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3384 nicht angezeigt, als sich nicht die Anschauungen der Bevölkerung von Elsaß > Lothringen über daS Schulwesen den deutschen Anschauungen nähern. WaS die Aeußerung des Abg. Guerber betrifft, daß ein An hänger des Darwinismus zum Seminardirector bestellt worden sei, so muß ich sagen, daß ich daS bloße Anhängen an einer Theorie, wie der Darwinismus, für keinen Grund halte, nicht Seminardirector werden zu können; aber ich halte eS für eine pädagogische Ungeschicklichkeit, den Schulkindern derartige Anschauungen deputiren zu wollen. Mit den Anschauungen der katholischen Kirche ist eine solche Doctrin freilich nicht vereinbar, denn hier verbietet daS Dogma ja das Sehen. Die katholische Kirche hat ja auch einen Galilei zum Widerruf gezwungen, aber sie wird auch den Darwinismus billigen, wenn er sich als Wissenschaft behauptet haben wird. Und was ist denn aus den Kindern der Leute geworden, welche als Ketzer verbrannt wurden? Diese Kinder hat man nicht gefragt, wie die Eltern über ihre Erziehung gedacht haben, sondern man hat sie ohne Weiteres im Schooße der allein seligmachenden Kirche erziehen lassen und auf diese jede andere Meinung unterdrückt. Im Interesse der Cultur und des Fortschritts muß der Reichstag hier die Regierung unterstützen und den Antrag ablehnen. Die Schule ist ein Institut des Staates, aber wir werden dafür sogen, daß die consessionelle Freiheit außerhalb der Schule gewahrt bleibe. — Bei der Abstimm ung wird der Antrag Guerber abgelehnt und hierauf wird auf Vor schlag des Präsidenten diese Berathung unterbrochen und zum zweiten Gegenstände der Tagesordnung, zur Fortsetzung der Berathung des Haushaltsetats des Deutschen Reiches, übergegangen. ES handelt sich um die an die Budgetcommission gewiesene Position im Militair- Etat „Zum Ausbau deS Casernements für die von Pirna nach Dresden zu verlegenden 2 EScadrons deS Garde-Reiter-Regiments (1. Rate) 250,000 „M" Da hierbei ein Tauschgeschäft von erheblicher Bedeut ung vorliegt, es sind dabei 12—14 Millionen Werth in Frage, so nimmt die Budgetcommissivn für den Reichstag das Recht in An spruch, daß derselbe zu diesem Geschäfte seine Zustimmung zu geben habe. Der Präsident des ReichScanzleramtes hat indessen in der Budget- cvmmission erklärt, daß diesem Verlangen eine gesetzliche Bestimmung nicht zur Seite stehe. Die Commission ist daher zu der Ansicht ge langt, daß diese Frage bei der nächsten Etatsberathung zu regeln sei und die Streichung der geforderten Summen beantragt. — Abg. Ackermann vertheidigt seinen Antrag. — Abg. Wehrenpfennig hebt dagegen hervor, daß die Frage jede principielle Bedeutung ver lieren würde, wenn der Reichstag jetzt zu diesem Geschäfte seine Zu stimmung gäbe. Der Bundesrath leugne ja gerade, daß die Zustimm ung des Reichstages auf Tauschgeschäfte auszudehnen sei. Die Re solution „Ackermann' helfe dem Reiche gar nichts, da in ihr nicht da von die Rede sei, wie die Angelegenheit regulirt werden solle. Wenn der Reichstag jetzt die geforderte Position bewillige, so gebe er damit ein Präjudiz, ohne sein Recht zu wahren. — Abg. Richter (Hagen) macht darauf aufmerksam, daß die Frage durch Annahme des Antrages „Ackermann" wieder eine specifisch sächsische Färbung annehmen würde, während sie vorher glücklich dieses Charakters entkleidet worden sei. Die sächsischen Abgeordneten könnten doch nicht verlangen, daß der Reichstag weniger streng sein sollte, weil die Casernen in Sachsen lägen. — Der sächsische bevollmächtigte Minister v. Nostitz-Wallwitz weist auf den schlechten Eindruck hin, den die Annahme des CommisstonS- beschlusses auf die sächsische Regierung hervorbringen würde. — Nach dem Abg. v. Bennigsen diese Behauptung als übertrieben bezeichnet und nochmals hervorgehoben, daß die Schwierigkeit darin liege, daß der Bundesrath den Standpunkt der Mehrheit der Commission zurück weise, der die Nothwendigkeit der Zustimmung des Reichstages zur Veräußerung derartiger Werthobjecte anerkannt wissen wollte, wird die Diseussion geschlossen. Die Abstimmung ergiebt die Ablehnung deS Antrages „Ackermann" und die Annahme des Antrages der Commission: die Position von 250,000 (1. Rate) zum Neubau des Casernements für die von Pirna nach Dresden zu verlegenden zwei EScadronS des Garde-Reiter-RegimentS ist also gestrichen. — DaS Haus nimmt hierauf die Berathung des Etats von Elsaß-Loth- ringen wieder auf. Titel 11 im Capitel 43 „Theater-Subventionen" wird nach kurzer Diseussion nach dem Vorschläge der Commission in folgender Fassung bewilligt: a) zur Subention von Theaterunternehm- ungen in den größeren Städten 128,000 b) zur schließlichen Aus gleichung der aus der früheren Theaterleitung in Straßburg verbliebenen Schulden 48,000 zusammen 176,000 — Bei Cap. 8 „Universität" genehmigt das Haus folgende von der Commission beantragte Ne- Wlution: „dcn NeichScanzler zu ersuchen, einen Gesammtplan der für die Universität nothwendigen Bauten nebst Kostenübersichten dem Reichs tage in der nächsten Session vorlegen lassen und hierbei auf die mög lichst baldige Herstellung eines Audltortengebäudes, außer den natur wissenschaftlichen und medicinischen Anstalten, Bedacht nehmen zu wollen", ebenso eine andere Resolution: „den Reichscanzler zu ersuchen, im nächsten Etat den Beitrag des Reichs zu den Kosten der Unterhaltung der Universität aufzunehmen." — Anlage X: „Der Etat der Verwaltung für Handel, Gewerbe und Landwirthschast" giebt zu keiner Debatte Veranlassung. — Um 5^ Uhr Schluß. — Nächste Sitzung Montag. — Von den Abgg. Schulze-Delitzsch, vr. Buhl, vr. Zinn, Schröder (Friedberg) und Genossen ist folgende Interpellation eingebracht worden: „Die Unterzeichneten richten an den Reichscanzler folgende Anfragen: 1) Sind die Arbeiten Ler vom Bundesrathe zum Entwürfe eines allgemeinen deutschen Civilgesetzbuches eingesetzten Commission so weit gediehen, daß eine entspre chende Gesetzvorlage — und binnen welcher ungefähren Frist — zu erwarten stellt? 2) Kann, nach Befinden, nicht mindestens die Bearbeitung der das Hhpo- thckenwesen betreffenden Bestimmungen des Entwurfes derartig gefördert werden, daß der Erlaß eines Specialgesetzes hierüber, welches dem Nothstande des Im- mobiliar-Credits durch ein geordnetes Grundbuchverfahren dauernde Abhilfe schafft, in nicht ferner Zeit ermöglicht wird?" — Das Gesetz über die Telegraphenanleihe ist nunmehr dem Reichstage zugegangen; Text und Motive der Vorlage, welche die Bewilligung eines Credites von 10,186,000 wünscht, ent sprechen genau dem Entwürfe, welcher dem Bundesrathe unterbreitet war. Telegraphische WSrsLu-Nachrichteu. Wien - 9. Decdr. (Sckluß-Course.) Die Börse setzte fest ein, schloß aber schwächer. — Die Emission der neuen Eot diente dnrch die Gruppe Credit- anstait-Rothschild findet am 14. u. 15. d. zum Coucse von 56 in Gold statt.— Papierrente 60,25, Silbenente 67, Nationalbank 827, Cc-ditactien 137,60, Lonvon l27, O-Wer Loose 109, Snbercouv. ! 14,75, Ducaten 6,01. VerU«, 9. Decdr. Pn«b. Gtautssch.-Scheta« 3j 8 SS,Süd»., St 8 Präm.- ünl. 136,50 bz., bsterr P roter-Reute 48,50 bz.< öfter-. SMerrmte 53,50 bz rusfisch- sointschr BLatz - Odlig. 4.8 73,60 G. — Bank-BetU«: DMA« 120 G., ReichSdank 150 bz„ Weimar. 38,25 bz L. edi! Aetien: Leipz. 106,50 G.» Oeliecr. . Ms,nb«bn - Netten: B»UM - Anhalter 102,50 G , Od-»;ch„ L 0.133,75 bz., Tbiiriug. 131,7V G. — Amerikaner LZ rückzadw. IVM 99,40 G-, ö tcrr. Bank-. >61,30 bz , do. Silbe gülden .. ruft Bantu. 246,50 bz. PakLS, 9. December. Ruhig, Schluß belebt. 38 Rente 70,72s. Anleihe 4? 1:72 104,45. L Sirko», 9. Dec. Consois 9318. Mivrasssl, 9. Decbr. BsumwoU« (Schlußbericht.) Umsatz 18,000 v-, davon für Specuiation und Export 40tX> Ballen. Steigend. Middling Orleans 61Z, middl. am«». 68, sair Dh-Ikead S^, mrddl. fair DaoU.uah 4!, good middi. Dvollc-Wh 4S, middling Dhoiierah 48, fair Bengal 4z, good fair Broach —. new fair Oomra 5^, good sair Domra 5;, fi. r Madme 4z, sair P«m-m 6j, sair Smvrna 5z, satt Egyptian 6K. Meteorologische Station Bantzen. Summe des am 9. Dec. gefallenen Regens ----10,„ Milltm. Wind: den 11. Decbr. früh: >78V7. Decbr. Tag. Stunde. Barometer auf 0 ° 0. reducirt. Thermometer nach Thermomerrograph. Minimum nach 0. I ». AuNji» gehalt. pr. tlt. 0 K. 9. Nm. 2. 738,2« Millm. 1- 8,9 ft 7,« In der Nacht 88 Ms. 10. 740,«° Millm. ft 6,» ft 5,4 vom 9.-10. Dec. 100 10 Früh 6. 744,7° Millm. ft I,° ft 1,- ft 1,° j ft 0,° 100 Nm. 2. 744,-7 Millm ft 4,« ft 3,- In der Nacht 10t) Md. 10. 743,-° Millm. ft 4,s ft 3,« vom 10.—II. Decbr. 90 11. Früh 6 741,°° Millm. ft 4,° ft 3,« ft 2,° j ft 2,- 100 Königliches Hoftheater in der Altstadt. - Repertoire. Dienstag: Mignon. Oper in 3 Acten, mit Benutzung des Göthe'schen Romans „Wilhelm Meister,s Lehrjahre" von M. Carrs us I. Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Musik von Ambroise Thomas. — Mittwoch: Coriolanus. — Donnerstag: Mda - Freitag: Ein Glas Wasser. — Sonnabend: Des Teufels Antheil. Königliches Hoftheater i« der Neustadt. Repertoire. Dienstag: Hector. Schwank in I Act von G. von Moser, Der große Wurf. Lustspiel in 4 Acten von I. Rosen. — Donnerstag: Diese Männer. — Freitag - Der Alpenkonig und der Menschenfeind. N. e. — Sonn, abend: Hans Lange. Für die Redaction verantwortlich: Adv- E. O. Martini in Bautzen. — Druck und Verlag von E. M. Monse in Bautzen, .'st (Hierzu zwei Beilagen.)