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> Nr. s». Lin nioderner vlaubart. Sie waren am Abend vorher von der Uoch- isreise zurückgekehrt »nd maditen es sich in eu> neue» Theheim behaglid). „Ts ist wiiklich gut, liebe Tlse, daß wir uns ne» zweiten Schreibtisch angeschafft habe». Das bei winde mir unnütz de» sAatz iveanehnien. - erledige meine Schreibereien doch aussihließlid) Kontor, D» kannst unterdessen nach iierzenslust c an nnserm gemeinsamen Schreibpnlte Tinte ipritzen, soviel Dn magst. Die rechte Seite der icher ,nid Aaste» ist für Did>, die linke sin >nid>, id jedes von uns bat einen Schlüssel Die einzelnen .isien freilich sind nicht verschließbar. Dn darfst ->l> überall schalten »nd walten, wie Dn willst, meine Fächer gelegentlich dnrchstöbern, »nr , den untersten Aasten behalte ich mir allein i Dn wirst nicht hineinsehen, »nd ich werde es, lange unsere Lke glücklich ist, auch nicht." Märe mehr sAatz in dem Aasten," scherzte die >ge Fra», „so dachte ich, Dn bewahrtest meine lgangerinnen darii, auf. Mich fängt's an, vor - zu gruseln, Du Blaubart!" Dabei zupfte sie an der Schnürt bartspitze. Dein Munsch ist mir >ge»s Befehl, mein hoher lierr." — - lind so lebten die beiden keutchen in friedlicher , meinsamkeit dahin. Tlse hatte schon manches azend Briefe an Geschivister und Freundinnen ! offenen Schreibpulte zusaninlengekritzelt, ohne st es ibr ein einziges Mal in den Sinn ge- uinen iväre, an das verbotene Kästchen zu rühren, i, eines Mittags — sie waren siebe» oder acht male verheiratet brach der erste Streit zwischen de» aus. Tine geringfügige Kleinigkeit hatte > Anlass gegeben. Aber vielleicht gerade deshalb, il etwas Äehnliches in Brautstand und The b nie vorgckonnnen war, spitzte sich die Sache n fer »nd schärfer zu, ein Mort gab das andere, als Leopold beim Fortgehen hie Türe heftig Schloss warf, brach die junge Fra» in bittere . aueu ans. Tausend Gedanke» stürmten auf sie ein. Sollte Glück ibrer The wirklich schon sein Tnde er i- .-bi haben? Das Glück... ? lim, wie war es o b? Mie hatte er damals gesagt? Solange n >e, Theglück wabr!?! Und von diesem Aus >che kam Frau Tlse auf das verbotene Aästcben, dein Aästchen tauchten hundert verdachtsgründe i il'r empor, und ehe fünf Minuten verflossen en batte sie den Anopf ergriffen und das ver- anisvolle Geheimfach geösfiiet. Ti» Briefbündel war der ganze Inhalt. Tlse »al'ui es 'iiit zitternder liand heraus und loste d is blaiiseidene Band. Und da fass min die junge Frau und las »nd . und als zwei Stunden vorüber waren »nd d.r gesamte Inhalt der Briefe Heile für Heile an en Augen vorübergeglitten war, »ahm sic eine» r eigenen Briefbogen, schrieb mit flüchtiger i'.iud einige ivortc däranf, legte das Blatt zn- >-nerst und »mwand das Ganze wieder mit dem Sndenbande. Sobald das Bündel wieder in den Aasten nieder- legt ivar, klingelte sie dem Mädchen: „Banni, c sofort an die Theaterkasse und löse mir ein lleit erste Aangloge." !Uag er heute abend den Schluß seines The- ickes gründlich allein durchkoste» i" sagte sie halb em vor sich hi», als das Mädchen hinaus war. Hpnnabend, den 1k. März. Dan» ging sie ins Schlafzimmer und warf sieb in Staat. Als Leopold gegen halb acht Uhr vom lsontor »ach liause kam, fand er den Abcndtisch nur mit einem Gedeck belegt. „Gnädige Frau sind in der Mper. Darf ich das Tssen bringen?" Mechanisch nickte Leopold dem Mädchen zu, warf dann hastig einige wissen hinein, setzte sich in den Lehnstuhl und schloss die Augen. Nachdem er so eine Meile gesessen, liest er abtrageu und die Lampe bringen. „Münsche, weiter nicht gestört zu sein. Mer auch immer kommen mag, ich bi» für niemand zu sprechen." — Neis gedarniscl'te ^snettcn jetzigen Reiliidier Meisgen in Dräsen. Gilde Nlwl'lchdell. sjetrt gebt'; nn oock äer Dräriict Ztrarrenbak» litivalvetkältnir baläe an äe» lsragen. kr kalt die 5tadt die Schiene» »nd äie lllagen, ljaknköle »»<! war aller ät»m und csta»! ver Stadtlirkur längt da; sterckält äann an Und will rich rclber ektlidi äamit blage». Um koke Ucbetrckirre raurrurchlagen Da, kämre, Kat er klug äatan geclan! vic värgerrchalt ltan» nn nirckl berrerer äu», AI; egal aul der Strarrenbak» rn lakren, Denn damit wird rie ikren Uordcel wakren. Venn wächrt der Ueberrckurr alljakrlich »nn, vani, wird wer ro allmäklich rchdeierlrei Und rchlicrrlich kriegt mer noch war raus, juckkei! „Umiiaditet mich die Gegenwart, so soll mich denn der Hanber der Vergangenheit trösten." Leopold ging an den Schreibtisch, öffnete ihn und zog das unterste Aästchen zur Linken. Als er das kleine s?>aket mit de» Lippen berührte, strömte ihm noch immer der leise Duft daraus entgegen, der ihn einst so entzückt hatte, lind nun lag es vor ihm, das erste Blatt, das ihm damals so viel Spaß gemacht hatte, als er es erhielt. Lateinische Lettern, eine steile liandscbrift, wie man sie bei jungen Tngländcrinnen findet: „X. V. X. IM. tianpipostlagernd. — Unter dieser Chiffre fordern Sic in der heutige» Bummer des Morgenblattes junge Damen, die an Heit- überflust leiden, zu einem flotien Briefwechsel mit einem gebildeten Schnur» bartbesitzer auf. Spätere Verheiratung, besonders wenn die vcindschrif» z» sagt, nicht ausgeschlossen. — Mein lierr! Treibt man so mit der The Spott? Ich kenne Sie nicht »nd inag Sie nie kenne» lerne»; aber sehen Sie den» nicht ein, welche Fülle von Herabwürdigung des ganzen weiblichen Geschlechts in diese» wenigen Heile» liegt? Meiches ansländige, junge Mädchen wird sich zu solch einem frivolen Briefwechsel her geben? Schämen Sie sicb, »lein lierrl Xanthippe. Nachschrift: Sollte» Sie, was ich bezweifle, die Nichtigkeit ineiner Behauptung cinsehe», so biete icb Ihnen Gelegenheit, mir einmal, kören Sie wohl, nur ein einziges Mal weitere Hnschriften würden nicht angenommen werden) unter X. 777. post lagernd Stadipostaml 7 zu antworten." Der zweite Brief, drei Tage später datiert, lautete: „Mein veri! Ihr Nr,es zeigt eine so auf- richtiae Neue über die begangene Schandtat, dast ich nicht grausamer sein will, als Sie es wirklich verdienen. Id) gestatte Iknen, worum Sie so flehentlich bitten, mir ei» zweites Mal schreiben z» dürfen. Tun Sie es aber wieder wie das erste Mal in der so indifferenten und unserer Aorre- ! spondenz einzig zusagende» Schreibma>chineuschrifl. Xanthippe." Und der dritte: „Nein, mein verehrter Unbekannter, de» Schleier zu lüften, das darf mir selbst im tiefsten Traume nicht beikoinmeu. Mas iminer Sic Schönes und Interessantes schreiben, der Briefwechsel, der im Scherze begonnen ward, must and) im Scherze enden. Meine» wahren Namen solle» Sie nie erfahre». Id) müßte ja vor Schani in die Tide sinken. Xanthippe." Und null folgte jene lange Neike von Briefen, in denen sie sich von Annst, Literatur und Tages- neuigkeite» unterhielten, jene Antworten aus die Briefe, in denen er ihr seine freudlose Kindheit und die Geschichte jeiner Jugend erzählt hatte. Dann jener Brief, in dem geschrieben stand: „Das Du, mein verr, mit dein Sie plötzlich wie Zieteii aus dem vusch Hervorblechen, sollte ich »nr ernstlich verbitten. Aber das Duze» ist ja wohl der allgemeine Manch auf Maskenbälle»; und da uuser Briefwechsel im Grunde nichts weiter ist als ein Maskeuschcrz, so will ich als Deine ewigverlarvte Lallkönigin cs Dir in Gnaden ge statten. Id) untersage es Dir bei meiner Ungnade nochmals, mir Deinen Namen zn nennen!" Und nun ging es gegenseitig Du und Du weiter, ein halb scherzhaftes, kalb wehmütiges Geplauder, bis endlich der letzte Brief an die Aeihe kam —: „Mein vcir' Mie ich Ihnen schon wiederholt ! andcutctc, der Maskenscherz muß ein Tnde nehmen, j Tni junger Mann ist im Kreise meiner Bekannt schuft aiifgetancht, der mir ei» gewisses Interesse einflößt. Meine Titern dringen stärker und stärker in mich, endlich unter inciuen zahlreichen Be werbern eine Mahl zn treffen. Menn jener junge Mann seine Lippen öffnet, und das wird er über kurz oder lang >»», so werde ich nicht Bein sage». Und nun, geliebtes vcrz, habe Dank für alles, was Du mir in dieser Heit gewesen bist. Tinpfange