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GesammtauSweise über die Flüchtlinge weilen 7303 Familien mit 45,946 Personen aus Bosnien auf österreichischem Gebiete. Lemberg, 4. Mai. (N. Fr. Pr.) Die polnischen Blätter nehmen die Nachricht von dem Zustandekommen deS österreichisch- ungarischen Ausgleiches mit großem Gleichmuth auf. Der „Dziennik PolSki" meint, die Ungarn würden, eingedenk des jetzigen Erfolges, bei der jedesmaligen Erneuerung der Ausgleiches auf Ver mehrung ihrer bisherigen Errungenschaften dringen. Pesth, 4. Mai. „Nemzeti Hirlap" erzählt von einer „tiefen Verstimmung", welche das Resultat der Wiener Verhand- lungen unter den Abgeordneten der liberalen Partei hervorgerufen habe. Viele hätten schon jetzt erklärt, daß sie jedenfalls gegen die Ausgleichsvorlagen der Regierung stimmen. Andere beabsichtigen, das Mandat niederzulegen. Auch in der Provinz sei durch den Aus gleich Aufregung hervorgerufen. In Arad werden Volksversammlungen vorbereitet, um jenen Abgeordneten, welche den Ausgleich unterstützen, daS Mißtrauen zu votiren. Dänemark. Kopenhagen, 2. Mai. Die hiesige „Nat. Tidende" will wißen, daß die preußische Regierung sich an das diesseitige Ministerium des Auswärtigen mit dem Verlangen gewandt hat, daß verschiedene Schleswiger, die sich in Dänemark aufhalten und in Schleswig militairdienstpflichtig sind, ausgehoben, angehalten und an die betreffen den preußischen Behörden ausgeliefert werden möchten. Belgien. Die „N. F. P." bemerkt: „Fast unbeachtet in dem Wogenschlage brennenderer Interessen hat dieser Tage in Wiesbaden eine Mon- archen-Begegnung stattgefunden, welche gleichwohl von nicht zu unter schätzender Bedeutung ist. König Leopold von Belgien ist näm lich in dem rheinischen Bade mit dem deutschen Kaiser zusammen- getroffen, und eS hat sich zwischen den beiden Monarchen ein lebhafter persönlicher Verkehr entwickelt. Wenn man erwägt, daß in der zweiten Hälfte des kommenden Monats in mehreren belgischen Provinzen Neu wahlen für die Kammern anstehen, von deren Ausfall zum Theil die Existenz deS gegenwärtigen clericalen CabinetS abhängt, so wird man dem Zusammentreffen deS deutschen Staatsoberhauptes mit dem belgi schen wohl eine gewisse politische Tragweite nicht absprechen können." Frankreich. PariS, 3. Mai. Aus der bereits telegraphisch erwähnten officiösen Mittheilung deS „Moniteur", daß die Regierung keine diplomatischen Schriftstücke über die orientalische Frage veröffentlichen werde, verdient folgende Stelle mitgetheilt zu werden: „Die französische Politik bat in diesem Augenblicke keine großartige Initiative zu ergreifen. Nach den Unglücksfällen, welche uns zustießen, ist die Aufgabe unserer Diplomatie zugleich bescheidener und praktischer: sie besteht darin, nach und nach wieder in das internationale Concert einzutreten, Europa daran zu gewöhnen, daß es auf unseren Einfluß zählt, und bei uns beständig gemäßigte, versöhnliche, vollständig friedliche Ansichten findet." — Die Minister haben dem Marschall die gerichtliche Ver- solgung Rouher's wegen dessen Manifestes an die Wähler von Ajaccio vorgeschlagen. Das Manifest greift die Verfassung und ihre Anhänger an und vertheidigt gleichzeitig das Kaiserreich und die an geblichen Rechte des vor sträflichen Angriffen sichergestellten ex-katser- Uchen Prinzen. Großbritannien. London, 3. Mai. Von verschiedenen Seiten laufen zahlreiche Glückwunschadressen an die Königin ein, anläßlich der Rück kehr deS Prinzen von Wales und der Annahme des Titels Kaiserin von Indien. Die Corporation von Dublin, welche bei Abfassung einer solchen Glückwunschadresse wegen deS Titels in Verlegenheit war, wandte sich an Str Bernard Burke, den Wappenkönig für Irland und bekannte Autorität in allen genealogischen Fragen, und erhielt den Bescheid, der volle Titel der Monarchin laute nunmehr: Victoria, von GotteS Gnaden des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland Königin, Beschützerin des Glaubens, Kaiserin von Indien. — Sollte der König von Da Homey bei Ablauf der ihm ge währten Frist am 1. Juni noch auf seiner Weigerung bestehen, die ihm auferlegte Buße (von 500 Faß Palmöl) zu entrichten (vgl. Nr. 103 d. Bl.), so sollen, wie eS heißt, die Küstenstädte seines Reiches nied er geb rannt und die Flußmündungen blockirt werden. Ein KriegSzug ins Innere des Landes wird hier nicht für wahrscheinlich gehalten. — Heute sand die Jahres-Versammluna der britischen und ausländischen Bibelgesellschaft unter Lord Shaftesbury'S Vor sitz statt. Zwar wurde in dem Berichte hervorgehoben, daß die Ge schäftsflauheit und religiöse Aufregung in Deutschland der Thätigkeit deS Vereins im letzten Jahre Eintrag gethan habe, aber trotzdem er reichte sein Jahreseinkommen doch die Höhe von über 222,000 Pfd. St. und wurden 2,682,185 Exemplare des alten und neuen Testaments nebst einzelnen Abschnitten derselben veröffentlicht. Amerika. (Die Chinesen in Kalifornien.) Nach den neuesten Nach richten wird die Lage der Chinesen in Calisornien immer kritischer. Die Californier haben daS Chinesen-Quartier Antioch in San Francisco angebrannt! Die Chinesen waren vorher gewarnt worden; ein großer Theil von ihnen war daher schon geflohen, ehe das Feuer auSbrach. Andere flohen, während die Flammen um sich griffen. Bei diesen: Stande der Dinge kann es nicht mehr ausbleiben, daß die Regierung der Vereinigten Staaten in Washington ihr entscheidendes Wort in dem Kampfe der beiden Nationalitäten spricht und Truppen nach Kali fornien commandirt, welche die Ruhe aufrecht zu erhalten haben. (Der Ausstand in Mexico.) Den neuesten Nachrichten zu Folge beabsichtigen die Staaten Sonora, Sinalao, Chihuahua, Durango, Zacatecas, Cohahuila und Nuevo Leon, sich von der mexikanischen Kon föderation zu trennen, um unter dem Namen Sierra Madre eine neue Republik zu bilden. Die revolutionaire Bewegung macht in den Staaten Oaxaca, Puebla und Vera Cruz unverkennbare Fort schritte. Vom sächsischen Landtage. H> Dresden, 5. Mai. Die Erste Kammer hielt gestern und heute Sitzungen. Die Hauptdebatte entspann sich gestern bei Berath- ung der Petition des vr. Kolbe bez. des sächsischen LehrervereinS, die Einführung eines BibelauSzugs bctr. Aus der Mitte der Deputation waren 2 Vorschläge hervorgegangrn: Die Majorität (Ref. Oberschenk v. Metzsch) beantragte, die Petition aus sich beruhen zu lassen, und den jenseitigen Beschluß (der Regierung zur Erwägung anheimzugeben, ob nicht die in der Petition und auch sonst schon viel fach geäußerten Bedenken wegen der Ueberantwortung der ganzen un veränderten Bibel in die Hände der Schulkinder wichtig genug seien, um die Frage der Einführung einer den dogmatischen Inhalt der Bibel nicht beeinträchtigenden Bearbeitung zu unterziehen und event. wegen Er zielung des erforderlichen Einvernehmens mit dem evangelisch-lutherischen Landesconsistorium das Nöthige vorzukehren) abzulehnen. Die Minorität (Ref. Bürgermeister Hirschberg) empfahl Beitritt zum Beschluß der Zweiten Kammer. Gegen Einführung eines Bibelauszugs sprachen v. Erdmannsdorff, Staatsminister a. D. v. Falckenftein und Prof. vr. Fricke. Minister vr. v. Gerber constatirte, daß vom Ministerium den Lehrern rc. die Hofmann'sche Schulbibel nur zum Ge- brauch als Leitfaden empfohlen worden sei. DaS Majoritätsvotum wurde gegen 3 Stimmen (Hirschberg, Martini, Clauß) genehmigt. Von den übrigen noch zur Erledigung gebrachten Petitionen ist nur noch zu erwähnen, daß dem Anträge des Vicepräsidenten Streit und Gen., die Zuziehung nicht staatsangehöriger junger Leute zum Fortbildungsschul-Unterrichte betr., einstimmig bei getreten wurde; dasselbe geschah bez. des Beschlusses der Zweiten Kammer über die Petition des Direktorium? des Vereins sächsischer Gemeinde beamter um einheitliche Regelung der Pensionsverhältniffe und deS DisciplinarverfahrenS für alle Gemein de unterbeamten: die Petition auf sich beruhen zu lassen. Endlich wurde die Petition von Arbeitern in den Werkstätten der Staatsbahnen wegen Errichtung einer Arbeiter-.Jnvaliden- und Witwen-Casse der Re gierung zur Kenntnißnahme überwiesen. — In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer, welche um 11 Uhr eröffnet wurde, stand der Be- richt der 2. Deputation, die Pos. 22, 25 und 26 deS Budgets der Staatseinkünfte betr., zur Berathung. AlS Referent fungirte Rülke. Eine allgemeine Debatte fand nicht statt und wurde sofort zur Berathung der einzelnen Positionen übergegangen. Dieselben wurden neist ohne jede Debatte in der von der Deputation (in der Haupt- äche in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer) vorgeschlagenen Weise genehmigt. Nur bei Pos. 1 (Forst- und Jagd-