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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.09.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030904019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903090401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903090401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-04
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.09.1903
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— UM 17. Sevtrmbrr hält der Gesamtberdand der Evan- arltkchen «rbeiteeveretne Deutschlands tn Dresden eine Aurichußsitzuna ab. bei der u. a. über die ArbeitSkainnier». den preußischen Wob»ungSaesede»twurs. kommunale Sozialpoliitk und Arbeitrriekretarlate verhandelt werden soll. - In das große Programm des Ee»tral-Theaters ttilt mit heute noch einer der besten Instrumental-Imitators, MaxMarrelli, ein. ^ , - Wegen Verdachts, das in der Nacht zum 2. September m Loschwitz ausgebrochene Schadenfeuer angelegt zu haben, wurde gestern der frühere Maurer Börner verhaftet. - Der zu Ferrol lBorneos geborene Francesco Rodrigez hat seinem scchsiährigen Nesse» Pepita de Arriola, dem i» letzter Zeit öfter genannten, sehr begabten Pianisten, der in Leipzig unter Niklschs Anleitung studiert, zwei vom Deut schen Kaiser geschenkte goldene Busennadeln in Form einer Lyra »nt IV und ausgesetzter goldener Kaiserkrone im Lüerte von 500 Mark, ferner seiner Schwester 1500 Mark Bargeld eine Busen- uadcl in Form eines F. und Ohrringe mit verschiedenen Edel steinen im Werte von 200 Mark gestohlen. Strafantrag ist gestellt. - In neuerer Zeit haben sich in den Städten Lichten st ein mid Werdau Herren zusammengetatt, um, mit den nötigen sMdwerkSzeug und Hilfskräften ausgerüstet, Höhlenforsch ungen vorzunehmen. Die Lichlcnsleiner stiegen vom dortigen Schlosse aus in die Tiefe. Sie gelangten vom Schloßhose aus iiber drei Treppen in einen ziemlich langen Ölung, von dem sich dinm eiii Nebengang abziveigle. In beiden Gänge» befanden sich i» regelmäßigen Abständen von einander Nochen. Diese ganze chilage ist. jo berichten die Herren, in rein gotischem Stile ans- gesiihrt. Sie mub eine ganz bedeutende Arbeit infolge des sehr harte» Gesteins i,,Notlicgenden"j nötig gemacht haben. S>e kann deshalb nur durch Frondienste bewerkstelligt worden sein, und wird kaum von bergbaulichen Bcrnichen herrühren, die hier zu nichts sichren konnten, wie jeder kundige bald cinsah. Ueberrcftcht hat die Höl/temorscher, daß die eine Treppe, über die sie kamen, ob wohl sie iin harten „Rolliegenden" auSge.arbcitct ist, sehr abgetreten ist, was auf eine sehr häufige Begehung deutet. Auch e'.ne Ver bindung dieser Gänge vom schlosse mit (düngen unter der Stadt wurde gesunde». Man kam da in zwei verschiedenen Richtungen a» eine vermauerte Stelle. Diese wurde beide Mal soweit ge ebnet, daß ein Mann hindurchkriechen konnte, und beide Mal suhlte» dahinter die Gänge weiter. In dem einen Falle kam man dann zunächst bis an einen Turm, der charaklerfttischerwcise mcht über die Erdoberfläche hervorragt. Die Höhe dieses Turmes betragt eliva 15 Meter und die lichte Weile t,lo Nieter. An nähernd 5 Nieter ist er in Nolliegenden gearbeitet. Dann sind große Steine unregelmäßig aufgeletzt und oben ist er flach ge wölbt Ob der Gang oben iu den grvßcnLücken seine Fortsetzung hat. oder unten, ivo sich lose aufgcjchüttcte Erdmassen vorfindcn, muß erst noch ergründet werden. Die Werdauer Forscher drangen i» einen 0—1 Nieter hohe» Stollen ein, der nächst GosperSgrün in der Nichtung aus Schönfels in den Berg hineingeht. Auch sie kamen da zunächst bis in einen stubenähnlichen, ganz glatt be arbeiteten Nanm. dessen Wandflächcn inzwischen völlig von Tropf- iieinbitdnnge» überdeckt sind und einen sehr schonen Anblick bieten. Aon hier aus geht dann ein noch nicht Weiler erforschter Schacht ui die Diese. Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine bergbau liche Anlage, die dann in den Slurmzeiten des 30jährigen Krieges in Vergessenheit geriet. Seit 1702 slebl am AuSgange der Höhle cine Mühle, und die Müller benutzten diese früher ais Keller. — Im Cri »> m it sch a ue r „Dagcbi." wird nachstehende Er- fjarung eines Arbeiters veröffentlicht: „Der größte Teil der hiesigen Text i l a rb c i tcrsch a ft iß nur gegen seinen Willen i» die Lohnbewegung eingetrctcn. Diese Arbeiter find heute noch der Ueberzeugung, daß eine Verständigung zwischen Arbeit nehmern und den einzelnen Industriellen leichter erzielt worden wäre, als unter der Leitung der Arbeiterführer. Die hiesige Deruiarbeiierschast ist bereits heule mit tiefer Unzufriedenheit er saßt. 1. well mit der geringen Streikunterstützung kein Arbeiter mb Familie bestehen kann, 2. weil die Auszahlung der Unter- ßiitznnMelder nicht, wie versvrochen, am vorigen Sonnabend staltge'nnden hat, sondern erst am Dienstag und Mittwoch, 2. bei der AiiSia.-iInng der Gelder Unregelmäßigkeiten vorgckommcn sind, indem viele Familienväter nicht die wöchentliche Unterstützung von 8 Mk. sondern nur 5 Mk,. 5,50 Mk. und 0 Nik. für sich und ihre Familie angeboten erhalten haben." - Vei kirchberg verletzte cu> Jäger aus Lentcrsbach mW Aewehen ein vierjähriges MÄichen schwer durch einen Schrol- ichiff; - Im Kreiskrankenstift zu Zwickau werden gegenwärtig au-. Westfalen stammende Bergleute des Zwickancr und des Ocls- wz-Lngauer Ncviers auf Wurmkrankhcit untersucht. Es (mimen ingesamt 75 Mann in Frage, von denen 12 nach mehr- mziger Beobachtung bereits wieder entlassen wurden sind. - Vm der Strafkammer zu Zw ick an stand am Dienstag ein Schwindler. der zahlreiche Vertonen in ganz Sachsen dadurch liandschcitzte. daß er sich ans Bestellungen für Vergrößerung von Äwlogwphie» Anzahlungen geben ließ, ohne die Be- Nkttiingen auSziisiihren. Er wurde zu 1 Jahr lO Monate» chcs.üigiits verurteilt. Im Torfteiche zu Theiima i. B. wurde am Dienstag di, im I I. Lcbensiahre flehende Linda Schneider ertränkt aus- gcsundcn. - Landgericht. Mij einem ganz gefährlichen Ein- eieche, und Hocystapler bat eS die 5. Fcrienstrgfkammer m tun. Wegen Diebstahls im Rücksalle, Betrugs »nd mehrerer ll.bcrtrctungen hat sich der 1870 in kamenz geborene, zuletzt mllungs- und wohnnngSlos gewesene angebliche Kellner Georg Mm Niebcrgall zu veraniwortc». Der Angeklagte gilt als ge- 'ährlicher Ausbrecher, hat sich i„ der Voruntersuchung beim Unter. mclnmgSrichter und Staatsanwalt äußerst renitent benommen »nd wird deshalb gefesselt vorgcsührt. Das Strafregister weist aus, dos! N nach Verbüßung einiger Gefängnisstrafen in Hamburg zweimal zu Zuchthaus in der Gcsamtdaucr von 5 Jahren ver urteilt worden ist und diese Strafen auch verbüßt hat. Darauf stand er, des Betrugs angcklagt, nochmais vor dem Hamburger Gericht und wurde am 20. April d. I. zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt »nd der Strafanstalt zu Brnnsbüilel c.ingcliefert, von wo er jedoch in verwegener Art entwich Nun wandte sich der Gauner nach Süden, durchquerte die Provinz und das Königreich Dachte», besuchte ungeniert seine Heimat und tauchte endlich am T Juni in Hilgcrsdorf i, B auf, gut ausgerüstet mit Geld und Kleidung. In der darauf folgenden Nacht stieg er in das Hentschel- l'che Gasthaus ein, stahl eine Anzahl Zigarren und Zigaretten »nd einen geringen Äcirbetpag^ und ivandlc sich dann nach Scdnitz, uw zunächst im Gaslhause ,,^-tadt Wien" Einkehr zu hatte». Ein nächtlicher Diebcsslreiszug brachte ihm cine Taschenuhr eines HanS- bedlensletcn in die Hände. Als „Forslasiistenl Hille aus Schandau" nahi» N. am 17. Juni im Kadcnschcn Gasthanse in HintcrhcrmS- dors O.uarticr, aß und trank nach Gcschinack und verschwand am midcre» Tage unter Hinterlassung einer bcdenlendcn Zcchschiild und e»ies Bündels jedenfalls gestohlener Wäsche. Um sein Mickgelasscnes Eigentum zu holen, stieg der Angeklagte in der 'tilgenden Nacht in das Kadcnsche Gasthaus ein. erbrach einen Aüsettkasten und holte daraus einen geringes Geldbetrag und mehrere Briefmarken. An demselben Tage unternahm Niebcrgall cine» Ausflug nach Dittersbach i. B., kehrte in dem dortigen Hcgerhanse ein und stahl einem dort anwesenden Predigtaints- kmdidntcn, weil dieser angeblich zu sehr renommierte, die Taschen uhr Nun qings nach Dresden, wo N. mit 4 Pfg. in der Tasche om 20 Juni änlanatc. Trotzdem lick er sich nicht abhaltcn, in criien Hotels cinzukchrcn. Als „Forstossistenl v. Borsdvrs". „Forst- bcstiisener Gcrlach ans Schandau", „Studierender der Forst- wiiscnschastcn v. Hille" führte er fick in den einzelnen Hotels ein, bcitellte Mahlzeiten nicht unter 5, Wein nicht unter 8 Mk. und Agarren nicht unter 50 Psg. mit der oberflächlich hingcworicncn Bemerkung: „Papa kommt nach, wird zahlen!" Einer der Wirte wurde dock, ausstützig und schickte dem noblen Gaste die Rech- ming, worauf der Gauner von einem Fenster seines im ersten üslock „elegenen Zimmers aus die Flucht ergriff, sofort aber in dem »ochsten Hotel Wohnung nahm und wieder eine Zechschuld von Mk machte Ehe er aber weiteren Schoden anrichtcn konnte, 'rivlete seine Verhaftung. Einen merkwürdigen, aber nicht glaub lichen Eindruck macht eS in der Verhandlung vor der 5 Ferien- 'trnfkammer, als N. behauptet, ln der letzten Zeit seine sächsische Mnttersvrache völlig, verlernt zu haben und nur noch „platt- "Mich" sprechen zu rönnen. In den hiesigen Hotels hat er sich »sch vor 6 Wochen als sprachgewandter e-achse gezeigt. Das Bericht verurteilt den Angeklagten zu 6 Jahren Zuchthaus. 1050 Mark Geldstrafe. 10 Jahren Ehrverlust und Zuläisigkeit der Polizei.Aufsicht. Das Urteil macht auf den Angeklagte» keinen sonderlichen Eindruck: er erklärt jedoch beim Verlassen des Ge- richtssaales mit finsterer Miene, daß er im Gefängnis Selbstmord verüben werde. — Die mehrfach vorbestrafte Handarbeilerin Hedwig Marie Mediger ans Niedergorbitz wiro augeklagt. im Juli dieses Jahres einem hiesigen Wagenverleiher um 1,50 Mk. Leih- gebühr und eine Bekannte um ltO Mk. Darlehen betrogen zu babcn. Die Angeklagte wird voll überführt und zu 10 Monate» Gefängnis und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt. — Wegen Gefährdung des SlrcißcnbabnbclriebcS, Uebcrtretuny der Vcrkehrsordnung und Beamlenbeleidigunp wird dem Arbeiter, vormaligen Geichirrsührer Adolf Karl Lehmann cine Geldstrafe von 78 Mark oder 15 Tage Gefängnis und l Tag Hast anferleat. — Mehrfache, zum Teil schwere Vorstrafe» hat der aus Markneukirchc» gebürtige Kutscher Ernst Aiinust Reichel bereits erlitten. Er unterschlug im Früh- jahr d. I. seinem Herrn 50 Mk. Knndengelder und stahl der eigenen Mutter mehrere Kleidungsstücke und eine Taschenuhr. Der Angeklagte hat seine Straftaten mit 1 Jahr 2 Monaten Ge fängnis und 2 Jahren Ehrverlust zu büßen. veulsche 51ää1eau§§1e1lung?u Dreien — Täglich von H bl- 7 Uhr geöffnet ——— TaZeSgeschichtc. Deutsches Reich. Km; vor lO Uhr begann gestern in Erstick die Parade des t I. Armeekorps niilcr General v. Wittich. An derselben naliinen teil der Kaiser, die Kaiserin, König Gco^g von Sachse», der Herzog von Avila, der Großherzog von Sachsen-Weimar, der Herzog vvn Evbnrg »nd Gollia, Herzog Karl Theodor in Payer» und der Eibpiinz zu Hvhciiivhe Laiigen- burg. Das Weiler war schön und heiß. Das Publikum brachte den Majestäten »nd den Fürstlichkeiten lebhafte Ovationen dar. Der Kaiser setzte sich a» der .Haltestelle an die Spitze der Fahnenkvinpagnie, siibcke die Fahnen vor die Front des Armee kvrpS »nd übergab sie tbrc» Truppenteilen mir einer kurzen An- rprache. Der Käfter ritt daraus mit den Fü>slticdkeite>i die Fronten ab. Die Kaiserin folgte zu Wagen. Beim Vorbeimarsch suhlten der Großherzog von Sachse», der Herzog von Koburg- Gotha und Herzog Karl Theodor ihre Regimenter vor. 'Nach dein zweiten Vorbei,nackch machte die Kaiserin eine Rnndsahrt längs der Reibe» der Kriegeivercine »nd der Ziischanertribniie. nbciall durch lebhafte Zmnse begrüßt. Auch der Kaiser ritt, nachdem er eine kurze Kritik abgehalle» hakte, die Front der Krieger- und Mitltärvereine ab, die begeisterte Hochrufe ansbracbtc». Dann begaben sich die Herrschaften »ach dem Ka>se,vavilloii an der Haltestelle zurück, von wo sie nm 12'/- Uhr die Reise nach Merse burg auiraten. Unter der Ucberichri't „Wir lausen niemandem nach" lesen wir in der „Tgl. Ndsch.": Blsmnrck. aus dessen Zeug nis etwas zu halten ist, hat dieses Wort geprägt. Derselbe Bis marck aber spricht in seinen „Gedanken und Erinnerungen" davon, daß die oielbeklcigte Schwäche, die der Deutsche für alles Aus ländische -hat, auch an Höfen grcftsicrte. Er erzählt, daß >n den Zeiten der dcuftchen Kleinstaaterei einem Meirichen der Zutritt bei Hose oft nur deshalb sehr leicht gemacht wurde, weit er „sehr weit her" ist. — Der Kreislauf der Dinge hat uns offenbar an einen Punkt gebracht, wo dies alles keine historische Erinnerung mehr ist, sondern wieder lebendige Wirklichkeit, Der Name Vandcrbilt genügt, um das darzutun. Ein neues Geichichtchcii zu diesem Thema -wirdJetzt in der „New-Porker LtaatSzcstuny" afto erzählt: „Herr L. H. Wiemarrn. der »ach der» Sängencst in Baltimore eine Erholungsreise i» Begleitung des Fcstdirigeute» Melamet nach dem alten Paterlande airtrat, ist yente geiund und wohl znriickgekehrtt ebenso Herr Melamet. Selbstverständlich haben die beiden Herren sehr viel über ihre schöne Reise z» er- zählen, doch wollen beide nicht io recht mit der Svracbe heraus, was eigentlich aus der Absicht wurde, dem Deutschen Kaiser für das Interesse, welches er an de» Festen des „Nordöstlichen Sängerbundes" nimmt, ihren persönlichen Dank zu »verbringen. Herr Wieinan» sagte, d.aß er gute Gründe gehabt habe, von Ber lin wegzubleiben, obi'chon das Reiseziel des Dirigenten Melamet Berlin mar. Wnbl häbe der preußische Finanzminislcr Herr von Rbestibabe» ihn ichristlich zu einem Besuch nach Berlin cingeladen und ihm dabei nahe gelegt, daß es ihm ein Vergnügen bereiten würde, dem Kaiser über das Sängersest in Baltimore zu berichten und eventuell den Feistester dem Kaiser vorzustellcu. aber trotz dem Herr Wieman» die größte Bewunderung und Hochachtung für den Deutschen Kaiser hege und er cs sich als die höchste Ehre angcrechnct haben würde, dem Käfter vorgcstcllt zu werde», sei er andererseits vor einem Besuch in Berlin zurückaescheut, da sich leicht Leute gefunden hätten, die den Bestich mißdeutet haben würde», gerade wie dieses geschah, als seinerzeit Herr T. R. Sauger, der Festlcitcr des Brooklyner Sciiigerfcstes. ans deni Temvelhvscr Felde dem Käfter vorgestclll wurde." Tie Geschichte ist etwas dunkel. Es ist schwer zv errate», was Herr L. H. Wic- niann von seinem Besuch in Berlin etwa für internationale Ver wicklungen fürchtest klar ersichtlich ober ist. daß, wenn alles Er zählte wahr ist. Herr von Rhe»>l>cit>cn mit seiner Einladung zum Deutschen Käfter sich einen Koftb geholt hat. Sicher war die Absicht gut: aber »ach so viel bösen Erfahrungen sollte man doch i» derlei Dingen sehr, sehr vorsichtig sein, zninat ja erst die Vcindcrbiltgeiclnchtc gezeigt hat, daß diele Bemühungen im Aus land gar nicht den gewinnenden Eindruck machen, den man sich in Berlin davon verspricht. Zumal den Amerikaner» gegenüber, die der Himmel mit einem so anögebildete» Selbstvertrauen gesegnet hat, sollte man cs halten, wie Tobias Knopp bei jenem Freund: „Aeußerst höflich, aber kühl." lieber Huldigungs-Telegramme und die ans ihnen angegebcnc Teilnelnncrzahl stellt die „Deutsche Volkswirtschaftliche Korreipondcnz" eine kleine Berechnung an. Bei den vereinigten Kricqervcrkünde» batte man von l'/zMillionen Krieger ge'proche» : die Turner und Sänger nahmen je 200 000 für sich in Anspruch, und wem, man die zahlreichen anderen Bcruse berücksichtigt, die sich an diese» Depesche» beteilige», so kommt man z» einer respek tablen Anzahl von Millionen angeblich absolut königStreuer Bürger. Dazu schreibt nun die Korrestwiiden:: „Etwas anders stellt sich die Sache dar. wenn inan die Zahl der im Juni ab gegebenen ReichstngSwahlstimmc» ansicht Da bleiben von den abgegebene» 0>/z Millionen dann nickt so sehr viel übrig, die aus einem ähnlichen Telegrannnboden flehen. Die Sozialdemokraten sind es elnnial gewiß nicht, Pole», Welfen, Dänen »nd Elsässer im allgeniciiicn fast ebenso wenig, »nd a»ch die große Zcstfl der ZentinmSwäbler wird »nr mit ganz erheblichem Volbebcstt der gewöhnlichen Fassung dieser Telegramme znstimmen. besonders, wen» man die Auflassung berücksichtigt, die die oberste Stelle im Reiche von solche» ihr gewoidenen Zusicherungen notwendigerweise haben muß. Zieht man von de» gesamten O'/ü Millionen die in wirklich nationalem Sinne tatsächlich unsichere» Stimmen ab, io bleiben kan», 4 Millionen - die sogenannten Wilden sind teilweise auch zweifelhafte Kantonisten — übrig, und das steht in gar keinem Vergleich -» den erwähnten Ergebciiheitskiindgebniigen, auch wenn man in Rücksicht zieht, daß »aturgemäß derselbe Wähler bei derartigen Anlässen nicht imitier nur einmal zu Worte kommt. ES wäre deshalb ichr »üblich. wenn die leitenden Per sonen als Vorsitzende und Veranstalter solcher Veriammlniigen sich auch cllvaS darüber klar werde», ob sic mit wirklicher Begründung derartige Telegramme alüchickcn können Tenn wenn sic nicht ciirigcnnaße» daiist clnziistehcir in der Lage sind, daß bei Be tätigung des wichtigste» Bürgerrechts die Leute, für dle sie tcle- gravhikrc», sich wirklich auch entsprechend verhalten, so würde das besser nnterbleiben. Abgesehen von dem Schein der Heuchelei, der darin liegen kann, ist es auch durchaus nicht angebracht, daß die oberste maßgebende Stelle dadurch möglicherweise zu einer falschen Austastung über die taftächliche Gesinnung eines großen Teiles der Bevölkerung koinnren könirlc." Ucber die Ergebnisse der in Berlin abgchaltencn Vor konferenz für Funkentclcaraphie, an welcher Oestcr- rcich-Ungarn, Englands Spanien, Italien, Rußland, Frankreich und die Vereinigten Staaten von Nordamerika beteiligt waren, werden jetzt in der „Köln. Ztg." nähere Mitteilungen gemacht. Danach hat sich bei den in eingehender Wciie vovgenommcnen Besprechungen herausgcstcllt. daß ocr Notwendigkeit der inter nattonalen Regelung der Funkentelegraphic von allen Seiten vollste Würdigung cntgegengebracht wurde Die Mehrheit der aus der Vorkonferenz vertretenen Mächte hat sich dahin geeinigt, als Grundlage für die Regelung folgende fleitsähe anzunehmen: Tie küsteustationcn sollen gehalten sein, im Verkehr »nt Schiffen auf See alle Telegramme ohne Unterschied des Systems onzn- nehmen und zu besörveru. Um de» Schiffen den Verkehr mit Stationen nach Möglichkeit zu erleichtern, solle» alle technischen Aiftklärungen veröffentlicht werden. Den Stationen ioll zur Pflicht gemacht w rden, alle aus Schistsunsälle und Hilssgejuä>e der Schifte bezügliche» Telegramme mit Vorrang zu befördern Des weiteren wird bestimmt, daß die in Betracht kommenden Staate» Besorderungstaxe» ausslcllen sollen, die sich einmal aus der jetzt schon feststehenden Taxe stir die zu benutzenden Drolst- leitungen und einer spezielle» Taxe zusaminensetzen sollen, die für die Ucberiniltliing durch die Funkenappciiale erhoben wird und die so bemessen sei» soll, daß sie den, Dienste der Flinken- telegraphie eine angemessene Vergütung gewährt. Ueberall soll die Wortiaxe eingcstihrt tverden. Für diejenigen Telegramme, die an einer Landstation ausgeacbcn werden, ist die Taxe an dicie zu bezahlen, »nd zwar unterliegt ihre Höhe der Genchmigiing der betreffenden Territorialinacht. Die Gebühren für Telegramme, die an Bord des Schijics ansacgeben werden, sind an die Schistsstation zu zahlen, deren Taxe von derjenigen Nativ» ge- nehmigt werde» muß, deren Flagge daS betreffende Schiff trägst In anderen Bestimmungen wird vorgesehen, daß der Dienst der Fiiiikentelegrnvhic so geregelt werde» soll, dast die einzelnen Stationen sich nnicr einander möglichst wenig stören. — Gegen diese grundlegenden Bestimmungen machte Amerika mir formale Bedenke» gellend, während England und Italien, die mit der Marconi-Geselljchcftt bereits bindende Verträge mit monopolisti schem Ebarakstr abgeschlossen bezw. zugelasscn haben, sich in der Hauvstache ablehnend verhielten. Trotzdem hofft man, daß die endgültige Konferenz schon im nächsten Jahre werde znsainmen- Ircien, und einen Ausweg aus den vorhandenen Schwierigkeiten werde finden können. Tic liberale Grundlehre vom freien Sviel der Kräfte muß jetzt selbst der Liberalismus preisgebeu: heute bekennt sogar die inanchcsterstche „Nat.-Ztg.": «Die liberalen Parteien versäumten größtenteils, dem sozialen Gedanken ihren schuldigen Tribut zu zahlen. Das Tchlagwort vom „freien Spiel der Kräfte" wurde zu äußerlich ausgesaßl: cs wurde vergesse,', daß bei der außerordentlich verschiedenen Gestaltung der äußeren Lehensbedingungcn, der so ungleichen Verteilung der materiellen Hilfsmittel, das freie Spiel der Kräfte im Kamps ums Dasein keineswegs immec znm Einporslcigen des von Natur Tüchtig slen führe» mußte, londern den zufälligen Sieg des künstlich B. vorzugten mindestens cbensn oft. wenn nicht gar in der Regel, zur Fotge haben kvnntc. Tie Bclvegnngsstciheit des Indio:- oniims, ine der Liberalismus erstrebte, war in Wahrheit durch aus nicht ciniach durch schemalischc Gleichheit vor dem Geiep, zu erreichen: eS musste cur sozialer Ausgleich hinzukommen, cine Unterstützung derjenigen Kräfte die durch das Fehlen materielle. Mittel, durch ihre wirtschaftlich unsichere und abhängige Lag- bei dem freien Spiel der Kräfte im Nachteil und bei aller recbst lichen Gleichheit doch nicht im Besitze der vollen Bewegungsstei- heit waren. Die wahre Gerechtigkeit erforderte noch etwas mehr als lediglich äußere Rechtsgleichheit." — Hierzu bemerkt der „Reichst».": „Es ist zwar erfreulich, daß man auf liberaler Seite anfängt, cin.znschen, daß die alte, so lange hartnäckig verteidigte Theorie vom freien Sviel der Kräfte, welche der ganzen liberale» Gesetzgebung zu Grunde liegt, auf einem großen Irrtum beruht und verderblich wirken muß. Seit mehr als 20 Jahren bat sich die Gesetzgebung damit beschäftigt, diese Gesetze von diesen falschen Theorien zu befreie» — aber noch immer herrschen sie in voller Unbcschränkthcit auf dein Gebiele des Gewerbebetriebes, indem sie denselben dem Handelskapital überantworten und den mittleren Gewerbcstand ruinieren, wie andererseits aus dem Gebiete des Wahlrechts diese falsche Theorie des freien Spiels der Kräfte den Staat den wzialrevolutionären und »Ilramoutanen Massen über liefert. Möchte nur auch die „Nai.-Ztg" einmal zur Erkenntnis kommen, daß diese saliche Theorie ein Ausfluß der naturalistischen Weltanschauung ist, die nur mechanische 'Naturgesetze, aber, keine sittlichen siir Llaat und Geiellichait aclten läßt." Der Oberpostsckrctär R. Wagner von Hanau, gegen den bekanntlich wegen Betätigung sozialdemokratischer Gesinnung vor einiger Zeit das DiSziptinarversahren eingeleitet wurde, ist, laut „Hanauer Ztg.", vor kurzem in die Redaktion der sozial, demokratischen „Leipziger Volkszeitung" eingeircten. Die Stadt Wimpfen begeht die Feier der lOOsährraen Zugehörigkeit zum Großbcrzogtnm Hessen. Die Stadt ist festlich geschmückt. Auch der Grösst,erzog ist zur Feier eiiigetroffen. Er besuchte das aus dieieni Anlaß veranstaltete Festspiel .Im Wechsel der Zeiten" Vvn Keiner und Weilbrecht. Bessere Zeiten sind nach der „Dcutsch-Südwest- asri kanisch cn Zeitung" jetzt siir das Schutzgebiet em- gclrcten. Große Freude herrscht dort darüber, daß von, 30. August an jeden Monat zioei Dampfer dahin abgchcn sollen. Weiter heißt es: Die wirtschaftlichen Verbindungen, die Vvr ellva Jahres frist zuerst mil der Kapkolviiic angekiiüpst wurden, spinnen sich weiter fort und erviincn die Aussicht, das; iu der kapkolonie und dem übrigen Südafrika ein bleibende', und höchst aufnahmesähiger Markt für das Schutzgebiet sich erschließe. In Swakopmund ist ii» Juli aus Kapstadt der Bevollmächiiatc einer Gesellschaft cin- gclroffc». die regelmäßig ichr erhebliche Mengen von Schlachtvieh beziehen will. Dann lassen kapitalkräftige und erfahrene Farmer a»S Südafrika, die wegen des Krieges in Südwcstcftrika Zuflucht gesucht hatten, ihre Familien Nachkommen und beweisen damit durch die Tat, was sic schon srühcr oft versicherten, daß sic zu der landwirlschcistlichen Entwicklung des Landes Vertrauen haben. Sic ziehen andere nach sich. Lim Schluffe wird gesagt: Alle Anzeichen sprechen dafür, daß der wirlichasttiche Tiefstand erreicht fft und eine Answärtsbcwegung einsetzt. Von der kupserfundstcllc Oljozonsan unweit von Okahandya sind Ende Marz znm ersten Male zehn Tonnen Erz nach Hamburg abgejandt worden, für welche die Eisenbahn einen niederen Tarif bewilligte. Man hofft, daß dieser Tarif für die Erzsendnnge» allgemein cingeführl wird, denn mir damit wird die Fundstelle abbansähig gemacht. Große Klage wird darüber erhoben, daß der Eisenbahnverkehr bedeutend gegen früher eingeschränkt norden ist. Die Perionenzüge sind aus die Hälfte herabgesetzt unb Güterzüge sollen nur nach Bedarf ob gelassen werde», fa daß damit der regelmäßige Verkehr ganz gns- gebört hat. Durch die große Dürre sind die .Hottentotten gänz- slch verarmt, man macht sich deshalb daraus gefaßt, daß bald das Stellten in großem Uiiftaiige beginnen wird. Immer größere Hoffnungen werden ii» Schutzgebiete ans die Hebung des Berg baues gesetzt. Doch wird daraus hingestrebt, die Tätigkeit der Bergbehörde z» erhöhen und eine neue Ordnung des Bergwesens z» erlangen. Im staatlichen Bcrgbangebicte nt nur auf einem beschränkten Bezirke die Sci'ürffreiheit eröffnet, die Bergvcrord- nung wird als durchaus unzulänglich bezeichnet. Oesterreich. Das in Oesterreich beschlossene, in Ungarn aber nicht zu stände geknmmene Gesetz über die Erhöhung des R e kr u t c n k o n t i n g e n t s hat bekanntlich das Kontingent niedr bloß für die Linie von >03 100 Mann ans 125000 Mann, sondern auch das Koiitingeul für die Landwehr von .10 000 Man» ans 11500 Mann erhöbt. Das LandeSverteidigilttgsiiiiiiisterniin ist »Uli der Ansicht, daß die sogenannte chiarischc Klausel, welche die Einstellung ocr Rekruten in Oesterreich von der Einstellung des betreffenden RekrntenkvntingentS in Ungarn abhängig macht, sich nur aiff die Linie, nicht aber auf die Landwchr beziehe, und bat demnach die Heranziehung aller zur Landwchr Asjeiitiertc». afto iänitlichcr 11500 Mann des erhöhten Kontingents z»m Priften .- dienstc mit 5. Dklober verfügt. Es ist nun allerdings richtig, so bemerkt die „N. Fr. Pr." bierzn. daß das Geietz an der betreffen den Steile nur von der Einreihung der Rekruten für das Heer und die Kriegsmarine spricht und die Landwchr nicht erwähnt: aber cs ist sicherlich daraus nicht z» schließen, daß damit eine iiu- gleichc Behandlung der zur Landwehr Assentierte» in Oesterreich und in Ungarn beabsichtigt war In Ungarn ist aber die Erhöhung des Kontingents auch für die .Hvnved nicht zu stände gekommen, und nachdem schon die Ziirückbehaliung der im dritten Jahre dienenden Oesterreicher lediglich ans Gründen der ungarischen Gesetzgebung eine übergus schwer zu ertragende Unbilligkeit ist, würde die Einbernfiiiig der zur Landwehr Assentierten in Oester reich, und zwar in der erhöhten Anzahl, während in Ungarn über haupt keine Rekruten z» den Honvcds einbcruscn werden, cine wiche Verletzung der Parität und cine w schwere Belastungsprobe llr die Geduld ver österreichischen Völker bilden, daß die bcdauer- ickstcn Folgen davon besorgt werden müßten. Graf Wclicrsheimb ivürde der Armee einen ichr üblen Dienst erweisen, wenn er aus dieser Auslegung des Gesetzes bestehen sollte. Nonvegen. Nach den bisherigen Wahlmänncrwahlen gilt es als wahrscheinlich, daß dleRechtrnpartet und dle gemäßigte
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