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Dvesdnev Nachrichten Freitag, LU. Januar IUUt» »> )tr. LI tatton A zu überweise». — Aba. Günther-Plauen i. B «freist: Wenn dir Negierung nur vie Absicht habe, die Kasten und Gebühien auf eine gesetzlich« Grundlage ,u stellen, so würde dagegen nichts einzuivende» »ei», aber man könne anS der Vor lage die Absicht hecausleieu. die Staatsbürger noch mehr zu belasten. Der Gebührentaris müsse zu den schwersten Besorg nisse» führen, er dtdentr geradezu eine Belastung namentlich des Mittelstandes Nach einzelne» Paragraphen sei dem Ermessen, der Willkür der weil,sie «pieiianm gelassen. Bedenken Hab« er auch dagegen, daß durch das neue Gesetz eine Hänfling von Ver ordnungen sich ergebe. Man dürfe ferner die Höbe der Gebühren nicht narb Land- und Stadtaenicinden getrennt rinrichten. Wa den Tarif selbst anbelanae, ko dabe er nichts dagegen, wenn für die Verleihung des AdelS bohe Gebühren gefordert würden. Man »olle dann aber auch nicht vor andere» Auszeichnungen und Titeln lieben bleiben »nd. abgeiehen von den Amtstiteln. Kommerzien- ratSlilel. Geb Oekvnomieratstitel »sw. ebenfalls niit Gebühren belegen. Die Gebührenerhebung für Anleihen der Städte könne nicht seine!! Beifall finden, wenn derartige Anleihe» für Schul bauten. Wasserwerke und ähnliche Zwecke ausgenommen würde». Redner uiitelstehk dann noch eine Reibe anderer Gebührensätze, die er in der .szöchstgienie für zu weit gehend findet, einer Kritik und richtet dabei, ani einen Zuruf reagierend, gegen die ..Agra rier" mehrfache Angüsse. Stnaksminister o. M etz > ch: Die Tendenz, von welcher die Regier»»» fick bei der Adsussniig des Entwurss habe leiten lassen, iei an sich in der dem Dekret bergegebene» Begründung hinläng lich klargelegt. 3m allgemeinen walle er nur noch bemerken, dag die Negierung von der Kostenfreiheit für Ainlshandlaiigen der AüttSbanvtliiaiinschasten habe geglaubt abgehen zu müssen, weil die>e Behörden jetzt eine ganz andere Organisation zur Vorauü- 'rtznirg hätten, sie seien nicht mehr überwachende, sondern ent schließende und beratende Behörden, und da ergebe sich wohl von selbst, dag hinsichtlich der Gebühren Wandel geschussen werden müsse. Die ÄoNenfreibeil könne nur noch für wiche Amtshand lungen ailfiechterhallen werden, die im Interesse der Allgemein heit vorgeiwiiiinen würden Dies sei rin Grundwtz. der in ande ren Staaten bereits befolgt werde. Wenn nun Abg. Günther gegenüber dieser Tendenz deS Entwurfs betont habe, es sei anae»- scheinlich. daß durch das neue Geietz eine wesentlich Höhere Belastung der Staatsbürger herbeigefiihrt werde, fo bestreite er dies von voriil-erein. Die Vorlage habe lediglich die Absicht, das Verhältnis zwischen den Einnahmen und Ausgaben wieder herzu- ftellen. wie es bestanden bade unter der Herrschaft des Gesetzes von 1877 In icneni Jahre hätten die Behörden, vor allem das Ministerium des Innern, die Kreishanvtmannschasten. Amtshanvlnuuniichatten und die Pvlizeidireklion zu Dresden, >2",«<x> Ml. Einnahmen erzielt, während sich die gesamten Aus gaben ans 2 3>v>«»o Mk. beziffert hätten: sin Jahre 190t hätten die gc!'inten Einnahmen 844 000 Mk., die geianttrn Ausgaben nind 0 Millionen betragen. l.Hörl, hört!) Während 1877 von den gemmten Ausgaben ungefähr 18 Prozent durch Gebühren gebellt worden seren, würde» jetzt überhauvt mir noch I t.6 Prozent gedeckt. Nur um das Verhältnis, wie es im Jahre 1877 zwischen den Gebühren Einnahmen und den Ausgaben bestanden habe, also j ungefähr 20 Prozent, wieder herzustrlle», sei man zu den Sätzen ür der neuen Vorlage gekommen. Von einer maßlosen Hiuuus- zichn.ng der Kosten ui Lasten der Staatsbürgrr könne man hier nach wohl nicht reden Der Grundsatz von Leistung und Gegen leistung für Amtshandlungen sei schon wiederholt in verschiedenen Gesetzen seslgelegk worden, z. B. in der Neichögewerbeordnnng ufiv . vor allem aber in dem sächsische» Bciiigesetz. wo die Kammer die Wahrung dieses Grundsatzes besonders betont habe. Ter Bcsiftchtuiig gegenüber, das; die .Höchstgebühren grundlos ange- wendet werden konnten, weile er daraus hin, dag die Mittel- und Eberbehörden des Landes das Zutrauen verdienten, daß sie nach Maßgabe ihrer ganze» Stellung ans keine» Fall das Maß des Znlävigen bei Ltguidntionen überschreiten würden. Abg. Günther habe weiter auSgejetzt, daß das Gesetz nicht die Füglich keit gewähre, aus die soziale Stellung der Bürger Rücklicht zu nehmen. Dies habe im Gesetz nicht ausgeivroche» werden könne», es iei aber zu erwarten, daß die Behörden auch in dieser Richtung die nötige Rücksicht wie seither so auch künftig nehmen würde». Die einzelnen Sätze der Taxe >u erörtern, mime der Deputation Vorbehalten werden: eS lei jedoch nicht ausgeschlossen, daß die Regierung, sobald begründete Wünfche dafür geltend gemacht würden. Aendernngc» der einzelnen Sätze eintreten lassen werde. Den Aba. Nudelt weise er daraus hin. daß auch de» Londgcmein- deii die Liguidierung der Sätze nicht nur möglich sei, sondern daß sie gehalten sein würden, nach diesem Gesetz sich zu richten. (Bravo!) Abg. B r a n n - Treibers (ncit.-lib.) weist wie Abg. Nudelt daians bin. daß daS Gesetz für dir Kirchen und die Gnishchörden nicht Gellnng erlangen solle. Er bitte, dem »ächslen Landtage einen Geieyeittwnrf vorznleaeii. damit die Gleichstellung herbeige- führt werden könne. Im Allgemeinen befürchte er. daß das Gesetz einen Eingriff in die Autonomie der Städte bedeute. Im Gegen satz zu dem Aba. Günther glaube er. daß die Behörde» nicht ledesmal die Höchstsätze erheben würden. Redner erörtert daraus ebenfalls einrelne Gebührensätze und gibt dann der Hoffnung Ausdruck, daß bei der Teputalivnsberalung auch die Gutachten, die der Regierung seitens der Gemeinden zugegange» seien, mit vorgelegt werden. — Vizepräsident Dr. L ch i l l - Leipzig (nnt.- lib> : Im Allgemeinen könne man ganz einverstanden damit sein, daß die Regierung das Kastenwesen auf eine feste Grnndlage stellen wolle Der bisherige Zustand sei Schwankungen unter worfen gewesen, habe auch Lucken ausgeivlese», und daß diese usge'üllt werden sollten, sei durchaus zu billigen. ES sei gewiß ein mißliches Ding, Mindest- »nd Höchstsätze anfznslellen, aber ohne Punschalsätze komme man nicht ans. und vor allem werde man nicht die Minimalfiitzk entbehren wollen. Das Svsiein der Pin! halsötze, abgestnfk zwischen Marimnm und Minimum, komme letzt überall vor: in der Vorlage sei übrigens, daraus wolle er! noch besonders auimerkiam machen, das Nechlsniittrlsvstem besonders l ndgebildet. Auch Vizepräsident Schill geht dann ans verschie-> dene Eiinelheite» der Gebührentane ein und gibt dabei der ! Deputation mannigfache Anregungen. — Ans Einzelheiten gehen wruer noch ein die Adgg. Hübner- Zschopau, Andrä - Brauns-! borst Förstcr - Spremberg, Hahnes- Knppritz, Dürr- Gasch- ^ Witz. Greulich-Gröba OämM» kons.). sowi« Ada. Stoch« Annadeq, (freist,, der der Melnuna Ausdruck gibt, daß hinter der Erhöhung der Gebühr für die Jagdkarte» die Ritterguts« und sonstigen Grobanindbesiker steckten. Staatsiiiiimter d. Metzsch weist diese Annahme zurück »nd betont, daß in den andere» Bundesstaaten die Gebühr für Jagd karten höher sei als in Sachsen. Der mit in die Debatte gezogen« Wildschaden stehe i» keinem Zusammenhänge mit dem Preise der Jagdkarten. — Abg. Schubart-Euba (kons.): Ans der Red« dH Abg. Roch ersehe man, daß er zum erstenmal in der Kammer sei. denn sonst hätte er wissen müssen, daß gerade die Landwirte stets gegen eine Erhöhung der Gebühre» kür Jagdkarten ein- getretrn seien. — Abg. Hübner bekennt sich als derjenige, der während der Rede des Abg. Günther einen Zwischenruf habe fallen lassen und bemerkt. eS wäre besser, dies müsse er offen gestehe», daß die Zwischenrufe ganz unterblirbrn. lLanaandauernde Heiterkeit der ganze» Kammer.) — Präsident Dr. Mehnert: Dieser Selbsterkenntnis wolle er nicht widersprechen. Nach weiteren Rede» der Abgg. Licbau - Rochlitz und Andrä, der die Angrisse Günthers ans die Landivirle znrückweist, wird der Antrag Nudelt einstimmig angenommen. «Fortsetzung im Morgenblatte.) OertlicheS u»v Sächsisches. Dre-ne«, 25 Jannar. —* Se. Majestät der K ö n ig hörte heute die Vorträge der Herren SlacttSminister und des Königlichen KabinetissekrelärS. Nachmittags 6 Uhr findet i»l Nesidenzlchloffe Familientafel stall, an der die K ö n i ai n - W i t w e und Prinzessin, Mathilde mit den Damen und Herren vom Dienste teil- nehmen werden. —* Se. Maiesiät der König beansiragte den Staatsminister v- Metzlch bis auf iveiieies »ist der Wahrnehmung der Geschäfte des Ministeriums des Kö»ialiche n Ha nseS -*.Zu dem gestern abend im Nesidcnzschlosse staltgefundenen 2. Hol- sK a m in e r ft Bal l, der halb 9 Uhr seinen Anfang nahm, waren zahlreiche Einladungen an die Hofgesellschaft er gangen. Dem Ballfcste wohnten König Friedrich August, Prinzessin Mathilde. Herzog Karl Bor- :v i n zu M e ck l e n b u rg - S t r e I i tz mit den Tarnen und zerren, der, Hosslaaten bei. Unter den Gästen befanden sich Prinzessin Hermine Reust ä. L.vom diplomatischen Korps die Herren Gesandten Graf p. Dönhoff. Baron v. Wrangel und Graf o. Montgelas. sowie der Vttnifier-Refident Viscount Go»gh mir ihren Damen, die Fürstin v. .Hanau, die Herren StaatSunnister D-r. Rüger, Dr. Oilo und General der Infanterie Freiherr von Hansen mit Geuiahiiiinen, sowie die Präsidenten der beiden Kammern der Ständeverfammlnna, O'berslmarichall Gras Bitz- lblim v. Eckstädt mit Gemahlin und Geh. Hosrat Dr. Mehnert. Außerdem waren die Generalität und die Offirierkorps. sowie di« Vizepräsidenten beider Ständekammern und viele Damen und Herren der Aristokratie vertreten. Die Versammlung der Gäste fand im Stncksaale und im Roten Salon statt. Der große Ba'lsaal. der nur in seinem mittleren Teile zum Tanze benützt wurde, war am Eingänge vom Stnckmale und am Aus gange zum Tnrinzimmer mit kostbaren Teppichen belegt und durch Aufstellung von Pninkmöbeln und Schmückung mit duften den Mumen-Arrangements salonartig eingerichtet worden. Kurz nach halb 9 Uhr erschien König Friedrich August, der die Uniwrm seines 12. Feldartillerie-Rezimenis angelegt hatte, mit der Prin zessin Mathilde in, roten Salon und hielt zunächst in der hier versammelten Gesellschaft Cercle. Nach dessen Beendigung trat der König mit den prinzlichen Herrschaften in den Balllaal ein, wo alsbald der Tanz mit dem Donau-Walzer eröffnet, wurde. Als Vorlänzer fungierte Oberleutnant Freiherr v. Fritsch vom Garderoiler-Regiment. Um 11 Uhr wurde im Eckparade- »nd im Bankettsaale an kleinen Tischen soupiert. Hierbei waren die fürstlichen Herrschaften mit den oornchmsten Gästen im Eck- varadesaale placiert. Nach dem Souper wurde der Tanz bis nachts I Uhr fortgesetzt, Ein ans Walzer, Polka und Galopp bestehender Kotillon beschloß sodann das Fest. Herzog Karl Borwin zu Meckleubnrg-Strelitz hatte es bereits kurz nach dem Souper verlassen. Während des Balles waren in den Speise sälen ein großer Teetisch und ein Kondiloreibüsett,mit allerlei Erfrischungen ansgefielli. Niit Ausführung der Hoiballmnsik war das Tromvelerkorps des Garderetter-Regiinents beauftragt worden. —* Ihre Majestät die Königin- W i t w e Ivohnte gestern abend einem Vorträge des Obersten z. D. L-auterbach über leine Reife um die Welt im Earolciociirse bei. —' Zum Nachlolger deS Herrn Aintshanptmanns Hektik kn Leipiig wird der Döbelner Anitshgnptmgiin Herr Kammerherr v. N o st i tz - W a l l w i tz ernannt werden. —* Herr RcchtSanwalt Körnich in Meißen feierte gestern fein -öOscibriges Anwaltsjubiläum. Tie Anwaltskammer im Königreiche Sachsen ließ firm durch .Herrn Justizrat Franke eine Glnckwnnschadresse in Mappe überreichen. Der allgemein be liebte Jubilar hat sich um mehrere Wvbltätigkeitsvereine der Stadt kAlbertoerein. Kleinkinderbewahranstalt Marienstift) durch oieljährige treue, rastlose Arbeit hochverdient gemacht. —* Der K r e i s a u s s ch u ß zu Dresden hat nach Mit teilung des Amtsblattes die Einführung der von den städt'schen Kollegien geplanten Umsatzsteuer abgelehnt. Wie es heißt, hat die genannte, dem Königlichen Ministerium des Innern direkt unterstehende Behörde den ganzen Gewerbesteuer- Entwurf abgelehnt, doch bezieht sich diese Ablehnung in der Hauptsache aus die in diesem Entwürfe mit enthaltenen Bestim mungen für eine Umsatzsteuer. Die Einführung einer Zweig geschäfts- und Warenhaussteuer wäre nach den bestehenden Be stimmungen trotz dieser Ablehnung noch zulässig. Ob die städti schen Kollegien noch auf eine Einsührung dieser beiden letzt genannten Steuern zukommen, steht dahin. — Tie Angelegenheit, die heute abend auf der Rcgistrande der Stadtverordnetenfitzung steht, ist demnach noch nicht endgültig zum Abschlüsse gelängt. s* Tie Gesellschaft für Literatur »nd Kunst gestaltete das >!'c>'.nert znm 16. Stiftnngsfeste am Mittwoch im oberen Saale e s König!. Belvedere zu einem würdigen Mozart - Abend, stach dem mit Beifall ausgcnommenkn stiminungsvollen Prolog, -ersaht und gebrochen vom Vorsitzenden der Bereinigung, Herrn Tr. ^.tto Oerte!. der den Unsterblichen feierte als beglückenden Sänge» der Liebe, brachte der .König!. Hofopern'änger Herr ritz Klarmüller die Arie des Belnionie ans der „Enyührnng" mit gutem Gelingen zu Gehör. Der Künstler verfügt über einen umfangreichen, glanzvollen Tenor mit guter Schulung iIfftrt», besten M Beilage cbwos trocken, bisweilen sogar fthlig cnrklrngt: er sang weiterhin in tröstlicher, stilgerechter lustossung nuo mit iiesgcheilder Wirkung Mozartlieder: „Abend- np'iiidilng", ,,An Ehloö". „Abschiedslied" und „Warnung", a-ften nie versagende Zuckerplätzchen den Appetit der in Test- üchem Glanze oertretenen Damenwelt in solchem Grade er regten. oan Znaabcu, von denen das schlichte Kinderliedchen ..Kommst lieber Mai. ustd mache die Bäume wieder grün" sich As besonders dankbar erwies, nicht gut zu umgehen lvaren. Dne Begleitung am Bcchstein führte nnt Feinsinn Herr Alfred E!öiiia»ii ans: das recht klapprige Pedal war wenig Lecignet, ras Mocarriche 'Ideal: Freude am tzervorbriirgeu des schönen, .-.'rwirliicbeu zu Helsen. Den Mittelpunkt der Aufführung, die cinschftekttich der Zugaben und der nicht knavv bemessenen Pauien nur 7N Mumien dauerte, bildete die Wiedergabe des O-csim-Quartetts >Nr. 18) für zlvei Violinen, Viola und Violon cello. Das seltener gespielte Werk, das im Vergleiche zu seinen berühmten Vorgängern dem Geschniacke deS Publikums nach ge wissen Seiten hin Korrzeisioncu macht, ohne von seiner Hoheit nuv Würde >u verlieren, und in dem durchweg eine heitere, irntmientale Momente ansschaltende Stimmung sefttchalten ist, gefiel am besten im Adagio, sowie im prickelnden Finale, reich an tunnvriftficben Eingebungen und »ncrsclfiipflich an sprudeln- der Kraft und Frisch«. Das Menuetts war zu derb angcfaßt, eS entbehrte der charakteristischen Grazie: daS einleitende Megretto litt an einigen Unreinheiten und Schwan kungen in dem Zusammeospiel. Um die Ver>'ittluno der Schöpf,>na machten sich die Herren Kamniermnsici Adols Eksmann, Joseph Lederer, Arthur Eller und Fritz Nusser verdien!. O. B. 7* Gracia Ricardo, eine hierorts noch unbekannte junge Sängriln amerikanischer Herkunft, gab gestern im Musenhatise einen L i e d e r - A b e» d. Kundige Thebaner priesen die Dame als Schülerin der Lilli Lehma»», eine Annahme, die die Mit wirkung des trefflichen Begleiters der Berliner Königin des Ge sanges. des bekannten Pianisten Fritz Lindem»»», als inöglich er scheinen ließ. Das rechte Urteil über die junge Künstlerin z» finden, wnr nickt leicht Zunächst mußte man sich an ihre miserable Aussprache des deutsche» Textes gewöhnen, die einem zu zwei Diitteili» de» Genuß an ihre» Lledergaben verleidete, Seshslvkiständlich litt darunter auch der Bortrag, und zwar mehr oder weniger beträchtlich, obwohl ich gerade in dieser Hinsicht die Fähigkeiten Frl. Ricardo- nicht gering einschätzen möchte. Das bcivirs mir ihre Interpretation einiger Lieder von Brahms und Robert Franz. Fieilich weiß man hier nicht, was bloße Nach ahmung. was originales Empfinden ist In manche» Stücken, io in den „Sternen mit den golvne» Füßchen" von Franz und dem berühmten „Ständchen" von Brahms, kopierte die Schülerin ihre selbst »och im stlmmlichen Verfall henliche Meisterin einfach. Tie materielle» Qualitäten von Frl Ricardo sind gewiß nicht unbedeutend: sie besitzt einen warmen Sopran, in der Mitteltage von vollem, siiinltchem T!mbre. mit dein sich schon etwas a»- fongk» läßt. Aber hier, in der Technik, hapert's vor der Hand noch empfindlich. Man kann sich nur wundern, daß Lilli Leh mann ihre Schutzbefohlene, die übrigens auch in Paris »nd Frankkittt stndicit haben soll, schon jetzt den Flug in die Ocssenk- kichkeit wage» läßt. Mancher Ton in der Höhe sitzt noch nicht fest, hier und da stört ei» kan», zu überhörendes Tremolo und ein Forciere» der an »nd für sich nicht gerade weich klingenven Höhe. Hoffentlich schleife» sich diese Fehler recht bald ab. Neben Brahms und Franz sang die junge Dame relativ am besten Tsckaikowskh, von dem sie einige, sonst mir selten gehörte Lieder ans ihr Programm gesetzt hatte, wofür man Ihr besonderen Dank wissen muß. — Seine Helle Freude konnte man an der Begleitung dcS Hen» Fritz L i n d em a » n haben: er war zwar geilem abend just nicht i» der Aebeilanne, aber immerhin darf das, was er in den Nach- »nd Zwischenspielen von Schumuiin und in der Be gleitung von BrahniS »nd Franz bot, als n»SgezcIch»et angcsvroche» werden so daß er ei» aut Teil der fteundlichcn Ausnahme, die die Sängeri» fand, ans sei» Konto nehme» kann. f* Wie der „B. Vörs.-Cour" erfährt^soll in diesen Tagen Hermann Bahrs Vertrag mit dem Münchener Hofcheatcr im Eiirderständnis beider Teile gelöst werdrn. Es schweben bezügliche Unterhandlungen. Dem «ernenne» «ch «Kd sich der Mt «>ch beschwerdefßhrend über den Beschluß der SveiShauptm«mschvft » da« Ministerium de« Innern wenden. Für «ne grobe Anzahl hiesiger angesehener Firinen ist die Entscheidung der Areishauptmarmschaft in der oickuarstrittenen Frage jedenfalls von «»btrordeicklicher Be deutung. Bekanntlich sind für die Einführ«« von Unckatzsttnern allerorts in erster Linie sozialpolitisch« Erwägungen maßgebend gewesen, indem dem Mittelstand in seiner vielbedritngt«» Lage «io Schutz gegen di« Auswüchse des GrobkrpitalS zu teil '«erden sollte, von zahlreichen hochangeschenen Dresdner Firmen, die sich jederzeit von den solidesten geschäftlichen Grund- sätzen haben leiten lassen, »st aber gegen di« Fassung de« von Rat und Stadtverordneten beschlossenen Umsatzsteuergesetze» die Einwendung gemacht worden, daß mit diesem Gesetz einmal Kreise getrossen würden, gegen deren unonsechtbaren Wettbewerb jene Schutziiiatzregrln eine grohe Ungerechtigkeit bedeute ten und andererseits mit dom Gesetz der verfolgte Zweck mit Sicherheit nicht erreicht würde, »veil diejenigen, welche von der Steuer getroffen werden sollten, die sofort «ff ihre Lieseron- ten abivälzen könnten. —* Das Modell der neuen Augu st usbrücke wurde gestern nachmittag durch die Mitglieder der Ersten Kammer unter der Führung der Herren Präsident Oberst- marschall Graf Bitzchum v. Eckstädt und Vizepräsident Ober bürgermeister Oleh. Finanzrat a. D- Beutler mit grotzem Inter esse in Augenschein genommen. Dis Erklärungen gab Herr Stadlbanrat Oberbaurat Klette. Herr Oberbürgermrffter Beutier bemerkte hierbei, daß die Verhandlungen mit dem Fiskus bezüglich des von der Stadtgeineinde noch zu erwerben den Landes dem Abschlüsse nabe seien und daß eine bezügliche Vorlage den Ständen demnäcyst zugehen dürste. Man sprach sich sehr anerkennend und befriedigt über die glückliche Lösung der ganzen Planung aus. —" Der Rat zu Dresden hat sich mit der Petition der Tabak- »nd Zigarrtten-Jnleressenten gegen die » e n e R e i ch s t a b a k- steurr ei»ve>standen erklärt. Dieser Beschluß des Rate« ist für Dresden von bewnbcrer Bedeutung, weil hier eine iimsäiialiche und blühende Tabak- »nd Zigarettenludnstile besieht, die Tausende von Arbeiter» und Arbeiterinnen beschäftigt. Ferner hat der Rat die ihm voigelealen Eatzniigen betreffend dir Errichtung von Weißeritztnlsperre» günstig beurteilt lind nur kleine Ab änderungen im Texte der Satzungen empfohlen. —* Der Kohle »verkehr auf den sächsischen Staatskisen- bahne» gestaltete sich im Jahre l9G, wie folgt: I. Versand: I. Skeiiikvhlc» ans Sachsen: Die Abfuhr aus den Kohleiibezirken Zwickau, Lngail-Oelsnitz und Dresden betrug insgesamt 3 825 l9Z t <I!X14: 3593i>lü ti. d. s. 232 >47 t - 6.16 Pmz. mehr. I» de» einzelnen Bezirken wurde» verfrachtet: I lM IlOt oder 12l4Mt ---6,67 Proz. mehr als l90t aus dem Zwickauer, l 518396 t oder 9l 971 t 6,47 Pivz. niehr aus dem Lugau-OelSnihrr und 370 687 t oder 18 716 t — 5.82 Proz. mehr aus dem Dresdner Bezirke. 2. Braunkohlen ») ans Sachsen: Der Versand belief sich ans 610 097 ,542 6ll t) d. s. 67 485 t — 12,44 Pro,, mehr. Hiervon entfiele» 243983 t--> 40 Proz. auf Briketts: d) aus Sachsen-Alteilblirg wurden verfrachtet 1D23927 <16o992l> t. d. s. >14 006 t — 7.06 Proz mehr. Hiervon entfielen aus Bliketts 848 168 t — 49,20 Proz. ll. Empsaiig lrinschließllch Durchfuhr) 1. Steinkohlen. Ans Schlesien gingen ei» 762 404 <650 5661 t, d. s. 1118.38 t— 17.19 Pioz mehr: ans Rheinland und Westfalen 245 507 ^245 248) t. d. s. 250 t -- 0,11 Proz mehr. Der Empfang an Steinkohlen ans anderen Koblengedieten ,Böhmen nsw.) betrug 92 lM <81599) t. d s. 7761 t - 9,17 Proz. mehr. 2. Braunkohlen, a) Ans Preußen, Thüringen und Anhalt betrug die Zufuhr 1225 273 (1 174W> t, d. s. 50 741 t -- 4,32 Proz. mehr. Hiervon entfielen ans Brikett- 96661«) t — 78,87Proz. b) Aus Böhme» gingen ein 3836819 <3966215« t, d. s. 129 396 t --- 3.26 Proz. weniger als im Jahre 1904. II'. Gesamtverkehr. Die auf de» sächsischen Staats- und mit- vcrwnlteten Piivateisenbahnen überhaupt beförderte Menge betrug 12 321 560 t gegen 11866,739 t im Jahre 1904. Die Zunahme beträgt 454811 t ---- 3.83 Proz. Hiervon entfielen 4 925 464 t — 39,97 Proz. anl Steinkohlen lim Jahre 1904 : 38,54 Proz.) und 7 396116 t — 60,03 Proz. aus Braunkohlen (im Jahre 1904: 61,46 Proz.). In letzterer Gewichlsmeiige waren 205856t t -- 27.83 Proz. Briketts enthalten. Gegenüber deni Jahre 1904 sind die Steinkohleiisendungeir um 352005 r 7.69 Proz. und die Braiiiikobleiisen düngen leiuschließlich Briketts) um 102 836 r --- 1,21 Proz. gestiegen. Die durchschnittliche tägliche TrcmSport- leislung betrug:43 758 t gegen 32 423 t im Jahr« 1904. —* Vor kurzem hat hier eine von Vertretern des Ver bandes sächsischer Papierfabrikonten, des säch sischen Verbandes deutscher Holzschlei sereien und des Sächsischen Mühienvcrbandes beschickte Konferenz statt- gesunden, um Stellung zu nehmen gegen den von der sächsischen Regierung dem Landtage zugegangcnen Entwurf eines Wasser- gesetzes. Die Wünsche der Interessenten «wurden in nach- stehender Resolution zum Ausdruck gebracht: „Die am 23. Jan. 1906 in Dresden versammelten Vertreter der drei oben genannten industriellen Korporationen erklären nach prinzipieller DurchberatiiM des Dekrets an die Stände, betreffend den Ent- wurf eines Wassergesetzes für Sachsen, als Jntercffenten von Wassertriebwerken einstimmig, daß der vorliegende Entzmirf für sie unannehmbar ist. Es wird mit allem Nachdruck verlangt, daß die bezüglich der Stauanlagen bisher anerkannten Privat- rechte der Anlieger an fließenden Gewässern in keiner Weise durch das Gesetz beschränkt werden dürfen, weder Zir be stehende, noch für neu zu errichtende Anlagen, und es ist zu be- anstande», daß der Staat diese Rechte erst soll verleihen können. Die staatliche Oberhoheit muß beschränkt bleiben aus Ausübung der polizeilichen Gewalt, sofern der Staat nicht selbst als An lieger berechtigt ist und Privatrechte zu vergeben hat. In welchem Un'sangc die polizeiliche Gewalt auszunden ist, muß durch das Gesetz näher bestimmt werden, damit auch hierdurch keine Eingriffe in Privatrechte Vorkommen können. Zustim mung findet dagegen der in der Vorlage enthaltene Gedanke der Einrichtung von „Wasterblicher»", wenn auch nicht in dem im Entwürfe vorgeschlagenen Sinne." —* Trachtensest des D.-Oeft. Al-enverelgtz. „Mpenball!" Wie ein elektrisierendes Zauberwort hatte es auch diesmal ge wirkt auf alles, was da klettern und kraxeln, was da tanzen und schuhplattel», »vas da jodeln und juchzen kann, das wundersam lockende, gleich einem herzerfrischenden Naturlautc in unsere moderne Hyperkultur hineinkliirgend« Wörtlein: „Alpenball!" Dir Dresdner Sektion des Alvenvereins brauchte nur ihren Werberuf eriönen zu lasten, und von nah und fern kamen sie berbefiheslrömt, all die Männlein und Weiblein, all die Jüng ling« und Llunafräulein, die wieder mal nach Herzenslust fröhlich, ja ausgelassen sein wollten, — herbeigeströmt nach der prächtig- naturechtcn Alpenwelt, die sich — wenn auch nur in vergäng licher Herrlichkeit — gestern abend aufgetan hatte mitten im Dresdner Wcichbilde, zwischen Zwingerteich und Gerbevgass« einerseits, zwischen Trabanten- und Malergäßchen andrerseits! Kaum kannte man sie ivieder, die sonst so gesetzten, steife» Dresdner und DreSdnerinnen. wie sie, in «Lodenjoppe und Kniebost, i» buntdebänberte kurze Röckchen und stlberochangene Mieder gehüllt, von der GewerbehauS-Garderobe aus den be schwerlichen Aufstieg nach der „Senn" wagten, wie sie spielend alle Hindernisse des steilen Saumpfades nahmen. blS sie end lich, dem am Wege sitzenden Leierkastenmann sHerrn v. Kieler) im Vorbeigehen einen mitleidsvollen Blick und ein nicht zu knappes Trinkgeld oUwerfend, am lustvcrheißendcn Reiseziel mit dem ominösen Namen, der „Saualm", angelangt waren. Mit dem steifen Halskragen und der beengenden Balltoilette war auch alles andere daheim geblieben, was da Steifheit, Etikette. Zwang »nd gesellschaftliche Em Herzigkeit bedeutet: man war einmal völlig aus der Haut gefahren, wenn auch nur aus der „Iiauto volsa"! „Komm, Dirndl, tanz' mit mir!" so lautete die treuherzige Engagemcntssormel, und: „Bursch', schau' net so sancrtöppisch drein! Dös gibt's beit net!" so schallte es von roiigrn Lipven, wenn ja einmal ein« der Mannsbilder wagt«, ans Augenblicke mit dem langweilioen Alltacsgrsichte in ser l Ecke zn stchcn. Doch das kam >a eigentlich gar nicht vor: dafür s sorgte die allseineine Frchflimwiina. die bei der Feier von ,Mirzls Geburtstag da droben aus der Senn alles be herrschte. Denn das war ja der Anlaß zu dem Zusammen» strömen so vieler lustiger Pente auf der Mm gewesen: di« gute Mirzl, der MerweltÄiebling (Frau «Kronthal vom Residenz«