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Dresdner Nachrichten : 06.06.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187406060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740606
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-06
- Tag 1874-06-06
-
Monat
1874-06
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.06.1874
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»rl<-e»il r»g,,<y >rü» 1 Uhr m dir »»kdtllou Mirl-nsi,««- IS. «b-n- nemenl»»r«1» vl«rl«I,tl,r- NchU'ü Ngr.. durch dt« Pott So Ngr. tttnjktn« Nummrr» i Ngr. «utlag«: 24000 <kr»l. 8ltr dl« RUsigabe »tngr> tandlrr Manulcrtple titacht sich die Rcdacltoii nicht »erbtnditch. Jnleroten-Aunatime au», wäikS: üaaveu^tkio uuö Vo,I«r in Hamburg. Ber sin. Wien, Leip.ta. Batet, oretlau. straulfuri a. M. - Itu-I. in Arriin. Leipzia. isiiien. Hamburg. Nranksurt a. M.. MUn- chen. — vuuba L Uo. ln Nrantsurl a. M. — I'n Voi,t tn tlinnint». - N>- »».l,aStt«. baIU»r t Co. tn Pari». Tageblatt für Unterhaltung nad Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum btt Herausgeber: Kiepsch L Neichardt in Dresden. Vttantwortl. Redacteur: Julius Neichardt. ZeuttLdt:«»sie eilöftk» ,,siedl>«»?tächm.»ui,r. Der «aum einer cm. kvalttaen Pelttietle koltei IL v)g. Stnaetandt dl». Leite3 Ngr. Itne Garantie tür da» »ijchsttilgtac «rschet- «,n der Inserate wird nicht gegeben. »»«wlrtige «knnoncen- Putlräge von NN« nnde- »annten Firmen u. Per sonen inseriren wir nur gegen Pränumerando- Zahlung durch Brict- tnarlen oder Pot>etn»ah» lung. U Silben kostet,. t>, Ngr. Auswärtige tonnen die Zahlung a uch aus eine DreSdnerUrm» anweiten. Die Exp. Nr. 1L7. Nettnzehnter Jahrgang. MItrebacteur: vr. Lmi» Für daS Feuilleton: Lucklvlz Usi-ltii»»»». Dresden, Sonnabend, 6. Juni 1874. Politisches. Mit großem Mißbehagen liest sich die telegraphische Meldung, daß die deutsche Reichssache in München eine unerwartete Niederlage erlittm hat. Das Petilum des Jesuitenpaters Grafen Fugger ist in der Kammer mit 77 gegen 76 Stimmen für begründet erklärt, seine Ausweisung als illegal verworfen worden. Freilich kann man weder die bairische Regierung, noch das Volk tato eoeio für diese haarsträubende Abstimmung verantwortlich machen. Die Feinde des Reichs, die in Sachsen nicht vorhanden, sind, sitzen in jenem Parla mente in Menge: es sind die katholischen Uitramontanen und ihr Anhängsel. Wie käme auch im protestantischen Sachsen die Ano malie zu Stande, daß man etwa mit Rom gegen das deutsche Vaterland stimmen würde. Mißfällt den sächsischen unabhängigen Parteien das (Line oder Andere an dem nachbarlichen Büreaukratis- muS, oder dem nüchternen Militarismus, welche (Ligenthümiichkeiten wir nicht auf das Reich übertragen wissen wollen, so involvirt das noch lange keine Reichsuntreue. Im Gegenthcil, es ist die Liebe zu einem großen, geeinten, freien Deutschland, das Erkennt- niß, wohin unsere ideellen und industriösen Interessen uns verwei sen, wenn wir Deutschland so constituiren, wie es für uns Alle paßt. Hätte man in München für den Naupenhclm, gegen die Pickelhaube oder gegen ein neues Exerzierreglement Front gemacht, so mochte man bei der liebenswürdigeren, freieren, harmloseren Art und Weise unserer süddeutschenRcichsbrüdcr darüber immerhin mildeurtheilen. Aber für den Jesuitismus gegen das Reich hat die bairische Kammer gestimmt und das muß lebhaft bedauert und rücksichtslos vcrurtheilt werden. Können bewährte Landesgesctze ohne Schaden für das Reich erhalten werden — im Fall sie freisinniger, kräftiger, schützender sind, als ncugeplante Reichsgesetze — so erhalte man sie — auch wenn die bekannte Meute dies als Partikularismus anbellt! Aber wo die Würde und Integrität des Alle mit gleicher Treue umspan nenden Reiches in Frage steht, da ziemt es für jeden Reichsbürger tn den Separatlandtagen, dem Reiche zu geben, was des Reiches ist. Das sind keine bairischen Patrioten, welche am 3. Juni für den Grafen Fugger Partei nahinen, sondern Römlinge, im besseren Fall schwächliche Kurzsichtige, welche vermeinen, etwas für Baiern zu thun und unbewußt der schwarzen Internationalen gefällig sind. In Versailles 1871 ergriff Baierns jugendlicher König die Initiative zur Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreichs. Man mrd ihm da^MUrgessen, noch verübeln, wenn er eine gewisse Fülle von Macht sich wahrte (reservirteä, um bei der Entwickelung .des künftigen Reiches ein kräftiges Wort mitreden zu können. Rur der gemeinsamen Arbeit und gegenseitigen Opfern kann «in Reichshausbau gelingen, in welchem Alle sich wohl fühlen können. Aber, wir konnte es geschehen, daß die bairischen Reservatrechte von den Schwarzen die jetzige Auslegung erfuhren, und, noch mehr: wie konnte sin Theil der Kammer dies g-Dheißen? Die bairische Dynastie und gewisse früher reichsunmittelbare Adelsgeschlechter sollten von Einzelbestimmungen der NeichSgesetze derart ausgeschloffen bleiben, daß sie, ohne stipulirte Vorherverhand lungen und Einwilligung der bairischen Krone, gewisser .früherer Vorrechte nicht verlustig gehen sollten. Z. B. die Thurn-Tafis, die Lichtenstein, die Fugger besaßen solche Vorrechte, die aber in be stimmten Grenzen doch von den ReichSgesetzcn aufgehoben sind. Wo sollte das Reich hingerathcn, wenn für jeden Baron ein Extraloch im Gesetzbuch bestünde? Graf Fugger, demOrdenJesu angehörend, ward in Regensburg und Nürnberg in optima korma der Nichtbe folgung der Staatsgesetze schuldig befunden und im weiteren Ver laufe ausgewiesen. Er recurrirte auf Grund der Versailler Ne servatrechte an die bairische Kammer und diese beschließt: der Jesuit hat Recht. Auf die Details der Abstimmung, in welche der Minister v. Lutz übrigens energisch für das Reichsrecht cintrat, darf man ge spannt sein. Eine bittere Pille hat die offiziöse Norddeutsche Allgemeine schlucken müssen. Das Rccept scheint von Or. Varzin hcrzurühren, und die medizinischen Bestandlheile sind folgende: Als man in der Times behauptete, Bismarck habe Victor Entanuelcn in Berlin die französischen Districte Nizza und Savoyen angeboten, falls er gegen Frankreich mit Deutschland cooperiren wolle, —da brauste die Nord deutsche gewaltig auf und häufte manche Schmähung auf Italien; „Deutschland", schloß sie pathetisch, „bedarf Italiens nMnalS!" Jetzt windet sich das Blatt in der Versicherung, „daß für raisonni- rende Bemerkungen, mit welchen sie die ihr zugehenden Mitthei lungen einleite und begleite, die Verantwortung ungeschmälert der Nedaction verbleibe." Das heißt auf gut deutsch: die Nordd. hat auf eigene Faust gegen Italien „raisonnirt" und sich „ungeschmälert" blamirt. Was letzteres Land betrifft, so spielt dort noch immer die alte parlamentarische Komödie: die Kammer ist bewilligungsluftig für Heer und Flotte, wie nie eine derartige Körperschaft, und das Mi- ' nisteriuin will — seltsam genug — von neuen Ausgaben für das Armeebudget nichts hören. Ein Kriegsminister, der kein Geld, keine Soldaten, keine Festungen mag — eine bürgerliche Kammer, die diese niedlichen Dinge dem armen Kriegsminister aufzwingen will! — Vom Papst schwieg der Telegraph gestern ; „die Aerzte sind in großer Bcsorgniß", lautet das letzte Wort. In Straßburg, wo eben König Wilhelm von Würtcmberg weilt, hat derselbe getoastet: „Unserem vielgeliebten Kaiser Wilhelm dreimal hoch!" Wie tiefsinnig — wie beredt! Kein Wunder, daß der Telegraph sofort diese wunderbare „Rede" versandte. Wir druckten sie freilich nicht in den Telegrammen ab, wollten aber doch heilte dcil Lesern zeigen, was alles telegraphibel ist! In Mittel-Asien gehen bedeutsame Dinge vor, bedeutsam, weil England und Rußland dort in fieberhafter Hast, wenn auch in aller Stille, gegen einander operiren. Während 70,000 Jomuden, bis her unbezwingliche Gegner Rußlands, sich dem Zaren unt-yvorfen haben, während sehr entschiedene Anstrengungen gemacht werden, Turkcstan und das jüngst eroberte Khiwa vom militärischen Stand punkte aus zu organisiren, entwickeln die Russen jetzt auch eine offene Thätigkeit an den Westgrenzcn Chinas. Kuldscha und Kaschgar, beide einst Provinzen des himmlischen Reiches, haben sich im Laufe der letzten 10 Jahre, während der Bürgerkrieg in China wüthete, frei gemacht, allein der Kaiser von China scheint jetzt, nach Bewälti gung der Rebellen, entschlossen zu sein, das alte Herrschergebiet wie der herzustellen. Kuldscha haben mittlerweile die Russen besetzt und um Kaschgar werben Rußland und England mit gleichem Eifer. Der Emir von Kaschgar spielt ein doppeltes Spiel, denn während er mit England einen handelS-politischen Vertrag schließt, verabredet er gleichzeitig mit Rußland Vertheidigungsmaßregeln gegen den chinesischen Ansturm. Wer die Beute schließlich heimträgt, ist nach den Erfahrungen der letzten Jahre kaum zweifelhaft, denn an die Energie der englischen Regierung glaubt heute Niemand mehr, am wenigsten die ländergierigen Russen. LocalcS nud Sächsische». — II. MM. der König und die Königin werben, den jetzt getroffenen Dispositionen zufolge, das Hoflager in Pillnitz am 15. Juni beziehen. — Gleichzeitig mit dem Pony, das S. M. der König seinem Neffen, dem Prinzen Friedrich August, zu dessen Geburtstag ge schenkt hatte, verehrte er auch seiner Gemahlin, unserer Königin, ein Pony, das sich die hohe Frau schon längst gewünscht hatte. Leider hat man aber von einer Verwendung dieses Pony zu Spazierritten in der Nähe von Strehlen wenigstens absehen muffen, da da» Thier vor Allem, was sich auf der Eisenbahn bewegt, scheut und seine hohe Reiterin leicht in Leibcsgefahr bringen könnte. — Dem Mitinhaber der Firma F. Krictsch in Wurzen, I. F. Krietsch een., ist der Titel eines tzommerzienraths verliehen worden. — Der in hiesigen Kreisen vielfach bekannte und lange hier wie in Blasewitz ansässige kais. russ. Staatsrach Adelsson ist in Dresden hochbetagt (geb. 1788) verstorben. Auch in literarischer und musikalischer Beziehung lebte der Verstorbene vielfach in sehr interessanten Verbindungen. — Folgende Gold- und Silbermünzen werden von derFinanz- Hauptkasse in Dresden nur noch bis 30. Juli», c. in Zahlung ge nommen oder umgewechselt werden: die preußischen Friedrichsd'ors, die sächsischen, hannöverschen, kurhessischen, mecklenburger und braun schweizer Louisd'ors, sowie die deutschen Ducaten und Goldkronen, die ganzen Kronenthaler deutschen, österreichischen und brabanter Ge präges, ferner kurfürstlich und königlich sächsischeSpeciesthalcr, ganze und halbe Conventionsgulden, sowie die gleichfalls im 20 - Guldcn- fuße ausgeprägten ganzen,halben und Viertel-Conventions- Spccies-) Thaler anderen deutschen Gepräges. — Dem Vernehmen nach ist seitens des preußischen Handels ministeriums für jede Provinz die Errichtung der Stelle eines Fabrikinspettors in Aussicht genommen worden, dem die Aussicht über die gesetzlichen Bestimmungen bezüglich der Beschäftigung jugend licher Arbeiter obliegt. — Landtag. In der gestrigen Mittagsitzimg der 2. Kr. berichtete zunächst Dr. Pfrisier über das bclanntti.o von un- fern Pairs verworfene kgl. Deere» betznlö Reorganisation der Oberrcchnungskammci. Die Kr. beschloß gegen 1 Stimme (Sachße), bet Ihrem srühercn, der Vorlage gunnlgcn Beschlüsse sieben zu bleiben. Ferner bewilligte sie 46,000 Thlr. iür Um- und ev. Neubau des Seminars in Nossen (Rci. vr.Hahn), nach dem Oehmiche» einigen seiner Bedenken Ausdruck gegeben hatte, ob nickK ein besseret Ort in Nossen hätte ausfindig gemacit werden können. — In der ständischen Schritt vom 28. Jan. 1870 beantragten die beide» Kammern, daß die Regierung baldigst eine allgemeine Revision des Gesetzes über blc Landcs-Immobiliar- Brandverstchcrungsanstalt vornäbme und darüber der nächsten Stänbevcrsammlung Vorlage gemacht werte, in welcher das llntcrstützungsprineip gänzlich zu beseitigen sei, unter entsprechen, der Berücksichtigung aller Erfahrungen, der statistischen Erhebungen über die 5jähr. Periode 186168, sowie unter thunlichsier Beachtung desGrrmdsatzcS, daßdieHöhetct'Prämieim Verhältnis,'ZurGrößc dev Rificoö stehe. Die Regierung hat nun auch ein Decret über tie sen Gegenstand vorgelcgt, nur die Einwendungen dagegen seitens der Kammer entgegenzuiiebmen und sie i» einer spätern Gesetz- Vorlage zu benutzen. Es ist früher darüber ausführlicher berich tet worden. DaS haupttcttcnde Moment war die gänzliche Be seitigung beS llnterstütznngö Prinzips. Diese wird durch zwei Maßregeln angeslrcbt, einmal durch die Aufnahme der äußeren Ansteckungsgefahr, durch Brand der Nachbargrbäude als Grund für höhere Beltragöleistung. sodann durch vollständige Uebcr- welsung der versicherungölähigen Mobiliar-Objekte in eine be sondere Slbtbeilung. Außerdem soll noch ei» neues Elaifi- ficatlonSsWem vorgclegt werden, daS den Zweck verfolgt, die Höhe der Gelblclstung für die Versicherung eines Gebäudes in richtiges Verhältnis; mit der Feuergcfährllchkclt desselben zu setzen. Die Deputation (Res. Sachßes war hiermit vollständig einverstanden und fand die Vorlage auch nur in v. Oehltchläqel, welcher sich auS einzelnen tpeciellen Grün den, besonders im Interesse der Landbewohner des Erzgebirges, gegen das neue Elmstficattonösvstcin erklärte, einen entschiedenen Gegner. Sachße, Günther, Jordan und Rcg.-Cominissar Gutwasser widerlegten ihn jedoch und genehmigte die Kam mer daS Decret gegen die Stimme v. Ochlschläacis. — Musi- kamennoth wer kennt sie nicht?! Auch in der Monstrcpetition Frlekr. Ferd. Büchner s von hier mit Genossen aus 134 verschie dene» Orte» unseres enger» Vaterlandes kommt sic zum schrillen Ausdruck. Die Kunst gebt nach Brode und zum Lheil entzieht man Ihr'S noch, daö ist daö Motto der Petition. Die ver einigten Geiger, Trompeter, Posaunisten,Oboetstcn, Violoncellisten und wie sic alle heißen, bitten bringend, baß unsere Kammern die Regierung ersuchen mögen, daß bei Eintritt der Landestrauer die dreiwöchentliche Einstellung der Musik aus drei Tage be schränkt, eventuell bei längerer Dauer den Musikern eine Ent schädigung aus die Zeit de; Landestrauer gewährt, die Abhaltung von Tanzmusiken bloö einschließlich zum Sonntage vor Pal- warum, von Eoncerlen aber bis mit Sonntag Paimarum, sowie zur Tobtenseier gestaltet, wenn in Folge beS Ein trittes von Epidemleen ein Verbot öffentlicher Lusibar- keiten erlassen wirb, eine Entschädigung de» hiervon betroffenen Musikern auS Staatsmitteln gewährt werde." Mit Zustimmung der Regierung beschloß nun heute die 2. Kammer einstimmig und ohne Debatte: baß die Einstellung der Musik und öffentlichen Lustbarkeiten beim Lobe deö Königs von 3 Wochen auf 10 Tage, in den andern Fällen (Tod der Königin, der verwittw. Königin und deS Kronprinzen, falls er älter als 2 Jahre geworden) von 8 Tagen am 5 Tage herabgesetzt werde, unter der Voraussetzung, daß Musik u. s. w. erst am zweiten Tage nach der Beisetzung ihre» Anfang nehmen dürfen. Bei dem zweiten Punkte aber wurde der Antrag der Deputation, die Verordnung, daß nur bis zum Sonntag Lätace getanzt werden bllrie, dahin abzuändern, daß daS Abhalten von Tanzmusiken biS einschließlich zum Sonntage vor Paimarum gestattet werbe, nachdem sowohl vom Abg. v. Einsiedel und vom Regierungötisch daraus hingewiesen woren war, wie man nicht so schnell an erst erlassenen Verordnungen rütteln solle und Or. Meischner nicht gerade glücklich für sein Referat eintrat, mit 32 gegen 18 Stimmen verworfen. Der Musiker Verlangest, sie wegen der während der Zeit der Epitemiecn erlittenen Verluste zu entschädigen, wurde abzelehnt. —Der Pastor emsrtt. A. E. Strudelt in Dresden, welcher 27 Jahre lang in Hunts- Hübel mit einem Gehalt von 446 Thlr. 1 Ngr. P,. Einkommen (Alles in Allem) und 100 Thlr. Unterstützung seitens beS Cul- tusministerii als Pastor sungtrt hatte, wurde mit 300 Thlr. 22 Ngr. 3>Pk. pensionire. Er weist am seine mißliche Lage hin und bittet, bringend hierin vom Abg. Mebner» unterstützt, die Kammer wolle cS ermöglichen, daß tasEultuSministcrium'solchen Geistlichcn, welche bloS mit 300- 400 Thlr. penstonirt sind, einen Zuschuß oder eine Graiification b,S zu 500 2hlr. im Ganzen gewährt. Zu ihrem Bedauern konnte die Kr.. Mrch das Gesetz genölhigt, nur tie Petition der Regierung zur Kcnntnißnahme übergeben. - Neue Petitionen cvangeiischer Geistlicher bitten das Lubstantialeinkommen zu erhöhen, oder, baiern hierüber keine RcgierungS-Vorlage erfolge: tie Accldcnzien, sowie die Ablösungs rente von 4 auf 5 Procent zu erhöhen. Da dem ersten Wunsche schon entsprochen worden ist, über die Accidcnzien die nächste Svnode entscheiden wird, so ließ man. trotz Haberkorn' s Bedauern, die Petitionen auf sich beruhen. — Das Emcriliruugs. gesetz der Geistlichen rechnet diejenige Zeiffchei der Eineritirung eines Geistlichen mit an, welche vor ihrer Amtsführung von 25 Jahren an Im ständigen Schuldienste zugebracht worden ist. Früher lautete cs: „von 30 Jahren an im öffentlichen Schuldienste". Durch die vorgcnommene Acnderung sehen sich nun Pastor Gretschel und Genossen beeinträchtigt und beantragen die Herstellung der älteren Formel. Nach kurzer Debatte kam ihr Gesuch zur Kenntnißnabmc der Regierung. — Iöhstadt, Frohburg, Schöncck und Lausigk sollen ihre Gcrichis.-mier verlieren und dies trifft diese kleinen Städtchen sehr hart. Sie pettren ständig, man möge sie ihnen dock lauen. Schöncck besonders versteht es zum Herzen zu reden: Ich bin ein ausstrc- benbcs Städtleln, sagt es, wo cS sich angene> m leben läßt, be sonders iür ältere, nicht verwöhnte und anipruchslrsc Bcanttp." Minister Abckcn kann eie Hoffnungen der Petenten nicht crmllcii: Laussigk u. Schöncck gehen I.Okt. dieses Jahres ein, Frohburg bleibt noch einige Zeit lang in Hangen u. Bangen in schwebender Pein. Iöhstakt allein besteht »och iort bis zur Einführung der neuen Landgerichte. — Meißen, Roßweni, Oichatz und Zittau erstreben dringend nm Zucrtheilung cmeS Landgerichts, d e tie Zahl von 8 nickst übersteigen sollten. Für Zittau hielt Haberkorn, aber nicht als „Bürgermeister", eine stilininantc Rede. Er schil derte in glänzender Weise die Vorzüge der Stadt an der Man- dau, welche nicht nur 18000 Seelen, sontcrn auch 1 Reg ment Soikatcn besäße. (Große Heiterkeit.) Tic iämmtlichen Ltädtc- Petitionen wurden an die Regierung zur Erwägung über wiesen. — Die neue russische Kirche zu Drcsden. Wie Engländer und Amcrikgncr schon seit Jahren zu uns INS schone Elbstorcwz kommen und sich ziemlich zahlreich sogar stäillig hicr »iederlaisen. so kam auch der Rune schon lange gern und manche vornehme russische Familie bat sich hier hcunsteh gemacht. Die russische Gemeinde hatte bislang eine (leine Kapelle aut der Bcustslraße, aber schon vor Jahren machte sich das Bcdüriniß nach einem GotteShanie größerer D!inenswn, nach cmcr >r.on.u mentale» Verkörperung ihres GctteSgiaubcns fühlbar. Vor drei Jahren entstand die Idee zur Erbauung der gegenwärtigen Kirche und ein Eoinilcc der russischen Gemeinde begann tie einleitenden Arbeite». Der Rath unserer Stadt war der Idee iördcrliä' wo er nur konnte und mußte er auch eine baarc Geldberwilligung unterlassen, so übernahm er doch aus seine Kosten den Bau der Straße bis zur Kirche, den Sehicußcnbau, die Gasleitung und befreite bic Kirche von Milhziuöstcucni. Herr von Koi-cbue, der russiichc Gesandte (Protestant) war >n!t voller Seele inr die Aus sührung diEer Idee und erwirkte vom Kaiser von Rußland und den kaiserlichen Famiticiigliedern Beisteuern und Geschenke. Ein anderer Protestant, Herr Parttculicr Woitncr, schenkte der Ge meinde daS Areal i» der Rciehöstraßc, 5500 O.u. Eilen und ein Herr von Obroszew kauttc zur Wohnung für den Geistlichen noch 1200 O.u.-Ellcn dazu. Mit fürstlicher Groiinuth aber trat der kais. russ. wirkliche Staatsrath, Exceilcnz, Simeon von Wikulin, auch hier lebend, an dlc Astssübrung der Idee, er schenkte 160,000 Tblr. Einer solchen Opicrbcrcilschalt ge,wunder bcicbloß die Ge mcinbe ihre Dankbarkeit dadurch auSMiückcn, daß sic die neue Kirche dem heiligen Simeon Dlwnogorski, dem Namenobeiligen des Herrn von Wikulin weihte und dcn Wohlthätcr cum Eurator der Kirche mackste. Aber auch sonst flösse» aus der Gemeinte größere und kleinere Gaben zu. Mit solchen Mitteln versehen, begann 1872 das Werk. Ter kaiscrl. russ. Hoiarchltcct und Staats rath von Bosse, Erc., entwarf de» Plan und schni bic Zeichnun gen und Modelle, aber auch er wollte nicht nur seine Kunst zum Ohler bringen, er that Alles ohne jedes Honorar, vielmehr sind ihm sicher große Ausgaben erwachsen; die Gemeinte widmete ihm ein Pracht-Album mit de» verschiedenen Ausnahmen der Kirche. Professor Wilhelm Wclßbach hier führte den Bau aus und Architekt Ernst Becher war dabei als Techniker thälig. Am 7. Mai vor. Jahres criolgtc bereits die Grundsteinlegung. Den malerischen Ausschmuck der Kirche vollendete i» bekannter, künst lerisch edler Form und Art Proi. James Marchali; das Fenster im Allerbestigstcn, die Himmcliahri Ehrisli in prächtiger Glas malcrci barstcllcnk, ist nach einem Earton Marcball's pon Adolf Wagner in Saarbrücken ausgciührt worden. Ein Hauplthcil in der Kirck'c selbst bildet der in Marmor ausgciührtc Ikonostas mit der Estrade oder Amwon. Ikonostas, oder die Scheidewand zwischen rem Allerbcstigsten und dem Raume der Kirche, In wel chcm die Gemeinde sielst, hat seinen Namen von den eingesetzten Heiligenbildern: (ilc»»v>. Dicicö vorzügliche monumciilalc Mar- »wrwcrk «Höbe ca. 8 Meter, Breite ca. io -Bieter, Stärke en. 75 Ecntl-M.) bat der hiesige Bildhauer und Marinorsabrlkant Julius Hösel, Fricdrlcbstraße, ausgciührt. Nicht jede Art Mar mor darf zu diesem Ikonostas verwandt werbe», es muß weißer, grau geaderter Marmor sei». Herr Hösel hat sich densclbeu in Italien selbst ausgesucht und ihn von Earrara in robc» Blöcken hierher geschafft; 7 Doppcllowricö führten ihn über den Brenner von Earrara ans nach hier, wofür nur allein über 1800 Tlstr. Fracht z» zahlen war. Hier hat Herr Hösel den Stein künstlerisch
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