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s. Müller, prsger 3tr. 32. Weinrestaurant ^ Kaktee c^ikral. ^ Ittss/zillkr ^sNIreia»; kl.ukelten! »»eeoiKi Künstler-l<on2ert. Friedensvorbesprechungen mit Rußland? Vorbereitungen Suglanbr für den Srieben.. KVVd Deutsche uns der Schuldlifte. Zürich, 11. Nov. Aus Rom wird, gemeldet: In diplo matischen Kreisen verlautet. England werde dieser Tage den alliierten und assoziierte» Regierungen den Vorschlag unter breiten, die russische R c gier u n g bereits für Dezember oder sogar früher zu einer Vorbesprechung über den Frieden etMuladen. Es soll dann später eine formelle Friedenskonferenz einb-crufcn werden, zu der, da die neu tralen Läner ihre Beziehungen zu Rußland längst ab gebrochen haben, auch diese -eingeladen werden. Ebenso be steht auf englischer Leit« eine gewisse Neigung, Deutsch land zu den Verhandln» g e n h crauzuzi e hen. — Aus Paris wird gemeldet: Es steht seht fest, daß die eng lische Regierung Frankreich formell mitgcteilt habe, daß sie ihre militäris ch e u n d finanziell -c Beihilfe zur Iuteroention gegen den Bolschewismus in Rußland all mählich zurück zieht. Pichvn hat gegen diese Ver tragsverletzung protestiert. Es scheint aber, daß sich die öffentliche Meinung in Frankreich allmählich beruhigt, nach dem sich berausgestellt hat, daß Lenin die A n e r k e n n u u g der Schulden des Zarismus versprochen hat. Polnische AriedenSvermittlnng? Amsterdam. II. Nov. Einer Reutermcldnng zufolge be richtet das Arbeiterblatt „Daily Herold" aus Warschau: Die polnische Negierung beabsichtigt, alle kriegführenden Parteien in Rußland aufzufordern, die Feindsel leiten am 25. d. M. e i n z u st e l le n und Delegierte Warschau zu entsenden, die Wer den sofortigen all gemeinen Frieden beraten werden. Die Großmächte sind ebenfalls -aufgefordert morden, Delegierte zu entsenden, um an der Konferenz tcilzunehmen, die am 15. Dezember stattfinden soll. Die Zriebeusbebinguugen der Sowjets. Bern. 11. Nov. Londoner Blätter melden, daß die russische Räteregierung England folgende Kriedeus- dedingungen unterbreitet hat: 1. Alle innerhalb der Grenzen des früheren russischen Kaiserreiches bestehenden Regierungen bleibe» bis zu einer endgültigen Entscheidung im Amte. Kein Regime darf mit Gewalt gestürzt werden. 2. Aufhebung der Blockade und Wiederaufnahme der Hanbelsbeziehüngen. 8. Der Räteregierung muß das Durchgangsrrcht auf allen Verkehrswegen und in allen Häfen des ehemaligen Zarenreiches z»gesichert werden. -1. Freier Zutritt aller Bürger des bolschewistischen Rußlands zu allen alliierten und assoziierten Ländern unter der Bedingung, daß sie sich nicht in innerpvlilijche Verhältnisse cinmischcn. Die Räteregierung bietet Gegc n- seitigkeit an. 5. Vollständige gegenseitige politische und militärische Amnestie. 6. Rückzug der fremden Truppen aus Rußland, Ein stellung der militärischen Hilfe dnrch die Alliierten und gleichzeitige Verminderung der bestehenden Lruppeuver- bänbe. 7. Die Räteregierung anerkennt alle Finan-ver pflicht ungen des früheren russischen Kaiserreiches. Gegen die Oftpolitik de» Verbände». Berlin, 11. Nov. Der hiesige ukrainische Gesandt« Nikolai Porsch hatte gestern eine I^stündige Unter redung mit dem Vorsitzenden der interalliierten Kommission für das Baltikum-, General Nießcl. die der ukraini schen Frage, insbesondere dem Konflikt zwischen Petl- jura und Dcnikin, galt. Der ukrainische Gesandte schilderte das rücksichtslos« Vorgehen DenikinS gegen das nationale und kulturelle Leben der Ukraine, das bereits einen gewaltigen Aufstand der Ukrainer gegen die russische Besatzung entfesselt habe. Diese Erscheinung sei die Folge der bisherigen Ostpolitik der Entente, die zu wenig die gegen den Bolschewismus kämpfenden Bolks- kreise berücksichtige und tatsächlich nur einzelne grvßru'si'chc .Kasten und Klasse» begünstige. Die einzige Grundlage für den Wiederaufbau Osteuropas könnten nur die Völker des ehemaligen Rußlands selbst, besonders die Randvölker, bilden, die allein die nötig« Gewähr für eine dauernde Lösung der Ostfragen böten. General Nicßel bat um schriftliche Unterbreitung dieser Darlegungen zur Weiter- leitung an seine Regierung, was inzwischen erfolgt ist. (W. T. B.) Amerika «ad Gowjetrustland. Frankfurt a. M.. 11. Nov. Aus Neuyork wird gemeldet: Uni« r staa t ss e kr e t ä r Philipp bestätigte in einer R«de über die Haltung Amerikas gegenüber dem bol'che- «vistlschen Rußland, daß die Bereinigten Staaten keine Ausfuhrgenehmigung nach den Territorien, die zuim bolschewistischen Rußland gehören, geben. RotterLa«. 11. Nov. Laut „N. R. C." meldet -er Be richterstatter der „Times" aus Helstngfvrs: Es verlautet, daß Li« Bereinigten Staaten den Vorschlag gemacht hätten, Trotz!, zu fragen, ob er fetzt, da die Gefahr für Petersburg vorbei sei. bereit sei. bet der Einberufung einer in voller Freiheit gewählten Nationalversamm lung. dte über die RegierungSform Rußlands Beschluß fass«« soll, mitzuwtrken. Versailles. 11. Nov. Wie „LibcrtS" mitteilt, verlangt Frankreich die Auslieferung von 6000 Deutschen auf Grund des Artikels 223 des Fricdcnsvertrages. Die fran zösische Regierung ivird in der voin Fünferrat eingesetzten Kommission betreffend die Regelung des Gerichtsverfahrens dnrck) den Nnterftaatssekrctär für Mllitärju-stiz vertreten sei». lW. T. B.» Zur letzten Untente-Rote Berlin. 11. Nov. Wie der „B. Z. am Mittag" gemeldet wird, hat die R e i ch s r c g ie r u n g während der letzten Tage Gutachten von Sachverständigen zur Note der Entente über die Nichterfüllung d e s W a s f c n still st a n d s v c r t r a g e s eingefordert, namentlich auch über die Frage, ob Deutschland überhaupt noch im 'sitze von 400000 Tonnen an Baggern, Docks »sw. sei. Da diese Gutachten nunmehr vorliegen, wird das Reichst ab tnctt beute zur Entcntenote Stellung nehmen. lW. T. B.j Lübeck. 11. Nov. Die Handelskammer richtete an heil Reichskanzler das dringende Ersuchen, der neuen Entente- sordcrung auf Ablieferung von Schwimmdocks »sw. keine Folge zu geben, da diese den völligen Untergang der deutsche n Wirtschaft bedeuten würde: ebenso bat der Lübecker Senat seinerseits bei der Neichsrcgicvung diese Stellungnahme dringend unterstützt. Die weiter bestehende Ostseesperr». Berlin, 11. Nov. In der Bekanntmachung vvm 8. No vember über die Ostseesperre wird amtlich ergänzend gemeldet: t. Die Ostsieespcrrc besteht noch fort, so daß sich also deutsche Schiffe, die den Bestimmungen zuividerhandein, der Fortnahmc durch die alliierten Seestreitkräste ausietzcn. 2. Nur diejenigen Leichter, die bereits vor dem 10. November im Besitze von generellen Fahrtausweisen waren, dürfen ohne ausdrückliche Fährte r taub ins der alliierten Marinc- Wassenstillsta-udSkommi-ssion für jede einzelne Reise außer halb der Drei - Meilen - Grenze zwischen deutschen Häfen verkehren. Die Rot der Sa«rdevölker«nß. Saarbrücken. 11. Nov. In der StadtverorLnetensitzung von Saarbrücken wurde mi-t-geieilt, daß die Aussichten für die Versorgung des Saargebi-ets mit Milch trostlos seien. Der bisherige Bezug ans Elsaß-Lothringen iverde voraus sichtlich aufhören, so daß Milch nur noch für die kleinsten Kinder und für solche Kranke geliefert werden könne, bei denen der Arzt Todesgefahr feststellt. Auch hier ist zu be merken. daß die französische Militärverwaltung verfügt hat, daß den im Saargebiet wohnenden französischen Familien linier allen Umständen genügend Milch ohne Rücksicht auf die Versorgung der Saarbevölkerung gc- liefcrt werden müsse. Amerika» Vorbehalte. Washington. 11. Nov. (Reuter.) Der Senat hat bei der Diskussion über den Vorbehalt des SenaiSans- schusses für Auswärtige Angelegenheiten zum Artikel 10 des Friedensvertrags, wonach dem Kongreß das Urteil darüber zufällt, ob die Vereinigten Staaten ver pflichtet sind, die Unabhängigkeit und territoriale Unver sehrtheit einer anderen zum Völkerbund gehörenden Nation zu verbürgen, mit 48 gegen 36 Stimmen abgel-chnt und be schlossen, diesen Vorbehalt durch einen gemäßigteren zu er setzen. Die Anzeichen deuten auf die schließlich,: Annahme des A u s sch u ß o o r be h a l t c s gegen die Wünsche der R eg ie r u ng hin. (W. T. V.) Sin kämmender Protest der ehemaligen Kriegsgefangenen. Berlin. 11. Nov. In den Niesensälen der Berliner Börse fand heute abend die erste große Versammlung der Nei chsveretnig un geh cmaliger Kriegsgefan gener unter ungeheurer Beteiligung von An gehörigen der noch in Gefangensrlmft sch mackst enden deutschen Brüder statt. Die Redner des Abends waren der Bundcs- vorsitzende der Reichsverctingung, Barsanti. und Frei herr v. Lersner. Die Vereinigung zählt heute 600 Orts gruppen nn Deutschen Reiche und will jetzt einen flammen den Protest an alle Welt Hervorrufen dagegen, daß in Frankreich noch immer Hunderttausendr unserer Brüder in Elend und Sklaverei schmachten. Nach einem -ringenden Ruf an die Presse und einem Aufruf an die Berliner Be völkerung zur Massenbeteiligung an den dreißig Protestver sammlungen des nächsten Sonntags wurde ein« Entschließ ung angenommen, die einen Protest gegen die aller Mensch lichkeit spottende Zurückhaltung der lHefangenen in Frank reick) enthält. lW. T. B.i Dte Treiberei»« der Kommunisten. (Eigner Drahtbertcht der „DrcSdn. Nachrichten".) Berlin, 11. Nov. In der Sonntagsversammluug der Spartakisten in -er Böhowbraucrei teilten mehrere Redner mit, daß die kommunistische Revolution durch das Etsenbahnoerbot der Regierung für den deutschen Personen verkehr unmöglich gemacht wurde. Es dürfte aber keine zweite Wiederholung des revolutionären Erinncrunas- tages geben, ohne daß die Räterepublik in Deutschland Tat sache geworden sei. Die.Kommunisten setzten ihre Kämpfe mit den schärfsten Mitteln fort, um dieses Ziel zu erreichen. Schildert,« und Wucherdreise. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhundert.? gesegneten Angedenkens wurde einmal in Hannover ein großer Spielerprozcß verhandelt, in Lessen Mittelpunkt ein gewisser Seemann als hervorragender Falschspieler und Krawattenabschneider staub. Er führte in seinen Kreisen den Spitznamen „Der olle, ehrlicin' Seemmin", und dieser Ausdruck ist seitdem zum geflügelten Wort geworden. Die „ollen, ehrlichen Seemänner" der Vergangenheit waren aber die reinen Waisenknaben im Vergleich mit der neuen Gesellschaftsklasse der „ollen, ehrlichen Schieber", mit denen uns der Krieg beglückt hat, und Hie. noch heute in unserem wirtschaftlichen Leben obenauf sind. Wie Giftpilze wuchern diese unsauberen Elemente weiter und sauge» unserem unglücklichen Volte im wahren Sinne das Marl aus -den Knochen. Von schnöder Gewinnsucht schrauiculns be herrscht, jedes Verantwortungsgefühls gegenüber der All gemeinheit bar, nutzen die Schieber in kaltblütig grau samer Empfindungslosigkeit gegen die allgemeine Not die Verworrenheit unserer wirtschaftlichen und finanzielle« Lage für sich aus, indem sie den schlechten Stand unserer Valuta, der uns völlig zu erdrosseln droht uud an Seife« Beseitigung mitzuhclfen für alle berufenen nationale« Kreise oberste Pflicht ist, als Mittel gebrauchen, um die Preise für Lebensmittel unnatürlich hoch zu treibe« und dadurch ungeheuren Gewinn in die eigene Tasche zu leiten. Auf diese Weife ist -eS dahin gekommen, daß daN deutsche Volt in seinem Wcrmcnschlich schweren Daseins kämpfe gegen die harten Friedens-bedingungeu auch noch durch wucherische Verteuerung der notwendigen Nahrungs mittel und täglichen Bedarfsgegenstände auss äußerste ge hemmt und gefesselt uns an den Rand der Verzweiflung getrieben wird: und das geschieht durch eine Eliaue von erbarmungslosen Mammonsjägern, die mit launischem Be hagen Gewinn auf Gewinn ans ihren: verbrecherischen Treiben hänfen, während das hungernde uns frierende Voll in ohnmächtiger Empörung die Hände stallt und ver geblich der Regierung zuruft: „Landgraf, werde hark!" Gewiß soll von der Regierung nichts Nn.nöglichcs ver langt werden, und rein Vernünftiger wird fordern, daß ein amtlicher Federstrich mir einem Schlage dem Unwesen ein Ende mache. Die Bevölkerung ist auch einsichtig genug, um zu begreifen, daß ein beträchtlicher Hochstand de: Preise als unvermeidliches Uebel mit in den Kauf ge-wimneu werden muß. so lauge der Tiefstand unserer Valuta nn- -dauert. Was aber unbedingt beseitigt werden muß, ist die vom Schiebertum verursachte unnatürliche, schwer wucherische Steigerung der Preise und die. tnranuische Herrschaft der Schieber über -den Markt, die so weit geht, daß die amtlichen Stellen allgemeine Bedarfsgegenstände und für den Lebensunterhalt wichtige Waren nicht zu er schwinglichen Preisen zur Verteilung bringen tonnen, während sie zu S-chieberpreisen in Hülle und Fülle zu haben sind. Man sage nicht, daß diese Uevc!stände nicht 5» ändern seien, und daß wir uns mit fatalistischer Ergebenheit in die Tatsache der weiteren Herrschaft des Schicberiums schicken müßten, solange die unnormalen Verhältnisse auf dem Gebiete unserer nationalen Arbeit andauern und wir nicht imstande sind, durch erhöhte Erzeugung von Werten und Steigerung unserer Ausfuhr unsere Valuta wieder zir kräftigen. Daß es wohl eine Möglichkeit gibt, dem Schieber-- tum beizukommen und ihm sein lichtscheues Handwerk z:«i legen, beweist der Erfolg, der in England mit der Be kämpfung des Wuchers erzielt worden ist. Dort Hab das Zentralkomitee gegen Len Wucher, Las ans Ver tretern der Arbeitgeber, der Gewerkschaften und der Verbraucher besteht, genaue Untersuchungen angcstcllb über die Produkts ons- und die Transportkosten und das Verhältnis der Verkaufspreise dazu. Gleichzeitig! hat das von der Negierung gebildete Wucheramt energische! Maßnahmen gegen wucherische Preissteigerungen durch- geführt, und das gemeinsame Wirken -es Zentralkomitees! und des Wucheramtes in Verbindung mit dem starkeni moralischen Druck der öffentlichen Meinung hat cs z« , wege gebracht, daß beispielsweise jetzt Männeranzüge im guter Ausführung schon für 80 Schillinge zu haben sind. Ferner sind die Kleinhändler in Fischen, Früchten und (tzemüsen an das Mucheramt mit einem freiwilligen An gebot zur Begrenzung der Preise herangetreten. Sie wollen die Preise künftig ösfentlich bekanntgeben mit der Garantie, daß kein höherer Gewinn erzielt wird als -rv von der Regierung genehmigte. Des weiteren haben die Kvlonialwarenhändler an das Ministerium eine Eingabe- gerichtet, worin sie den Nachrvcis führen, daß der von ihuem erzielte Gewinn bei dem Verkauf von der öffentlichen Be wirtschaftung nicht unterworfenen Waren mit den Grund sätzen des Wuchcramtes übereinstimmt. Diese Eingabe soll dem Publikum zugänglich gemacht werden. Man ersieht aus dem englischen Beispiel, wievlek reicht werden kann, wenn Regierung freiwillig« OtWMdz