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Diese« Blatt wird de, Leser, von Dresd«, «ld Umgeduvg «» Lage vorher bereit« al« 2lb-i»d-Zl«sgabe zugrsttllt. während e« die Post-Abonnent« am einer Gejamtau«,abe «halte«. verugrgebW: «ntelillnckicki»«' »».«»'» d»i,«aNL »»«Iinali«eretutmaun, durch unlere Boten m»k»d« und «oe,rn«. au Sonn, und Atoulaae» nur einmal» »vtl »oPi. durch autiutrliuetlom. »lMona» » Kl de. , Ml so -Lt. vei elnmolioer Auüellun« durch d>« Holt» Kl. «»tmeivetielloeid', lm «u». >»ud m« ««»»rechende», äulchlaae. Nochdruck aller Nrlltel u. Original- Diilleilungen nur mil deutlicher Öuelienanaadei.Dreod Nachr t »ltill«. RachlrSoiich« douorar- ,n>»rüche dleiden «nberüchichtiot» «tverlau,«» Manulkrivtt werden »icht auidewadrt. »«learaMM-Ndrell«: »achitch»»» »««»de» Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. -liirelgen.cailf. cklnnabm» von Ankündlounaen Vid nachmiltaok n Ubr Sonn- und Ne»kNa,id »ur Mar»»„Inab« « vo ll kill'/»I Ubr Di« livailblktllriuw «>le na. « SUvew « ,s« . An tlliidmnnorn «ul der Pnuatieil» Aetle uv P'a : di» »tvaili»« «jeU« am Den leite Sv Bla . al« <t»n,e»ndi peNe « Pig Än ?inm»er, noch Sonn- und tzeieil«,ru i ival,»,e GiuudeeU, so Pi«., aui PrivaileUe «i, Ul« . 2lvaili»e Zeile au» Trrlieite u«d all EiiigeiandiuvUl« 8n«wLrl,,tilu» träae »ur «egen tjoraurbetadlun«. Belegdiätler kosicn lv Plemiioc Femlpre-er: N». U u«ld TOSS taunlgtschasi-ftelle: MarienRr.Ss lSIvelriSupkSr'Ä L.UlSiLii»1IeIr-r8s1kv. VorrLtio L Ltllel» 50 klg. io ol!c-i> /jvotkslcen, Owa'vN'ii uvä Uanümoneu- ——- Freitag, 26. Januar 1966. «r. LL. Mikl: Neueste ^ Alpenveceiiis Diahtbeilchte. Hosnachlichte», LaiidtaaSvcl'bandlniigc», Ab ehining der Umsahslencr, Trachtcnsest des eins. Kolilenverkehr. „Tie Enlfüliruiig auS dem Serail", Mozart-Abeud, Liederabend Gracia Nicaldo. Rcucste Trahtmcldnnkcn vom 25. I.nuirn. Preufftscher Landtag. M beantwortete Berlin. lPrio.-Tel.) Im Herren hau^ ^.inislerpräsidenr Fürst Bülow die vom Grase» Eulenburg- Prassen begründete Interpellation des Freilierrn Fiuck v. Finckenstei» dahin: Niemand kann die Gesalncn, die von der Sozialdeuinkratie droben, ernster bewerten als ick». Immer wieder habe ich die bürgerlichen Parteien, habe ich daS Land am diese Gefahren buigewstien. Damit ciachle iclj narür- lich meine Milcht nicht für erschöpft; fclbsiversiänduch wenden wir die gesetzlichen Befugnisse, die wir oeiitzen, mii rücksichro- loser Euargie an. Das haben wir am vorigen Sonntag be wiesen. Ter Tyrannei der Gasse beugen wir uns nicht; wir lassen uns nichts abtrotzen. Für Pöbel-Exzesse ist in Preußen kein Raum. (Beifall.) In Beantwortung der Frage der Interpellanten habe ich ju erklären: Zunächst erachtet die Staatsregierung die vorhandenen Machtmittel noch für aus reichend. lBeisall und Widerspruch.> Den Zeitpunkt zu be stimmen, wann an die gesetzgebenden Körperschaften mit dem Ver langen. die Gesetzgebung zu ändern, herangetretcn werden mutz, das muß der Verantwortlichen Staalsregierung überlassen blei ben. (Beifall und Widerspruch.! Ich möchte auch an dieser Stelle die bürgerlichen Parteien ermahnen, den inneren Hader zu unterlassen und alle Kräfte gegen den gemeinsamen Feind zu richten. (Beifall) Niemals hatte der Uebermut der Sozial demokratie diese Höhe erreicht, wenn nicht bürgerliche Parteien yiit ihr kokettiert, ihre Hilfe angerusen und sogar Wahlbünd nisse mit ihr geschlossen hatten. Solche Wahlbündnisse kann ich nur als tiesbedauerliche Verirrungen bezeichnen. (Lebhafter Beifall) Ich kann nur immer und immer wieder an die bürgerlichen Parteien, an die bürgerliche Presse die Ermahnung zur Einigkeit richten. Sie werden mich immer am Platze finden, wo es gilt, die Sozialdemokratie zu bekämpfen. Tic Regierung wird diesen Kampf führen, indem sic rücksichtslos die bestehenden Gesetze anwendet. Als das bc,te Kampfmittel wird sie betrachten, alles zu tun, um den Zwist zwilchen den bürgeäichen Parteien zu beseitigen, sic zum seiten Zusammenslchen miteinander und mit der Regierung gegen die Sozialdmpkratie zu veranlassen. (Lebhafter Beifall) Ja, schließe mit dem Dichterwort: „Seid einig, einig, einig!'' — Eine Be sprechung der Interpellation fand nicht statt, daS Haus ver- tagte sich dann bis März. Koloniale«. Berlin. Amtlich wird ans D c u t s ch-S ü d w e si ez f r i k a gemeldet: Wie neulich gemeldet, hatte sich E o r n e l i u s. der sich feit Dezember in den Tiros-Bergen aushält, dem ihm drohenden Angriff des Leutnants v. Crailsheim zu entziehen ae- wutzt und am 13. Januar einen Viehposten bei Umub, nördlich Bethanien, überfallen. 'Die in Bethanien stehende 5. Kompagnie d«S Feldregiments Nr. 2 unter Oberleutnant Wittenburg nahm chm dann den größten Teil des Viehes wieder ab und verfolgte ihn in der Richtung auf Geimuiis. Die Abteilung des Leut- nantS v. Crailsheim und Teile der 4. Kompagnie des Feld- Regiments Nr. 2 schloffen sich ihr unterwegs an. Am 19. Januar «lang es. den Gegner in den Tiras-Bcrgen in der Gegend der Aribamsas-Pforte zum Kampf zu stellen. Er zählte 100 Gewehre und war außerdem von zahlreichen, nicht mit Gewebren ausge rüsteten Kriegern begleitet. Nach dreiitündigem Gefecht würbe Cornelius in die Flucht geschlagen. Er ließ 1t Tote, Hottentotten und Hereros, darunter einen Herero-Kapitän, am dem Platze. Eine Anzahl Gewehre. Reittiere und Großvieh wurde erbeutet. Auf denticher Seite sind 3 Mann gefallen und 3 schwer verletzt. T«r Feind floh in nordwest'icher Richtung und wurde durch die 5. Kompagnie des Feld-Regiments Nr. 2 bis Karats verfolgt. Zur Marokko-Konferenz. Algeciras. (Spezialdienst der „Dresdner Nachrichten". Der Umstand, daß die Beratungen in der yeltrig-en Sitzung der Marokko-Konferenz einen so erfreulichen Fortschritt gemacht haben und bei voller Einig keit oller Vertreter positive Ergebnisse erzielten, läßt einen Optimistischeren Ausblick auf den Fortgang der Verhandlungen > w l zu. Man hofft, daß auch die heute beginnenden Besprechungen ! über die bereits klippenreicheren finanziellen Fragen in gleich , ersprießlicher Weise gefördert werden können. lieber dos Ergebnis der aestric«» Sitzung verlautet noch, daß die. ^ marokkannche Ansicht durchgedr,ingen sei, wonach auch die Ein fuhr von Jagdivaffen ohne besondere Erlaubnis verboten wer den soll, da deren Freigabe zu Mißbräuchen sichren könnte. Iui übrigen sind bei den Einzelbeslimmungen, bcifpielsweis« über Durchsuchung von 'Schissen und Beschlagnahme von Waffen uslv., die Interessen des Handels und der Schiffahrt > anereichend gewahrt. ! Algeciras. In der gestrigen Sitzung der Konferenz j verlas zunächst der Heixog oon'Aluicdoear'ciu Telegramm des Königs, worin dieser der Konferenz für die telegraphischen Glückwünsche zu seinem Naiuensnae dankt und den Wunsch aus- drüclt, Gott möge die Arbeiten der Konferenz fruchtbar wer den lassen, aul daß Frieden, Wohlfahrt und Fortschritt der Welt oufrechterhalten bleiben. Hieraus wurde die französische > llebcrfetzung der am Monlog von dem marokkanischen Ver- j treter gehaltenen Rede verlern. Danach betonte El Mvkhri ! u. a., der Zweck der Konferenz sei eine Beratung der Refor men innerhalb der Grenzen der Unabhängigkeit Marokkos, der religiösen Gesetze und der einheimischen Sitten. Die Konferenz nahm sodann die ersten fünf Artikel des Reglements . zur Unterdrückung des Waffenichmiigaels in der von der ! Sonderkommission bearbeiteten Nensaffung an und beriet die anderen Artikel, die mit verschiedenen Amendcmcnis und Ab änderungen ebenfalls angenommen wurden. Ter letzte Artikel bestimmt, daß die Anwendung des Reglements in den Grenz gebieten Algeriens ausschließlich Angeleeeiibeit Frankreichs und Marokkos bleibe, während un Riss und i» dem Grenzgebieten der manischen Besitzungen die Anwcuduna des Reglements ans- schiießlich Angelegenheit Spaniens und Marokkos bleiben solle. AlgeciraS. Die Artikel 3 und 4 des ReelcmentS sind geteilt worden und beißen jetzt 3—tt: sie sind auch abgeändcrt worden. Art. 14 lder alle Art. 12! ist dahin abaeändert worden, daß konfiszierte Waren nach acht Tagen vernicr,:.. werden sollen, jedoch wollen die Marokkaner ertt dir Geneh migung des Magbzen einholcn. Die für die Konterbande festgesetzte Methode wird auch für die Frage der Steucrem- gange zur Anwendung kommen. begrüßt von Hochrufen der Menge und Böllerschüssen. Der Zug bestand ans der Lokomotive und vier Wagen. Die Fahrt voll zog sich ohne Zwischewall bei angenehmen Temperaturvcrbä'l siilse,.. Paris. In parlamentarffchen Kreisen verlautet, daß Senator Clümenceau eine neu« Gruppe bilden »volle. Per „Figaro " will wissen, daß die Gruppe ClsmenceauS eine Politik verfolgen werde, welche sich von der unter der Führung Combcs siebenden demerratismen Linken in manchen Punkten unter- tchei'ven werde. Die Preßiehde. welche CILmenceau iüngst «gen Jaurös und gegen Hcrv' geführt hat. laste vermuten, daß er jede Sousaruät mir dem aniination-alistisch gefärbten äußerste:: Finge! de- Combesichcn Äiocs abfchinteln werde. Poris. „Petit Parifien" meidet, daß der Ttaatsst'kretär des deutschen Reichöniarineamts dem französischen Marineattochä Sugnv und dem sranzöiischen Lchisfsbauingenieur Fortant erlaubte, die kaiserlichen Z ch if t sw e r s t e n zu besichtigen. Die beiden französischen Delegierten treffen am 29. Januar in Stettin ein. London. Nach den bis gestern obend 8 Uhr vorliegenden Wahlergebnissen sind gewühlt 316 Liberale, 39 Arbeiter- Vertreter, 135 Unionistcn und 81 Nationalisten. Die Liberalen acnmnnen bis jetzt 159, die Arbeitervertretung 92 und die 11 Monisten 10 Sitze. Irkutsk. Tie Station Zima war von den Revolu tionären besetzt worden. Eine dorthin entsandte Trupper.« abteilunq nahm die Hauptfchiildigen fest, ausgenommen die eigentlichen Führer der Revolutionäre, denen cs gelungen war, zu entfliehen, und stellte die Ordnung wieder her. Atbe n, Tie griechische Presse tadelt einstimmig das Vsr ! halten des italienischen Generalkou;uls in ! Kanea und behauptet, er trage Schuld an den Ruhestörungen. I die in dem italienischen UcberwachungSgebict aus Kreta vorg« > kommen sind, während dock die Wahlen in den anderen lieber ! wachnnasgebictcn sich in Ruhe vollzogen hätten. Jtalienstch Soldaten hätten zwei Kreter gelötet und 15 verwundet, um« erst dadurch fei cs gekommen, daß kürzlich, wie ae meide), «m rum Schutze dar Wahlurnen kommandierter italienischer L-old.i' ermordet wurde. In ganz Kreta sind, wie die Blätter melden. 48 reaierunasfreundliche und 25 oppositionelle OrtsvorstLycr gewählt worden. Leipzig. Im P o:u m c r n b a n kp r o z e ß erkannte das Reichsgericht aui Verwerfung der Revision der Angeklagten und des Staatsanwalts. Das Reichsgericht schloß sich iw all gemeinen der Begründung des Neichsanwalts an. Dahlen. Hegte mittag verunglückte auf einer Nadsahrt der hiesige praktische Arzt Tr. Nuderisch. Es wurde ihm der Schädel zerschmettert, und er verstarb, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zn baden. Siegen. Die Stadtverordneten haben für die silberne Hochzeit dcS Kaiserp gares die Summe von 20 000 Mark bewilligt. Bon dieser Summe soll eine Kaiserin Auguste Victoria-Stistung geschaffen werden, die dem Zwecke dienen soll, bedürftigen Kranken, die auf dem Wege der Genesung sind, Aufnahme in einem noch zu erbauenden Genesungsheim zu gewähren. Wien. Die „Neue Freie Presse" meldet: Der Versuch des M in i st e r p r äs i d e n t e n, das Kabinett durch Heran ziehung Dr. v. Dersch alias und Tr. Paczoks als Minister ohne Portefeuille zu ergänzen, muß als gescheitert betraclrtet werden, da die Tschechen Bedingungen für den Ein tritt Pgczaks stellten, die im Hinblick aus den Widerstand der Deutschen nicht erfüllt werden können. Brüssels In der Nachlaßangelegenbeit der verstorbenen Königin von Belgien hat der Kassationshos die >Be» ruinna der Prinzessin Stefanie und Genossen abgelehnt und endgültig die von dem gegnerischen Anwalt verfaßten Thesen angenommen. — Der Kardinal-Erzbischof von Mcchcln. Gonslens, ist in vergangener Nacht gestorben. ^ Brig. Der erste normale Personenzug der S i mp l o nl i n i e fuhr heute früh 8 Ubr 46 Minuten von Brig ab und erreichte 9 Uhr 3 Minuten die Südstation Jsells, Lllildtagsverharldlungeu. Zweite Kammer. Die Kammer, deren Verhandlungen die Slaatsininitte: v. Metzsch und Dr. Otto nebst verschiedenen Regierungskommissa re» beiwohnten, nahm in ihrer heutigen Sitzung zuerst den Gesetzentwnrs über die Erhebung von Kosten fü, Amtshandlungen der Behörden der innere:, Verwaltung und von Gebühren für die Be nü b»ng öffentlicher Einrichtungen in allgemeine Vcnbcratniig. Abg Rudelt - Denken >kons.): Beim Durch blicken des Dekrets könne es fast de» Anschein gewinnen, ast- haiidle es sich um völlig neue Verhältnisse. Dem sei aber nickst so. der jetzige Zustand solle n.'ir gesetzlich festgelegt werden. Des Dekret entspreche un wesemlichen dem vom Slaatsminister D: Rüger ini vorigen Landtage kundgegebenen Grundsätze, daß der jenige, welcher Behörden für sein Interesse besonders in Anw«! v nehme, auch besondere Leistungen zn erfüllen habe. Das neue Gesetz solle nicht »ur tür die Staatsbehörde», sondern auch für die Gelncindcbehöldcn Geltung erlangen, und deshalb werde es von den Gemeinden mit Freuden begrüßt werden. Zweiselhast könne es scheinen, ob auch die Landgemeinden niit cinbe-' griffen seien. Tollte dies nicht der Fall sein, so bitte er, zum mindesten die berniSmaßig verwalteten Landgemeinden mit einzn - beziehen. Bedenken errege bei ihm die Spaniinna zwischen den Mindest- und Höchstbetragen, die ihm zu weit gefaßt erscheine. (Sehr richtig!i Hierdurch tonnten scbr leicht große Differenzen mit dem Pnliliki»» entstehen: es dürste sich empfehlen, Kautelen zu schaffen, in welcher Weite der Höchilbetrag zur Anwendung gelange» dürfe. Zum Schlüße bantragt Redner, das Dekret der GesetzgebungSdcviitntion rn Verbindung mit der Finanzdepu-- Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof theater. Die neunte Aufführung des musikalischen Dramas „Salome" von Richard Strauß , findet Sonntag, den 28. Januar, statt, die zehnte Aufführung des Werkes geht Donnerstag, den 1. Februar, in Szene. — Im Schauspiel- banse findet Donnerstag, ven 1. Februar, außer Abonnement, die Erstaufführung des Dramas „Der Gras von Charo- lais" von Beer-Hofmann statt. — Zur Erinnerung an den 160. Geburtstag W. A. Mozarts wird Sonnabend, den 27. Januar, im Opcrnhanse „Figaros Hochzeit" ausge- tührt. Die Besetzung ist die folgende: Gräfin: Frau Rocke-Heinol, Sufanna: Fr. Wedekind. Chevnbin: Frl. v. d. Osten, Marcelline: Frl. Eibemchilb, Graf: tzr. Scheidemantel, Figaro: Herr Kieß, Bartolo: Hr. Nebuschka, Basilio: Hr. Erl, Äärbchen: Frl. Wenzel. f* Kinigl. Hosoper. Zur Erinnerung an den 15 0. Ge burtstag MozartS, neueinstudiert: „Die Entfüh- runaaus demTerai l". — Das Werk, mit dein die König liche Hofoper des Geburtstages Mozarts an erster Stelle ge denkt, war des Meisters erste deutsche Oper, die ge- wiffcrmaßen den Grundstein der deutschen Opernmusik bildet, denn Salieris „Rauchsangkehrer" und die anderen noch aus der HanSwurstzeit herübergcnommenen Machwerke können nicht mit- gerechnet werden. Mozart begann sie vor 125 Jahren auf Wunsch Kaiser Josephs. Für das, was Mozart dam» geschaffen, fehlte eS dem edlen Monarchen an vollem Verständnis. In den Gewohnheiten italienischer Musik ausgewachsen und in ihnen von dem Jntrßwnlen Salieri sestgehalten, fand er „zn viel Notzm" in der „Entführung". Aber die Wiener jubelten dem Werke zu, das im Juli 1732 in der heißesten Jahreszeit auf die Bühne gebracht wurde und trotz dieses ungünstiflslen Umstandes die größten Einnahmen gewann, die bis dahin überhaupt erzielt lvorden waren. Maiics/es ist seitdem allerdings veraltet, der Zeitmode verfallen. Tie Knst-rgelchichte bietet ja die merk würdige Erscheinung, daß der Ausdruck jener Gefühle, die als di« gleichbleibenden aller Zeiten gelten, der Liebcsaesuhle, sich in jedem halben Jahrhundert neue Formen schafft. Ein unerreich. tes Meisterwerk ferner Art bleibt die „Entführung" trotzdem und zugleich der vollständige Sieg der deutschen Oper über die italienische. Außerdem spielt in dieser Oper' ein hervor ragendes persönliches Moment auS Mozarts Leben hinein. Die freundliche Benennung eines Lumpen seitens des Fürstbischofs von Salzburg, in dessen Diensten Mozart stand, und der höchst eigene Fußtritt des fürstbischöflichen Oberküchrnmeisters Grasen Arco holten den jugendlichen Meister von Salzburg nach Wien getrieben. Hier fand er aisbcnd feine Braut Konstanze Weber. Die Schwierigkeiten, die er zur Vermählung mit ihr zu über- winden batte, ähnelten dem Inhalte des Textbuches, das vekannt- lich zuerst den Titel „Belmontc und Konstante", oder: die „V e r- sührung aus den: Serail" trug. -Schließlich mußte er seine Konstanze ohne Einwilligung ihrer Mutter heimführen, und so ncinnten Spötter nun auch die Oper „Entführung aus dem Auge GotteS". so hieß nämlich das Haus, in dem Mozarts Konstanze bis dahin gewohnt hatte. Die Oper ist nicht leicht W gäben. Sie verlangt noch zwei Sängerinnen ersten Ranges und noch einen, in jeder Hinsicht hervorragenden Bassisten. An dem letzteren scheitert gewöhnlich, v»enn er nicht allen Anforderungen entspricht, der Erfolg des Werkes. Dieser OSmin schlägt nämlich gänzlich aus der Art des Gewohnten, und es ist nicht uninteressant, zu Horen, wie Mozart selbst von ihm denkt. Er schreibt hierüber cm feinen Vater: „Ein Mensch, der sich in einem so heftigen Zorn befindet, über- chreitet ja alle Ordnung, Maß und Ziel, er kennt sich nicht, und o muß sich auch dir Musik nicht mehr kennen. Weil aber stählt »er junge Tondichter fort und spricht damit aus, worin der eigentliche Zauber seiner und aller wahren Musik liegt), weil aber die Leidenschaften, heftig oder nicht, niemals bis zum Ekel ausgedrückt sein muffen, und die Musik auck in der schauderoollsten Lage niemals beleidigen, sondern dm andern einen befreundeten, aber nicht den nächsten V-minoro, andern den weiteren ^-niinor» dazu gewählt. Ter Zorn des Tsmin wird dadurch ins Komisch« gebracht, weil die türkisch« Musik dabei angebracht ist." — Ter Darsteller des Oswin muß also nicht nur «in stiuimbegabtcr, korrekter Mozartjänger sein. er muß auch ein bedeutendes künstlerisches Verständnis der hier Wächter, der die Rolle schon früher erfolgreich gesungen und gespielt, gibt jedenialls ein befriedigendes Bild d«S Ganzen, ohne jedoch alle Bedingungen erfüllen zu können. Das Organ reicht nach der Tiefe hi» nicht völlig aus, die Charakterisierung vertrüge noch etwas mehr von uriprünglicher, gesunder und echter Komik und von lener eigentümlichen Färbung der Gestik und Mimik, die. scheinbar oLsichtsios, in grellem Widerspruche zur Ursache und Wirkung steht. Nich, ganz aus gewohnter Höhe wor diesmal die Konstanze der Frau "Abendrot h. Die Künst lerin war fühlbar nicht sonderlich disponiert, manchmal unklar in der Intonation, namentlich m der ersten Arie, überhaupt nicht in der Stimmung, di« sie sonst zum Siege im Gesang zu sichren pflegt. Kaum mehr Freude konnte man am Blondchen haben. Für dieses mußte — infolge der Absage Frau Weüe- kinds — beinahe im letzten Moment Frl. Dietrich vom Ber liner Hostheater berufen werden. Di« Oper in chren heiklen Ensembles mit einem solchen gleichsam mittels eines Saltomortoie cinjpriiiycndcn Gaste zu geben, mußte sowohl diesem, wie den Solisten des Abends, nicht geringe Schwierigkeiten bereiten. Jedenfalls war unter den gegebenen Veryästnisien etwas Voll- konrmenes weder zu erwarten noch zu errcichtn. Für das, was Frl. Dietrich in solcher Zwangslage uns schuldig bleiben mußte, batte sie demnach mildernde Umstande für sich. Ziemlich favb- loS, wenn auch unter Nachweis schöner, satter Mittel, sang Herr Grosch den Belmontc. Noch schwächer war seine aller Frische und Leichtigkeit entbehrende Darstellung. Um so vor- znglicher, durchaus gefanasficher uud ergötzlich im Spiel«-gab Herr Rüdiger den Pedrillo. Es war eine brillante, auS einem Gusse geformte Leistung. Die gleiche Anerkennung durfte Herr Höpsl Leanipruckzen. Sein Bossa Selim war. wie er sein soll: edel, großmüiig, vornehm in der Rctzräscntoiion. Die außerordentlich gut be'nchte Vorstellung verlies unter Kofkapell- meisler Hägens Leitung gut und sicher. Sic wurde bei fällig. aber auch nicht mebr als das, ausgenommen. Don einem Erfolge, wie «r zur Jubiläumsfeier zu wünschen gewesen wärez ist letder nicht zu sprechen. L. 8«.