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Bautzener Nachrichten : 25.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-188810253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18881025
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18881025
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-25
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 25.10.1888
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1941 Beilage zu Str. 250 der Bautzener Nachrichten. Donnerstag, den 25. Oktober 1888. — v Brüssel, 22. Okt. Gestern brannte da» Stadt- theater in Tharlerot vollständig nieder, Personen wurden nicht verletzt. — Eine «igeatümlichr Erscheinung macht sich in der Boden. slSchr Frankreich« bemerklich. Seit 1884 findet durch da« Geutecorp« eine Nivellements-Ausuahme der Bodenflächr de« ganzen Lande» statt. Diese Arbeit hat gezeigt, daß der Boden alljährlich mehr und mehr von Süden »ach Norden stakt. Währeud an der Südküste dir Bodrafläche keine Änderung er- litten, hat sich da« Land zwischen Marseille und Lille, also auf einer Streike von 820 Kilometer, um 3 Ceutimeter im Jahre, also sehr bedeutend, gesenkt. Bemerkenswert ist der Umstand, daß der Boden in der Richtung gegen Nordostrn sich dreimal stärker gesenkt hat, al« in der geraden Richtung von Süd »ach Nord. Jo ersterer Linie beträgt die Senkung eine« Millimeter aus 27 Kilometer, und in letzterer einen Millimeter auf 10 Kilo. Meter. Sollte diese Senkung andauern, so würde in mehreren Jahrhunderten da« nördliche Frankreich einer Katastrophe ent- gegru gehen, ähnlich der, welche am Ende de« 13. Jahrhundert« die Niederlande heimsucht». — Aus Befehl de» Papste» hat der Kardinal-Staatssekretär dem britischen Museum, der Bodletana (der nach ihrem Haupt, begründ« io benannten Univerfität«.B>bliothek von Oxford) und der Universitäts-Bibliothek von Cambridge wertvolle Angedenken an da« Jubiläum de« Papste« gesendet. Die Gabe besteht au» einer Reihe prachtvoll ausgesührter Reproduktionen der be deutendsten und ältesten Handschriften, welche sich im Besitze de» Vatikan» befinden. Au den überlassenen Manuskeipten gehört «. a eine Nachbildung de« vom Könige Mevelik von Abysfinien dem Papste geschenkten „Ooäox aetkioxicus" und d« herrlichen mit goldenen und silbernen Initialen auf purpurnem Grunde ver zierten berühmten Eoangrlien-Handschrift. — vr Summer«, ein Mitglied der amerikanischen Mission, die unter Leitung de« Bischof« Tay'or in Luluaburg, im Kaffaigebirt, vor zwei Jahren eine Niederlassung gründete, ist dort gestorben. — Große« Aussehen in Gelehrtenkrrisen erregt di« Ver haftung zweier Gelehrten in der Türkei. Professor vr. Philippisr«, rin auf deutschen Universitäten gebildeter Histo riker, wurde am 4. Juni in Konstantinopck wegen einer histori schen Schrist über die Revolution von Makedonien 1821—22 Verhastet und erst nach 50tägigrr Gefangenschaft durch Vermittel ung de« griechischen Ministeriums frei gegeben. Ebenso wurde der Schriftsteller Paschide« wegen seiner Schrift über den Aus- stand von Epiro« verhaftet. Bom Reichsgericht. Hinsichtlich der Bestimmung vr» § 671 Abs. 2 der Civil- prozeßordnung: »Handelt r» sich um vir Vollstreckung eine« Urteil« für die Rechtsnachsolger de« in demselben bezeich. mten Gläubiger» oder gegen die Recht»nachsolger de« in Dem selben bezeichneten Schuldner«, so muß außer deur zu vollstrecken den Urteil auch die demselben beigesügte Bollftreckang-llaulel und, sofern die Vollstreckung»klausel auf Grund öffentlicher Urkunden «teilt ist, auch eine Abschrift dieser Urkunden vor Beginn der 8wang»vollstreckung zugestellt sein oder gleichzeitig mit Beginn derselben zugestellt werden" — hat da» Reich»gerichi, V. Cwil- senat, durch Urteil vom 18 April d. I., folgende Recht» sätz: ausgesprochen: Die Vorschrift de« § 671, 2 der Cioilprozeß ordoung enthält nicht eine bloße Instruktion für den Gerichts vollzieher, sondern ein Gebot, dessen Übertretung die Vollstr,ck- «ngshandlung zu einer ungesetzlichen macht und ihr die recht- begründende Wirkung, die Entstehung des Psandrechi«, benimmt. Der Mangel einer Zustellung der Abschrift von Urkunden (bei- spielSweise einer CesflouSurkunde), vermittelst welcher die Recht«. Nachfolge des betreffenden Gläubiger« dargclhan wird, kann durch «ine Nachholung diese« Rechtsakt« nicht geheilt werden, wenn inzwischen das Eigentum an der gepsändrten Sache gewechselt hat. Der spätere Eigentümer hat rin selbständiges Klagerecht gegen den Psändungsgläubiger aus Zurückweisung de« Pfand- anspruchs wegen Nichtbeobachtung de» § 671 der Cioilprozeß- ordnung. Stuttfttk. Q Übersicht über die Frequenz im Stadtbade zu Bautzen im I Hilbj ihre 1888 Es wurden abgegeben im Monate . i o-r c» 24 17! Summa 65 48 l87 lll 41 39 8 >9 54 5> 55 34 35 5K 12 23, * Nach der Statistik des Deutschen Reiches über den Tabak bau und die Ergebnisse der Tabakernte im deutschen Zoll gebiete wurden indem Erntejahre 1887/88 von 180 046 Pflanzern insgesamt 21465 da zum Tabakbau verwendet. Die Menge des darauf geernteten Tabaks im duchreifen, trockenen Zustande beträgt 40868 Doppelcentner oder 1904 KZ auf 1 Ku und der mittlere Preis für 100 KZ dieses Tabaks einschließlich der Steuer berechnet sich auf durchschnittlich 69,20 Mark. Im Vergleich zum Vorjahre hat dieZahl derPflanzer um 3331, diejenige der bepflanzten Fläche um 1622 du und die Menge um 22 828 Doppelcentner zuge nommen, wogegen die durchschnittliche Erntemenge aus 1 Ku der bebauten Fläche um 41 Ku und der Durchschnittspreis für 100 KZ des geernteten dachreifen Tabaks um 9,15 Mk. zurückgegangcn ist. DieZahl derPflanzer, welche weniger als 1u mit Tabak bepflanzt hatten, ist im Vergleich zum Vorjahre nicht unbeträchtlich zurück gegangen, und zwar um 3940, dagegen hat die Zahl der größeren Pflanzer und namentlich derjenigen, welche mehr als 10 u bebauten, bedeutend zugenommen; insbesondere hatten 2047 Pflanzer mehr als 1 du mit Tabak bepflanzt, im Vorjahre nur 1962. 82 47 178 ll7 4 5l 38 818j 12861t38H5v59 ü6l!686,650fll22 10741 > 38^5482 173 123 422 311> * 8 77 65 46, 12 45- Wanueubäder I. Al. auf Emzelbilkir . I. „ im Abonnement . II. „ auf EinzelbilletS „ II. „ im Abonnement . jl. „ für Kinde: Jrifch-'röm. Bäder auf EinzelbilletS . „ „ im Abonnement Ruff. Dampfbäder auf Ein-ckbilleiS . „im Abonnement Douchebäder 166! 93 69» tzg 427! 2641 16d! 189, Lj - > 3 5 56 77 178, 534 3871865 397 1293 3 9 2l! 41 376 267 281 gegen im I. Halbjahre 1887 abgegebene Bäder. Medizinische Bäder wurden 53 abgegeben. 37 57 5 1'! S --ß 177/ 756 vol»wtrtsch«stltche-. Vs Bautze». (Isis.) I» dem Berichte in vor. Nr d. Bl muß es io Zelle 17 »ad 18 heiße«: Lamarck, Geoffroy Si. Hilaire, Schleideo. * Da« Köatgl. stenographische Institut zu Dre«deu hat bet dem unter dem Protektorate de» König« der Belgier stehende» internationale» Wettstreit sür Industrie, Wissenschaft und Kunst zu Brüssel die höchste Auszeichnung, di« goldene Medaille «halten Leipzig, 23. Oktober. Gestern fand hier die diesjährige Generalversammlung deS Vereins deutscher Wollmänner und Kammgarnspinner statt, an der ungefähr 40 Vereinsmitglieder teilnahmen. Die gefaßten Beschlüsse sind fast ausschließlich ver traulicher Natur und entziehen sich daher der Öffentlichkeit. Nur soviel kann mitgeteilt werden, daß die Teilnehmer an dieser Ge neralversammlung sich einstimmig gegen die Abhaltung von Kamm garn-Auktionen aussprachen, ein Beschluß, der in den betreffenden Fabrikantenkreisen mit großer Freude begrüßt werden und der Textilindustrie nur zum Segen gereichen dürfte. "Aus der Leipziger Glaserinnung sind unlängst vier Jnnungsmeister ausgeschlossen worden, weil sich dieselben in Bezug auf den seit einigen Wochen herrschenden Streik der Glasergehilfen den Jnnungsbeschlüffen nicht in allen Stücken ge fügt haben. * sZahluvgseinstrlluug.j Sonkur« wurde eröffnet über da» Verwögen dr« Kaufmann« Otto Louis Seifert, tu Firma: Otto Seifert in Greiz * Unter der Aufschrift: Eheglück bemerkt die .Soc-Korr ": Das Leben des Mensche» — diese freundliche Gewohnheit des Daseins — bietet in jedem Alter eine Fülle von Glück und Freude. Das Glück ist immer da, mau muß es nur finden und ergreifen lernen. Das Glück besteht nicht in Geld und Gut, nicht in Ehre und Gesundheit oder anderen äußeren Dingen, sondern in innerer Zufriedenheit, welche auch dem Armen, Kranken und Alleinstehenden mit einem dankbar frohen Herzen brschtrdrn sein kann. Da» Glück liegt im Empfinden. Zu einem richtigen Empfinden, ruhigen Schaffen und harmonischen Ge Volten seiner Lebensaufgaben gelangt der Mensch am leichtesten durch eheliche» Glück. Die Ehe ist allelding» sür manche nur ein kurzer Wahn und eine lange Reue, well sie sich vorher nicht recht geprüft haben, ob sich auch Herz zum Herzen findet; aber sür unendlich viele ist sie eine Quelle dauernder Lebensfreuden. .Wer ehelich Leden recht erkennt — sagt Luther — hat Lust, Liebe und Freude drinnen ohu' Unterlaß." »Der ehrliche Stand — so fügt er hinzu — ist ein Sakrament, ein äußerliche» heiliges Zeichen de» allergrößten, heiligsten, würdigsten, edelsten Dinge», da» noch nie gewesen oder werden mag, d. i. der Ver einigung göttlicher und menschlicher Natur." (Ephes. 5, 32) .Ehen werden im Himmel geschloffen", so lautet ein schöne» deutsche» Sprichwort. In viele Seelen dringt die Liebe wie ein göttlicher Funken uns wie eine Offenbarung von oben ein. Jrdensall» ist die Ehe <m sich »ach einem weisen Weltenplane «ine der wirksamsten Erzieherinnen dr« Menschengeschlecht», weil darin immer je zwei einander erziehen leinen und sich die höchste Lebensaufgabe erleichtern. Ein Hauptsegrn der Ehe besteht darin, daß in ihr Freuden und Sorgen de« menschlichen Leben« immer gehörig abwechseln und baß gegenseitige Zuneigung die unvermeidlichen Mühen und Entbehrungen mit Gleichmut, ja ost mit Heiterkeit tragen lehrt. Je mehr die Ehegatten ihre beiderseitigen Schwächen ertragen und ihre guten Eigenschaften schätzen lernen, je mehr sie sich um da« Wohl ihre« Hauswesens bemühen, um so freudiger wird jeder Teil an seine Berufsarbeit gehen und nach de» Tages Last und Mühe am häuslichen Herd Ruhe und Erquickung staden. Wird die Ehe mit Kindern ge segnet, so erschließen sich einem Ehepaar neue und immer reinere Freuden de« Dasein». Die Unschuld, welche au« zwei Kinder- angen herausschaut, muß behütet werden, manche frühere Zer streuung muß Wegfällen und auch an da« Arbeiten werden höhere Ansprüche gestellt; aber mit den höheren Zielen wachsen dem Menschen auch die Kräfte und so vollzieht sich durch die gött liche Einrichtung der Ehe auch «ine innere Eruruerung und Bifferung de« Menschengeschlecht«, sobald nur bet der Erziehung der Jugerd daraus geachtet wird, daß Mann und Frau rein, würdig und vorgebtldet zum Beruf und Hau»halt in die Ehe treten. * In Weimar tagt zur Zeit der Kongreß deutscher Schuh macher, um über die Organisation der Schuhmacher zu beraten. * Die Szegediner allgemeine Sparkasse, welche in letzter Zeit bedeutende Verluste erlitten hat, verlautbart, daß sie vorläufig ihre Zahlungen suspendiere, welche Mitteilung die peinlichste Sen sation hervorruft. Die Gesamtpassiven werden auf eine halbe Million geschätzt. Das Aktienkapital im Betrage von 80000 Gulden ist gänzlich, die Einlagen im Betrage von ca. 200000 Gulden sind mindestens zum Teil verloren. London, 21. Oktober. Die Kohlenzechenbefitzer sind fest entschlossen, unter ketuen Umständen brr Forderung der Arbeiter auf eine 10prozentige Lohnerhöhung stattzugeben. Nur in einigen Zechen in Sloffordshire haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer gütlich geeinigt. In allen übrigen Kohleudistrikten schließen sich die Arbeiter immer mehr dem Streik an. * Zuverlässiger Mitteilung zufolge besteht in London ein sogenannter Verein, welcher sich den Name» V. v. V. (Lerne, Erwerbe, Genieße) beigelrgt hat und dessen Zweck ben .VerrtnSsatzungrn" zusolge dahin geht, allen seinen Mit gliedern zur Erreichung ihre» Lebensziele« durch Verschaffung von Stellungen behilflich zu sein und jedermann Rat und Au«, kunft in allen nur denkbaren Angelegenheiten zu erteilen. Um die Mitgliedschaft zu erwerben, ist ein Eintrittsgeld von 4 Mk. und ein monatlicher Beitrug von 1 Mk. «forderlich, während allen Anfragen um Auskunft ein Betrag von 2 resp. 5 Mk. und mehr brizusügeii ist .Gründer" de» Verein» scheinen zwei Jn- d oiduen zu sein, welche sich Math. Eisenböü und Mr Tybald Schellenberger, „Professor ok commereial KnorvIeckM" nennen und al« Adresse 2 Gladesmorr Road (früher 14 Olinda Noad) Stamford Hill, London, angeben. Dieselben suchen Mit- gkeder und Aufträge sür den Verein durch Annoncierung in deutschen Zeitungen („Wrische Zeitung", „ÄuqLburgcr Abrnd zeitung") zu erlangen. Eisenböck verspricht dabei namenilich die verschiedensten Anstellungen in fremden Weltteilen, während Schellenberger sich außerdem erbietet, englisch nach naturgemäßer Methode brieflich mit sicherem Erfolge zu lehren. Gegen Ein seuduug von 80 Pf. io Briefmarken «folgt die Zusendung de« Prospekte« de« Verein«. In dem Deparlrmeat de« Verein« sür Famtlieaangelegeoheiten wirkt »tue Madame Therese Keller, welche srüh«r ihren Zrttuug«anaouce» zusolge in Laeken-Brüssel, Rue Moleabeck 18, wohnte und sich nur zeitweise tu London auszuhalte» scheint. Aus verlangen dies« Frau Kelln hat ein heiratslustiger Herr au» Deutschland au Vorschuß sür Korre» spondenzkosten 200 Mk. «iagesandt, während einem anderen In teressenten anstatt eiue« gewünschten Strllung«uachwrise« nur der Prospekt de« Verein« zugeschickt, und al« « demnächst die «tu- gesandten Zeugnisse zurückoerlangt, deren Rücksendung in einer beleidigenden Postkarte »«weigert worden ist. — E« ist auzu- uehmrn, daß eine große Anzahl von Personen aus die Zeitung», annoncrn hin Geld an Eisenböck und Schellenberger senden, daß aber bei den v«hältni«mSbig geringen Beträge«, um die e« sich metstentetl« handeln wird, nur selten weitere Schritte gethan werde». Daß da» Geschäft umfangreich betrieben wird, dürft« darau« folgen, daß di« Genannten eine befand«« Druckmaschine zur Avserttgung ihrer Ctrkular« io ihrem GeschästSlokalr ausgestellt haben, welche übrigen« da« gesamte Inventar au»z«machrn scheint. Au« Vorstehendem dürste sich ergeben, daß dem genaontrn Verein gtgeuüber Vorsicht geboten ist. " Die „Soc-Korr." brrichtet: »Ein Mäßigkett«veretn hat sich in P«ter«burg gebildet, einer Stadt, die täglich 1600000 Gla« Wut», 10 000 Flaschen Wein, 1500000 Seidel Birr, der anderen Arten de» Alkohol» za geschweige», verbraucht. Der Bcr«in ist von v«rschirdr»en Schuhmachern ga»z kürzlich begründet, zählt jetzt bereit« 1200 Mitglieder und gewinnt wöchentlich etwa 150 neu« Freunde. Einem Briefe de» Grafen Tolstoi entnehmen wir ferner, daß der von ihm geschaffene Enthaltsamkeit»verein bereit« 1000 Mitglied« zählt." Bom RetchS-Bersichernugsamt. * Ein aus einem die Elbe befahrenden Dampfschiffe au- gestellter Maschinist hatte sich nach Ankunst des Schiffe« in eine« Hasen gegen 8 Uhr abend» an Land und in eine in der Nähe belegene Restauration begeben, welche er nachweislich gegen Mitternacht verlasse» hatte, um sich auf da» Schiff zurück- zubrgrben. Am anderen Morgen wurde seine Leiche in der Elbe gesunden. Di« Berussgenoffenschast lrhnt« uni« der Annahme, daß der Verunglückte aus dem Rückwege von der Restauration zur Anlegestelle die Quaimauer entlang über diese hinabgestürzt sei und so den Tod gefunden habe, ein derartiger Unfall aus dem Wege zur ArbeK»stelle aber al» Unfall „bet dem Betriebe" nicht anzusehen sei, den von den Hinterbliebenen geltend ge machten Entschädigung»anspruch ab. Auf erhobene Berufung «kannte dagegen da» Schted»grricht den Anspruch an, und da« Reich» >V«sicherung»amt hat in der Rekursrntscheidung vom 14. Juli ds». I». die Auffassung desselben nach Maßgabe der nachsoigrnden Ausführung gebilligt: Da» Schiedsgericht ist zu- treffend von der Voraussetzung ausgegangrn, daß, da dir Berus der aus den Elbschiffen angrstelltrn Personen e« mit sich bringe, daß sie von Zett zu Zett an Land gehen, um Lebensmittel rc. etozukaufen, oder in Wirtshäusern Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die mit dem dadurch gebotenen Verlassen de» Schiffes und der Rückkehr aus da-selbe verbundene Gefahr, durch einen Sturz in da» Wasser zu verunglücken, al« eine dem Betriebe der Schiff fahrt eigentümliche anzusehen sei. In de» Bann dieser Betrieb»- gefahr geriet der Verunglückte nicht «st in dem Augenblicke, al» er den von der Quaimaurr zum Schiff führenden Steg betrat. Vielmehr unterlag er bereit«, al« «r, von der nur einige hundert Schritte entfernten Restauration zurückkehrend, die Quaimauer entlang ging, um die Anlegestelle de« Dampfer« beziehung«wetse den Steg auszusuchrn, der Betrtebsgesahr. Die Beklagte hebt selbst hervor, daß in Anbetracht de» sehr schmalen Wege» lävg» der Qiaimauer und drr dort zur Befestigung der Schiffe an gebrachten eisernen Ringe sür den Verunglückten eine erhebliche Gefahr Vorgelegen habe, bei drr herrschenden Dunkelheit einen Fehltritt zu thun oder über einen drr Ringe zu straucheln und so über die — nicht mit einer Schutzwehr versehene — Quai- mauer in die Elbe zu stürzen. E« kann deshalb dahingestellt bleiben, ob der Verunglückte — wie die Beklagt« sür Wahrschein- ltch«r hält — bereits dieser letzteren Betrirbsgrsahr vor Erreich- ung de» Steges erlegen oder ob der Absturz erst — wie da« Schiedsgericht anntmmt — beim Überschreiten deS Steges er folgt ist In jedem Falle befand sich der Verunglückte, als der Unfall eintrat, bereit» wieder im Banne de» verstcherungspflich- tigen Betriebe», und der Unfall «eignere sich somit bei diesem Betriebe und ist von drr Beklagten zu vertreten. Nach dein Vorstehenden kommt die von der Beklagte» betonte erhebliche Dauer der Abwesenheit des Verunglückten vom Schiffe für die Entscheidung nicht in Betracht. Andererseits folgt aus der letz teren keineswegs, daß jeder Unfall, welcher einen Schiffer trifft, während er sich am Lande befindet, ohne weiteres al» Betriebs unfall anzusrhen ist: Die Frage kann vielmehr nur in jenem Einzrlfall nach Maßgabe der obwaltenden Umstände entschiede» werden. * In einer Rrkursentscheidung vom 1. Juni d. I. hat da« Reich» - Versicherungsamt iu Übereinstimmung mit dem Schied«, gericht angenommen, daß ein Betrieb, welcher da» gewerbsmäßige Heben gesunkener Schiffe aus Binnengewässern mit Hilfe eigen« Fahrzeuge zum Gegenstände hat, der B«sich«ung»pflicht »ach dem Au»dehnungsgesetze vom 28. Mai 1885 unterliegt. Folgende Erwägungen sind maßgebend gewesen: Im § 1 des Gesetze« vom 28. Mat 1885 wird, nachdem die Ausdehnung der Unfall versicherung unter Ziffer 2 aus den Baggereibetrieb ausgesprochen ist, unter Ziffer 3 bestimmt, daß ein gleiches auch — abgesehen von dem Fuhrwerksbetriebe — bezüglich „des gewerbsmäßige» Binnenschiffahrt«-, Flößerei-, Prahm- und Fährbetriebes, sowie des Gewerbebetriebe» de» Schiff tztehen» (Treidelet)" stattfinde« soll. Eine ausdrückliche Erwähnung hat an dies« Stelle da« gewerbsmäßige Heben gesunkener Binnensahrzeuge nicht gefunden. Indessen ist au» der Häufung der Bezeichnung verwandter Ge- werbszweigc dir Absicht dr« Gesetzgeber» zu erkennen, die Ge samtheit der in gleicher oder ähnlicher Weile wie die Schiffahrt, die Flößerei u. s. w. auf Binnengewässern sich vollziehenden Ge werbe — mit Ausnahme der in den Motiven de» Gesetze« be sonders erwähnten Fischerei — in die Unfallversicherung ebenso einzubeziehen, wir die Ziffer 5 derselben H 1 mit der Nrben- einandcrstellung der Ausdrücke „Gewerbebetrieb der Güterpacker,
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