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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.09.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260903016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926090301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926090301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-03
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.09.1926
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,tl«cht u. a. ndert, Das , mit schcck- legen, rrkelir t n d. legen. M>I. n ali- Deut» r.-u., cmber ielchS- IRL t die 127S e um lugust t de» . Di« schnitt e auf n dt« ertgr, n r ch. ber. Sev« Ham» Iklang rllten- tster Glicht tschast itlel. immer lgende otrt« :n den » <8e- t. Ter inner. Maß« übrcn. Mah« eine» rhlung i tn« «ine» . Der cv für ch von wird, iellun- Maß« slen. Partei, » von g au»- IchStzt . »ell lieber» aß die Jahre 'S der e Ant« in die »traten »traten ichen ich ab» drohen er der Irr da» alttion chiedcn tii der »esamt» andern telluug Hern !t: Am Haute» bische« :r An« setzung unter« laltgen Da» h« »o« tnrelle «ge»« Preu« Da» reiche» annte» er ge- baher, cklosen kmLler rbaite« Kunst« uaent« »mal« treitig« . -»rt, er acht rtdr« Vvruch üwbete udlage trfolA. Zunahme der englischen Arbeitswilligen. Lrgebuislose Besprechungen-erVergarbeiler- sührer. Stufte»««- »er Pumptätigkeit»« eine« Dtftrikt. Lonbo», 3. September. Die Führer,der Bergarbeiter» föderativ««« hielten gestern aben-d tn London eine lange Kon serenz ab. die ,u keinerlei Resultat ftihrte. Sin definitiver Vorschlag für eine Regelung wurde nicht gefunden. Die Kon« seren» wirb heute fortgesetzt. Indessen komme» aus vielen Distrikten Berichte, baß die Zahl ber zur Arbeit zurnckkehre«- de« Bergarbeiter saft stündlich »«nimmt. In Derby sind jetzt bereit» lö 000. Mann an der Arbeit, in Warwtck und 6 annock gleichfalls te 8000 Mann und tn Leicester etwa MO Mann. In zwei großen Bergwerken im Midland»« dtstrikt finden seit gestern NachmtttagSschichten statt. Sin sehr ernster Bericht kommt an» South-Ltaffordshire. Dort haben die Nrubeubestßer beschlösse«, angesichts ber anhaltenden -rise die Grube« «ich« mehr a«S,«pumpen, «m die hohen -oste« ,» spare«. Wenn man bedenkt, daß die Pumpen täg- lich über SOOO Tonnen Wasser herausbrachten, so siebt ma». dah innerhalb wcntger Tage bi« Grube« deS ganzen Distrikts unter Nasser stebe« müssen. Stnige der weniger günstig gelegenen Gruben würben sogar kaum länger als einen Tag ohne Pumpen aushalten. MV Bergarbeiter werden gezwungen sein, sich in anderen Bergwerksdistrtkten Arbeit »u suchen, ganz gleich, wie daö Resultat ber gegenwärtigen Krisis sein wirb. Arbeiter anderer Industrien, die von den lokalen Kohlen abhängig sind, werden sich gleichfalls ErwerbSmöallckkeiten in anderen Hegenden suchen Müllen- ES dürfte also eine Wiederholung der Ereignisse des Jahre» 1S21 eintreten. Auch damals wurden mehrere tiefliegende Grube» alö Resultat de» Streiks zerstört, wenn auch nicht in dem dteSmaligen Umfange. Die Besitzer ber B u l l c r o st - G r » b e in Doncaster haben be» iä»lollen. den östlichen Teil be» Distrikts zu versiegeln, weil die Vorkshire-Bergarbeiter es ablehnen, StcherhettSlente in die Hrubcn zu senden, um die Feucrsgesahr z» bekämpfen. Das bedeutet wiederum den Verlust von Arbeit für einige hundert Man». Für Stttberrrfurrg einer Stnignngsüvnferenz Beschlüsse beS Vollzugsrats ber englischen Bergarbeiter. Lonbo«, 2. Gept. Der BollzugSrat des Berg- arbettrrverbanbr» beschloß, der heute zusammen getretenen Versammlung ber BeztrkSdelrgierten au» sämt« lichen Kohlenbezirken vorzuschlagen, dem vollzugsrat Voll macht sür die Führ««« von Berhaubluuge» zur Beilegung des Bergarbeiterkonslikt» zu erteile«. Der Vollzugsausschuß würde bann die Regierung um Einberufung einer neuen Ko»- serenz ersuchen. lW. T. B.) Lonbo«, 3. Sept. Die Delegiertenkommission ber Berg arbeiter hat heute abend, der Anempfehlung deS Vollzugs ausschusses entsprechend, beschlossen, den Vollzugsausschuß zu ermächtigen, Vorschläge sür die Anfstellung eine» «ationakcn Ucbcrcinkommeus z« unterbreite«. Iürden Beschluß stimm te» die Vertreter von 557 000, dagegen die Vertreter von 225 000 Stimmen. Der Bovz«g»auSs«A,ß wirb also freie Hand haben, sowohl über die Arbeitszeit, al» auch über die Ent lohnung z« verhandel«, »hne irgendeine Bedingung, außer ber, daß es ein nationales Ueberetnkommen sein müsse. Englisches Einreiseverbot sür Lomsky. London, 2. Sept. Wie das Ministerium des Innern be kannt gibt, wird ber russische Gewerkschaftsvertreter Tomsk», der England zur Teilnahme am Gewerkschaftskongreß tn Vournemouth zu besuchen beabsichtigte, die Landung in Eng land nicht gestattet werden. lWTV.) Blutige Zusammerijtöhe in Aho-e Island. Manville lRhode Islands, 2. September. Abteilungen der DtaatStrnppen sind hier eingetrossrn, um die Ordnung wteber- herznstellen. Gestern abend hat es ernste Zusammenstöße zwischen ber Polizei und IMO streikenden Spinn eret- arb eitern gegeben, wobei nenn Personen schwer verletzt morde» waren. Die Polizei s-.,tle versucht, mit Knütteln n»d Tränen erzeugenden Bomben die Menge zu zerstreuen: die Gewalttätigkeiten der Streikenden sie aber, Fcucr- waffen zu gebrauchen. Nur so gelana es ihr, die Ordnung wieberherzustkllen. lW. T. B.s Wie Pilsudski fich das Heer sichert! Lin französisches Kriegsgerichlsurteil. Angeblich ei« Franzose b«rch Wort ««b Gebärde beleidig«. Trier, 2. Sept. Bor dem hiesigen französischen Kriegs gericht batten sich ein Wirt, b Privatpersonen sowie ein Be amter au» Düren zu verantworten, die angeblich bet einer Tanzbelusttgung französische Kriminalbeamte durch Worte und Gebärden beleidigt haben sollten. Da« Gericht sprach den Gastwirt frei. Der Beamte »nrde zu IS Tagen Gefängnis und ISS Mark Geldstrafe, die übrigen S Angeklagte« in Abwesenheit zu je 5 Monate« Gefängnis und SS» Mark Geldstrase verurteilt. Et« Stück Saarunierdrückung. Saarbrücken. 2. Sept. Wegen fortgesetzter rücksichtsloser Behandlung durch einen französischen Beamten ist die gesamte Belegschaft in Saargrube ,Htzenplttz" gestern in den Aus st and getreten: sie forderten Beseitigung des Be amten ober die Zusage der Verwaltung für eine hellere Be- Handlung. Rllckkehr -er letzten oderschlestschen Sesangenen. lDurch Funkspruch.) RreSla«, 2. Sept. Der „Schles. Ztg." zufolge sind am Mittwoch die beiden letzten während der Besetzung Ober- schlestens von interalliierten Militärgerichten verurteilten politischen Gefangenen jn ihre Heimat zurückgekehrt. Sie wurden von einer große» Menschenmenge und den Be hörden herzlich empfangen. Gehaltserhöhungen in -er Armee. Warschau. 1. September. Nachdem trotz des Widerspruches deS FinanzmtntsterS vor einigen Tagen eine bis zu 800 Pro zent gehende Erhöhung der Ofstziersgehälter verfügt worden >st, haben sich nunmehr auch die UnteroffizterSvcrbänbe mit Ansprüchen auf Erhöhung ihrer Löhnung gemeldet. Hier über ist eS, bevor Pilsndski seinen Urlaub antrat, zwischen «hm und dem Fiuanzminlster z« einer Auseinandersetzung ge kommen .die jedoch damit endete, daß der letztere sich Pilsndskiö Anordnungen unterwarf. Die OsstzierSzulagen wurden erst malig am 1. September auSgezahlt. Die Untcrosstzierö- wlagen sollen am 1. Oktober in das Budget eingestellt wer ben. Die nun ins Rollen gekommene Lawine der Ge haltserhöhungen macht aber nun natürlich keinen -mit, da die Folge der bewilligten Zulagen für daS Heer ist, ! hast eine abnorme Snannnna »wischen der Besoldung dcö ^ Militär» und de« Gehälter« ber Zivilbeamten kingetretcn ist. Die Bezüge beS Ministerpräsidenten sind gegenwärtig geringer al» dieseniaen eine» Divisionskommandeur». Ein Minister bezieht ein gerinaereS Gehalt als ein Brigade» iainmandenr, ein Staatssekretär weniger als ein Oberst, ein polnischer La,»brat weniger al- ein Oberleutnant. Der Danziger Finanzral zur Finanz» reformooriage. Danzig, 2. Sept. Auf das Ersuchen des Senats, der I,Manzresokmoorlaae nach der zweiten Lesung tm Volkstage leine verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen, hat der olnanzrat in seiner heutigen Sitzung folgenden Ve- ichluß gesaßt: Der Finanzrat hält die Ausnahme einer An leihe zur Sanierung der Danztger Finanzen für unumgäng lich notwendig. Der Finanzrat Ist der Ansicht, baß die Be richte und die Gutachten der Finanzsachverständigen dev Völkerbundes die allein geeignete Grundlage für die Er reichung des Zweckes bilden. ^W- T. B.) Danzig, 2. Sept. Der Kommissar deS Völkerbundes, I Professor va« Hamel. ist heute zur Tagung de» Völkerbunds rats und deS Finanzkomitees nach Genf abgcrclst, um dort luder die Danzigcr Angelegenheiten zu verhandeln. Die iDanziger Delegation wird sich nach Beendigung der Imorgigen Volkötagssitzung nach Gens begebe». Amerika und -er Internationale Gerichtshof. Dtc Haager Konserenz Über die amerikanischen Borbchaltc. Gens, 2. September. Die Konserenz der Signatarmächtc des ständige» Internationalen Gerichtshose» im Haag, die auf englischen Antrag die Vorbehalte des amerikani schen Senats tn bczng auf einen Beitritt der Vereinigten Staaten zum ständigen Internationalen Gerichtshof einer Prü fung unterziehe» soll, hat gestern vormittag ihre Beratungen begonnen. Der Vorsitzende erklärte, das Leitmotiv der Konserenz habe Ehamberlain bereits bei der Begründung deS Antrages im VülkerbnndSrat dahin sestgelegt, daß den Wünschen der Vereinigten Staaten Genüge geleistet werden solle. Bei der dann ausgenommcnen ersten Lesung wurden die ersten vier Vorbehalte einstimmig angenommen. Der sünste Vorbehalt verlangt, baß die Gutachten deS Gerichtshofes öffentlich erstattet werben und baß ohne 'Zu stimmung ber Bereinigten Staaten kein Gutachten i« einem Streit abgegeben werde« kann, an dem die Vereinigten Staate« beteiligt sind ober erkläre«, daran ei» Interesse zu haben. Man kam überein, daß der erste Teil diese» Vor behalts nach der jüngst erfolgten Acndcrung der Geschäfts ordnung beS Gerichtshofes keine Schwierigkeiten mehr bereite. Den zweiten Teil deS Vorbehalts bezeichnet«: der Präsident als de» Kcr» des ganze» Problems und bedauerte, daß die Vereinigten Staate» keinen Vertreter entsandt hätten, weil gerade zu dieser Frage »on den amerikanischen Vertretern wertvolle Erläuterungen hätte» gegeben werden können. Tie Beratungen werde» am ^.nnerStag fortgesetzt. iW. T. B.) Eröffnung de» mexikanischen Kongreffes. Berlin, 2. Sept. Wie die „Germania" berichtet, wurde der mexikanische Kongreß gestern abend eröffnet. Es wurde eine Botschaft des Präsidenten EalleS verlesen, in der der Meinungsaustausch zu be» Vereinigten Staaten von Nord amerika über Land- und Oclgesetze und die von den Ver einigte» Staaten gewünschten Abänderungen erwähnt wurden Der Kongreß wird sich hauptsächlich mit der Kirchen frage und mit der sozialen Gesetzgebung befassen. sT.-N.I Gegensätze zwischen Plastiras'un- Kon-ylis. Bor dem Prozeß gegen Pangalo». Athen, 2. Gept. Jn der nächsten Woche beginnt tn Athen der Prozeß gegen Pangalvs und seine Mithelfer. Im Zusammenhang damit steht eine ttebersührnng PangaloS von Kreta nach Athen bevor. Die Anhänger de» Generals Plastiras und der größte Teil der Athener Prelle fordern die Erschießung de» Generals Pangalo» «nd seiner Genoffen, während General Kondylis und Staatspräsident Konduriotis dagegen sind. General PlastiraS hat erklärt, daß Kondylis und KonduriotiS mit Parlament und Parteien regieren müßten: anberiisaüs würde er an der Spitze der Truppen das Regime von Kondylis stürzen. Man sieht also daraus, daß auch der jüngste Staatsstreich noch nicht der letzte in Griechenland wird gewesen sein. Die FrmlrausfreHrmg in Berlin. In der großen deutschen FunkaiiSstellung, die a>m Freitag- vormittag feierlich der Oeffentlichkcit übergeben werden wird, fand am DonncrStagnachuttttag eine V o r b cs i ch t i g u n g statt, an der Vertreter der Behörden, der Industrie und der Presse teilnahmen. Nach der Vorführung des Funk« propaaandasilms gab der Direktor des Messeamtes, Dr. Schick, einen Rückblick auf die Entwicklung der Berliner Fachausstellungen, deren Erfolge er die Schmierig, ketten gcgenüberstellte, die heute die s^enaniite allgemeine Mustermesse in anderen Städten zu verzeichnen hätte. Berlin sei im allgemeinen von den Sorgen anderer Messe städte verschont geblieben, und der Erfolg seiner Fachaus stellungen habe gezeigt, daß eo sich auf dem rechten Wege befinde. — Dann sprach ein Vertreter de» Verbandes der Funkindustrie, der an die schwere Krise erinnerte, die diese jüngste der deutschen Industrien zu verzeichnen hatte. Trotz, dem werde diese dritte deutsche Funkansstellung wieder die größte der Welt sein. Sic werde große Fortschritte in tech nischer Hinsicht bringe», die den Beweis dafür lieferten, daß die deutsche Funkindustrie gegenüber den Schwesterindustrtcn des Auslandes leistungS- und konkurrenzfähig geblieben lei. Im Anschluß hieran fand dann ei» Rund gang durch die Ansstclliiiia statt. Gegenüber dein Vorjahre hat sich die Zahl der anSstellcnden Firmen, die fertige Empfangsgeräte auf den Markt brachte», wesentlich verringert. ES lmt eine starke Arbeitsteilung Platz gegriffen, indem sich eine Reihe von Firmen nur mit der Herstellung bestimmter Einzel- icllc beschäftigt, wodurch eine weitere Verbesserung ber Qualität bei de» einzelne» Fabrikaten erzielt worden ist. Auch die Normung i m R » ndf u n k trat durch eine kleine Ausstellung vor die Oeffentllchkcit. Dieser Normung ist seit langem von den Interessenten 'größte Aufmerksamkeit zn- gcwcndet worden. Die Ausstellung zeigt die bisher sch",i fest gelegten Normen nnd Normiingsentivürfe, die die verschieden« stcn technischen Einzelteile betreffe». Ruhrepidemie bei Dortmund. Einer Blättermcldnng zufolgc ist in Erwitte, einem Nach barort von Dortmund, eine Ruhr-Epidemie ausgebrochen. Dreißig Personen sind erkrankt, zehn Kinder sind gestorben. Die Kranken sind in Baracke« »ntergcbracht. und schule Fortbtlbringsschulpflichr. Knaben u. Mädchen werd. s. d. 4. Obi. Ostern ausgenommen. S. Pre , rospcki st". Rackows Kandels- u. Sprach- Mmatttt 15. Inh. Rich. Rochow u. Or. Fritz Rackow. 8 Max Reinhar-ls Kunstaeheimnis. Dramaturgische Erinnerungen von Karl Strecker. Im heutigen Theatcrbetrteb ber Retchöhauptstadt bet I einer Direktion, die drei große Bühnen leitet, Dramaturg zu sein gehört keineswegs zu dev Lebens ungemischten Freuden Wenigsten» nicht für ruhige Schretbttschrnenschen, die an Be trachtung mehr al» an -Hatz und Schwatz gewöhn« sind und nicht über die nötige Andacht verfügen, zwei frühe Bor Mittagsstunden schon wegen der Umbesetznng von Rollen für plötzlich erkrankte Schauspieler oder filmende „Prominente" m grvrnlo den Kopf zu zerbrechen, mit nervösen Regisseuren, mit ebenso nervösen Angestellten, die sich selbst inszenieren —, aufgeregten Mimen, nicht aufgesührtrn Schriftstellern sich zu «plagen und unter ständigem Telephongekltngcl Lieb Idabertnnen anzuhvrcn (die schon am Vormittag mit auS- lacschntttenen Kleidern und ausgcschntttenen Kritiken herum Ilaufen), — um schteßlich über einen Berg von Bühnen Imanuskrtpten — „den Einlauf de» Tages" —, tn sein Zimmer l-u stolpern und zwei Dutzend Briefe von Verlegern und lAutoren zu öffnen, in denen beweglich geklagt wirb, baß da» Ikingereichte Meisterwerk noch immer nicht angenommen, ge« schweige denn aufgestthrt sei. Dann kommen Besuche — sie erwecken eine sehnsüchtiae Erinnerung an die stille Arbeit», smbe babetm, wo die Bücher an den Wänden so schweigsam sichen, wo über beir Schreibtisch hinweg der Blick aus die lallen Gartenbänme ber Maaßcnstraße fällt. Da versteht man lrccht da» Wort de» Zarathustra: „Fliehe, mein Freund, in löeine Einsamkeit. Nicht ist cS dein Los, Fliegenwedel zu Iscin." Und doch gehören diesem Jahre bei Reinhardt — ab» iöesehen von manchen netten Menschen und prachtvollen Illünstlern, mit denen man näher bekannt wurde — ein paar Ider köstlichsten Erinnerungen meine» Leben» an. Im Halb- löunkel liegen sie wie unsere Träume. Ein Neinbrandtschcv Ißalbbunkel, nur da» worauf eö ankommt, nur die Bühne ist lerhellt und manchmal auch inmitten de» schwarzen Zuschauer» Iraume» da» Rcgiepult. Manchmal — denn sehr oft und Inomentlich während ber ersten Tage einer Probe ist Rein. Ibardt auf der Bühne und steht «n seinem dunklen Sakkoanzng Idem gerade mit seiner Rolle ringenden Schauspieler «ah«. Er list ihm wirklich nahe Er ist sei» bester Kollege. Freund. Mit» larbciter und Führer Er lenkt den Darsteller ohne viel zu Isprechen an unsichtbaren Fäden Durch den bellen Blick, ein Iffapfntcken nnd dann mit ein oder zwei kargen Warten führt ler ihn, wohin er will. Hier ist einer ber Darsteller unsicher, Irr tastet, er versucht, er fühlt, daß er ans dem falschen Wege ist, er zittert nnd ist dem Verzagen nahe, weil cS nicht ge lingen will. Jn seiner Erregung trifft er einmal das rechte Wvrt und spricht eS lebendiger als sonst. Da kommt ein halb lautes: „Autzgczetchnetl" ans dem Munde beö Spielleiters, begleitet von einem freundlichen Lächeln und Kopfnicken -- sieh da: mit einem Male ist von dem Sprecher alle Unsicher heit verflogen, er fühlt festen Boden unter den Füßen, er glaubt an sich, an sein Talent, Ton »nb Geste treffen daö Rechte, ber Schauspieler hat die Rolle gefaßt, er ist sicher. Oder: hier läßt der Probierende ein wichtiges Wort fallen Sogleich hebt eS der Spielleiter auf, streicht darüber hin, ver wandelt es tm Umsehen und reicht cS blitzend im vollen Glanz und in seiner tiefsten Bedeutung zurück. Der Schauspieler spricht eö nach und auf einmal lebt der ganze Satz, der vorher tot schien: daS Stück bewegt sich vorwärts. Hier haben wir zwei ber Hauptvorzüge Reinharbtschcr Spielleitung, die seine künstlerischen Siege erklären: er ist ans den Proben der beste Freund beS Schauspielers und er ist der weitaus beste Sprecher. Langsam, von Tag zu Tag merzt er sebe falsche Betonung, jede falsche Geste aus. So ruhig er im Anfang auf der Bühne steht, um da» richtige Sprechen de» Texte» zu überwachen, so lebendig wird er. wenn es gilt, eine Ensembleszene zu beleben. Da springt er wohl selber zn, faßt die Nächststehenbcn bei den Händen, reißt sic vorwärts, in die Mitte ber Bühne, wirft sich lbet einer Probe Hab' tch'S so gesehen) auf die Knie, hebt die Hände, kurz, er ist seht der Führer, der sich allen voran tn die Schlacht stürzt. Nie habe ich ckvn Reinhardt einen jener technischen Aus drücke gehört, mit denen die modernen Bücher über Regie ldencn ich damit nicht ihren Wert absprechcn will) jonglieren, etwa: „hier muß aufgelockert werben". Er macht auch keine Mätzchen einer Zettstrümnng zuliebe oder verrennt sich in eine Schablone, ein System. Er betätigt sich auch — allem Brauch zuwider — nicht politisch. lSS gibt nämlich fast ebenso viele politisierende Schauspieler, wie schausvielcrndc Politiker.) Er hat wichtigeres zn tun: er weilt im Geiste bei dem Dichter seine» Stücke», als besten Stellvertreter und Anwalt er sich fühlt und sein höchstes Ziel ist, ein so inneres Verhältnis zu dem Stück »n gewinnen, wie eS der Dichter selbst hatte, während er sein Werk schuf. Er kann -a» stolzbcscheidene Wort Friedrichs auf sich anwenden: er ist der erste Diener seines Theaters. Daß Tadel unfruchtbar, Besscrmachen aber ber stärkste Antrieb ist. hat dieser Spielleiter stets gewußt und zu seinem Grundsatz gemacht. Er hütet sich, den Nervösen, leicht Kopf« losen, zu unterbrechen, wenn er sm Zuge ist. Gr nimmt sht, nachher beiseite und spricht mit ihm das Nichtgclungene bttrch. Sr beobachtet still »nd kennt jeden besser, als er glaubt. Seine Menschenkenntnis tritt am erstaunlichsten hervor, wenn er cs mit dein Eigensinn eines „StarS" zu tun hat. Es gibt selbst bewußte Größen, die selbst dem besten Regisseur kein Be stimmungsrecht über sich zugestchcn. Mit ihnen in Streit zu geraten, Ist Sache des StümpcrS. Reinhardt läßt sic eine Weile ganz i» Ruhe, dann kommt er auf dem Weg über andere Schauspieler zu ihnen. So habe ich mit unendlichem Genuß beobachtet, wie er einen nnscrcr glänzendsten Komiker, der nicht nur äußerst selbstbewußt jnttt Recht), der auch ein sebr gescheiter, witziger und schlagfertiger Kopf ist und sich so leicht nichts sagen läßt — langsam auf Umwegen dahin führte, wo er ihn haben wollte. Er macht eS etwa so, daß er einem anderen Darsteller eine bestimmte Stelle seiner Rolle Vor spiel« nnd dabei die Entgegnung seines Partners — eben jener Berühmtheit — ebenfalls, wenn auch absichtlich flüchtiger und gleichsam so nebenher — spricht — und mit Gesten begleitet. Entzückend, wie der „Prominente" hierbei Auge und Ohr war. obwohl er tat, alö ging cS ihn nicht» an, wie er später (nicht sogleich) aus die Wege einbog, die Reinhardt für zweckmäßig hielt. Schließlich wußten ja beide, was sie einander wert waren. Von wie viele» Schauspielern hört man nicht, baß sic mit keinem Regisseur lieber arbeiteten, als mit Reinhardt, ob wohl eö glücklicherweise außer Reinhardt noch eine Anzahl sehr tüchtiger Spielleiter gibt. Ein so offener Künstler, wie Albert Basscrmann, äußerte sich einmal darüber: „Un vergeßlich ist dtc Erinnerung an die Proben »nter Reinhardt: wie Darsteller und Regisseur sich aneinander steigerten. Denn wenn Reinhardt vor mir saß, dann war cs nicht bloß die Fülle seiner Einfälle »nd Anregungen, die mich bereicherte, sondern von seinem strahlenden Gesicht, wenn die Einfälle eines Dar stellers ihn überraschten und überzeugten, ging ein so starker Strom von Spiclsrciide auS, daß er auf alle Nerven wirkte. Ich sehe Reinhard! noch immer bet den Proben deS „Wallcn- stcin" vor mir: wie er etwa die Szene der Generale In den „Piccolomini" zu beleben wußte. Ich erinnere mich an „Viel Lärm »m nichts". — waö Reinhardt bet ber Szene rinftel. in der Benedikt daS Gespräch seiner Freunde belauscht. Und noch höre ich das herzliche Lachen NctnhardtS bei den Proben zn sener Eruption eine» herzbcfreicnden UebermutS, der Auf« fübrung von „Der Widerspenstigen Zähmung". Ich glaube, ich habe keine Vorstellung erlebt, die so ur sprünglich wie diese aus dem Geist der Schauspielkunst er wachsen ist. Was ich mir alle die Jahre hindurch gewünscht habe * „Ja, dies Lachen Reinhardt», des Wortkargen, ist so »n- sagbar gewinnend."
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