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AL 212 Le«« t — >Vre»h«a« Nachrichten" — Freitag. 12 Die Fahr! in den Abgrund. Roman von Reinhold OrtmanZi. sstiachdruck verboten.! 2 A»rn»tz,m,.> Eifrig öffnete der Bureaudienrr die gepolsterte Tür des Prioatburcaus. In dem große», einfach, aber gewählt aus gestattete» Ranine, a» den sich noch ein zweiter, luxuriöser Empsaiigorani» schloß, standen zwei Schreibtische. Bon dem einen erhob sich bei Egons Eintritt ein schlanker junger Man» mit ernsten, angenehme» Zügen. Flüchtig reichte ihm Stell brinck die Hand. »tauten Morgen! — Was gibt es Neues?" »Ich habe dir alle wichtigeren Eingänge drüben breit gelegt, Egon! Es sind verschiedene bedeutsame Entscheidungen zu tresfcn." Wenn auch die Form der Anrede aus eiu vertrauliches Verhältnis schließen ließ, so war doch unverkennbar, daß Ab väugigkett bestand. Walter Norbert, StellbrinckS Jugend, freund, war Prokurist der Firma. Sie hatten i» Fraiienthal, der GcburGsladt Egons, gemeinsam die Schule besucht und im gleichen Bankgeschäft ihre Lehrzeit verbracht. Dann bliebe» sie einige Jahre getrennt, bis Stellbrinck eines Tages dem Zugendkameraden de» Posten in seiner nengegründcten Firma anbvt. Nach kurzem Zögern war Norbert bereit, einzntrete». Dazu hatte ihn die hohe Meinung von den kaufmännischen Fähigkeiten Egons bestimmt, und er zweifelte nicht, daß er in seinem Arbeitsgebiet Großes erreichen würde. Ihr persön liches Berhaltnis war von Aiisang an mehr korrekt, als herz lich gewesen. Außerhalb des Bnrcans verkehrten sie wenig miteinander, und Norbert wahrte im Umgang mit dem Ehef stets die Zurückhaltung. die seiner Stellung ziemte. So voll zogen sich alle geschäftlichen Besprechungen immer ruhig und sachlich, und cs kam selten vor. daß Stellbrinck den Prokuristen in schwerwiegenden Angelegenheiten um seine Meinung fragte. Even hatte er ein langes Schreiben ansmerksam gelesen nnd die beiliegenden Ausstellungen geprüft. Nun wandte er sich an Norbert: „Die Aktiengesellschaft Raabe und Kompagnie schlägt uns eine Beteiligung mit der Hälfte ihres Aktien kapitals vor. Eine ^roße Summe. Wie denkst dn darüber?" „Wir sollten auf daS Anerbieten nicht eingehen. Die Ge sellschaft steht nicht im besten Rus." „Das weiß ich. Aber daraus kommt es heute nicht so sehr an. Man wird sich trotzdem um die Aktien reißen." „Boriibergehend, ja! DaS Unternehmen wird sich aber nicht behaupten. In ein oder zwei Jahren muß eS zilsainmcn- vrechen." „Wer denkt heute so weit voraus? — Solange daS Aktien- sicber anhält, lassen sich die schlechtesten Papiere emportreiben. Wenn ich sie rechtzeitig veräußert habe, kann mir alles weitere gleichgültig sein." Norbert schwieg. „Ich werde Ansang nächster Woche nach Neustadl, fahren, »in die Angelegenheit ins reine zu bringe». Laß den Leuten in diesem Sinne schreiben, doch nur so, daß der Brief meine Geneigtheit erkennen läßt, ans den Borschlag einzngchen." Er nahm andere Pvsteingänge zur Hand, versah diesen oder jenen Brief mit kurzen Bemerkungen, lehnte sich nach einer Weile in den Schrcibsesiel zurück und sagte: „Mit Hagen und Hollweg ist vorläufig nichts zu erreichen. Hagen lehnte kurz ab, »nierem Konzern bei,»treten. Das ist ärgerlich, denn ich versprach mir von der Zuziehung dieser Firma großen Ein druck. Wahrscheinlich sind persönliche Gründe für HagenS Weigerung anznnelnne». Wenn er .Krieg will, soll er ihn haben." „Der Konzern ist meines Erachtens nicht stark genug, den Kamps mit Hagen nnd Hollweg auszuuehmcu." „Nichtig! Heute noch nicht. Aber ich will den Konzern erweitern. Haben wir erst Joachim Mühlbect, dann beherrschen wir den Markt." „Das dars man alS gewiß nehmen. Aber Mühlbeck wird nicht zu haben sein. Für sein altes HanS besteht kein Anlaß, sich mit anderen, kleineren Firmen zusammenzuschließen." „Ein ««laß könnte sich finden. Ich habe mir in den Kops gesetzt, dem Konzern eine gebietende Stellung zu erringen: es märe der erste Fall, daß ich etwa» nicht erreiche." Stellbrinck zog seine Uhr. „Ich bin. wie ich annehm«. heute hier entbehrlich. Morgeu werde ich wahrscheinlich gar nicht kommen. Ich fahre nach Franenthal. Hast du da vlelletcht etwas auszurichten?" „Danke. Ich bitte dich nur, deinen Angehörigen mein« er- gebensten Eanpschlungen auSzurichten." „Soll geschehen! D» wirst sie übrigen» aller BorauSficht nach bald hier sehen. Ich möchte gern meinen Bater und meine Schwester eine Zcitlang bei mir haben." Freudig überrascht hob Norbert den Kopf. „Glaubst d». daß der Herr Professor sich znr Retse ent- schttcßen wird?" „Warum »ickl? Es wird ihm Freude machen, zu sehen, was aus seinem Sohn geworden ist." „Zn sehen, sagst du, Egon?" „Nun ja. Eine Redensart! Er ist fast blind. Wag er wiGen soll, wird er trotzdem erfahren. Und daun wird es gut sei», wenn Maria einmal aus der Enge dieses Gelehrten- heiniS heranSkonimt. Das Mädel wird alt. ohne etwas von der Welt gesehen und gehört zu haben." „Meinst du. das großstädtische Treiben könnte ihr beson ders Zusagen?" „Sic wird sich daran gewöhnen. Darin gleicht ein junges Mädchen dem anderen." Norbert widersprach nickt weiter. Egon verabschiedete sich mit leichtem Händedruck. Unten rief er dem im Auto wartende» Lorenz zu: „Zum Juwelier Friede!. Unter den Linden!" Mit gespanntem GesichtöauSdriick, wie jemand, der eine »nnngciiehme AnScinandersetznng voranSsieht. sank er in die Polster. Mit wissendem Lächeln meldete die Zofe: „Herr Stell- briiuk!" Erna Rudini wars mit einer raschen, erregten Bewegung ein Buch, in dem sic gelangmeilt gelesen hglte, achtlos auf ein Tischchen. Als der angckündigtc Besuch ins Zimmer trat, eilte sic ihm srcudig entgegen. „Endlich! Wie lange mußte ich ans dich warten!" Sic umarmte ihn ungestüm, und er küßte sie zärtlich. Im losen seidenen HanSgewand, mit schwarzen, funkelnden Augen in ihrem südländisch brännlicheii Gesicht fach sie verführerisch anS. Egon bewahrte eine gewisse ruhige Gemessenheit in der Haltung. „Ich bin so mit Arbeit überbaust, liebes Kind, daß ich mich kaum frei machen kann. Die Last wächst mit jedem Tag." Sanft loste er ihre Arme von seiner Schulter und lieft sich in einen kleinen Sessel neben der Ottomane nieder, auf der sich Erna Nndini aussireckte. Bcrlicbt hingen ihre Blicke an seinem Gesicht. .Ach, solche Ausreden fallen euch Männern leicht, wenn ihr eure Gleichgültigkeit zu bemänteln sucht. Sonst hast du immer Zeit sür mich gesunden. Jetzt ist dein Platz in der Dheaterlvgc immer leer." „Mir fehlt der Sinn für solche Zerstreuungen. Die Zeiten sind ernst nnd schwer. Ma„ muß alle Kraft zusnmmennchmen, wenn man sich behaupten will." „Willst du mir r'vrjammern? Du, der große, mächtige Stellbrinck? Ich weiß ja. daß das Geld für euch Spekulanten jetzt geradezu ans der Straße liegt." „Liebe Erna, ich bin kein Spekulant, und du kannst dich darauf verlassen, daß man sich oft büekcn muß, che man das nötige Geld zusammen hat." „Das ist mir gleichgültig! Was frage ich nach deinem Geld? Ich will ja -ich — nur dich!" Dt« hob die Hände noch ihm. Sr wich tht Lütz, arlff t« tt» cingehüll llte» dich »«dach» ich am dich vrusttasche seine» Jacketts und brachte «tuen Gegenstand darau» hervor. „Muß ich dir versichern, daß ich immer a« habe? — Steh, so viele GrhnsuchtStränrn habe vergossen." Sr löst« da» Papier und reicht« ihr ein zterttch«» Etui. Sie klappte «» auf und stieß einen kleinen Schrei freudigster Ueberraschuug au». „Sin Perlenhalsband! Nie lieb von btr» Stzon! Ni« herrlich! Dafür mutz ich dir allerdtwg» manche» vtzr»i-en!" Sie sprang auf, entblößte ihren Hal» und legte de« Schmuck au. Vor dem Spiegel stehend, bewunderte sie fast an. dächtta die Wirkung der kostbaren Arbeit. „DaS Kollier ist wunderschön. Biel schöner al» die Perle» der Ruthland, um die ich sie immer beneidete. Ich werde Aussehen damit machen. Nun erst recht wird man mir meine» goldigen, großmütigen Freund nicht gönnen." Sie eilte auf ihn zu, umschlang seinen Nacken uud bedeckt« seine Wangen mit Küssen. Er ließ sich die Liebkosung «tn« Weile gefallen: dann drängte er sie sanft weg., „Setz' dich, mein Liebling, und höre mir vernünftta zu. Ich muß ernst mit dir reden." „Ol>. deshalb kamst dn doch nicht, nachdem du mich ein« ganze Woche nach dir schmachten ließest." „Doch! Deshalb kam ich her. Wir werben uns trenne» mttsscn„.Erna!" Ihre Augen weiteten sich. „Trennen? — Ist das dein Ernst? Nein! Sprich nicht weiter! Sage, daß es ein Scherz ist, daß du mich nur auf -t« Probe stellen willst." „Niemand kann sehnlicher wünschen als ich, daß wir unseren schönen Ltebestraum noch recht lange hätten weiter« träumen dürfen. -Iber da» Leben ist unerbittlich, grausam zerstört es unsere liebsten .Hoffnungen und Wünsche. Und wir Armen müssen uns fügen." ,ZVaS redest du da? Dn bist frei und unabhängig. Wer sollte dich zwingen können, mich aufzugeben, wenn e» nicht dein eigener Wille ist. Du liebst mich nicht mehr." Ich liebe dich, wie ich dich immer liebte. So frei und un abhängig. wie du glaubst, bin ich nicht. Ich muß Rücksichten nehmen ..." „Seltsam, daß du auf einmal von Rücksichten redest. Früher hörte ich davon nie ein Wort." „Es bestand eben noch kein solcher Zwang. Du darfst nicht glauben, daß ich über Dinge rede, die nicht nur meine eigenen Angelegenheiten betreffen." „Dn erklärst mir also mit anderen Worten, daß du meiner überdrüssig bist? Ueber den wahren Grund glaubst du mir keine Rechenschaft geben zu müssen." „ES sind zwingende Gründe, Erna! Nur äußerste Not wendigkeit konnte mich nach langen Kämpfen zn dem schweren Schritt bestimmen." Sie hatte sich wieder über die Ottomane geworfen und da» Gesicht in das Taschentuch gepreßt. Heftiges Schluchzen er- schlitterte ihren Körper. Egon Stellbrinck sah still vor sich hin. Sein langes Scknveigcn trieb die Schauspielerin wieder auf. „Warum redest du nicht? Warum wagst du kein Wort zu deiner Berteidigung. denn diese Redensarten sind nichts sagend. Fühlst dn nicht, daß du nicht so ,nit mir brechen darfst? Nach allem, was ich zum Opfer brachte?" . „Opfer, Erna?" „ „Willst dn das bestreiten? — Ich war ein miständigeS Mädchen, als ich dich kennen lernte. Erst von deinen schönen Worten und Schwüren ließ ich mich betören. Lügen habe ich geglaubt, nichts als Lügen!" „Ich bin immer aufrichtig gegen dich gewesen. Du kannst unmöglich geglaubt haben, daß ich dich heiraten würde." lkkorcuvuna kolac.» Isrls UsuiErsu, eiierecttnet, ksukt blllttltreegr Dsrsntisrtrumpk Wsi-i-irii? ist: * L.QUSlitSlLVlSI'L * S.SlegSNl * k-L». ^si-OLk-Lnitls- fl-ist siii gswOl-e^sr-, ist, spjisrlisr-, Sis SOfcrk-t slki rien_iss s^srsrn Stnllriipf« Hvrm. tztzüAIdsrg * Vkailstrsk« » llkedsrgssse -- Lekekkelrtrsks Möbel billig! Jirda oo neu», modern» «lichen grober groben Lerreiyimmer, öseilemM. ßchlchimmer, GhoN«!»,,»»», Flurgarderoben, Löher Kassenrabatt! Gunst. Jadlungs-Beding. Kaulbachstralre ZI. GG» PNInItzer S«»»>,». Mel-«r'»rV.'.' VN Damen - Tack - 8pangen 9.90, H ! Löll Damen ll.-EIievr.-8panLeii. . I Dsmen-Mnclbox-llalbzcchuke HN 10 50,8 90, « 090 Dsnien-8pa»8ensctwke. draun y lleiren - Fgrskkensiiekel, kinck- VSV « dox .... 1250. lO.50, <» llerren-kklnckd.-'llalkscchuke . 10^ Damen - kllcker - 8pangen, gescckv. 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