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so. Jahrgang. ALIS. > 'ä Freitag, 14. Januar ISIS. Drahtanschrift: Nachricht« »«««. Fernsprecher-EiNnmelnumimr: LSLtl. I8TE »ezn,, - »«Lühr »t«rt«l>i>hr»ch in Dre»»en det pnelinnlizer Jutta,ung (an Conn- und Montagen nur ein- mal) 2.85 M., tn den «orerten 3.80 M. Bei einmalig»! Zustellung durch die Post 3 M. «ohne Bestellgeld), «»grl,»». Preis». Di, einstniliig« Zeile tettoa 8 Süden) SOPs.. Vorzug»pt8tze und Anzeigen tn Stummem nach «.»»> und Fdlerlagen laul Daris.—«uawarNgeNustt»,« nur gegen vor-u,d«p>hlung. - «ettgdlai» 10 Pf. Cchrisiieiütng und HauptgeichästrsteUe: Marienftraste Ni/4V. Druck u. Verlag von Liepsch L Rrichardl in Dresden. Nachdruck nur mit deulllcher Ouellenan^lb« t.Dreadner Rachr.*) Mlckiflg. — Unoerlangle SchrtitiMcke werden nicht auftewahrt. eornpkiaster d-settigt Kiatllwk-LULSN unck 50 ?k. Verrsnck nach ausvärts. LSu1«1. Sol»po1dstls. vrosäSL-ä.. Sssrzvulor. in a»on ^iton unck Lrsislagsn kiir Sckiule uns iiau». Idlmil Xünigi. ttollielerant, lellrl kmui, VV-Nstr-üe LS. Ppotheler Peler» ldiltteerriot, aromatischer inil Ntlimalren uaU ieeltlilo, au» irisch. Eiern u. Megerschem Medltinalttan. ohne schlecht. Trangeschm. »nochen u. Lewebe bildend. Her- »nstui-inba ilinckon ».Erwachs»»»!-.Dritten. Ir oilllnÜuIlu lullllvl ttunaen. und Halslelden .50 u. 2,50 MI. Natentamtl.,eecii Vor Nachahmung wird gewarnt! Alleim-crkaui u. Beriand i. d. Königr. Sachten: Ssloinonis /^pstksks, llkniill-ii.. leiimirlil I Dvr livderirrm »nochen u. Gewebe bildend. Her- «nl,u,>>nl,o ltjnilon u. Er, vorragende» Heilnährmittel iilr aullNübllv Itlllillil Zungen, und Halsleiden. Kilkperichw . Magert., engl. Nranih. ir. Fl. 0.75, 1.50 u. 2.50 MI. I> - - dklitnimi Ichtlillikl ei iüüHSH^ /Xckolk k4Stsr- Verranck n.cd »»»»llrir. — Katalog leomenlo». Ae k. u. k. Tmppen sechs Kilometer vor kettinje. Bnlßiche LSsenmildnnzen.— 81« Italienisches Laaer In Brand geschaffen. - Sie Schlacht ans Sallisioli am 8. und S. Faniiar. ffnMche Bergarbeiter gegen die Wehrdfficht. — Bewaffnung der sranMchen Handelrdamvser im Mittelmeer. Ststerrrichisch-nngarischer Briegadericht. Wie«. Amtlich mir- »erlautbart de« 10. I««. 1910: Russischer Kriegsschauplatz. I« Ostgalizien «nö a« der beßarabischen Front steLeoweise Geschchtzkampf. Sonst keine besonderen Ereig» «iffe. Die amtliche russische Berichterstattung hat es sich in der letzte« Zeit zur Gewohnheit gemacht, der freie« Erfindung kriegerischer Begebenheiten den weitesten Platz einzurLnmen. Entgegen alle« russischen Angaben sei ausdrücklich heroorgehoben, daß unsere Stellungen östlich der Strzspa «n» «n der betzarabtfche» Grenze — ,»» eine« einzige« Batatllonsabschnitte abgesehen, de« wir um SV« Erlitte znrücknahmen — genau dort nerlanse«, wo sie ver» liefe«, ehe die mit «roher militärischer und jonrnalifttscher Anfmachnn« eingeleitete nnd bisher mit schweren Verlusten für «nser« Gegner restlos abgeschlagene russische Weih- «achtsofsenstve begann. Sind sonach alle gegenteilige« Nachrichten ans Petersburg falsch, so beweisen anherdem die Ereignisse i« Gtidweste«, dah die vergeblichen russischen Anstürme am Dujeftr und am Prnth anch nicht zur Ent» laftnug Montenegros beizntragen vermochten. Italienischer Kriegsschauplatz. An Südtirol beschoh die italienische Artillerie die Ortschaften Creto und Por; auf Roncone warfen feindliche Flieger Bomben ab. ohne Schade« anznrichteu. Nago löst» lich Rivas stand gleichfalls unter fcindlichem Feuer. Unsere Artillerie schob das italienische Lager südlich Poutafel in Brand. An der küstenländische« Front hielten die beider, seitige« GeschStzkämpfc im Tolmein- und im Doberdo- Abschnittc an. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die an der Adria vorgehende österreichisch-ungarische Kolonne hat die Montenegriner ans B « d« a vertrieben nnd de« nördlich der Stadt aufragenden Maiui Brh in Besitz genommen. Die im Lovcen-Gebiete operieren de« Kräfte ftande« gestern abend 6 Kilometer westlich Eettinie i« Kampse. Auch die Gefechte bei Grahovo ver laufe« günstig. Nnsere Truppen sind im Talbscke» vor» gedrungen. Fm Grenzranme südlich von Avtovac über» sielen wir den Feind in seine« Höhcnstellungen. Er wurde geworfen. F« Rordoste« Montenegros ist die Lage un verändert. Der Stellvertreter des Chefs des GeneralftabS: sW. T. B.s v. Höser, Feldmarschall^öentnant. zur Srössnung des »reubischen Landtags. Der preutzische Landtag hat sich durch die sachliche Grob' zügigkeit seiner Verhandlungen dnrchgehcnds ein starkes Ansehen wett über die schwarz-weißen Grenzpfähle hinaus zu bewahren gemuht nnd dadurch die natürliche hervor ragende Stellung, die der Volksvertretung des führenden Bundesstaats zukommt, wesentlich gokräftigt. Es ist daher eine sehr begreifliche Erscheinung, dah sich der jetzigen zweiten Kriegstagung des preuhischen Parlaments, die neben der sechsten des Reichstages verläuft, ein allgemeines Interesse zuwendet. Die beiden Gegenstände, die auch auherhalb Preußens die Aufmerksamkeit der politischen Kreise erregen, sind der Haushaltsplan mit seiner erheblichen Erhöhung der Ein kommen- und Ergänzungssteuer, sowie die in der Thron rede gegebenen Andeutungen über die Wahlrechtsreform, die schon lange vor dem Kriege die parteipolitische Lage in Preußen beherrschte und die Geister heftig aufeinander- platzen lieb. Her preußische Staatshaushalt ist durch den Krieg in weit empfindlicherer Weise in Mitleidenschaft ge zogen worden als der Haushalt deS Reiches. Im Reiche wurde eine weitgehende Entlastung des Budgets dadurch berbeigcfiihrt, daß man alle Ausgaben für Heer und Flotte ^s dem ordentlichen Etat hcrausnahm nnd auf den außerordentlichen Kriegsetat übertrug. Da außerdem für das Reich der Wchrbcitrag zur Verfügung staud, konnte das Rechnungsjahr 1014 trotz des Krieges mit einem Ueber- schuß abgeschlossen werden, und wenn auch das lausende Finanzjahr einen Fehlbetrag ausweisen wird, insbesondere durch die beträchtlich gesteigerten Anforderungen für den Neichsschuldendienst, so wird doch nach sachverständiger Schätzung das Mindercrgebnis nicht allzu hoch sein. Der preußische Staatshaushalt zeigt demgegenüber starke Einnahmeausfällc bei den Ueberschußverwaltungen und wird außerdem durch die Mehrausgabe im Schuldcndicnst zur Verzinsung der bewilligten Kriegsfürsorgekrcüitc in Höhe von über iVa Milliarde Mark schwer belastet: über dies ist ein Fehlbetrag aus dem Jahre"1914 von 116 Millio nen zu decken. Die Bestreitung dieses Mchrbedürfnisses verursacht deshalb besondere Schwierigkeiten, weil in Preußen die dringend notwendige organische Reform des Stcuertarifs auf die lange Bank geschoben worden ist und man seit 1909 mit mechanischen, nicht der sozialen Leistungs fähigkeit entsprechend abgestuftcn Zuschlägen zur Ein kommensteuer von durchschnittlich 2ö v. H. „fortgcwurstclt" hat. Diese Versäumnis rächt sich jetzt empfindlich, da der jetzige Zeitpunkt für die Durchführung einer umfassenden Steuerreform nicht geeignet erscheint und deshalb nur der Ausweg einer einfachen Erhöhung der Zuschläge übrig bleibt. Von welcher einschneidenden Wirkung eine der artige Maßregel sein wird, legt der freikvnscrvativc Ab geordnete Freiherr v. Zedlitz im „Tag" dar. Er ist der Meinung, dah man mit einer Verdoppelung der Zuschläge i kaum auökommcn werde, und rechnet heraus, daß zuzüglich ^ der ebenfalls vielfach erhöhten Gcmcindcsteuerzuschlügc in ^ manchen Gemeinden die Gesamtsteucrlast bis zu 20 v. H.! des Einkommens betragen werde, so daß dann beispiels weise ein Einkommen von 10 000 Mark insgesamt 2000 Mark Steuern zu zahlen hätte. Ein Vergleich dieser preuhischen Steuerver- hältnisse mit den sächsischen läßt erkennen, wie gut mir uns in Sachsen dadurch gebettet haben, daß unsere Regierung und Volksvertretung rechtzeitig an die Ein führung eines organischen Stcucrtarifcs herangctrcten sind, der die steuerlichen Kräfte des Landes nach Maßgabe der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Steuerzahler voll zur Entfaltung bringt. Im Anschluß daran konnte auch die sächsische Regierung zur Deckung des durch den Krieg verursachten finanziellen Mchrbedürfnisses auf die Erhebung eines rein mechanischen Steuerzuschlagcs ver zichten und diesen von vornherein in einer in sozialer Hinsicht möglichst gerecht ausgleichendcn Weise abstufcn. Auf jeden Fall zeigt das preußische Beispiel, wohin cs führen mutz, wenn dem ruhelosen, ungestümen Drange nach einer unvernünftigen Erhöhung der direkten Steuern, wie er leider in gewitzen Kreisen vorhanden ist, un beschränkt nachgegebcn wird. Hier ein Halt zu gebieten und klar und bestimmt die Grenze zu bezeichnen, über die keinesfalls hinansgegangen werden darf, ist die gebiete rische Pflicht der verbündeten Regierungen und aller ihrer Verantwortung bewußten Einzelparlamente sowohl wie des Reichstages. Für Preußen insbesondere erwächst nach dem Kriege die dringliche, keine längere Verzögerung duldende Aufgabe, die Einkommen- und Ergänzungs steuer mit der Leistungsfähigkeit der Steucrpslichtigen in Einklang zu bringen. Die Frage der Sicherung unserer Volkscrnährung während des Krieges wird natürlich auch im preußischen Parlament einer gründliche» Erörterung unterzogen wer den, und gewiß wird mancher sachverständige, der All gemeinheit dienende Betzerungsvorschlag dabei zur Sprache kommen. Zu wünschen ist nur. daß dieses in der Presse, im Reichstage und tn zahlreichen einzelstaatlichcn Volks vertretungen bereits mit größter Ausführlichkeit be handelte Thema mit der gebotenen Kürze erledigt und im Zeichen einer weisen Beschränkung zum Abschluß gebracht wird. Nach der ganzen Tradition, die im preußischen Landtage herrscht, erscheint wohl die Annahme berechtigt, daß dieser Wunsch in Erfüllung gehen und vor allem in den Vollsitzungen eine überflüssige und lästige Wieder holung der eingehenden Ansschußvcrhandlungcn vermieden werden wird. Die Wahlrcsorm wird in der vom Geiste natio naler Kraft und tiefstem, sittlichem Ernste getragenen Thronrede nur gestresst, und zwar in dem Zusammen hänge, daß sie als künftiges Friedenswerk mit von dem gegenseitigen Vertrauen und Verstehen beherrscht werden müsse, das fortan unsere ganzen öffentlichen Einrichtungen zu durchdringcn habe. In der Thronrede vom Jahre 190t war über die Wahlresvrm solgendes gesagt worden: „Es ist mein Wille, daß die aus der Grundlage der preußischen Verfassung erlassenen Vorschriften über das Wahlrecht zum Hause der Abgeordneten eine organische Fortentwicklung erfahren, welche der wirtschaftlichen Entwicklung, -er Aus breitung der Bildung und des politischen Verständnisses, sowie der Erstarkung staatlichen Verantwvrtlichkcitsgcfühls entspricht. Ich erblicke darin eine der wichtigsten Ausgaben der Gegenwart." Die dann cingebrachte Vorlage scheiterte, weil die Parteien sich mit der Regierung nicht zu einigen vermochten. Die Andeutung in der jetzigen Thronrede ist zweifellos dahin zu verstehen, daß die Negierung »ach dem Kriege aufs neue versuchen will, die Sache zu einem guten Ende zu bringen, und daß sic auf die günstige Wirkung des Burgfriedens dabei hofft. Auf jeden Fall aber wird die preußische Regierung nur einer solchen Regelung ihre Zustimmung geben, die dem Wahlspruch der Thronrede entspricht. „Was Feindschaft als Zwang auogibt, ist Freiheit, aus Ordnung gebaut". Das ist ein goldenes Wort, dessen Wahrheit sich in diesem Kriege an uns aufs glänzendste bewährt hat und das auch nach dem Kriege vorbildlich bleiben muß und wird sür unsere gesamte innerpolitische Entwicklung, im Reiche sowohl wie in den einzelnen Bundesstaaten. Gallipoli und Saloniki. Berlin, den 10. Januar 1910. Am Schluß eines Artikels vom 7. Juni v. I. jagte ich, den Engländern und Franzosen bliebe die Wahl, „ob sic sich mit ihrem Dardancllcn-Unlernehmcn blamieren wollen, indem sic es sortsetzcn, oder indem sic cs aufgeben". Sie haben unsere Erwartungen übcrtrossc», indem sie sich sür beide Wege entschieden. Nachdem ihre mvnatelangen Be mühungen, von der Küste bei Scddul-Bahr und Art-Bur»n aus dem Wege nach Kvnstantinvpel Boden zu gewinnen, an dem heldenmütigen Widerstande der Türken unter schweren Verlusten gescheitert waren, gelang es Anfang August vorigen Jahres einer neuen starken Armee der Engländer unter General Hamilton, überraschend in der Snvla-Ba:, in Flanke und Rücken der türkischen Gallipoli-Stellung. zu landen. Dann ließen sie den Türken Zeit, ihre Reserven heranznführen, durch deren kraftvollen Angriff sie mit blutigen Köpfen an den Strand des Meeres znrückgeworsen ivurden. Dort haben sic seitdem ein ebenso trostloses Da- sein wie die vor ihnen gelandeten Truppen geführt, bis cs ihnen in der nebligen Ätacht vom 19./20. Dezember v. I. gelang, gemeinsam mit den bei Ari-Bnrun lagernden Truppen unter dem Schutze eines aus der Richtung von Scddul-Bahr geführten Angriffs und unter Znrücklatzung eines großen Teils ihres Kriegsmaterials, ihre Schiffe zu erreichen und zu fliehen. Hiernach war mit Sicherheit zn erwarten, daß die bei Scddul-Bahr noch zurückgebliebenen Truppen die erste günstige Gelegenheit benutzen würden, um dem Beispiele der anderen zu folgen. Las ist, soeben cingetroffenen Nachrichten zufolge, in der Nacht vom 8./9. d. M. geschehen. Das ist das Ende einer der unüberlegteste», abenteuer lichsten Unternehmungen, die die Kriegsgeschichte kennt. Jeder Dilettant kann ähnliche Streiche ersinnen wie der Erfinder des Dardancllcn-Unternehmens. aber nicht überall kann ein Dilettant die Macht zur Ausführung solchen Streiches gewinnen. Er hat den Engländern, von dem Geldaufwand ganz abgesehen, nach amtlichem Eingeständ nis mehr als 200 000 Mann gekostet, den Franzosen ver hältnismäßig wohl nicht weniger. Schwerer noch als diese Verluste wiegt die Einbuße an Ansehen, die beide, besonders in der mohammedanischen Welt, erlitten haben. Sic wird sich noch lange und in zunehmendem Maße fühlbar mache». Man begreift die Sorgen, die den Engländern die Sicher heit des Weges nach Indien bereitet.