähe wäre. So sollte ich denn abermals mit dem furchtbaren Feinde zusammentreffen, dem ich zwei Tage zuvor nur mit Mühe entronnen war! „Ach!" sagte der Canadier, „ich brauche nicht weiter zu fragen.