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Dresdner Nachrichten : 06.08.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191708065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19170806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19170806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-08
- Tag 1917-08-06
-
Monat
1917-08
-
Jahr
1917
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.08.1917
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Nr 214 «Dresdner Nachrichten' S «. U«gust ,»»7 ^^"0 ^ AÜH7 *Uigs ^lofsv a« Mvntan «,rge«. Die »Nord-. Allg. Ztg." gibt die 'Neubesetzung der Reich-amter und preußischen Ministerien bekannt. Südlich de» Dn ! estr sind unsere Truppen in Richtung auf Ehotin im Pvrüringen: östlich von Ezerntn wurde Rarancze eingenommen. Im Suczawatale drängten wir die Russen «ach Kampf in die Ebene von Radauv zurück. An der Moldawa ist Warna genommen, die Bistritz zwischen Vunga und Brosteni ostwärts überschritten. Auf »ein Nördlichen Aisne-Nfer bei Iuvincourt drangen deutsche Stoßtrupp» in die französischen Stcllun gen ein und brachten IM Gefangene zurück. An der italienische» Front lebt die Gefechts tätigkeit wieder auf; italienische Flieger haben neuerdings Pola ergebnislos angegriffen. Unsere Unterseeboote haben im Atlantische» Ozean wieder 24 WO Tonnen versenkt. Der deutsche Admiralstab gibt bekannt, daß unsere Unterseeboot-Verluste seit Beginn des verschärften Unterseeboot-Krieges monatlich etwa drei Stück betragen. Llond Georg e hielt in der Oneensball zum Jahres tage des Eintritts Englands in den Weltkrieg eine neue kriegshetzerische Rede. . Ke re nski hat sein NttcktrittSgesuch eingereicht. im» sedoch von der vorläufigen Regierung abgelehnt worden ist. Wetteransage der amtl. sächs. Landes Wetterwarte: Keine wesentliche Teniperatnräiidernng. «Gewitterneigung. An der italienischen Front »ahm die Artillerie- und Flicgcrtätigkeit wesentlich zu. Einer Ossizicrspatrvutlle gelang es, am Rombon-Hange zwei feindliche Ecrvcrncn im Hanügranntenkampfc zu nehmen n»d mit einem Offizier und 2tt4 Mann als Gefangenen in unsere Stellungen zu» rückzukehren. tW. T. B.» - Die Ministcrkrisis in Frankreich. ..Matin" meldet: Ri bot und Painleve, die Ende der Woche zur Beteiligung an der Londoner Konferenz abreisen sollte», haben die Reise auf unbestimmte Zeit ver- -choben. Ribvt ist -er Ansicht, Paris nicht verlassen z» kennen, 'olange die Ministerkrisc nicht vollständig geklärt ist und die Nachfolger von Lacaze und «a och in ernannt sind. ..Journal" schreibt: Fn politischen Kreise» halt man eine weitcrgestenoe Umbildung des Kabinetts Ribot für möglich. Malvn soll laut »Echo de Paris" gleichfalls die Absicht haben, ziirückziitreten. Er gehe seht schon ans Gesundbelts Rücksichten ans Urlaub. Viviani iverdc wahrscheinlich vorübergehend das Miuislerinm des Fiinern überneh men. Mil Ausnahme der sozialistischen Presse, die sich sehr scharf gegen hübet äuslert. sind die übrigen Blätter im grasten ganzen mit der Haltung Rtbvts einver standen. «W. T. B.i Die JahreSlagSrede Lloyd George». Llond George sprach Sonnabend nachmittag auf einer Versammlung des neue» K r i e g s z i e l k v in i t e e S in der Oncenshali. Lord Ercwe führte de» Bvrsitz. Fn der Versammlung befanden sich der Erzbischof von Eantervuni, viele Minister und Parlamentsmitglieder, sowie der italie nische Botschafter. Sonnino und P asits ch. Lord Erewe sagte, die allgemeinen Kriegszlelc. wie sie ur sprünglich von Asguith im hivveinbcr UUl bezeichnet wur den. nämlich Wiederherstellung und Sicherheit, hätten sich nicht geändert. Die Berliner Aeusterunge» hätten keine groste Ermutigung für den Friedensgedanten enthalten. Er fuhr sorn Fetzt ist es unsere Pflicht, eine» militärischen und maritime» Druck anszuüben, »m das Ziel zu erreichen. ES in völlig klar, dast mir Len Krieg fvrtietzen müssen. Wir glauben an unsere Sache. Unser Ziel ist die Befreiung der Weit. L v n n i n 0 sagte: Ftalicn ist i» den Krieg eln- gctrctcil zur Berteidignng seines guten Rechts, als der Dreibundvertrag, der friedliebend und zur Berteidignng be stimmt war. durch Oesterreich mit Einverständnis Deutsch lands verlebt worden war. Unsere Svnd-erzicle, für die wir Üimpfc». sind die Befreiung unserer Brüder von der Unter- orückung. unter der sie leiden, und zugleich die volle Sicher heit unserer Unabhängigkeit zu Lande und zu Wasser. All das im Interesse der allgemeinen Lache, damit die Genug- uung für alles von unseren Feinde» uns zugesügte Unrecht gesichert wird. Nicht weniger stark ist unser Wunsch, tätig o.i jeder Bemühung zur Erzielung eines besseren Einver- >ehmens der Böller untereinander miizuwirken. wodurch mr die Zukunft die Achtung vor den Rechten der Menschheit und alle Beziehungen zwischen de» grosten und kleinen Llaalen gesichert werden, während jedem einzelnen Volke weilergchende Freiheit zur Regelung der inneren Frage» gelassen wird. Es ist mein Heister Wunsch, dast dieser Krieg dir zivilisierte Menschheit einen Schritt vorwärts bringe» wöge zum Ziele der Freiheit. Llond George bcgrüstte zunächst Sonnino mit de» Worten: Er ist der starke Man» Italiens, dessen weiser Rat und entschlossener Wille Ftalicn sicher durch die Katarakte des Krieges zu einer höheren Bestimmung führt, als es ic- inaks unter den Nationen der Welt eingenommen hat. Wir Briten haben allen Grund, uns über diese Aussicht zu freue», weil die Gröstc Ftnliens an sich eine weitere Sicher heit für den Frieden und die Freiheit der ganzen Welt be deutet. Wer die gewaltigen .Kampfe der letzten zwei Fahre an der österreichischen Grenze, die unter grosten Schwicrig- tciken vor sich gingen, verfolgt hat. weist, wie Sonnino und seine tapferen Landsleute zwischen den Felsen und Ab gründen des Trenlinv und des Karstes die FreiheitSfnhue -.um Siege geführt haben. Wir freuen uns sehr, dast der Führer des italienischen Volkes am heutigen vierten Fahrcstage des Krieges hier die Entschlossenheit seines Volkes nusspricht, vvrwurtszugehcn, bis der Friede und die Freiheit der ganzen Welt gesichert sind. Llond George fuhr fort: Fch begrüße ferner den verehrte» und weilen Führer des serbische» Volkes, des Opfers ger manischer 'Barbarei l!j, das ans die Stunde der Vcfrciniig und Genugtuung, die sicher kommt, geduldig wartet und da für hartnäckig und muiig kämpst. Dies ist der vierte Fahres- :ag des grössten Krieges, de» die Welt jemals gesehen hat. Wofür kämpfen w i r ? Um die gefährlichste Ver schwörung zu besiege», die icinals gegen die Freiheit der Völler geschmiedet worden ist, die sorgfältig, geschickt, heiin- »ücki'ch und heimlich mit rücksichtsloser, znnischcr Ent schlossenheit bis i» alle Einzelheiten geplant worden war. Nur mit Schaudern kann man die neuerliche Enthüllung über die Berliner Versammlung wenige Wochen vor dem Kriege leien. ES war eine der ichli m m st e n Epi soden > n der g a 11 z e u G c s ch i ch t e des mcnsch - liehen R ä u b e r w c s e n S. Sollte jemand in England missen wollen, weshalb wir im Kriege sind, so lege er sich die Frage vor: Was wäre aus Europa, was aus der Welt geworden, wenn wir nicht in den Krieg cliigctreten wären? Verfolgen Sie die letzten drei Fahre, und Sie sehen die Rechtfertigung unseres Eintretens in den Krieg. Sehen Sie, was über Europa hcrcingcbrochen ist, obwohl wir liniere Macht und alle unsere grosten Heere und Flotten in den Kampf geworfen haben. Belgien, Serbien und Monte negro. einige der schönsten Provinzen Frankreichs und Russ lands sind über den Hansen geworfen, verwüstet, gcdemütigt und versklavt worden. Bulgarien und die Türkei sind elende 'Vasallenstaaten. Das geschah, obwohl die ganze Macht des britische» Reiches in die Wagschale geworfen wor den ist. Können Sie sich vorstellcn. was geschehen wäre, wenn unsere groste Flotte die Seeherrschaft nicht auSgcübt hätte? Wenn wir nicht groste neue Armeen ausgerüstet und den prcustischc» Legionen ciitgcgengcstellt hätten?, Rußland ist augenblicklich demoralisiert und und bitte die vorläufige in Auflösung begriffen. Diese Auslösung bat seine >Acmter zu entheben. tapfene Armee an manche» Fronten unfähig gemacht. DaS wttrde schon früher eingetreten sei». «Hier fehlt vife» bar der Satz: Wen» England nicht in den Krieg etiGegrtfsen hätte.) Frankreich würde mit attüberlieserter Tapscr teit weitergctämpft habe», aber wenn ihm alte Zufuhren nbgeschnitteil worden wären, so hätte auch seine tapfere Armee Überwältigt werden lünnen. Wle wllrde da»» Eu ropa ausgeleven haben? Es wäre nicht ein Friede, loei der« eine Eroberung und Untrrlvchuiig Europa« geivese» Europa wäre in Knechtschaft brr Gnade einer groben de herrschenden Macht »»d der schlimmsten Elemente dieser Macht preisgeaeden aewes-e». Wollen Sie, die noch imme zweifeln (!). ob wir vor drei Fahren in den Krieg ein trete» sollten, sich ein Bild von Europa mache», wie es heule sein würde, wenn wir nicht i» den Krieg gezogen wären. Es würden viele Nationen lein, aber nur elnc Grvk»iacht, eine grobe Armee und zwei Flotten, die deutsche und die englische, wenigstens eine Zeitlaiig. Eine Zrttlaiig De»» die Friedensbedinguiigeu würden eine Kriegsentschä dtgung auferlegt baden, die die Form der Abtretung der russischen, der französischen, der griechischen gleich der ita llrntlchen Flotte aiigeiivmmcn hätte. Europa wäre der «Knabe dieser grobe» gransame» Macht ausgeliefert worden Sie mögen sagen, dast das ein böser Traum wäre. Das ist nicht der F-all. Es ist nur eine Beschreibung alldeutscher Träume. Was wäre i» Amerika geschehen? Die Mo» rve-Dvktrin wäre wie ein anderer Paplersetzeu behandelt worden. Deutschland hatte die Doktrin nie unterschrieben Die Tatsache, dast es seine Unterschrift nicht gegeben hatte, macht keinen Unterschied. AVer wir kennen seine ehrgeizige» Pläne i» Südamerika. Amerika wäre rin Fahr »ach Abschlust dieses Friedens in einer hoffnungslosen Lage ge wesen. Die verbündeten Mächte haben sofort instinktiv emp filiide». dast eine groste Bedrohung der Freiheit der Welt am Horizont ausslieg, und alle haben ohne Verzug die Herausforderung angenommen. Amerika versteht vollauf, warum wir und es mit uns geimndelt haben. Das ist die Gefahr, die wir in diesen drei Jahren zu verbitten strebten, und nicht ohne Erfolg. Lassen Sic sich durch eine unglückliche Episode nicht entmutigen! Machen Sie sich die Grnndtatsache klar, dast wir den ehr geizigen Plänen Deitt'chlands Einhalt getan habe». Die Nationen der Welt sind mühsam die Leiter heranfaestiegrn, die z» nationaler Unabhängigkeit und S c l b si- ci ch t n n g führt. Frankreich »nd England haben diese» Standpunkt vor langer Zeit erreicht. Amerika kam später, danach Rumänien, Griechenland »nd Serbien. Am Ende des l». Fahrhnndcrts wurde Ftalicn eine unabhängige Ration. Und jetzt kommt eine groste Macht mit brutaler Gewalt, um die Nationen zerschmettert und blutend in die alte dunkle Kluft der Sklaverei zu stürzen. Deshalb kämpfe» wir! Gewisse Leute sagen: Fetzt ist die Gefahr vorbei: also weshalb schliefst Flir nicht Frieden? Der Kaiser spricht jetzt anders. Wir hören jetzt niemals mehr tönende Phrasen von Deutschlands Weltmacht. Er spricht letzt be scheidener über die Verteidigung des deutschen Bodens. Wer wollte in Deutschland ciiisallcn? Wollte England mit seiner jämmerlich kleinen Armee >» Deutschland cjn- salle»? Wollte Rnstland. das kein ausreichendes Balm- snstem hatte, um die eigene» «Kreuzen zu verteidigen? Hatte sich Rnstland zum Angriff vorbereitet? -Hatte Frank reich das getan, das offenbar nickst vorbereitet war, seine eigene «Kreuze zu schützen? Oder ist es Belgien? Oder wollte die serbische Armee nach Berlin marschieren? Der Kaiser must wissen, dast er nicht deshalb in den Krieg zog. dast er sich auch jetzt nicht deshalb im Kriege befindet. Will er und sein neuer Kanzler sagen, dast er sich mit deut sche»! Boden zufrieden geben würde? Beide führe» glatte Reden über de» Friede». Aber sie stottern und stammeln, wenn cs zum Worte „Wiederherstellung" kommt. Es kam noch nicht vollständig über ihre Lippen. Wir for derten sie dazu ans. Aber sie können es nicht auosprechcn. Ehe wir auf die Friedenskonferenz kommen, müssen sie lernen, zunächst jenes Mort anSzusprcchcn. Die tapferen Fungen. von denezi wir erfreulicherweise einige in dieser Versammlung sehen, heilen den Kaiser allmählich von seinem Stottern, bis er den ersten Buchstaben des FricdcnoalphabctS gelernt hat. Der erste Buchstabe ist „Wiederherstellung". Dann werden wir reden. Der Krieg ist ctwgS Grausiges. Aber er ist nicht so schrecklich wie ein schlechter Frieden. Der furchtbarste Krieg kommt zu Ende. Aber ein schlechter Frieden geht immer weiter. Er taumelt von Krieg zu Krieg. Was wollen sic? Wollen sie den Frieden, wenn sie davon reden? Tie Wahrheit ist, das, die preustischen Krtzegs- herren l!> ihre chrneizigen Pläne noch nicht aufgegeben haben und nur die Verschiebung der Verwirklichung dieser Pläne erörtern. Unter ihnen herrscht richtige Verrückt heit i!>. Glauben Sie mir. dast die Verschwörung diesmal mißlungen ist. Sic sagen ganz ehrlich, dast alles gut ge gangen wäre, wenn England nicht gewesen wäre. Das nächste Mal wollen sie sicher gehen. Es darf kein nächstes Mal gebe». Ein Mann in sehr hoher, mächtiger Stellung in Deutschland hat gesagt, dast der Frieden bald kommen, aber dast der Krieg in zehn Fahren wieder beginnen werde. Ein ausführlicher Kommentar zu diesen Ausführungen des englischen Ministerpräsidenten ist überflüssig; denn es sind immer wieder dieselben Redensarten, die Lloyd George seinen geduldigen Hörern anftisciit. Die Worte vom Kampf für die Freiheit der Völker und die Fortschritte der Zivilisation klingen besonders misttönig aus dem Munde eines Vertreters des Reiches, das von jeher die kleinen Nationen rücksichtslos seinen ehrgeizigen und gewinnsüch tigen Welthcrrschaftspläncn znm Opfer gebracht hat. Fn einem Augenblicke, da Griechenland seines Herrscherhauses beraubt und da auch »och die lebten Neutralen mit Amerikas Hilfe vergewaltigt werden sollen, tritt die Schein- Heiligkeit und Heuchelei dieser Redensarten besonders deut lich zutage. All das ist uns aber nichts Neues, auch die Anhimmelung des von England gekauften Sonnino nimmt uns nicht weiter wunder. Bemerkenswert ist aber, dast sich Lloyd George nicht scheut, das Ammenmärchen von dem preustischen Kronrat, der angeblich den Angriffskrieg gegen Serbien, Rnstland usiv. beschlossen habe, weiter zn verbrei ten. Obwohl dieses Gereicht von deutscher Seite bereits miss energischste dementiert worden ist, hat Lloyd George die Stirn, seinen Hörern dieses Gerede von neuem vvrzn- sctzen. Das zeugt von einem Tiefstand der politischen Moral, der uns fremd und unverständlich ist. Fn dieses Gebiet gehört auch der Gassenjnugcnton, in dem Llond George von unserem Kaiser zn sprechen beliebt. Gern hören wir dagegen das Eingeständnis, dast Rnstland de moralisiert und in Auslösung begriffen sei. Der Versuch, Bulgarien und die Türkei gegen Deutschland aufzustctzcn, ist nicht neu und gleich den übrigen „ollen Kamellen" nicht der Entgegnung wert. Keren Skt reiste darauf von Petersburg ab. Die vorläufige Regierung hat nach einer Beratung, die noch am selben Abend mit hervorragenden politischen Persönlichkeiten. Mitgliedern des vorläufigen Ansschulleö der Duma, der Ausschüsse des Arbeiter, und Svldatenrates. sowie des BancrnrateS staltiand. beschlossen, da» Ent- lassungSgesuch KerenSkls nicht anzniirhme». lW. T. B.j Keine Kunde konnte übcrrasck>ender kommen. Keine kann klarer zeigen, wie hoffnungslos die Dinge in Ruh. land verfahren sind: KerenSki hat seine Entlassung an. geboten! Der stärkste Man», der energischste Wille Russ lands verzweifelt an der Möglichkeit, sich durchznieveii. Begreiflich ist es. Seine frevelhafte Offensive hat nur zu furchtbarsten Blntopfern und zum deutschen Gegenlchlag geführt. Die Meldungen über die Vorgänge im Innern lese» sich wie eine Verbrccheiischrviilk. Die beschwörenden -Hilfeschreie der Eliisichtjgeren verhallen ungchört. Und jetzt haben die Kadetten, auf die sich Kercnski unter Ver- lengniing des letzten Restes seiner svzialisti-O«n-'Ver. gangenhett stützen wollte, ihm abgesagt. Run ist gM^chr verzweifelt! Ob er. nachdem die provisorische RegieruAg seine Entlassung abgelehnt hat. nun bleiben oder gehen wird, ist daneben von geringerem Belang. Wen» KerenSki nicht mehr zu hoffen weist —, wer soll dann in Rnstland noch hoffen? Die innerpvlitische Krisis in Rnstland. Freitag abend iGz Uhr begann, so meldet die Peters burger Telegr.-Agentnr. eine historische, die ganz« Rächt dauernde Besprechung. Der Bizcprästdent des Minister- rnts 'Nekrasow setzte der Versammlung den Zweck ihrer Einberufung auseinander und forderte die Vertreter der Parteien auf. sich zu änster». Der Minister de» Aus wärtige» Trrrstschcnkv und der Minister de» Innern Tseretelli betonten die Notwendigkeit einer engen Einigung aller Parteien, um das Land aus der furcht baren Krisis, in der es sich befindet, hcrau-zubringen. Um « Uhr morgens drückte der Minister de» Aeustern, in dem er die Ergebnisse der Besprechung zusammenfastte, die Zuversicht aus, das, der von allen Parteien bekundete Eifer, zn einer Verständigung zu gelungen, ein Unterpfand dafür et. dast das Wohl des Landes iverdc gefunden werden. Die Sitzung wurde darauf unterhrvchcn, um den Parteien die Möglichkeit zn geben, sich über die Art der Regelung des Konflikts zu verständigen. Rach Wiederaufnahme der Sitzung gaben die fünf bedeutenden politischen Parteien, nämlich die demokratischen Sozialisten, die revolutionären vzialisten, die radikalen Demokraten, die vereinigte Ar- bettspartei »nd die Partei der Kadetten, die Erklärung ab. dast diese Parteien bereit seien, Kerenski mit der Neu bildung der Regierung zn betraue» auf der Grundlage von zwei V e d i 11 g u n g c 11. Die erste ist die der sozia listischen Parteien, dast die neue Regierung der Regicrungs- rklärung vom 2t. Fnii treu bleibe. Die zweite ist -ie der Kadetten, dast die Regierung in ihrer Gesamtpolitik völlige Freiheit geniesten und vollständig unabhängig von dem Einsliist oder Druck der politischen Parteien sein solle. Alle Erklärungen waren von dem allgemeinen und völligen Ver trauen zu KerenSki durchdrungen, als dem einzigen Manne, der imstande sei. mit seinem Ansehen die Regierung zu lchern. Der Vizepräsident des Ministerrats Nekrasow asttc in seiner Schlussrede die Ergebnisse der Besprechung zusammen und erklärte, das, ein 'Vergleich gesunden worden ei und dast sein Inhalt alsbald zur Kenntnis KcrcnSkiS gebracht werden solle. i'W. T. B.j Der finnische Landtag. Der finnische Senat hat unter dem Vorsitze des Gcneralgoiiveriieur» mit einer Mehrheit von 18 Stimmen gegen Kl sozialistische Stimmen beschlossen, die Verlaut barung der vorläufigen Regierung über die Auflösung deä Landtages und Neuwahlen zu veröffentlichen. Dieser Bc- chlust wurde alsbald dem Landtag bckanntgegebcn. Die Sitzung wurde für zwei Stunden unterbrochen. Taiwan erklärte, ohne die Verlautbarung zu verlesen, dast die Ar beiten des Landtages bis auf neue Weisung suSpen- irrt seien. Die Abgeordneten verließe» sofort den ihnngssaal. Ei« RilcktrittSsirsuch KerenSki». Aus Petersburg meldet Reuter: KerenSki bot seine Entlassung an; doch wurde der Rücktritt von der vor läufigen Regierung abgelehnt. .sW. T. B.i Zn KcrcnskiS Niicktrittsgcsuch wird von der Peters burger Telegr.-Agentnr noch gemeldet: Der Ministerpräsident KerenSki hat seinem Stell vertreter Nekrasow folgenden Brief zngcstellt: In Anbe tracht der Unmöglichkeit, die vorläufige Regierung trotz aller von mir ergriffenen Maßregeln so neu zu bilden, wle cs der Notwendigkeit des austergcwöhnlichcii historischen Augcnbltckü entspricht, den das Land durchschreitet, kann ich die Bcrantwortnng vor dem Staate nicht mehr übernehmen Regierung, mich aller meiner Rückkehr de» Kaiser» nach Berlin. Der Kaiser traf am Sonnabend, von Cadinen kom. mend, zur Besichtigung der Marienbnrg in Marienburg ein. An die Besichtigung schlost sich eine Tafel im großen Remter an. Gegen 7 Uhr fuhr der Kaiser im Auto nach dem Bahnhof und dann mit dem Hofzuge nach Berlin. Der Kaiser ist Sonntag morgen in Berlin ringe- troffen, ebenso die Kaiserin. Beide nahmen am Bormittag am Gottesdienste im Dom teil. Der Kaiser hörte im Schloß Bellevue den 'Vortrag des Reichskanzlers und den des Ehess des ZivilkabinetiS, sowie später den Generalstabs, vortrag. iM. T. B.j Tcle-rammwcchscl zwischen dem Kaiser und dem Sultan. Der Sultan hat an den Deut s ch e n K aiser ein Telegramm gerichtet, in dem cs heißt, er erfahre mit großer Freude, daß Prinz Eitel Friedrich mit seinen tapferen Truppen zu dem durch die Wicdercrobcrnng Tarnopols io glänzend gekrönten Sieg an der Ostfront reichlich bci- getragen habe. Der Sultan erneuert seine aufrichtigen Glückwünsche zn den glänzenden Waffcntaten, die der Prinz In die ruhmreichen Annalen des -Hauses Hohcii- zollern eingcfttgt habe, und schließt mit Wünschen für da» Gedeihen und das Glück des Kaisers. — Kaiser Wil helm antwortete mit einem vom :II. Juli datierten Tele gramm, in dem er selne» Dank ausspricht für die Glück wünsche zur Einnahme von Tarnopol und für die lobenden Worte über die erfolgreiche Mitwirkung des Prinzen Eitel Friedrich, der» den Ucbcrlieseruiigen des Kaiserlichen Hauses getreu, seit Ausbruch der Feindseligkeiten nicht einen Augenblick das Schlachtfeld verlassen und das Glück gehabt habe, mit den ihm anvcrtrantcn Truppen an den er bittertsten und wichtigsten Kämpfen tcilzimehmcit. Das. Telegramm schließt mit Scgenowünschen für den Sultan »nd sein -Hans, sowie mit dem Ausdruck der -Hoffnung, dast der Allmächtige den ireiiverüiindcten Böllern die Seg nungen des Friedens wird zuteil werden lassen. — Fn einem am 2-V Fult an den Sultan gesandten Telegramm sagt Kaiser Wilhelm, es bereite ihm ein überaus großes 'Vergnügen, dem Sultan initzvtcile», daß es ihm vergönnt sei. an diesem Tage die vsmanischen Strcitkrüfte ans dem Lchlachtsclde zu begrüßen und scstziistellcn, daß ihre Moral ausgezeichnet und vollständig im Einklänge mit den große» Waffcntaten im Lause der blutigen Schlachten der letzte» Tage gewesen sei, die die Russen zu einem überstürzten Rückzug gezwungen hätten. Kaiser Wilhelm schlost mit dem Wunsche, der Allmächtige möge auch in Zukunft den verbündeten Armeen seinen Segen zuteil werden lassen. Fn dem A n t w v r t t e l e g r a m »1 sprach der Sultan Kaiser Wilhelm seinen lebhaften Dank ans und übermittelte ihm seinen herzlichsten Glückwunsch zn den von den tapferen Armeen des Kaisers erfochtenen neuen glanzenden Stegen, indem er hinzufügte, er rlcstie seine Gebete zn dem Allmächtigen, er möge in Bälde ihre Heldentaten durch den endgültigen Sieg krönen. tW. T. B.j Beschlüsse des Polnischen Staatsratev. Fn der letzten Sitzung des Gcschäftssiiiireiidcn Aus schusses des Provisorischen Staats rates in Warschau wurde der Staalsratohaiishalt für August angenommen. Fenier wurde der Fustizabtcilniig die Herausgabe eines Gesetzblattes übertragen. Bei der Finanzabtetlniig wurde beschlossen, eine Rechnungskammer zn organisieren, welche den Grundstock für die künftige Staatskonirvllc bilden soll. Es wurde zur Kenntnis ge» nommcn. daß von der deutschen Zlvilverwaltung ein Ent<
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