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Bautzener Nachrichten : 15.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-188208155
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- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-18820815
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-18820815
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-15
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 15.08.1882
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nehmen. Die englischen Streitkräfte, die sich Arabi Pascha gegenüber befinden, sehen einem ernsthaften Engagement ent- egen. Alltäglich finden kleine Scharmützel statt, zu denen asbcsondcre die englischen Truppen von den Beduinen ge reizt werden. Der „Superb" machte den Versuch, auf drei Kilometer Entfernung diese Beduinen zu zerstreuen, ohne daß dies jedoch gelungen wäre. Ebenso erwies sich das Feuer des „Cygnet" als unwirksam. Die Engländer haben sich haben, einen ungünstigen Einfluß ausübtcn." Über die sibirische Eisenbahn werden, der Wiener Polit. Korr." zufolge, zwischen der russischen und chine zeitig aber Unterhandlungen wegen Aufhebung der gedachten Deklaration angeknüpft, wobei ausreichende Zugeständnisse in anderen schwebenden Fragen in Aussicht gestellt worden seien. England habe darin gewilligt, daß die französische Flagge bts zum 31. Dezember d. I. auf Rajatea bleibe. Von da ab werde, wenn kein anderes Abkommen zu stände komme, der Status guo anto wieder cintreten, wie er unter der Deklaration vom Jahre 1847 bestanden habe. Aus eine Aufrage des Deputierten Molloy erwiderte Dilke, die unter dem ägyptischen Liquidativnsgcsetz getroffenen Arrangements seien internationaler Natur, England sei nicht befugt, die selben zu modifizieren. Bartlett gegenüber erklärte Dilke, die Militärkonvention mit der Türkei sei bis jetzt noch nicht zum Abschluß gelangt. — Gladstone teilte mit, daß, wie er hoffe, eine Vertagung des Hauses vom 18. d. ab bis zum 24. oder 26. Oktober werde cintreten können. Für die Reform der Geschäftsordnung werde er die Priorität beantragen. — Die Bewegung unter den Mannschaften des irischen Konstablcrcorps behufs Erzielung höherer Soldsätze hat ganz unerwartet ein Ende gefunden. Es war das Gerücht ausgesprengt worden, daß die Konstabler von fenischen Agenten beeinflußt würden, infolge dessen die Mannschaften, um sich nicht dem Vorwurfe allszusetzcu, daß sie mit den Feinvcn der Negierung konspirierten, beschlossen, die Be wegung sofort cinzustcllen. Dieser Entschluß hat gute Früchte getragen. Die Regierung hat versprochen, die den Konstablern vor kurzem bewilligte Gratifikation von 180000 Psd. Sterl, sofort zu verteilen und eine Kommission znr Prüfung ihrer Beschwerden nicderzusctzen. — fKirchcnbuße.j In der Kirchspiclükirche zu East Clevedvn ereignete sich neulich etwas heutzutage sehr seltenes. Ein Mann unterwarf sich dort nämlich vor der ganzen Gemeinde einer ihm von dem Geistlichen aufgelegten Kirchen- bußc. Der Büßende hatte ein Mädchen verführt und dieses im Stiche gelassen. In Verzweiflung hatte das Mädchen ihr Kind bei der Gcbnrt so vernachlässigt, daß cs starb, in folge dessen die Mutter desselben wegen Totschlages vor die Assisen verwiesen worden war. Von Reue ergriffen, ersuchte der Mann den Geistlichen um Vergebung seiner Sünde, die dieser ihm denn auch unter der Bedingung zu erteilen ver sprach, daß er sein Vergehen vor der ganzen Gemeinde be kenne und Abbitte leiste. Der Mann nahm diese Beding ung an, erschien Sonntags als Büßer in der Kirche, kniete vor dem Altar nieder, bekannte seine Sünde und bat die Gemeinde um Verzeihung, die ihm denn auch erteilt wurde. Als weitere Buße legte ihm der Geistliche dann noch auf, daß er sich bei den Verhandlungen vor den Assisen zu Wells neben das Mädchen aus d e Anklagebank setzen und auch vor der Jury seine Schuld bekennen sollte, was der Mann denn auch that. In Anbetracht der Umstünde fand die Jury das Mädchen nur der Verheimlichung der Geburt schuldig, wor auf es vom Richter zu einmonatlichcr Hast verurteilt wurde. Nach Ablauf der Strafe wird der Mann, dem von dem Geistlichen die volle Absolution erteilt wurde, das Mädchen heiraten. «rotzbritaunieu. London, 11. August. Die Königin hat den Offizieren und Soldaten, die bei den jüngsten Scharmützeln beteiligt waren, ihre Anerkennung und Sympathie bezeugen lassen Auch begab sie sich am 9. d. von Osborne aus mit der Prinzessin Beatrice und der Herzogin von Connaught, auf der königlichen Dacht „Alberta", nach Southampton, wo fünf große Dampfer zur Abfahrt nach Ägypten bereit lagen; sie bestieg einen derselben, die „Greece", in welchem die 4. Garde-Dragoner Platz gefunden, und nahm mit sicht licher Befriedigung die Schiffskinrichtungen in Augenschein. Dann kehrte sie an Bord der „Alberta" zurück, die jeden der Transportdampfer nacheinander ungefähr eine halbe Meile lang begleitete. Die Truppen begrüßten die Herr scherin mit begeisterten Hurrahrufen, das von den Insassen der tausend kleineren Fahrzeuge, welche die königliche Dacht umschwärmten, fortgesetzt ward. Noch lange winkte ihnen die Königin mit dem Taschentuche Abschiedsgrüße nach. Auch der Prinz und die Prinzessin von Wales, der Herzog von Cambridge und der Prinz Eduard von Sachsen-Weimar waren zugegen. Verordnung die Zahl der jüdischen Militärärzte in Rußland auf höchstens 5 pCt. beschränkt werden soll. Jetzt st das Gesetz veröffentlicht, in dessen Begründung es u. a. jeißt: „Die Beseitigung der allmählich zunehmenden hohen Zahl von Ärzten mosaischen Glaubens im Militärressort ist notwendig in Anbetracht dessen, daß sie ihre Pflichten nicht ganz gewissenhaft erfüllten und auf den mili tärischen Sanitätsdienst, wie einige Kommandeure bemerkt peinliche Lage, in welcher der größere Teil der Personen, die durch die Massenmorde und durch die Plünderung und Niederbrennung von Alexan drien litten, sich jetzt befindet, hat einen tiefen Eindruck aus mich gemacht und bildet den Gegenstand meiner ernstesten Aufmerksamkeit. Ich er achte es als eine meiner Negierung obliegende Pflicht gegen die Mensch lichkeit, die Opfer dieser Katastrophe zu beruhigen und ihre Besorgnisse für die Zukunft zu beschwichtigen, indem keine Zeit verloren wird, um denselben zu zeigen, daß solch große Mißaeschicke meiner Sorgfalt nicht entschlüpfen. Durchdrungen von dieser Idee wünsche ich, daß meine Regierung von jetzt ab ihre Bereitwilligkeit geltend mache, innerhalb fest zustellender Bedingungen und zu einer gelegenen Zeit sämtliche Opfer ohne Unterschied der 'Nationalität in einer billigen, mit den Hilfsquellen des Landes verträglichen Weise zu entschädigen. Ich ersuche Sie, diese Gefühle und Weisungen dem Ministerrate mitzuteilen, die Frage der Mittel und Wege vorbehaltend, und mich von den Maßregeln, welche Sie für nützlich erachten dürften, in Kenntnis zu setzen, damit denselben mit so wenig Verzug als möglich die erforderliche Öffentlichkeit gegeben werden dürsten." Nach einer der „K. Z." zugehenden, „ziemlich verbürgten" Nachricht wird der Vicekönig Tewfik das Kommando der in Ägypten erwarteten türkischen Truppen über- Opfer der Beschießung von Alexandrien versagt, um England nicht empfindlich zu berühren. — Bezüglich der ägyptischen Angelegenheiten — so schreibt man der „K. Z." von hier — wird seit einigen Tagen hier die Frage aufgeworfen, ob denn die verschiedenen Staaten gar nichts thun wollen, um ihre Angehörigen für die durch die Beschießung von Alexandrien erlittenen Ver luste entschädigen zu lassen. „Eine offene und fried- liche Stadt ist im tiefsten Frieden ohne vorherige Kriegserklärung durch eine fremde Panzerflotte bombardiert worden und Baulichkeiten und Wert gegenstände, die Europäern angehörten, fielen durch diesen Akt des Vandalismus derVernicht- ung anheim. Es kann doch unmöglich zugelassen werden, daß die friedlichen im Auslande lebenden Unterthanen euro päischer Staaten sich ganz nach Belieben der Engländer bei Gefahren eines Bombardements aussetzen müssen, ohne not dazu für ihre materiellen Verluste entschädigt zu werden! Es ist kaum denkbar, daß die Diplomatie der betreffenden Heimatsstaaten sich so gerechtfertigten Klagen gegenüber taub verhalten wird, und cS müßte dann sich ja sehr bald in genereller Weise feststellen lassen, wer für den Schaden auf zukommen hat. Wenn die Furcht vor eingebildeter Macht nicht wieder vor Recht geht, so müßten natürlich die Eng länder auch das bezahlen, was sie mutwillig zerstört haben, ebenso wie die Franzosen für den durch das Bombardement von Sfax angerichteten Schaden den Europäern gegenüber aufgckommen sind. Um diese Frage aber in Fluß zu bringen, müßten die Geschädigten aller Staaten ihre Interessen mit größerem Eifer und in vollständigster Einigkeit verfolgen. Einem solchen internationalen Schritte könnte zuletzt der Erfolg nicht fehlen." — Die Ereignisse in Ägypten üben bereits ihre Rück wirkung auf Algerien. Im Süden der Provinz Oran haben sich drei Marabu ts erhoben. Der an den Grenzen Marokkos lebende unabhängige Stamm der Doui-Mcnia hat gegen die Aufständischen Partei ergriffen. Die marok kanische Negierung hat dieses Vorgehen der Doui-Menia ge billigt, was die besondere Befriedigung der französischen Jour nale hervorruft, die darin ein Zeichen erblicken, daß die pan- islamitische Bewegung, welche ihre Propaganda in Tunis und Tripolis hat, noch nicht bis nach Marokko vorge drungen sei. — Wie aus Au tun gemeldet wird, war die vorgestrige erste öffentliche Versammlung des Kongresses der katholischen Arbeiter-Vereine außerordentlich zahlreich besucht. Der Bischof von Autun eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache und verlas dann ein Breve des Papstes, welches die Bestrebungen der Arbeiter-Vereine lobt und die Mit glieder zur eifrigen Thätigkeit ermuntert. Hierauf entwarf Senator Fresneau ein Bild von den Nuinen, welche durch die Zerstörung der früher bestandenen Verbände geschaffen seien, und entwickelte schließlich seine Ansichten über Gründ ung neuer Vereinigungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitern. — Einer der vertrautesten Freunde Gambettas, Pro fessor Paul Bert, welcher in dem „großen Ministerium" als Kultusminister fungierte, hat bei einem von dem Pariser Verein für Volksbibliotheken gehaltenen Feste eine erbauliche Revanche-Rede gegen Deutschland gehalten. In derselben wimmelt es natürlich von außerordentlichen Thaten franzö- in TanMH und cm anderen Orten stattgefunden haben, wvbnrch den kommerziellen und den landwirtschaftlichen Verhältnissen großer 'Nachteil zugesügl worden ist. Er hat den Befehlen des Sultans, die Befestig ungswerke bei Alexandrien einzustellen, nicht Gehorsam geleistet, durch welchen Ungehorsam deren Zerstörung, sowie das Opfer von Menschen leben herbeigeführt worden ist. Er hat die Stadt geplündert und die selbe in Brand gesteckt; er hat sich mit seinen Truppen ohne nnsem Beseht nach Kasr Dowar zurückgezogen und dort verschanzt, was die Landung englischer Truppen zur Löschung des Feuers, zur Verhinderung der Plündereicn und zur Bewachung der Stadt durch dieselben not wendig gemacht hat. Er hat außerdem das Volk abgehaltcn, zurück zukehren uiid allen Verkehr mit demselben gehindert und bat obendrein noch das Wasser abgeschnitten. Thatsächlich sind seine Insolenz und seine Verleumdungen notorisch geworden. Aus allen diesen Ursachen wird derselbe hiermit als Rebell erklärt, der sowohl nach den bürger lichen wie nach den Religionsgcsetzcn strenge Strafe verdient. Un geachtet alles dessen Hal derselbe seine Schurkereien nicht eingestellt und erzwingt von den Soldaten, welche ihm gefolgt sind, Beistand zu seinem Thun. Er hat die Summe der Ausgaben, welche von dem Staats schätze bewilligt worden waren, überschritten. (Es folgt hier eine Liste der diesbezüglichen Beschwerden.) Aus.Mitleid für Ägypten und die Ägypter und aus Besorgnis für die Übel, welche dieselben befallen mögen, wiederholen wir die Warnung an das Volk wie auch an die Armee, daß ein Jeder, der diesem Rebellen folgt und seine Rebellion unterstützt und an derselben lcilnimmt, strafbar vor Gott sein wird. Keiner wird in unseren Augen entschuldbar sein, denn wir betrachten einen Jeden ebenso als einen Rebellen, wie Ärabi selber. Er und seine Nachkommen werden aller Rangstufen, Emolumente, Pensionen und jedes Privilegiums enthoben werden, so daß das Volk Kenntnis davon erhält, daß wir der Herrscher sind, und daß cs uns nicht ungehorsam sein darf. Demnach muß ein Jeder, der an diesen Rebellen oder dessen Genossen irgend etwas bezahlt hat, das von rcchtswegen der Regierung gehört, sei es unter welchem Vorwande, den es nur giebt, allein den Schaden dessen tragen, was von ihm bezahlt wurde. Es steht ihm kein Recht zu, zu verlangen, daß er dafür kreditiert werden soll." An den Ministerpräsidenten Rag heb Pascha hat der Khcdive folgendes Schreiben gerichtet: „Herr Präsident! Die 1365 — Der Ex-Zulukömg Cetawayo machte am 9. d., be gleitet von seinen Häuptlingen, dem Premierminister Glad - stone in dessen Amtswohnung in Downing-Street seine Aufwartung und hatte eine halbstündige Unterredung mit demselben. Dem Vernehmen nach bat Cetawayo dringend um seine Wiedereinsetzung im Zululande, und erklärte, daß dies der einzige Weg sei, um den Frieden in dem Lande zu sichern. Der Premier richtete einige Fragen an den Ex könig, schwieg aber über die Absichten der Regierung voll ständig. Dem Vernehmen nach soll vor Schluß deö Par laments eine Frage im Unterhause gestellt werden, durch welche die Regierung zu einer Darlegung ihrer Absichten in betreff des ehemaligen Zululönigs veranlaßt werden dürste. — In der heutigen Sitzung des Unterhauses ant wortete Untcrstaalssekretär Dilke auf eine an ihn gerichtete Anfrage, die französische Regierung habe das Protektorat, das die französischen Behörden in Tahiti über die Insel Rajatea übernommen hätten, als eine Verletzung der Dekla ration vom Jahre 1847 involvierend, desavouiert, glcich- sischen Heldenmutes und deutscher Niederträchtigkeit. Herr Bert fordert auf, den Kindern in der Volksschule bereits systematisch das Rachegesühl gegen Deutschland cinzuimpfcn und eine dem entsprechende Jugcndlektüre zu schaffen. So dann fährt er fort: „Ja wohl, Tur kos von Weiß-nburg, Kü rassiere von Reichshofen, Seesoldaten von Bazailles, Franctireurs von Chaleaudun, päpstliche Zuaven vom Plateau von Avors, National garden von Buzenfal, Frankreich kann aus euch stolz sein, obgleich ihr besiegt worden seid; es kann euch nennen und seinen Kindern als Muster anführen. (Turkos als Muster für französische Kinder!) Ja wohl, im Angesicht der 'Niederlage, nach Saint-Privat, Borny, Cvul- miers, Bapaume, können wir die große Verwünschung des Demosthenes wiederholen. Ja, ich schwöre es, wir haben nicht gefehlt, als wir die Partei ergriffen, die zur Niederlage führte; ich schwöre cs bei allen, welche ihr Blut für das Vaterland vergossen haben, von Bouvines bis Denain, von Fontenay bis Austerlitz, die Gefallenen von Saint-Privat, Borny, Coulmiers und Bapaume find ihrer siegreichen Altvorderen würdig und mit Recht hat ihnen das Vaterland glänzende Totenfeiern bereitet. Was liegt am Tode? Sie haben ihre Pflicht gethan und sind ihrem Geschick erlegen. . . Rian muß also Sammlungen von Heldenthaten veranstalten und darin gewisse Schriftstücke aufnehmen, welche die Kinder auswendig lernen sollten. (Redner citiert als solches u. a. einen angeblichen Tagesbefehl des Prinzen Friedrich Karl, ck. <l. Sens, 1. Dezember 1870, in welchem cs heißt: „Soldaten! Ent faltet eure ganze Thätigkeit. Laßt uns marschieren, um dieses gottlose Land in Stücke zu teilen. Rian muß diese Räuberbande ausrotten! Die Welt wird nicht eher zur Ruhe kommen, als bis es kein französi sches Volk mehr giebt. Wenn man es in kleine Stücke teilt, werben sie sich unter einander zerfleischen, aber Europa wird dann auf Jahr hunderte hinaus Ruhe haben.") Ich bin überzeugt, daß wir den großen Traum der Männer von 1792, nur abgesehen von ihren brüderlichen und Humanitären Übertreibungen, erfüllen können. Selbstherrlich nach innen, furchtbar nach außen, aggressiv und doch friedlich, wie alle wirklich Tapferen, treu dem Ideale des Ruhmes, der Pflicht und der Ehre, wird unser edles Frankreich nach wie vor die Hoffnung und das Vorbild der Menschheit bleiben." Es ist überflüssig, zu sagen, daß die Kriegsbücher jener Tage von obiger Proklamation des Prinzen Friedrich Karl nichts erwähnen, die Bert nur verlesen hat, um den Haß und die Wut gegen Deutschland und die Deutschen in den Herzen seiner Hörer aufs höchste zu steigern. fischen Regierung eingehende Verhandlungen gepflogen. Die chinesische Regierung empfiehlt für die Bahn eine süd liche Richtung, der russische Minister der Kommunikationen, Possiet, scheint dagegen für eine mehr nördliche Linie ein genommen zu sein. Soviel über die Sache verlautet, neigen die übrigen Mitglieder des Ministerkomitees zu der Ansicht der chinesischen Regierung und unterstützen deren Vorschlag. Serbien. Belgrad, 11. August. (B.) Ein königlicher Ukas ver fügte die Pensionierung der Präfekten der Kreise Prokuplije und Rudnik wcger regierungsfeindlicher Haltung und die Bestellung ihrer Nachfolger, ferner die Versetzung von anderen Kreispräfekten. — Kultusminister Novakowit tritt nächstens eine In spektionsreise an, um die Schulen und Kirchen des ganzen Landes, darunter auch das Kloster Studeniza zu inspizieren, wo die Krönung stattfinden wird. Türket. Wie vulkanisch zur Zeit der Boden in Syrien ist, kann man aus einer Beyruter Korrespondenz der Augs burger „Allg. Ztg." ersehen, der wir folgendes entnehmen: Als Midhat Pascha Vali von Syrien war und das Elend der niederen muhamebamschen Volkstlaffcn sah, gründete er an allen Orten, wo eS nur imm r möglich war, muhamedamsche HiliS- und Unlerstützungs- vereine, welche den schönen Zivcck versolgten, jene Volksklaffen vor gänz licher Verarmung zu schützen. In diesen Vereinen befanden sich reiche Muhamedaner, Osfiziere der Armee, Staatsbeamte u. s. w., wodurch die selben einen großen Einfluß erlangten- Auch nach der Entfernung Midhats blieben die Vereine bestehen, nur erlitten sie allmäl lich eine wichtige Änderung. Der arabisch-nationale Gedanke wurde ins Land geschleudert und erfaßte die Bevölkerung. Es besteht nämlich in Syrien eine sehr rührige Partei, welche für den nationalen Standpunkt mit Eiser wirbt und deren Ziel es ist, sich von den Türken loSzureißen und ein großes arabisch-mubamedanisches Reich zu bilden, welches mindestens Syrien, die arabische Halbinsel und Ägypten, wenn möglich auch noch die andern muhamedanischen Staaten Norbafrikas umfassen soll. Dieser Gedanke süßte immer mehr Wurzel und ergriff vor allem die gebildetere Polteklaffe, aus welcher die erwähnten HilsSvereine bestehen. Diese ver wandelten sich nach und nach in politische Vereine. Das türkische Element wurde immer mehr daraus verdrängt, und nun sind diese Ver eine ein mächtiger Hebel der nationalen Bewegung geworden. Als nun dieselbe nationale Bewegung in Ägypten sich erhob und in Arabi Pascha ihr Centrum sand, sympatlnsierle die syrische National- parlei lebhaft mit den Arabisten. Das Organ Arabi Paschas, „El Taffes', welches in Ägypten gedruckt wird, findet in Syrien immer mehr Verbreitung und sorgt dafür, daß die Bewegung immer mehr in Fluß gerät. Die Ereignisse in Ägypten haben nun auf die syrischen Muha medaner einen großen Einfluß geübt, die Gemüter erregten sich, die Köpfe erhitzten sich, und so glaubt diese Nationalpartei den Moment sür nahe, um loSschlagen zu können. Sie wartet nur aus ein Ereignis, auf irgend einen E-solg Arabi Paschas, llm diese Partei fest zusammen- zukitten, wird von den Stützen der Bewegung aus den litigiösen Fanatis mus gerechnet una der Religionshab weidlich geschürt. Wie cs heißt, hoben auf Anregung Frankreichs sämt liche Botschafter der Pforte dringliche Vorstellungen gemacht wegen christcnfeindlicher Hetzereien in Syrien und an anderen Punkten des türkischen Reiches. Afrika. ' Der Khedive hat folgende Proklamation an das ägyptische Volk gerichtet: „Wir, dcr Khcdivc von Ägypten, gcben dcm ägyptischen Volke kund und zu wissen, daß Achmed Ärabi Pascha gehässige und dem Lande wie der Bevölkerung schädliche Handlungen begangen hat, — Handlungen, welche von den Mächten mit Entsetzen betrachtet werden und welche dieselben veranlaßt haben, das Land als ein wildes und dessen Bewohner als Barbaren anzusehen. Durch seinen Ungehorsam und seine Jntriguen hat Arabi zuerst das Blutbad und die Ermordungen in Alexandrien verursacht, sowie die Ereignisse, welche Rusilaud. " Petersburg, 11 August. Die Gesetzsammlung publiziert die für den Gehilfen des Ministers dcS Innen als Verweser der Neichspolizei erlassene Jnstrukion. Nac derselben hat dcr Gehilfe des Ministers des Innern unter der oberen Leitung des letzteren, jedoch unter persönlicher Verantwortlichkeit, alle zur Verhütung von Staatsverbrechen geeigneten Maßnahmen zu treffen und werden ihm zu diesem Zwecke das Departement dcr Staatspolizei und der Peters burger Oberpolizcimeister direkt untergeordnet, ebenso auch die Polizeibehörden anderer Städte, soweit dies für den oben angegebenen Zweck notwendig erscheint. Der Gehilfe des Ministers des Innern ist gleichzeitig Chef des Gen- darmcncorps. — Ein Privattclegramm aus Petersburg meldet dcr „Voss. Ztg." einen Vorgang, der für die Zustände im russischen Reiche charakteristisch ist. In Petersburg finden im kaiserl. Sommergartcn Konzerte statt, in denen das Publikum die Musiker allabendlich zu mehrfacher Wiederholung des Skobeleffmarsches nötigte. Am 10. d. ließ der deutsche Kapellmeister, des Zwangs müde, den Marsch nicht oft genug wiederholen. Das genügte, einen argen Skandal zu veranlassen. Das Publikum Pfiff und schrie: „Nieder mit den Deutschen!" Die Polizei befahl, die elektrischen Lampen auszulöschen. Nach tollem Schreien und Johlen verließ das Volk den Garten, und nun begann vor demselben eine heftige Schlägerei. Die Polizei nahm viele Verhaftungen vor, aber die wohlbekannten Rädelsführer ließ sie unbehelligt. Die Deutschen sind durch die Energielosigkeit der Polizei verstimmt und fürchten Gcwaltthütigkeitcn feiten des zügel losen Pöbels. — Vor einiger Zeit wurde erwähnt, daß durch eine neue
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