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1575 zwei deutsche homöop. Aerzte, vr. v. Biller- und Sanität-rath vr. Metz in Hildesheim, den 1. und 2, von der Hahnemann-Gesellschaft in Madrid au-gesetzten Preis erhalten. — Für ein in Madrid zu errichtendes homöop. Spital sind 367,354 Realen zusammengckommen. — Dresden, 10. Juni. (N> Die Hoch flut b im heurigen Früh jahr hat das Flußbett der Elbe ganz cigenthümlich verändert. So hat die Fluih das Neustädter User vor dem Pontonschuppen ungemein ver sandet. Die Schwimmanstalten steh.n auf demselben Flecke wie viele Jahre vorher; man kann aber wohl 15 Schritte weit in den Strom hineinwaten, ehe Einem da- Wasser an die B-ust reicht. Umgekehrt ist die Wasserstraße auf Altstädter User längs der nenen Quaibauteni, tiefer denn je; der ganze Strom ist an- linke Ufer herübergedrängt und verlegt worden. — sBlitzschläg«.) In Dörnthal ist am 7. d. M. das Kellersche GutSgehöfte durch einen Blitz getroffen und «ingeäschert worden. Tag darauf wüthete rin furchtbare- Gewitter über der Stadt Sayda und e« brannten in Folge Blitzschläge- 25 Scheunen völlig nieder. Auch in Kämmerswalde find durch Blitz da-Seitengebäude de- Mühlenbesitzers Schreiber und der obere Theil de- Schneider'schen Wohnhauses nieder- gebrannt, bez. zerrissen worden; bei diesem Gewitter wurden 6 Kühe ge- tödtet. Auch noch au- anderen Orten werden durch Blitzschlag verursachte Brände gemeldet. — Berlin, 10-Juni. Die Feier des 50-jährigen Jubiläums de- um da- deutsche Volkslied hochverdienten Musikdirektors Ludwig Erk fand heute unter zahlreicher Theilnahme statt. Seiten des Magistrat« und der Stadtverordneten wurde dem Jubilar ein jährliches Ehrengehalt von ,.dreitausend Mark^ gestiftet. — Der Erste deutsche allgemeine Lehrertag in Erfurt lvgl. Nr. 130) hat am 8. Juni seine Di-cusfionen beendet, nachdem die Ver sammlung noch beschlossen, dem Musikdirektor Erk in Berlin zu seinem 50jährigen Jubiläum durch da- Präsidium den Dank und dir Glückwünsche der deutschen Lehrerschaft darbringen zu lassen. Die nächste Versammlung de- Lehrertages soll in Augsburg stattfinden. — Breslau. <G. A.) Während der Fahrt des letzten aus Oberschlefien eintreffenden Personenzuges am zweiten Pfingstfeiertagc entstand zwischen Passagieren der vierten Classe eine Schlägerei, die solche Dimen sionen annahm, daß der Zug auf offener Strecke zwischen Brieg und Ohlau halten mußte, damit von dem Zugbegleitungs-Personal Ruhe geschafft werden konnte. Die Schlägerei war als Fortsetzung einer Rauferei zu be trachten, die auf dem Brieger Bahnhofe vor Abfahrt des Zuge- zwischen ober- schlesischen Arbeitern gespielt hatte. — Magdeburg, 8. Juni. Ein mit 6400 Ctr. Düngesalz be- ladene« Fahrzeug wurde am Freitag Abend bei der Fahrt durch die alt« Eisenbahnbrücke über die Elbe leck und ging sofort in Grund. — lZwölf Stunden in einem Canal.) Au- Wien wird be richtet : Vor etwa drei Wochen entstand in einem hiesigen Gasthause zwischen mehreren Personen ein Exceß, der damit endete, daß der anwesende Vagant Johann Hausker, ein sehr verwegener, wiederholt abgcstrafter Bursche, ein Messer zog, die Anwesenden bedrohte und Mehrere auch durch Stiche verletzte. Hausker wurde seither vergebens gesucht, bis es endlich dieser Tage gelang, seine Spur zu finden. Hausker hielt sich nämlich bei seiner Geliebten verborgen. Dort sollte er Morgens um 5 Uhr verhaftet werden. AIS er indeß die Polizei-Organe bemerkte, welche ihn cscortiren sollten, ergriff er die Flucht gegen den Neustädter Canal zu. Wiederholt kamen ihm seine Verfolger nahe, allein Hausker hatte ein Messer gezogen und drohte, Jeden, der sich im nähere, zu erstechen. So ging die Jagd fort bis an das Hafengeländc des Wiener-Neustädter Canals. Rechts und links cingeschlossen, blieb Hausker schließlich keine Wahl, als in den ziem lich tiefen Hafen zu springen und denselben zu durchschwimmen. Am untersten Ende des HasenS befindet sich nun eine durch ein Eisengitter halb abgeschlossene Abflußöffnung, welche in einen unterirdischen gemauerten Canal geht, der bis zum Wienfluffe fortgeführt wird und durch welchen das überflüssige Wasser ab- strömt. Dieser Canal hat eine Höhe von etwa 5 Fuß und ist bis ganz nahe an die Decke mit Wasser gefüllt. Hausker übersprang verwegen da- Eisengitter und schwamm in den finsteren Canal ein. Der Canal hat auf der Strecke einige Luftöffnungcn und setzt mit seinem Wasser mehrer« industrielle Etablisse ments in Betrieb. Sofort wurden polizeilich alle Lichtöffnungen, durch welche der Verbrecher hätte entkommen können, besetzt und auch in den betreffenden Mühlen und Fabriken die entsprechenden Vorkehrungen getroffen. Hausker be fand sich zweifellos im Canale. Hunderte von Menschen umstanden die von Wachtposten sorgsam gehüteten Licht- und Luftöffnungen. Gegen Mittag wagt» sich der Verbrecher gegen eine derselben vor. Er stand bi- zum Kopfe im fließen den Wasser und hatte kaum Raum zum Athmen. Al- er die auf ihn harrenden Wachen sah, zog er sich sofort eiligst wieder in den Canal zurück, wohin ihm ohne größte Lcben-gefahr Niemand folgen konnte. E- mußte in der That eine schreckliche Situation gewesen sein, in der sich der Verbrecher befand, und man war umsomehr begierig, wie lange er e- in derselben au-halten werde, da die Gefahr de- Ertrinkens oder Ersticken- eine sehr bedeutende war. Nahezu zwölf Stunden waren vergangen, seit sich Hau-ker im Canal befand. Endlich nach 4 Uhr erschien er zitternd vor Kälte an einer Lichtöffnung und bat um ein Stück Brot, da er furchtbaren Hunger leide. ES wurde ihm da- Erbetene ge reicht und ihm zugleich bedeutet, daß jedes weitere Verharren in dieser Lage nur sein Leben gefährden müsse, ein Entkommen aber ganz unmöglich sei. Die- sah Hausker auch endlich ein, übergab sein Messer, stieg aus dem Canal und ließ sich gefangen nehmen. — Prag, 10. Juni. (N. Fr. Pr.) Die Flachsspinnerei Radowenz bei Trautenau, Besitzer Lichtenstein, ist gänzlich abgebrannt. Der Schaden beträgt eine Viertel-Million. — Bei der am 6. d. Mts. in Echternach stattgehabten S p r i n g - proression sollen sich nach der „Lr. Zeitung" 13,000 bi- 14,000 Per sonen betheiligt haben. — sNette Verzinsung.) DemRechtS-Au-schUff« de-ungarischen Reichstage-, welcher sich gegenwärtig mit der Berathung de- Wucher gesetz«- befaßt, trug der Justizminister dieser Lage ein« Reihe amtlicher Daten über die Höhe jener Zinsen vor, zu deren Eintreibung die ungarischen Ge richte derzeit die Hand bieten müssen. So mußten in einem Fallt, der im Sprengel de- Maros-Vasarhelyer Gerichtshofes vorkam, nach einer intabulirtrn Forderung 2650 Procent an Zinsen zugesprochen werden. — Pari-, 9. Juni. lK.Z.) Gestern entlud sich über Lyon und Umgegend ein schwere- Gewitter; der Blitz schlug in drei Zelt« de- Lager« bei Valbonne, drei Soldaten wurden erschlagen, zwölf verletzt oder gelähmt. — Bet Valence entgleiste «in Güterzug; fünf Eisenbahn- beamten wurden getödtet, mehrere andere verwundet. — London, 8. Juni. Ein Eisenbahnunglück, welche- leicht hätte sehr schlimme Folgen nach sich ziehen können, ereignete sich gestern Abend in unmittelbarer Nähe von Guildford, wo die Bahn einen Ge birgsrücken, genannt The Hog's Back, unterirdisch durchschneidet. Während der Zug von Portsmouth im Tunnel war, stürzte ein Stück der Decke mit lautem Krach ein. Es sollen gegen 6000 Centner Kalkstein auf den Bahnkörper herabgefallen sein. Glücklicher Weise wurde Niemand verletzt. Indessen ist selbstverständlich der Verkehr gänzlich unterbrochen. — In London hat am Tage nach dem kürzlich stattgefundenen Derby-Rennen auch nicht ein einziger Fall von Trunkenheit vor dem Polizeigericht von Westminster vorgelegen, das erste Mal seit 25 Jahren. Al« «ine ähnliche Seltenheit ist hervorzuheben, daß am 1. Juni vor dem Citygerichte keine einzige Klage vorlag und somit keine Sitzung statt zufinden brauchte. Altem Braucht gemäß wurde deshalb dem Alderman Allen, der an Stelle des Lord Mayors gerade den Vorsitz zu führen hatte, ein Paar weißer Glacihandschuhe überreicht. — Von der Welt-Au«stellung wird dem „Standard" au« P h i - ladelphia geschrieben: „Die unvermeidlich«» Kunst-Vandalen find schon in der Gedächtnißhalle und dem Nebengebäude ausgetreten. Mehrere schöne Kunstgegrnständt au« Oesterreich find muthwtlliger Weise beschädigt worden, nicht durch Zufall; denn e« wurden Gemälde so zerkratzt, daß böswillige Abficht unverkennbar war. Die österreichisch« Commission hat die Thüren zn ihren Räumen geschlossen, bi« durch Errichtung von Bar rieren die Berührung der Gegenstände unmöglich gemacht ist. Man ver- muthet, daß politische Feinde Oesterreichs vom Kontinent den niederträchtigen Unfug verübt haben." — Das englische Jsraelit«nblatt „J«wish World" brrechnet di« Stärke der israelitischen Coloni« in Großbritannien auf 51,250 Seelen und in London allein auf 39,833 Stelen. > ' - BolkS- und LandwirthschaftlicheS. * Nach dem sechsten Berichte über die Augenheilanstalt de« Herrn Or. Otto Just zu Zittau für 1875 betrug im genannten Jahre die Gesammt- zahl der behandelten und untersuchten Augenkranken 2952. Von denselben wurden 305 Kranke in der Anstalt selbst verpflegt und 466 theilS in der An stalt, theils ambulatorisch unentgeltlich al- Arme behandelt. An Gtschenken erhielt die Anstalt 243 90 Die SenatorJuflische Stiftung, deren Ver waltung-Vermögen auf 32,745 95 gestiegen, hat von den Zinsen 9l6^i 10 für Verpflegung von 27 Kranken verausgabt. Augenoperationen wur den im Jahre 1875 409, davon 401 mit vollkommenem Erfolge, ausgcsührt. Unter den vielen Curorten, die Sachsen aufzuweisen hat, verdient Augystu-bad»insofern besonder- hervorgehoben zu wrrden, als es vermöge seiner herrlichen Lage nicht nur geeignet ist, einen vorübergehenden angemhmen