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Dresdner Nachrichten : 21.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187308213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730821
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730821
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-08
- Tag 1873-08-21
-
Monat
1873-08
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.08.1873
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Rui»n>ern l «,r. »»fliie: II,«» Mir die ML,-de et»,- I-ndt-r »anuscri»!« M,«t sich die ««»nett»» eiichl »eriindlich. Inserate« >»nna»me a«»- «irt»: L»««»t»I» n,« Vo,I» In Hamburg, »«-. IIn, Wien, Leivp«. «asel, »cellau, tzranksurt-. M. — tloL U»»« I« »er»«, Wien, Hamburg, glrantfurt a, M.. Mün chen. — vaab» H La. In gr-nlfurt a. M. — kr. Vol^ In rbemnl». — N»- «A,r»ütt«. Salii« » c». tn Varl». Tageblatt für UaterhMag und GeWstsverkrhr. Druck und Sigenthu« der Herausgeber: Liepsch L Neichardt in Dresden. Derantwortk. Redacteur.- AttlkvS Neichar-t. ÄrIH;K. Achtzehnter Jahrgang. "„'övc... »««»irttgr »uftrig« »» rannten tz sanen Inn gegen < Ladlun, marken oder I lung. » «Ilde« kost >>/, Rar, »u»N Unnen die Zahl« »us «tu« »r-tdne- »««eisen. Li« I Dresden, D-uüerstag, 21: August 1878) Politische-. Mit der Preisvertheilung hat die Wiener Weltausstellung ihren Höhepunkt erreicht. Nach unsäglichen Mühen, oft gestört, schwer beeinträchtigt, durch Elementarereignisse oder ihnen gleich zuachtende Thatsachen, steht das großartigeKulturwerkim Prater fertig da, in dem Niemand verweilen kann, ohne von seinen Reizen bestrickt zu werden. Auch der stumpfeste Sinn eines Besuchers empfängt in zenm unvergeßlichen Räumen, die der Zauberarm der modernen Industrie mit dm Schätzen des Erdballs füllte, fruchtbare Anregun gen. Mit Stolz blicken die Söhne des vielsprachigen Oesterreich auf die Weltausstellung, die großartige Schöpfung ihres Kaiserstaats, mit Genugthuung wird Kaiser Franz Joseph an seinem Geburtstag in dem lieblichen Ischl mit seinm Gedanken bei der Preisvertheilung in Wien geweilt haben, mit freudiger Genugthuung werden in den 5 Welttheilen die preisgekröntm Aussteller den Nichterspruch der Jury vernehmen. Auch die Industrie unsers engern Vaterlandes, Sachsen, mag heute ihr Herz höher schlagen lassen. Dieses Land, in dem 21/2 Millionen fleißiger, intelligenter Menschen wohnen, — es verschwindet mit seinen 272 Q.-Meilen auf dem GlobuS; in der Wiener Weltausstellung jedoch treten seine Productc ebenbürtig in die erste Reihe der Preisbewerber und das Ländchen Sachsen schwingt sich zu einer Bedeutung auf dem Weltmarkt empor, die weitgedehnte Reiches Asiens, mächtige Strecken Amerikas in nebel grauer Ferne hinter sich läßt. Aus dem Füllhorn von Ehrendiplo men und Preismedaillen, das am 18. August die Juroren auS- schüttetm, fiel ein breiter Strichregen nördlich des Erzgebirges nieder. Unverhältnißmäßig groß ist die Zahl der siegreichen Bewerber des Landes, dessm Heldensöhne vor 3 Jahren die Höhen von St. Privat stürmten. Die Preisgekrönten werden auf Firmen und Rechnungen ihre Diplome abbilden — aber ihre Ehre ist nicht ihre Ehre allein, es ist auch die unsre, des ganzen Landes und ihrer tüchtigen Arbeiter insbesondere. Das ganze Volk nimmt freudigen Antheil an den Auszeichnungen, die den Zierden der vaterländischen Indu strie zu Theil wurden. Und wer mithalf, jene Wunderwerke zu , schaffen, sei eS, daß sein erfindungsreicher Kopf den ersten Gedanken dazu faßte, sei es, daß sein speculatives Him dm kaufmännischen Vertrieb organisirte, sei es, daß sein Feingefühl dem Grzeugniß künstlerische Vollendung verlieh, sei es, daß er mit Muskelkraft und schwieligen Händen den rohen Stoff bearbeitete — sie Alle mögen sich de« 18. August 1873 freuen, der reichen Lohn dem Genie, der Intelligenz, dem Geschmacke, dem Fleiße brachte. Verzeihung, Genius der Ausstellung, wenn ich von Deinem schönsten Tage wegblickend zunächst auf Nichts anderes stoße, als auf dm Haufen von „Volkswirthschaftern", die, Dein hohes Fest .mißbrauchend, in der schönen Donaustadt quacksalbern! Aber die Gegensätze stoßen hart auf einander. Der sogenannte „volkswirth- schaftliche" Eongreß, der nunmehr sein fröhliches Ende in Vöslauer, Tokaier, Backhahnderln und Kaiserschmarrn gefunden hat, verdient noch einm Seitenblick. Als ob das Maß des Börsenschwindels noch nicht voll wäre, erheben die begehrlichen nationalliberalen Manchester männer, die sich „Volksivirthschastler" nennen, die Hqnd nach den öffentlichen Sparkassen, sie greifen nach den Sparpfennigen des Volkes. Diese Herren haben beschlossen, daß die öffentlichen Spar kassen, die jetzt in der Regel unter staatlicher oder communaler Ver waltung stehen, oder von ihnen beaufsichtigt werden, „schädlich" seien. Vielmehr soll die Bildung von Sparkassen freien Aktien gesellschaften anheimgegebm werden. Das Gesetz soll blos Norma tivbestimmungen feststellcn über die Art, wie die Verwaltung unter voller Verantwortlichkeit der Mitglieder stattsinden, wie die Firma eingetragen, wie die Jahresberichte abgefaßt und all dergleichen Aeußerlichkeiten und Formalitäten erfüllt werden müssen, welche ausgezeichnete Gründer ganz trefflich zu handhaben verstehen, um vor dem Gesetz vollkommen rein und unantastbar zu erscheinen. Natürlich sollen auch alle Bestimmungen beseitigt werden, welche es verbieten, daß Sparkaffenverwaltungen ihre ihnen anvertrauten Gelder in Speculationsunternehmungen oder in Actienpapieren an- legen, oder mit Geldinstituten anderer Art in geschäftliche Verbin dung bringen. Dergleichen Beschränkung sei „schädlich". Die Verpflichtung, auf Hypotheken das Geld zu verwenden, sei eine ganz „unberechtigte" Bestimmung. Sparkasien auf Actien gegründet, sollen sich nicht mit Wechselgeschäften befassen, mit Kredit-Instituten in geschäftliche Beziehung treten, ihre Gelder auch in Immobilien unterbringen dürfen und zur Deckung der etwa plötzlich eintretenden Kündigungen sich den Rücken decken durch Verbindungen mit andern Sparkassen, so daß stets die Eine die Blöße der Andern deckt. Das ist die VolkSbeglückungstdee dieser Herren! Es sollen also, der angeblichen „Freiheit" zu Liebe, immer neue Quellen der Ausbeu tung eröffnet werden, eine förmliche systematische Unterwühlung des soliden Bodens des Volkslebens stattfinden. Mit tiefem Verdruß sehen wir, daß ein hervorragendes Mitglied der Nationalliberalcn Sachsens, vr. Gcnsel aus Leipzig, wesentlichen Antheil an dem Congrefse nahm, ohne den Kathedern den Rücken zu kehren, von dem so verderbliche Lehren gepredigt werden. Doch — vr. Genscl ist eins der rührigsten Mitglieder des nationalliberalen Landtags- wahlcomiteeS! Sächsische Wähler — an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen! Die Republikaner Frankreichs werden stündlich unruhiger, daß nicht in dem Froschteiche zu Frohsdorf wirklich eine Königskrone aus gelaicht werde. Sie ermuntem sich gegenseitig, wachsam zu sein und sich nicht durch beruhigende Worte chloroformiren zu lassen. Umsonst hätten sich die Bourbonen und Orleans nicht versöhnt, ihre Freundschaft sei keine blos heraldische und wenn Heinrich IV. einst gesagt habe: „Paris ist wohl eine Messe werth", so könne Heinrich Chambord, um Heinrich V. zu werden, wohl sagen: Frankeich ist wohl eines Abfalls von Prinzipien werth. Große parlamentarische Revolutionen, wie die, die Thiers stürzte, wurden in den Ferien -Borbtzreitel ;beim Zusammentritt der Nationalversammlung könne es gerade wieder so kommen, die katholische Geistlichkeit rechtfertigt diese Besorgnisse der Republikaner. Chambord hat seine Beziehungen zu Rom gewissermaßen als Capitaleinlage in das zu etablirende Krö nungscompagniegeschäft mitgebracht und dieses clericale Capital fängt an, sich zu verzinsen. ES sind jetzt die Wallfahrten im größ ten Style wieder an der Tagesordnung und hierbei wird der Name Heinrich V. laut genannt, die weiße Fahne offen entrollt. Die Regierung unterstützt diese monarchischen Bestrebungen, indem sie aus allen Mairien die Büsten der Republik entfernen läßt. Die Reise des deutschen Kronprinzen gestaltet sich zu immer herzlicheren Beziehungen zwischen Deutschland und Dänemark. Bei dem großen Diner in Fredensborg brachte der König von Dänemark die Gesundheit des Kronprinzen aus, indem er für den Besuch be sonders dankte. Der Kronprinz erwiderte den Toast mit einem Hoch auf die königliche Familie und die wiederhergestellte alte Freundschaft zwischen den beiden Häusern. Diese Toaste gefallen uns besser, als die Verleihung der Ritterwürde des dänischen Ele- phantenordens an den deutschen Kronprinzen, da auf solche Spiele reien wenig Werth zu legen ist. Wenn jedoch aus dem Besuche des deutschen Kaisersohnes am dänischen Hofe ein wirkliches Freund- schaftSverhältniß zwischen den Höfen undVölkern hervorgehen sollte, wie wir es gern hoffen, so soll uns der Elephantenorden nicht die Freude verderben. .... Locale- uad Sächsisches. — Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Sachsen sind am 13. Vormittags mit dem Courierzug der Nordwestbahn um 3/4IO Uhr in Wien eingetroffen. Auf dem Perron des mit öster reichischen und sächsischen Farben geschmückten Bahnhofes hatte eine Ehrencompagnie vom RegimenteHeß mit der Musikkapelle Aufstellung genommen. Hier fanden sich auch der LandeScommandirende Maroicic mit den Brigadiers und seinem Generalstab ein. Zur Begrüßung waren ferner erschienen der Statthalter Baron Conrad, Polizeipräsi dent Marx, Bürgermeister vr. Felder und die Mitglieder der säch sischen Gesandtschaft. Um 1 (410 Uhr fuhren die Erzherzoge Karl Ludwig, Rainer und Leopold, der Vater der sächsischen Kronprin zessin, Prinz Wasa, und der Prinz von Coburg, dieser in sächsischer Uniform vor. Als der Zug, welchen die Nordwestbahn mit einer Verspätung von 30 Minuten übernommen hatte, um ^-10 Uhr in die Bahnhalle «inlief, präsentirte die Ehrencompagnte und die Kapelle intonirte das,Leil Dir im SiegeSkranz". Der Zug hielt. Zuerst verließ den Wagen Kronprinz Albert, welcher die österreichi sche Uniform trug, und wurde vom Erzherzog Karl Ludwig begrüßt Die beiden Prinzen umarmten und küßten sich. Der Erzherzog küßte hierauf der Kronprinzessin Karola die Hand, welche sodann ihren Vater den Prinzen Wasa umarmte und küßte. In gleich herz licher Weise ging die Begrüßung seitens der anderen Erzherzoge vor sich. Während Prinz Wasa seine Tochter, welche, wie das „N Kr. Bl." meldet, blühend aussieht und ein braunseidenes Kleid, eine schwarze Spitzenmantille und ein weißseidenes, schwarzgeputztes Hütchen trug, in den Wartesalon geleitete, verfügte sich Kronprinj Albert zur Ehrencompagnie, nahm den Rapport entgegen und schritt die Fxnt ab. Im Wartesalon ging die Vorstellung vor sich, worauf das sächsische Kronprinzenpaar einen vierspännigen offenen Galawagen bestieg und direct nach Hetzendorf fuhr. Zugleich verließen die Erzherzöge den Bahnhof. Vor demselben hatte sich eine große Menschenmenge angesanzmelt. — Im Einverständnisse mit den übrigen betheiligten Mi nisterien hat das Finanzministerium bei allen Staatskassen ohne Unterschied nunmehr auch die Annahme österreichischer ^4-Gulden stücke verboten, auch gleichzeitig die zeither den Verwaltungen bei fiscalischen Unternehmungen ertheilte Ermächtigung zu Annahme dieser Münzen zurückgezogen. Die Regierung sucht im „Dr. I." dieses Verbot so zurechtfertigen: „Nach den in neuester Zeit aus verschiedenen Districten des Landes eingegangcncn Nachrichten ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß das Publikum die öster reichischen 1/4-Guldenstücke gar nicht mehr oder nur nach dem je weiligen Tagescurse der 1-Guldenstücke annimmt, dagegen ein Zu strömen jener Münze nach den Staatskaffen stattsindet, welche sich derselben nur mit Verlust wieder entäußern können. Zu Vermeid ung fortdauernder pecuniärer Nachthrile für den Staat ist daher die Nothwendigkeit eingetreten, auch die Annahme der österreichischen i/4-Guldenstücke bei den Staatskassen zu verbieten. Auf andere öffentliche Kassen ist dieses neuere Verbot nicht mit ausgedehnt worden; die Verwaltungen solcher Caffen werden daher selbst da rüber zu beschließen haben, ob ihnen durch die Annahme der frag lichen Münzen Verluste entstehen können." Darüber jedoch schweigt sich die Regierung vollständig aus, wie das Publikum dazu kommt, Verluste an den Geldstücken des österreichischen Guldenfußes zu er leiden. nachdem bis vor Kurzem die Regierungskasien selbst ihre Verbindlichkeiten in dieser Geldsorte erfüllt haben. — Wiederum hat sich derCholcrakrankenbestand unsererStadt seit vorgestern bis gestern Mittag um 2 Personen verringert, welche genesen sind. Es sind nur noch 8 Cholerakranke in Dresden und weder ein neuer Todesfall noch ein neuer Erkrankungsfall ist zu constatiren. — Wir können den beurlaubten Mannschaften, walche noch nicht in den Besitz der Denkmünze an den Feldzug 1870 bis 1871 gelangt sind, mittheilen, daß dieselben nunmehr nebst den Bcsitzzengnissen eingegangcn sind und von den Berechtigten bei den resp. Bezirksfeldwebeln abgeholt werden können. — Nachdem das Füsilier-Regiment Nr. 108 und das Garde- Reiter-Regiment schon vor einigen Tagen die Garnison Dresden verlassen und in die Cantonnements, vor der Hand nächst Leipzig, abmarschirt sind, folgt heute, Donnerstag früh 6 Uhr, die zur 23. — Es mehren sich die Firmen sächsischer Aussteller, die in Wien preisgekrönt worden sind. Wir bemerken zur Orientirung, daß der Präsidentenrath der Jury folgende Beschlüsse gefaßt hat' 1. Alle Medaillen (es giebt bekanntlich Fortschritts-, Geschmackr- iWd Verdienstmedaillen) haben denselben Werth; 2. Jeder Aussteller kann für Ausstellungsgegenstände derselben Classe nur eine Medaille erhalten. DieVerdienstmedaille haben hier nun ferner erhalten: LudwigKüntzelmann, jetziger Inhaber des seit über 150 Jahren in derselben Familie und demselben Locale schwunghaft betriebenen SeifenwaarengeschäftS, für ausgestellte Kernseifen und Talge; die Geschmacksmedaille der Hofphotograph Hans Hanf stängel (jetziger Inhaber Hofphotograph Teich), und die photo graphische Anstalt von Herm. Krone. Die Kochmaschinen-und Oefenfabrik von P. M. Täubrich; der Hoflieferant des Prinzen Georg, Gust. Hagspiel, für ausgestellte Pianoforte; das Atelier für Kunst- und Luxusmöbcl und Bildhauerei von Udluft, Hart mann u. Co., für Luxusschränke, Kassetten u. s. w.; die vereinigte Dresdner Strohhutfabrik, vormals Fiegel u. Löwinsohn, erhielten sämmtlich Verdienstmedaillen. Das Galanteriewaaren- geschäft von Louis Herrmann erhielt sogar zwei Verdienst medaillen, und zwar für Drahtwaaren (Gruppe 7, und Malzdarr- hordcn (Gruppe 13). Die Verdienstmedaille, welche Schmidt u. Niezel erhalten haben, war ihnen für ausgestellte Buchbinder- waaren, Cartonnagen, Jacquard- und Brandpappen ertheilt wor den; so erhielt auch die seit 1811 bestehende Firma des Hofhut macher C. F. Lehmann für ausgestellte Civil- und Uniformhüte dieselbe Medaille. Endlich hat auch noch die renommirte Kunst möbelfabrik von Le 0 Meyer die Verdienstmedaille erhalten. Die aus dieser Fabrik hervorgegangencn Gegenstände hatten in Wien einen ziemlich ungünstigen Platz erhalten, die Jury jedoch wußte den Werth, der in denselben steckt, gebührend zu würdigen. — Seit einigen Tagen sieht man Beamte der Königlich Säch sischen Staatsbahnen in neuer und zwar höchst kleidsamer Uniform. Nachdem man schon früher die 1/4 Mäßchen-Form habende so genannte österreichische Mütze als gar nichts sagende lächerliche Opposition bei Seite gelegt hatte und für breiten Deckel sich ent schied, ist man durch den Schnitt der neuen Uniform der deutschen Uniform nahegetrcten. Dieselbe umfaßt dunkelgrünen zweireihigen Jnterimsrock mit breitem Revers, hellgrünem Kragen und Passe- poil, platten flachen gelben Knöpfen, kurze, den Körper natürlich zeichnende Taille und langem Schooß. welcher beschädigte Hosen zu decken im Stande ist. Die alten Uniformen, welche man hier noch sattsani sieht, in österreichischem Schnitt, mit unnatürlich langer Taille (höchst unkleidsam) und dem kurzen, engen, kaum 5 Finger breiten Schößchen, welches kaum ein Schweißtuch zu bergen im Stande ist, stechen jetzt gewaltig ab und geben Stoff zurCarricatur- malerci. Allerwärts hört man über die Einführung der neuen Uniform das Lob der Generaldirection. — Das wird Manchen stören! — Von heute ab ist für die Pferdebahn die Johannisstraße gesp errt. Die Legung der Wasscrlcitungsrohre macht dies nöthig. Hoffentlich wird angesichts dieser höchst empfindlichen Störung dort wenigstens einmal recht schnell gearbeitet. — Die in letztvergangener Zeit stattgefundenen, so ungemein zahlreich vom Publikum besucht gewesenenMilitär-Concerte auf dem Feldschlöschen haben fiir den dortigen Wirth insofern Nachtheile hcrbeigeführt, als ihm eine große Menge Wirthschaftsgegenstände bei jenen Gelegenheiten abhanden gekommen sind. So fehlen ihm nicht weniger als über 100 Stück kleine Zuckernäpfchen von Neusilber, ferner einige Dutzend silberne Messer und Gabeln u. dergl. Me diese Gegenstände sind mit dem Namen des Wirths: „C. Freyer" gestempelt. — „Wo wirst Du in der Ewigkeit sein?" Dies ist die Frage, mit der sich ein Tractätchen beschäftigt, welches sogar auf dem hiesigen Grün-Markt den Frauen und Dienstmädchen von bekehrungswüthenden Heiligen offen oder auch heimlich zugesteckt wird. Alles in der Welt kann anerkennenswerth werden, wenn es eine gewisse Höhe erreicht — auch der Blödsinn, —und ob dieser in derartigen frommen Schriften eine gewisse Höhe erreicht hat, ist für den, der sich die Mühe nimmt das Zeug zu lesen, keine Frage mehr. An sich könnte man über die beinahe kindliche Einfall lachen, die aus den Schriften spricht, wenn nicht durch dieselben systematisch über die schwachen Gemüther ein Netz geworfen würde, in welchem sie langsam herangezogen werden sollen zu den mannich- faltigen schwarzen Bruder- und Schwestervereinen und Gemeinden, in denen nicht mehr von frischerThätigkeit, nicht mehr von rüstigem Vorwärtsstreben die Rede ist, in denen vielmehr der Geist auf die traurige Bahn des Rückschrittes geleitet und bis zur grassesten Dummheit zurückgeführt wird. ES ist empörend, mit welcher Frech heit die Handlanger und Colporteure einer — im besten Sinne — falschen Frömmigkeit sich den Leuten aufdrängen, und traurig ist die Wirkung, die die Dummheit doch noch erzielt. Hier em Bei spiel: Eine uns bekannte Familie hatte eine ziemliche Reihe von Jahren eine Köchin, die stets brav, treu und heiter gewesen war, plötzlich aber eine eigene Umwandlung zeigte. Sie ward still, gab der Frau des Hauses hier und da eine religiös klingende Antwort und was sie sonst spielend und lustig gemacht hatte, geschah jetzt nur noch langsam, oft auch gar nicht. Die Frau fand sie häufig in ihrer Kammer eingeschlossen und hörte sie leise Choräle singen, oder ie traf sie in der Küche mit eben solchen Tractätchen beschäftigt, in die sie sich bis zur gänzlichen Vergessenheit alles Aeußerlichen ver tiefte. Auf Zurechtweisungen entgegnete sie hochmüthige Worte; Jesus mußte für alles Verdorbene in den Kochtöpfen herhalten und chic ewige Barmherzigkeit Gottes" durch geistliche Betrachtungen zu erlangen, war ihr mitunter wichtiger, als — ihrer Herrschaft das Essen zu bereiten. Sie ward entlassen und mit aufrichtigem ve- N Division 46. Brigade gehörende Artillerie; die erste Abtheilung be-j dauern sah ihreHerrschaft sie gehm, sie, das Opfer solcher pietistisch« zieht heute in und bei Meißen Quartiere. Tractätchensabrikanten. Das eben ist das Traurige, daß die E-chr
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