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70. Jahrgang. 2S9 DienGkag^ «. Mai ISA ««»lanschrV» M.ch^chl« Dr»,»«». V«,l»r«k« - Sm««»«!««», SV v» fit» vachlg«tz>rüch,! »0SN. Bezugs- Gegründet 18S8 «u»w. »«^n 1 .lch a mmch«»», 10«« «r»»^ «achdnxti nur mU d«utNch«r Qu«II»nan,«d» >.Dr»«k>n»7 N-chr" U«v»rl«na>, ^lüssi Pianos /kususl pürsler Walsonkausslrsks S. k°srnspk«eA«r 1^072 «»«r «8MM Mk»««« NNLL« sfsn UN6 »erde iunckt man plBlavvrl lm Kaettgaaettsttt tt,» a»»«,» latur«. evünren Sr. rllkingtznv. IS VllI » RliRI III2 r»rn»pr«cd«r; »012 kiak» eo»Ip>»t- «»»»»»»»I«»»»» es» — «»»,!»«- o»a «»»- WlUlsch« MM, I« «ew. Deutsche Tage am Nhein. - Der rote Aummel in Berlin ohne nennenswerte Störungen verlaufen. Ein «euer Anschlag Frankreichs in Sens. - Pilsndskt kandidieri znr PrSsidentschasi. — Die Lnskereinbarnngea »nlerzeichnel. Die Dorbereilung -es Bürgerkrieges. Berlin, 24. Mai. Das rote Pfingstfest, das in dtefem Jahre die Rcichshanptltadt über sich ergehen lagen mußt«, ist. nach den bisher vorliegende« Mitteilungen vom Berliner Polizei» Präsidium, »-„«Zusammenstöße «nd ohneStörnng von Ruhe und Ordnnng verlaufe«. Es ist dies nicht etwa auf die Disziplin der kommunistischen Scharen zurückzuführen. Eine solche war, wenn man etwa an die alte militärische Disziplin denken wollte, gar nicht vorhanden. WaS die regellosen Horben der Moskauer in Schach hielt, da» war lediglich di« Angst vor der bis »um letzten Mann auf. gebotenen Polizeitruppe, die. versehen mit der ganzen Be- waffnung, dt« die Versailler Unterdrücker ihr belassen haben, mit dem Moskauer Gefolge im Falle eines Zusammenstöße» wohl gründlich aufgeräumt hätte. Tatsächlich wäre auch ein Ansturm der Roten gegen die starken Poltzeikommando» zu Kuh. zu Lastkraftwagen und zu Pferde da» törichteste g«. wesen, was sie hätten tun können. Weil ihnen da» aktive Handeln verwehrt war, tobten sie ihren Haß um so grimmiger in den Inschriften von Fahnen, Plakaten und dem Absingen anscheinend für die Berliner Kundgebung fabrizierter Blut» gcsänge auS. Die Hauptattraktion des roten RummelS war eine Kundgebung lm Dolkspark Tempelhof. die durch einen Aufmarsch eingelettet wurde. Der Festplatz war mit roten Fahnen abgegrenzt. Auf Her Freilichtbühne des BolksparkeS hatte ein großes Transparent mit der In» schrist auf rotem Tuche „Krieg dem imperialistischen Kriegei" Mit Rot Front zum Siegel" Ausstellung gesunden. Davor stand die Rednertribüne mit dem Bilde Lenin», flan kiert von te zwei girlandengeschmücktrn Fahnenmasten mit der roten Fahne. Auf der andern Sette des Festplatzes war ein grobes rotes Transparent mit der Losung „Not-Front" und dem Abzeichen der Roten Frontkämpfer, der erhobenen Faust, ausgestellt worden. Die Ankunft der Noten Fronikämpier, die programmäßtg nach einem Vorbeimarsch an der Bundeöleitung auf dem Tempclhofer Felde um 3 Uhr nachmittags erfolgen sollte, verzögerte sich sehr stark, und erst um 4 Uhr nachmittags trafen die Angehörigen der Roten Marine aus Hamburg mit klingendem Spiel ein. Der Aufmarsch der übrigen Ab ordnungen des Rote» KrontkämpserbundeS und anderer kommunistischer Organisationen nahm über drei Stunden in Anspruch. Erst gegen 3 Uhr abends war der Aufmarsch voll endet und der Festplatz von den deutschen Bolschewisten ge füllt. Nach 8 Uhr endlich wickelte sich daS eigentliche Pro gramm ab. Ein Vertreter des Zentralkomitee» von der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg der Kommunistischen Partei begrüßte den Roten Frontkämpfer»«« in der Reichs- Hauptstadt. WaS bei dieser Gelegenheit an aufhetzenden Phrasen zum Besten gegeben wurde, überstieg noch bei weitem das. waS man bisher von den Kommunisten gewöhnt war. So wurde erklärt, daß die Reaktion jetzt das Pro letariat wieder n i e d e r sch m c tt e r n und als Kanonenfutter verwenden wolle. An die TodeS- androhung auf die Reaktion schloß sich ein Hoch auf die revolutionäre Front und die kommunistische Internationale. Sodann sprach der l. Vorsitzende des Roten Frontkämpfcr- bundeS. der NeichStagsabg. Thälmann, der einstige kommunistisch« NeichSpräsidenischaftskanbidat. der betonte, daß lüg SV« dentfch« Arbeiter in der Roten Front organistert feien. ES gelte nicht nur, die Rote Front im Inner» fester auszubauen, sondern die revolutionäre Theorie in die revolutionäre Praxis umzusetzen. Thälmann begrüßte daun die Delegationen, die das Reichsbanner Tchwaaz-Rot-Gold entsandt hatte. Die Losung „Ro, Front" bedeute nicht nur ein Kamvssignal, sondern das Gelöbnt», die Parole auch in die Tat umzusetzen. Wenn die Roten« Frontkämpfer wieder i« die Heimatgaue znrückkehrt««. so heiß« «S für sie nicht „Gewehr bei Fuß", sonder« „Gewehr tiberl", denn sie seien die Soldaten und die Pioniere der Note« Front, die nicht vor Tate« znrückschrecken. Sodann wurde eine von den russischen Gewerkschaften gestiftete rote Fahne mit der russischen Inschrift „Den Pionieren de» FreihettSkampfeS! Allezeit bereit!" übergeben. Thälmann versicherte, baß sie in de« bevorstehende« blutige« Kämpfe« des Proletariats zu« Sieg« getragen werden solle. Auch die Bezirksleitung der Kommunistischen Partei stiftete eine Fahne, die Thälmann den Berliner Rote« Frontkämvfern überreichte, „damit Ne bis zum Siege der proletarische« Diktatur den Kämpfern voranschwebe". Nach dem Gesang -er Internationale erfolgte der Abmarsch der roten Horden. Wie man schon au» diesen kurzen Proben ersehen kann, haben e» die Kommunisten nicht an Andeutungen darüber fehlen lassen, wav sie Vorhaben. Wenn der preußische Innen minister diese seine „politischen Kinder" statt der RechtS- organisationcn unter seine liebevolle Aufsicht nehmen würde, so würde er tatsächlich etwas für da» GtaatSwohl tun. Eigen artig berührt hat e» auch, daß daS Reichsbanner Schwarz-Rot-Gol» sich nicht scheute, Delegationen z« entsenden. Ob Herr H 0 rstng. der RetchSbannermarschall, damit mehr zum Ausdruck hat bringen wollen, »IS eine Höflichkeitsbezeigung gegenüber den Leuten, mit denen -te Sozialdemokratie am 2S. Juni für die Fürstenberaubung «In treten will? Am »weiten Pfingstfeiertag ver anstalteten die kommunistischen Bezirke Platzkonzerte, SuS- flüge und Volksfeste sowie Besichtigungsfahrten durch die Stadt. Auch hier sorgten die den Kommunisten ständig auf den Fersen bleibenden Polizeimannschaften dafür, daß Liese nicht über -te Stränge schlugen. Auf zur Offensive! Die Parole des Reichsbanners. Konstanz, 24. Mai. Der Gau Baden des Reichs- bannerS Schwarz-Rot-Gold veranstaltete vom 23. bis 24. Mat in Konstanz etncn Republtkanertag,«« dem sich neben Gesinnungsfreunden aus Baben. Württemberg und Bayern auch Hunderte au» Oesterreich ringefnnden hatten. Am Pfingstsonntag zogen die Abordnungen durch die Stadt nach dem Döbele-Platz an der Schweizer Grenze, wo dt« Wethe de» Banners der Ortsgruppe Konstanz vorgenomme« wurde. Der Bundesvorsitzende de» Reichsbanner». Ober» Präsident Hörstng-Magdeburg, hielt die Wethe- rode. Tr schloß: Wir werde« den Kamps mit geistigen Waffe« führe«, solangeesgehtr wenn eS nicht mehr geht, dann; Ans znr Offensive! Den Veranstaltungen wohnten airch der badische Minister des Innern und der Justtzmtntster bet. Auch -ie Deutfchnationalen proklamieren Wahienlhaiiuna. von der Pressestelle der Deutfchnationalen BolkSpartet wird für den 20. Juni, den Tag deS Volksentscheide» über den sozialdemokratisch-kommunistischen Antrag aus Fürstenenteig- nung, folgende offizielle Parole auSgegeben: „DaS Kabinett Marx hat die Stellungnahme der bis» heriacn Reichsrcgicrnng übernommen, daß zur Annahme d«S Volksentscheides über entschädignngslose Enteignung der Fürstenhäuser gemäß der Verfassung eine Mehrheit der Wahl berechtigten mit Ja stimmen muß. Soll daS revolutionäre Volksbegehren diese Mehrheit finden, so müssen W Mlllivnen Ja-Stimme« abgegeben werden. Wir habe« niemals Zweifel daran gelassen, daß cs für Dcntschnationale nur entschieoenste« Kampf gegen die kommunistischen Angriffe auf die Eigentum-» ordnnng, den Grundpfeiler unseres Staates, geben kan«. Gammelt die Mannen «nd brecht der Wahrheit die Gasse dnrch die Reihen der Hetzer nnd Verleumder. De« Fürste« soll gleiches Recht werden wie fedcm anderen dcntsche« Staats bürger. ES geht «m den Bestand von Hans «nd Hof, von Ration und Reich. Unsere Parole kantet: Bleibt der Abstim» mnng a« 20. Juni fern!" Zum rs. Mai 1S2S. Der letzt« Träger der Wetttnkrone vollendet -ende fein Sl. Lebensjahr in der beschaulichen Still« eine» fern von der Oeffentlichkett sich abspielenden Privatleben», da- dieselbe Einfachheit und Schlichtheit austveist, wie fi« der ehemalig« König von jeher auch in seinem Auftreten als regierende» Haupt liebte. ES gibt wohl keinen mit feinem Lande und Volke innig verbundenen sächsischen Staatsbürger, d«r «S nicht für seine Ehrenpflicht hielte, diesem Tage et« freund, ltches Gedenken zu widmen, um dem früheren Monarchen z« beweisen, daß auch in dieser schweren Zeit, wo um di« byngftl, sche» Persönlichkeiten der Kampf der parteipolitischen Leiden schaften unter der Einwirkung de» herannahenden BolkS- entschrtdrS tobt, die Sachse» nicht gewillt find, da» vtete Su»e zu vergesse», »a» st« unter der Regierung König Friedrich Augusts III. «nd «unter dem Zepter der Wettiner überhaupt genossen haben. Wte getrübt auch t« der Gegenwart der Blick weiter vottstkreks« für eine unpartettsche Brnrtetlnn« der Vergangenheit sein mag, so ftt «» doch sicher, daß t« Millionen deutscher Herzen noch dÜ» Bewußtsein dafür lebe», dtg geblieben ist, was die VorkriegSdynastten ans geistigem, kulturellem und materiellem Gebiete für dl« Wohlfahrt ihrer Länder geleistet haben, und unter diesen Leistungen, welch« dt« Geschichte l» ihre Annalen rtngezeichnet hat, stehen die für. sorglichen Maßnahmen der sächsischen Könige mit in erster Reihe. König Friedrich August III. war »war selbst kett» Schöpfer großer Neuerungen, aber ihm muß da» Verdienst zu- gesprochen werden, daß er alle- tat. um da» von sein«» vor- Sängern Geschaffene weiterauSzubanen und stet» dt« teste« Kräfte auf die verantwortlichen Posten zu berufen. Dabel trug er persönlich ei» ungemein liebenswürdiges, joviales Wesen zur Schau, da» keine trennenden höfischen «Schranken zwischen ihm und sein«« Untertanen duldete. Er fand auch dem einfachst«« Mann« gegenüber stet- ein freundliche», z« Herzen gehendes Wort, und so konnte e» nicht auSbleiben, daß er die Verehrung seine» ganzen Volke» in hohem Grade genoß und in Wahrheit den patriarchalischen Titel eine» LandeSvater» verdiente. Wenn wir im privaten Leven mit Recht sagen, daß Un dank einer der häßlichsten Charakterfehler ist, die einen Men. sehen in seinem sittlichen Werte beeinträchtigen können, s» muß -aS gleicht Urteil Uber «l« Volk gefällt werden, da» die Tugend der geschichtlichen Pietät gegenüber seiner großen Ver gangenheit dauernd »u mißachten vermöchte. Das sächsische Volk ln seiner überwiegenden Mehrheit ist nicht gewillt, sich mit einem solchen Makel zu belasten, und deshalb nimmt r» auch ferner herzlichen und warmen Anteil an seinem ehe malige» Könige und an dem Ergehen seine- gesamte» Hausest. Reichssrontsoldatentag in Düsseldorf. 70 00« schwarzweibrote FronkkSmpser am Ahetri. Düsseldorf, 22. Mat. Der am Sonntag stattgehabte Stahl- hclmtag wurde eingelettet durch den Aufmarsch der Ehren ko mpagnle vor dem Park-Hotel, in dem der Bun- beSsührer Franz Selbte mit anderen Führern de» Stahl- Helmbundes wohnt. Jubel brach in der tausendfachen Menge au», alv vor demselben Hotel, in dem General Degoutte während der Besetzung gewohnt hatte, der Gleichschritt alter deutscher Frontsoldaten dröhnte. Am Abend fand nach alter Soldatenart der Zapfenstreich statt, auSgeführt von fünf Stahlhelmkapellen aus Oldenburg. Magdeburg, Halle, Braun schweig und Düsseldorf. Dann wurden ln verschiedenen Sälen der Stadt die von auswärts gekommenen Stahlhelmkameraden begrüßt. Franz Seldte, der BundeSführer, sprach im Namen de» Stahlhelms dem Rhelnlande seinen Dank au» für die zähe deutsche Art, in der eS die Schwere der Besatzung ertragen habe. Der Rhein, DentschlandS Strom, nicht DentschlanbS Grenze, ha» sei der Wille, mlt dem der Stahlhelm nach Düsses- darf gekommen sei. Man brauche nicht zu fürchten, daß an diesem Stahlhelm-Tag« am Rhein unbesonnene Phrasen ge sprochen würden. Die Frontkämpfer de» Weltkriege» hätten gelernt, nüchtern zu denken und zu schweigen. ES war ei« erhebendes Bild, als in der großen Tonhalle, in der di« Haupt versammlung Vattsand, an tausend Fahne« de» Stahlhelm», aeschmückt mit frischem Grün, «nd umslvrt mlt de« Band« »er Tran««, sich senkte«, zn« Andenken »er gefallene» Kamerad«», die »ährend de» Weltkriege» znr vertesdisnng de» Rhein» ihr Lebe» gelassen hatte«. Anffallend ist, daß unter den »tele« Tankenden, die an» ganz Deutschland znsammengekomme» sind, besonder» viele deutsche Arbeiter sich befanden. So waren gerade in der Abordnung, die au» dem mitteldeutschen In dustriegebiet kam, wett über die Hälfte deutsche Arbeiter. Allgemein wurbe von der Bevölkerung und auch von den < v körben di« musterhafte Ordnung, Ruhe und Ge- schloffenhett, der starke Ernst der alten Frontsoldaten an« erkannt. Düsseldorf, 2». Mat. Der Sonntag brachte eine weiter« große Zahl von Teilnehmern zu H«m 7. ÄeichSfront» soldatentag nach Düsseldorf Die Gesamtzahl der Teil« «ehmer wirb «ns rnn» 7»«- geschätzt. Der Tag wurbe ein- geleitet mit einem großen Wecken. Dann erfolgten Kran», nteberlegungen am Schlaget«v-Kreuz, am Verglichen Löwen, am Kriegerdenkmal und ans dem Ehrenfrtebhos. Di« Hauptveranstaltung bildete die Fahnenweih« der «ene« Fahne« von etwa Sö Ort», grnppe«. Z« diesem Zweck versammelte, sich die Stahlhelmlente t« den Mittagsstunden auf den Rhetnwtesen. Der BundeSführer Selbte.Magdeburg wte» bet der Wethe darauf hin, daß der Stahlhelm dt« vaterländische Bewegung zusammen- sassen und einen wolle. Nach der Fahnenweihe begaben sich die Teilnehmer in da» rechtsrheinische Düsseldorf. Am Jäger hof «rfolgt« dann der Vorbeimarsch vor der BundeSlettung, de, naheM drei Stunden tu Anhrrtch «chntz Der Zug führt«