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3465 gebäuden und Dienstwohnungen wie Depots eine Dampfwaschansta mit langem Trockenhaus für die ganze Garnison von Dresden. In der Dampswaschanstalt ist am vorigen Sonnabend zum ersten Male gewaschen worden und soll dies morgen Vormittag und zwar in An wesenheit des Herrn Kriegsministers v. Fabrice wiederholt werden. Bisher wurden Bettwäsche und Handtücher regimenterweise durch die Casernen-Jnspectoren gegen Entgelt an Privatwaschanstalten zur Reinig ung gegeben, fortan wird dies jedoch in der unter einem Jnspecto stehenden Militair-Dampfwaschanstalt besorgt, wodurch selbstverständlic beträchtliche Ersparnisse ermöglicht werden. Gleich der Dampfwasch anstalt ist auch bereits in vorvoriger Woche die nach den neuesten Erfahrungen eingerichtete Militairbäckerei eingeweiht und zum ersten Male in derselben gebacken worden. — Die machtvolle Ausdehnung der Stadt Dresden nach allen Himmelsrichtungen hin hat die vom Ministerium des Innern genehmigte Schaffung eines IX. Polizei- bezirkS nöthig gemacht. Nach einer im hiesigen Amtsblatt ver öffentlichten Bekanntmachung der kgl. Polizeidirection soll derselbe die Leipziger Vorstadt umfassen, seine Wache sich in der Ankunftshalle des Leipziger Bahnhofs befinden und vom 1. Januar 1877 ab in Wirksamkeit treten. — Welch' enorme Dimensionen alljährlich der WeihnachtSpäckerei-Verkehr bei den hiesigen kaiserlichen Post- gehen wird, soll noch ungewiß sein. Herr Krupp hat ihm ein Jahres- gehalt von 30,000 nebst Tantieme angeboten und außerdem will er Herrn Maybach für dessen Ausscheiden aus dem Staatsdienste durch die Zahlung eines Kapitals entschädigen. Sollten sich die Verhand lungen mit dem Präsidenten des Reichs-Eisenbahn-Amtes zerschlagen, so würde Herr Krupp einen anderen, gleich ausgezeichneten höheren Staatsbeamten zu gewinnen suchen." — 6^ Das deutsche Kanonenboot „Nautilus", welches am 26. October e. Hongkong verlassen hatte, ankerte am 27. Oktober Abends in Hope-Bay, traf am 28. Octbr. früh im Hafen von Swatow ein, ging von dort am 30. October wieder in See und ankerte, unter Anlaufen der Bucht von Tongsan, am 1. Novbr. im Hafen von Amoy. Lippe-Detmold. Am 11. d. haben die Sitzungen des Landtages begonnen, der zum ersten Male seit fünf Jahren wieder beschlußfähig ist. Der lippe'sche Verfassungsstreit, der viele Jahre hindurch gewährt hatte, hat nun sein Ende erreicht. ämtrrn annimmt, dürfte daraus erhellen, daß nicht nur verschiedene Breterschuppen zu Aufnahme der Weihnachtspackete in letzter Zeit hier Seiten der Postverwaltung errichtet worden sind, sondern auch als Aushilfe zum Aushändigen der massenhaft einlaufenden Weihnachts packete eine sehr beträchtliche Anzahl Unteroffiziere und Soldaten von den verschiedenen hier garnisonirenden Regimentern Verwendung finden. Von jedem der in Frage kommenden Regimenter sind der Postbehörde circa 50 Mann zur Verfügung gestellt worden, deren Commando vom t4. December bis zum 1. Weihnachtsseiertag Abends läuft und wäh rend dessen sie pro Tag 2,50 Auslösung erhalten. — Die Samm lungen für die Hinterlassenen der 25 auf dem Windbergschacht im Plauenschen Grunde um's Leben gekommenen Bergleute haben hier schon ein recht erfreuliches Resultat erzielt. Beim „Dresdner Journal" sind bis jetzt zusammen 1849 bei den „Dresdner Nachrichten" über 700 und bei den Redactionen der anderen Dresdner Blätter verschiedene kleinere Summen eingegangen; die von Eduard Geucke in dem beim Kaufhause stehenden Kiosk etablirte Büchsensammelstelle hat bis jetzt 3t 9 eingenommen. Rechnet man dazu das vom Frei- Herrn v. Burgk gespendete Capital von 1500 so sind bis jetzt doch schon gegen 4500 eingekommen. Der Anfang ist gut, hoffentlich wird der Fortgang der Sammlung die gleichen erfreulichen Resultate erzielen. Berlin, 16. December. Der Kaiser ist mit den k.Prinzen und den hohen Gästen gestern Abend wohlbehalten aus Königs-Wuster hausen hierher zurückgekehlt. — Heute findet im königl. Palais ein größeres Diner statt, zu welchem der Großherzog von Sachsen, der seit einigen Tagen hier -weilende Prinz Friedrich der Niederlande, der Fürst zu Schwarzburg-Rudolstadt, der Fürst und die Fürstin zu Wied u. A. Einladungen erhalten haben. — Entgegen dem Londoner Telegramm in Nr. 293 d. Bl. tele- graphirt man der „K. Z." von hier: „Glaubwürdigen Nachrichten aus Wien und Konstantinopel zufolge wäre die Occupatio ns- frage zwischen Salisbury und Jgnatieff zwar nicht officiell, aber vertraulich berührt worden. Salisbury habe durchblicken lassen, er werde die Jgnatieffschen Vorschläge, wenn sie später amtlich ge stellt würden, aä rvkerenäum nehmen und in gewissen Grenzen seiner Regierung zur Berücksichtigung empfehlen. So wurden seine Aeußer- ungen auf russischer Seite verstanden. Man hat indessen denselben Wiener Nachrichten zufolge Grund, anzunehmen, daß die englische Regierung sich bis jetzt der Occupation gegenüber nach wie vor ab lehnend verhält. Rußland, das auf eine Verständigung mit England bedacht ist, lenkt deswegen ein. Ob dies nur scheinbar geschieht, bis die militairischen Vorbereitungen beendet und die Jahreszeit günstiger ist, muß die Zeit lehren." — Der „Magd. Ztg." wird von hier geschrieben: „Wie man unS von genau unterrichteter Seite mittheilt, ist dem Präsidenten des ReichS-Eisenbahn-Amtes, Herrn Maybach, von dem Geh. Commer- zienrath Krupp das Anerbieten gemacht worden, nach Essen überzu siedeln und dort der Verwaltungs-Chef der gesammten Kruppschen Etablissements zu werden. Ob Herr Maybach auf die Offerte ein Oesterreich. Wien, 16. December. (B.) Allgemein ist die Ansicht verbreitet, daß die bevorstehende Rückkehr des Kaisers, dem die Minister Tisza und Szell hierher folgen, die Entscheidung der schwebenden Frage herbeisühren werde, zumal die ungarische Regierung ihrer Partei eine bezügliche Eröffnung bis zum 20. d. M. zugesagt hat. — Die „Pol. Corr." meldet eine Reihe von Personalveränder ungen bei den k. k. Botschaften und Gesandtschaften. Der Legations- rath Ritter v. Pußwald wurde von Dresden nach München und der Legationssecretair v. Rosty von Paris nach Dresden versetzt. — Die österreichischen Donau-Monitors „Maros" und ,Leitha", welche während deS serbischen Krieges vor Belgrad schon rüher eine Rolle gespielt hatten, sind, wie der Telegraph in vor. Nr. meldete, aus dem Hafen von Pesth-Ofen, wo sie für die Dauer des Vinters bereits abgetakelt untergebracht waren, wieder vollkommen bemannt unterwegs nach Belgrad, um dort eine Forderung auf Genugthuung, welche der österreichische Generalconsul Fürst Wrede wegen einer eclatanten Verletzung deS österreichischen Territoriums und der österreichischen Flagge an die serbische Regierung gerichtet hat, nöthigenfallS militainsch zu unterstützen. Der Fall ist folgender: 157 Bulgaren waren aus Montenegro, wo sie eine Zeit lang als Lastträger Arbeit gefunden hatten, ausgewiesen worden und kamen paß- und erwerblos nach Ragusa. Dort stellten sie an die österreichischen Behörden die Bitte, in die Hei- matb gebracht, aber nicht den Türken ausgeliefert zu werden. Aus Humanitäts rücksichten brachte man sie dort nicht nach Antivari oder Salonichi, sondern schickte sie über Triest nach Wien und Pesth, um dort auf dem langen Donau wege nach Hause befördert zu werden. Es war ihnen freigestellt, von Widdin bis Galacz auf jedem beliebigen Landungspunkte des bulgarischen Ufers auszusteigen; sie verlangten nach Galacz gebracht zu werden. Als der mit ihnen beladene Post dampfer der österreichischen Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft „Radetzky" am 3. d- in Belgrad landete, bestieg ein von Gendarmen begleiteter serbischer Polizei- Commissar das Schiff und verlangte von dem Capitain Dagobert Engländer Auslieferung der 57 Bulgaren, denen man in Oesterreich angeblich die Pässe ab genommen habe und die man nach Widdin zu bringen beabsichtige, wo sie den Türken übergeben und hingerichtet werden sollten. Der Capitain forderte Respectir- ung des Schiffes als österreichischen Territoriums und der österreichischen Flagge, ehe er irgend eine Auskunft ertheile, und augenblickliche Entfernung des serbischen Polizisten sammt Assistenz. Der Serbe aber befahl den Bulgaren, das Schiff zu verlassen, was sie, wahrscheinlich durch das von ihnen angehörte Gespräch in Furcht gesetzt, auch wirklich thaten, indem sie über die Landungsbrücke auf das Stehschiff sprangen. Während dieser Procedur war der „Radetzky" von den ser bischen Gendarmen festgehalten worden. Nun wollte der Commissar noch eine vollständige gewaltsame Durchsuchung des Schiffes vornehmen, angeblich weil ihm noch eine Bulgare abgehe, ließ sich aber von diesem Vorhaben abbringen. Für die Richtigkeit des erzählten Sachverhalts liegen Zeugnisse es Capitains, der Schiffsmannschaft, mehrerer Passagiere und anderer ugenzeugen vor. Der „Radetzky" ist dasselbe Schiff, welches in lesem Sommer schon einmal von serbischen Strandwachen beschossen nd zur Umkehr gezwungen worden war. Triest, 15. December. (N. Fr. Pr.) Mit dem heutigen Lloyd- ampfer auS Konstantinopel ist der Special-Commiflair des türkischen KriegSministerS, Hussein Pascha, hier eingetroffen. Derselbe ist mit dem Eilzuge nach Wien und Berlin weitergereist. Pesth, 15. Decbr. (Boh.) Die schwebenden Verhand lungen werden jetzt baldigst zu Ende kommen. Der Standpunkt der ngarischen Regierung ist dem Kaiser vollkommen bekannt. Im letzten Unisterrath wurde das Festhalten an den Mai-Punctationen be- hlossen; wenn diese aber nicht durchführbar, so behalte sich die ungarische Regierung nach dem'„Hon" das Recht der freien Verfügung vor,