Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 13.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186710130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18671013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18671013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-10
- Tag 1867-10-13
-
Monat
1867-10
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.10.1867
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
A« heutige Angeklagte, Friedrich Adolph Hofmann au« Knnn» Hennersdorf bei Frnberg, hat, obgleich er erst 30 Jahre alt »ft, doch schon eine reiche fleckeiwolle Vergangenheit hinter sich. Al» Soldat erhielt er wegen Betrug« 3 Vs Jahr Zuchthaus und damit die Entlastung aus dem Heere. Später erfolgte auch eine Bestrafung in Görlitz wegen Betrug». Vom Juni bis Juli d. I. arbeitete Hosmann in Rabenau bei einem dortigen Stuhlbarur, er lieh sich von demselben Kleidungsstücke, als H m>, Hosen, Uhr, und versetzte diese Sachen, mit Ausnahme de» Hemdes, ohne Vermissen deS Eigenthümers für 6 Thaler. ' Einen Rock, welcher ibm von einem Gesellen geliehen war, hat Hofmann verkauft. Angeklagter gesteht das »hm beigemessene Verbrechen der Unterschlagung zu. Sodann hat Hosmann sich verschiedener Betrügereien schuldig gemacht, welche er nach sei nem Weggänge von Rabenau begangen hat. Auf verschiedenen Dörfern im Dresdner Kreisdireet o «sbezirke waren mehreren Bewohnern von einem jungen Menschen Handwagen abgeborgt worden, welche sie nicht wiedererlarg'.em Acht verschiedene Fälle liegen vor. Gewöhnlich hat Hosmann vorgegeben, Kuschkörbc abholen zu wollen; ist ihm ein Kind mitgegebcn worden, weil er von den Betreffenden nicht gekannt war, so hat er unter Vorwänden dasselbe zu entfernen gewusst. Die auf 65 Thlr. zusammen gewürderten Wagen hat er für 32 Thlr. verkauft. Das Geld hat er in seinem 'Ruhen verwendet und in der Vogelwiesenwoche am Abend des Feuerwerkes auch 20 Thlr. in einer Restauration der Ziegelgaffe verspielt. Staatsanwalt Roßteuscher beantragt Bestrafung, welche mit l Jahr lO Ato nalen Zuchthaus erfolgte. — Wochen-Nepertoir deS König!. HostheaterS: Sonntag: Der schwarze Domino. — Montag: Stoch ist eSZeit (n. e.). Gute Nacht, Herr Pantalon'. — Dienstag: Zar und Zimmermann. — Mittwoch: Die Lch.nsmüden. — Donners tag: Flick und Flock. — Freitag: Robert der Teufel. Robert: Herr Tichatscheck. — Sonnabend: Die Schule des Lebens. Don Ramiro: Herr Emil Devrient. — Sonntag: Oberon. — Hauptgewinne S. Classe 72. königl. sächs. Landes- Lotterie, Ziehung am 12. October: 5000 Tblr. Nr. 25737 74617. 2000 Tblr. Nr. 3IW7 72719 1000 Tblr. Nr. 2286 4371 12158 12537 20690 V)816 23967 27285 30765 30869 30937 35899 38467 4'>045 45450 49986 51849 57615 59731 61019 61375 66207 69456 69745 79872. 400 Tblr. Nr. 4256 5266 7826 16242 20529 25970 38311 43314 46450 46919 48319 50826 5I7!X> 52053 52534 54097 55492 55811 62253 69697 73188 76548. soo Tblr. Nr. 1926 2287 4779 5279 5697 7022 9500 11657 11729 11865 13897 I-1I36 14857 17189 18620 20715 21540 2I9I6 23894 239L6 25906 26977 32224 35889 371!«9 38741 41421 42026 42556 44351 44785 51075 52622 52749 56677 57755 61703 62108 62393 «>1259 67509 67!>45 69095 70572 72923 74296 76198 76686 73993 79128. 100 Tblr. 'Nr. 611 1507 2853 2744 2052 3405 1278 4289 4386 5436 6511 9108 10216 11771 11194 I46I2 15858 15717 17197 17780 I94>.9 19948 20456. 20286 20821 21295 21981 22219 23593 23296 24157 24686 260?O 278N 2-9131 ^8923 2,33.39 302M 30033 30912 30378 .30117 31592 33551 33442 33202 35964 35269 36500 37884 39584 .39358 391,18 40628 41923 43098 43163 44874 44634 45098 45944 47715 4 8207 ,9412 49217 49062 49009 50288 52802 53843 53832 5467! 5,'>16 55272 5559 ', 55013 56010 5778 t 57499 58569 58868 5886" 58013 58172 50130 6029) 61216 «'.1788 61060 61038 62090 62164 64339 «16300 672!'I 68227 69895 72906 72708 72252 72795 7596!» 75017 75146 75979 75027 762-90 764«>8. Tagesgeschichte. Berlin, Sonnabend, 12. October. Nachmittags. In der heutigen Reichstagssitzung wurde der LaSker'sche Gesetzentwurf, die Aufhebung der Zinsbcschränkungen betreffend, in der Schluß- abstirnmung als Ganzes definitiv angenommen und wird nun mehr an den BundcSrath gelangen, Ebenso fand der Antrag des Abg. v. Blanckenburg: den Bundeskanzler zu ersuchen, dem Reichstage ein Gesetz wegen Beseitigung der Schuldhast vorzu legen, Annahme. In Bezug aus die geschäftliche Behandlung des Gesetzentwurfs, betreffend die Organisation der Bundes- consulate rc, beschließt der Reichstag, denselben zur Vorbe- rathung einer Commission von 14 Mitgliedern zu überweisen. Hierauf folgt die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugnis; zur Füh rung der Bundcsflagge. Dr. I Berlin, II. Lctober. In der Sitzung des Bundes- ratheS am 9. d. M., unter Vorsitz des Freiherrn v, Friesen, wurden von Preußen Mittheilungcn über die Bundesmarine, die Vundesflagge und eine Vorlage, betreffend die Zulassung von Reis in Privatniederlagen, eingebracht. Der Senator Kir- chenpaur referirte für den vierten und sechsten Ausschuß über den Entwurf eines Gesetzes über die Bundesconsulate. Der Bundesrath nahm den Entwurf mit einzelnen Modificationen an. Aus mündlichen Bericht des Ministerial-Directors Wein- lig für den dritten und vierten Ausschuß wurde beschlossen, eine allgemeine Volkszählung im Gebiet des norddeutschen Bun de» im Laufe dieses Jahres vornehmen zu lasten und das For mular sestgestellt. Frankfurt, 9. October. Der Polizeipräsident, Herr v. Madai, hatte ron hiesiger Stadt die Herausgabe der Pferde der «hemaligen Frankfurter GenSdarmerie kategorisch verlangt. Die Stadtbehörde hat hierauf eilig wegen indentirter Besitzstö rung geklagt und verfügte das Stadtgericht heute Morgen: Da Herr v. Madai nachgewiesencv Maßen die im Besitze der Stadt befindlichen Pferde gegen dm Willen der städtischen Verwaltung an sich nehmen wolle, so werde ihm hi.rmit jede Besitzstörung bei einer aus eigenen Mitteln zu zahlenden Geldstrafe von 100 Gulden verboten. — Der Herzog von Nassau hat das Roth schild'sche Palais gemiethet und wird eS demnächst beziehen. Mainz, 8. Lelober. In einer gestern hür abgehrltenen Arbeiterversammlung ist folgende Resolution gefaßt morden: Die Versammlung beschließ«: Dem Arbeiter Emil Förster ling, als dem einzigen Arbeiter-Deputirtcn im norddeutschen Parlament, welcher mit männlicher Festigleit und Principien- treue die solidarischen Interessen des gelammten d uffchen Ar- beiürstandes vertritt, ein Vcrt'aucnLvctum zu erthcilen; ins besondere ihm für seine muthige Forderung der unbedingten Einheft des ganzen deutschen Vaterlandes, in welcher letzteren die Versimmlung die einzig mögt che Lö ung der dmlschen Frage erkennt, Tanl und Anerkennung auszu'p-echen, und den V.ee- präsidenten lcS Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, Herrn Fritz Meade, zu beauftragen, diesen Beschluß der Mainzer Ar beiter an dm Abg. Försterling zu übersende« und durch die Presse zur Kenntniß aller deutschen Arbeiter zu bringen. (Das wird Herrn Försterling einigen Trost für die „Heiterkeit" de» Reichstag« bet seiner Jungfernrede gewähren.) * Im Monat November vorigen JahreS erging an Deutsch lands Dichter ein Aufruf, Beiträge einzusenden zu einer Samm lung patriotischer Dichtungen der Gegenwart, zu einem Gedenk- blalt an das ereignißschwere Jahr 1866. Dieser Aufruf fand insonderheit bei sächsischen, inehr oder weniger hervorragenden und bekannten Dichtern vielfachen Anklang, und liegt nun diese möglichst wohlgeordnete, auch im Aeußeren recht würdig aus gestattete Sammlung vor uns unter dem Titel: „Wandlungen. Gedenkbuch an ein großes Jahr. 14 Bog, 8. Dresden 1867, Verlag von E, Heinrich." In vier Abtheilungen: .,1, Düstere Kunden: 2. Kriegsgetümmcl; 3. Schwere Stunden; 4 Blauer Himmel." bietet diese Sammlung viele herrliche Perlen, und mancher Gesang wird ein Echo finden in den Herzen vieler deutscherKrieger und wird forttönen im deutschen Heere Wir empfehlen daher diese Sammlung aus vollster Ueberzcugung zunächst allen den Kriegern, welche in den blutigen Schlachten bei Gitschin, Sadowa, Königsgrätz, Langensalza rc. mit kämpften, Siegen» wie Besiegten, sodann aber auch allen andern Bewohnern deutscher Gauen, die regen Antheil nehmen an dem Wohl und Wehe ihres Volkes, damit sie in der Liebe zu ihrem Vaterlande und in der treuen Anhänglichkeit an das selbe immer mehr erstarken Welch frischer, freier und kräftiger Geist in di sein Büchlein weht, möge man aus dem Gedicht ersehen, welches wir als Probe in unsre heutige belletristische Sonntagsbeilage ausgenommen haben, * Der Londom-r Eorrespondent der „Wes. Ztg" giebt folgende abschreckende Schilderung der Engelmacherei in England: Vor zwei Jahren wurde, wie man sich erinnert, hier ein Weib 'Namens Windsor vor Gericht gestellt und vcrurthcilt, weil sie ein förmliches Etablissement zum .Kindcrmorbe hielt. Nach einem stritten Preiscourant schaffte die Megäre Kinder aus dem Wege, und der Preis variirte je nach den« Alter der dcstinirtcn Opfer und wohl auch je nach der Zahlungsfähigkeit der Mütter, welche ihre traurige Profession in Anspruch nahmen. Im klebrigen war Alles ganz geschäftsmäßig eingerichtet. Credit wurde nicht gegeben, die Hälfte der ausbedungcnen Summe mußte vor und die Hälfte nach gethaner Arbeit cingezahlt werden; die Leichname wurden in einem massiven Keller einem chemischen Proccß unterworfen, der sie in kurzer Zeit zu Atomen pulverisirte u, s, w. Dies Geschäft war Jahre lang betrieben worden und wurde nur dadurch entdeckt, daß eine Mutter, welche sich der Hilfe des Weibes zur Ermordung ihres Kindes bedient hatte, in Verdacht gcricth und durch Zusicherung von Straflosigkeit vermocht wurde, als Belastungszeuge gegen die Windsor aufzutretcn und eine Untersuchung zu veranlassen, welche den Charakter des Etablissements mit den schauderhaftesten Einzellzeiten an s Licht zog. Gleichwohl konnte das Weib nicht einmal gehangen werden, sondern wurde wegen eines beim Proccß begangenen Formfehlers zu lebenslänglichem Kerker be gnadigt, Daß cs außer dem Etablissement der Windsor noch viele andere PrivatanstaUen hier giebt, welche demselben Zwecke dienen, ist so allgemein bekannt, daß die Ohnmacht der be sichenden Gesetze zur Erreichung der Schuldigen und zur Auf hebung der verdächtigen Häuser keinem Zweifel mehr unterliegen kann Die Mordanstalten bestehen und blühen unter verschie denen Namen Eine andere Form, unter welcher Mütter der Sorge und Scham um illegitime Kinder enthoben werden können, sind die sogen „Kinderpstegeanstakten." Gerade in diesem Augen blicke erregt ein Fall, der vor einigen Tagen eine Todtenschau- jrrrr, in Tottenham (einer nordöstlichen Vorstadt beschäftigt hatte, große Sensation. Dort wird das Geschäft der „Kinder pflege" von einer Mrs. Jagger in ausgedehnter Weise betrie ben, Die Sterblichkeit in ihrem Etablissement war so groß, daß der Coroner in wenigen Monaten drei Todtenschaue zu halten hatte, was nur in des unnatürlichen Todes verdächti gen Fällen geschieht. Das dritte Kind, um besten Leichnam sich eine Todtenschaujun, versammelt, trug nach der Versiche rung des Arztes keine Spuren von einem Leiden an sich, das seinen Tod veranlaßt haben könnte: aber es halte nichts im Magen und war in Folge ungenügender Nahrung zum Ge rippe abgcmagert und an gänzlicher Erschöpfung der Kräfte ge storben, In die Pflegeanstalt war es von einem Rechtsanwalt gebracht worden. Dieser pflegte das auSgedungcne Pflegegeld auszuzahlen. Er stand vor der Jury, weigerte sich jedoch, den Namen der Mutter zu nennen und erklärte, daß diese eine „junge Dame von Rang und Stellung" sei, weiche gedroht habe, Selbstmord zu begehen, wenn ihr Name veröffentlicht würde. Die Jury, welche das Recht hatte, die Namensnen nung zu erzwingen und die Mutter selbst vor ihre Schranken zu rufen, zog sich hierauf zur Berathung zurück und verzichttte auf die Namensnennung; auch ihr Ausspruch lautete sonderbar genug: „Natürlicher Tod, durch Vernachlässigung beschleunigt". Sehr natürlich, wenn solche Vernachlässigung der Natur zu Hilfe kommt, und eine „Lady von Rang und Stellung" im Hintergründe sieht! Der Fall hat übrigen« ein erfreuliches Aufsehn erregt, und bereits ist eine von der Gesellschaft zur Verhütung deS KindeSmordeö veranlaßt« Petition im Gange, die sich mit zahlreichen Unterschriften bedeckt und verlangt, daß das Parlament eine Acte erlasse, durch welche alle Pflegeinsti tute unter die Aussicht des Staates gestellt werden, wie die Privatirranstalten. Dahin wird es auch kommen. * Ein Hund als Retter und Richter. Nachfolgender amtlich festgcstellter Vorfall hat sich in den ersten Tagen des vorigen Monats zugctragcn. Zu Sergie, im Wiznitzer Bezirke Bukowina, hat eine Mutter W. P.) ihr nevgeborneö Kind in der Wildniß am Putiluwkabache in einer Fetsenhöhle wcg- gelegt. Der Haushund des Landmanncs Jasemczul hat, sei cs nun durch Zufall, sei cs, des; das Thier bemerkt, was vorging, und von Jnftmct getrieben der Spei- folgte — das Kind kurze Zeit nach der Weglegung entdeckt, faßte dasselbe mit aller Vor sicht fest und trug es geurdcnwegcs in den Hof seines Herrn. Aus dem Wege begegnete er einzelnen Personen, die ihm das Kivd ewnehaun wollten; er gab dies jedoch nicht zu, sondern lief in aller Eile nach Sergie und legte, zu Hause^angelangt, das Kind, vollständig unverletzt, auf den Rasen vor der Hütte, wo es von dm HauSleutm ausgenommen und in da« Zimmer gebracht wurde, während der Hund nachfolgte. Mittlerweile hatte sich die Mutter (W. P.) nach Geburt und Weglegung ihres Kindes nach Sergie begeben und war todtmüde in das HauS Jasemczuk'S eingetreten, um daselbst auszuruhen. Sie befand sich eben noch im Zimmer, als die Thüre sich öffnete und der Hund mit dem ivcggelegtcn Kinde erschien, als wollte er die unnatürliche Mutter an ihre Pflichten erinnern. Die nun gefolgte Scene kann man sich leicht denken. Das Kind wurde sofort von seiner Mutter gesäugt. Schließlich bemerkt die „Bukowina", daß die Strecke, weiche der Hund von dem Felsen bis zum Hause des Landmannes Jasemczul mit dem Kinde zurücklegte, eine bedeutende ist. * Die große Nation an der Spitze der Civilisa- tion. Nach den osflciellcn Ausweisen konnten in Frankreich von allen iin Jahre 1866 Getrauten nur ungefähr der dritte Theil lesen oder schreiben. Charakteristisch ist hierbei, daß sich die Grcnzdistricte an der deutschen, schweizer und belgischen Grenze vor den rein französischen vorteilhaft auszeichncn, in dem in den letzteren theilweise bis zu drei Viertel der Getrau ten nicht lesen oder schreiben konnten. Das Sivcle schreibt hierüber: „Ein Dritttheil aller Franzosen unfähig zu lesen oder zu schreiben! Ist es nicht eine Schande? Und wir sprechen von einer neuen Militärorganisation! Beschäftigen wir uns lieber mit dieser schwarzen Phalanr der Unwissenheit! Widmen wir di.sein nationalen Werke ein Zehntel der Millionen, die mir sonst nutzlos vergeuden! Fangen wir damit an, Preuße« aus diesem Felde zu schlagen. Was den Elementarunterricht anbelangt, so nimmt Frankreich unter allen europäischen Mächten die tiefste Stufe ein, und wir bilden uns ein, an der Spitze der Civilisation zu marschiren!" K. * Wissenschaftlicher Selbstmord. Wiener Blätter erzählen: In der vorigen Woche starb in Folge Selbstmordes der 2.3jährige Gutöbesitzerssohn Adolph Neugert aus dem Gute seines Vaters nächst Stockerau. Derselbe siudirte vorigeSJahr an der Wiener Universität Mediein, mußte aber andauernder Kränklichkeit wegen das Studium aufgeben und nahm seinen Aufenthalt auf dem Gute seines Vaters. Sein Leiden, Lungen tuberkulose, nahm aber immer mehr einen bedenklicheren Cha rakter an, in Folge besten das Gemüth desselben mit jedem Tage mehr verdüstert wurde, er erkannte, daß das Uebel un heilbar sei, und da er sich, wie er öfters äußerte, vor dem „elenden Sterben" im Bette fürchtete, ss faßte er endlich de» Entschluß, seinem Leben durch Selbstmord ein Ende zu machen. Am 18. September Abends brachte er sich Steinkohlen in sein Zimmer, schloß Thür und Fenster, verstopfte die Ritzen und setzte die Kohlen in Brand. Als man am andern Tage seine Abwestnheit bemerkte, drang man in das Zimmer ein und fand nun den unglücklichen jungen Mann als Leihe amSopha liegen. Auf dem Tischi lag ein Blatt Papier, worauf folgende Zeilen standen: „Mein letztes Lebewohl an Dich, mein Vater, und an alle meine Freunde", und etwas tiefer: „Wahrnehm ungen während meines Todeskampfes: lO Uhr; Jetzt beißt ein dichter, übelriechender Dampf die Augen, ich bekomme Kopfweh; — 5 Minuten später: die Augen- sowie die Kopfschmerzen heftig, das Licht brennt düster; — 10 Uhr 15 Minuten: Ich habe eine Empfindung von Getragcns in, Kneipen spüre ich immer, — Kopfschmerz hat geendet, hinaus, leicht, oh meine Brust, ich sehe kaum — cs ist nicht leicht" hiermit enden seine Aufzeichnungen. * Ein Findelkind, das über zwei Millionen Gulden erbt. Eine romantische Geschichte macht im Bezirke Margarethen Wiener Vorstadt) viel von sich reden. Vor un gefähr i!) Jahren wurde vor die Gewölbsthüre des nunmehrigen Hausbesitzers, damaligen Vergolders Anton Zerner ein in we nige Wind An gewickeltes Kind in einem Alter von wenigen Monaten gelegt und von Frau Zerner aufgefundcn. Sie machte die Anzeige bei der Pol-zci, erklärte aber, bei etwaigem Nichtvorfinoen der Ellern des Kindes dasselbe erziehen zu wollen, und so geschah es auch Aus einem an eine Windel gehefteten Zettel stand der Name Rosalie, und als Beinamen erhielt das Kind den Namen seiner Pflege-Eltern Von den Eltern des Kindes fand man keine Spur, Rosalie ward eine treue Tochter ihrer Pflege-Eltern und heirathete im vorigen Fasching den in Margarethen wohnhaften Doe«or Galhans. Vor wenigen Wochen erhielt Zerner zu seiner nicht geringen Verwunderung einen Brief aus London, in welchem sich ein Herr Seiffert nach dem vor Jahren weggelcgten Kinde erkundigte und um Antwort bet. Nachdem ihm diese ward, folgte vor wenigen Tagen ein zweiter Brief, in welchem Herr Seiffert erklärte, der Testaments-Voll strecker des im Juli in London verstorbenen Mr. Ribiero aus Calcutta zu sein, welcher das in« Jahre 1848 vor der Thüre des Herrn Zerner gefundene Kind als daS seine erklärt und selbes zum Erben seines Nachlasses mittelst rechtskräftigen Te stamentes eingesetzt habe. Das Vermögen beläuft sich auf un gefähr 200 000 Pfund Sterling in baarem Geld«, welches in der Bank von England liege, außerdem aber große Pflanzungen in Ostindien und auf der Insel Java. Dem Briefe war ein Wechselbrief an einen Bankier in bedeutendem Betrage beige schlossen. Ueber die Umstände, welche Herrn Nibiero oder rich tiger Riber, veranlagten, sein Kind vor Jahren auf solche Weise zu verlassen, verlautet bis jetzt nichts Näheres. * Ein Sammelgeist. Kopenhagen, 18. Sept. Der verstorbene Landgraf Wilhelm von Hessen hinterließ außer einer Million Gulden, größtenthcils aus Prioritäts-Obligationen in deutschen Gütern bestehend, noch eine große Sammlung, 500 Stück Schnupftabaksdosen, welche von ihm selbst täglich in einer bestimmten Reihenfolge benutzt wurden; ebenfalls gehört zu de» Nachlassenschaftcn eine große Anzahl von Tuchnadeln, welche in gewisser Reihenfolge von ihm getragen wurden. * Originelle Anzeige. Ausgezeichnetes Holländer Rindfleisch Zehr gute Mast) von Madam Scherzer im weiße« Roß, empfiehlt nur einzig und allein Bruno Fischer. SchlchmlMMM, <4. IV^nmnni», pract. Arzt und Spepaiarzt skr Gs« üulecküs- und Haulkranlhcck'n. «Lpreehst. 8—10 U. Vorm^, 1—4 U. N4u>. und aus BMlluua: Äreiberaer »lad 21«. 1.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)