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„„Mit Indien steht und fällt Englands Macht."" Sollte die Zukunft den Abfall Indiens hcrbejführen und sollte dadurch Englands Macht gebrochen werden, so würde wohl Deutschland berufen sein, eine noch einflußreichere Stellung einzunehmen, als jetzt. Deutschlands Bedeut ung muß in demselben Maße steigen, als diejenige Englands sinkt. Den kom menden Ereignissen, wie sie sich nun auch gestalten mögen, soll aber das deutsche Volk nicht unvorbereitet entgegen gehen. Da Deutschland keine werthvollcn Colonieen, wie England, besitzt, so muß es zunächst seine Macht, seine Kraft und seine Bedeutung in sich selbst suchen. — Wir Deutschen dürfen uns deshalb nicht damit begnügen, daß wir eine achtunggebietende Militairmacht besitzen, sondern wir müssen auch darnach streben, unser Vaterland aus dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst, der Industrie und des Handels würdig zu vertreten. Möge deshalb jeder Einzelne nach seinen Kräften und seinem Vermögen dazu bei tragen; möge kein Stand in diesem Streben zurückbleiben und mögen wir jungen Leute, in deren Händen ein schöner Antheil dieses Strebens liegt, die Er fahrung und das Vorbild gereifter Weltanschauung dankbar benutzen. Gott segne unser Vaterland! Wächtercontroluhr. Die bis jetzt bewährtesten und wohl auch verbreitetsten Control- uhren waren die von Bürk, Zachariä und seit ein paar Jahren Benk. Alle diese Uhren sind im Princip der Controls gleich und nur in der mehr oder weniger praktischen Ausführung verschieden, — ob die Controle gestochen oder gedrückt wird, ändert nichts im Princip, — aber alle diese Uhren theilen das Schicksal, daß sie der Gegenwart nicht mehr genügen. Auch die Nachtwächter huldigen dem Fortschritt und haben es in der Reihe von Jahren, seitdem Wächter controlirt werden, so weit gebracht, daß wir jetzt tausendfältigen Klagen begegnen über gefälschte Controle; ein übergroßes Maß von Intelligenz ist nicht einmal nöthig, um an genannten Uhren mit Schlüssel Nr. 5 sämmtliche Stationen zu fälschen, auch ohne Schlüssel ist man im Stande, die Controle durch einen kleinen Haken zu bewirken. Selbst der Verschluß genügt nicht mehr, mit einem krumm gebogenen Nagel sind alle diese Uhren zu öffnen, und wie häufig sind die Fälle, daß bei Mangel an In telligenz die Controle durch Einschütten von Staub, feinem Sand, ja sogar Wasser in das Schlüsselloch unmöglich gemacht wird. Herrn Albin Baum in Plagwitz-Leipzig ist es nach vieljähriger Mühe gelungen, eine Controluhr herzustellen, die alle erwähnten Uebel stände aufhebt. Die Baum'sche Controluhr ist für den größten Theil Deutsch- lands, sowie die meisten anderen europäischen und einige amerikanische Staaten patentirt, wurde auf deu Ausstellungen Teplitz (18^4), Dresden (1875) und Waldheim (1875, Feuerwehrtag) prämiirt und verdient, als die vollkommenste der Gegenwart, die weiteste Verbreitung. Die Uhr ist in Form und Größe den bisherigen ziemlich gleich; es sind aber 64 Stationen damit zu controliren, sie hat ein deutliches Zifferblatt mit Stunden- und Minutenzeiger, kann also als Cours oder Dienstuhr gebraucht werden. Das Schloß ist nach dem Systeme der Chubb-Schlösser, kann also mit nichts Anderm als dem dazu passenden Schlüssel geöffnet werden; der Dorn des Schlosses dient gleichzeitig für die Controleschlüffel. Beim Wiederherausziehen des Schließschlüssels oder der Controleschlüffel schiebt sich immer eine Stahlplatte vor, es ist also keine Oeffnung da, um mit irgend einem Instrument eine Controle markiren zu können. Sollte es doch gelingen, Staub, Sand oder Wasser eindringen zu lassen, so stört dies, wie uns die Erfahrung gezeigt, nicht im Ge ringsten, weil das Uhrwerk selbst in einer luftdicht schließenden Kapsel besonders verschlossen ist; beim Oeffnen des Gehäuses würde also das etwa hinein Gebrachte sich im Raume des Gehäuses vorfinden und ausgeschüttet werden können. Das Wichtigste, womit diese Uhr alle bisher bekannten übertrifft, ist die Controle; sie ist nicht, wie bisher, eine indirecte, sondern eine directe, jeder Schlüssel ist Stecher, sticht also seine Controle selbst, die Controlestreifen sind breiter und der Ring, über den sie gespannt, so angebracht, daß sich derselbe fast gar nicht bewegt. Dadurch wird es möglich, jede Minute Zeitdifferenz zu markiren. Wer diese Uhr eingehend prüft, wird mit uns behaupten, daß eine Fälschung der Controle ganz uydenkbar ist, Die Ausführung der Uhr ist selbstverständlich eine höchst solide, dabei aber noch elegantere als früher. Der Preis, obgleich billig zu nennen (81 mit 8 Schlüsseln, 1 Jahrgang Controlstreifen und Ledertasche), ist allerdings höher als bei bisherigen Uhren, aber was nützt eine mangelhafte Controle? Dann lieber gar keine. (Deutsche Industrie-Zeitung 1876. 5.) Neber Mehlstauv-Gntzündungm ««d Explosionen. Von Ingenieur Oscar Oexle in Augsburg. Die Thatsache, daß Kleien und Mehlstaub leicht entzündbar sind, ist jedem Müller mehr .oder weniger aus eigener Erfahrung bekannt, und wenn nicht, so kann er sich von dieser Thatsache leicht durch folgende Experimente überzeugen: 1) Wenn man ein feines Sieb über eine Gasflamme hält und durch dasselbe feine Kleie oder Mehl durchsiebt, so entsteht eine rasche und äußerst vollkommene Verbrennung der in der Luft schwebenden durchgesiebten Theilchen. Dieß geschieht in mehr oder weniger voll kommener Weise mit jedem anderen kohlenstoffhaltigen in der Luft fein zertheilten Körper, als z. B. Holzstaub, Kohlenstaub, Eisenstaub u. s. Wz 2) Nimmt man eine leichte Cigarrenkiste, die ungefähr j Cubik- fuß Inhalt hat, und deren zwei entgegengesetzte Wandungen je eine kleine Oeffnung haben; bringt man dann durch eine dieser Oeffnungen feinen Kleien- oder Mehlstaub in das Kistchen, so daß er vor der Oeffnung in einem kleinen Häufchen liegt, führt hierauf die Mün dung eines Handblasebalges vor das Staubhäufchen und bläst den Staub in dem Kistchen umher, während man zu gleicher Zeit einen zur Weißglühhitze erhitzten Eisenstab in die entgegengesetzte Oeffnung bringt, so entzündet sich der Staub. Ist der Deckel leicht aufgelegt, so wird er gehoben und vielleicht fortgeschleudert. Verklebt man aber den Deckel des Kistchens mit dünnem Seidenpapier, so wird derselbe bei richtigem Quantum Staub und gleichzeitig ausgesührtem Aufwirbeln des Staubes und Einführung des weißglühenden Eisen stabes mit mehr oder weniger lautem Knall losgesprengt werden. Diese Experimente sind nur eine Nachahmung von Erscheinungen, die in Mahlmühlen häufiger vorkommen, als man es glauben sollte, und die je nach der Größe der Zerstörung, die sie hervorbringen, mehr oder weniger Beachtung finden. In der That muß man über die Ursache dieser Erscheinungen längere Zeit nachdenken, um zu begreifen, daß trotz der so leichten Explosionsfähigkeit des Staubes nicht mehr Verheerungen in Mühlen angerichtet werden. Zu viel, sowie zu wenig Mehlstaub in einem gegebenen Quan- um Luft vermengt, wird die oben beschriebenen Erscheinungen nicht Hervorrufen und nur eine bestimmte Mischung von Luft und Staub n Berührung mit einem zur Weißglühhitze erwärmten Körper, wird die größte Explosionswirkung ausüben. Aus diesem Grunde geschieht es oft, daß Müller mit offenem Lichte in Staubkammern treten und kein Feuer oder keine Explosion erfolgt, während anderseits ein funkenschlagender Stein oder ein zwischen den Mahlflächen zur Weißglühhitze gebrachter Nagel Feuer und Explosion hervorruft. Die durch die plötzliche Verbrennung entstehende hohe Temperatur verflüchtigt sich im offenen Raume, während im abgeschlossenen Raume die Verbrennungsgase sich durch die hohe Temperatur expandiren und bedeutende Pressungen auf die umgebenden Wände Hervorrufen, Pressungen, die, wie mir aus einem Falle bekannt ist, genügen, um die Giebelwände eines ganzen Mühlengebäudes auseinander zu spren gen und im Augenblick ein großes Werk zu zerstören, und viele darin >eschäftigte Arbeiter unter den Trümmern zu begraben. Das Nichterfolgen einer Explosion oder eines Feuers bei irgend einer Hantirung des Müllers, wobei derselbe mit Mehl- oder Kleien taub in Berührung kommt, und dabei ein offenes oder schlecht ver wahrtes Licht benutzt, ist nur dem Zufall zu verdanken, daß die Lüst mischung nicht die zu einer derartigen Erscheinung nothwendige war, aber da es keinen Maßstab zu sofortiger Erkennung der Luftmischung giebt, scheint mir die Gefahr einer Benutzung des offenen Lichtes in Mühlen ähnlich derjenigen in Kohlenbergwerken. (Tie Mühle. 1875. Nr. 45.) Gewerbevereine. Weißenberg. Nachdem in dem hiesigen Gewerbcvereine bereits^vor einigen Monaten die Begründung einer Volksbibliothek für hiesigen Ort in Anregung gebracht worden, wird sich die damit betraute Commission demnächst eingehender mit dieser Angelegenheit beschäftigen und hoffen wir, bald günstige Resultate mittheilen zu können. — Mit gewohnter Regsam,