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,zuverlässigen Miftheilupgen von der englischen Regierung nicht angenommen, der erwartete Entscheidungskampf zwischen der deutschen und englischen Geschütz- fabrication also ahgelehnt worden. Genannte Regierung beabsichtigt vielmehr überhaupt nur noch die Erwerbung eines Krupp'schcn Geschützes, über das ihr jedoch in Hinsicht der damit zu verfolgenden Versuche und sonstiger Zwecke die freie Bestimmung und Verfügung überlassen bleiben soll. Daß bei den cng- lischerseitS etwa mit diesem Geschütz angestellten Vergleichsversuchen Lie gegen seitige Controle fehlen und die Entscheidung eine einseitige - sein würde, bedarf keiner besonderen Hervorhebung. Nachdem so dcrZweck fortgefallen ist, zu wel- .chem die Herstellung des bis jetztmur projectirten und in der Eonstruction aus- Wführten nemn 40-und 46 Cm.-Geschützes in dem Krupp'schcn Etablissement erfolgen sollte, dürfte von letzterem die Fertigstellung beider Geschütze erst im Fall einer bestimmten Bestellung bewirkt werden. Da deutscherseits vorerst ein Hinausgehen über das im vorigen Jahr angenommene 30^ Cm.-Geschütz-nicht beabsichtigt zu werden scheint und selbst eine Bcstellaufgabe auf das gegenwärtig in Philadelphia ausgestellte neue 35^ Cm.-Geschütz noch nicht erfolgt ist, muß die-Ausficht auf die Vollendung der in Rede stehenden Geschütze um so zweifel hafter erachtet werden, als <zur Zeitbei der allen gegenwärtig gestellten Auf gaben vollkommen genügenden Leistungsfähigkeit -der schon fertig -gestellten schweren Geschütze das Streben nach Erzeugung oder Erwerbung noch schwererer Geschützcaliber überhaupt in allen Staaten, mit alleiniger Ausnahme von Eng land, einen Stillstand erfahren hat. Es hat sich überdies für die Verwendung der -schwersten Ealiber eine Schwierigkat in Hinsicht ihrer Versendungsfähigkeit herausgestellt. Das Rohrgewicht des neuen 35^ Cm.-Geschützes beträgt mit Verschluß 57,500 Kilo und bei der-Absendung dieses Geschützes nach Phila delphia hat die-Ueberführung desselben nach Bremerhaven gerade noch in einem eigens für dasselbe construirten Transportwagen und vermittelst eines von der Bahndireetion hierzu besonders bestimmten Eisenbahntrains bewirkt werden können. Das Rohrgewicht des 40 Cm.-Geschützes würde hingegen 82,000 und das des 46 Cm.-Geschützes sogar 124,000 Kilo betragen, und würde es sich für den Transport derselben nicht nur um einen eigens dazu constiuirten Wagen, sondern auch um das Bedenken handeln, ob die leichteren Eisenbahn brücken eine so ungeheure Last auch zu tragen vermögen. Die englische Ge- schützfabrication ist hierin günstiger gestellt, weil der Transport von Woolwich aus zu Wasser erfolgen kann, welche Möglichkeit für Essen fortfällt. Daß die Technik auch hicrdwMittcl zur Bewältigung der Schwierigkeit finden würde, ver steht sich von selbst, vorerst liegt jedoch, wie zuvor angeführt, zur Erzeugung noch schwererer Geschütze als die schon vorhandenen eine Nöthigung nicht vor. Das Geschoß des von der deutschen Küstcn-Artillcrie bereits angenommenen und zunächst zur Armirung-dcr fünf neuen Panzer-Kanonenboote bestimmten 3OH Cm.-Geschützes durchschlägt einen zwblfzölligen massiven Eisenpanzer auf 1500, einen-zehnzölligcn hingegen noch auf 3500 M. und alle schwächeren Panzer auf jede überhaupt noch erreichbare Entfernung, Das neue deutsche 30H Cm.- Geschütz würde hingegen die Panzer des Inflexible, des stärksten gegenwärtig existircnden Panzerschiffs, welcher in zwei übereinander befestigten EiMlagen 24 Zoll,Eisenstärke ausweist, noch auf 1800 M. und sämmtliche bis zu 14 Zoll starke Schiffspanzer auf jede GefcchtSentfernuntz durchschlagen. . Dasselbe Ergebniß soll nuf 500 M. Entfernung von diesem Geschütz noch gegen einen ?l6zölligen massiven'Panzer erzielt werden/während bisher eine massive Panzer ung noch nicht über 14 Zoll Stärke bewirkt worden ist. Vorerst würde sich demnach auch der stärkste zur Zeit vorhandene Panzer der bereits ermög lichten deutschen Geschützwirkung noch bedeutend nachstehend und untergeordnet erweisen. Sollte jedoch die Panzerstärke noch eine Steigerung erfahren, so wird nach der vorläufigen Berechnung die Geschoßwirkung des neuen deutschen 46 Cm.-Geschützes dahin angegeben, daß dessen Panzergranaten auf 2900 M.Ent fernung noch einen 18zölligcn massiven Panzer durchschlagen würden. (K.Z.) — sBr-and vom Lagerhäusern.j Eine furchtbare Ferters- brunst hat dieser Tage die unter dem Namen! Non- ^VNrt Me>ur bc-- kannten, im Süden Londons Megenen Lagerhäuser zerstört. -Diese Ge bäude,--welche sieben Stockwerke hoch waren, dienten'gleichzeitig als Magazine. Arbeitsplätze und Werkstätten, und wurden von den Herren Woodbridge, Smith und Comp. benützt, welche im Augenblicke' des Unglückes Waaren- vo» ungeheurem Werthe ringelagtrt hatten. Am 8. d. Morgens Mangte die Nachricht von dem -Ausbruche des Feuers -auf den Feuerlöfchposten in Depiford, und sofort wurde die nöthtge Hilfsmannschaft in der Richtung entsendet, von wo der Alarmruf ergangen war. -Als diese''erste Brigade auf dem Schaupl»tze des Unglückes anlangte, stand "der linke, gegkn den Themse-Kai gekehrt«-Flügel der Gebäade bereits in vollen Wammen. Es war dies gerade der als Lagerplatz dienende Theil. Tausende wn Reis-, Korn- -und Mehlsäckev „sanden -sich daselbst angehäust. Sofort telegraphirte man an die anderen Posten. Bald kamen 250 Löschmänner mit 20 Spritzen an, von welch letzteren ächt Dampf- und die übrigen Handspritzen waren. Vormittags 11 Uhr waren die drei ersten -Stockwerk« des Ge^ bäude« -nur noch ein wogendes Flammenmeer. Di« große Wassermenge- welche zur Verwendung kam, verursachte sogar noch einen weiteren Unfall. Naß . gewordene- Getreide schwillt bekanntlich -auf; geschieht dies bei groß«» Quantitäten, so übt die Vermehrung des Volumens sogar em« gewisse Druckkraft aus. Die« war nun hier ter Fall. Der Druck war so heftig, daß die durch das Feuer ohnehin schon in« Wanken gebrachten Mauern vollends erschüttert wurden und ein -Theil der Ostfront unter entsetzlichem Getöse zusammenbrach. Kurz darauf ließ sich «in zweiter unheilverkündender Krach vernehmen, der selbst das Geprassel der Flammen übertäubte. Die gegenüber der nördlichen Fasste beschäftigten Feueiwehrmännerwichen zurück; c-ie gaffende Menge folgte dieser Bewegung, worauf die zweite Mauer mit ihren Eisensäulen und ihrem schweren Gefimse einstürzte. Um-Mttag rasten die Flammen mit einer entsetzlichen Wuth und hatten bereit- da- sechste Stockwerk erreicht. Hier aber sollte ihnen Einhalt gsthan werden. 'Diese- Stockwerk, welche-bedeutende Waarenmengen enthielt, wäre sofort «ingestürzt, wenn da- Feuer den Fußboden erfaßt hätte, .und mit ihm wären auch die inneren Mauern und das ganze ungeheure Dachwerl zusammengebrochen. Um diese Zett war das Schauspiel von furchtbarer Großartigkeit. Die jetzt gänzlich ungehemmten Flammen schlugen zu einer unglaublichen Höh« empor, und obgleich es Heller Tag war, warfen sie ihren greüen Schein-auf die Kais läng- der beiden Themse-Ufer. Auf dem Flusse waren -die Schiffe der Londoner- Pampfschifffahrt-G-sellschaft mit Neugierigen vollgefüllt. Um 1 -Uhr stürzte ein Theil der dem Flusse zugewendeten Fapade «in und auf zwei mit Getreide beladene Barken, die natürlich sofort versanken. Die eine enthielt 750, die andere 760 Kornsäcke. Um 4 Uhr Nachmittags wüthete das Feller noch immer, -aber «S war keine Besorgniß mehr vorhanden, daß cs sich weiter verbreiten würde. Um 6 Uhr drang eine Retiungsabcheilung in die vollständig zerstörten Bureaux des Gebäudes und fand hier unter einem Haufen von Trümmern «ine fetietflchere Casse, welche die HändelS- -bücher'Md ansthriliche Werthe' Vollkommen unversehrt enthielt. Giiichwöhl ist der erlittene Schaden ein ungeheurer. Man schätzt ihn ültf ncihezu hunderttausend Pfund Sterling. Fast da- Ganze war indeß versichert. -T'h e a t <e v. Bautzen, 17. Octbr. Am gestrigen Abende eröffnete auf "Einladung der Dirertion Herr Hofschauspieler Heinwi-ch Grans sein viermalige-Gast spiel üUf unserer Bühne. Das Publicllm kann der Direktion für 'tdfsln EngagdNwnt nur dankb'är ftin'und ist ttur zu wünschen, daß die'RäMe des Häuft- sich dafür auch besser, als gestern, füllen möchten, schon um bei dem Gaste nicht-«ine ungünstige Meinung über Bautzen- Kunstsinnen"k- wecken. -Herr Gra n S -selbst bewährte -sich der Verheißung gemäß äl- «in 'einer, 'rvutinirter, 'seiner Aufgabe gewachsener sSchausMir. Seine Där- tellung der „Grafen Thorane" in Gutzkows „König'slseut'e^ entsprach dir Schilderung, Wesche Göthe im -zweiten Puche seine- ,,Äu« meinem Leben" von ihm gerbt ser beschreibt'ihn „al- lange, hagere, ernste Gestalt, das Gesicht von Blatternarben entstellt,-mit schwarzen -fi-MKn Augen und von einem würdigen, zusammcnM0Mnntien 'BettäM"^, 'und zeichMe sich dülch Noblesse der Haltung, ebrrecte Sprächt 'und in der Hauptsache FesthÄiüng des melancholischen-GpundjugeS, welcher die Figur und den Charakter de- Grasen Thorane im Stücke durchwebt, aus. Der Beifall und der wiederholte Hervorruf de- hier -noch niemals ausgetretenen Künstler« gaben Arügniß von dem lebhaften InterLsse, mst welchem das Publicum dessen Spiele folgte. Man lasse sich ja nicht die Gelegenheit östtgchen, sich an ' demselben ün den noch übrigen Gastspielen zu erstellen. Der geschätzte Gast spiilt heute Abend, wie wir sem-sichMr-Duelle wUin, jüm'lvo. MÄe'dtn^ Hökft^en Schauspiele: „'LMste-er- baum und Bettelstab". Das gestrige Rsgttäxräugement tftß die ordnende Hand des Gastes -selbst in vortheithafter Weise errathm; die übrigen -Mitspieler, .'namentlich eFrl. Henschel.al« „Göthe",'komühtkn sich sichtlich, nach Kräften - dem Gaste Ebenbürtig, wenn Mch zum Theil nur mit zweifelhaftem Erfolge, zur Seite-zu treten; -namentlich hätte Herr Reinecke bedenken sollen, daß auch schon zur Zeit-der Göthe'schen Jugend- jahre ein deutscher Professor kein Hanswurst gewesen. —w. Hrotocoll-Alttszug von "der L2. öffentlichen chitzüNg ches Stadwevordnöten-EollogiUE am 20. Ottober d. I. 'sGOnMrsig M-MMdtd.) Die vorgetragenen Rathsdecrete, 1) wegen Ueberlassung der städtischen Turnhalle für 2 Stunden in der Woche an die landwirthschaftliche Schulz