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Dresdner Nachrichten : 23.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192204238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-23
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.04.1922
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vreräner Nachrichten bonnlag. 2Z. Npn! 1922 den PMIlng! o Krvhllng. brausender, sMrmIsckier ssrennck, Me nokjk du mit kühnen Cedärden! vu splelejk mit Sonne und göttlicher lirost Und vlrfjk sie auf Decker und Lrden. vu jaochresk daher, ein herrlicher ttelck, Lin Sieger, blond, dlou und vervegen. Und Mitten schüttest <tu über daa Land Und vlrdelst mit dlltrendem Degen. O ssrübllng, brausender, stürmischer freund, Jung stllrren dir silberne Quellen! vu reistest die Vrujk, uncl vir trinken dein Muk Und fahren ru himmlischen Ilellen. hsax selbig, voutren. Die Skadl im Acker. Vpn Gerhard Platz, Welßcr Hirsch. „Der zierlichste Turm der Welt, sagte Herder" — lächelnd muh ich heute deö Ausrufs meines kunstbegeisterten Jugendfreundes gedenken, in den er jcdeSmal ansbrach, ward er des Werkes ClstavcriS. unserer glorreichen k.stho- ltchen Hoskirche. ansichtig. Wahrlich, non wo ans kann man die Wahrheit jenes Wortes besser bestätigt finden, als von einem Platz auf dem Dampfschiff, aus einer Fahrt strom abwärts? Eben gleitet das Schiss durch den B.'gen der Brücke, noch einmal winken mir Palmzivetg und Lilien- -tengel die holden Heiligen vom Dache der Kirche, dann setze ich mich ganz vorn an den Bug und furche stolz wie ein Wicting die beule beinahe blauen Fluten der Mutter Elbe. Mitten tnö Reich der Arbeit führt mich bald die Fahrt, an Zweckbauten vorbei, wo der Kran schwingt und der Stii-.k- dallcn schwebt: aber merkwürdig ist s, in mancher Hinsicht gefällt mir die Gegend hier unten nicht schlechter als die Ge filde stromans, die Lvschwitzer Höhen, die in ihrer Billen- übersäthcit heute so unruhig geworden sind. Dann die stolze Allee, an deren Ende die Rtcsenanlagc beS neuen Schlackst- -oses sich erhebt, diese Musteriüsung einer gewerblichen Ge- väii. egruppe. Was hätte das zwanzig Jahre früher werde« können! „Seefahrt macht frei", du bekommst wirtlich fast eine Vorahnung von der weiten Welt brausten, sichst du io wett hinab über den Strom in silbergraue Weite! Eben kommen die Meißner Berge ans dem Frühdunst herauf^ da must ich herunter vom Schiss, denn Neuland will ich heute entdecken! — Ungastlich tst's nicht, dieses Gestade. Die Finken auf den Avfelbäumen begritsten mich auster- ordentlich artig, und fröhlich schreite ich auü, bis ich im Dorfe Constappel auf der Brücke stehe und dem munteren Wasser zuschauc, das dort so hurtig der Elbe znspringt. Sic mag ihre Launen haben, die „wilde San", wie sic seit altcrLher -ritzt. Kräftig genug rennt sie auch heut' noch dahin, die einst die Grcnzfchctde bildete zwischen zwei starken slawischen Stämmen, ehe die Deutschen wieder ins Land kamen und die Burg zu Mcttzen entstand — den Dalemenztern und den Nisanern. Um die Wende des zehnten Jahrhunderts ward Constappel von deutschen Einwanderern gegründet. Drei Burgwarde schützten die neuen Erwerbungen — Pesterwitz. Briesnitz und Wog. Constappel gehörte zu letzterem, doch lätzt sich dessen Standpunkt nicht mehr Nachweisen. Hinter dem Dorf erhebt sich eine bewaldete Höhe, der Gohlbcrg mit Spuren alter Erdwcrke. Durch seine feierlichen roten Fichtcnstamme klimme Ich hinan bis zu seinem Gipfel, der durch dichten Jungwuchs und erfreulich scharfe Dornen den Zutritt weidlich zu wehren sucht. Tief unter mir rauscht die Saubach, und wie ich nach längerer Irrfahrt zu einem wahren Jdnll von rebenumspanntcm Winzerhauö dnrck- gedrungcn bin, da tut sich ein so gewaltiger Blick inö Elb tal hinaus vor mir ans. tast ich mir wohl denken kann, hier habe der Burgward Wog gestanden Zögernd nur stnid: tch von dieser herrlichen Stelle. Noch raste ich etwas auf dem innig belebten Friedhof von Constappel, dem Torfe» in dem der stille Ptetislengcist so fest ncch aus den Zeiten der Ztnzen- dorsschcn ÄutSherrschast eingewurzelt war. daß die Ein führung b-S neuen rationalistischen Dresdner Gesangbuchs 17Ü8 auf lebhaften Widerstand stieb. Ein Banernwciblctn gar sang den guten alten Text unentwegt mit so überlauter Stimme, baß der modern gerichtete ncue'Pfarrherr sich darob ernstlich entrüsten gemutzt. Wie es allüberall blüht in den paar Tagen leit WinterS Ende. — Mit dem OrdenSslern ist es vorbei tm Deutschen Reich — beileibe nicht, datz er allüberall im .trüben Schein auf kalter Brust" geglänzt habe. Slbcr siche da. auch der reoublikantsche Lenz hat Sterne zu verteilen: groß, schön, rein und hell. TaS Buschwindröschen grüstt in all seiner holden, kindlichen Pracht! Sei unverzagt. UebeS deutsches Herz: rroch hängt zwischen Himmel und Heimaterde die Lerche, noch harfl der Heimatwind über die Fluren, noch strahlt dir GotteS Sonne. Auch dein Volk wird wieder auferstehcn dürien aus Schande und Not. und der gräß liche Akkord ,Fiarraöam", den es jetzt in seiner Jagd nach Gcnub, nach Geld und Laster ansgestoße». er iv>rd ver hallen und seine Schrecken verlieren. Die Pinkvwitzmühle taucht am Wege auf. Eigentlich habe ich Durst, aber der Wirt hat oincn gar zu große» Kcn- kurrenten am goldklarcn Nüyrsdorf.r Wasser, das neben meinem Pfad zwischen Waldbergen, Wiesen und schwer n Acclern dal,inrennt. So fruchtbar ist das Land hier, daß daS Torf in alten Zeiten das golönc Pinkowitz genannt ward, und vom RöKrüdorser Wasser gar ging das stolze Wort: „Ter Röhrödvrser Born, das vcgtländisch Horn, bas Lommaüschcr Korn" seien die besten «'sötte-gaben in Sachsen. Nöhrödors. da? ich nun nach diesem Wege uoller Wonne erreiche, ist ein stattliches Kirchdorf. Stolz liegt die wunderschöne Barotkirchc auf ihrer Höhe, die bepflanzt ist mit hundert wundervollen Linden, welche vor über hundert Jahren der damalige Pfarrer als Vermächtnis der Gemeinde hintcrließ. Ehre dem Andenken dieses ManneZ: welch schöneres Denkmal hätte er sich selbst setzen kennen? Ans mosiger Wurzel raste ich hier und halte mein Krühmal: sehe dem Kleiber zu. der lops- s unter vor mir den Stamm herabläust, nnd den Taub:», di: auf dem Dach des Bauernhofes zu meinen Füßen herum- flattern. Ein altes Sühnekreuz steht unter den Linden. Es dient zugleich als EedÄchtnismal der Gstallenen ans dem 76er Feldzug. Ein prächtiger Gedanke, der nur bertnlräch- t'igr wird durch einen kleinen, aber aräßstchen Zcmcntdenk- stein am Kreuzessutz. Hier ließe sich bei einigem guten Willen und sicher nur b,schc!dencn Kostcn leicht Abh'lse schassen. Ein schlichter Feldstein schon mit wenigen Worirn darauf wäre ein trefflicher Ersatz für das Machwerk einer geschmacklich gesunkenen Zelt, dg§ die Manen der Hcimat- beschüi er nicht ehrt, sondern kränkt! Auf sammetwclchem Pfade — der herrliche Ackerboden läßt selbst auf dem Feldweg kaum einen Stein hernortreten — geht cs hinüber nach Allppbauscii. dessen Eüelhof noch manche Erinnerung an die Entstebungszeit von 1528 in soiven Gebäuden answeist. Dann führt mich ein Wicsen- pfad an brr Saubach entlang durch einen Wald, der Noch vor kurzem ein heimatliches Juwel aewesen sein mnh. Leiter haben ietzt Axt und Säge bstrübttch in seinem herrlichen Lanübrstand gewütet. Beim Nadelwald sind wir's gewöhnt, daß er der Art entgegenreifen mutz. Der Anblick eines zerstörten alten Laubholzbestandes aber wird im Herzen jedes Heimatfreundes ein wehes G-fühl an^lösen. Es ist etwas Heiliges nm unsere alten Eichen — nicht viele mehr kamen auf unsere Zelten! Versöhnlich und traulich ist der Eingang zum Städtchen Wilsdruff, dem Hauptziel meiner heutigen Tagfahrt. Ein sckstincr Naturpark nimmt mich auf, kraul che Gallen führen gm grlinumsponncncn Schloßhos vorüber zum Markte mit dem hübschen, turmgekrönten Rathaus. Ein Hauch tüchtige» allen Bürger- und Handwerkegcistcs umfängt mich. Die Läden alle, das merkt man, bemühen sich, den Anforderungen einer sauskräftigen Landkundschast gerecht zu werden. Tenn aus dein Acker, der tricvkrästigen He'maischollc, z ehi auch Wilsdruss seine Lebenskraft. — UmS Jahr 1000 herum soll hier an der Laniack, ein N t!er Wiland seine Burg errichtet haben. Be! den Meißner Bischöfen standen die Herren von Wiland ba'd in hohem Ansehen. Im Jahre 1300 wohl schon war der Ort, der sich an die Burg angegliedert hatte, eine Stadt. Nicht allzuviel ist aus der Siadtgrschichie bekannt: rasende FcucrSbriinste haben wertvollen L:oss vernichtet. Sehr schwere Lasten brachten der Zweite sch len ehe Krieg nnd der Siebenjährige Krieg, in dessen Verlauf der Alte Fritz das Unglücköiahr von Kuunersdorf, 175V. in einem surchlbar kalten Winterlager hier beschloß. Front gegen de» Fcldmarsclmll Daun. In Hansen lagen in den lnettlmrt gefrorenen Zellen die Grenadiere übereinander, um sich nur «iwaS zu wärmen: ungeheure Opfer forderte die Külte. Aber die-Preußen hielten aus. vis der Erbprinz von Braun, schweig Ersatz brachte. — In jenen Jahren war WilSdrusf so blutarm. Laß es den durchziehenden Salzburger Emigran. te» nur ganze zwei Taler Wegzehrung r«!cl>c» konnte. — Ein schöner, heimatsroher Geist geht durch die Bürger- schast in unseren Tagen: das beste Zeugnis dafür ist ein mit grober Liebe angelegtes und unterhaltenes Heimat» museuni. Den grütztrn Schatz aber hat d e Stadl in ihrer alten Begräbniskircl» von St. Jacoüns. Dies alle Golics- hanS, ln besten Koncha noch romanische Fenster zu sehe« sind, ist in neuester Zeit zu einer der stiiumungsvollsten KriegerehrungSstütten ausacbauk worden, die ich bisher sah. Di« G'.cbrlwand deö alten, starken Gemäuers rvard durch brechen. «ine schön gezierte Steinkanzel hängt jetzt frei über dem GrLDcrgarlen. Im westen Halbrund ragen unter ihr die edlen Hvlzkrcuze mit den Namen der gesallenc« Krieger aus jüngster blutiger Zeit empor, und an jedem Johannistage soll von hier aus der treue» Toten gedacht .werben. — Aus dem Turme hängt eine Glocke von einfacher. ' länglicher Form, deren EntstchungLz-eit nicht weit hinster dem Ausgang der Siauscr zu suchen sein dürste. Wie ich die Holziuken des Giockcniurms beiseite geschoben lxrbe. fällt mein Blick ans die Verzierungen, die in höchst einfacher Weise ans dem Gcwcind der Glocke angebracht sind. Osscn» bar hat sic der Gießer dadurch hcrgestelll. das; er mit dem Griffel die Figuren in die Lehm wind der Form eiurltzte. Einen Gruß ans dem Mittelalter stellen diese Zeichen dar. so erfreulich, gelund und schalthast, daß ich mit innigem Br- hagen lange vor ihnen verweile. In der Mstic ein Mann, der Tracht nach ein Bischof, mit einem Schlüssel in der Hand. Ihm folgt ein vorn auf Stützen erhöhter Fisch und cin auf den Hinterfüßen gehender Hund mit einer Mönchs» kapp: aus dem Kopf. In dieser F'gur besonders liegt, scheint m r'S. schon der Humor verborgen, der sich dem deutschen Geist später im Reineke Fuchs so eraulckl ch osscn- bart. Ans der anderen Seite der Glocke schwirren Vögel nm den heiligen Mann. — Die Deutung des Werkes ist vielfach versucht worden. Man neigt zu der An sielst, daß der Mann im Vischofshabit der heilige Bennv sei, der ans der Flucht vor Kaiser Heinrich IV. den Meißner Tomfchlüssel in die Elbe geivorsen, ihn aber ein paar Tage später im Bauche eines gefangenen Fisches wiedergesunden haben soll. Die Vögel aber Kaden Bezug aus eine Legend-e. nach der der Heil'ge. als er sich in frommen Gedanken in der Natur eralna. über den Gesang der Vögel ergrimmt sei. dieweil dies ihn von den himmlischen Dingen «bgelenkt habe. Zornig soll er das Gevögel bedroht haben: bald aber, sein Unrecht cinsehcnd, es selbst aufgcfordert haben, mst lautem Schall in daS Lob GotteS cinzustimmen. Die Figur des Hundes endlich bringt man damit in Zusammenhang, daß di« Kirche von den Zister-iensern erbaut ist. deren Ordcnsheiligrr, Bernhard von C'airvaur. mit einem Hündlcin dargchlellt zu werden pflegt. In der Tat kommt die Gestatt des Hundes auch noch am Kirchengiebel in Sandstein gehauen vor. Noch erfreuen mich im Altarraum zwei einfache, — stark beschädigte Bilder. Das eine stellt den Christen dar, wie er unter einem jung ausspricßcnden Baum, dem er- standenen Heiland, Schutz sucht vor einer drohenden Wolke. „Uoc dncs kalvur ero" lautet die Inschrift. Di ' andere Tafel zeigt einen Menschen tm Irrgarten der Welt, der cin Seil, das von oben herabhänat. fest in der Hand hält und sich so hcroiisarbcitct ans dem Wirrsal. Jst'S nicht ein schöner tröstlicher Sinn in diesen Darstellungen? .Ich weiß, daß mein Erlöser lebt!" Mas ist dagegen alle Philosophenweis heit» die selbst einen abgeklärten, wie der alte Hadrian cs war, ein wenig bange werden läßt bei dem Gedanken an das Ergehen des eigenen „freundlichen Seelchens"? „Sollst nun die letzte Reise tun in jenes Reich — wo alles so öd und kahl und bleich" — Hab' Dank, du Ttäotletn an der wilden Sau. daß du uns Neuzcitmenschen etwas Großes und Gutes bewahrt hast aus unseres Volkes Vergangen- heit. Mit inniger Freude ziehe tch noch einmal durch die Gäßlcin von Wilsdruff dahin. Noch glühen in Schmiede- und Stellmacherwertstatt die Feuer, noch klingelt der Hammcrschlag und faucht der Blasebalg, aber sthon rauscht auf Treppe und Flur der Vürstcnsirich fleißiger Mägde, schon gehen die Hausfrauen mit duftenden Kuchenbrcrtern Einkehr. SNzze von Franz Carl EndrcS. Dnrt Brun saß am Schreibtisch und arbeitete mit heißem Kopf. Früblingsblühen war im Garten, und Frühlingssonne schmückte die Garlentttzrc nach der stillen Borortstraße mit 'usttgcn Lichtern. Man hätte non Bruns Schreibtisch auS g«r manches im Garten beobachten können: wie die Veilchen unter dem Flieder sich breitmachten und wie die Maiglöck chen am Fuße t-cr kl-einen Birk« blühten: auch wie Gräser «nd Strändier sich der Sonne entgczenreckten und wie Hummeln und Fliegen. Käser und die ersten Schmetter linge sich am Frühling freuten. Ddan hä'te nur ein wenig den Kopf auS dem Fenster, das nahe neben dem Schreib tisch Bruns offen stand, in die Sonne hinausstieckcn müssen Aber das tat Brun nicht. Er wühlt« In seinen Papieren, «r schlug gelehrte Werke auf, aus denen er emsig Aus züge mackste, er hatte gar kein Verständnis für all' die lachende Lust da draußen vor seinem Fenster. Mit schüchternen Schritten trat, leise die Tür auf- ttinkelld. Bruns zarte, blonde Frau in daS große, etwas düstere Zimmer. Sie näherte sich mit unhörbaren Schritten b«m arbeit-endcn Manu« und strich ihm mit fetuer, kleiner Hand über daS Haar. Brun fuhr auf. „Was willst Du denn. Gertrud?" fragte er nicht eben geduldig. „Frühling ist es. Kurt," antwortete die Frau, „aber Du merkst es cor nicht. Komm', wir wollen über die Felder «andern an den Mühlbach. Es ist Sonntag heute." „Wa§ fällt Dir cin!" erwiderte Brun. „Ich habe alle Hände voll zu arbeiten, und fetzt störst Du mich wieder." „Kurt!" „Ja. ia, so geh' Loch allein!" Brun ries es ärgerlich auS. „Immer allein, Kurt." wehrte Gertrud ab. „ich bin doch Deine Frau." „Um so mehr Grund hast Du. etnzusehen, daß ich «rbeiten muß »nd ke,ne Zeit für Tändeleien habe." Brun vertiesle sich wieder in seine Bücher. Mit eln«m Seufzer verließ Geitrud das Zimmer. So war «S fetzt regelmäßig. Nach turzcn Flitterwochen hatte dieses wilde Arbeiten KnrtS begonnen und ihn alleö. alles, auch seine junge Frau, vergehen lassen. „V crzig Jahre ist zu alt kür zwanzig." daS hatte Gertruds Mutter gesagt, und au dies Wort mußte die schöne junge Frau heule denken. Und sie tat eS nicht ohne Vittertcic in. Herzen. „Aber er arbeitet doch nur für Dich." widersprach eine Stimm« in eben d.efem fungen Frauenherzen. doch diese Stimme kam nicht auf gegen die Bitterkeit. Alle Freundinnen Gertruds machteu Ausflüge und Spazfergäaa« mit i-re» MLuner«. sie alle hatte« «ln« ge mütliche Viauberstunde »ach Lisch am Abend, wo üer Mann sich nach den kleinen Sorgen der Haussrau er kundigte und über dies und jenes plauderte, was nicht zum Geschäft und zur Arbeit gehörte. Bei Kurt keine Spur da von! Er tonnte das Ende des Abendessens kaum crivarten. nm wieder zu seinen Büchern und seiner Arbeit zu eilen. „Wie bin ich einsam geworden!" sagte sich Gerirnd, aiS sic in den Gar:en trat: und wie da die ganze Lieblich keit des Frühlings sich vor ihr austat, schluchzte sic in bitter lichem Weinen auf. — Ein großer, loni.cngcbräunter Mann mit starkem blonden Vollbarte trat gerade in diesem Augenblick von der Straße her an die Gartentür Gertrud wischte sich rasch über die Augen und nahm alle Willenskraft zusammen, um vor dem Fremden nicht ihren Schmerz zu zeigen. „Wohnt liier Frau Gertrud Brun?" fragte die tiefe Stimme des Fremden. „DaS bin tch. mein Herr." Gertrud öffnete die Türe. „So. daS bist Tu, mein kleiner Goldspatz, und weißt Dn. wer ich bin?"... Kurt Brun hatte es noch gehört, wie Gertrud sein Zimmer verließ. Er fand sich nicht sofort wieder in daS schwierige Problem seiner Arbeit hincin. „Zum Teufel auch! Nun hat sie mich ganz auS dem Konzept gebracht." Brun griff mit beiden Händen in seine Mähne und wandte den Blick zum Fenster. Da stand Gertrud und sprach lachend mit einem lachen den, großen, ausfallend schönen Mann. Der schien etwa dreißig Jahre alt zu sein. Was hätte der hier zu suchen? Brun runzelte die Stirne. „Frechheit: Nun streichelt er ihr die Wange. Jst'S mög- lich? Hat Gertrud einen...? Und zeigt sie es absichtlich? Ist cö soweit gekommen?" Die Gedanken rasten Im Gehirn Kurt Brnns. „Freilich, was weiß tch von der Seele Gertruds? Habe ich mich jemals um sie gekümmert? Habe tch sic gehegt, ge pflegt und cin wenig verwöhnt, wie eö ein so feines, zartes und >m Wünschen so gewandtes Francnseclchcn braucht? „Was? Der Kerl küßt sic?! Er nimmt sie tn seine Arme! Und wie glücklich sie zn ihm liliiansschaut! Da soll dvch daS Donnerwetter...!" Kurt Brun stürmt in Len Garten. „Gertrud...!" Di: beide» fahren auseinander. Aber sic scheinen kein schlechtes Gewissen zn haben. Sic kommen ans Brun zu und führen einander an der Hand wie kleine Kink er. Brnn ist Reich wir Gertruds weiße Bluse. Er hält sich an dem Pfosten der HauStürc fest. Seine Knie zittern. „Du willst fort von mir?" Kurt stammelt mit Mühe die paar Worte. Gertrud lächelt. Der Fremde scheint Vetrofseu. „Und wenn es wäre?" fragt Gertrud und schmiegt sich an de» Arm beS Kremben. „So hätte tch eS verdient," sagt da auf einmal ganz klar und ruhig Kurt Brun, und blickt dabei seine Frau mit so viel Liebe und Schmerz an, daß cs tm Herzen dieser Fron jauchzender Frühling wird. Sic wirst sich Kurt tu die Arme und küßt ihn. „Nun höre. Kurt! Willy, mein Bruder, ist anS Indien zurückgekommen. Da, da steht er! Ich hatte ihn nicht mehr erkannt. Zehn Jahre ist er doch fortgewesen." „Verzeihen Sic. lieber Schwager." sagte der Bruder Gertruds, „wenn tch Ihnen Unruhe gebracht habe. Mein Telegramm scheint nickst angekommen zu sein." Kurt schämt sich wie ein kleiner Junge. Gertrud sieht ihm das mit dem scharfen Auge der Fra« an und befreit ihn. „Komm, Will«, ick» zeige Dir daS Fremdenzimmer. Do kannst Dich ein wenig richten. Sich', da kommen Deine Koffer. Hast Du mir wäS Schönes mitgcbracht?" Gertrud führt den Bruder in das Haus. Kurt hat sich noch nicht aus seiner Er»arrung erlöst. Er blickt in den lachenden Frühling dcS Gartens. Dann holt er unter dem Flieder einen Strauß von Veilchen. Den trägt er in sein Arbeitszimmer. Ta wartet schon Gertrud auf ihn Schüchtern bietet er seiner Frau die Veilchen a». „Es ist Frühling, Gertrud!" Peinliche Geschichte. Bon Hans Bauer. Du unterhältst dich mit deinem guten Bekannten, dem Rentier Fricke über das und dies, und da ihr so gut im Plaudern seid, willst du ihm etwas ganz besonders Inter- cssanteS erzählen. „Wissen Sie schon das Neueste von Hafcrkorn?" fragst du. „Also hören Sie an: Ich n-Zß es ganz genau, aus erster Quelle .... mir hat's der .... der .... ja, tch weiß gar nicht gleich, wer mir'S gesagt hat. aber eö ist avö erster Quelle, und Sie können sich darauf verlassen. Also Herr Haferkorn hat 800000 Mk. von e.ncm entfernten Verwandten geerbt, davon 200 00» Mk. inner- halb 4 Wochen diirchgebrncht. mit den restlichen 600000.Mk. eine große Anilinsabrik in Westdeutschland ,'«kaust und im übrigen sein altes Verhältnis, die Stickerin, vor die Tür gesetzt nnd Beziehungen zu einer geschiedenen Gräfin an» geknüpft. Was sagen Sie setzt?" „Dasi Hafcrkorn willst 8MOOO Mk. geerbt hat. sondern nur 500 000 Mk., daß er nicht 200 000 Mk. in 4 Woche» durch, gebracht Hai, sondern nur 80 000 Mk.. daß er keine komplette Anilinsabrik gekauft hat, sondern mir Aktien einer solchen, daß er seine Stickerin nicht vor die Tür gesetzt hat, sonder» daß er sich nur nickst mehr recht mit shr verträgt, daß die Gräfin nicht eine Gräfin, sondern eine geschiebene Rechts- anwaltögattln ist. daß im übrigen tch es mar. ber Ihnen das alle» erst vor drei Tagen erzählt bat «nd daß tch sehr, aber schon sehr gebeten Halle, ble ganze Geschichte «llcht weiter zu tragen. Oe« 1 ttN Drentner Nachrichten re . ea «r. im» s»n»tag. rr. Apru i«2 Sette 11
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