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Freilag, IS. MSrz IMS Drahtanschrift, Nachricht», Lr»»t»». F«rnlpr«ch»r. Sammrinunun«! SS 241. Nur lür NachtgrsprSch«! 20011. Bezugs-Gebühr a>»rd»n nach Doldmard v«r»chn»l; dt» »mti »»> täglich «««aUg»r a' Mär» 3 ward ahn« 4 I» V» mg r»« «au» »Hu Mark "ungagchüdr. Anzeigen-Preise: A'LÄ 'Uherdatd titr auawärt» Zb au ' auberdalb A)^ Oft«r>eng»bü »1.-«Hi^vrW. Äktal »alvg, XI r nt> St«U«ng» t»klam»»»il» nun oreUe >uch» ahn« lbi, " r id Vta Au»«. Aufträq« n»g«n Darau»»«»> SchnM«i»unq and Äartoiltra „ c-«S/4L Dell» u. D«rtoo von -1t»p>ch » A»tch«r»l m Dr»«drn. PoMch»<t>-Äonlll I0SS Lr«»»». vachdru» nur mit d^tich« Su»U»nonaad» .Dresdner Na»r' wtäMa Unnerianal' SidrMMtl»« wer»«» axd 'u >--wadrt Bor einem Ende des Völkerbundes? Primo de Rivera fordert ein spanisches Veto gegen Deutschlands Aufnahme. Sie Deraiung »es nrue» FürslenkomPromisscs im Rechlsausschch. - Der Aal des Erniihrungsminisleriums im Sauplausschich. Die SesShrdung »on Sens und Locarno. Berlin, 12. März. Die Lage in Genf wird immer kritischer. Di« Anssassung der denischrn Regier«,,« Uber die Angelegen- heit dürste in den nachstehenden Ausführungen der „Täglichen Rnnöschan" zum Ausdruck kommen: Den deutschen Staatsmännern bliebe, falls es wirklich gum brasilianischen Veto kommen sollte, nichts anderes übrig als die Zurückziehung des deutschen Aufnahme- ge fuchs, denn Brasilien ist nichtständiges Mitglied des VülkerbundsrateS, »nd die Beschlüsse des States müssen, daran wird festgehaltsn, einstimmig erfolgen. Brasilien kann keinen Matsfitz erhalten, da sein« Forderung an dem Widerspruch Schwedens scheitert, das gleichfalls nichtständiges Mitglied ibeS NateS ist: aber Dentschland könnte auch gegen den Einspruch Brasiliens I keine« ständigen RatSsitz erhalte«, und damit wären da«« die Voraussetzungen weggefallen, unter denen Dentschland ' sich zum Eintritt i« de« Bund bereiterklärt hat. Damit wäre dann auch der Locarno-Pakt hinfällig. ßenn « tritt ia erst in Kraft mit Deutschlands Eintritt in den Völkerbund. Da- würde selbstverständlich von deutsch«» Seite auf haS lebhafteste bedauert werben lnichr in allen Kret«ü), aber das allerwesentlichste wäre -och dies, daß durch da- Verhalten Brasiliens d«m Völkerbünde selbst eine gefährliche Wunde geschlagen werden würde, die seine ganze Existenz aufs Spiel setzen mühte. Wenn eS geschehen könne, daß ein einzelnes Mitglied des Bundes verhindern darf, Sie Zusagen zu halten, die die führenden Mächte deS Völkerbundes gegeben haben, so muß der Bund das Vertrauen de« Welt, das schon mehr als einmal dnrch das Verhalten «iuzeluer seiner Mitglieder bedenklich erschüttert worbe« ist, «iiüzlich verliere«. Die deutsche Delegation sieht in der ganzen Sache nur innere Streitigkeiten des VölkerSbundes, in die sich zu mischen sie keinen Anlaß hat, da sie ja dem Völkerbund noch nicht an- gehört. Anderseits sieht die deutsche Delegation auch noch k«i«e« Aalatz, irgendwelche Ultimaten z« stellen, da sie der >«stcht ist, dast sich ihr Standpunkt dnrchsetzen müsse. Das ist ja wohl auch der Grund, weshalb die deutsche Delegation noch nicht abgcreist ist. Es macht im übrigen den Eindruck, als ob eS einzelnen Mächten im Völkerbund nicht sehr wohl sct, und daß sie die Gelegenheit wahrnehmen, Len Bund zu sprengen »der doch herausznkommen. Die heutige Sitzung -er Nheinpaktmächke. Seine Aendcrnng des deutschen Standpunktes. Yens, 12. März. Die Besprechungen der Vertreter der Rheinpaktmächte sind heute vormittag am Sitz der eng lischen Delegation wieder ausgenommen worden. Bevor heute morgen die eigentlichen Besprechungen zwischen den Rhcinpaktmächten ausgenommen wurden, fanden -wischen den Delcgationsführern Unterredungen statt. Di« deutsche Delegation hatte im „Hotel des Bergues" eine Besprechung mit dem französischen Ministerpräsidenten Briand. Erst nach 11 Uhr begann die eigentliche Konferenz der Rhoinpaktmächtc, die 1.30 Uhr nachmittags geschlossen wurde. Wie der Sonderberichterstatter des M. T. B. erfährt, bat sie kein Ergebnis, das zu irgendeiner Bcränderuna deS deutschen Standpunktes geführt hätte, gehabt. Es wurden verschiedene Lösungsversuche vor- geschlagen, die die einzelnen Delegationen zum Gegenstand von Erwägungen zu machen wünschen. Et» Zeitpunkt für die nächste Sitzung ist nicht vereinbart worden. — Wie die Schweizerische Depcschenagentur meldet, hielten die deutschen Vertreter bet der heutigen Besprechung mit der französischen Delegation, an dem Standpunkt fest, daß in Kieler Session »«r Deutschland in den Völkerbund aus,«nehme« sei. und Satz Deutschland zurzeit keine Versprechungen in bezua aus feine Zustimmung zu einer späteren Erweitern»» des Bölker- hnndSrates abgcbeu könne. Sie seien bereit die Frage später 0« prüfen, können aber jetzt keine formellen Bin dungen etngehcn. Briand erklärte nach der Besprechung, der gleichen Agentur zufolge, daß die versöhnende Aktion Frankreichs «ach allen Richtungen hin geltend gemacht würde, und daß Imbet nichts außer acht gelassen werden dürfte lW. T. B.) Auch ein spanisches Velo gegen -ie Ausnahme Deuischlanos. Madrid, 12. MSrz. Am Spätabeud melde« „Gerald»' tz«d „La voz' aus Gens. Autzeumtuifter KangnaS Hab« »»» Grim» de Rivera die strikt« Anweisung erhalte«. a»s der tzortzermug eines ständige« Ratsfltzes für Spa«ie« ,« be, tzehe» «nd gegen el«e« »nssch«d her Entscheidung z« pro, Gstlere«. „Gerald»' erfährt außerdem, baß Spanien ebenso wie «easitten gege« die Ausnahme Dentschland» ßi»«e« »«rd«, wen« es keine« Ratsfitz erhalte. sT.-U.) Enlrliskung in Schweden über die spanischen Drohungen. Stockholm, 12. März. Die Drohung Spaniens, bas schwedische Bauholz wegen der Haltung Schwedens in Genf zu boykottieren, erweckt hier allgemeine Entrüstung. „SvenSka Dagbladet' erinnert an die frühere Boykottdrohung Polens und hebt hervor, baß derartige Methoden die ganze Zukunft deS Völkerbundes anss Spiel setzte«. Spaniens Ver halten erinnere an die alten Jnquisittonsmethoden, in denen man durch Zwang überzeugte. tT. U.) Schwede« prvlestterl in Madrid. «Durch Funksprach.» Stockholm. 12. MSrz. Anläßlich der spanischen Demarche in Stockholm, bei der die Haltung der schwedi schen Regierung in der Ratsfrage als unfreundlich bezeichnet wurde, ist schwedischersetts entschiedener Protest unter wiederholter Betonung des prinzipiellen Grundes für die Haltung der schwedischen Regierung in Madrid erhoben worden. lW. T. B.) Drian-s Vermittlungsversuche. London, 12. März. Der französische Korrespondent des ,^atly Telegraph" meldet: Brtand sei sofort nach keiner Ankunft in Genf an di« Arbeit gegangen- Sein .^Vormarsch- plan" sei wie folgt: 1. Er wirke versuchen, die Deutschen dazu zu bringen, sich ohne Verzug zu verpflichten, dt« Entscheidung des Bölker- Sundsrats anzunchmen. 3. Er wolle den schwedischen Außenm>inister überreden, sein Veto zurückinziehen. 3. Er wolle einen Druck ans die spanischen und die brasilia nischen Vertreier ausüben, um sie zur Zurücknahme ihrer Drohungen zu bewegen. 4. Er werde Graf Skrzynski davon zu überzeugen suchen, daß Polen nicht mehr als einen zeitweiligen Sitz erhalten köi^lc. <W. T. B.» Daß Deutschland und Schweben nicht festbleiben sollten, ist ein Fall, mit dem Briand vernünftigerweise nicht rechnen kann. Sine bezeichnende UnlerreSung. Genf. 11. März. Eine hohe Persönlichkeit aus dem alliierten Lager äußerte sich dem Vertreter der T. U. gegenüber sehr besorgt über die schwierige politische Lage. Er erkärte: Wenn jeder Staat hier mit seinen Forderungen aus- tritt. ohne an die Allgemeinheit und den Völkerbund zu denken, dann können wir den Völkerbund bald schließen. Der Völkerbund ist eine Institution, die auf der Ausgleichung der Gegensätze und auf die gemeinsame Arbeit aufgcbaut ist. Es geht nicht an. daß jeder seine eigenen Wünsche «nd Absichten gegen den Willen der anderen und gegen das Interesse der Gesamtheit durchzusetzen versucht. Tönst sollte man lieber den alten Völkerbund begraben «nd eine neue Völkerbundsorganisatiou ausbaue«, in die widerspenstige Elemente nicht ausgenommen werben dürfe«. (T.U.) Die Auffassung -er Pariser Presse. Paris, 12. März. Sauerwein schreibt im „Matt w", wenn Brian- erklärt habe, es gäbe zwar keinen deutsch-französischen Konflikt, alier eine entscheidende Krise im Völkcrbnndsrat, so hätte er hinzu fügen müssen, daß das, was sich abspiele, dte Verurteilung LeS Völkerbundspaktes sei. Es sei nicht eiwzuschen, weshalb die Vertreter Spaniens und Bra siliens der schwedischen Theorie nachgeben sollten. Ans all« Fäll« müsse man ihnen für die nahe Zukunft einen dauernden Sitz versprechen, aber nieder Dr. Ludher noch Unden schiene» sich darauf einlassen zu wollen. Sauer wein ist der Ansicht, daß, wenn honte keine Einigung zustande komme, der Völkerbund selbst entscheiden müsse. Pertinax bestätigt im ,/L ch o de Pari s", daß der Streit um di« Rate-sitze kein Konflikt mit Deutschland sei. sondern ein Konflikt -wischen den Mächten von Locarno und den außerhalb des Locarno-Vertrages stehenden Nationen. Es fei die Frage, ob diese Betrachtungsweise den Interessen Frankreichs diene. Frankreich habe das spanische und brasilianische Veto nicht oer, anlaßt, aber trotzdem würden Frankreich «nd seine Ber, bündete« eine Niederlage erleiden, wenn Spanien «nd Bra silien den Bölkcrbundssitz nicht erhielte». Unden müsse zuerst den Rückzug antreten, daun würden die anderen schon folgen, t?) Der „Petit Paristen" sagt, Bandervclde bereite ei» Sompromihproiekt vor. Der Bölkerbundsrat müsse sich zu nächst der Absichten DcuischlcnrdS versichern, ehe er eine Ent- scheidung treffen könne. Das Blatt meint, Dr. Luther und Dr. Stresemann hätten eS in der Hand, die Lösung der Krise hcrbeizusührcn. St« allein seien in der Lag«, einen freundlichen Einfluß auf Unden. auszuüLen. Der -euiftAe Reichskanzler an öle deutsche Presse. Gens, 12. März. Der Reichskanzler gab am Donners tag abend der deutschen Presse eine» Bierabend. Im Laufe des geselligen Beisammenseins trank der Kanzler ans das Wohl der dcntschcn Presse, die in seltener Einmütig, keit die deutsche Delegation bei ihrer verantwortungsvollen .Ausgabe unterstütze. Falle« die Mauern? (Bon unterm Genser Vertreter.) Genf, den 10. März. Die Mauern bröckeln ab und werden lallen, so hoch sie auch zwischen rechtem und linkem Seeuser aufgebaut sind, — aber vorher wird ein Anschwellen der Gegensätzlichkeit diese beinerkenSwerteste aller Krisen des Völkerbundes noch steigern inüffen. Dte Tätigkeit des Völkerbundes beschränkt sich zwar gegenwärtig ans viele geheime Sitzungen von Kommissionen, die ganze Genfer Maschinerie hat sich in neben- und überein ander tagende Kollegien aufgelöst und treibt ohne Liebe zu den BerhandlungSgegenständen durch die langen Nachmittage, die doch mit etwas ausgesüllt sein müssen. Vor dem Wieder aufleben deS Meinungsaustausches zwischen Deutschen. Eng ländern und Franzosen gab es reichlich Zeit zum Spazieren gehen. Reichskanzler Luther hat sich die Stadt seiner Studentenzeit wieder angesehen und zwischendurch einmal »einen Geburtstag gefeiert, denn die deutsche Devise lautete ja: Wir können warte«. Aber das deutsche Warten wurde den andern unangenehm, besonders den Franzosen, die ia auch den Freunden nicht recht trauen. Welch furchtbare Niederlage, wenn ein UeberrumvelungSveriuch glückte und Dentschland RatSmitglieb würde, ohne daß Frankreich Europa vorher noch gerettet hätte, wie Sauerwei« metntl So hatte man also schnellstens nach Paris telephoniert und von Briand die Antwort erhalten: „Nur loSl' x ES glich geradezu einem Sturm, was dieses Kommando entfesselt hatte. Luther und Stresemann bei Chamberlatn, dann EhamberlainS Hut am Garderobehaken des ..Metropol'» Ausfahrt Stresemanns zu Paul Boncour und so weiter in beliebig vom Leser auszufüllender Reihenfolge. Empfänge über Empfänge. Glänzende Auskünfte für die Preffeleute, znin Beispiel: ^ „Wir habe« über Gocthesche Manuskripte gesprochen.' Es ist überaus interessant, wenn Loucheur den deutschen Außenminister lobt, daß er kehr viel von deutscher Literatur wissenschaft verstände. Ob es aber zur Lösung der Krisis viel beiträgt? Wir haben heute die. merkwürdige Wahrnehmung machen müssen, daß eine französische Persönlichkeit demon strativ von der bisherigen Auffassung, daß Deutschland doch auch eine „Locarno-Macht" sei. abgewichen ist und von den „Locarno-Mächten und Deutschland' sprach. Wer das Gras wachsen hört, kann sich die entsprechenden Gedanken machen, während der Beobachter die Mätzchen der Stimmungs mache leicht von den wirklichen politischen Perspektiven unter, scheiden kann. Sie gehören leider nicht zur europäischen Sprache, die Briand unmittelbar sprechen kommen will. Europäischer klingen auch die Erklärungen der Spanier und Brasilianer nicht, während die Polen, ebenfalls etwas uneuropäisch, dte Dinge ohne großen Redeschwall an sich herankommen lassen, beinahe sicher, daß sie gewiß nur zu früh, weil jedenfalls anders als zuerst gedacht, herankommen werden. Ihr Anspruch wird in seinem wachsenden Verlust von Chancen beinahe sympathisch, denn ein nichtständiger Sitz ist wenig im Vergleich zu dem. was die keineswegs beneidens werte Delegation nach Warschau bringen soll. Bet dem spanischen Anspruch wäre eine der mehreren Kompromiß, lüsungen, die die deutsche Delegation nicht annehmen kann, leicht herzustellen, und es dürfte vielleicht gelegentlich die Frage auftauchen, wie sich Spanten später außerhalb und innerhalb des Völkerbundes zu Deutschland stellen wird, in dem es das einzige Hindernis seines Aufstieges in stolze Höhe sieht. Noch schwerwiegender, von diesem Gesichtspunkt aus, läßt sich der brasilianische Anspruch einschätzen. tu welchem man eigentlich den Gegenpol zu Deutschland sehen muß, während alles andere zwischen drin liegt. Denn wenn bis iebt alle auf Kompromisse eingingen: Deutschland und Brasilien tun es nicht. Dentschland muß sich seinen selbständiac« „Eiacnsi««' leiste«. Brasilien kan« ihn sich leisten. Die Könner sind, in diesem Sinne, die Härtern als die Müsser. Da eS sich bet den Deutschen keineswegs um eine Gegnerschaft gegen Brasilien handelt, so muß der gegenwärtige Kamps mit seinen möglichen Folgen beinahe tragisch gewerter werden. Das Problem ist kür Deutschland dadurch sehr schwer. Es muß in diesem Zusammenhang einmal erwähnt werden, wie sehr der Blick der Neutralen auf Deutsch land konzentriert setn muß und es auch ist weil nur die deutsche Festigkeit alle die großen Bedenken vorläufig zer streuen kann, von denen die Neutralen erfüllt sind. Go muß es tnderSchweiz aufs höchste erbittern, wie das schwedische Veto umgangen werden soll. ES erhellt daraus übrigens auch, wieviel ein nichtständiger Sitz im Vö'kerdundSrat wert ist — oder besser, wie sehr er eigentlich nicktS wert ist. Schweden wird 1« Herbst nicht mehr aewLhlt werde«, «m seine» nnbegneme» Einspruch — der setzt de» Den"»--» eine» volle« Sie« bringe« kann — ans der Welt z« schasse«. Es Ist deshalb für die Neutralen außerordentlich wichtig, daß Deutschland auch keine Bindung irgendwelcher Art eingehe, dte ihm alS RstSmacht im Herbst den freien Entschluß oer- hinderte, denn für die Neutralen ist der deutsche Standpunkt nicht nur setzt, sondern darüber hinan», kongruent mit der Einstellung, die sie selber haben müssen. SS ist deshalb keines- wcgS ausgeschlossen. baß sich im Herbst der Kampf genau so wie heute wieder etnstellt -» er wäre hosfruwMoS schon ent«