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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050907017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905090701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905090701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-07
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.09.1905
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ae- B Z Verschiedene Blätier haben kürzlich die Mitteilung bracht, der Kriegsminisier von Emem habe „an sän, Regiinentslonnnandeure der Armee" einen Befehl gegen die S old a ten ,» iß h a n d l» n a en erlasse», nach welchem „den Mannschaften die strengjle Weisung zn erteile» ist, jede Miß handlnng von seiten eines Vorgesetzte» ans dem vorgeschriebene» Wege ir'sr'rt zur Anzeige z» bringen". — Wie der .Schief, Ztg." von kr'»N'etenler Stelle mitgeteitt wird, ist ein derartiger Erl ah nicht ergangen. In de, La>'de-.wersa»»»lung des Hessischen HanPft'ereinS des Evangelischen Bundes, die am 24, und 2b, August in r'llSseld abgehalte» wurde, ist u, a, folgender Antrag angenommen worden: „Die Bersammlung erachtet das KirchenhoheitS- und Oberaussichtsrecht über die anerkannten Kirchen- und Religions gemeinschaften als eine wesentliche Lkbensbedingung des modernen Staates Sie erblickt in dem sogenannten Doleranzantraa einen schweren Eingriff in dieses unter den schwersten Opfern und in den sabrluiuderteiangen Kämpfen errungene Recht des Staates, der unke» dem Schlagwort der Freiheit nichts anderes als die Unterordnung des Staates unter die Macht der römisch-katholische» Kirche erstrebt und damit den kvnsrlsioncllen Frieden aus das empfindlichste schädigen würde. Sie spricht deshalb die zuversicht liche Erwartung ans, dah unsere Staatsregierung, sowie die hessischen A'eichstagsabgeordneten im Interesse deS AnsebenS des Siaates und zur Erhaltung seiner Rechte, zum Schutz des kon- .ffionellcn Friedens dem Entwürfe für alle Zukunft die Zu- nimmnng versagen," In der O p t a n t e n sr a g e in N o rd s ch l e sw i g. die infolge der Treibereien der dänischen Proteslpartci nvch immer ihrer Lösung harrt, ist neuerdings ein Beifahren eingeschlagen worden, das auf eine allmähliche Beseitigung des jetzigen Zu-- nandes hinausläuft Optanlensöhne, die sich zur Aushebung meldeten, wurden bisher nur in wenigen Fällen i» de» prenßi- ' hon Staalsverband ausgenommen. Jetzt geht der „Kölnischen Teilung" ans den nördlichsten Kreisen Haderslebe», Apenrade und -onderburg die Aachricht zu, dah den meisten Optanlensöhne» in diesen, Jahre der Eintritt in den preußischen Militärdienst ge fallet und die preuhrsche Staatsangehörigkeit erteilt worden ist: in einem Bezirk sind alle Optantenkindrr, die sich zum M'rlitär- c i> >, meldeten, naturalisiert worden. Man darf hoffen, daß die neuen Preußen dank der deutschen Schule und dank ihrer militä- ,''chen Ausbildung in einer deutschen Nmgclmng sich später einer Ecleilignng an de» dcittichscindlichen Bestrebungen enthalten. Dem ans Berlin scheidenden amerikanischen Generalkonsul Maion wollte die „American Association of Commerce and 7rede" in Berlin (die frühere „Amerikanische Handelskammer in - etti»"> ein Banketk geben. Bei dieser Gelegenheit beabsichtigten einige Redner dem Wnmcbe und der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß zwischen Teutichland und den Bereinigten Staaten von Amerika ein Gegenseitigkeitsvertrag msiaiide koinmen möge, Nu» hat erstaunlicherweise der ameri- t anis ch e Botschc> fter i» Berlin, Herr T ower, der auf- resordert worden war, den Vorsitz bei dem Bankett zu übernehmen, ausdrücklich und unzweideutig erklärt, er würde dieser Aufforderung ! icht nacbkominen, salls ans dein Bankett Reden zu gunslen eines deuffch amerikanischen Reziprozitätsvertrages gehalten werden n »irden. Diese Weigerung, schreibt die „Preuß, Korr,", ist sicher lich geeignet, eine wenigstens teilweise Erklärung für die Mhwieugkeiten und den hartnäckigen Widerstand zu bieten, dem die Bemühungen um das Zustandekommen eures solchen Beitrages in Washington begegnen. Während unser Botschafter, Herr Speck v, Steculnirg, alle gebest in Bewegung setzt, seinen persönliche» Einfluß bei dem Präsidenten Rovsevell ansbietet und auch mit allen anderen maßgebenden politischen Faktoren in Washington nnermndlich die Notwendigkeit eines solchen Rezivrozitätsvertrages erörtert, lehnt der offizielle Vertreter der amerikanischen Regierung in Berlin es glatt und bündig ad, sich an einer Veranstaltung zu Ehren eines verdienten amerikanischen Beamten, selbst durch seine bloße Anwesenheit, zu beteiligen, wenn das Thema „Gegen- seitigkeitsvertrag zwischen Tentschland und Amerika" auch nur berührt würde. Diese Tatsache spricht Bände, Da unmöglich an genommen werden kcknn, daß Präsident Roosevelt den Herr» Tower instruiert haben sollte, eine so schroff ablehnende Haltung in dieser wichtigen Frage zu beobachten, so bat man es hier wohl mit Privatbcstrebungen und Privatansichten des Herrn Botschafters zu tun, welche offensichtlich den Absichten und Interessen weitester Kreise in beiden Länden, schnurgerade zuwiderlaasen, Herr Eharlemagne Tower hat selbstverständlich das Recht, über die Frage eines deutsch-amerikanische» Gegenscitigkcitsvertrages zu denken, wie er will Aber nur als Privatmann, Wenn er aber als der oberste amtliche Vertreter seiner Regierung in einer sür beide Länder überaus wichtigen noch schwebenden Frage von vornherein Partei ergreift, so kommt dies einer moralische» Unter stützung bestimmter Sonderinlercssen gleich, — im vorliegenden ! Falle derjenigen Interessengruppen in Amerika und Deutschland, s welche auf die Hintertreibung des GegenscitigkeitSvertrageS. d. h. ! aus den Zollkrieg hinarbeiten. Gegen den Regierungsrat Martin, den Verfasser der Schrift: „Die Zukuirft Rußlands und Japans", schwebt, wie oerlautet, ein Ermittlungsverfahren, das allem Anscheine nach i -!>r Einleitung eines Disziplinarverfahrens führen wird Man macht Herum Martin zum Vorwurf, daß er durch seine Veröffentlichung in einem kritischen Augenblicke die aus- N'äriigen Beziehungen des Reiches, insbesondere die Beziehungen zn Ruf,'and, geschädigt und die Wohlfahrt des Reiches nach innen beeinträchtig! Hab«, das letztere, weil seitens des Prioatpublikums nffolge der Schritt Angstverkäufe in russischen Papieren erfolgt 'eien. Ferner verübelt man cs Herrn Marlin, daß er sich zu 'einer Publikation nicht das Placet seiner Dienstbehörde ein- geholt habe. Nach der , Stacttsb.-Ztg," habe auch der Kaiser seinem Unwillen aegen die Taktlosiakeiten des Verfassers einen ebenw starken wie prägnanten Ansdruck gegeben. Ans Danzig wird vom 5. gemeldet: Tie englische Flotte lichtete heute nachmittag 5 Uhr 25 Minuten die Anker, Zahlreiche Dampfer, Barkaffen und Boote begleiteten die Schisse an, die See, Tie an der Mole sestgemachten vier Torpedolwots- zcrstörcr bleibe» bis Donnerstag vormfttag hier. In Sw ine- münde kamen die Offiziere de? englischen Linienschiffes „Eorn- ivallis" nachmittag- an stand. Die Mannschaft hatte keinen Land- nttanb erhalten. Zwischen dem Schiffe und de», Lande entwickelte tick ein reger Berieör von Privatbooien: zahlreiche Badegäste be sichtigten das Schiff: einige Boote bvlten Proviant von, Lande, Tie „ V o r w ci r i S " - F r a ge sängt an brenzlig zn werde», und nvar für das Zenttalorgan selbst, das sich in seiner bisherigen Position ernstlich bedroht siebt. Die Hiebe hageln letzt von allen Zeiten herein. Zunächst wi erwähnt, daß sich Ni e h r i n a in einem «>, Artikel über den Gegenstand dahin resümiert: „Seitdem der „Vorwärts", spätestens bei dem Beginn der Agrardebattcn vor w Jahren, sich selbst ans der Parleidisknssion ausschied, die z» leiten und zn regeln sein Berns mar, ist er im wesentliche» dabei geblieben, nur daß es. wie allemal ans einer schiefen Bahn, immer weiter abwärts ging, Ware» die Ucbersichtcn, die er über die Meinungen andere, Parteiblätter gab, früher wenigstens so objektiv .zusammcngestcllt, daß man ein wirkliche? Bild bekam, so werden die Parieinachrichten des „Vorwärts" heute mit einer Illopalität redigiert, von der wir zur Ehre der Paiffeiprcsse sagen müssen, daß sie in ihr ganz einsam steht. Es blieb, wie es neu lich ein Arbeiter in einem Artikel der Torlmnndcr „Arbeiter zeitung" kennzeichnete, bei der „diplomatischen Reserve", bet der „Nentralität", bei der „alibeliebten Methode, wohl ein Amt, aber keine Meinung zu haben". Man hat die wunderbarsten Tbeorien ausgestellt, um zu beweist,,, daß dies Ausscheide» des „Vorwärts" aus der prinzipiellen Parleidisknssion das eigentliche Prinzip eines Zentralorga».' sei. Man hat gesagt, in einem Zcntralorgan müsse >ede Schattierung der Parte, repräsentiert sein iind da tonne es nicht ansbleit en, daß ein Redakteur dem andere» den Weg vertrete. Oder man hat auch gesagt, ein Zentraloraan habe solche Wucht an sich, daß cs, wenn es nachdrücklich in tief greifende Meinungsverschiedenheiten cingrcist, die Paitci sprengen könne Ueber all das brauchen wir kein Wort zn verlieren, denn bei obstkliver Beurteilung der Sachlage dürfte cs keine Meiniings- vcrschiedcnheit in der Partei geben, sowohl darüber, daß, wenn ei» Zentraloraan sein soll, der Hallesche Parteitag die Ausgaben eines solchen Blattes ganz richtig bestimmt, al? auch darüber, daß der „Vorwärts" seit mindestens 10 Jahren diese Aufgaben voll kommen vernachlässigt hat," Eine artige Kritik des „Voriruirts" gibt ferner st a n t s k n in der sozialdemolratische» Wochenschrift „Tic neue Zeit" zun, Schluß seiner polemischen Attikel gegen da? Zenttalorgan, Im Gegensatz zu dem wineinchaftlichc» Denken, das i» den ersten Jahre» nach den, Sozialistengesetz in diesem Blatte vorherrschte, »verwiegt, so schreibt Kautsk», heust im „Vor wärts" das ethisch ästhetische Tente». Es handelt sich bei diesem weniger um das Begreifen der Dinge als um das Aburteilen über sie. Dies» Denkrnhtling belegt Kautskv mit der Bezeichnung Ge« fühlssozialismus. Wende Folge» das für die Betracht,»,gS- und Darstelluiigsweise des „Vorwärts" mit sich führt, das stellt der sozialistische Oberpriester in folgendem fest: „Die ethisch wirk« mmsten Erscheinungen und Fragen sind aber jene, die an der Oberstäche der Dinge liege». Sv wird der vorwiegend ethisch gerichtete Schriftsteller geneigt, die oberflächliche», in die Augen fallenden sensationellen Erichc>"u»gen des Augenblicks für die politisch wichtigsten zu halten und alle- Ticfechrabrn als eine Arbeit zu betrachten, die sür die Politik wenig Bedeutung hat. Die Untersuchung der Bedinaunnen und Aussichten deS Massen streiks zum Beispiel erscheint thi» ganz unwichtig. solange dieser nicht vor der Türe steht. Lin Rnhstrat-Prozeß dagegen wird ihm zn einem Ereignis, dem man nickt genug Interesse und Aufincrk samkeit widmen kan». Aber daS ueverwieaen des ethischen Inter esscs verführt den politische» Parteischrimteller nicht bloß zur Oberflächlichkeit und Sei,sativ»Ss»cht. zur Unterschätzung deS For schen- »ach den Gründe» der Erscheinungen — was nicht verhin dert. daß er in der Theorie für solche Arbeiten, wie für alle „Wissenschaft" und „Aufklärung" die größte Hochachtung bezeugt. Dieses Tirserarnbe» wird ihm m der Präzis oft direkt ein Greuel," Kautskv ist nicht der erste, der erkannt Hai, daß die Eigentümlich keit deS „Vorwärts" nur in Oberstüchlichkeft und Sensationssucht liegt, aber mit einer solchen verblüffenden Offenheit, wie es hier geschieht, hat diese Erkenntnis selbst die gegnerische Presse noch nicht einmal ausgesprochen, — Weiter fällt der sattsam bekannte Abgeordnete Stadt Hagen über das sozialdemokratische Zentral- organ folgendes Urteil: „Wenn der „Vorwärts" insbesondere seit de» Rcichstngswal'le» von l!l«>3 vom „Weft,vr»de"-Artikel ab bis in die jüngste Zeit hinein unter Verkennung der Grundlagen deS »olctanschcn EmanzipationskainpseS zwischen Ueberschätznng und »Interschätzung parlamentarischer Betätigung von Sensatiansprozeß zu Sensationsprozeß hin und her pendelt, jeder grundsätzliche» Betrachtung der Geschehnisse ans dem Wege geht oder sie zu einer persönliche» Zänkerei herabwü'digt, über das geistige Leben inner halb der Partei völlig unzureichend informiert, nicht Klassen- bewnßtsein. sondern Selbstüberschätzung und Autvritütsdustlci mehr als einmal propagiert, statt «nes Resümees über die sert der Partei stehender Blätter serviert, so läßt sich der Vorwurf leider nicht ablehnen, daß der „Vorwärts" den Nährboden für unklare Reaktionen gegen Ueberichätznngen des PattameiftaciSmnS selbst gedüngt hat," Gerade von Stadlhagcn so beurteilt zu wer den, muß besonders bitter sei», Ungar». Der leitcirde Ausschuß der vereinigten Linken hat beschlossen, bei der Koalition zu beantragen, dag die derzeitige Regierung in A n klage z » sta nd versetzt vstrde. In der Sitzung des leitenden Ausschusses der Koalition entspann sich ferner eine lebhafte Debatte darüber, ob di» Koalition sich für das allgemeine geheime Stimmrecht erklären solle, Graf Apvonyr und Baron Bausch traten für das allgemeine Stimm recht ein, während andere Mitglieder der Koalition, nament- sich die Dissidenten und Mitglieder der klerikalen Bolkspartci. gegen das allgemeine Stimmrecht Stellung nahmen. Schließ lich wurde ein Subkomilee eingesetzt, um in dieser Frage einen vermittelnden Antrag anszuarveiten, Spanien. Da die Nachforschungen der Polizei und die gerichtlichen Untersuchungen nicht auf die Spur des Urhebers des Bombenattentats in Barcelona geführt haben, fordert die Militärbehörde die Akten des Verfahrens ein. Es herrscht Panik. Zahreiche Fremde verlassen die Stadt. Die Zeitung „La Lucha" ist infolge eines Artikels, in dem sie das Attentat zu rechtfertigen versucht, beschlagnahmt worden. Kunst und Wissenschaft. ffKönigl. Hoftheater. Im Opcrnhause gelangt heute ff/28 Uhr) „A r d a" zur Ausführung ; im E-chausprelhause (6 Uhrj „Jaust" sl. Teil). ff Residenztheater. Sonnabend abend, zur Eröff nung der Wintersaison, geht zum ersten Male „Tie Jux- Heirat" von Franz Lehär in Szene: Sonntag nachmittag wird bei ermäßigten Preisen das Lustchiel „Der IamiIientag" cregeben: abends zum zweiten Male „Die Juxhcirat"; M o n - t a g beginnt das Schauspiel-Abonnement, 1, Serie, mit dem Lustspiel „Im weißen Roßt". Die Billettkassen sind täglich von 10 bis 2 Uhr geöffnet. 4 In, beutiaen Konzert der Künial, Lelvedere- Kavell« komme» zur Nnisubruna: t. „Mit Standarten", Marsch von Blvn: S. Ouvertüre zur Oper „TU»S" von Mozart: 8. Korallen-Mazurka von Dittrich: 4, I. Orchester-Juite anS der Oper „Carmen" von Bi,et: 5, Beethoven-Ouvertüre von Lassen: 6, Vorspiel zum S Akt der Oper „König Manfred" vun Reniecke: 7, Tonbilder aus der Over „Lobenarin" von Wagner: 8. Ouvertüre zur Over „Die diebische Elster" von Rossini: u, Nordscebilder, Walzer von Straub: 10, Evnzenino für Posaune von Lachse : 11, Versailler Fest-Armee-Marsch Nr, 2v« von Trenkter. ff Der Dresdner Orpheus gibt Sonntag, den 15. Oktober, ein großes Konzert in, König!, Deutschen Landestheater zu Prag unter Mitwirkung von Iran Wedckind. In der Besetzung des Lcwingerschen Streich, quartetts ist eine Aenderung eingctrcten: Herr Kammer musiker Wagenknecht wird ferner an Stelle des Herrn Fnrkert die Viola spielen, f- Nach der Räderschen Posse „Robert und Bertram" hat Otto Fiebach eine dreürkiige komische Oper geschrieben. Von Fiebach wurde vor einigen Jahren in der Dresdner Hos- oper das sehr hübsche Werk „Der Offizier als König" nach Scribes „Ein Glas Wasser" aufgesührt, ff Ein deutsches G a r n i s o n t h e a t er. Unter diesem Titel findet sich im „Militär-Wochenblatt" nachstehende beachtens werte Anregung: Unter den zahlreichen Garnisonen in Deutsch land sind nur etwa acht oder zehn solche, in deiie» sich Hvfthcatcr hcsinde», die den Offizierkorps Gelegenheit bieten, ohne wesent liche Opfer regelmäßig gute Theatervorstellungen bcsnchen zn können: an,wetteren 150 Garnisonen Linsten sich ständige Bühnen befinden, niindestens die Hälfte aller deutschen Standorte aber ist, was den Theaterbesuch anlanat, ans die wenigen Abende ange wiesen, an denen sic gelegentlich von einer „gastierenden" Gesell schaft ausgesucht werden. Recht oft sind das Theater-Unterneh mungen, für die man den bezeichnenden Ausdruck „Schmieren" geprägt hat. Nehmen wir aber auch an, daß im allgemeinen i» icnen tbcaterloscn Garnisonen doch erträglich gute Ensembles gelegentlich eine kurze Reihe von Vorstellungen geben, so ist daniit iinmcrhi» angesichts der keineswegs niedrigen Eintrittspreise den Unteroffizieren »nd Mannschgften die Gelegenheit, einigen Theater abenden neiznwohnen, noch nicht geboten, und wenn ia einmal nur für Angehörige der Garnison gespielt wird, so stellen sich solche Vorstellungen in der Regel als äußerst minderwertige heraus. Die darstellenden Mitglieder de? Ensembles haben die Empfindung, daß es sich hier uni crne Art Massenbesuch handelt, bei dem jedes Spiel gut genug sei. Endlich kommt cs aber doch wohl nicht nur darauf an, daß und wie Theater gespielt wird, sondern vor allem auch, was gespielt wird. Selbstverständlich können jene wandern den und gastierende» Ensembles ihre Repertoire für solche selten auf dem Sff'ielplan stehende Mililärvorstcllnngcn nicht eigens zu- schneidcn, Stücke wie „Der wilde Rentlinaen" oder — wenn man einmal klassisch kommen will — Lcssings „Minna von Barnhelm" erfordern Kostüme und Vorbereitniiacn, die angesichts solcher Gc- legenhcitsvorstellnngc» wirklich auch bei besten, Willen nicht ver langt werden könne». Da ist denn der Gedanke, ein „TentscheS Gciliiisontheater" ins Leben zn rufen, vielleicht naheliegend. Wir neben gern den nachstehenden Bemerkungen Raum, die uns in ,;orm eines Rundschreibens durch den Leiter der deutschen Gast- ipiele in den Tonauländern. Wolf v, Mctzsch-Schilbach, zugestellt wurden, Herr v, Mehsch sagt: „Die Zahl der Garnisonorte. ans welche sich die deutsche Armee verteilt, beziffert sich ans mehr als iOr Hundert. Ta ist etz den», zumal ja die Wahl der Stand quartiere kcincswegs nach der Größe der Städte oder nach ihren gesellschaftlichen Verhältnissen „nd der landschaftlich schönen Lage, sonder» lediglich nach strategischen, organisatorischen „nd wtrt- schastlichen Erwägungen erfolgt, nicht anders möglich, als daß viele recht weltferne und verkehrscntrückte Ortschaften, namentlich in, Osten und Weste», als Standquartiere gewählt werden mußten. Wieder und wieder werden Klage» laut, wie einsam und an- rcgnngsloS für Geist und Gemüt sich das Leben in vielen Orten gestaltet und wie inhaltsleer Jahr »m Iabr die Stunde» dahin rinnen, die von des Dienstes ewig gleichgestellter Uhr nicht in Anspruch genommen werden. Hier Wandel und Abhilfe zu schassen, wird sich freilich nur in bescheidenem Umfange erzielen lassen. Wo aber ein Weg sich zetat. in die Eiuiörmiakeit de- außerdienstlichen LebenS vv»übergehend etwa» Abwechslung zn bringen, da wird er sicherlich gern und freudig beschriften wecken, Sv ist eS denn der Zweck dieser Ausführungen, die Aufmerksamkeit auf eine» Plan zu lenken, der darauf cibrielt, «ln Unternehmen zu gründen, das de» Namen trogen soll: DrntschrS Garnisontheater. Anfaabe diese» patriotischen Theater-UnterneymenS soll es sein, im Laufe jede« Jahre», beginnend im September oder Oktober, etwa 800 Vvrslellnnaen zu veranstalten und mit diesen möglichst lOO Äarnlsvnvrte au zusuchen. Bei einem Durchschnittsbesuch von nur 600 bis 800 Per one» würden gegen 250 060, also rund eine Viertelmllllvn Angehörige der Armee in diese» Vorstellungen geistige Unterhaltung »nd patriotische Anregung finden. Die Ein- trittSpreise sollen so bezfffert werde», daß stcb im allgemeinen die reserviere» Plätze der Offiziere auf 1 Mk., die numerierten der UnterofsNiere auf 50 Pfo, und die der Mannschaften auf 3V Pfg, stellen wurden. Gewiß werden sich ja wohl auch ln den ,»eisten Garnisonen Mittel finde», einem Teile der Soldaten den Bestich eintrittsfrei oder zu »jneni auf ei» Minimum reduzierten Preise zu ermöglichen, Angesichts de» immer wechselnden Schauplatzes ist die Einstudierung und Ausstattung nur wenigcr, aber in jedem Sinne guter Stucke nötig, aus denen eine engere Wahl zu treffen den lewciliaen »laßgehendcn Stellen überlassen bleibt, ff Zu oem Pressebeim. das auf dem von der Stadt Rheinsbera geschenkten Gelände errichtet werden soll, wurde am Sanntag in Gegenwart des Bürgermeisters der Stadt der Grundstein gelegt. In Verbindung mit der Feier hielt der Verein deutscher Redakteure unter dem Vorsitz des Dr, Wrede seine Jahresversammlung ab. Der Verein veschlvß. eine Kasse sür stellenlose Redakteure zn errichten, die »ach Ablaus einer gewissen Wartezeit Redakteuren in, Falle der Stellenlosigkeit ein« Unterstützung von t>0 Mark mvnntlicb auf die Dauer von drei Monaten gewähren soll. Die Kasse wird bei dem Vorhandensein eine» Grundstockes von 2000 Mark ins Leben treten und von einem Teil der Beiträge und Eintrittsgelder, sowie durch sret- willige Zuwendungen gespeist werden. 1000 Mark sind bereits vou einem Gönner des Vereins gespendet worden. Im Anschluß an die Versammlung wurde der vierte Deutsche Redafteurtag ab- gehalten. ffAusWien, Im Hofoperntheatee begannen di« Proben zu Wolf-FerrariS komischer Oper „Neugierig« Fraue n". Das Werk geht bekanntlich auch in Dresden, Mitte dieses Monats, in Szene, — Wie Li« Direktion der Gesellschaft der Bffisiksreunde schon vor einiger Zeit bekannt gab, wird cnn Wiener Konservatorium mit Beginn des Schuljahre» l905/00 eine Chor» und Chordirigrntenschule unter der Leitung des an das Konservatorium berufenen Dirigenten des Wiener a c-apaiia-Chores, Herrn Eugen Thomas, in» Leben treten. Mit der Eröffnung der Chorschule hofft dir Lei tung des Instituts eine empfindliche Lücke im Musikleben au»- zufüllen und vielen .iffunskjüngern willkommene Gelegenheit zu vielen, sich auf leichte Weise jene Kenntnisse anzueianen, die nicht nur eine feste Grundlage für ihre musikalische Zumnft bedeuten, sondern sie auch befähigen würden, später wirksamer an den Gesamtübungen der Chorvereiniauugen teilzunehmen, als es bisher der Fall war. Die Chorschule, welche sür die Schüler des Konservatoriums als Nebenfach, und znKir mit ge ringer Ausnahme als obligatorisches Nebenfach, einge richtet wird, umfaßt vier Jahrgänge. Die Chordirr- gen-enschule besteht aus zwei Jahrgänge». — Im Modell. Theater batte die erste offizielle Besichtigung stattgefunden. Nach einer äußerlichen Pristung des zierlichen Thecitcrchens wurde dasselbe von der Komnussron betreten, worauf die Demonstration der technischen Einrichtungen begann. Gleichzeitig ließ man die Maschinerien, soweit sie schon t'ertig- gestellt sind, zum ersten Male spielen. Die Einrichtung des Modell-Theaters fand bei der Kommissicu ungeteilte Aner kennung. Es sollen nun noch einzelne kleine Verbesserungen oorgeuommcn werden, worauf schon in nächster Zeit die Ein ladungen zu den eigentlichen Ärandproben ergehen wer den, Hierzu werden auch ausländische Brandsachleute er wartet. Die Brandproben werden den ganzen Winter hindurch fortgesetzt werden. ff InGmunden treffen am 11. d, M, etwa 30vreichS- drutsche Aerzte mittelst Souderzngcs aus München «in, um eine Studienreise durch das Salzkammergut zu nnter- nehmen. Es sind zumeist Mitglieder der Zentralgesellschast für ärztliches Fortbildnngswesen in Preußen, Von hier erfolgt die Weiterreise nach Ebensce, Ischl, St. Wolfgang und aus den Schasberg. ff Das Testament TamagnoS. Tamagn-o hat ein Vermögen hintcrlassen, welches zumeist in Liegenschaften besteht, die einen Wert von Millionen Lire haben sollen. Der Mann, de» die Thcaterunternehmer als einen Geizhals hin stellten, weil er fast unerschwingliche Spielhouorare forderte, gab in den letzten 8 Jahren alles, was er in Italien ver- diente, den Armen ^ sonst hätte er sich wohl noch eine füllst« und sechste Million ersungen. So einfach und gut er im Leben auch war, so hatte der Flitter und falsche Prunk deS Tbeater- lebens seine Seele doch mit der ihm eigenen Eitelkeit überhaucht. In seinem Testament bestimmt er, seine Leiche soll einbalsamicrt in einen Vleisarg gebettet und nicht in eine gemauerte Gruft versenkt, sondern in der Mitte einer eigens zu erbauenden Kapelle aus einem Marmorsockcl ausgestellt werden. Der Blei sarg möge aber mit einem Deckel aus schwerem Kristallglas ge schlossen sein, damit die, die ihn liebten, sein Antlitz sehen können, so oft sie es nur wünschen. Sehr wahrscheinlick wird diese Be- stimniung. da sie den Gesetzen für die öffentliche Gesundheit grundsätzlich widerspricht, unausgeführt bleiben. Im übrigen hinterläßt er den wohltätigen Stiftungen in Varese bedeutende Vermächtnisse, mit deren Erfüllung die Gcneralerbin, sein« Tochter, Frau Margarete Talamonc, betraut ist Während deS Drucke» eingcgangene Neueste Tr'nhlmeldiilMN. Berlin, Die heutige von 2 0 0 0 F l e i s ch e r n T c u t s ch- lands besuchte Versammlung faßte eine Resolution, worin erklärt wird, daß ein großer und zunehmender Mangel an Schlachtvieh im Deutschen Reiche besiehe und die ReichS- regieruug „nd die Bundesregierungen ansgesordert werden, dem herrschenden Notstände schleunigst abzuhelsen, insbesondere durch Aushebung der Grenzsperre. Hamburg. Hier wurde ein Cholcrafall bakterio logisch se stg est c l l t. Reichenbach sSchlcsien), Die hiesigen Wcberei- besitzcr beschlossen, sämtlichen organisierten Textil arbeitern zu kündigen. Vermischtes. ** Etn Li eb sta h l im Vatikan, AuS Rom. 2, Sep tember, wird gemeldet: Im Garten des Vatikans siebt das soge nannte Hänschen Leos IV., die Soinmerwohnung der Päpste; hier werden Kunstwerke aufbewahrt, die Pins IX. und Leo XlH. bei Jubiläen und anderen Festlichkeiten geschenkt bekommen haben. Ein Monsignore, der mit der ilcberwachimg des historischen kleinen Palastes betraut ist, konstatierte schon im April d, I., daß aus der Album- und Büchersamiiilnna des „Casino di Leone IV." mehrere Werke auf geheimnisvolle Weise verschwunden waren. Er benachrichtigte den Staatssekretär Merry del Val, der seiner seits den Papst in Kenntnis setzte. Ter Diebstahlsverdacht richtete sich gegen den päpstlichen Gendarm Antonellt. Da man dem Manne aber nichts Bestimmtes Nachweisen konnte, wurde er einstweilen mir vom Dienste suspendiert, Nntonelli wurde jedoch heimlich beobachtet und man brachte bcrauS, daß er, al» er vor einigen Wochen ein Krankenhaus anfsiichen mußte, seiner Geliebten Ottavia Consoli ein Buch mit Miniature» und drei kostbare Albums zur Aufbewahrung übergeben hatte. Die Kunft» werke wurden dem Mädchen wieder abaeiiommen, aber eS fehlten noch zehn Bücher von weit höherem Werte. AntoneNt ist noch im Krnnkenhanse. Da er den Diebstahl auf „auswärtigem Terrt« torium" — als solches wird der Vatikan nach dem Garanttegesetz betrachtet — begangen hat, kann er nur ans päpstlichen Antrag verhaftet werden ' dieser Antrag soll bereits gestellt worden sein. Der Weit der gestohlenen Bücher soll »icht weniger alSsvOOVA« betragen.
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