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— Der preußische außerordentliche Gesandte und be vollmächtigte Minister Graf v. Dönhosf ist vom Urlaube zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen — Die .Leipz. VolkSztg." berichtet: Der Reichstags- abgeordnete Seifert erhielt von seinen Wählern durch einen Beschluß der Parteiversammlung im 19. sächsischen Wahlkreise (Schneeberg-Stollberg) ein »Vertrauens- Votum-. Die Versammlung erklärte: ,3« Erwägung, daß sein Verhalten am 2. September in Chemnitz »hin- länglich geklärt" ist, spricht die Versammlung sich dafür auS, daß das Vertrauen in unseren Genoffen Seifert durch- aus nicht erschüttert ist." Berlin, 23. September. Der Kaiser verblieb am Sonnabend vormittag im Rominter Jagdschloß und unter nahm nachmittags einen Pirschgang. Vormittags wohnte Se. Majestät dem Gottesdienste in der Kapelle zu Ro- minten bei. — Die Kaiserin soll Anfang Oktober eben falls in Rominten eintreffen. — 352 Veteranen aus Ost preußen haben dem Kaiser gelegentlich seines Iagdaufent- Halles ein Festblatt mit dem Verzeichnis ihrer Namen unter Angabe des Truppenteiles und der Schlachten, in denen sie gekämpft haben, überreicht. — Der Kriegsminister General der Infanterie Bronsart v. Schellendorff hat den sächsischen Orden der Rauten- kröne erhalten. — Gegenüber der wiederholten Behauptung, daß dennoch eine Kanzlerkrtsis bestanden habe, wird vom »Hamb. Korresp.- versichert, an höchster Stelle habe zu keiner Zeit die Absicht geherrscht, sich im Reichstage mit gesetz geberischen Maßregeln gegen die Socialdemokratie zu be- fassen. — Wegen Plünderung der deutschen Missi onS- station bei Ewatau hat der deutsche Gesandte in Peking die Entsendung eines Kriegsschiffes nach Swatau in An- regung gebracht. Wie die „Neuesten Nachr." berichten, hat die deutsche Regierung bereits die Absendung eines Panzerschiffes zum Schutze der bedrohten Deutschen verfügt. — Bezüglich einer Meldung, wonach der Präsident der Reichsbank, vr. Koch, mit einem amerikanischen Zeitungs- reporter eine Unterhaltung über die Währungssrage gehabt habe, bemerkt die „N. A. Z ": Abgesehen davon, daß derartige Aeußerungen gewöhnlich ungenau und tenden ziös wiedergegeben werden, find die Angaben mit um so größerer Vorsicht aufzunehmen, als vr. Koch seit länger als einem Monate auf seiner Urlaubsreise in der Schweiz und nicht ersichtlich ist, wann und wo vr. Koch die ihm zugeschriebene Aeußerung gethan haben soll. — Der „R.-Anz." schreibt: 3» der Kaiserlichen Marine hat der unerwartete Tod des Marine-Oberpfarrers Erich Lang Held die allgemeinste Teilnahme erregt. Durch seine unermüdliche Amtssreudigkeit, seine aufopfernde seelsorgerische Thätigkeit, seine hervorragende Rednergabe und seine aus- gezeichneten Charaktereigenschasten hat er in der Kaiser lichen Marine die ungeteilte Verehrung und Anerkennung gefunden. — Die im letzten „Militär-Wochenblatt" bekannt ge- gegebene Berufung des Divisions-Pfarrers der 15. Division in Köln, Rogge, zum Marine-Pfarrer der Ofiseestation in Kiel an Stelle des kürzlich verstorbenen Marine-Ober- Pfarrers Langheld soll auf direkte Veranlassung des Kaisers geschehen sein. — Der „Post" nach ist im Auftrage der Kapr e gierring der reformierte Geistliche Marchand aus Rendebosch bei Kapstadt hier eingetroffen, um die deutschen Arbeite,kolonien, Besserungsanstalten re. zu besichtigen, sowie die Arbeiter- frage zu studieren. — Die Mittel für die Gewährung warmen Abend- brotes für die Soldaten sollen, wie man berichtet, in den Etat für das Jahr 1896/97 eingestellt werden. Wie erinnerlich, wurde die von dem Reichstagsabgeordneten Schädler in der letzten Session eingebrachte bezügliche Re- solution mit der Maßgabe einstimmig angenommen, daß der erforderliche Mehrbetrag, sobald die Finanzlage des Reiches es gestatte, in Ansatz gestellt werde. Zwischen den beteiligten Ministerien sollen nach dieser Richtung hin gegen wärtig Verhandlungen gepflogen werden. — Ein Kartell der christlichen Staatsbürger, wie es jüngst auch für Deutschland empfohlen worden ist, hat (so äußert die „Kons. Korr.") soeben in Wien ganz gewaltige Erfolge erzielt. Der gesamte 3uden-Liberalismus ist in der österreichischen Kaiserstadt zu Paaren getrieben; eS herrschen dort wieder die Christen. Und das will viel sagen. Die 3udenherrschaft ist in der Hauptstadt Oester- retchs noch viel weiter gediehen gewesen, als das heute in unserer Reichshauptstadt der Fall ist. Die Presse ist dort noch mehr in 3udenhänden, als bei uns und an jeder irgendwie ausgiebigen österreichischen Geldquelle fitzen Juden, um sie in den „hohenpriesterlichen" Geldsack abzuleiten. Der Kampf der Wiener Christen war ein ernster und heiliger; er ist selbstverständlich siegreich gewesen. Für uns in Deutschland ist anscheinend die Zeit für ein „Kartell der Christen" noch nicht gekommen. Noch ist die vielge- priesene Geduld der Deutschen nicht erschöpft, noch läßt sich „Michel" von den jüdischen „Gästen" brutalisieren und ver höhnen. Wie lange noch? — Die „N. A. Z." begrüßt daS Wahlergebnis von Groß-Wartenberg-Oels und erblickt darin einen Nach weis, daß die agrarische Bewegung bereits im Verlaufen sei. Das Blatt schließt: So wenig sür Entschlüsse unserer Regierung Wahlergebnisse, zumal eines einzelnen Wahl kreises, maßgebend find, darf man doch sicher fein, daß man diejenigen Maßnahmen durchführen wird, welche nach fach- kundigem Ermessen geeignet sind, der landwirtschaftlichen Notlage abzuhelfen. — Der Verhaftung des französischen Ehe paares in Köln wegen Landesverrats wird von der „Post aroße Bedeutung beigemeffen. Man glaubt, durch die Ver- Haftung der beiden Personen einer ganzen Gesellschaft von Landesverrätern auf die Spur zu kommen. — Eine Anzahl Ausweisungen in Berlin ansässiger Ausländer find durch die Polizei in den letzten Tagen vor- genommen worden, doch hat dieses Vorgehen der Behörde keine politische Bedeutung. Die Ausweisungen betreffen fast ausnahmslos solche Personen, welche seit noch nicht S264 allzu langer Zeit in Berlin wohnen und es hier zu keiner sicheren Existenz gebracht haben. — Ein vernichtendes Urteil hat der VerlagSbuch- händler vr. Hans Müller dieser Tage über die Social- demokratte Deutschlands gefällt, das um so mehr zu beachten ist, als der Genannte aus seiner früheren Stellung als Redakteur der socialdemokratischen „AolkSstimme" in Magdeburg die Verhältnisse sehr genau kennen dürfte. 3n einer öffentlichen Versammlung in Basel bemerkte er: Die deutsche Socialdemokiaiie schenkt der Gewerkschaftsbewegung keine Beachtung und ist unfähig zu jeder positiven Mit arbeit in socialreformatorischer Richtung. — Zu dem socialdemokratischen Sgrarpro- gramm haben die socialdemokratischen Vereine jetzt ziem- lich alle Stellung genommen. 176 Versammlungen haben sich nach einer Zusammenstellung des „Vorwärts" mit dem Agrarprogramm beschäftigt. In 124 Versammlungen wurden Beschlüsse gefaßt, in den anderen begnügte man sich mit einer Besprechung des Entwurfs. Diese Besprech ungen waren vorwiegend zustimmend nur in zwei Versamm- langen, während in den übrigen der Entwurf durchaus ab- fällig kritisiert wurde. In den 124 Versammlungen, die Beschlüsse faßten, wurde der Entwurf ganz und gar in keiner einzigen angenommen, der Hauptsache nach in 6; in allen anderen wurde der Entwurf abgelehnt, in einer einzigen mit dem Zusatz, daß einzelne Punkte wohl an nehmbar seien, während 105 Versammlungen die einfache Ablehnung des Entwurfs in allen seinen Teilen verlangten. Davon verwarfen 9 überhaupt grundsätzlich die Forderung eines besonderen Agrarprogramms. — In jeder Quittung, durch die über socialdemo kratische Sammlungen Ausweis geführt wird, finden sich Bezeichnungen wie: „Vaterlandslose Rotte bei Zabel 7.—", „Verrottete Schuhmacher 1.— *, „Skatklub „VaterlandLlose Rotte" 1.65". (Diese Beispiele stammen aus dem „Vor wärts" Nr. 219) u. s. w. Dieser offene Hohn, der an einen Ausdruck unseres Kaisers anknüpft, sollte doch nicht geduldet werden. — * S. „Bussard", Kommandant Korvetten Kapitän Scheder, ist in Sydney angekommen, S. „Iltis", Korn- Mandant Kapitän-Lieutenant Jngenohl, von Hakodate nach Nagasaki in See gegangen. Die Kreuzerdtvision Chef Contre-Admiral Hoffmann, bestehend aus S. „Kaiser" als Flaggschiff und SS. „Irene", „Prinzeß Wilhelm" und „Arcona-, ist von Hakodate nach Nokohama in See gegangen. — fKolonialpolitisches.^ Mitte Oktober tritt der Kolonialrat zusammen, um über die Landfrage (Vorschriften über den Verkauf von Regierungsland), Auf- Hebung der Haussklaverei und Schutzknechtschaft zu be- schließen. — Der neue Gouverneur von Ostafrika, Major von Wißmann, hat schon zum zweiten Male die Plantagen in Handei besichtigt, von Tanga aus die Eisenbahn be nutzend, welche im Oktober bis Muhesa eröffnet werden soll und dann hoffentlich bis Korogwe am Pangani weiter- gebaut werden wird, in dessen Nähe auch die Versuchs station des Gouvernements unter dem Grafen Zeck an- gelegt werden soll. Di- Baudirektion der Usambara Eisen bahn hat in letzter Zeit durch Krankheit und Tod gute Beamte verloren. Major von Wißmann ist auch den Pan gani hinaufgefahren, wo vr. O. Baumann im Auftrage des Zuckersyndikats für Ostafrika eine Vermessung der mit Zuckerrohr bestandenen Ländereien der Araber vornimmt, bei welcher sich jetzt schon herausgestellt hat, daß diese Fläche mindestens 4000 Morgen beträgt. — Ueber das Leben in der Schuhtruppe fürDeutsch- Südweftafrika berichtet ein von ver „Schief. Ztg." mit geteilter, aus Aais, 30. Juni, datierter Brief eines Sol daten dieser Schutztruppe, der früher als Kanonier im Feld- Artillerie-Regiment von Peucker gestanden hat, u. a. folgen des: „Mir gefällt es hier sehr gut. Wir find ein Unter- Offizier und sieben Mann auf der Station. Es ist aber hier ein ziemlich unsicherer Posten; denn die Station ist schon einige Male von den Hottentotten angegriffen worden, deswegen ist jetzt auch ein Geschütz hiergeblieben. Wir leben hier besser wie in Deutschland, und ich möchte jetzt nicht mit anderen in Deutschland tauschen. Den Tag über gehen wir auf die Jagd; Wild giebt es hier in Unmasse, und wir haben alle Abend etwas zum Abendbrot, entweder Hühner oder einen Springbock; nur die Kartoffel ist das einzige, was uns fehlt. Ich denke hier doch einige hundert Mark zu sparen, denn hier hat man keine Gelegenheit, Geld durchzubringen, und ich habe bereits zwei Monatslöhnungen, 166 Mk., gespart. Wir sparen daS Geld bei der Truppe; es läßt jeder das Geld, das er nicht braucht, stehen, was dann gebucht wird; denn mit der Post ist das noch eine schlechte Sache: Ein Kaffernjunge bringt die Briefe und sonstige Wertsachen nach Windhoek, das acht Tage von hier entfernt ist; natürlich kommt es öfter vor, daß ein Kaffer mit der Post durchbrennt, also ist es viel sicherer, daß man das Geld stehen läßt. Wir können uns mit den Ein- geborenen ganz gut verständigen, sie sprechen holländisch, und das ist leicht zu lernen- ' Helgoland, 23. September. Der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Viceadmiral Hollmann, traf gestern nachmittag hier ein. Abends kamen an Bord deS Aviso „Jagd- auch der Viceadmiral Valois, Chef der Marinestation der Nordsee, und 24 höhere Offiziere hier an. Heute früh begannen Schießübung«», die morgen fortgesetzt werden. Am Mittwoch werden die Mannschaften abgelost werden. Cronberg, 21. September. Prinz und Prinzessin Heinrich find von Darmstadt zu mehrtägigem Besuch der Kaiserin Friedrich heute auf Schloß FriedrichShof eingetroffen. OsktametlH» ' Wien, 23. September. Der Minister des AuSwär- tigen Graf v. GoluchowSki hat sich gestern nach Krakau begeben. — An einem auf der Feuerwerkswtese im Prater gestern stattaehabten Arbeitermeeting beteiligten sich über 8000 Personen. Mehrere Redner sprachen zu Gunsten des allgemeinen Wahlrechts. Während des Abmärsches er folgten wiederholte Zusammenstöße mit der Sicherheits wache. 26 Personen wurden verhaftet; ein Polizeiagent wurde leicht verwundet. ' Budapest, 23 September. Die hiesigen Blätter bezeichnen den gemeinsamen Hirtenbrief des ungari- .scheu Episkopats als gemäßigt, da auS demselben her- I vorgehe, daß sich die Kirche mit der durch die kirchenpoliti schen Reformen geschaffenen Lage abgefunden hat und von einer Revision der kirchenpolitischen Gesetze darin keine Rede sei. Die Blätter verweisen auf eine Stelle des Hirten briefes, welche lautet: „Ihr werdet alles thun, was die heilige Mutterkirche verlangt und dies um so eher, als ihr eS auch bei dem neuen Gesetze thun könnet" und heben hervor, daß der Hirtenbrief keinerlei auf einen Kulturkampf bezügliche Andeutung enthalte. " Klausenburg, 22. September. Der Kaiser Franz Joseph wohnte heute vormittag einer stillen Messe bei und empfing später verschiedene Deputationen. Auf eine huldigende Ansprache des Bischofs Leonhard, der den Kaiser im Namen der katholischen Geistlichkeit begrüßte, antwortete der Kaiser, er nehme die Versicherungen der Treue als ein starkes Pfand dafür entgegen, daß auch der römisch-katholische Klerus ihn in seinen auf den Schutz der kirchlichen Interessen und des Staates gerichteten väter lichen Bestrebungen stets mit dem traditionellen Patriotis mus unterstützen werde. Der Segen Gottes möge das Wirken des Klerus begleiten. In Erwiderung der An sprache des griechisch katholischen Bischofs Mihalyi ver- sicherte der Kaiser dessen Kirche seines Wohlwollens; er wünsche, daß der Leitstern von dessen Wirken stets die Treue gegenüber dem Thron, Achtung vor dem Gesetze und Liebe zum gemeinsamen Vaterlande sei. Er bezweifle nicht, dass dieser sein Wunsch bei dem Bischof und den Gläubigen ein bereitwilliges Echo finden werde und daß letztere durch dessen Erfüllung sich auch in Hinkunft die beschützende Gnade des Kaisers sichern werden. Der griechisch-rumänische Metropolit Roman hielt eine Ansprache an den Kaiser, in welcher er sagte: „Wir vergessen die vielen Uebelstände unseres öffentlichen Lebens und nur das beglückende Ge- fühl belebt unsere Seele, Ew. Majestät begrüßen zw können" und bat sodann den Kaiser, „die vielen Entbehr ungen ausgesetzte Kirche möge fernerhin des gnädigen Schuhes des Kaiserlichen Herrn teilhaftig werden"; schließ lich brachte er ein Hoch auf den Kaiser aus. Hierauf er- widerte der Kaiser, er habe vor 8 Jahren in diesem Orte die Richtung gekennzeichnet, in deren Befolgung die Gläubigen nicht nur die eigenen Interessen am besten be fördern würden, sondern auch auf den jederzeitigen Schuh des Kaisers rechnen könnten. Jene Richtung bestehe darin, daß alle Konfessionen ohne Unterschied der Nationalität sich eins fühlen und zusammenschmelzen in der Trcue zum Thron, in der Liebe zum gemeinsamen Mutterlande und in der Achtung vor den Gesetzen; ^dies empfehle er auch jetzt wieder auf das wärmste. Der Kaiser versicherte schließlich den Metropoliten und die Gläubigen seiner unveränderten Gnade und seines unveränderten Wohlwollens. Auf die Ansprache deS Bischofs Müller, des Führers der Depu tation der Evangelischen Augsburger Konfession, erwiderte der Kaiser: „Es gereicht mir zur besonderen Freude, die Bezeugung Ihrer bei jeder Gelegenheit erprobten Treue und Anhänglichkeit wahrnehmen zu können. Ich gebe in Begleitung meines besten Dankes meiner aufrichtigen Be friedigung darüber Ausdruck, daß Ihre Glaubensgenossen und Ihre Stammesverwandten, geleitet von ihren eigenen gut aufgefaßten Interessen und von ihrem patriotische» Pflichtgefühle, jener Erwartung, welche ich vor acht Jahren an dieser Stelle Ausdruck gegeben, zu entsprechen sich be strebten. Da dieses dem gemeinsamen Ziele zustrebende Zusammenwirken sämtlicher Faktoren des staatlichen Lebens die Garantie des Schutzes und der Förderung der Interessen der Einzelnen bildet, werde ich mich jederzeit freuen, wenn ich Sie in dieser Richtung meines Schutzes teilhaftig werden lassen kann." Auf die Ansprache des Bischofs Szasz, des Führers der Deputation der Evangelischen Heidelberger Konfession, erwiderte der Kaiser: „Ihre Huldigung und die Offenbarung Ihrer treuen Anhänglichkeit erwidere ich mit ausrichtigem Danke und der Versicherung, daß ich die In» tereffen Jbrer Kirche stets mit warmer Sympathie begleite. Ich zweifle übrigens nicht daran, daß Sie und Ihre Glaubensgenossen die soeben verdolmetschten treuen patrio tischen Gefühle auch in der Ihrer Fürsorge anvertrauten Generation pflegen und dadurch stets mit patriotischem Eifer an dem ferneren Aufblühen des Landes Mitwirken werden." In seiner Erwiderung auf die Ansprache deS Oberrabbtn ers sagte der Kaiser, es diene ihm zur Be friedigung, daß die Israeliten auch in den fiebenbürgischen Teilen Ungarns die ihnen durch das Gesetz und den Schutz des Königs gesicherten Rechte genießen. Der Kaiser zweifelt nicht daran, daß die Israeliten sich auch fernerhin durch Bezeigung gemeinnütziger Thätigkeit, sowie selbstloser patriotischer Gefühle der Achtung ihrer Mitbürger und der Königlichen Gnade, auf welche alle Unterthanen ohne Glaubensunterschied rechnen könnten, würdig zeigen. Auf die Ansprache des Obergespans Beldi antwortete der Kaiser, er wisse, daß in der Erfüllung der Aufgabe, be treffend die Förderung des Wohles der Bevölkerung, der konfessionelle oder sprachliche Unterschied keine Scheide- mauer bilde, sowie daß nur die Pflege wirklicher Vater landsliebe und die Achtung vor dem jeden gleich schützen den aber auch gleich verpflichtenden Gesetze und nützliche Arbeit dem Staate Kraft verleihen und das wahre Wohl der Bevölkerung sichern. — Später nahm der Kaiser einige Besichtigungen vor und reiste um 2fs Uhr nach Banffy Hunyad weiter. ' Banffy Hunyad, 23. September. Der Kaiser Franz Joseph ist gestern nachmittags hier eingetroffen und von der Bevölkerung enthusiastisch empfangen worden. — Heute begannen in Anwesenheit des Kaisers die großen Siebenbürger Manöver, an denen die Militärattaches Deutsch lands und Italiens teilnehmen. Dänemark. Wie man aus Kopenhagen berichtet, wird die neu geborene Tochter der Prinzessin Waldemar in Gemäß heit der seiner Zeit anläßlich ihrer Vermählung mit dem römsschen Stuhle getroffenen Vereinbarung, wonach die männlichen Nachkommen der Religion des Vaters, die weib lichen jener der Mutter zu folgen haben, nach katholischem Ritus getauft werden. Seit der Einführung der Reforma tion in Dänemark ist dies der erste Fall im dänischen Königshaus.