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3238 ganz kleiner Theil aufrecht steht. Im nächsten Frühjahre wird mit der Anlage deS großen StadtparkeS auf den gewonnenen sortificatori- schen Grundstücken begonnen werden, und man giebt sich der Hoffnung hin, daß die neue Anlage, welche eine wahre Zierde Prags zu werden verspricht, im Laufe eines Jahres vollendet sein wird. Infolge der Stadterweiterung werden die Vorstädte Karolinenthal, Smichow, Zizkow und Neu-Prag in den eigentlichen Stadtrayon einbezogen, wodurch die Gesammtbevölkerung Prags auf über 200,000 Köpfe steigt. — Am verflossenen Sonntag ist der Landesprälat und Abt des Cister- cienserstiftes Ossegg, k. Salesius Mayer, Professor der Moraltheologie und gewesener Rector der hiesigen Universität, einer der gelehrtesten und freisinnigsten katholischen Priester in Böhmen, im Alter von 60 Jahren verschieden. Er stimmte als Inhaber einer Virilstimme im böhmischen Landtage im Jahre 1874 mit der Verfasiungspartei und war zur Zeit des vaticanischen Coneils vom hiesigen Erzbischof Car dinal Fürsten Schwarzenberg nach Rom berufen worden. P e-st h. In einer am 24. d. M. abgehaltenen Conserenz der liberalen Partei wurden nach einer Ansprache des Präsidenten Gorovä 5000 Gulden für das Deak-Monument subseribirt. Dänemark. Alle neueren dänischen Gesetze enthalten die Bestimmung, daß sie, wenn sie fünf Jahre lan,g in Kraft gewesen, dem Reichstage zur noch maligen Prüfung und erforderlichen Abänderung vorzulegen seien. Dieses ist denn auch mit dem Gesetz von 1867, welches die Wehr ordnung für Landheer und Marine eingeführt hat, 1872 geschehen. Aber das Folkething verwarf sofort die Regierungsvorlage und stellte ein eigenes Heergesetz auf, das sich in einer ganz anderen Richtung bewegte. Die Regierung wollte den Kern des Heeres ge stärkt wissen; die vereinigte Linke des Folkethings suchte im Gegen- tbeil diesen Kern zu schwächen und die feste Ordnung des Heeres zu einem Milizsystem zu lockern. Da die Regierung hierauf nicht ein- gchen konnte, unterblieb die Revision des Gesetzes von 1867. In den darauffolgenden Jahren wiederholte sich dasselbe Spiel. Viermal stellte die Regierung ihre Anträge, viermal fetzte das Folkething den selben unannehmbare Vorschläge entgegen, und in Heer und Marine blieb Alles beim Alten. In diesem (fünften) Jahre legte die Regier ung das Gesetz zuerst dem Landsthing vor, und dieses nahm es mit einigen unwesentlichen Veränderungen an. Das Folkething aber hat es, wie bereits gemeldet, rundweg abgewiesen, „weil mit dem der zeitigen Ministerium gar nichts zu vereinbaren sei". Frankreich. Paris, 25. Nov. (K. Z.) Von ungefähr 500 Offizieren, welche sich zur Prüfung für die neue französische Ober-Kriegs- schule meldeten, kamen nur 80 durch; die Examinatoren waren sehr streng; fast alle selbst von Generalen und Obersten empfohlene Offi ziere fielen durch. — Die französischen Bischöfe haben ihre Pfarrer aufgefordert, allen Recruten ihrer Gemeinden Empfehlungs schreiben an die Garnisongeistlichen mitzugeben und letzteren zugleich drtz Namen der. Empfohlenen mitzutheilen, damit sie die Leute auf- iuchen, wenn diese allenfalls die Empfehlungsschreiben in der Tasche behalten. Man will dadurch verhindern, daß die Recruten sich der Ueberwachung der Kirche entziehen. — Die Frage Betreffs der Be gräbnisse der Mitglieder der Ehrenlegion beschäftigt alle politischen Kreise im höchsten Grade; die Republicaner scheinen bis jetzt nicht nachgeben und im Nothfalle gegen das Cabinet stimmen zu wollen. Die „Rspublique Franyaise" äußert, daß wenn der Mar schall Mac Mahon, wie die clericalen Blätter andeuten, sich wirklich zum Werkzeug einer gewissen Fraction machen wolle, weder das Ca binet noch die Mehrheit, ungeachtet ihrer versöhnlichen Gesrnnüngen, unter solchen Bedingungen leben könne; wenn das Ministerium fallen und die Besürchtung der „Debats" in Erfüllung gehe, also der Mar schall einer Mehrheit von 350 Mitgliedern mit einem Minderheits- Ministerium antworten werde, so falle die Verantwortlichkeit auf diesen. Das „Journal des Debats", welches als Organ von Löon Say weiß, daß der Marschall nicht nachgeben will, warnt nochmals, um zu verhindern- daß eine Regierungskrisis entstehe. — Von der Linken und dem linken Centrum wird in der Frage wegen der Be gräbnisse eine Vereinbarung gesucht. Gambetta wirkt für Ver tagung der Frage, um eine Cabinetskrisis zu verhüten. — (Zur Ausstellung.! Das ablehnende Verhalten der deutschen Regierung gegenüber der Ausstellung von 1878, welches im ersten Augenblicke einen Sturm von Entrüstung hervorrief, wird all- mählich ruhiger beurtheilt. Der „Köln. Ztg." schreibt man in dieser Beziehung: „Daß die deutsche Regierung sich ablehnend gegen die Ausstellung verhält, wird hier begreiflicher Weise unangenehm em pfunden. Indessen nicht von Allen; manche französische Politiker, darunter einige hervorragende, sind Gegner der Ausstellung; andere denken, daß das ganze Project trotz aller gegentheiligen Versicherungen noch ins Wasser fallen könnte, wenn Europa durch einen Krieg be unruhigt wird. Uebrigens hofft man, daß die Ablehnung officieller Mitwirkung von Seiten der Regierung die private Betheiligung deutscher Aussteller nicht verhindern werde." Großbritannien London, 25. November. Die Königin ist in Windsor an gekommen, und wird dort einige Wochen verbleiben, ehe sie nach Osborne übersiedelt. — Der Gouverneur von Britisch Guiana, Sir I. R. Longden, ist zum Gouverneur von Ceylon ernannt worden, dessen bisheriger Gouverneur Sir W. H. Gregory mit Anfang des neuen Jahres zurücktritt. Der Ober-Gouverneur der westasrikanischen Ansiedelungen, Mr. Kortright, wird Gouverneur von Britisch Guiana, der Verwalter von Gambia, Mr. Samuel Rowe, wird Ober-Gouverneur der westafrikanischen Ansiedelungen. Der bisherige Vice-Gouverneur von Grenada, Mr. Sanford Freeling, wird Gouverneur der Goldküsteneolonie. — Die „Pall Mall Gazette" veröffentlicht ein bisher unbekanntes Erkenntniß des Präsidenten des Schatzkammergerichts Kelly im „Franconia"-Fall, welches das offene Meer für alle Staaten gleich offen erklärt. Das Jurisdictionsrecht Englands über Ausländer sci gänzlich unhaltbar, allein durch ein diplomatisches Abkommen sei ein Zugefländniß der betreffenden fremden Staaten zu erlangen. Spanien. Madrid, 22. Novbr. Der Kriegsminister hat den Cortes einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Einführung der allge meinen Wehrpflicht bezweckt. Das stehende Heer soll mindestens 100,000 Mann stark sein. Die Dienstzeit ist auf acht Jahre ange nommen, wovon vier auf den Dienst bei der Fahne, vier auf den Dienst in der Reserve entfallen. — 23. November. (Köln. Ztg.) Das Ereigniß des Tages ist das Ausscheiden des Herzogs de la Torre aus der constitutionellen und seine muthmaßliche Vereinigung mit der radical-republicanischen Partei. Serrano hatte sich schon seit einiger Zeit sehr kühl gegen seine bisherigen politischen Freunde gezeigt. Während diese danach strebten, innerhalb der nun einmal bestehenden Monarchie die liberalste Gruppe zu bilden, schaarten sich um den Herzog mehr und mehr Elemente, die mit der jetzigen Ordnung der Dinge keinen Ausgleich versuchen wollen und aus vollständige Umwälzung ausgehen. — 24. November. Nach einer längeren Debatte über die kriegerischen Ereignisse in Cuba hat die Kammer das Tadelsvotum gegen den Kriegsminister verworfen. — Der „Jmpareial" meldet, daß jn einem Kampfe, den der Genenal Martinez Campos 8 Kilo meter von San Juan de los Remedios auf der Insel Cuba den Insurgenten lieferte, die Letzteren 300 Mann Todte, Verwundete und Gefangene verloren haben. Ferner haben die Insurgenten auf der Flucht 8 Munitions- und Fouragewagen im Stich gelassen. Rußland. Petersburg, 24. November. Ueber die beiden Seitens des russischen Reichscanzler-Amts veröffentlichten Documente schreibt die russische „Petersb. Ztg.": „Die politische Bedeutung dieser beiden Documente dient als neuer überzeugender Beweis für die friedliebende Politik des Petersburger Cabinets. Bei dem Lesen dieser beiden Documente wird sich Europa überzeugen, wie weit entfernt die russische Politik von dem kriegerisch provocirenden Charakter ist, welchen ihr Lord Beaconsfield verleihen wollte. Die Depesche des Fürsten Gortschaköff, als Antwort auf die Note des Grafen Derby an den englischen Botschafter in Petersburg, Lord Loftus, legt in ihren Folgerungen, deren Wahrheit und Logik keinem Zweifel unterliegen, außerordentlich klar die politische gegenwärtige Sachlage dar, und weist auf kategorische Weise die gegen Rußland geführten Beschuldigungen zurück, als ob es unter dem Deckmantel der Sympathie für die Leide»» der Orient-Christen nur seine Ecoberungspläne zu verwirklichest suche."