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Ist, dir Mutter scheut den beim Beginn des Stillens nicht seltmen Schmerz, die Hebamme scheut die Mühe des Anlegens. So unterbleibt sehr oft das Natur- gemäßeste der ersten Ernährung. Abgesehen davon, daß das Richtstillen auch für die Mütter meist vonNach- theil ist, leiden hierunter die meisten der Kinder. Anstatt der geeigneten Mutter milch erhalten sie Kuh- öder Ziegenmilch, bald zu dünn, bald zu fett, bald zu heiß und bald zu kalt, bald von ungesundem Biehünd bald sauer. Ja bekämen die armen Kleinen noch immer Milch und nur diese! Da wird anstatt der Milch oder neben dieser Allerhand gereicht; Mehlbrei, Kaffee, Zulpe n. — Hören wir, was schon erwähnter vr. Mayr in Bezug auf Unterlassung des Stillens sagt. „Schweden ist durch eine sehr geringe Kindersterblichkeit ausgezeichnet. In Schweden stillen aber fast alle Mütter, selbst die der reichen Classen, selbst und fetzen die Stillung ihrer Kinder bis zum zweiten, ja selbst dritten Lebens jahre fort. In einigen Districten des bothnischett Busens hatte sich im vorigen Jahrhundert der Gebrauch der Ludel (Zulpe?) eingeschlichen, Man bemerkte sofort eine außerordentliche Zunahme der Sterblichkeit der Neugeborenen — und ein königliches Edict ordnete correctionelle Bestrafung der Mütter an, von welchen nachgewiesen werden konnte, daß sie ihre Kinder durch Entziehung von der Brust hatten zu Grunde gehen lassen." Ganz dem ähnlich lauten die Nach richtm aus Norwegen und Dänemark. „In dem Gebiete der höchsten bayerischer Kindersterblichkeit (Eichstädt, Beilegries) finden wir dagegen fast ausschließlich Ausfütterung mit Brei, Milch, Gerstenwasser und Cichoricnkaffee." Wie steht es bei uns und namentlich im Amtsbezirke Ostritz? Um sichere Unterlagen auch hierfür zu erlangen, dürften die Leichenfrauen anzuweisen sein, daß diese sich bei Todesfällen, welche Kinder unterm Jahre betreffen, genau erkundigen, ob die fraglichen Kinder, bez. wie lange gestillt worden sind, und daß sie das Ergebniß dieser Befragung mit auf dem Leichen bestattungsscheine zu bemerken hätten. Die Herren Geistlichen aber und Kirchenbuchführcr dürften zu ersuchen sein , daß sie bei Empfangnahme dieser Scheine darüber, daß jenes notirt sei, mit wachen wollten. Ueberhaupt sollte Niemand sich der Erkenntniß der großen Kindersterblich keit in unserem Sachsen und namentlich in unserem Bezirke verschließen. Wird ja doch ein Land durch sie nichts weniger als geehrt. Durch Belehrung der ihm nahe stehenden Kreise sollte Jeder ihr zu steuern suchen. Diesem Bestreben folgend, habe ich gesprochen. Ich schließe diesen Vortrag, indem ich warne vor Ehebündnisscn unter nahen Verwandten, indem ich warne vor der Verabreichung von Spirituosm und sogen. Schlaftränkchen an kreißende Frauen und kleine Kinder, indem ich warne vor dem Aussehen dieser während der ersten Lebens wochen der rauhen Außen- und Kirchenluft, indem ich warne vor der künstlichen Auffütterung, gegenüber dem Nähren an der Brust und indem ich die kleinen Wesen überhaupt empfehle — der Mutterliebe zartem Sorgen! Vorrichtungen zur Rettung -er Thiere bei Bran-nnsällen. Die großen Verluste an Pferden und Rindvieh, welche bei Feuer-, Wasser- und anderen Gefahren häufig dadurch entstehen, daß man die Thiere nicht rasch genug aus ihren Banden zu befreien im Stande ist, und speciell ein in hiesiger Gegend stättgefundener Brand, bei dem zwanzig Pferde ver brannten, veranlaßten mich. Versuche darüber anzustellen, wie diesem Uebel stande abzühelfcn sei. Es sind bisher die verschiedensten Vorschläge in dieser Richtung gemacht worden, aber keiner derselben scheint sich bewährt zu haben. Bei meinen Versuchen ging ich von dem Grundsätze aus, daß statt des an der Krippe oder in der Mauer unter derselben angebrachten festen Ringes, worin die Halsterkette befestigt wird, eine ring- oder zellenförmige Vorrichtung anzubringen fei, welche das beliebige rasche und leichte Oeffnen und Schließen derselben gestattet. Es ist einleuchtend, daß ein an einem solchen Apparate befestigtes Thier befreit ist, und also bei drohender Gefahr entfliehen kann, sobald der Ring oder die Zelle geöffnet wird. Es ist merk würdig, daß bis jetzt Nieniand an eine solche Vorrichtung gedacht zu haben scheint, obgleich Jeder, der jemals Pferde in Feuersgefahr beobachtet und zu retten versucht hat, oft genug den oben erwähnten festen Ring verwünscht haben mag, da gerade dieser die größten Schwierigkeiten bei der Rettung der Thiere verursacht. Da die Pferde sich in der Todesangst mit aller Macht nach rückwärts stemmen, ist an ein Lösen des Knebels der Halfterkette aus dem Ringe durchaus nicht zu denken, auch würde dies, bei einem rasch uni sich greifenden Feuer, zu lange dauern. Das einzige Mittel bleibt demnach das Durchschneiden der Halfter. Welche Verwirrung dies aber in einem mit vielen Pferden besetzten Stave hervorruft, wenn man die befreiten Thiere nicht sofort hinausführen kann, ist kaum zu beschreiben, und die Folge ist, daß selbst von diesen noch einige verbrennen. Es dürste daher namentlich für „Feuerverficherungsgesellschasten" nicht uninteressant sein, Vorrichtungen kennen zu lernen, mittelst deren man im Stande ist, sämmtliches in einem Stall angekettete Vieh augenblicklich und leicht zu lösen, zumal als die vor- geschlagenen Einrichtungen billig herzustellen und in jedem Stave anzu- bringcn sind. Ebensalls dürften solche Einrichtungen für Cavaleriestallungen und Stallungen größerer Güter von Bedeutung sein. Da sie in der ver schiedensten Weise abgeändert werden können, so werde ich hier in aver Kürze zwei solcher Apparate beschreiben, es Jedem, der eine derartige Ein richtung in seinen Stallungen cinführen will, überlassend, weitere vortheil hafte Abänderungen anzubringen. 1) Eine starke Eisenstange, welche an der Wand durch, um das An rosten zu verhüten, genügend große Löcher der cingemauerten oder sonst sicher befestigten, circa 4—5 Centimeter (1j—2 Zoll) von einander entfernten, doppelt durchbohrten Eisen läuft, hat für jede der durch letztere gebildeten Zellen einen rechtwinklig gebogenen Schließhaken, der durch Löcher, zwischen denen die Halfterkette aufgehängt wird, geht. Will man das Vieh nun bei einem rasch um sich greifenden Feuer u. s. w. lösen, so geschieht dies durch eine in der Nähe der Thüre, am Ende des Futterganges, angebrachte Hebel vorrichtung, wodurch die Stange (in der Längsrichtung) sortgeschoben wird. Dadurch öffnet sich die Zelle, die Halfterkette fällt herunter und das Thier ist befreit. Natürlich muß die Eisenstange für gewöhnlich so befestigt werden, daß sie nicht durch Zufall verschoben werden kann. 2) Ein solcher Apparat läßt sich aber noch einfacher und zwar folgender maßen einrichten. Die Eisenstange, welche wie bei der oben beschriebenen Vorrichtung unterhalb der Krippe an der Wand hinläuft, bildet am Ende des Futterganges, aufwärts gerichtet, einen rechten Winkel. Diese Fortsetzung der Stange ist nahe am Ende der Auswärtsführung durchbohrt. Durch diese Oeffnung geht ein Bolzen von etwas kleinerem Durchmesser, welcher in den Ständer eingeschoben werden kann und dann jede Bewegung der ganzen Stange hindert. Die Halfterketten werden in halbkreisförmig ge bogene, hinlänglich starke Haken der Eisenstangc, deren obere Enden fest an der Mauer anliegen, aufgehängt. Will man das Vieh bei dieser Ein richtung lösen, so nimmt man den Bolzen heraus; durch das Zurückdrängen ziehen die Pferde die Haken herab und find frei. In langen Ställen kann die Eisenstange durch einfache Träger unterstützt werden. Ein nicht unbe deutender Vortheil bei Bergung und Rettung der Thiere ist der, daß diese die unverletzte Halfter nebst Kette umbehalten. (H. Dunker, Thierarzt l. El., in Bernau bei Berlin.) Vermischtes. Das Schneiden der Blumen für Basen. Blumen, die für Vasen u. s. w. bestimmt sind, sollten nicht mit der Schcere, sondern mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden. Die Stängel aver Blumen haben nämlich kleine Röhrchen oder Poren, durch die sie, wenn abgeschnitten, Feuchtigkeit einziehen. Wenn dieselben mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden, so bleiben die Röhrchen offen, während sie, mit der Scheere ab geschnitten, gequetscht und geschlossen werden. Um abgeschnittene Blumen frisch zu erhalten, sollte man ihnen alle 24 Stunden frisches Wasser geben und die Stängel in schräger Richtung ein wenig abschneiden, weil sich die Poren, durch welche die Blumen Feuchtigkeit anziehen, schließen, wenn sie eine gewisse Zeit im Wasser gestanden. Das Schärfen der Werkzeuge. Es ist schon lange bekannt, daß ein Rasirmesser eine seine Schärfe erhält, wenn man die Klinge auf eine halbe Stunde in eine Schale mit Wasser legt, in welches seines Gewichts Salz säure oder Schwefelsäure Hinzugethan wurde. Beim HerausnehmeN wischt man die Klinge leicht ab und zieht sie nach Verlaus einiger Stunden auf einem Abziehsteine ab. Die Säur« ersetzt hier den Schleifstein und ist nur ein gutes Abziehen des Messers nothwendig. Das Säurebad ist den Klingen durchaus nicht nachtheilig, man hat sogar die Erfahrung gemacht, daß schlecht gehärtete verbessert wurden. Aehnlich schreibt die „D. landw. Ztg." über das Schärfen der Sensen: Wie viel unnütze Zeit durch Klopfen, Zwicken, Bearbeitung der Sensenschneideflächen zwischen Hammer und Ambos in der Erntezeit vergeudet wird, weiß jeder Landwirth, der gerade in der Kühle des frischerwachten Tages, wenn die Arbeit am Besten fördert, seine Mäher statt auf der Schwade am Dengelbock sehen muß. Ein die Arbeit des Sensenschärfens auf wenige Minuten abkürzendes Verfahren findet seit längeren Jahren in Frankreich statt. Man legt die Schneidewerkzeuge eine halbe Stunde vor Gebrauch in Wasser, dem man Schwefelsäure beigemischt hat, und es genügt dann ein Ueberstreichen mit einem weichen Sandstein, um die Schärf« des Schneidewerkzeuges auf der ganzen Schnittfläche gleichmäßig herzusteven. Ein längeres Liegen in dem säurehaltigen Wasser schadet nicht, wenn man das Instrument nur sauber und