Suche löschen...
Bautzener Nachrichten : 14.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-189005142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18900514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18900514
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-14
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 14.05.1890
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8S1 Englands „schlafmützige* Politik in Afrika. England gleichet einem alten, hinfälligen Greife, Deutschland hingegen einem! jugendkrästigcn Mann. Er könne eS den Deutschen nicht verdenken, zu nehmen, waS sie bekommen können. Wißmanns Leistungen flößten ihm Bewunderung und Achtung ein. Be seelt von dem Gefühle, für Kaiser und Reich zu wirken, müsse Wißmann große Erfolge erzielen. Alle deutschen Maßregeln in Afrika seien das Ergebnis von Stanleys Ratschlägen, welche England unbeachtet gelassen. Die Deutschen paßten aus, während die Engländer gleichgiltig blieben. — 12. Mai. Die Königin empfing am Sonnabend nachmittag vor ihrer Rückreise nach Windsor im Buckingham- Palast im Beisein mehrerer Mitglieder der König!. Familie eine Abordnung der ersten Offiziere des Heeres unter der Führung des Herzogs von Cambridge, welche ihr das Jubiläumsgeschenk der Armee überreichte. Das Ge schenk besteht aus einem großen prachtvollen Taselaussatz aus vergoldetem Silber, zu dessen Herstellung der Akademiker Alfred Gilbert nahezu drei Jahre gebraucht hat. Ter Auf satz bildet eine allegorische Darstellung der Macht und Größe des britischen Reiches. Den Gipfel des Tafelauf satzes schmückt eine Figur der Friedensgöttin, die auf einer kleinen Weltkugel aus Lapis lazuli steht, in einem Arme einen Palmcnzweig und in dem anderen eine brennende Fackel trägt und deren Haupt eine Doppelkrone ziert. Die Kosten des Geschenks sind durch freiwillige Beiträge vom Gemeinen bis zum General aufgebracht worden. — Der König von Belgien ist von Brüssel hier eingetroffen, um der heute siattfindenden Enthüllung des Reiterstandbildes des Prinzen Albert in Windsor beizuwohnen. — Zu Ehren Stanleys gab Lady Burdett-Coutts am Sonnabend ein Diner, bei welchem außer dem Forscher und seinen Be gleitern die Prinzessin Luise und der Marquis von Lorne, die Herzogin von St. Albans, der Herzog und die Herzogin von Westminster, die Herzogin von Cleveland, der Herzog und die Herzogin von Abercorn, Lord Knutsford, der Mi mstrr für die Kolonien nebst Gemahlin, der Schatzkanzler Goschen nebst Gemahlin und viele andere Personen aus der höchsten Gesellschaft zugegen waren. Dem Diner folgte ein zahlreich besuchter Empfang, dem Mitglieder des diplomati schen Corps, darunter der deutsche Botschafter, sowie Ver treter der Kunst und Wissenschaft beiwohnten. — Nächsten Dienstag wird die Korporation der City von London dem Reisenden und seinen Gefährten in der Guildhall eine glänzende Festlichkeit geben, zu der über 2000 Einladungen ergangen sind. Schweden und Norwegen. * Stockholm, 12. Mai. (Tel.) Der Reichstag be willigte heute die von der Negierung geforderten 0750000 Kronen für den Ankauf der Eisenbahn von Lulea nach der norwegischen Grenze. Nnßland. Anläßlich des Besuches des deutschen Kaisers in Rußland werden nach einer Wiener Meldung der „Vvssi- schen Zeitung" die Schlösser in Smorgow nächst Brody in Galizien, Eigentum des Kardinals Ledvchowski, für die Aufnahme des Zaren und des deutschen Kaisers hergerichtet, denn die militärischen Hebungen sollen bis hart an die öster reichische Grenze sich ausdehnen. Die neuerbaute Festung Werba, vier Meilen von Brody, wird zur Zeit armiert. Der „Polit. Korr." wird aus Petersburg gemeldet: Fünf Beamte sind mit der Erhebung über Deutschlands An siedelung betraut. Es hängt dies mit den angckiindigten Maßregeln gegen neue Ansiedelungen zusammen. Der Kurator des Dorpater Lehrbezirks hat die Einführung des Russischen als Unterrichtssprache überall angeordnet, auch dort, wo russisch jetzt nur für einzelne Lrhlgegenstänvc obligatorisch ist. Griechenland. Für die Repatriierung der kretischen Flüchtlinge hat die griechische Kammer 200000 Frcs. bewilligt, jedoch sind die meisten bereits heimgckehrt. Bulgarien. Der Prozeß gegen Panitza wird, wie man annimmt, wenigstens sieben Sitzungstage beanspruchen. Da in Bulgarien auch die kriegsgerichtlichen Verhandlungen in voller Oeffent- lichkeit stattfinden und der Verteidigung ein weiter Spiel raum eingeräumt zu werden pflegt, so darf man auf die be vorstehenden Verhandlungen gespannt sein. Türkei. Zu dem deutsch-türkischen Zwischenfall wegen Mißhandlung des deutschen Matrosen Hundt durch türkische Beamte erfährt die offiziöse „Wiener Polit. Korr." aus Kon stantinopel, die türkische Regierung habe die beteiligten Leute nach Rhodus verbannt, Hundt seien 100 türkische Pfund Schadenersatz zuerkannt worden. Der Zwischenfall könne nunmehr als beigelegt gelten. * Wie die „Agence de Constantinople" neuestens meldet, hätten die Zusammenstöße zwischen Drusen und Maroniten nicht im Libanon, sondern in Hauwan statt gefunden. Der ganzen Angelegenheit wird jedoch keine große Bedeutung beigelcgt. Asten. Nach Berichten aus China macht die Negierung für die Regulierung des Hoangho, dessen Ueberschwemm- ungen in den letzten Jahren so ungeheure Verluste herbei führten, fortdauernd sehr große Aufwendungen. Amerika. New-Jork, 11. Mai. Der „New-Jork Herald" ver öffentlicht eine Washingtoner Depesche bezüglich des Befehls, welchen dasUebungsgeschwaderder Vereinigten Staaten erhalten hat, vom Mittelmeer nach den brasilianischen Gewässern zu segeln. Das Staatsdepartement, sagt die Depesche, halte es für wichtig, daß die Vereinigten Staaten eine möglichst große Flotte an der brasilianischen Küste halten sollten, um eine Einmischung des Auslandes in die im nächsten September stattfindenden brasilianischen Wahlen zu verhindern. Im französischen Ministerium des Auswärtigen aus Haiti eingetroffene Nachrichten lauten durchaus günstig. Die französische Regierung wird den Präsidenten von Haiti anerkennen. P re äffischer Landtag. Berlin, 13. Mai. Das Abgeordnetenhaus nahml heute neben kleineren Vorlagen das Notariatsgesetz nach den bei der nochmaligen Kommissionsberatung gefaßten Beschlüssen in 2. Beratung an, mit Ausnahme der Bestimmungen über Stellvertretung der Notare, welche auf Grund der vom Justizminister gegen eine solche Stellvertretung geäußerten Bedenken gestrichen wurde. Dasür wurde eine Resolution Olzem angenommen, welche die Regierung zur besonderen gesetzlichen Regelung der Stellvertretung ausfordert. Morgen stehen Anträge und Petitionen zur Beratung. — Ucbcr die Geschäftslage des Hauses teilte Präsident v Köller mit, daß seines Wissens bisher ein Beschluß der Regierung dahin, den Landtag vor Pfingsten zu schließen, nicht gefaßt sei. Vermischte«. — L Am vergangenen Sonntag abends j 11 Uhr ist indem Wohnhaus des Nahrungsbesitzers Michael Schneider in Caßlau Kat -Nr. 15 auf noch unaufgeklärte Weise ein Feuer entstanden, welchem auch die übrigen Gebäude des Komplexes, Stall, Scheune und zwei Schuppen, zum Opfer fielen. Bei der Trockenheit der Strohdachung griff das Feuer so schnell um sich, daß nur mit Mühe das Vieh gerettet werden konnte, alles übrige aber vom Feuer vernichtet wurde. Der Kalamiiose hat nicht versichert. — 8 Am 13. d., nachmittags in der 4. Stunde, ist indem Wohnhause des Nahrungsbesitzers und Gemeindcvorstandcs Johann Strauß in Sdier ein Feuer entstanden, durch welches nicht nur dessen Gebäudekomplex Kat.-Nr. 13, sondern auch die Ge bäude des Großgärtners Karl Richter Kat.-Nr. 15, des Nahr- ungsbes. Michael Zschorlich Kat.-Nr. 16, des Gärtners Andreas Sende Kat.-Nr. 24, des Großhäuslers Johann Richter Kat.-Nr 26, des Großhäuslers Georg Domsch Kat -Nr. 27 und des Guts besitzers Wilhelm Liebig Kat.-Nr. 28 betroffen und fast total ver nichtet wurden. Obwohl aus 9 Ortschaften die Spritzen einge- troffen waren und werkthätig an den Löschungsarbeiten sich be teiligten, konnte das Feuer doch nicht auf den Entstehn,igvhero beschränkt werden, weil dasselbe an den trockenen Strohdächern der abgebrannten Gebäude leider viel Nahrung sand und sehr schnell um sich griff. Außer dem Vieh hat fast gar nichts ge rettet werden können. Nur eine Kalamitose hat das Mobiliar versichert. Die Entstehungsursache ist noch unermittelt. — Am 12. d. ereignete sich zwischen Tharandt und „Edle Krone" folgender Vorfall. Zwei Geschirre des Holzhändlcrs Richter in Koßmannsdorf waren, schwer mit Holz beladen, ca. 50—60 Meter über der Weißeritz auf einem Waldweg auf der Nachhausefahrt begriffen. Um einer schlechten Stelle des Weges auszuweichen, lenkte der eine Knecht etwas seitwärts ab, wobei aber die zwei Seitenräder des Wagens einsanken, der Wagen, das Geländer durchbrechend, umschlug und mitsamt den Pferden den steilen, an dieser Stelle nicht mit Bäumen bewachsenen Ab hang hinab und in die Weißeritz stürzte. Der Knecht ist zum Glück unversehrt geblieben; das eine Pferd hat bedeutende Ver letzungen am Kopfe erlitten, das andere den Hals gebrochen. — Dresden, 13. Mai. Das „Dr. I." meldet: Heute früh 5 Uhr ist das bei dem Schwurgerichte zu'Chemnitz am 14. März dieses Jahres gegen den Handarbeiter Johann Schneeberger aus Weska in Böhmen wegen Mordes ergangene Todesurteil hier mittels Fallschwerts vollstreckt worden. — Leipig, 13. Mai. Gestern ist es der hiesigen Kriminal polizei gelungen, einen äußerst geriebenen Gauner in dem Augenblicke festzunehmen, als er von, Bahnhof Leutzsch aus die hiesige Gegend per Eisenbahn verlassen wollte. Der saubere Patron hatte längere Zeit unter dem Namen eines vr. Rennert in einem Conncwitzer Gasthaus gewohnt und ist identisch mit einem 23jährigen Chemiker von hier, welcher wegen zahlreicher Betrügereien im vorige» Jahre von de» Landgerichten Flensburg und Hamburg zu einer 6jährigcn Gefängnisstrafe verurteilt worden und Ende vorigen Monats mit noch drei Strafgefangenen ans der Gefangenenanstalt Glückstadt, wo er seit drei Wochen zur Straf verbüßung detiniert war, aus die wagehalsigste Weise entwichen war. — Ueber die schon erwähnten Gewitter, welche am Sonn tag gegen Abend namentlich in der weiteren Umgegend von Chemnitz gehaust haben, wird noch folgendes mitgeteilt. Im Zschopauthale sind zwischen Wolkenstein und Wilischthal Schloße» bis zur Größe von Taubeneiern gefallen. Bei Scharfenstein lagen sie auf dem Bahnkörper so dicht und hoch, daß vor dem letzten Personenzug von Annaberg Bahnpersonen vorausgehen und das Geleis erst ausschaufcln mußten. Der Zug erhielt dadurch 1j Stunde Verspätung. Am Montag früh lagen die Schloßen zum Teil noch zollhoch. In Gleisberg traf ein Blitzstrahl die Kirche. Das Dach wurde abgedeckt und einige starke Balken vollständig zersplittert. An Kanzel und Altar hat der Blitz arg gewütet und u. a. zwei Engel am Altar abgerissen. In der Nähe von Elterlein hatte der Blitz gezündet. Im Flöhathal traf das Un wetter zwar weniger hart auf, hielt aber den letzten Personen zug ebenfalls gegen eine Stunde auf. Es zog sich dann herüber in die Oederaner Gegend, wo besonders der Blitz starke Ver heerungen anrichtete. Es brannte fast gleichzeitig in Oederan am Markt, in Memmendorf, in Breitenau und Langenstriegis. Zwischen Oederan und Falkenau waren, wie schon bekannt, beide Geleise eine Zeit lang unfahrbar. Auch in der Riesaer Gegend haben schwere Gewitter stattgefundcn, doch den Fluren nur wenig Schaden gebracht. In Zeithain und bei Staucha sah man Feuer auf gehen. Ueber Lunzenau ging in der 5. Stunde nachmittags ein Schloßenwetter nieder und in Grüna wurden von einem Blitz strahl 3 Kühe des Gutsbesitzers Nitzsche im Stall getötet. Ueber die Gegend von Glauchau entlud sich bis in die Nacht hinein ein sehr schweres Gewitter. Der wolkcnbruchartige Regen war streckenweise mit Schloßen von der Größe einer Haselnuß unter mischt. Auch über Crimmitschau zogen von drei Seiten, Südost, Süd und Südwest, Gewitter heran, welche, nachdem schon längst aus der Ferne Donner vernommen worden war, zum Ausbruch kamen. Da fast gänzliche Windstille eingetretcn war, wütete das Gewitter gegen zwei Stunden lang in fürchterlichster Weise. In Werdau zündete ein Blitzstrahl die alleinstehende Scheune des Fabrikanten Ferdinand Puchert und legte dieselbe vollständig in Asche. In Zwickau zogen wiederholt schwere Gewitter auf. Mehrere Blitzschläge fielen. In der Richtung des Elsterthalcs stiegen zwei mächtige Feuersäulen empor. In Hartha kam ein heftiges Gewitter zum Ausbruch. Hier hatte der starke, mit Schloßen untermischte Regen zwar keine Schädigung im Gefolge, anderwärts hatte aber der Blitz gezündet. In nordöstlicher Richt ung nach Döbeln hin, sowie in südlicher Richtung nach Mittweida zu zeigten sich mächtige Feuerscheine. Ein Blitzstrahl schlug in die Scheune des Gutsbesitzers KlauS in Kraußzig bei Lommatzsch, zündete und legte sämtliche Gebäude bis auf eine zweite, neu und massiv gebaute Scheune in Asche. In Cölln bei Meißen erschlug der Blitz unterhalb der „Knorre" den Dachdeckermeistrr Ritschel aus Nieschüp, welcher mit der Bahn von Dresden gekommen war, um nach seiner Heimat zurückzukehrrn. — Berlin, 13. Mai. Die Arbeiten auf dem Festplatz für das 10. deutsche BundeSschirßen sind in der letzten Woche mächtig gefördert worden Die Schießhalle ist jetzt ausgestellt, die Schiebanlagen schreiten in der Ausführung immer weiter vor Das Küchengebäudr steht fertig da, an der Festhalle wird fleiß gearbeitet. Der Centralausschuß ist unablässig bemüht, daS P gramm der Vergnügungen für die Schützen und das Publ' , so reichhaltig als möglich zu gestalten. Die ersten hiesigen litärkapellen werden aus dem Festplatze spielen, die renommie Musikchöre von auswärts, namentlich auS Süddeutschland, konzertieren; die Schützeiikapelle aus Meran wird ebenso »ge fehlen; kurzum, der musikalische Genuß wird ein hoher rkere seitiger sein. Selbstverständlich ist auch für alle je» ., den faltigen Vergnügungen gesorgt, ohne die ein vielbewe,., 22., schillerndes Leben und Treiben aus dem Festplatz n alkäische ist. Allerlei theatralische Vorstellungen werden gebc 26. Juni karussells, Schnellphotographien werden vorhandenzsein, V.Juli. liebhaber können den Cirkus besuchen; für jedermann-Gesten ist gesorgt und das Programm der Lustbarkeiten wird also n„^ keiner Richtung hin etwas zu wünschen übrig lassen. — Da» fernere Auftreten des ehemaligen Scharfrichter- Krauts im „Ostend-Theater" zu Berlin ist von der Polizei verboten worden. — Kassel, 13. Mai. (N. P. Z.) Wolkenbrüche in der Gegend von Hünfeld, Herzfeld und im Fuldathal haben die Fluren verwüstet und schwere Elnteschäden verursacht. — Gräfin Bertha Strachwitz-Makart in Wien hat, wie die „Frkf. Ztg." berichtet, ein Schreiben an den Bürgermeister vr. Prix gerichtet, in welche»! sie ein bleibendes Andenken an ihren verstorbenen Gatten Hans Makart für das dortige städtische Museum geschenkwcise anbietet. Das Andenken besteht aus einer massiven Pmträtbüste Makarts, seiner Palette, den Pinseln und seinem Malertischchc». Der Bürgermeister hat namens der Stadt Wien diese interessante Spende angenommen. — * Rom, 13 Mai. (Tel.) Wie auS Avigliano ge meldet wird, ist die dasige Kugelgießerei abgebrannt. Bei dem Unglückssalle haben 14 Personen das Leben rin- grbüß', mehrere sind venvundet worden. — Bei einem Brückeneinsturz in der Maasfestung Namur wurden am Montag 5 Arbeiter getötet, 9 schwer verwundet. — Marseille, 12 Mai. Der Kapitän eines heute hier- sclbst cingctrosfenen englischen Dampfers hat gestern an der sici- lianischen Küste Wahrgenvmmcn, daß der englische Dampfer „Livadia" in Flammen stand und von seiner Mannschaft verlassen Ivar. Es fand sich keine Möglichkeit, irgend Welche Hilfe zn leisten. — London, 11. Mai. Stanley und vr. Parke sind, wie das „British Medical Journal" meldet, von Lord Hcrschell er sucht worden, ihre Erfahrungen während ihrer letzten afrikanischen Reise über die Wirksamkeit der Impfung, das Ausbrechen der Blattern zu verhindern oder wenigstens die Sterblichkeit zu ver mindern, mitzuteilen, vr. Parke hatte 40 eingeborene Träger des Zuges geimpft. Als eine Blättern-Epidemie ausbrach, blieben 38 von der Krankheit überhaupt verschont, während die ungeimpften Eingeborenen in Masse starben. Bei den beiden anderen traten die Blattern milder auf und verliefen schnell. — London, 11. Mai. Westlich von Jamestown auf der Insel St. Helena stürzte am 1. d. nachts eine 108 Fuß lange, 25 Fuß hohe und 11 Fuß starke Felsmasse ein. Neun Per sonen wurden in ihren Betten schlafend zermalmt, während andere kaum erkenntlich aus den Trümmern hervorgezogen wurden. Die Besatzung des bei St Helena liegenden Kriegsschiffes „Archer" half wacker mit, die unter dem Gestein Begrabenen ans Tages licht zu fördern. — Die Kohlenzeche Dalzell in Motherwell bei Glasgow steht in Flammen. Die Arbeiter gelangten alle wohlbehalten ans Tageslicht, 8 Pferde aber konnten nicht gerettet werden. Die Flammen wüteten so furchtbar, daß die Grube zu geschüttet werden mußte. Die Grubcndirektoren Drinnan und Weir, welche sich von dem Luftschacht in die Tiefe ließen, um die Ausbreitung des Feuers ausfindig zu machen, wurden vom Rauch überwältigt und später tot aufgefunden. — In Dobrczyn brach die Decke der jüdischen Schule über den bereits darin versammelten Kindern zusammen. Mehrere Kinder kamen mit leichten Verletzungen davon, 5 waren mehrere Gliedmaßen gebrochen und einen Knaben konnte man nur tot aus dem Schutte hervorziehen. Das Gestöhne der Kinder und das Weinen und Geschrei der Eltern war herzzerreißend. — Die europäischen Gesandten in Peking haben bei der chinesischen Regierung Schritte gethan, um die Nestorianische Gedenktafel in Peking, das älteste Denkmal des Christentums in China, vor Zerstörung zu bewahren. — New-Jork, 11. Mai. Äkron in Ohio wurde am Sonnabend abend von einem Orkan heimgesucht. Viele Häuser wurden gänzlich oder teilweise zerstört. Der Schaden wird auf 20 000 Pfd. Sterl, geschätzt. — Das Park Theater in New-Jork führt ein Stück vor „Der Millionär". Am Fuße des Zettels kündigt die Direktion an, daß für die Scene, in welcher durch einen Felsen Bahn arbeiter einen Einschnitt durchführen, speciell ein praktischer Bahn beamter von der Pennsylvania R. R. Company engagiert worden sei, der diese Scene zu überwachen hat und daß die Bahnstrecke ganz genau und mit demselben Material gelegt werden wird, als ob eS eine Eisenbahn sei. — Montreal (Kanada), 10. Mai. Vom Schauplatz des Brandes der Irrenanstalt zu Longue Point wird ge meldet, daß die Trümmer noch brennen und ein gründliches Suchen nach den Leichen der Opfer daher unmöglich sei. Einige verkohlte Knochen sind ausgegraben worden. Der Leichen-Be« schauer des Distrikts hat eine Untersuchung der mit der Kata strophe verknüpften Umstände begonnen. Zur Arbeiter- und Lohnbewegung. * In einer Versammlung der streikenden Feilenhauergehilsen zu Leipzig wurde ein Brief der Arbeitgeber an die Lohnkommtssion verlese» des Inhalts, daß für Montag und Sonnabend die neun stündige, für die übrige» Wochentage die zehnstündige Arbeitszeit bewilligt werde. Es wurde hierauf beschlossen, dieses Zugeständnis anzunehmcn, den nunmehr ein Vierteljahr andauernden Streik für beendet zu erklären und die nichtbeschäftigten Arbeiter zu unterstützen. Berlin, >3. Mai. Der Verein der Brauereien hat nunmehr alle weitere» Verhandlungen mit der Lohiikommtsfion der Brauer gesellen abgebrochen, nachdem dieselben selbst den Vermtttelungs- vmschlag des Herrn Roesicke abgelehnt haben, wonach die Brauereien sich verpflichten wollten, die zum Ausstand gehörigen Gesellen je nach Bedürfnis und zwar mit der Maßgabe wieder einzustellen, daß dieselben bet allen neuen Einstellungen zunächst zu berücksichtigen sind. Die Brauergesellen beharrten bei der Forderung der sofortigen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)