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Dresdner Nachrichten : 13.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990613
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-13
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.06.1899
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— Dresden bietet, abgesehen von seinen sonstigen Vorzügen, auch speziell für Gartenbau-Ausstellungen einen so günstigen Platz, wie vielleicht kaum eine andere Stadt Deutschlands. Die zahlreiche», mit ihren Geschäftsverbindungen weit über die Grenzen Europas hiuaiisreichenden und zum Theil weltberühmten Handels- giirtnereien, die herrlichen öffentlichen Anlagen, sowie der in den ausgedehnte» Villenvierteln und der mit Landhäusern reich be dachten schönen Umgebung mit Liebe gepflegte Privat-Gartcnbau haben, namentlich in den letzten Jahrzehnten, Dresden in die Reihe der ersten Äärtnerstädte gerückt. Nicht wenig zur weiteren Hebung der Dresdner Gartcnbankunst dürste die von der Garten- baugcsellschaft Feronia für das Friilnahr IM, anberaumtc Große Deutsche Gartenbau - Ausstcllnng beitragen. Die aus- gesetzten, außergewöhnlich hohen Geldpreise werden nicht weniger anziehend wirken. Im Programm sind außer zahlreichen Preis- munzcn für DetorationSgriippen insgesanimt 2200 Mk. bestimmt, darunter ein erster Preis von 1000 Mk.: für Azaleen znsannne» ea. IM Mk.: für Rosen ein erster Preis von 1000 Mk., zusammen 2600 Mk.: ebenso für Koniferen und andere Bamnschulartikel ein erster Preis von 1000 Mk. und zusammen ea. 280») Ml.: für Bindereien insgesanimt über IM» Pik., darunter ein Preis von 1000 und einer von M Mk. Allein für die ausgeietzten Geld preise, ohne die Medaillen, beträgt die Gcsaimntsummc rund 23,000 Mk- Nach alledem ist eine sehr starke Bctheilignng voraus- zuschen, sicher ist auch, daß sowohl Aussteller als auch Besucher volle Befriedigung finden werden. — Die Kreisnmodc der Diözese Görlitz I nahm einen vom cnörlitzer Genieindekirckenrath einaebrachten, an die Provinzial- Stniode zu richtenden Antrag an. dahin zu wirken, daß den Geist lichen baldmöglichst erlaubt werde, bei Fcucrbcst attu » gcn sich amtlich zu betheiligcn. Tagesgrschichte. Deutsches Neich. Bei der Ruderregatta des Berliner Regatta-Vereins aus dem Lange» Lee, die Vau einem sehr zahl reichen Publikuni besucht war und auch diesmal ein lebensvolles, farbenfrohes Bild bot, erschienen um 1> 2 Uhr aus der „Alexandra" der Kaiser in Admiralsunisorm und die Kaiserin, die eine hell gelbe Robe mit gleichfarbigem Federhut trug. Tic „Alcrandra" wurde mit brausenden Hochrufen empfangen, die Musik spielte den Preußemnarsch. Zur Begrüßung der Majestäten begaben sich die Herren vom Regatta-Ausschuß und Laudrath v. Stnbcnranch an Bord, der Präsident Bürenstcin überreichte der Kaiserin ein Bouguet. Die „Alcrandra" begleitete den „akademischen Vierer" »Wanderpreis des Kaisers), in dem von 0 Boote» der Akademische R.-B- Berlin siegte, den zweiten Achter, in dem der Leipziger Ruderklub Erster wurde, und den „Kaiicr-Vicrcr" tsilberner Pokal Kaiser Friedrichs) aus der Strecke. Die fünf startenden Boote des Kaiser-Vierers gingen zunächst geschlossen vor, und der Gewinner von 1898. N.-K. „Fnvorite-.Hammonia"-Hai»burg. hatte auch diesmal große Aussichten, bis ihn mit einem starken Endspurt der „Berliner Rnder-Klub" um '/« Sekunde schlug. Ter Sieg der Berliner wurde mit großem Jubel ausgenommen. Tie Sieger der beiden Kaiscrprcis-Rennen wurden an Bord der „Alexandra" be fohlen. wo die Kaiserin nut sreundlichen Worten selbst die Preise übergab. Der Kaiser, der icdem der Mannschaften die Hand reichte, äußerte sich sehr befriedigt über den Verlaus der Rennen und gab im klebrigen seiner Jrciide über die große neue Tribüne des Regattavcreius Ausdruck. Gr hoffe, daß der Wassersport hier immer festeren Fuß fassen möge. Gegen 0 Uhr dampfte die „Alexandra" »ach Berlin zurück, von tausendstimmigen Hurrah- rufen begleitet Der Großherzvg von Hessen ist an Vnriolvidcn erkrankt. Nach dem von der „Darmst. Ztg." veröffentlichten Bulletin nimmt die Krankheit einen normalen Verlaus. Das Allgemeinbefinden ist gegenwärtig befriedigend. Der deutsche Botschafter in St. Petersburg, Fürst Rad 0 lin, der von seinem Leiden vollständig wieder hergcstellt ist. wurde vom Kaiser empfangen. Gr gedenkt unverzüglich aus seinen Posten zu rückzukehren. Bei der Reichstags - Grsa k w a h l im 1. hannoverschen Wahlkreise erhielt von 13,818 abgegebenen Stimmen Gras Jnn- und KnWhausen ckonserv. Hospitant) 8807 Stimmen, Agena (nat.- lib.) 7301 Stimmen. Grsterer ist somit gewählt. In München fand, wie kurz gemeldet, der feierliche Schluß des Landtag S statt. Beide Kammern versammelten sich im ^oale der Abgeordnetenkammer, die sozialistischen Abgeordnete» fehlten. I» prunkhaftcr Ausfahrt, im achtspäunigcn alten Gala- Wagen, welchem drei sechsspännige Wagen mit dem Dienst Vvrans- sukren. begab sich, eskortirt von Hatschicren und einer Schwadron schwerer Reiter, der Prinzregent unter Kanonensalut um 12 klhr von der Residenz nach dem Landtagsgcbäude, wo eine Ehren- kvmpagnie ausgestellt war. Im Saale nahm der Prinzregcnt Aus stellung vor dem Thronsejscl. zu seinen Seiten sämmtuchc Köngl. Prinzen und Staatsminister. OberregicrnngSrath Krazcijen verlas die sechzig Paragraphen nmsaiiendc geschäftliche Uebersicht dcS Landtagsabschiedes. I» den allgemeinen Schlußsätzen desselben wurde mit großer Befriedigung der erfolgreichen Ergebnisse der Landtagssessioii gedacht und betont, daß „dank der günstigen Finanzlage ohne Heranziehung außerordentlicher Teclungsmitlel die naturgemäß sich steigernden ordentlichen Staatsbcdürfnisse be friedigt^ sowie eine Reihe außerordentlicher, wichtiger und unvermeid licher Staatsausgaben bestritten und außerdem erhebliche Summen zur Abschreibung gesetzlicher Anlehcnskredite verwendet werden konnten". Schließlich heißt cs im LandtagSabschiede: „Indem wir diesen Abschied ertheiicn, lst es für uns ein wohlthnenocs Gefühl, durch fortdauerndes Zurücktreten der Parteigegensätze jenen inneren Frieden gestärkt und garantirt zu sehe», welcher eine Vorbedingung für eine ersprießliche Entwickelung der Verhältnisse des Landes bildet. Unsere Bestrebungen und Wünsche gipfeln in dem Ge danken. die Wohlfahrt unseres heißgeliebten Volkes nach allen Richtungen zu fördern und in Bundestrcue znm Deutschen Reiche zu stehen." Nach der Verlesung erklärte der Prinzrcgent im Namen des Königs den Landtag für geschlossen. Ter Präsident der Kammer der Reichsräthe, Gras Lerchenfcld, brachte das dreimalige Hoch aus den Pruizregenten aus. Hieraus erfolgte die solenne Rückfahrt nach der Residenz. Hinsichtlich der diesjährige» K a ii cr ina»vvc r wird den „Berl. Neuest. Nachr." von unterrichteter Seite geschrieben: Es wird sich in der Vanpffachc um einen Vormarsch des 11. Armee korps von Karlsruhe, des 13. von Stuttgart her, beide gegen einander, Handel». Das Eingreifen des (linksrheinischen) 13- Armee korps läßt sich noch nicht übersehen. Am wichtigsten für die Ent wickelung wird das Gelände zwischen Pforzheim und Weil die Stadt sein. Nachdem für das Unterkommen des Kaiserlichen Hauptguarticrs und der Manövcrlcilmig in Pforzheim sich keine Gelegenheit geboten hat, werden beide iii Karlsruhe Standanarticr nehmen. Ter Aufenthalt r» Straßbnrg erstreckt sich mir ans zwei Tage vom -I. September ab. der Parade des 1.3. Armeekorps halber. Die Kaijermanöver selbst werden voraussichtlich vom 11. bis 15. dauern. Die Erörterung über die Thronfolge ausländischer Prinzen in deutschen Staaten dauert, angeregt durch die tief beschämenden Vorgänge in Cobnrg-Gotha, in der gcsammten Presse fort. Ter Verfasser eines in der „B-Bist!. Ztg." erschiene nen Artikels schlägt vor, die drohenden Verwickelungen und die bcstchende» Mißständc von Reichs wegen durch eine Ergänzung des Art. 78 der Reichsverfoffnng zu bcieitigen Ter in Betracht kommende erste Absatz dieses Artikels lautet: „Veränderungen der Verfassung erfolgen im Wege der Gesetzgebung. Sie gelten als abgclcbnt, wenn sie im Bundcsrathe 11 Stimmen gegen sich haben." Vvrgeschlagcn wird mm eine authentische Deklaration oder Ergänzung dieser Bestimmung folgenden Jnholtö: „Als Ver fassungsänderung gilt auch der Fall, wenn in Betreff eines Bundes staates eine Vereinigung der Krone desselben mit der eines aus wärtigeil Staates eintritt oder die elftere a» den Prinzen eines auswärtigen Staates fällt." Die „Nordd. Allg. Ztg." konstatirt, die entschiedenen deutschen Maßnahmen seien bei der Regierung und Bevölkerung Chinas von guter Wirkung gewesen. Die chinesische Regierung habe sich zu energischen Vorkehrungen in der Missionärsragc aufgcrafst. Die Anwesenheit der deutschen Detachements in Peking und Tientsin, welche letzt auch zurückgezogen seien, wirkte sördcrnd auf den Abschluß des Tientsin-Tschinkiann-Eisenbahnvertrags. Die Meldungen, die chinesische Regierung plane Feindseligkeiten gegen die Deutschen in Schantung, seien als Erfindungen erwiesen. Mit der seitens der Arbeitgeber angcdrohten allgemeinen Aussperrung beschäftigte sich eine Ba»dcpiltirten<-Versamm- luna der'Maurer in Berlin. Man beschloß, den Streik da, wo er berttls zuni Ausbruch gelangt ist, fortzufiihrcn und die Ausständigen zu unterstützen. Neue Bausperren sollen jedoch vorläufig nicht verhängt und eine Ausdehnung der partiellen Streiks verhindert werden. Im Streik befinden sich zur Zeit etwa 200 Mann auf neun Bauten Der Arbeitgeberbund soll, wie ein Berichterstatter wissen will, fest entschlossen sein, falls genannte 200 Maurer die Arbeit nicht ausnehmen, sämmtliche Maurer, mit Ausschluß der Poliere und Lehrbursche», zu entlassen. Anläßlich der in Nürnberg geplanten Protestversanimlnugen gegen die Vorlage rinn Schutz Arbeitswilliger ist den Einberusern laut „Frank. Tagespost" vom Königlichen Bezirksamt die Genehmigung znm Anschlag von Plakaten, in denen der Aus druck Zuchthausgelctz vorkam, versagt worden, da der Ausdruck als zum öffentlichen Anschlag nicht geeignet erachtet wurde Andere Plakate, in denen dann das ominöse Wort durch Punkte ersetzt war. wurden als Umgehung des Verbots erklärt, wornus der offizielle Ausdruck adovtirt wurde - In einer Versammlung in Fürth wurde der Ausdruck „unmenichliches Gesetz" von dem überwachenden Vcaintcn als unznlässig crllärl. Am 13. und 10. d. M. findet üi Petersburg die intcmationale Fahrplan ton seren; zur Berathung des Wintersahrplancs 1899, IM statt A» dieser Konferenz werden Vertreter vo» säst allen europäischen Bahnverwaltungcn und auch vo» verschiedenen Tampfichifffahrtsgcscllichasten, ferner die Internationale Schlas- wagcngciellschast thcilnchinen. Deutschland entsendet allein etwa 7.3 Vertreter der Staats- und Privatbahncn und der großen Dainpsschiffsgesellichastcii. In Berit« fand eine Vorkonferenz wegen Frühcrlcgnng des Nord-Südexpreßzugs statt: auch in Petersburg wird eine Vvrkonscren; wegen Tnrchsührnng des Nord-Sndcrpreß- zngs Berlin-Verona bis Rom abgehaiten werden Die bäuerischen Sraatsbahncn bringen außerdem wieder Anträge wegen der Ver besserung der SchncUzugsvcrbindnng zwischen München und Hai»- bürg, der Fortsetzung des Nord-Sndcrpreß bis Rom und Brindisi, sowie nach Venedig ein. Oesterreich. Ter ungarische Ministerpräsident Koloman v. Szcll und die Ressortminister werden heute noch in Wien ver weilen. um die Festsetzung eines übereinstimmenden Wortlautes der A u s g l e i ch sv 0 r l a g c zu erledigen Die Einreichung des AuSgleichscnIwurss wird in der Sitzung des Abgeordnetenhauses am nächsten Donnerstag erwartet. Frankreich, lieber die Vorgänge in Longchginps am Sonntag wird noch geincldc!. Als Lönbct den Rennvlntz betrat, ertönten ans einer anßerbalb der Uinsriedignng des Rennplatzes stehenden Gruppe von Menschen Ruse „Es lebe die Armee", „Nieder mit Zola", was zu Rempeleien Anlaß gab, bei denen einige Verhaltungen porgcnvnnne» wurde». Ans der Hinfahrt des Präsidenten ries m der Avenue Marignh ein Mann „Es lebe der König" und wurde sosort verhaftet. Der Waageranm deS Renn platzes von Longchamps war. wie in früheren Jahren, von der eleganten Wett dicht besetzt, man bemerkte dort eine große Zahl von Mitgliedern des Parlaments und der Munizipalität aller Partcirichtnngcn. Tie dem Präsidenten Loubet vom Waageranm ans dargcbrachten Ovationen waren überaus begeistert. Tic er wähnte Rempelei außerhalb des Rennplatzes war belanglos. Bei der Hin- und Rückfahrt des Präsidenten durch die Avenue des ChanipS Elaste und des Bois de Boulogne hielten die Egnipagen und MiethSsnhrwcrke a» und bildete» Spalier: die Insassen bc grüßten respektvoll den Staatsches. Als Präsident Loubet Long champs verließ, ertönten überall aus dem Rennplätze Hochrufe aus Loubet. die Republik, ans Zola und Picguart: die Menge schwenkte Hüte und Taschentücher und bereitete dem Präsidenten eine groß artige Ovation. Als die Menge des Wagens des Ministers des Aeußeren Delcasst ansichtig wurde, brach sie in die Rufe aus: „Nieder mit Rochefort!", „Es lebe Delcassü!". „Es lebe die Republik!", „Nieder mit Deroulödc!" Auch de» übrigen Ministern, besonders dem Kriegsminister Krank, wurden ähnliche Ovationen bereitet Dem Präsidenten Loubet wurde die wärmste Ovation vor der Cascade bereitet, wo die Menge die von Polizisten gebildete Sicherhcitskctte durchbrach und unter Hochrufen ans Loubet, die Republik und aus Picguart den Wogen des Präsiden ten limringtc. Ans dem Rennplatz selbst kamen nur einige persönliche Streitigkeiten vor. Drei Pottzeibcamtc. welche Gegen-Mani- fcstcinten verhaften wollten, wurden verwundet Von den vor- acnommencn Verhaftungen sind nur acht ansiecht erhallen worden Nach dem letzten Rennen leerte sich der Rennplatz langsam, aber ohne Zwischenfall. Vor dem Pavillon Armenonville hatte Jaiw s mit den Sozialisten Ausstellung genommen, welche die Earmagnole sangen: als in dem Pavillon sitzende Gäste hieraus »n! Hochrufen aus die Armee nntwortctcn, kam es zu einem lärmenden Zusammenstoß. Es wird allgemein anerkcinnl, duß durch das sofortige Ein- greisen der Polizci bei Ansammlungen ernste Zwischenfälle gm Sonntag vermieden wurden. Für den ruhigen Verlaus des Tages bilde die geringe Zahl der Verhafteten den beste» Beweis. Tie radikalen und sozialinischen Blätter geben ihrer großen Bc sricdigung bezüglich der Vorgänge Ausdruck und sind der Ansichl, daß das rcpnblilanischc Paris eine glänzende Revanche für die Vor kommnisse in Aittcuil genommen habe. Die Ausschüsse der sozia listischen Vereine und die sozialistische Kammergrnppc danken der Pariser Bevölkerung in Mnncmnschläge» sür die Ennnüthigkeit. mit der sic gestern für die Republik einqcirctcn sei Tic konser vativen und nationalistischen Organe verhöhnen den Präsidenten Loubet, der cs nur gewagt hätte, von einem ganze» Armeekorps umgebe», sich den Parisern zu zeige». lieber den Zwischenfall im Pavillon Armenonville i» Longchamps wird weiter gemeldet: Kurz nach 3 Uhr machte in dem dichlbeictzleir Etablissement einer der Gäste nüßsälligc Bcmertnngcn über den Präsidenten Loubet 'Andere Gäste nahmen sür oder Men Pattei, und cs sielen beleidigende Worte, welche bald in Thätlichleitcn ausartcte». Gläser. Karaffen. Flaschen, Tische und Stühle dienten olS Wurfgeschosse. In demselben Augenblick be gann eine große Volksmenge, die mit rvthen Rosen n» Knvpslvch Kundgebungen veranstaltete und von dem Zwischcufall unterrichtet worden war. Hochrufe aus die Republik und Schmährusc aus die Geistlichkeit auszusloßeu, und es kam vor den, Pavillon zu einem regelrechten Belagcrungsangriff. Mehrere Tausend Menschen rotteten sich zusammen und zertrümmerten die Scheiben, wahrend im Inner» des Pavillons der Kamps seinen Fortgang nahm Mehrere Personen, darunter ein Pottzeibcamter, wurden verwundet. Schließlich flüchteten die vom Schrecken ergriffenen Gäste und das Lokal wurde geschlossen. Um 0 Uhr zog em Trupp von mehreren Tausend Menschen über die Ebamps Einste zum Glaste und brachte Hochrufe auf Loubet und die Republik aus. Bald daraus Halle die Umgebung vom Glnsec ihr gewöhnliches Aussehen wieder gewonnen. Um 7 Uhr Abends wurde eine große Menschenmenge, die vor dem „Jntransigeant" eine Kundgebung veranstaltete, von der Polizei zurückgedrüngt. Es kam zu einem Zusammenstoß, bei dem mehrere Journalisten, die übel zugcrichtet waren, verhaftet und bis aus Weiteres aus der Polizeiwache behalten wurden. 'Auch vor der „Libre Parole" wurde eine Kundgebung veranstaltet: hier wurden gleichfalls mehrere Personen verhaftet. Bei de» daraus folgenden Rcnipclcicn erlitten mehrere Personen Verletzungen. Die Pvlizeipräscktiir gicbt an, daß sin Lause des Tages etwa 30 Personen verhaftet und etwa 10 Personen verwundet wurden. I» Folge einer Sitzung der vereinigten republikanischen Gruppen des Senats und der Kammer sind die Anhänger M «li >1 e 's aus der revnblikanischcn Gruppe ansgestoßen worden, so daß die Kammer in Zukunft genau in zwei Lager getrennt sein wird: die Republikaner und die Reaktionäre aller verschiedenen Schattimngen, die Mälinisten einbegriffen. Es heißt, March and habe an den Ministerpräsidenten DilPM) einen so „lcbbasten" Bries geschrieben, daß dieser nur aus Rücksicht aus Marchcmd's Verdienste die Sache als ungeschehen betrachtete und ans ein schärferes Vorgehen gegen den unvorsichtigen Schreiber verzichtete. Ginslwcilen führt Morchand nichtsdcjto weniger fort, ans »einer Reise de» verschiedenen Zeitungen an znvertrancn, wie sehr er es bedauere, daß er nicht länger in Paris habe bleiben dürfen. Dadurch wird er seine Lage gegenüber der Regierung nicht verbessern. General M ere > c r hat, in Voraussicht der gerichtlichen Ver folgung gegen ihn. seine Vcrlhcidigung dein Acltesten des Pariser AdvokatcnordenS. Anwalt Dover, anvertraut. Italien. Der König hat Erlasse unterzeichnet, durch welche Strafen für Vergehen gegen die Steuergesetzc und gegen die öffent liche Sicherheit, sowie Strafen für Desertionen aus der Handels marine erlassen werden. Auch sür Personen, welche sich der Wehr pflicht in der Armee oder der Marine entzogen haben, ist ein Amnestie-Erlaß ergangen, der die Jahresklasscn 1859 bis 1878 umfaßt. Die „Agenzia Stefani" meldet aus Aden: Türkische Küsten- wachtschrsse hatten in, Rothen Meer Barken, die unter italie st, r s ch,er Flaage segelten, beschlagnahmt. Daraufhin war das rtattemsche cschifs „Volturno" eigens von Maisauah nach Mokka gekommen. Der Gouverneur von Mokka girrung den Befehl, dem „Volturno" die Barken auszulkefern. erhielt von seiner Re» «e> Svanien. Ministerpräsident Silvela wird unverzüglich die Vorlage betr 'Abtretung der Marianen - Inseln an Deutsch land im Senate rinbringen. Die Opposition, welche der Vorlage wohlwollend gegcniibersteht, wird keine Einwendungen erheben Der neue amerikanische Gesandte Torel ist in Madrid eingetrosfen. Snalaud. Das Unterhaus hat, wie kur; gemeldet, mit 190 gegen 101 Stimmen, d. h. mit einer Mehrheit von 33 Stimmen, den Frauen Großbritanniens das Recht verliehen, zu Stadt- und Gc- meindercithen erwählt zu werden. Zur Berathung stand die Londoner Verwaltungsoorloge und die durch dieselbe geschasscnen neuen Behörden resv. Berwaltnngskvrpcr. Abg. Eourtneh hatte zu dieser Bvrlage ein Amendement clngebracht, dahingehend, daß keine Person durch Geschlecht, durch Hcirath, durch 'Aller von der Wählbarkeit zum Stadirath »Aldcrman) oder Gemeinderctth aus geschlossen werden sollte. Der Abg Bmilnois bekämpfte die Gleichberechtigung der Flau aufs Schärfste und saßtc seine Stellung nahme schließlich ni die Frage ruscimmcn: „Was verstehen z. Ä. Frauen vom Häuser- und Wegebau?" Sir Henry Fowlcr be tonte. der Frau könnten niemals die wichtigeren Stellungen, z. B. des Bürgermeisters. Magistrats, Erzbischofs, Polizeipräsidenten. Armcckoininandanlen oder icikst Parlamentsmitglievs cmgeräum» werden. 'Aber als Sladträthc und Gclneinderättie ließe er sich die Frauen gefallen. Hänsigc Heiterkeit erregte die Rede des radikalen Abgeordneten Laboiichcre „Kein Monn der Well schwärmt >0 sür die Frau, wie ich »große Heiterkeit», sic ist stets die reckte Person, vorausgesetzt, das: man sic ans den rechten Platz stell! : aber der Gcmeindcialh ist alles Andere als der rechte Platz Mögen die Milglieder oieics bohc» Hauses fest bleiben — mögen sic sich als Mann zeigen in dem Widerstand gegen diesen Bettuch, die Stütze des Keils in die öffentlichen Einrichtungen des Landes zu treiben. Ich selbst bleibe aus der alten Torh-Tvktrin stehen, daß die Frau der Engel des häuslichen Herdes sein soll. Ich protestire gegen die Forderungen Derjenigen, welche, weil es ihnen nichi geling!, Fron zu sein, nnßlnngcne Männer Werden möchten. Ich bedauere, daß Mitglieder ans dieser stinken! „reffe des Hauses sich io schwach gegenüber dein weiblichen Geschlecht zeigen, oben ich bin zufrieden, daß ans der gegenüberliegenden stonservativcn, Seile inannbaste Abgeordnete sich finden." Ter Abgeordnete Williams beeilte sich daraus, die Tories ironisch zu dreier glänzen de» Konversion eines der „überzeugtesten und hervorragendsten Radikalen" zu beglückwünschen. Laboiichcre: „Ich bitte sehr um Berzeilning, ich bi» kein Konvertit und gegen alle diese Fraucn- Emanzipirerci >chon zu einer Zeit gewesen, wo die meisten der ehrenwerthen Mitglieder der »echten Seile dieses Hauses noch gar nicht geboren waren." Und darüber schritt man zur Abstimmung Tic alten Partcisorincn zersplitterten wie Glas aus dem Felsen dieser Fraucnrcchtssrage. sür die sich ans Liberalen, Konservativen. Unionislen und Raditalen die neue Maiorität der l90 „Fraucn- kämpfcr" bildest-, die einen Merkslcin in der Geschichte der Frauen bewegung Englands darstellcii wird. In der neuen Majorität, d. h für die neue» Frauenrechtc, summten vereint Staatsministcr Balsvnr »eben dem Radikcilcn-Fülircr Sir Eampbell-Bannerman. John Morlev Asanith, der Sozialist John Bnrns u. A-, während die Minorität von dem konservativen Sir M. Hicks-Beach gefirhrk wurde und znmcist ans Unionisien bestand. .1» dieser Minorität befand sich von bekannten Radikalen nur Laboiichcre und der Trcidcs-Unionist Broadhurst. Rustland. Wie der „Pol. Eorr." aus Petersburg von zu ständiger Seite mitgetheilt wird, bat dort die Behauptung eines Berliner Blattes, daß unter der Flagge der Freiwilligen Kreuzer »lotte in der letzten Zeii rmnsche. Kriegslchisic tue Dardanellen passirt Hütten und dies ohne Einwilligung der Pforte lebhaftes Befremden erregt. Da sännntliche Schiffe derKrenzerslotte russische Städtenamcn, wie z P. „Moskwa". ..Cherson" :c. tragen, seien die Behörden in den Dardanellen stets in der Lage, sich darüber Sicherheit zu verschaffen, ob die znm Pnssiren der Meerengen an- gcmcideicn Schiffe zur Krcnzerslotte gehören oder nicht. 'Abgesehen davon, so betont die Meldung, ici gar kein ^Grund sür Rußland vorhanden, in die Bestimmung, betreffend die Schließung der Meer engen sür Kriegsschiffe aller Nationen. Bresche zu legen. Im Gegensätze zur Vergangenheit habe Rußland gegenwärtig, wo die sibirische Bnlm der Vollendung entgcgcngetu. ein positives, sehr nainhostes Interesse, die Stipulationen über die Sperre der Meer engen allseitig rcipcttir! zu »ehe», wodurch das Schwarze Meer möglichst vollkommen in den Zustand eines )Inw alansnm versetzt würde. Dirne Simulation ici auch vo» Rußland in den leisten Jahre» in keiner Weile verletzt oder mich nur umgangen worden. Asten. Die „Times" melden ans Peking: Tic britische Gcsandhchasi in Peking hat am Svnnahend bei der chinesischen Regierung die Forderung erhöhen, den Gouverneur von Kweiiichan seines Postens zu entheben. Tic 'Angelegenheit hängt mit der Eruwcdnng des Missionars Fleming in der gcnannkcn^Provinz zusammen. — 'Nach einer Meldung desselben Blattc-s aus Shanghai har der Virc-König von Nangnng ohne vorherige '.'lntündigung die R eisa u S s u h r ons der Provinz untersagt. Ter wirkliche Grund zu diesem Vorgehen »oll der Wunsch sein, den Markt im Interesse der Provinzialbehördcn zu tontrolircn. Ein Gesuch des britischen Konsuls in Shangbai. eine geringe Ouantiiät Reis an die britische Garnison in Wci-Hai wei senden zu dürfen, wurde zu nächst abgelchnt, später aber genehmigt, als der russische Konsul sür Port 'Arthur ebenfalls eine Zusendung energisch verlangte. Indien. I» den Distrikten Madura und Tinevellh sind unter der sanatnchen Shanar-Sektc ernste Unruhen aus- gebrochen : zur Wiederherstellung der Ruhe ist Militär entsandt worden. Anita. 'An der sür Sonnabend Abend cinbcmicncn Ver sammlung in Johannesburg nahmen ungefähr 3000, Urtlandcrs Theil: die Versammlung verlies in vollkommenster^Nuhc,. Ter Polizeikoinincmdont von Johannesburg war vom Staatssekretär Reitz angewiesen worden, der Versammlung polizeilichen Schutz auaedeiheii zu loste». — Kunst uud Wissenschaft. f Könrg 1. H 0 sschairspiet. Herr Hosburgichauspicler Th im ig stellte sich am Sonntag vor sehr gut besuchtem Hause in einer seiner wirksamsten Spezialitäten vor, als Meißner Ritter gutsbesitzer Schmählich in Klahp's bekanntem, liebenswürdigem Lustspiele „Rosenkranz und Güldenster»". Gon; sonderlich mit solchen und ähnlichen sächsischen Typen hat Herr Thimig den in Sachten srcmdcn Wienern immer ausnahmslos ge fallen und damit seine bevorzugte Stellung am Bnrgtheotcr sich erobert Wie olle seine Repertvir Figuren, ist auch dieser schmählich von fetter, sicherer Form, zielbewusst angelegt und einheitlich durch- gcfnhrt zum Zwecke des unsehlbare» Erfolges, im Charakter zu Kviizessioncir erweitcrl. die jeder Geichmacksrichtnng Rechnung tragen, auch den grobkörnigen Humor nicht nnsschließen. wenn cS sich darin» handelt, einen Abgang mit Effekt zn bedenken oder den Vorhang ans das Wirbamste salicn zu lassen. In Rollen, wie Schmählich, kann Herr Thimig sich ober dazu noch in seinem ureigenste» Elementt bewegen, im Fache der Dümmlinge, der geisttg brscliränltcn Menschen, die, hie und da mit einem Schuß von Mutterwitz versehen, oder in Ermangelung dessen mit drastisch wirkenden Einfällen anfworten. tnrz mir sener unsreiwilliacil Komik und jenen absonderlichen 'Aeiißerlichieiteii nnsgestattct, die schroff und kantig dem Milien der Handlnng gegenüberstehcn. Herr Thimig wußte denn auch mit diesem „Sachsen" ei» io weites und dankbares Feld zu finde», daß er, ost von rauschende»! Beifall unterbrochen, selbst in den Momenten - wenigstens für den sonn täglichen Tbcil des Publikums -- zn zünden verstand, in denen Schmählich sonst nur eine untergeordnete Rolle zn »piclen und zur Episode hembzusinken Pflegt. Schade »in. daß die»- Quintessenz vo» Beschränktheit, das volle Maß des Mangels an gesellichnsl- lichen ttnlgangSformen. die Fülle von dninindreister Ungcnirthcit, der persislirte Jargon der Bretzeljungen ansgerechnct den Sachsen charaktcrisiren sollen, »och dorn eine» Meißner 'Rittergutsbesitzer, der doch, wie man annehmen darf, zu der gebildeten Klasse beiicreo Mcnschen zn zählen hat. Sollte cs in Meißen oder nndclwärtS in Sachsen wirklich solche „Rittergutsbesitzer" geben? Und giebt cs solche wirklich — kein Kompliment sür die Meißner — so können derartige absonderliche Erscheinungen doch nimmermehr als Protothpen gelten, sondern höchstens als Karrikaturen, die im Um gänge mit der besseren Gesellschaft, gar nicht zn sprechen von den durchaus vornehme» Kreisen, in denen ein Schmählich sich zn be wegen hat. ein sack nnmöglich werden. Für die Wiener mag ein solcher „sächsischer Rittergutsbesitzer" sicher viel des Lächerlichen für sich haben, für uns Sachsen entbehrt er der Echtheit und Wahrscheinlichkeit. Gleichviel, nach der glänzenden Aufnahme zn urtheilen, hat Herr Thimig auch vorgestern einen vollen Erfolg erzielt und Manchen znm Lachen gezwungen, der sich ii» Stillen, wenn auch ohne Groll, von diesem „Landsmann" bedingungslos lossogen mußte. — Von einigen Schwächen im Mcmonrcn ab gesehen. war die Aufführung im Allgemeinen vortrefflich. Vor DVesdnev Nachrichten. Rr. 162. Leite 3. MM Ticiislag, 13. Juni 1888
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