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Dresdner Nachrichten : 09.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189903092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-09
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.03.1899
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Sette 13V. Belletriftitcke Donnerstags-Beilage zu den .Dresdner Siackrickten^. Atkevtei Sie Ar'crrlenrr>ekL. Nrrksprnch: Kannst Dn nicht Domvaumcistcr sein, Behau' als Steinmetz Deinen Stein: Fehlt Dir auch dazu Geschick und Verstand, So trage Mörtel herbei und Sand. !!!. Laneabach. die Götter e.ngebetet hatte, wurden nach und nach Tradition. Es «rtstaaden Priestersamiüen, in denen die Priestern:urde erblick war, — wo die alten Sitten zu festen Pegeln und Dogmen ausgebaut wurden. — und wo der Grund zu den Tenweln. Altären und Kucken gelegt wurde. Auch der Staat entstand auf ähnliche Weise. Es galt Strafen zu stirdeu. die von allgemein ... „ . ... c.-L . «. „„ schädlichen Handlungen abhiclieu. Dagegen rmrßte wieder der Eifer für das . .A?? Familie. „Siehe, wie fem und lreblrch ckt es. wenn -rüder ^ Geiammtwol'! durch Belohnungen angcrcat werden. E-' mußte Si-llem in emtmchtia beieinander wohnen!" ,Die,es goldene Wort der Schrift tonnte Tlraft und Belohnung loinmeu. Beides erreichte man durch feste Geseke man wohl als Motto zu dem heutigen Tkema setzen. Man mutz es dann!-sc hier den Vcrtzrock-cr mit Tod oder Verbannnna statten während sie dort etwas erweitern. Aber der Sinn bliebe doch der gleiche. ES ist nicht nur! ei,, tadelloses -len durch Ehrenämter belohnter-/" Ä>.ck die'« Grundlage fern und lieblich, wildem es war und rst noch von hohem Putzen für das j entwickelte sich langwm im aUniäblicl en Auft-ai: in. d Ausbau der Staat Gemeinwohl, wenn die Mcmchen noch durch em enger geknüpftes -and ver- j Tas Oberhaupt war meist auch zugleich der Gefttzaeber. und auch hierin buuden sind, als es — . . - es Gattungseinhcit. .Rassenrnsammengebörigkeit. Staat und z »ftc man das schon bcwäl.rte Snücn: de: Familie'nach."»-.--?'in LVme ne Das: sich ivatcr mit Kirche bedeuten. Das Welte Band freilich, das Menschen vereinigen kann, i ^oton. w'e in siAoies seine höchsten Ecstlge erreichte ist das der Ehe. Aber fest daran geknüpft ist das der Familie. Ja. esbäng,: Größe der Bevölkerrmaszabl auch die 'Börbältnine vervielfältigten und in: unlösbar mit dem anderen Mammen. ES nt beinahe ebenso durch die stradi j gleichen Maße, wie die Geister rciftr m^ indi'-idl'cücc wurd-n auch d>>- Be tion geheiligt, wie das der Ehe. Wollte man versuchen, cs nach seineni Alters ' wertlie abzuschätzen, so würde man finden, daß es unentbehrlicher voller wäre als Staai und Kirche. Denn cs ist älter als < lichen Vereinigungen. An ihm hängen erst Nasse, Staat, da waren, war schon die Familie. Sie ist.nach der,Ehe die älteste Gemein ^schch,. Das erst so einfache Familicnwstem mußte in dein Grade entwickelt j werde», als es das Bedürfnirr erforderte. So gal inan Leun zuerst dem ie <r schüft. Aus ihr haben sich alle anderen erst entwickelt. Sie ist der Grund stein aller der großen Gebäude, wo unsere Richter Recht sprechen, wo unsere Herrscher wohnen, wo unsere Prediger die Altäre bewache». Tie Familie, die enge Gemeinschaft von Eltern und Kindern war die erste Bereinigung von Menschen, nach der Ehe. Je mehr sich nun die Zahl ihrer Gl-eder vermehrte, — je mehr neue Ehen, neue Familien aus ihr hervorgingen, um io tompli- girier und schwerer übersichtlich wurde das Zusammenleben, um so schwerer inan wählte zwei Königc. Oberhaupts Räche und Gehilfen zur Seite, or . . Als das Alles nicht ohne fthirmmr Rcl-euwirluiigkn blieb verließ man das alte «tistem und wählte eine Gcmciufthaft von Männern, die vereint regieren sollten. Aber alle diese Einrichtungen wäre!: nicht einwandfrei. Sic wurden alle mebr oder weniger die Ursachen von Krieg und BlOvcraics.en, und bis - „ m . n- -- . . .. heute sehen wir in der Geschichte einen stnarisl-vckicken Wechsel von Monar- wurde es für das Oberhaupt, den Vater und Grotzvater. die Ordnung aufrecht : chsr Republik Alckol»ti-stnu.- BW hcnrc i>> tzs» Fftrae hhc' "ac-t! ,-np Un zu erhalten. Der Familienälteste, der zugleich Herrscher und Richter war,! wert!, noch nicht 'cndailtig gelöst, wen.r: man auch mebr und mehr dic tz. vermochte mcht mehr, alle Tmercnzen auszugleichcn. die durch das enge Zu- ' ,'chuinkte Monarchie als die angcmeffensn Einrick'n.na nr crkeinwn scheint ,'ammenleben so viel verschieden gearteter und veuchieden alter Individnen ^ Und damit greift man ebenso 'wie vor tankend ''.ahrrn wieder noch dem nnvermeidlrch waren. Es wurde damit eine Trennung, wenigstens eine Aus -, ältesten System. dem der Tainilie. zürnt wo der Gewest de-" "tzcrtz-'ilpte evianderscheidung der einzelnen neu entstandenen Familien nothwendig. Man > rwn der Macht r-xL Zusammcugel-"-stakest.-i-stn-r.ö' r-«> doHeri-ble si> siedelte sich nun in der Rühe der Stammwohnuug an. So entstanden Ansiedelungen von Slammesangehoriaen. die zugleich'Blutsverwandte waren.! Rach und nach wurde die Verwandtschaft weitläufiger. Aber die Stammes zugehörigkeit blieb. Die Familien bestanden nun für sich, beugten sich aber unter die Oberhoheit des Familien-, besser Stammesälteiten. Mau handclte in gcnieinsamem Interesse und bildete anderen ebenso entstandenen Familicn- verbänden gegenüber einen geschlossenen Kreis — die Gemeinde. Solche Familiengememschastcn konnten freilich nur kurze Zeit ganz abgeschlossen und rein erhalten werden. Es begannen Annäherungen stattzusiisten unter Len verschiedenen Gemeinden, und zwar geschah das durch jüngere Angehörige. Es wurden neue Ehen geschlossen zwischen Angehörigen verschiedener Gemein den. und diese Ehen waren wieder die Bindeglieder, die erst fremde Gemein den verrchwisterten. Es empfahl sich, daß solche verwandt gewordene Ge meinden sich enger zuscrmmcuschlosscn, und bald bildeten sich mehrere größere Vereinigungen. Daß sich Manche von ihnen bald feindlich gegenübenraicn, daß Eisersüchtelcien im Verkehr entstanden, erklärt die weitere Entwicklung. Man war damals natürlicher Weise fast nur auf Ackerbau oder Handel an gewiesen. Zu diesen ErwerbSzwcigen gehört aber Ruhe und llngesiörtleit. Man wollte ungestört seine Felder bestellen, seine Herden weiden, seine Er zeugnisse austauichen können. Das wurde oft durch Grcuzstrcitigkeitcu und andere Differenzen verhindert. 'Auch gingen die Versuche, mit weiblichen 'An gehörigen fremder Gemeinden Ehen einzngeheu, nicht immer ohne Streitig keiten ab, die sogar oft zu kriegerischen Zwischenfällen, zu Brnutrantz und anderen Unzuträglichkeiten führten. Es wurde somit nvthig, eine gcwiffe Ordnung in den bis dahin ziemlich regellosen Verkehr der Verbände unter einander zu bringen. Man entschloß sich daher zu einer noch größeren Trenn ung. indem man die einzelnen Gemeinden zwang, sich noch fester aneinander anzuschließen. Die das nicht wollten, wurden feindlich tzelMidelt und waren bald durch die Nothwehr gezwungen, dem großen Verbände gegenüber eben falls eine größere Gemeinschaft zu bilden. Die Scheidung ging natürlich nur allmählich vor sich. Die verschiedenen Ansichten über Religion spielten damals noch nicht die große Rolle, die sie Jahrtausende später cinnahmen, als die Idee sich über die Materie emporgerungen hatte. Damals war die Gottanschariung noch ziemlich einfach und naiv. Sie gab noch am wenigsten Anlaß zu Entzweiungen. Tie Rasse spielte schon eine große Rolle. 'Am meisten aber sprach bei den Scheidungen zu Volksgemeinschaften die Be schaffenheit des bewohnten Landes und die Beschäftigung mit. Die Berg völker. die ans Jagd angewiesen waren, schloffen sich zusammen. Tie Hirte» behielten die Niederungen und das flache Land, während die handelgcwvhntcn Gemeinschaften sich an Strömen und Küsten zusammenzogen. So entstanden aus den Gemeinden die Völker. Aber innerhalb eines so großen Kreises machte sich losort die Nothwendigkeit eures geregelteren Lebens, einer größeren -Ordnung wie bisher bemerkbar. Man fühlte den Mangel einer Regelung des Verkehrs untereinander. Es mußte eine Norm ausgestellt werden, die genau das Recht des Einzelnen feststellie. Man kam nun überein, welche Ordnung man gelten lallen wollte, und griff dazu bewußt oder unbewußt wieder zu dem alten, bewährten System, das die Grundlage der Familie bildete. Man wählte also einen der ältesten und weisesten der Männer aus, den man gleichsam als Vater einer großen Familie betrachtete. Er hakte die Obergewalt, der man sich beugte. So letzte man also innerhalb der Volks- rweuilchaft die Familie fort. ' Man einigte sich iniierbalb eines Voiles nach lkvglichkeir über seine Gottan-chaunng D'e eckten Sicken, nack denen man Gemeinwohl die Waage geholten wird. :rätbsel - Lck e. Tür alle Mcn'cbcn. denen Fortuna eS beut, Ist es in einem Sinn die höchste Freud'. Im anderen Sinn traust.! c- jeder Meickck gar viel Ein Berg ist'S. weit und breit bekennt. Liegt in dem schonen Sachsenland. Vertauschest Tu den Kops alsdann !Ind hängst am End' ein Feicben an So ist's ein Bad aus alter Zeit. Doch ist es wcltbctannt noch, heut' :c - - k, > - ilbcn -rrätlfsel. Es sind 6 Worte zu bilden, deren letzte Silbe jedes Mal ideutuck, mir der ersten Silbe des folgenden Wortes ist : sie bedeuten der Reibe nach: 1. Alt griechischer PhilosophN Tückische Insel: Europäisches Land: 4 Männ licher Vogel: 5. Justizbeamter: 6. Gerichtstag. Dic Ankaugsbuchstahen ergeben den Namen eines aliverehrtcn deutschen. Herr-ckers Lösungen der Aufgaben in Nr. iq. 20. 21, 22 und 25: Sturmhaube. — Buchstaben-Rätbsel: Aal, Manna, gelb. Alm. Alma,'Anna, Nagel, Elba. Baal, Auam. — Arithmogrvph. Wvlf- ramikkirchcn. Main, Metz, Mainz, Znaim, Kloto, Carmen. Maunbeim, Weih nachten, Frankreich, Afrikanerm. — B i td e r - R ä th s e!: Geduld bringt Huld. -Maiglöckchen. — S il b c n - R ü th s el: Moritz, Amlin, Rer- gate, Kollegium, Granada. Republik, Arcmebnse, Fornerod, Edel, Naiia, Tam- bow, Hirtius, Uran, Marchegg. Oeser, Bacciochi, Esteruach, Ricinus. Lcbre- ton, Artillerie, Uranpcchcrz, Schicht. Jtapiev.ru, Tana, Zagreb. Ergicbt: Markgrafeulhum Ob e rla us itz - B a utze n, cs chr rgisw ald e . Kamcuz. — Rosegger. — Stanislaus. — Griesgram — Zweifelhaft. — Thorwa! dsen. Nichtige Lösungen sandten ein. Paul Saalbach, Cmike Z., Fritz und Karl Echarti, Lidcnie Lüttner, KUjaLerZ Boigr, Helm. Mur Müller. Marie Zenl'ch. irrnst ^.ebr^rt. MartiarrLb. >>^a. Iohauna Feuererßen," Gertrud Wandler. Mary Verrier, Frau e-chlobach. Max und Martha Frenmck.na, Bertha Müller. Minna Arnold, M. Wa§en- imk, Gertrud Äernsiein, Margarete Seyler, Dora Bahr/Bertha und Alwin Lchnert. Frida und Felix Meiichner, Gustav, Ida und Karnilla B'Lebig. Johannes Deuter, Otto Winkler, F. Schmidt, Moritz Weise Gertrud Günther, süi'.urtlich in Dr-.o-ven. Sofia Nichter in Deutfchenbora, H. F. str K.. Lurchen von de: Lausitz, Anna Bin-kncr in Kreischa, Frida Lcuteritz in Tnppold'Swalse, Hermann Böhme in Chemnitz. Gertrud Brehme in Bilchof-rwerda, Frteoa und r.lsted Meniel in Kamen;, Helene Strouvel in Redemitz Srdonie Lcntritz in kosten, Hcdwia Meri'ch in Geselitz Clie Krönert in k' " Crnf: Kcetzs-.bmar in Ailventhal, Helcu:' rönett i:-. Aue, Baleska Kühne in Msseina - L r -"s."k a,'-.-Latz Aellelrißische Donnerstags -Aeitage M den „Sres)»er Aluhrichlen". ^«». LO. Donnerstag, den 9. März. IDVV. Die chinesische Mauer. Roman von Marie Bernhard (Fortsetzung, r ..Rini!» Deinen Brief an Dich Salvia streckte geiu-nain ihre vebcnde Hand aus. „Warum zitterst Du so?" Er lab. daß sie antworten wollte, aber kein Wort heraus brachte. „Komm ber zu mir. Sylvia!" Sie gehorchte, umging den Tisch und stand mm dicht vor ihm. Er nahm eine der tieincn Hände in die seinen, sic fühlte sich eiskalt an. „Warum, bist Du io erschreckt?" . ,ccb babc Furcht vor Dir. Papa." sagte sic mit halber Stimme „Tas ist nicht notbig. Tn rannst thuu. was Tn willst. Du bist frei. Vier in: Ha nie zu kommen und zu gehen nach Deinem Belieben. Du kannst durch Wald und Feld gehen, fahren, reiten, wann und wo es Dir gefällt. Willst Tn Deine Mahlzeiten lieber allein einnehmen, ich hindere Dich nicht. T!>:>'. als >ci ich nicht da —" Weiler kam er nickst Denn von den gesenkten, schwarzen Augenwimpern s:cl-?n in rascher Folge ein paar schwere Thronen, und diese Thrcincn tropften aus leine Hand iiirder. Er saß da, ohne zu Ende zu sprechen, und sab aus diese Thränen nieder, wie aus cnvas Secksames. nie Geschautes. Zugleich ergriff ihn der leiden schaftliche Wunsch. jetzt in dieses Kindes Herz sehen zu tonnen! Er glaubte und traute den Menschen nicht mebr, keinen! einzigen, aber, ihm selbst unbewußt, setzte sich der brennende Wunsch, in Sylvia';- Seele leien zu können, sock in dem Gedanken: Könntest Dn ihr glauben!" ..Warn»! wcinst Du, mein Kind!" Er hatte sie noch nie io genannt. Und dieses Wort und der ungewohnte weiche Ton riß die Schranken durch, die des Vaters Kälte uud die eigene Schen um das mnge zaghafte Herz gelegt. Mit den halb schluchzend bcwvr- gcstoßcnen Worten': „Weil ich Dich lieb habe, Papa!" schlang Sylphe un gestüm l.stdc Arme um. ihres Vaters Hals und verbarg ihr thr.rneuübcr- slutbctes Gcsickstcheii an seiner Brust. Mit einer imvuisivcu Bewegung l attc er sie cun seine Knicc uicdergczogen. und so hielt er sie umfaßt, während sic sich an ihn klammerte, und keines von Beiden sprach. Wann war cs gewesen, daß Baron von Wnlsscm eins seiner Kinder geküßt und im Arm gehalten hatte? Er vermochte sich dessen nicht mehr zu erinnern. Vielleicht war cs zuweilen geschehe!!, als die Töchter noch ganz klein waren und seine schöne Frau sie ihm nc'.egentlich in einer Zärtliclstcitsanwandlnng, in einer sliickstigei! Laune cnn den Arm sei.te. winzige. wcii.gcjleidete Pnppchen, die sich scheu von dcm Vater sortwaudtcn und die Händchen nach der Wärterin ansstreckten. nach der Mucker nicht. ,, Das Work Egon von Pcriwcmwskr's von den Pnicksteu der Eltern gegZ ihre Kinder und daß sie sich deren Liebe verdienen müßten, ging ihm durch die Seele. Was hatte wohl er gethan, um sich des Schatzes Werth zu machen, der rbm zugcfalleu war, — seines Kinde? Liede! „Kleine Sylphe. Du mußt nicht mehr so weinen!" sagte er unsicher und strich leicht mit der freien Hand über das dunkle, glatte Köpfchen. Er suhlte clwas Warmes. Niegekauures antsteigeu in seinem Herzen, zu gleicher Zeit aber war er verlegen, er wußte nicht, was ansangen inst diesem Kinde, das sich zum ersten Mal in sc ineni Leben an seines Vaters Herzen ausweinte. Aber Sylvias Thränen versiegten nicht so rasch. Durch und durch er schüttert. ganz aus den Fugen gerissen, konnte sie nichts, als immer fester :! re Anne um des Vaters Racken schlingen und weinen, als sollte ihr das Herz in Stücke geben. , ^ Durch das geonnctc Fenster strömte die wanne, feuchte -roo-menlusk. mit tausend Goldauäcn tagte die Sonne durch die grüne Dämmerung. Und so still Alles rinasumher, so still, kaum, daß hin und wieder die Ulmcnb-lätter vor den Fenste! ein aeheimnißvollcs Wispern miteinander auhodeu Sylvia hob endlich, endlich das Gesicht empor, cs war erhitzt, verweint, verschwelten, aber die Lippen lächelten. . 'Kun mußt Du auch versuchen, mich lieb zu haben — ja. Vater?" .Versuchen, Sylvia?" fragte er halblaut. . 'Ach ja!" iagie sie seufzend. „Denn bis jetzt konntest Du es doch nicht, und darum l ast Tu mir immer so schrecklich leid gctban ! Und ich Hab immer gedacht: wenn D» ihm bloß 'Alles, Alles sagen kömstest, was Du denkst, wie ichöu müßte das sein!" „Wäre das denn soviel?" fragte er mit einem leichten Lächeln, mid, da sie zu antworten vergaß: „Gleich jetzt — was hast Du eben gedacht?" „Daß Du ganz anders anSsiehst, wenn Du lächelst: Du hast es sonst nie gethan!" Ganz unbefangen und rasch kam es heraus. „Und wie ich den einen Gedanken erfahren habe, so bitt' ick mir nach und nach alle dic andern aus!" „Ach!' erwiderte Snwia ernsthaft. ..Damit werden wir in Iobren und Igbwn nickst Eckig'" „Sind cs denn wirklich so viele?" Sie nickte eistig. „Dn kannst gar nicht denken, wie viele! Und auch was ich erlebe, darf ich Dir sagen?" „Erleben ? Hier in Wulsshagen?" „Doch! Wie ich manchmal mit Nclly —" Der Baron schob sie laust von sich. „Von ihr will ich nichts hören — nichts! Bitte mich nicht darum?" setzte er in seinem altem gcbicteri'chen Ton biinu. „Es würde Dir nicht- nützen! Nimm Deinen Brief und lies ihn, ich habe nichts dagegen, aber sage mir nichts von seinem Jnbalt." „Wenn es Nellv aber nun schlecht gehen sollte —" „Es wird ihr nicht schlecht gehen. Sei unbesorgt! Sic wird ihr Glück machen!" Svlphe bocke wohl den grellen Mißten, der in die weiche Stimmung gekommen war. und neigte traurig das Haupt. Jbr Vater hob das gewnstc Gestchrcken am Kinn zu sich empor. „Was Dick sonst freut ober benützt, kannst Du mir sagen, ich will wissen, was Dich tzescbüsngt! Es ist mir lieb, wenn ich Dich finde bei meiner Rück» kein, und wir wollen wie ein paar gute Kameraden zusammen letzen. Ist es rcchr so, kleine Svlptze?" „Ach, Papa! Lieber, lieber Papa!" Sie küßte ihn ganz leise und schüchtern ans dic Wange. Gleich darauf sab sie ängstlich zu ihm auf. „Darf ich D ich manchmal küssen? Oder — oder ist Dir das unangenehm ?" Der Baron faßte ihr Gcsichtchen in seine beiden Hände und küßte das so.mmctweiche Haar, dic Wangen und Augen. „Wie soll es mir unangenehm sein. Kind? So heiß bist Du, so verweint! Komm, wir wollen die Augen etwas kicksten!" Er tauchte eine Serviette in ein aus dem Tisch stehendes Glas Wasser und drückte es gegen ihre Augen. „Tbnt Dir das gut?" „Sehr! Aber besonders, weil Tu c-s mir tönst! Papa, ich möchte Dich etwas frage» — nicbrs von — von — dem, was Du nicht hören willst — nur — nur das Eine: Weißt Tn gar nickt, wie cs der kleinen Jlka geben mag?" „Warum willst Du das- willen ? Hattest Du sic lieb gewonnen?" „N —nein!" sagte Sulvia zögernd. „Das eigentlich gar nicht! Nellv fand sic so amüsant, und das mag sie wohl auch gewesen sein, aber sie war in vielen Stücken gar nickt wie ein Kind, und dann glaub' ich, sprach sie durchaus nicht immer die Wabrbcit, und das. was sic erzählte, gefiel mir beinabc nie! Aber mm mußte sie ganz allein in die Welt hinaus, unter ganz fremde Leute, und ill doctz noch ein so kleines Mädchen. — Hat sie Dir wobl einmal geschrieben, Papa ?" Der Baron mußte ein wenig ! bcln über Srckvla's naive Annahme, dies Kind töunc mit ihni einen Briewechsel führen! Zu gleicher Zeit that cs ihm aber wob!, daß S'.ilvbe so naiv und uneckalirku war. „Nein, Kind! Das bat sic nicht ge'tzan und konnte es nicht klstm, weil ich es mir verbeten babc " „Wirklich, Pava?" „Ganz gewiß! Tn kannst das gar nicht verstehen — wie?" Sulvia zögerte mit der Antwort. „Einigermaßen doch!" sagte sie zuletzt schüchtern. „Wenn ich schon die kleine Jlka nicht mochte, wie wenig sympathisch mußte sic Dir erst gewesen sein!" Ter Baron machte eine ungeduldige Handdewegung. „Es ist nicht das allein! Ich habe das Kind ein einziges Mal nur gesehen und gesprochen, am Tage vor seiner Abreise. Tuweißl ja. ich wurde krank, als das Mädchen eben hicchergckommen war. und durste tageiana Niemanden sprechen. Möchtest Dn wyscn, mas mit dcm Kinde gcichehcn ist G . Sylvia nickte sehr eifrig. ..'Nun gut. Von meinem stüheren Anseisthalt in Frankreich her wußte ich von einem sehr guten Erzi.ckungs Jnstititt, halb Kloster, halb Pension, sehr strenge Aussicht, sehr günstige »stelcgenhcit. viel zu lernen. Bekannte von mir hatten nur das Institut, in w. chem ihre Nichten oder g echter unterzebracht waren, sehr gerühmt, und ich wusste, daß cs noch eristirtc, ich hatte das ans illustrirten Journalen gesehen. Dorthin, also nach Avignon —" ^ „Das ist in der Provence, ganz im Süden von Frankreich," warf Sylvia mit wichtiger Betonung ein. „Ganz recht! Nach Avignon schickte ich das Kind mit Gran, der ein Begleitschreiben von mir an die Vorsteherin bei sich tmg. In kurzen Worte» ersucht« ich die Tarne, sich dcS pst «des anzrnrehmen. cS besonders kurz zu halte» und scharf zu beobachten. Es stehe ganz allein in der Weit, werde auch die Ferienzeiten stets im Institut zubiingcn und dürste unter keiner Be dingung wmcsts unbeaufsichtigt l. Eitzen. Ich hätte einen deutschen Bankier ang'cwie>cu, das Gew sür die Pension und den sonstigen Unterhalt de- Mädchens regelmäßig zweimal im Jahr cüizuscudcu, ich selbst wolle weiwr nicht die geingsle Verantwortung übernehmen und mich keinerlei Verbindlich» keilen unterziehen. Die Dame wöge schalten und wallen nach ihrem Erna>icn und mich me zu Rathe ziehen oder in.inen Beistand etwa anrufcn, ich würde beidc-s ans das Entschiedenste verweigern muffen, da sic mich mir aismatenello» Veckorgcr dickes Kindes austben dürft. Für den Fall meines -zodes häckT
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