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Dresdner Nachrichten : 24.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190308245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030824
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-24
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.08.1903
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Briefkasten. E. Tottowitz. Eppendorf t. > näLlt> Sie da- nächste inzwischen eingeaanaene Schreibe» unsres spani- lib«» Schwindler» »um Zwecke gründlicher Entlarvung des leiben Madrid, den 7 /8.1003. Mein werter Herr i Bin sehr erfreut durch den Empfang Ihres Briefes und beeile ich mich. Ihnen alles Nähere über die Angelegenheit mitzuteiien. Ich konnte mich einzig und allein nur an Sie wenden, denn ich besitze leider aar keine weiteren Verwandte» und Sie sind die einzige Perlon in Kipendorf. an welche ich mich, wie bereits gesagt, erinnern kann. Nachdem Sie diele Zeilen dnrchgelelrn und Uber meine schreckliche Lage unterrichtet sind, werden Sie begreifen, dak ich um jeden Preis gezwungen war. mich an irgend jemand zu wenden, und ohne langer zögern zu können, vertraue ich Ihnen mein Geheimnis an und rechne bestimmt aus Ihre Treue und Ülerschwiegenhelt. Um Sie endgültig von den Ursachen meiner Perurteilung zu unterrichten, übersende Ihnen anbei das Urteil des Militärgerichts, ausgestellt von dem Vorsteher des hiesigen WlitärgkfängnisseS und zugleich lege Ihnen einen Brief von de, Tiretlion des Institut» bei, wo sich meine Tochter besmdet, »nd welchen ich als Aqtwort auf mein letztes Schreiben empfangen habe Mein Geheimnis ist in kurzem folgendes: Vor einiger M bildete sich hier eine militärische Verschwörung, an welcher ich leiluabm »nd welche sich über ganz Spanien auSdehnen sollte: da ick der deutschen Sprache mächtig bin, wurde ich von drin Komitee des republikanischen Zentrum» ausgewählt und beaustragt, nach Teulichland zu reilen, um dort Waffen anznkausen. Tos be lassende Komitee verordnete und befahl »>ir, zu desertieren und die Neginientskasse mitzunehmen, welche sich unter meiner Obhut dciand und deren Summe sich auf 336000 Mk. belief. Zudem übertrug mir das Komitee noch weitere 261OOO Mk.. und mit dieser Gesamtsumme von 600000 Mk. sollte ich Waffen ankaufen, sobald ich dazu die nötigen Befehle empfangen würde. Ich reiste losort nach Chemnitz ab, wo ich die weiteren Befehle abwarten sollte, aber statt derselben empfing ich die Unglncksnachiicht, das; die Verschwörung entdeckt sei und zugleich die Bestätigung der ölefaiigeniiahme meiner sämtlichen Mitbeteiligten. Doch das Schlechteste sollte noch kommen, als ich wenige Stunden später durch ei» Telegramm benachrichtigt wurde, das; sich der Zustand meiner in dem Institut zu Malaga befindlichen Tochter, welche zur Zeit meiner Abreise bereits krank war. lehr verschlimmert habe u»d ikr Leben in Gefahr stünde. Nach Empfang dieser beiden tchrccklichen Mitteilungen wusste ich im ersten Augenblicke nicht, was ich eigentlich anfangen sollte, aber da mich die Gesahr drängte, ensichloh ich mich, und koste eS mein Lebe», meine Tochter nochmals zu sehen, zugleich mit der Absicht, selbe, wenn Gott eS wolle, mit mir nach Deutschland zurück zu bringen. Da durch meine Rückkehr nach Spanien meine Freiheit sehr in Gesahr Hand, wollte ich erst die Geldsumme, deren Besitzer ich war, in vollständige Sicherheit bringen. Aus diesem Grunde und das; im Falle meiner Gefangennahme daS Geld gut verborgen sei und es der spanische» Regierung nicht möglich wäre, dasselbe aufznsinden, wagte ich es nicht, die Summe i» einem Bankhnuse zu deponieren, sondern beschlos;, folgende Mahregcl zu ergreifen: Ich kaufte eine kleine eiserne Kassette und verschloss in dieselbe die 600 000 Mk. in deutschen Banknoten (ich hatte das Geld bereits früher niii- aewcchselt) und einen kleinen Teil in spanischem Gclde. Hieraus begab ich mich noch Eppendorf, wo ich die Kassette an einem voll ständig sicheren Orte vergrub. Um bei meiner Rückkehr die Kassette wieder leicht aussinden zu können, nahm ich einen genauen Plan von dem betreffenden Orte aus, wo ich selbe vergrub, ebenso was; ich die Entfernungen genau ab. und machte mir dazu noch die nötigen Notizen und Aufzeichnungen. Nachdem verbarg ich diesen Plan und die Aufzeichnungen sorgfältig in einem geheimen Fache ldoppelten Boden) meines Resiekoffers und, nachdem ich mich dann nochmals überzeugte, daß die Kassette gut und sicher geborgen sei, reiste ich nach Malaaa ab. Aber das Unglück verfolgte mich, und es wäre für mich besser gewesen, hätte ich nie mehr den spanischen Boden betreten, denn trotzdem ich sehr gut verkleidet war. wurde ich in Malaga erkannt, festgenommen und hierher nach Madrid transportiert, wo mich das Militärgericht zu 1t Jahre» 8 Mo naten Festungshaft verurteilte, weiche ich aus der Festung Mahon abzubüßen babe. In kurzem wird meine Ucbersührnng nach ge nannter Festung stattfinden, aber erst wollte ich mich über die Zukunft meiner geliebten, aber verlassenen Tochter vergewissern, und damit Sie über selbe wachen und zugleich das Vermögen retten, schrieb ich an Sie den ersten Brief. Ich mus; Ihnen wiederholen, daß ich mich nur einzig und allein an Sie wenden konnte. Meine Freunde haben nnch seit dem Tage meiner Ver ballung sämtlich verlassen, und von meinen Genosse», die eben- salls an der Verschwörung teilnahmen, sind die meisten Gefangene wie ich »nd die anderen sind nach dem Auslande geflüchtet und weih der Himmel, wo sich selbe befinden. Ich bitte Gott täglich, daß er Ihnen meine traurige Lage zu verstehen gebe» möge und daß Sie Mitleid mit meinem Kinde haben und unser Retter möchten sein. Glücklicherweise hatte ich vor meiner Verhaftung meinen Reisekosfrr in dem Institut meiner Tochter gelassen, ohne aber letzterer von dem Inhalte Mitteilung zu mache», und so toiinnl es. dak meiner Tochter unser Geheimnis vollkommen un bekannt ist und es muß ihr auch unbekannt bleiben bis zu dem Tage, an welchem sie sich bei Ihnen in Deutschland besuchet. Aus diele Weise können wir auch eine allcnfnllsige Indiskretion voll kommen vermeiden, denn ich bin gezwungen, alle Art von Vor sichtsmaßregeln zu ergreifen, aus dem Grunde, weil die hiesige Negierung alle möglichen Forschungen vorgenommen hatte, um ausfindig zu machen, wo ich das Geld der Regimentskasse deponiert habe, vermutend, daß ich es an irgend einem Orte in Deutschland versteckt halte; aber natürlich sämtliche Beniühnnacn und Nachspürungen waren erfolglos. Ich habe jetzt in jeder Hinsicht meine Vorkehrungen getroffen, alles vorgesehen und gut überlegt, und wenn Sie meinen genauen Vorschriften folgen wollen, so wird 8ch alles ohne irgend welche Schwierigkeiten machen. Um in unserer Angelegenheit einen tatsächlich guten »nd sicheren Erfolg zu erzielen, ist es dringend nötig, daß meine Tochter das Institut Verläßt, damit selbe mit ihrem Gepäck auch meinen Reisekoffer von der Vorsteherin verlangen und mit sich nehmen kan», ohne Verdacht wach zu rnsen und ohne daß irgend icnrand erfährt, daß meine Tochter nach Deutschland abreist. Ich kann mich nicht mehr an den Ort, wo sich die Kassette befindet, erinnern, denn als ich selbe vergrub, machte ich mir eine sehr schwierige und umfangreiche Zusammenstellung von Auszeich nungen. Plänen und Abmessungen, denn nur ans diese Weise war cs mir möglich, den betreffenden Punkt, wo sich die Kassette be findet, wirklich genau festzustellen, um bei meiner Rückkehr selbe leicht auffinden zu können. Aber wie gesagt, ich konnte diele sämtlichen Stummem und Notizen nicht im Gedächtnis behalten und sind daher die Papiere, welche sich in meinem Rcisckosser be finden, sehr dringend nötig und durchaus unentbehrlich. Ich muß für heute meinen Brief schließen, werde Ihnen aber morgen be stimmt wieder schreiben und Ihnen dann die genauen Justruk tionen übersenden über die Art und Weise, wie Sic mir das nötige Geld zur Bezahlung der Instituts- und Reisekosten zu senden haben. Ich vertraue aus Sie und mit der Versicherung meiner aufrichtigsten Dankbarkeit verbleibe Ihr ergebener P. 110. Die Uebersetzung des Urteils des Militärgerichts lautet: Herr F . . . de P . . . . Kommandant in dem spanischen Geneinlstab und spezieller Vorsteher des Militärgefängnisses von Madrid »ntcr dem Oberbefehl des Colonels desselben Stabes Herr D. . S Inhaber des großen Krcu,ordcns .Isabel du Kato ' ' K9l V . " lischen" bezeugt hiermit daß A P. gewesener Hauptniann und Zahlmeister in der Eavalleric. Sohn des Herrn Eonrad und Frau Pilai. geboren zu Malaga, verwitwet. 13 Jahre alt. sich gegenwärtig tu dem hiesigen Militärgefängnissc unter seinem Befehle befindet »nd zwar infolge des gegen ihn gefällten Urteils wegen Verschwörung. Desertion und Veruntreuung der ihm anvertrauten Regimentskasse in der Höhe von 420000 Francs, für welches Vergehen er zu 14 Jahren 8 Monaten Festungshaft verurteilt wurde und welche Straft er auf der Festung ,n Mahon abzubüßen hat DaS gegenwärtige Zeugnis wird auf Verlangen des Pardillo erteilt und durch eigenhändige Unterschrift nebst Stempel beglaubigt zu Madrid, den ... während der Brief der Instituts-Vorsteherin ans deutsch wie folgt lautet: .Geehrter Herr! In Beantwortung Ihres letzten Schreibens benachrichtige ich Sie. daß Sie Ihre Tochter Carmen, sowie deren vollständiges Gepäck jederzeit durch Ihren Diener können von hier abholen lassen, doch ist es unerläßlich, daß dieser Diener eine von Ihnen eigenhändig gezeichnete Bevollmächtigung sowie den Betrag der JnstitutSrechnung mitbringt. Unter den herzlichste» Grüßen von Ihrer Tochter verbleibe hochachtend N. N." '"Stammtisch Frutti. „A. behauptet, daß ein Reichstagsabgeordneter Stenographie beherrschen muß, wenn er einer längeren Rede folgen und sie erwidern will, während B die Ansicht vertritt, daß e» nicht unbedingt nötig ist. die Schnellschrist zu beherrschen und daß ein Redner i» den meisten Fälle» sich nur Stichwörter notiert, uni einer Rede folgen und sie erwidern zu können. Nun sei so freundlich und schlichte unseren Streit I" — Weiter fehlte nicht», als daß sich die Herren ReichStagSabgeord- ncten. sobald sie gewählt sind, schleunigst auf die Schulbank letzen müßten, um mit BiitzzugSgeschwindiakeit in die Geheimnisse der Stenographie elnzndringrn, oder daß ihre Aufstellung als Kandi daten schon von ihrer Kenntnis und Beherrschung der Schnell schrist abhängig gemacht würde. Nee. lieber Freund, so schwer wird den Herren ReichStaaSabgeordneten die Ausübung ihres Mandats nicht gemacht. Wer nicht stenographieren kann, der ver läßt sich auf sein Gedächtnis und spricht ohne Notizen, oder er macht sich Notizen, ohne z» sprechen, oder er ist, was auch mit unter Vorkommen soll, überhaupt nicht da. "* M G. <20 Pfg.j .Ist eS möglich, das; man von der Infanterie, wenn man daselbst einjährig gedient hat. zur Fener- werkeret übergehen kann, oder muß man da bei der Artillerie ge standen haben?' — Der eiste Teil Ihrer Anfrage ist nicht recht verständlich. Wenn Sie Ihr Jahr abgedient baben. gehören Sie der Reserve Ihrer Waffengattung an. eine Versetzung von Mann schaften der Reserve zu andelen Wassengattungen. namentlich zn Fachwassengattungcn, wie dem Fcnerwerkskvrvs, kann ohne durch Uebungen nnchgcwiesene Befähigung keinesfalls erfolgen. Ein gehende Belehrung hierüber werden Sie beim Vezirkskoininnndo erhalte» *" Frau N. N. <30 Psa.) Antwort: Znnächst würde für Sie zn erwägen sein, ob Sie nicht Aussicht haben, durch ander weite Erhebung einer Scheidungsklage, vielleicht ans 8 1568 des Bürgerlichen Gesetzbuchs wegen Zerrüttung des ehelichen Verhält nisses, Scheidung zu erlangen. Sollte in dieser Richtung keine Aussicht bestehen, dann würde eS sich empfehlen, wenn Sic ans Wiederherstellung der Ehe klagten. Wäre Ihr Ehemann dazu rechtskräftig verurteilt und leistete er dem Urteile ein Jahr lang gegen Ihre» Wille» keine Folge, dann könnten Sic auf Schei dung wegen böslicher Verfassung nach 8 1567 des Bürgerlichen Gesetzbuchs klagen. Während der Dauer des EhescheidungSvrozesses würden die vermögensrechtlichen Verhältnisse durch einstweilige Verfügung zn regeln sein. Sollte Ihne» dieser Weg nickt Zusagen, dann müßten Sie auf Gewährung des standesmäßigcn Unterhalts klagen. Denn nach 8 1360 des Bürgerlichen Gesetzbuchs hat der Mann der Frau nach Maßgabe seines Vermögens und seiner Er- werbSsähigkeit Unterhalt zu gewähren. Die Klage würde ins besondere auch auf 8 136l des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu stützen sei». Darnach ist, wenn Ehegatten getrennt leben, so lange einer von ihnen die Herstellung des ehelichen Lebens verweigern darf und verweigert, der Unterhalt durch Entrichtung einer Geldrente z» gewähren. Eine solche Klage bietet Aussicht ans Erfolg Denn ein monatlicher Uuterhalisbeitrag von 80 bis 90 Mk. erscheint unter de» von Ihnen dargestellten Umständen allerdings z» gering. '"Besorgte Mutter. <30 Psg.) .Seit zwei Jahre» hat meine 16jäl»ige Tochter Schmerzen in der große» »nd zweiten Zehe des linke» Fußes. Wir haben schon mehrere Aerzte z» rate gezogen: der eine sagt, es sei Schnencntzündnng. der andere Muskelwurzclcntzündung, dann ineinte ein anderer, sie habe An lage zu Plattfuß. Wir haben schon verschiedene Mittel angewandt. Ist vielleicht bei einem Ihrer werten Abonnenten ein derartiger Fall vorgekvmmen und was für Mittel hat derselbe aiiaewandt?" — Die Schmerzen mögen nun beruhen, auf was sie wollen, jeden falls versuchen Sie es einmal mit folgendem: vor allem weite, weiche Stiefel. Schuhe oder Sandalen mit niedrigen breiten Ab sätzen, kalte Fußbäder, kalte Piießnitzumichläge über Nacht und Einpinseln der Zehen mit Jodtinktur einige Tage. Damit werden Sie wahrscheinlich zum Ziele kommen. *" N. N. ..Kann ein junger Mann, welcher zu Oster» als Avantageur eingetretcn ist, nach einen, Jahr schon Leutnant sein?" — Ja. wenn er infolge seines Bildungsganges von der Ablegung der Fähnrichsvrüsnng und daher vom Besuche der Kriegsschule befreit wurde. "* M. K- Als alter Abonnent bitte ich. mir einen in Dressen oder Umgegend wohnenden Spezialarzt für Herzkrank heiten zu nennen." — Schicken Sie Ihre Adresse ein, damit die Antwort brieflich erfolgen kann. *** Erich Th. „Aber, lieber Bricfkastenonkel, mich so mißzuvcrstehen! Müssen denn die zwei aus dem Gedicht „Im Aehrenscld" gleich die liebe Gottcsfrucht mit Füßen treten? E war natürlich vorausgesetzt, daß sie sich immer hübsch auf er laubten Feldwegen halten. Heißt es ;a auch: „Und küßten sich am Raine!" Dies zu meiner Rechtfertigung! Aber ich komme noch mit einer Bitte. Ich kann nämlich aus Deinem satirischen Zusätze nicht recht klug werden. Verdonnert er das Gedicht ober läßt er noch Hoffnung? Ich bin ja nun weit entfernt, mich deshalb, weil von mir schon ein Gedicht zum Abdruck gekommen ist, für einen gottbegnadeten Sänger zu halten: aber ich möchte endlich einmal völlige Klarbeit über mein Können soder Nichtkönnenj haben und bitte Dich daher, mir — aber möglichst schonend — Aufschluß zu erteilen. Nach Deinem Ausspruche wird es sich richten, ob ich meinen Pegasus abschirre und ihm den Laufpaß gebe, oder ob ich von neuem jubelnd in die Saiten greife und Dir — mit einenl Gcburlstagsgedichtc onfwaric. Daß Du mir aber keine Glossen wieder machst, die „Dresdner Nachrichten" werden von meinem ganzen Verwandten, und Bekanntenkreise gelesen, und da na, kannst Dir's ja denken! Mo. was sagst Du zu folgendem Gedicht?: Auf einem Berge. Auf einem Berg' Hab' ich gestanden, Hmausgcschaut ins weile Land; Wie drunten sich die Ströme wanden Gleich einem schmalen Silberband! Ich sah den Wald im Blau veZchwimmen, Die grellsten Farben sich versöhnen, Der Sonne letzten Strahl verglimmen, Das Morgenrot den Himmel tönen. Ich sah bis an die fernste Scheide, Da Tag und Nacht sich reicht die Hand, Und wo in ungeheurer Weite 'Das Land vor meinem Auge schwand. Ich blickte auf die Welt da drunten, Die glänzend lag im Sonnenschein: Da Hab' ich cs so recht empfunden, Wie klein der Mensch, unendlich klein!" — Na ja, mein lieber Erich, Entschieden grausam war ich, Wollt' ich mit weise» Lehren Das Dichten Dir verwehren. Das Schlimmste ist mit Nichten, In dieser Welt das Dichten, Drum dichte froh und heiter In Goitcs Namen weiter. Und hast Du's Zeug zn Witzen In Deinen Adern sitzen, So reg' getrost die Schwingen, In Verse cs zu bringen. Denn dafür int'rcssicr ick Mir mehr noch wie für Lyrik; Auch pfleg' ich ohne Zieren, Was gut, zu honorieren. *** Alter Abonn. Sie schreiben: „Ein Reichstags- beschloß erhält bekanntlich erst dann Gesetzeskraft, wenn der BundcSrat sein Placct dazu erteilt. Eine Stellungnahme muß der Bundesrat unter allen Umständen zu einem Rcichstags- beschluß »ach meiner Ansicht nehmen, sei es im zustimmenden oder ablehnenden Sinne, und zwar noch in der Zeit, in der der betreffende Reichstag tagt: er darf also nicht warten, bis der Reichstag durch Neuwahlen eine andere Zusammensetzung ausweist. Me Aushebung des 8 2 des Jcsuilcnaesctzcs hatte der letzte Reichstag beschlossen, und doch hat sich der Bnndesrat weder im bejahenden noch im verneinenden Sinne geäußert. Wie geht das zu?" — Sie sind im Jrrtume. Der Bnndesrat hat ver fassungsmäßig keinerlei Verpflichtung, aus gesetzgeberische An regungen, die auS der Initiative des Reichstages entspringen, über haupt einzugehen. Das mag unter Umständen »icht hübsch sein, aber verfassungsmäßig ist eS *** Nichte E. P. IAO Psg s «Vor noch nicht gar zu langen Zeiten wandte man bei Rheumatismus das sogenannte schröpfen, an und zwar meistens mit Erfolg. Ich leide nun schon seit zwei Jahren an Rheumatismus, habe alle möglichen Dampf- und anderen Bäder, die mir geraten wurden, angewandt, allein Besserung habe ich nicht gesunden. Im Gegenteil, die Knie sind mehr angcschwvllen als vor den Bädern Nun möchte ich es einmal mit Schröpfen versuchen. Wie denkst Du darüber? Kannst Du mir jemand nennen, der das Schröpfen hier oder in der Umgegend noch anwendet beziehentlich ciussührt? Hilst mir das Schröpfen, so lade ich Dich zum Kalbsbraten für einen Sonntag ein und tanze abends mit Mr einen flotten Walzer." — Auf Dein Verlangen kan» und wird Dich jeder Masseur und ge- prüster Krankenwärter schröpfen. Auf ärztliche Verordnung geschieht eS aber nur noch selten und wollen nament lich jüngere Aerzte nichts mehr davon wissen — mit wie- viel oder wie wenig Recht, vermag ich nicht zu beurteilen. Früher, bis über die Mitte des vorigen Jahrhunderts hinaus, gab man viel auf das blutige Schröpfen, namentlich unter der Land- bevölkerung. Ich selbst habe noch Leute gekannt, die sich jedes Jahr zu bestimmter Zest einmal Schröpsköpsc setzen ließen. Sie behauptete» regelmäßig nach der Prozedur, daß sie sich wie neu geboren fühlte» und sind auch steinalt dabei geworden. Versuche es also imnierhili einmal mit dem Schröpfen, und wenn es Hilst, dann las; n»r Kalbsbraten und Walzer dem Manne -»kommen, der Dich schröpft — ich selbst will gern Not leiden. *** Anon » mus 100 s50 Psg.s. „Zählt nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch noch die Konkurrciizklaujel? Nnch Eintritt in mem Engagement fertigte mein Ehef einen Vertrag ans, nach welchem ich mich verpflichte» mußte, innerhalb eines Zeitraumes von 5 Jahren bei einer Konventionalstrafe von 5000 Mk. bei keiner Konkurrenzfirma einzutreten. Ta mir jetzt Stellung bei einer Koiikiirrenz angebotcn wird, bitte ich höflichst um Auskunft ob dieser Vertrag gillig ist." - Allem Anschein nach sind Sie Handlniigsgehüse, d. h. im Handelsgewerbe eines Kaufmanns zur Leistung lansmännischer Dienste gegen Entgelt angestellt. Unter dieser Voraussetzung finden die Vorschriften der 88 74, 75 des Handelsgesetzbuches auf Ihren Fall Anwendung. Danach ist eine Vereinbarung zwischen dem Prinzipal und dem Hcmdliliigsgc. hilsen, durch welche dieser für die Zeit nach der Beendigung des Dienstverhältnisses in seiner gewerblichen Tätigkeit beschränkt wird sKonkurrciizklguscll und zwar ohne Unterschied, ob sie be, Abschluß des Dienstvertrages getroffen wird oder erst später, nur insoweit verbindlich, als die Beschränkung nach Zeit, Ort »nd Gegenstand nicht die Grenzen überschreitet, durch welche eine un billige Erschwerung des Fortkommens des Handlnngsgehilsc» ausgeschlossen wird. Die Beschränkung kann nicht aus einen Zeit- raum von mehr als drei Jahren von der Beendigung des Dienst verhältnisses ein erstreckt werden. Me Vereinbarung ist nichtig, wenn der Handlungsgehilfe zur Zeit des Abschlusses minder jährig, d. h. in der Regel noch nicht 21 Jahre alt, ist. Gibt der Prinzipal durch vertragswidriges Verhalten dem Handlungs gehilfen Grund, das Menstverhältnis gemäß den Vorschriften der 88 70, 71 siveaen Vorliegen eines wichtigen Grundes) aiifzn- lösen, so kann er Ansprüche aus der Konknrrenzklansel nicht gel tend machen. Das Gleiche gilt, wenn der Prinzipal das Dienst. Verhältnis kündigt, es sei denn, daß für die Kündigung ein erheb licher Grund vorlicgt, den er nicht verschuldet hat, oder daß wäh- rend der Dauer der Beschränkung dem 'Handlungsgehilfen der zu- letzt von ihm bezogene Gehalt fortbezahlt wird. Eine unverhält nismäßig Hohe Vertragsstrafe kann nach 8 343 des Bürgerlichen Gesetzbuches durch Urteil herabgesetzt werden. Vollständig un wirksam könnte die Konkurrenzklausel, abgesehen von den im vor- stehenden angegebenen Fällen, nur dann werden, wenn nachweis lich jedes berechtigte Interesse des Prinzipals an ihr fehlte: denn dann wäre es unbillig und ein Verstoß gegen das Schikaneverbot des 8 226 des Bürgerlichen Gesetzbuches, wenn er gleichwohl Rechte daraus herleiten wollte. *** Ab. Zehren. „Bitte um Aufklärung über eine Mei nungsverschiedenheit. A. behauptet: „Wissen ist Macht", B. da gegen: es sei nicht wahr. Wer hat recht?" — Allemal Ä., wenn auch seines eigenen Wissens Macht vielleicht nicht so wert reicht, um seinem Gegner B. mit Beweisen beikommcn zu können. Das geflügelte Wort: „Wissen soder Wissenschaft! ist Macht", stammt von dcnr englischen Schriftsteller Francis Bacon und hautet englisch: „Irnorvlackfiw is poveer". Bei uns in Deutschland ist aber Wissen nicht bloß Macht, sondern auch ein Dorf im preußischen Regierungsbezirk Koblenz. *** I. Lindbaum. „Ich -bin im Besitz eines Ausstellungs- Plakates der „Alten Stadt" von 1896 und habe immer gehört, daß diese einen Kunstwert besitzen und verhältnismäßig gut k>c- zahlt würden. Ist dies der Fall?" — Ob dem Plakat ein Kunst werl beizniiicssen ist, wagesich nicht zn entscheiden, Tat'ache ist jedoch, daß es jetzt, nachdem die Auflage vergriffen ist, von Inter- essentcn bcz. Sammlern mit 3 bis 5 Mk. bezahlt wird. Wer also damals ein Paar Nickel darangchctzt und sich eine Anzahl von den Plakaten zngclcgt und — natabc-na — diese bis ichl aufgelwbcn hat, darf sich getrost als Besitzer von Wertpapieren bezeichnen. *** Max Müller, Klcinburgk. s20 Psg.s „Bitte, mir als altem Abonnenten mitzutcilcn, auf welchen Tag und »i welches Himniclszcichcn der 30. Januar 1874 und der 10. Sep tember 1873 sielen und was diese Himmelszciclien bedeuten, ,-cerncr bitte ich nm die Bedeutung der Vornamen Max und Hedwig " — Der 30. Januar 1874 war ein Freitag, der 10. September 1873 ein Mittwoch; elfterer siel in das Zeichen des Wassermanns, letzterer in das Zeichen der Jungfrau. Me Bedeutung dieser Zeichen ist: Wenn ein Mann, der im Zeichen des Wassermanns geboren ist, sich ein Weib nimmt, das im Zeichen der Jungfrau das Licht der Welt erblickt hat, so kommt er unfehlbar unter den Pantoffel und muß sich für alle Zeiten von dem ihm in seiner Junagesellenzcit lieb gewordenen Stammtisch verabschieden, denn sobald er Miene macht, dahin zurückzukehren. heißt es: „Bleib' zu Haus und trink Wasser, Mann! Max ist die Abkür zung von dem Namen Maximilian und dieser ist zusammengezogen aus Maxinnis lder Größtes und Aemilianus. Gajus Julius Aemilianns hieß ein römischer Kaiser s253 n. Chr.s. Der Name Hedwig ist altdeutschen Ursprunges und heißt zn deutsch: die Kriegerische oder die Siegerin. Es kommt also auch hier aus die Bedeutung der vorstehend erwähnten Himmelszeichen hinaus: heiratet ein Max eine Hedwig, so kommt er, und wenn er noch so groß wäre, unter den Schlitten, denn die kriegerische Hedwig bleibt immer Siegerin. *** E. K. „Wie kann man eine Glasschale vom Gasbrenner wieder blitzend bringen? Neu war cs ein wahres Farbcn- spicl. Ich babe sie schon in Zitronenwaffer eine ganze Nacht hindurch gelegt, aber leider ohne Erfolg. — Glasschalcn für Gas reinigt man am besten mit Salzsäure, indem man sie ca. zwei Stunden darin liegen läßt, dann mit kaltem Wasser abspült und mit einem Lcdcrtnch nachreibt. *** Treuer Abonnent, z. Z. Sommerfrischler in Reins berg bei Nossen. <50 Psg.s „Ist der Eigentümer eines der- pachteten Wiesen- oder Wcidefleckes, der durch einen öffentlichen Weg von dcni angrenzenden Weg — Es ist zwar im all gemeinen nicht üblich, die für den Briefkasten bestimmten Fragen bruchstückweise einzuschicken, aber wenn zedesinat 50 Psg. bei- gelegt werden, kann cs mir auch so recht sein: Also schicken Sic nur recht bald die Fortsetzung. *** Abonnent seit vielen Jahren. <25 Pfgs Seit dreißig Jahren trage ich nun schon ein und dieselbe Brille und zwar eine kombinierte, welche mir auch jetzt noch beim Sehen in die Ferne ausgezeichnete Mcnste leistet. Vor etwa zwei Jahren sich bin jetzt 46 Jahre alts konnte ich diese Brille ober nicht mehr zum Sehen in der Nähe ansschcn, das heißt, ich konnte wohl damit sehen, wurde aber nervös davon. Ich ließ mir daher von demselben Augenärzte, welcher mir die Fernbrille seinerzeit verordnet halte, eine Nabbrille verschreiben; aber cs dauerte kein Vierteljahr, da ging dieselbe Geschichte wieder los, worauf mir eine neue, schwächere Brille verordnet wurde. Auch bei dieser stellten sich beim Lesen oder Schreiben, hauptsächlich aber richmorgcns, dieselben Beschwerden ein. Nun konsultierte ich einen anderen Augenarzt, welcher mir Gläser verordnete, mit denen ich noch weniger weit sehe. Ein Jahr ist es damit zur Notdurst gegangen; seit vier Wochen trage ich ober gar keine Brille mehr, weil ich auch diese nicht oushalten konnte. Me Angen verlangen ober eine Br'lle und ich mutz daher wieder Dresdner Nachrichten. rttr. 234. Seite 3- »»> Montag, 24. August 1VU3
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