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70. Jahrgang. HK 140 DroM-mlchriNc D,»»I<»I»n «»«cd»». 8»n»pr»«-«>-Samm»Inumm«r. 28 241. Nur lUr 4Ia<tzI«»Iprach» 20011. . eÄ-,l,,il^» »o«> Iv. o>» zl. L.ärz >»2» , », .»«.ich »wecmuic, er 3u,,«„»„ r« „„»» c»t. c» ' l2)LVUl)t Poildezugspr«!» cur UUvnac März 1 -iiar» ohne Pvctzuilellunc,»a«vUi»r. «>»,».„»««»> >» P.»,»>,. Dt» Anzecg»» werden n»ch <Soli>c»«rc> »erechnei oc» »cncpaUlq» >0 nun vr»Ue 3'il» w psg.. itr auswarli' «,-> p,». yamc.l-n»>e,»>c,»n und Sleuenae uch« oicnr ^lNAkiZLlI^ L>Ik. Raval >0 Vjr,„ cu»erc,nld 7ic Pin., «» AI ,,»n melle Reirlacnececl» Id PI> »Kerl»,»'200 Piv olleriennekiikr >0 VIn Ausw Aultruc,» enen Dora»»»»'. «> Mittwoch- 24. MSrz 1S28 Schniil».!»»-' >M> S uptgetchSItsftellr: --rortr« >r, » Dnod u vertn^ von .i»»,ch » »»««naru cn Dresden. PofticheS,-Konto iOSLc Or»»U»». Nachdru t nu> m» «euntoder Quetieu n udc Dre-ftcier iin>»r »Um»,, Unr>eri>nu «» rciiilicch, werden n»d u .swudrt. KunstspislpiLno» »sik 1834 dsstbsv^sliotss OeislltLtskscdollest »<vIK«n I. Ls., 12 senoxoi-aoe LSssrns SDrsrSIsn Iw >«<t«» »««1>rn»c, in /cu-vsw ru bM>8»>e>> Prot»»» OLRLHSI'Iri'SNLlSSSN, WMSN.MIII «u» V»scv Uu»IN»««i> florisn eroekerls dlsekf. ELLÄ!?»" o»»»«»«-,-»». s»r». k«c 2L«o> Große Reichstagsmehrheit für Genf. Chamberlains Berlei-igung im Unterhaus. — Scharfe Angriffe Lloyd Georges. Lr. Lulhers Anlwork auf Tlrpih' Reichs!agsre-e. — Die Gens-Deballe im amerikanischen Senal. — Preuhen zum Flirslenkompromltz. Die Abslimmunaen. Berlin. 2« März. Die nach Abschluß der außenpolitischen Aussprache im Reichstag vorgcnommcncn Abstimmungen über die cingebrachtcu Anträge zeitigten folgendes Ergebnis: Das kommunistische M i s, t r a n e n o v v t u m wird gegen Deritichnationale. Völkische und Kommunisten ab- gelehnt. Ucber das de ntschnatiouglc Miß tränen ö- ootum. das sich gegen den Reichskanzler und den Außen minister richtet, wird namentlich adgcstimmt. Dasiir stimmen mit den Antragstellern die Völkischen und Kommunisten, die anderen Parteien stimmen dagegen. Das Mißtrauensvotum wird mit 259:141 Stimmen abgclchnt. Zur Abstimmung gestellt wird dann das „Bcrtrancnsvotum" der Völkischen. Ein Antrag der Regierungsparteien »ordert U ebergang znrTageöordnnng über diesen völkischen Antrag. Auch diese Abstimmung ist namentlich. Der Ucber- gaug zur Tagesordnung iibcr das völkische „Vertrauensvotum" wird mit 234 : l3l> bei einer Enthaltung beschlossen. Zur Abstimmung gestellt wird dann der Antrag der Wirtschaftlichen Vereinigung: den Eintritt tu den Völkerbund von einer Garantie für unveränderte Beibehal tung des Völkerbnndöratcs abhängig zu machen. Hierzu er klärt der Abg. Schul sz-Nromberg sD.-N.s, das, seine Freunde ihm zustimmen können, da er zwar eine Unzulänglichkeit, aber immerhin eine kleine Verbesserung bedeute Abg. v. Gucrard sZ.s lehnt den Antrag als überflüssig nach de» Erklärungen der Negicrnngsvcrtr tcr ab. Die Ab stimmung ist wiederum namentlich. Der Antrag wird mit 2 5 0 gegen >Sl> Stimmen abgclchnt. Daraus wird der Billignugsantrag der Regierungs parteien in ciusacher Abstimmung mit großer Mehr, heit angenommen. Dafür stimmten mit den Antragstellern anch die Sozial demokraten und de» Bayrische Bauernbund. Die Wirtschastspartei enthielt sich der Stimme. Die drei An träge aus Zurückziehung des Ansnahmegesuches in den Völkerbund werden abgclchnt. Der völkische An trag, die Zahlungen aus dem Dawes-Gutachten eiuzustclleu, wird gegen die Antrags« llcr und die Kommnnistcu abgclchnt. DaS Erhalt dcS Reichskanzlers wird dann gegen Völkische und Kommunisten bewilligt. tDcr NcichSlugSbcricht befindet sich ans Teil« d.s Der Kamps um die Abrüstung. Als nach dem schmählichen Zusammenbruch in Genf der brasilianische Vertreter mutig und ritckhaltslos die Verant wortung für das Scheitern der Märztagung aus sich und lein Land nahm, da lächelten die Genfer Auguren und deuteten verständnisinnig auf Grandt. den Vertrauten Mussolinis, als de» geistigen Urheber des großen Skandals. Andere wollten, vielleicht mit nicht weniger Recht, in der unheilvollen Ver strickung Briands und EhambcrlainS in die alten Methoden der Gehcimdiplomatie den wahren Grund dafür sehen,_daß aus der europäischen Sprache von Genf nich'.S anderes wurde als ein hilsSloseS Gestammel in den Idiomen sämtlicher Kabinette. Jetzt taucht eine neue Version in dieser modernste« „Schnldfrage" ans durch den ansschcnerrcgcnden Bericht de- amerikanischen Botschafters Hvngthon an seine Negierung, der nach einer trcssendc» Kennzeichnung der militaristisch» imperialistischen Absichten Frankreichs die Schuld für da- Veriaaen des Völkerbundes in der deutschen Frage glattweg der Scheu der S i c g c r st a a t e n vor einer all- gemeinen Abrüstung znschrcibt. Diese Begründung mag nach dem ganzen Vcrla..f der Genfer Verhandlungen zu nächst etwas an de» Haaren hcrbcigezogcn erscheinen; bet nälwrcm Zusehen aber scheint cs. das, der Amerikaner die vielen durcheinanderschwirrenden Tendenzen in Genf vielleicht der Wahrheit am nächsten kommend auf eine knappe Formel gebracht hat. Mit dem Beschluß dcS Völkerbünde- für die Aufnahme Deutschlands und der damit zur Tatsache gewordenen „mo- ralischen Mitgliedschaft" des Reiches ist die Frage der all gemeinen Abrüstung in ein für unsere militaristischen Nach barn sehr unangenehmes, neues und entscheidendes Stadium getreten. Und zwar sind cs diesmal keine, nachher als unver- kindlich ausziilcgcnden Versprechungen, die zu dieser Fest stellung zwingen, sondern der Wnilant des Versailler Vcr- träges, an dessen buchstäbliche Durchführung sich gerade Frankreich mit aller Zähigkeit klammert. Die Verpflichtung der Sicgcrmächtc im jetzigen Zeitpunkt als dem spätest mög lichen ernsthaft zur Abrüstung zu schreiten, ist klipp und klar ausgcdrückt ln der Präambel zu Artikel 158 mit folgenden Worten: „Um die Vorbereitung einer allgemeinen Ab rüstung aller Nationen möglich zu machen, verpflichtet sich Deutschland, die im folgende» niedergelegien- Bedingungen über die Land-, See- und Luststrcitkräste genau tune- zuhaltcn . .Mit dem die deutsche Eiitwassuiig endgültig an» erkennenden Beschluß der Votschaflcrkvnscrcnz und dem darauf süßenden Ausnahiuebcschlnß der VölkcrbuiidSkommissio« ist die Voraussetzung des Art. 15,8 heute auch formell er füllt. Deutschlands Zahlung ist geleistet und guitticrt. Jetzt ist eS Sache der Partner, ihre vertraglich festgesetzte Schuld endlich cinznlöscn. nachdem alle bisherige» Ausreden auf Deutschlands Rückstände hinfällig geworden sind. Die deutsche Negierung würde eine schwere VcrsäicmniSschulb auf sich laden, wenn sic zögern wollte, diesen klaren Rechtsanspruch bis zum letzte» Tilelchcn dnrchznkämpscn. Sic wird sich davon auch nicht abhaltcn lassen dürfen durch die Tatsache, daß die Gegenseite heute weniger den» sc geneigt ist. diesen Verpflich tungen auch nur scheinbar oder teilweise nnchzukommcn. Zwar ist ln Genf der >7. Mat als Termin für eine vorbereitende Abrüstungskonferenz festgesetzt worden, aber man kann un bedenklich lwtc daS auch Hougthon »nt seinem Bericht tut) jedes beliebige Vermögen gegen einen Pappenstiel wetten, daß der Mai diesmal griechische Kalender babc» wird, oder daß. wenn trotz aller Obstriiklioiisvcrsicchc die Konferenz zu- sammentritt, damit etwas 5» geschehen scheine, sic doch ohne nennenswerte Ergebnisse wieder gusciiiandcrgchcn wird. Gründe werden wie bisher billig sein wie Brombeeren. Eine solche Skepsis über die mangelnde innere Friedens» bcrcitsrhast der kontinentalen Militärstaatc» wird gerecht fertigt durch einen Blick aus die sonderbaren Vorbereitungen, die sic für diese vorbereitende Abrüstungskonferenz treffen. Ji» Frankreich steht eben jetzt eine Vorlage zur Hecrcsrcsorm zur Beratung, die trotz aller Finanzmiscrc eine gewaltige Ver mehrung der HccrcöauSgabcn bedeutet und die neben de» Kräftigung dcS stehenden HccrcS und der Vorbereitung dcl nation acmee die Militarisierung deS Gcsamtvolkcs und bei Gcsamtwirtschaft bringt. Polen verzichtet lieber aus die zum Wiederaufbau seiner Staatsmirlschast niicnlbchrlichcn N»S< landsanlcihe», als daß es anch nur die Kvsten für ein« Batterie an seinem HcereSbudget streichen ließe. Und Italic» hat nur aus die günstige Regelung seiner Kriegsschulden ge« wartet, um die daraus sich ergebende» Ersparnisse zum AuS< khamberlain im Kreuzfeuer der Apposition. Lloyd Georges Vorslosj. London, 23. März. Vor überfülltem Hause fand heute >m! englischen Unterhaus«: die große Debatte über daS Ergebnis von Gens statt. Aus der Tribüne waren zahlreiche Vertreter des dtplomalischcn Korps, darunter der deutsche Botschafter, zugegen. Chambcrlain wurde bei seinem Eintritt in das HauS oon den Regierungöaiihäugern lcbhait begrüßt. Lloyd George erössucte die Aussprache mit einem Anträge aus Herabsetzung dcS Etats des A n ß e n m i n i st e - riums und begründete den Antrag in einer Rede, in der er die Locarno-Mächte für den Mißerfolg vv» Gens vcranlwort- lich machte. Dabei führte er u. a. aus: Zweierlei werde kritisiert: 1. daß die Locarno-Mächte sür den Fchlschlag in Gens verantwortlich seien und 2. daß cs ein Fchlschlag sei, der das Werk des Friedens in solchem Maße schädige, daß selbst viele von Ehamberlalns besten Freunden über die Wirkung verzweifelt seien. Der Bericht über die gestrige Debatte im amerikanischen Senat sei sehr unersrciilich. Es könne setzt kein Zweifel darüber bestehen, daß die jüngsten Ereignisse die Vereinigte» Staaten in einem Maße abgcstoßcn und ab- geschreckt haben, wie selten einmal seit langer Zeit. Schweden, Las in Gens mutig den richtigen Weg cin"ckchlaarn habe, habe zwcisclloS anch die öffentliche Meinung Großbritanniens ver treten. Undön sei als eigensinnig und unverbesserlich prvdcntich behandelt worden, obwohl er mehr getan habe, als irgendein anderer, um den Völkerbund durch sei» Eintreten und durch sein Opfer zu rette». Llond George fragte an, ob Ehambcrlain von der Absicht Kenntnis gehabt bätte, gleichzeitig mit Deutschland Polen in den Völker» bundsral ansznnehmen. Es wäre Pflicht der Locarno - Mächte gewesen, aus eine Ver tagung aller weiteren anderen Kandidatnrcn als der Deutsch lands zu dringen. Statt dessen hätten aber die Locarno- Mächte, an der Lpitic England, eine internationale Intrige begünstigt, um den eigenen Kandidaten in den Rat zn bringen. ES märe hierdurch der Eindruck entstanden, daß Deutschland veranlaßt worden sei, einen Kontrakt z» unterzeichnen, über dessen volle Bedeutung man cs im unklaren gelassen hätte. Chambcrlain beschwerte sich i» seiner Antwort zunächst darüber, daß der Angriss gegen ihn während seiner Abwesenheit geführt wor den kci und machte Llond George den Vorwurf, daß er schon vor seiner Rückkehr ans Gens der amerikanischen Presse ein fertiges Urteil über das Genfer Er gebnis übermittelt habe. Er habe zwar nicht gesagt, daß er ein Schurke sei, wohl aber wäre er liebenswürdig genug gewesen, zu behaupte», daß er ei» Narr sei. Ehambcrlain dementierte katcgoriich, daß bei einer Unterredung mit Bciand bei seiner Rückkehr ans Italien irgendeine Verab redung zwischen Briand und ihm bezüglich der polnischen An sprüche oder in irgendeiner anderen Richtung eingegangen wurde. Er babc weder Briand veranlaßt noch ermutigt, einem polnische» Anspruch Nachdruck zu verleiben. Ehambcrlain erklärte weiter, sich mit dem Vorwurf der Jllonalität gegenüber Deutschland bcsassend. cs sei seltsam, daß dieser Vorwurf von einem Eng länder erhoben werde und nicht von den Deutschen. lBcisaU aus der Rcgicrungsscitc.s Zu der Stimmung in Nennork habe Lloyd George seinen Anteil durch seine Artikel beige» tragen. Ehambcrlain erklärte weiter, daß er Strcscmann zwischen ihm selbst und Lloyd George darüber richten lassen wolle, ob er cs an Osscnhcit und Loyalität Deutschland gegen über habe fehlen lassen. Dann fuhr er fort: Kein Land hat. bevor die brasilianische Antwort an Deutschland vorgclescu wurde, mit Ausnahme Brasiliens und Deutschlands davon gewußt, daß Brasilien allein von allen Mächten ans die deutsche Anfrage vom September 1824 eine Antwort erteilt hatte, in der cs ablchnte, sich zu verpflichten, Deutschlands Wahl sür einen ständigen Sitz im Völkerbundsrat im voraus zu unterstützen und in der es erklärte, dicS sei eine Frage, die der Völkerbund selbst erörtern müsse. Ehambcrlain fragte, ob nicht diese Antwort Deutschland hätte veranlassen müssen, aus der Hut zn sein. Im weiteren Verlauf seiner Rede brachte Chambcrlain zum Ausdruck, daß er znrücktrctcn würde, wenn die heutige Abstimmung ablehnend aussalle. Seine Instruktionen sür Gens gründeten sich aus folgende Prinzipien: 1. daß keine Aendcrnng im Völkcrbnndsrat vorgenvmme» werden sollte, die die Wirknng haben würde, den Eintritt Deutschlands zn verhindern oder zu verzögern: 2. das, es am beste» sein mürbe, wenn Deutschland alS Mitglied dcS VölkerbnndSratcS die volle Verantwortlichkeit für irgendwelche weiteren Veränderungen im Rate außer seiner eigenen Zulassung haben sollte: 3. daß die Regel, wonach nur Großmächte ständige Mit glieder sein sollten, im Prinzip ansrcchterhaltcn werden sollte, 4. daß Spanien in einer Sonderstellung sei und eine AuS- nahmcbchandlung beanspruchen könnte: 5. das, weder Polen noch Brasilien gegenwärtig ständige Sitze haben sollten, daß aber Polen sobald wie möglich ein nichtständiger Sitz gegeben werden sollte. <!> Als er Genf erreicht habe, sei er sofort dazu übcrgegangcn, entsprechend zu handeln. Kein Druck irgendwelcher Art sei ans Schwede » anögcübt worden lN, damit cs so handle, wie cö gehandelt habe. Die privaten Besprechungen und das Ver fahren in Gens im allgemeinen seien die einzigen Methoden gewesen, bet denen die Würde n»d die Gefühle Dcutschlandö in angemessener Weise berücksichtigt werde» konnten. Eine Ocffcntlichkcit der Erörterungen während der ganzen Kon ferenz hätte Dcntschland in eine unmögliche Stellung gebracht. Allerdings, so fuhr Chambcrlain fort, muß ick, auch be tone»: Ans deutscher Seite bestand kein Anspruch daraus, Deutschlands Ausnahme von bestimmten Voraussetzungen ab hängig zn machen. Ich habe keine Veranlassung, mich über das Verhalten der deutschen Delegierten in irgendeiner Weise zu beklagen. Ans der anderen Seite aber habe ich ebenso wenig Veranlassung, Klage über daS Verhalten anderer Dele gationen zu sichren. Deutschland blieb bet seinem Prinzi- piciistandpuiift. Für mich war im Hinblick ans die in Locarno gepflogene» Verhandlungen dieses starre Festhalten der deut schen Delegation an ihrem Prinzipicnstandpunkt eine Ucbcr- raschung und für n»S alle Gegenstand lebhaftesten VcdancrnS. Ich erkläre hiermit feierlich: Ich konnte nicht damit rechnen, daß, als alle anderen Nationen fast einmütig zn einer Lösung sich bekannt hatten, die Schwierigkeiten, die Brasilien in dir Angelegenheit brachte, zn guter Letzt »och z» der Unmög lichkeit sichren würden, den schon sicheren Erfolg als verloren betrachten zn müssen. (Fortsetzung flitz« Gelt« LI