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Dresdner Nachrichten : 02.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187412029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18741202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18741202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-12
- Tag 1874-12-02
-
Monat
1874-12
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.12.1874
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, WMcht»-.» KUH i Ü?r m der arpedtiton wariiuili.iic >4. Udo». »emc»uprc>« v»r!cut>l,r. , »lch »lgr.. durch di« t Post io Ngr. llui-eiue ' Ruiumrru > !>!,r. «lull-»«: 26000 e-zpl. 8i>r die NitU^udc ruige- landirr Mannicrivi« mach! /ich die Rrdarliou Ilichl nerdindiich. Äi serairn-Anuai me and. Uiärt«: li'a-ro» >aio v-slvr in Hamdur,» ticr Uli. Mrn, Lcidjig. Baltt, vxtlau, granlsuri a M. — »Uli. Llu»,« in «iriitn, !iiid,ia, 'dtic-. Hui,in», «runisiill a, in> . Miin, chrn. — di.iuiia L I u. in »ranlsnii in M. — >» Vni,-i in itiiriui»». — II»- e»H, liatitt«. üiiüior ch e.'v. in Pari!. Tageblatt fiirPolitik, Nntcrhaltmig n.GcMftsverkchr. Druck und Eigcnthu», der Herausgeber: Licpsch Ä N«' i ch ll r dt in Dresden. J»I«r«Ie «eden Si»N«i> nra^.k I» anzrird»!»«,' di» Äd.LUi,!,LannttzlD »i« MiNaa, I L Uiir. 8» SieriNadN arode Kioiler- aaslr d diz .uchm.4 Uhr. irr Niannr riner ern- t,<ii:i > Priiljetl! kipet I, P-v -riniriand! di« .itiir.! Sigr. «ei,» "iarainie tür da» iiuchniauiae Lrschri- lun t-l Inierate «ird nicht Frieden. .'inärilf.e Amionre». AiiiirSiie von niidunde» lannien irirmcn u. Per. innen inirrirrn wir mir qeien Prännmeramo- Z.liiinr durch vrtü« nirrlr» oder Polieindad. ln.:,. « Sude« loftrn I-i, N,,r. Innroie Mi »ic Monlan« Nnnimrr »der nach einrni Fksa»»» die Zeile S SI»r. Ar. 33<k. S-'euuzehntcr Jahrgang. ^ Mttrcdatteur: vr. Liull U»«rsv Für bas Feuilleton: Dresden, MLlmsch, Z» DElber 1874. Politisches. In das Bravo! das der Fürst Reichskanzler erhielt, als er dm Elsässer Abgeordneten den Stanvpunlt ilar machte, stimmt die über wiegende Mehrheit des deutschen Beltes mit krästigem Geuudbaß ein. Unsere Elsässer Reichst rüder besitzen eine beneidensiueilhe Naioetät: sie verlangen, das Reich solle ihnen ihr Ländle wie ein Schmuckkästchen Anrichten; von Daulbarkeit aber wissen sie Nichts, vielmehr neigt Her, und Sinn unverändert nach Paris und Rom. Von einem Schmuckkästchen haben nun freilich die Abb'cS und Klostersuperiors Simonis und Wintercr andere Anschauungen wie wir. Kirchliche Slistungen, Kloster, der Unterricht in den Händen der Unwissenden Brüder (ltöre-i ingnvrautinsi und der Schul- schwestcrn (»oeurs cku oosur »acr») — ja, wenn das und einige andere Kleinigkeiten das Reich gewährte und hätschelte, so blühte nach ih>eil Anschauungen das Neichsland. Da aber die Reichs regierung intelligent genug war, und in der Universität Ltraßbnrg für den höchsten Unterricht eine Ställe freier Forschung und Wissen schaft schuf und nrit reichen Mitteln ihr Blühen unterstützt, da sie ferner das Uebel an der Wurzel erfaßte, aus den Volksschulen die Schuldender und Schulschivesteril vertrieb und den Unterricht in die Hände weltlicher Lehrer legte, da jammern die Elsässer Abgeordneten über Druck, Roth und Ger»ia>iisicung. Wenn irgendwo Bismarck auf die hohe Unterstützung auch Derer rechnen darf, die sonst mit so manchen Maßregeln seiner inneren Politik sich nicht einzuverstehen vermögen, sv ist es mit der Befreiung der Schule vom Truck der Geistlichkeit. Es ist sei» un leugbares Verdienst, daß er die elsässer Volksschule der französischen Schulgesetzgebung entzog, daß er darauf hält, daß nicht dumme Mönche und bigotte -Rönnen die Jugend im Elsaß erziehen, sondern fachmännisch gebildete Lehrer, die unter Oberaufsicht des Staats stehen. Wohl mögen die talbptihtzen Geistliche», die Abgg. Simonis u. Wintercr darüber klagen, daß di« «»Elsaß so beliebten geistlichen Unterrichtd- anstaiten aufgehoben ».durchdie vieltherrreren weltlichenLehrinstitute ersetzt würden. Wir sagen: der Reichskanzler würde sich an dem Heranwachsenden Geschlcchte geradezu versündigen, wenn er einiger Tausend Francs willen den Volksschulunterricht in den Händen des katholischen Klerus gelassen hätte'. Es ist auch gar nicht wahr, daß Vrr wMnH», »on Mßüchen MW, einem Vol^ LPiger zu stehen käme, ckkS wtnn «r Staat ihn ertheilt. Scheinbar «nag dies zutrefft-; «er aber die Summen kennt, ivelche die katholische-Kirche unter den verschiedensten Formen dein Volke abnimmt, der weiß auch, daß, wenn sie einmal eine Schule billiger unterhält, den Eltern das Schulgeld erläßt u. dgl., sie damit nur zum geringsten Theile dein Volke wieder giebt, was sie ihm erst eittzog. Tie Schule iir den Händen der Geistlichkeit ist ein Luxus, den sich kein Kulturstaat erlauben darf. Möchte nur auch Bismarck in Preußen dafür sor gen, daß dort die Volksschule bester gestellt werde! Zweckmäßig war cS, daß der 'Reichstag die Berathung des Staatshaushaltes von Elsaß-Lothringen /der in Ausgabe und Ein nahme niit gegen 40 Mill. M. balancirt) und die Anleihe-Vorlage 15,200,000 Pi.) einem besonderen Ausschüsse überwies. Letztere ist zur Herstellung der von den Franzosen bereits begonnenen guneinnützigen Anlagen, Kanäle u dergl. bestimmt. In diesem Ausschuß wird sich jedenfalls erwägen lassen, ob die Klagen der Elsässer, daß die deutsche Verwaltung zu kostspielig wirthschafte, Berechtigung hat. Fehler, Mißgriffe der Reichsregierung sind ja hierbei recht gut möglich und wenn es wahr ist, daß jetzt die Pferde der deutschen Kreisoirectoren mehr kosten, als einst die SonS- Präfeklen sainmt den Secretären, so muß solche Ungehürigleit aüge- stellt werden. Aber man spare nicht an den Bütteln für die Uni versität und den Volksschulen! Leiderist die Tonart, in der sich die Vertreter des Maß im Reichstag'ergehen, so provocirender Art, daß Bismarck mit Recht Bedenken hegen nmß, dem neuen Reichs lande eine völlig freie Landes-Vertretung zu gewähren. Befriedigung iin Sachscnlande wird die offizielle Erklärung erregen, die wir gestern telegraphisch mittheilten, wonach die preu ßische Regierung bei den Friedeusverhandlungen mit Sachsen 1860 dem Könige Johann nicht den entwürdigenden Vorschlag unterbreitet hat, für ein Stück Geld abzudanken. Wir danken der preußischen Regierung ausrichtig, daß sie sich zu dieser amtlichen Erklärung entschloß. Von der sächsischen Negierung ist ja (nach der Art, wie hierzulande Politik getrieben wird) nicht zu erwarten, daß sie, wenn auch nur mit zweiWoctenjeneVerleumdung der v. Treitschke- schen Jahrbücher gebrandmarkt hätte. Herr von Friesen, obwohl er aus dem von ihm Erlebten die Lügenhaftigkeit der Darstellung in den Jahrbüchern am ehesten bezeugen konnte, hüllte sich in undurch dringliches philosophisches Schweigen. 'Run, wenn in Dresden die Menschen schwiegen, ist cS wenigstens gut, daß in Berlin die Steine redeten. Wenn nun auch die Treitschke'schcn Jahrbücher ihren Nacken streich in optima torma wcghaben und damit bewiesen ist, daß man es in Berlin nicht für würdig empfindet, daß auf der sächsischen Re gierung ungenirt Holz gehackt wird, so bleiben noch zwei Fragen. Was beabsichtigte der Verfasser jenes Aussatzes der Jahrbücher? Und wer ist der Verfasser? Die erste Frage beantwortet sich leicht: es galt, die Könige Johann und Albert vor ihrem Volke zu verdäch tigen. Wem man, ohne berichtigt zu werden, lurchsagen darf: er lasse sich unschätzbare Rechte gegen ein gut Stück Geld abkaufcn, der hat das Band zwischen Thron und Land gcistig gelöst. Dieser schmähliche Verdacht sollte nach des Artikelschreibcrs Willen den Wettinern angchcstet werden, so verlogen das Beginnen auch war. Schwieriger ist die Frage: wo züngelt die Viper? Mit K«(iulg- thuung nehmen wir davon Act, daß Karl Biedermann die Urheber schaft jenes Artikels von sich nblehnt. Er hat geglaubt, einige un serer Bemerkungen auf sich beziehen zu müssen: ob mit Recht oder Unrecht er sich getroffen fühlte, sei dahin gestellt, wir glaube» ihm eine» Dienst erwiesen zu haben, daß er jeden Verdacht der Vpkr- ! schast offen entkräften konnte. Aber wer ist cs denn, der aus dein , Verstecke heraus giftige Pfeile schießt? Er geht vielleicht mit frechen» Schritte, jetzt eben durch des Hofes Mitte, und während ihn der Biere») sucht, genießt er seines Frevels Frucht! So frei nach Schiller -- vielleicht Hilst einst ein Kranich oder ein anderes Feder vieh den Thimcteus ermitteln. Auf noch einige andere Bemerkungen, die sich zwanglos an diese Affaire anlnüpfen lassen, kommen wir morgen zurück. Heute ge denken wir blos des lieblichen Steuerbouquets, das der Großherzog von Weimar dein deutschen Volke unter die Nase gehalten hat Tabak, Petroleum, Bier, Gewerbe, Stempel — alle diese Dinge »rill der Großherzog besteuert haben. Wenn die thüringischen Für sten nicht so eifersüchtig auf ihre immcrmehr schwindenden Svu- ucränitätsrcchte wären, so machten sie sich ernstlich dahinter, ihre Staaten zu einem lebensfähigen Ganzen zu verschmelzen, wodurch sie billiger regierten und demVolke nicht erhöhte Lasten aufzubürden brauchten. O Milliarden! o Militäretat! LoealcS uuü SüchstscheS. — I. M. die Königin befand sich dieser Tage unwohl. Si^ i litt an einer Balggeschwulst am Hinterkopfe, die eine Operaticn nöthig »»achte. Jetzt »st das Befinden der Königin wieder zufrieden stellend. Dem Lehrer Ludwig in Unterhcinsdorf ist die goldene Medaille vom Albrechtsorden verliehen worden. — Der Oberlehrer an der Gymnasial- uird Realschulaustalt zu Plauen, vr. Beez hat den Titel Professor erhalten. — Den» königlichen General-Adjutanten, Generallieutenant Krug von Nidda ist das Großkreuz des H. Sachs.-Ernestinischei» Hausordens verliehen ivorde». — Der Justizmiuisier Äbeken ist von seiner Thätigkeit im Brmdesratbe und Reichstage zu Berlin wieder nach Dresden zu- rückgekchrt. — Tie Angriffe des Abg. Wehrenpfennig'und vr. Stephani- Leipzig auf das k. sächsisch« Cadettenhaus sind gescheitert. Da nämlich in der Budgetcommission des Reichstages die preußischen Negierungs-Kommissäre erklärten, daß die Lichtenfelder-Central- Eädetten-AnstaltkeineN Raum für die sächsischen Cadetten der obersten Misse biete, daß ferner schon jetzt nlm sächsische Aspirant das Por- tepeefähnrichSexamen vor der ptttkß. Ob«rex«MationSko>nmiss1oi> zu.machen habe, daß Endlich nach Aufhebrrn'g der früher in Dresden bestehenden Selekta auch jeder sächsische Portepeesähn- nch die preußische Kriegsschule besuchen und dort das Ossizicrs- examen machen müsse, zog Abg. Wehrenpfennig seinen Antrag, der auf eine Majorität nicht rechnen konnte, zurück. Abg.! Stephani verlangte, daß im nächsten Jahre der Etat für daS Drcsdner Cadettenhaus unter organischer Einsügung dieser An-> statt in das System der übrigen Militürerziehungs - und Bil- dungüanstalten in den Etat der letztgenannten eingestellt ivcrde. Auch dieser Antrag fand jedoch keine Mehrheit. — Tic Verpflichtung und Einweisung der neu- bez. »viedcr- gewählten Rathömitgliedcr Adv. Lohrmann, Bankdir. Fröhner, Adv. Gottschalk, Handclülammerprüs. Rütte und Adv. Vr. Minckwitz, fin det an» 2. Jan. nächst. Jahres statt. — Bekanntlich soll das Lieges-Tenkmal, nach dem Henze'schen Entwurf ausgcslihrt, 62,600 Thlr. losten. Die Stadtverordneten fanden diese Summe zu hoch, nicht im Verhältniß zu den Mitteln stehend, welche die Stadt znr Errichtung von Monumenten, gegen über dringenden Ausgaben, übrig hat und haben beim Stadtrath eine wesentliche Vereinfachung des Unterbaues beautragt. Der Rath lehnt diesen Antrag einstimmig ab, da er glaubt, daß dadurch die ästhetische Gesammtwirkung des Monumentes beeinträch tigt wird. — Herr Prof. Karl Biedermann in Leipzig schickt uns folgende Berichtigung: In Nr. 636 der Dresdner Nachrichten ist gesagt: „ein Professor ii» Leipzig," der „sich auf die Politik warf," habe sich »nit Professor v. Trütschlcr in Berlin, dem Herausgeber der „Preu ßischen Jahrbücher", „schon oft zu Angüssen gegen ihr gemeinsames sächsisches Heimathlcmd verbunden," und weiter wird angedcutet, daß eben dieser „Professor in Leipzig" zu dem viclberufenen Artikel im neuesten Hefte jener „Jahrbüchcr" über die sächsische Politik mit gewirkt habe. Da unter meinen College« an der hiesigen Univer sität Keiner ist, auf welchen die obige Bezeichnung eines „Professors, der sich auf die Politik warf," paßte, so muß ich nothwendig das Gesagte auf »»ich beziehen. Ich erkläre nun, daß die auf jenen „Professor in Leipzig," also mich, gemachte Anspielung wegen eines ComplotS gegen mein sächsisches Heimathland, insbesondere aber »vcgen einer — direkten oder indirekten — Bethciligung an dein fraglichen Artikel der „Jahrbüchcr" eine durchaus und in alle Wege grundlose Verleumdung ist, und zwar eine um so un entschuldbarere, als gerade ich zuerst in der ganzen sächsi schen Presse die in jenem Artikel cnthattenen Aeußerungen über die angeblich an maßgebender Stelle in Sachsen herrschciiden Auf fassungen, sowohl in der inneren als in der deutschen Politik, öffentlich entschieden gemißbilligt habe. In Nr. 276 der von mir redigirten Deutschen Allgemeinen Zeitung sagte ich wörtlich: „Wären gewisse Dinge, die hier behauptet worden, er »viesen oder crivcislich, so wäre die Lage Sachsens eine höchst ernste. Da sie aber nicht erwiesen und, »vie wir zuversichtlich hoffen, auch nicht erweislich sind, so übernimmt der Verfasser des Artikels eine große Verantwortung, indem er etwas leichthin auospricht, was sv schwerwiegender, nach der einen Seite tiefverlctzcndcr, nach der an der» höchst beunruhigender Natur ist."*) — Aus der Rechtsprechung dcS ReichöoberhandelSgerichteS. Um sich den Folgen des Reichs-Haft-GeseheS »>» entziehen, erlassen manche Eisenbahn-Gesellschaften Dienstwcisungcn für ihr Personal, S. drn beuttgen Leitartikel. die zivav sehr geeignet sind, dasselbe vor jedem Unfall zu bewahren, jedoch mit 'Rücksicht auf die Eesoeöe»i»isie des Veüchrs unaus führbar sind. Unter stillschweigender Duldung der Aussichts- Veamt.n blejben jene Vorschriften unbeachtet und tritt ein Unfall ciir, so bcn-.'.n sich die Gesellschaften darauf, daß in der Nichtbeach tung der Lienstweisung ein eigenes Verichulden des Verunglückten liege, welche vie Entschädigungs-Pflicht der Eisenbahnen aushebe. Das oberste Reichs-Gericht hat dies Verfahren der Eisenbahnen für urrstatthast erklärt; Maßregeln, vie blos auf dein Papiere stehen, sind ohne Bedeutung; die Gesellschaften müssen auch für deren Durchführung besorgt sein. In dem betreffenden Processe einer norddeutschen Eisenbahn handelte es sich um die Vorschrift, daß die Wagen, nur wenn sie stille stehen, zusammengekoppelt wer den dürfen, und der Bahnhofs Jnspector hatte bezeugt, daß diese Vorschrift unausführbar und seit 18 Jahren nicht gehandhabt worden sei. — Dieser Miltheilung der „V. Zlg " fügen wir bloS die Frage hinzu: Warum nennt man die Eisenbahn-Gesell- schasten, die in solch gemeiner Weise das Gesetz umgehen wollen, nicht n»it Rainen? — Eingesandt. In der letzten Sonntags-Nummer der „Nachrichten" ist der Unterzeichnete als ein Eiferer wider die Leichenverbrennung bezeichnet worden. Dagegen ist zu bemerken, daß in dem von ihm gehaltenen Vortrage ein Schluß-Uriheil über das Für oder Wider gar nicht ausgesprochen, ja die prattische Frage dev Gegenwart kaum noch berührt worden ist. Die möglichst vbjectiv gehaltene Darstellung beschränke sich vielmehr auf die Geschichte der Bestattung bei den vorchristlichen Völkern, aus der allerdings hervorging, das; die Leichenverbrennung mit dem Heldenthum, »vie es sich in der heroischen Zeit gestattet, ans das Innigste zusammenhing. Daran hat sich nur die leiceiisehaftslose Btinerkung des Vortragenden geknüpft, daß, da wir u-eder Heiden, noch Heroen sind, es bedenklich erscheinen dürfte, von der Sitte des BegrabenS abzuiveichen, die nicht blos eine christliche, sondern nach weisbar auch die ursprüngliche und die unter den Völkern der Erde am weitesten verbreitete ist. Selbst Jacob Grimm, der bei »veilem das Beste und Gründlichste üür die Leichenverbrennung geschrieben hat, sagt am Schluß seiner eingehenden Betraebtunaen: „Wir können nicht wieder zu den Gebräuchen ferner Vergangenheit um kehren, nachdem sie einmal seit lange abgelegt »vordem sind. Sie 'stehen jetzt " Bezug auf unsere übrige eingewohnee Lebensart und würden ,.... üngesührt, den seltsamste» Eindruck machen." Es ist nur noch „inzuzusügen, daß ein Ausdruck, wie der in jenen» Artikel »»»»geführte: „Die Lobredner der Nicheuverbreuniing seien zugleich die Verächter des Wortes Gottes", nicht über die Lippen des Unterzeichneten gekommen ist. U,-. Ml. M- Weber, Pastor. — Heute um 5 Uhr hält der Thierschutzverein seine Monatsversammlung. — Ein neues Wunder aus Philippsdorf, dem Eiradenorte der Jungfer Kode! Ein armer Stelzfuß pilgerte dorthin, mühsam sich an der Krücke fortschleppend. Nachdem er seine Andacht verrichtet, übernachtete er im dortigen Gasthause. Früh Morgens trollte er sich von dannen, aber merkwürdia, der Stelzfuß, der gestern links gewesen, »var heute rechts. Ein Gcnsdarm übernahm liebevoll die Lösung dieses Kade'schen WuiiNrrälhsels. — Nachdem in Berlin der mehrfach berufene Artikel der Treitschke'schen Jahrbücher entschieden zurückgewiesen worden ist, ermannt sich auch das „Tr. I." zu einer Abwehr. Das Amts blatt bezeichnet außer der sog. Entschädigung für die Abdankung des Königs Johann noch eine Reihe von Behauptungen jenes Artikels als Unwahrheiten und Entstellungen; es hält es aber nicht für nöthig, dieselben zu ividerllgcn, macht leine politische Parte» oder ein hervorragendes Mitglied einer solchen für den Artikel verantwortlich oder vcrmulhct auch nur politische Tendenzen bei dem Verfasser. Das Amtsblatt sucht deiise-lbcn auch nicht in einer den maßgebenden Kreisen Sachsens nahestehenden Persön lichkeit, sondern führt den Aufsatz auf die politischen Motive eines Mannes zurück, „der vielleicht während seiner Thätigkeit in Sachsen nicht die Anerkennung und Förderung gesunden hat, die er für sich in Anspruch nehmen zu dürfen glaubte und der nun seinem Unniuthc den Verhältnissen und Personen gegenüber Aus druck giebt, denen er die Schuld daran beimißt." (Das Letztere sieht aus wie ein Fingerzeig auf v. Tr,iachke.) — Nur wenige Dresdner kennen da- im vormals Marco- linischen, jetzt Stadtkrankcnhaus-Garten befindliche große Cascaden- werk, schlechthin die Neptunsgruppe genannt, welches in über lebensgroßen Figuren Neptun die Ainphitrite bekränzend, darstcllt. Lange Jahre liegt die herrliche Gnwpe, ein hervorragendes Werk der Plastik, verfallen da, die Wasser, die einst die Gruppe umsprangen, sind lange versiegt und Vieles ist zerbröckelt und iin Laufe der Jahre unscheinbar geworden. Im Hinblick auf das dem nächst ans der neuen Wasserleitung ui krbatteude reichliche Wasser, welches hinreichend genug sein wird, das schöne Easendeniverk wieder zu beleben, hat der Rath nunmehr beschlrsscn, die Gruppe rcstnu- rircn zu lassen und nach dem Gutachten des Bildhauers Henze und des Stadtbcnldirectors werden sich dicKosten dafür aus ca.4500Thlr. belaufen. Co schön eä ist, daß man das berühmte Kunstwerk dem allmäligen Verfall entreißen und den kommenden Geschlechtern erhalten will, ls ist doch gleichzeitig zu bedauern, daß dasselbe in dem Stadtkrankenhaus-Gartcn, von Hunderltausenden nicht ge sehen, stehen bleiben soll. Zwar ist in Aussicht genommen, nach künftiger Vollendung der Rcstaurarionsarbeitei», die Besichtigung deö Cascadcnwcrkes in geeigneter Weise dem Publikum zeitweilich zugänglich «, machen, aber, was ist das. Die Lage des Kranken hauses ist dein Getriebe der Stadt sen» und sicher nur sehr verein zelt dürften sich Einzelne zu dem Besuche dieses Gartens in Zukunft bereit finden. Mich eine Zierde tönnlo das Werk für Dresden werden, wenn es an irgend einem vastende» öffentlichen Orte, etwa in den Blirgmviesen-Anlagen, Ausstellung fände. Opfert
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