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Dresdner Nachrichten : 10.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188704102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870410
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870410
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-10
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.04.1887
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^ nicht ein kaffer- ZarlamentSheer ihnen ttbrjter ^ nur^mit einer Kevolution wöhl nicht laime auSble'iben." Die dkuischsreisinnlgen Blätter weiden schwerlich Anlaß nehmen, ihren Parteigenossen von diese» Vorgängen, die sie nicht erfahren dürfen, Kenntniß zu geben. Wir enthalten un- jeder weiteren Kritik jener famoien Je,er. Stur an die Tbalsache möchten wir erinnern, daß eS im .Exil" lebende GesinnungSge» offen der „Wähler de- Herrn Geheimen Ratbs Pro sessorDr. Birchow" sind, welche auf lenen „durchaus gesetzlichen und friedlichen Wegen die Verwirklichung ihrer WeltverbefferungS- proiekte in Aussicht nehme». Ueber den Brand in Büchel am Rhein wird gemeldet: Von 65 Häusern sind 54 abaebrannt. Um drei Uhr Nachmittag brach das Jener im „Grillst, einer Wlrthschaft und Glhreinerwerksttirte, aus und in einer halben Stunde standen alle b4 Häuser, darunter eine aröhrr« Sticksabrik, in belle» Flammen. Bei dem rasenden Föhnst»,me war keine Hilfe möglich, fast alle- Mobiliar war un rettbar, viel Vieh ist in, Stalle erstickt. Im Zeitraum von kaum einer Stunde lag mit Ausnahme einer einzigen Hausergruvve das ganze Dorf in Schutt und Asche. Ueber MO Personen sind ob dachlos. Nur einer veränderten Windrichtung ist die Rettung der wenigen Häuser zu verdanken. Die Versicherung der Häuser ist eine selir niedrige und wird 150,000 Franken kaum übersteigen. Das Mobiliar war wahrscheinlich nur thcilweise versichert. Daher ist die AM »niso gröber. Denn nicht bloS ist kein Vermögen, sondern eS ist auch lein Verdienst mehr vorhanden. Die durch den furcht baren Brand so schwer Geschädigten sind wackere, aber arme Leute. Belgien. Ueber den Sturm, der am 0. d. in der Nordsee und im Kanal la Manche herrschte, wird aus Brüssel gemeldet: Der norwegische Dreimaster „Resolut" wurde, von Portsmouth kommend, bei dem kleinen belgischen Seebade He»st aus den Strand geworfen. Von der aus elf Köpfen bestehenden Schiffsmannschaft wurden nur Mii» gcrellet; der zweite Leutnant und ein Schiffsjunge ertranken, Die Bevölkerung von Heyst hat BewnndernswertheS zur Rettung der Unglücklichen geleistet. Das gänzlich zerschellte und zertrümmerte Schiss war aus dem Wege nach Canada zur Holzladnug. England. DaS neueste Verschleppungö« tObstruktions-) Stiften, der Opposition in, englischen Unterbaute besteht, seit die neue Geichäiksordnung i» Kraft ist. in der tagtttglichen Häufung zahlloser Fragestellungen vor dem Eintritt des Hauses in die eigent liche Arbeit. In der leisten Schling waren schon nicht weniger als hundert solcher Anfragen angekündigt, welche alle beantwortet werden müssen. Der Beginn der eigentliche» Verhandlungen wird dadurch ost bis tief in die Nacht hinein verhindert. London. Die englischen Zeitungen machen von dem Zwischen fall i» Eanucs, welcher vvni Herzog von Edinburgh verursacht wurde, mehr Aufhebens, als cs die französischen Blätter thun und gilt ihnen weder die Entschuldigung, dab der Prinz geschlafen habe, noch die, dab nicht genügend Munition an Bord gewesen fei. „In jedem Falle", schreiben die „Tailv News", „wäre es besser, die Oberleitung unserer Flotte einem Murmclthier oder einem einfachen Mairvicn anznvertrauen, anstatt dem zweiten Sohn der Königin, welcher so wenig von der ihm obliegenden Repräsentativnspslicht versieht und der ganzen englische» Marine ein so schlechtes Beispiel lie'erl. .Hütte ein gewöhnlicher General sich solch' ein Versehen zu Schulde» kommen lassen, er wäre längst abgelebt und vor ein Kriegsgericht gestellt; hier mub man sich alle Mühe gebe», die Un gezogenheit zu entschuldigen und zu bemänteln. — Die Vcrhnnd- iunacn über die Greiizrcaillirnng zwischen England und Rnblond werden am Dienstag in Petersburg begrüne». Sir West Nitgewe» hat bereits London verlasse» und werden ihm der Major Hvldick, der.Hauplmann de Lasse und der.Hauptniann Narrow folgen. Tie Grenzlinie ioll direkt von Dnckhai nach dem Orus in einer Ent fernung von M Meilen gehe». Dis Grenze bis zum Oxus durch das Thal von Kliaaniahb wird russstchersettö vorgeichlagcn, da dieser fruchtbare Landstrich vom Zaren als Eigenlhum reklamirt wird, wahrend es de, Emir leicht begreiflicherweise nickt auigebcn will. — General Movdv, der Führer der englischen Genictrupven. ist in Bouniemouth gestorben. Er hat New-Wcstminstcr gegründet, die Hcuwtslast von Britnh Eolombie», und ist Port Movdy, der westlichste Punkt der motzen Eanada-Stillen Ozcan-Eisenbalni, nach ihm be nannt. — Als Lndv Millbank und ihr Sohn im Park von Shank- lin spazieren gingen, wurden sie von ihrem Kutscher Dunster und dessen Frau angegriffen und mittelst Stockschsügen und Steinwürsen schwer nerwmidek. Der Uebellhäter wurde aber vom irischen Ge richtshof hlvs zu 2 Monaten Gefängnis; und seine Frau zu 10 Schilling Geldstrafe verurtheilt. — In Portsmouth und Umgegend sind die Pocken ausgcvrochc» und fordern täglich zahlreiche Oplcr. Nusiland. Der Pelclsbiirger Korrespondent der „LiincS" tclc- graphut: „Aus sehr guter Quelle erfahre ich, daß drei verschiedene Entwürfe der Verwarnung anigeiebt wurden, die an Herrn Kalkvw nbgehe» wüten, und daß der Zar in emeni Anfall von Zorn be fahl, die schärfste der drei zu wählen. Im lebten Augenblick aber legte sich Herr Pohiedonosszew in Gnsich»ia in's Mittel und telc- graphoie sofort nach seiner Audienz beim Zaren an die Censtir- vehöide >n Pciersburg, die Verwarnung nicht nbzusenden und nichts vor seiner Rückkehr nach der Hnnvlstadt zu unlernehmen. Mittler weile aber Han Kalkow persönlich nach Petersburg und beggh sich von da nach Galichma, wo der Zar ihm sein ernstes Mißfalle» aus- gcivrochcn habciü «oll. Herrn v. Giers gegenüber aber erklärte Kaiser Alexander lll, das; er trob der Angriffe Katkows, welcher sich hinivil zu mäßigen habe, das vollste Vertrauen »> ihn sehe und -s der ganzen Welt her dem bevorstehenden Ostern zeigen werde. Alan scblictzt daraus, das; Herr von Giers zum Reichs kanzler oder Vieekanzler ernannt werden wird. Das „Joiim de St. Pet" betont, dass der in dem Pariser Figaro enthallenc Bericht über eine angebliche Unterredung eines Berichterstatters mit einem hohen Beamten des russische» Ministe riums des Auswärtigen auf Erfindung beruht. (Der jüdische Jour nalist Cohn halte von dem Geh. Rath v. Tomini höchst befremd liche. dculich feindliche Aeußerungen berichtet). Das Blatt fügt hinzu, seine Leser wüssten, daß kein Staatsmann für die Worte vcr- aniwortlich gemacht werden konnte, welche irgend ein Bericht erstatter ibm in den Mund lege. — Die „Neuzeit" erfährt, das Finanzimiustcrium beabsichtige, auch die in Rußland ansässigen oder in russischen insnstriellen oder kvmiiicniellen Etablissements a»gc- stclltcii Ausländer zur Steuer für die Reisepässe in's Ausland her- anzuziehen. Befreit sollen diejenigen bleiben, welche zu nur drei monatlichem Ausenthalte auf ihre im Auslände belegenen Besitz ungen verreisen. In Ruisisch-Polm werden viele katholische Kirchen aus Befehl der Negierung gewaltsam geschlossen, nngeachtet der vom Volke er hobenen Proteste. Es bat sich daher eine Deputation nach Peters burg zum Ezarcn beaeben, um über dieses Vorgehen der Orls- belwrben Klage zu führen. Bulgarien. Ter Tag, an welchem daS Geburtsfest Alexan ders von Battenberg gefeiert wurde, ist ruhig verlausen. Die Feier fand »i würdiger Weife ohne die besürchlelen Slratzcndcmon- strationcn zu Gunsten Alexanders und der Unabhängigkeitsprokla- mirimg seitens der Naiionalliga statt. Man beschränkte sich aui die Abienviiiig von Glückwunsch-Telegrammen, deren über 500 aus verschiedenen Orten Bulgariens nach Darmstadt gbgegangcn sei» sollen. Das erste war dasjenige der Rcgenttchait. Die Hauptstadt legte Flagacmchmiick an. Das Haus des Majors Panitza war be sonders prächtig dekorirt. Ui» an dem Gcbiirtsfcsie dcS ehemaligen Fürsten auch die Opposition theilnehmc» zu »asscn, verwandelte die Rrgc»tichast für die »och i» Haft Befindlichen die bisherige Uitter- nickungshast in Hausarrest. In Folge dessen wurde» Karawelvw, Aikisorvw und Kuschlcw in Fiakern aus dem Polizeigcsänguib unter Eskorte ui ihre Wohnung gebracht. Karawelow hat einem Höheren Beamten gegenüber erklärt, die Gerüchte, e> sei im Arrest mißhandelt worden, seien reine Erfindungen. Rachmittags spielte im Garten vor dem Fürstcupalnis die Mililttrmusik des 1. (Alexander-) Regi ments. Alsbald füllte den Garten eine festlich gekleidete Menschen menge, welche bei der Exeknlirnng des AlcxandcrinaricheS in enthn- siastgchc Riste auSbrach. Abends fand ein Banket »n Militärkasiiio statt, an welchem alle dienstfreien Offiziere rheilnahinen. Die diplomatischen Kreise haben erleichtert misgentbmet, als sie tmrch die Telegramme ans Sofia erfuhren, das; die GelnntStaas- icicr des Fürsten Alexander in Bulgarien ohne ernsten Zwischenfall vorübergegangc» ist. Das; die patriotischen Vereine, Munizipaiitälen und selbst einzelne Truppenabthriluiigen in ihrer Anhänglichkeit an den Fürsten BeglückwünschnngS- und Eraebenheitstelegrainnie an denselben sendeten, ist an sich nichts Außergewöhnliches, und wenn auch diese Kundgebungen m Rußland ziemlich übel vermerkt werden dürücn, so biete» sie doch keineswegs enic Gefahr oder auch nur eine bedeutende Verlegenheit. Man halte Linderes und Ernsteres für düsen Tag; befürchtet. Die Berichte, die den diplomatischen Kreiicn in den letzle» Wochru aus Bulgarien zugegangen waren, wussten Erstaunliches zu erzählen über dir Stärke und Verbreitung der zu Gunsten der Nückberutuiig des Fürsten Alexander einae- leitcten Agitation. Die ganze Bevölkerung, io hieß eS in diesen . «VN« nach den vielen traurigen Erfahrungen, die da» , nd durcharniackt und nachdem sie zur trostlosen ueberzeugung gekommen, daß Russtand nie und nimmer «inen aeeianeten Kandi daten für di« Jürsteiiwahl Vorschlägen werde, in der Rückderusung drS Fürsten Alexander da» beste und einzig Mittel, zu geordneten und definitive» Ziisländeil zu kening sei der langwierigen Versöhnung-Versuche, die unter der Aegidr der Pforte geführt weiden, überdrüssig und müde und erhoffe nichts mehr von denselben. Am Geburtstag des Fürsten, das war Dienstag, sollte eine großartige Kundgebung in Szene gelebt werden, durch welche Fürst Alexander zum Regenten des uiiabhünaigen Bulgarien pro- klomirt werden sollte. Die Regierung in Sofia erkannte seooch rechtzeitig daS Gefährliche deS Unternehmens und traf alle An- stallen, dasselbe im Keime zu unterdrücke». Die- ist ihr in der Tbat gelungen, sie hat sich damit um ihr Vaterland wahrhmt ver dient gemacht. Neuerdings heißt eS loga», Fürst Alexander von Battenberg habe beschlösse», demnächst eine ösienlliche Erklärung zu erlassen, des Inhalts: Er verzichte ein- sür allemal aus de» bulga rische» Thron. Afghanistan. Die Nachrichten aus Afghanistan widersprechen sich fast tagtäglich; einmal soll der Aulstand der GilzaiS gar nichts bedeuten oder ganz erfunden sein, da»» wieder wird sein crnsier Charakter hcrvorgehoben und sein Umsichgreifen geschildert. Die neueste Meldung de- „Rcuterichcn Bureaus" ist in dem lctzlbezeich- netrn Sinne gevallcn. Darnach hat der Stamm der Gllzais eine Position i» der Nähe von Ghnzni, welche den Weg von Kabul nach Kandahar beherrscht, beseht. Amerika. Die französische Negierung entsandte nach Pvct- au-Pri»ce ein Schiss zum Schutze der Europäer. Die Gesandttchatt Haitis in Paris erhielt bis zum 20. März reichende Nachrichten wo nach bei den Einwohnern von Haiti wegen des Zwischenfalles mit England eine lebhafte Bewegung herrsche; eS lei jedoch unrichtig, das dieselben mit der Massacrtruiig der Europäer drohen. (Die europäischen Mächte befürchten bereits seit langer Zeit eine Massa- crlruna der Europäer in Port-au-Princc aus der Insel Domingo). Man »ahm bisher an. daß die berühmte Farm des M. Dal- rvmple in Dakota die größte der Welt sei, durch welche der Pflug von Morgens bis Mittags in derselbe» Richtung vorwärts geht, um erst dann umzukehren und Abends spät an leinen Ausgangs punkt zurückzukommcn. In ncucster Zeit haben indessen New- Borker Finanziers sich zusammciigethaii und i» den Bereinigten Staaten ein Gut gekauft, welches dreimal so groß als Dalrvmplcs ist. 160 Kilometer lang und 4» Kilomeler breit, mit einem Areal von 640,OM Hektaren. Zur Zeit des Kaufes log das ganze Areal ohne Nutzen für den Staat da und die benachbarten Bichzüchter ließen imeugeltlich ihre Heerden dort weiden. Die Peackeiuiig, sowie alle anderen Arbeite» werden nur vermittelst Dampskraft aus- gettihrt. Soll z. B. ein Feld von 60 Hektare» gepflügt werden, so geschieht dies durch zwei Dampfmaschine», welche an den entgegen gesetzte» Seite» des Feldes ausgcsahren werden, resp. sich selbst durch eigene Kralt ausfahren und den Pflug hi»- und herziehc». Drei Mann sind zur Bedienung erforderlich und pflüge» täglich 10 Hektare. Maschinen säe», eggen, ernten dann in ähnlicher Weile, so daß aus dieser enormen Farm kein einziger Zugochse oder Zug pferd vorhanden ist. Nur einige Reitpferde giebt cs für die Hirten, welche die 16,OM aus der Farin untergebrachten Rinder weiden. Für das zahlreiche Personal hat man eine Mühle, eine» Verkauss- laden für alle möglichen Maaren, eine Eismaschine, Post und Te legraphen re. eingerichtet Tic Süd-Pacificvahn durchschncidet die Farm in 57 Kiloinetcr Länge und hat dort zwei Stationen, von denen dann zahlreiche Pferdebahnen gelegt sind. Die Gesellschaft besitzt außerdem drei eigene Tamvsschissc, welche aus ihre» eigenen Gewässern in der Länge von 480 Kilometern fahren. Hier also pflügen 3 Mann täglich 10 Hektar, während sie mit dcm gewöhn lichen von Ocklen oder Pferden gezogenen Pfluge nur 2—3 Hektar bewältigen. Der Bedarf an Menschen ist also hier auf Ve oder '/r. vermindert. In den Augen des Besitzers liegt hierin ein Triumph der Wissenschaft und cnornie Ersparniß; i» den Augen der Arbeiter und auch der kleinen Besitzer liegt hierin eine unbillige Bevor zugung des Großen, welche dem Kleinen die Existenz umnvglich macht. Acnilleton. -ß Charfreitags - Anssührnng in der Kreuzlircke am 8. April. Aehnlicb wie die Bnsstagö-Cviicerte der Sing-Akademie haben sich die Eharircitags-Ailssühriiiinen in der Kreuzkirche die allgemeine Gunst der Freunde weihevoller Musik erworben. Herrn Prof. Eantor W erma n n gebührt dafür besondere Anerkennung, denn seinem regen Eiter, seiner künstlerischen Rührigkeit und Tüchtigkeit ist dieses Rsstiltat zu danlen. Diesmal war Back's „Johannes-Passion" zur Aufführung gewählt worden. Ter Eindruck war ein tiefgehender, und dazu trug wie die ernste Schönheit des Werkes, ebenso auch die treffliche, zum Theil vorzügliche Wieden gäbe desselben bei. Bach führt in Fortbildung seiner Von ganger Schütz und Sebastian das Evangelium in der Weise durch, daß er in die Erzählung des Evangelisten hinein die sprechend er- wälntten Perioncii die ihnen zukommcnden Worte durch besondere Solisten wie durch Edörc in dramatischer Lebendigkeit selbstständig aussübreii läßt. Zwischen durch drückt die Gemeinde, gleichfalls durch Chöre und Solisten vertreten, ihre Empfindungen, ilneThcil- nahnie und guten Vorsätze durch Chöre, Arien und vorzüglich durch Choräle ans. Eine ideale Aufführung dieser Passionen würde er fordern, daß die Erzähler und die Darsteller des Evangelinnis räumlich getrennt von den Sängern, welche die Gemeinde repiälcn- lircn, ansgestellt würden, wie es früher auch ähnlich gehalten wurde. Könnte dazu sich noch die Gemeinde selbst an den Elwral gelängen betbeilige», so wäre die Aufführung einer solchen PassionS- musik ans dem Gebiete der Coneerttniisik geschieden und zur gottes dienstlichen Feier geworden. Künstlerische wie äußerlich praktische Gründe verhindern allerdings derartige Bestrebungen bei Passionen, wie sie Vach geschrieben hat. Meinardns in Hamburg ist aber daniit beschäftigt, einem Wunsche enigegenzukomiiie», der dabin geht, durch aktive Betheiligimg dcr Gemeinde an solchen größeren Kirchemnusikwerken dem kirchlichen Leben neuen Impuls geben zu helfen. Vach'sJohamicsvassion reicht zwar indcrMnckt des Ausdrucks, in der Vertiefung der Stimmung nicht ganz an dessen Matthäus- Passion heran, ragt aber doch immer noch hoch hinaus aus der Menge verwandter Werke, die Zeitgenossen wie Nachwelt geschrieben baden. Auch hier findet sich lebensvolle Deklamation in den Recitotiven, dramatisch-erregtes Eingreifen des Chores in die Hand lung, tiesinnige Versenkung in den glaubensstarken Chören der Ge meinde, mvimche, bis zur Herbheit gehende Grübelei in einigen der Arien, n»d endlich weihevolle, herzstärkende Beruhigung i» den Chorälen. Wie schon oben cmgedeutct, war die Ausführung des schwierigen Werkes, welches übrigens beträchtliche Kürzungen er fahren hatte, eine höchst würdige. Herr Wermailii hatte seine» Kreuzchor, der durch Damen und Herren wesentlich verstärkt worden war, ausgezeichnet vorbereitet. Die Chöre gingen tadellos; Sicher heit, Präcision. feinste Sebattirung waren ihnen nachziirulnnc». Besonders treffend in ihrer Charakteristik waren die lebhafte» Evnn- gelicnchöre. Bei den Chorälen können wir uns nickt enthalten, wohl anzuerkeiinen, daß sie in ihrer kein schattirtcn Art. mit ihrem Ans- und Abwogen der Tonstärke, ihren plötzlichen Picino's »»d Fortc's, ihrem Drängen und Zögern Wohl rein mnsikalilchen Genuß boten, jedoch aber auch z» bemerken, daß dieselbe» damit das Ge präge sroinmci Schlichthe», ruhiger Innigkeit wesentlich einbüßten. Auch ans diesem Boden würde noch Gelegenheit genug zu schönem, niusikalischrm Ausdrücke bleiben, nur müssen hier langathniige, breitere Nuancen, nicht solche Detailinalerei angeiveiidet werden. Unter den Solisten hatte Herr v. Witt die n»strc»ae»dstc und schwieligste Partie übernommen — er sang den Evangelisten. Wir haben Herrn v. Witt seit seinem Weggänge von Dresden nicht wieder gehört nnd finden nun, daß leine Stimme an Weichheit und Gcichmcidigkeit wesentlich zugcnvnnncn hat. Die Höhe nur scheint ihm jetzt Mühe zu mache», obwohl er deren Sprödigkeit niit großem Geschick z» verdecken weiß. Dunkle Vvkalstiruiig — a dem o genähert, wie auch c» dcm oi — sind ihm geblieben, wie auch die Neigung, den Tönen zuweilen eine» Vorschlag von unten vorzugcben. Verwundert hat uns. daß ihm bei seiner sonstigen Jntonationsreinhelt durch die ganzc Paitic durch bei oft sehr heikle» Schritten in schwierige» Hnrnionleverhältnisscn zwei Stellen nach dieser Seite hm lo mißglücken konnte», bei denen cs gerade beson ders aus Reinheit ankani („und weinte bitterlich", „und geißelte ihn"). Die Recitative des Evangelisten wurden üdrigenS von Herrn v. Witt ausgezeichnet aiikgeffihrt in lebensvoller Deklamation nnd in schöner AliSeinanderhaltting der Situationen und Personen, von denen er zn erzählen hatte, die Arie „Ach niein Sinn" jedoch litt an rhtzthmischer Unbestimmtheit. Bach's Vielstimmigkeit. hier durch die Selbstständigkeit der Orcbcsterstiininen herbeigestihrt, erfordert aber mosaikartig-genaues Jnrinandersügcil der Stimmen. DaS bei Herrn v. Witt vvrwaltende Streben nach Ausdnick muß bei Bach eben mit rl,»khmsicher Genauigkeit vereinigt werden. DaS ist ja gewiß schwer, aber doch nickt unmöglich. Sehr gut in Bezug ans diele Korrektheit war Herr Jost, der „Petrus z«d mit zutreffender Genauigkeit „PilatuS", sowie di« beiden Baß-Arien .Bettachte, mein« Gerl'^und „Mein theurer Heiland" sang. Letztere wurde durch daS Hinzutreten de- vianisslmo dazu gesungenen Chorals „Jesu, der Du wärest todt" zu einer der schönst wirkenden Nummern. „Ende gut. Alle- gut" konnte man allerdings dabei nicht sage», wohl aber, daß man daS Berunglücke» deS kleinen Nachspiels ohne Groll hinnaln» »i Anbetracht der sonstigen wundervollen Ausfüh rung. Die Schuld trug übrigens zunächst Herr Jost, der nnmillel bar vor seinem Schlüsse einen To» verkürzte, und dann? Nun doch der Dirigent, dem es nicht gelang, den üblen Folgen des Beliebens sofort vorzuheugen. Den „Jesus" fühlte Herr Jense» i» edler, milder und klarer Weise durch. Die Deutlichkeit und Reinheit seiner Aussprache bedarf besonderen Lobes. Fra» Otto Alvsleben sang die beide» Arien „Ich folge Dir gleichfalls" und „Zkisließe mein Herze" mit ihrer für Kirchengeiang vorzüglich ge eigneten schönen, reinen Soplanstimme und mit längslbewährtem, stilvollem Voilrage, und Fiau Muller-Bäcki hatte die Alt-Arien „Von den Stricken meiner Sünden" und „Es ist vollbracht" über »oninien. Die zweite hat uns in ihrer liinigcn Auffassung besser gciallen, als die erste, welche in ihrer großen Schwierigkeit an scheinend zu sehr die volle Auimelkiamkeit aus das musikalische Entenible in Anspruch nahm. Im Allgemeinen klang die Stimme der Fr. Müller-Äächi zu dunkel, sodaß ihre Tragiähigkeit damtt verinmdett wurde; ebenso bedarf die KonsonantenauSiprache wesent licher Verschärfung. Zu rühmen ist aber die Wärme der Empfin düng, welche sie zu ihren Ausgaben mitbringt. DaS Orchester hat sich »n Allgemeinen tüchtig gehalten, in de» Einleitungen und Zwiichenspielcil klang cs aber meist zu schwächlich. Von einzelnen Jnstiumenleu hatte» Gelegenheit sich hervorzuthun die Oboen und Flöte», letztere in sehr cielungcner Weise in de» Sopran-Arien, die ersiklcn brav, nur etwas schüchtern, in der ersten, schwieligen Alt- Arie. Emen Hochgenuß gab die Aukiührung des Vinioncell-Solo's i» der zweiten All-Arie „Es ist vollbracht" durch Herrn Concerl mcister Grützmacher, welcher außerdem in Vereinigung mit dem Conlrabaffiste» Herrn KammcriiiusiluS Damm die Recitativ-Bc gleitungen ausiührle. Wir gestehe», daß wir uns mit dieser ein förmig wiikende» Bcgleitungsweise je länger, je weniger befreunden können. Man sollte es doch wieder »nt der Orgel oder kleinem Streichorchester versuchen. Zuin Schlüsse sei de», Dirigenten. Herrn Wermaun, sür die umsichtige Leitung warme Anerkennung gezollt, woran wir den Wunsch fügen, daß er in seinem rüstigen Streben nie erlahmen möge. Engen Krantz. 's Im Kgl. Hoitheatcr (Altstadt) gelangt heule die „Köni g i n von Saba", morgen „ Gocthe' s Fanst" l. Theil mit Frl. Klara S-kalb ach (vom Leipziger Stadlthcater) als Grctchen zur Aufführung. Im Neustadter Hause wird heute das Schönthan- Kadelburg'sche Lustspiel „Goldfische" wiedeiholt; als Vertreter des Herrn v. d. Osten, welcher kontraktlich beurlaubt ist, gastirt Hen A. Paul vom Hottheciter in Kailsnche als Premierleutnant Erich Am Montag geht Naedcr's unverwüstliche Posse „Flick und Flock" in Szene. ß Das Rcsidenztheaier giebt heute als Nachmittagsvorstellung „Das Mädel mit Gel d", als Abendvorstellung „Unser Doktor" mit Felix Schweigst vier zum letzten Male. Morgen (Montag) Abend tritt Schweighofer in einer seiner vorzüglichsten und urko- müchstcn Rollen, als Chorist Brüller in der Gesangsposse „Das BI itzmädel" auf. Als Nachmittagsvorstellung gelangt nochmals das Festwiel „Der Kaiser und der Tambour zur Aufführung, welchem sich Suppö's Operette „Die schöne Galathea" anschließt. ßNcpertoir der K g l. Hostheater. Altstadt. Sonn tag : Die Königin von Saba. (Ans. halb 8.) — Montag: Faust. (1. Th.) (Ans. 6.) Fr!. Clara Salbach a. G. — Dienstag: Amelia. — Mittwoch: Heinrich der Löwe. — Donnerstag: Der König hat's gesagt. — Freitag: Faust. <2. Th.) (Ans. halb 7.) — Sonnabend: Tell (Over). — Sonntag: Der Wildschütz. N eustadt. Sonn tag : Goldfische. Herr Paul a. G. — Montag: Flick und Flock. — Dienstag: Goldfische. Herr Paul a. G. — Mittwoch: Der Probcpfcil. Herr Paul a. G. — Donnerstag: Der geheime Agent. Herr Paul a. G. — Sonnabend: Ein Erfolg. Herr Paul a. G. — Sonntag: Goldfische, oder: Der Soldateufrcuiio. -ß Herr Kanimcrsängcr Lorenzo Niese schreibt uns: Den falschen Nachrichten cntgcge»tretc»d, als beabsichtige ick, im nächsten Jahre meine Bühnenthätigkeit zu beschließen, erlaube ich mir die M itihcilung, daß ich nicht im Entferntesten daran denke, vom Schau platze meiner Thätiglcit zurückzutrcten, so lange mir von Gott die Gnade verliehen ist, meine Summe und Geiunsheit zu besitzen. Wollen Sie die Güte bnben, den Lesen, Ihres Blattes meine ge gebene Mittheiliing gefälligst zu übermachen und zeichnet niit vor züglichster Hochachtung rc. — Wir freuen uns aufrichrig dieser Mit- thcilung. Das Gleiche — wir wissen eS — empfindet das ganze knnstliebende Publikum der Residenz. Die Stimme des gottbe gnadeten Säugers glänzt noch immer in voller Touschöicheit, Kraft und Frische. Die Auaeiioperotion, der sich Herr Riese im vorigen Jabre unterziehen mußte, hat seine künstlerische Wirksamkeit nicht ans das Leiseste beeinträchtigt. Möge der verehrte Sangesmcister noch lange am der Ställe seines Ruhmes, die ihn nicht entbehren kau», wirken' x Nach schwerer Seefahrt, bei welcher steifer Grog dem steifen Wind die Stange halten musste^ ist Herr v. d. Oste u in Stockholm angekonimen. Seme Ankunft fiel in eine ausnalMswcise ungünstige Tbeatcrzcit. Bekanntlich Kat sich Ihre Majestät die Königin von Schweden einer schweren Operation unterziehe» müssen; dieselbe ist zwar glücklich von Statten gegangen, allein die Folgen geben sehr zu fürchten. Jeden Allgeiibück kann die Flagge auf dem Kgl. Palais am „Strvmparterre" aus Halbmast herunlcraezogen werden und dann schließen die Theater, die i» diesen Tagen der schwedischen Reichstagswahlen ohnehin schwächer besucht werden. Trotzdem hat Herr v. d. Osten bei seinem Auftreten ein volles Haus erzielt und wurde mit lauten Willkomiiienrusen und Nubmesgemüie über schüttet. Er betrat als „Unser Zigeuner" die Bühne und gleich »ach den ersten Worten: „Na, da wäre ich ja wieder einmal" (d. h. ans schwedisch), brack der Beifall von Neuem loS und dieser zweite spontane Empfang wollte gar kein Ende nehmen. Der Er folg hielt sich aus derselben Höhe und vorläufig bleibt „Unser Zigeuner" auf dcm Repertoir und unser Osten schweighofert im Norden. -ß Ans dem „Hamburger Fremdenblatt" ersehen wir, daß Frau Otto-Alsv leben, unser Hoftheater-Ehrenmitglied, sür ihre Mitwirkung in Otto Bcstäiidig's oratorischem Werke „Der Tod Baldcr's" in Hamburg wärmste Anerkennung gefunden hat. „Ihr ebenso nobler wie seelisch warmer Gesang, ihre absolute Gesangs- kunst stehen auf einer Höhe, zu der sich von der großen Zahl Der jenigen, welche sich Concertsängerinnen nennen, nur verhältnißmäßig Wenige cmvvrzuschwiiigen vermögen", sagt Emil Krause im ge nannten Blatte. 's Der hier schon seil einer Reihe von Jahren lebende, durch sein Gastspiel am Residenztlieater und seine Mitwirkung bei der Schillcrscicr in Blascwitz 1885 bekannte herzogliche Hofschanspieler O- H- ersucht uns zu koiistattren, daß die in dem gestrigen Aussätze „Die Kunst geht nach Brod" geschilderten Theaterverhält- iiiffc mit seinen Gastspielen in keine Beziehung zu bringen sind Gedachter Künstler bat nie auf Dörfern, sondern mir in Städten und in Schausvicleniembles gnstirt, bei denen auch die angesehensten Mitglieder unserer Kgl. Hvsbühne als Gäste auftratcn. 7 Eine internationale Musik-AuSstellung soll im Laufe des Jahres 1888 in Bologna stattsindeii, und hat Maestro Verdi das ihm von dem Ausstellungs-Komitee angetragcne Amt eines Ehrenpräsidenten angenommen. -s Der bekannte Neiseschriststellcr Alexander Ziegler (Ruhla) ist porgestem in Wiesbaden gestorben. -s Ein beklageiiSwerther Unfall hat kürzlich Frl. v. Olah m Prag betroffen. Die Künstleri» hat sich das Knöchelgelenk am Fuße gebrochen und zwar in jo bedauerlicher Weise, daß ihre völlige Wiederfiencsung (bei dem Untall sind leider auch Flechsen zerrissen- vorläufig noch nicht abziljchcil ist. -s In der Ausstellung des Sachs. Kunstvereins im Brühl'scheii Palais, Angiistnsstraße (geöffnet Sonn- und Festtags von ll—3, Donnerstags von lO-1, an den übrigen Wachcntageii von 10—4 Uhr), sind ferner neu ausgestellt: 1. Oclgemälde. Biblische Historienbilder von Lindau und Stichart; Bildniß von Kvsclitz; Bildiiißstudien von Pötzlch und Walther Scholtz (sämmt- lick in Dresden); „Ter Glaube", nach einem Motive von Liska niisgetührt von Liinmcr (Strehlen b. Dresden); Genrebilder von Binder und Pscifier (München); Landschasi vo» Hahn (Dresden); Stillleben von Hennins v. Preiischcii (München). 2. Aquarelle. Zwei landichailliche Motive, Albuinblätter von lschlegct (Dresden); zwei Btumenbilder vo» Konstanze Freiin v. Müncb-BeUmghauseii (Wien); Architekiurbild von Max .Hauschild (Rom): desgleichen »ach dem Gemälde von Schenker, iaoirt vo» Friedrich (Dresden). — 3. Plastiiche Gegenstände. Bildmßbüstcn i» Bronze, modcllirt von Henzc und Schweizer; Büste m Gbps, modellirt von Herzig (Dresden!: Statuette in Bronze, modellirt von Stein (Leipzig).
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