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3380 Deutsches Reich. D Bautzen. Am 8. d. M. früh gegen 6 Uhr ist daS Scheunen, gebäude mit Zuchtviehstall und Futterboden des Ehrt'schen Gutes in Jeschütz bis auf die Umfassungsmauern ntedergebrannt. Die Entstehungsursache des FeuerS ist unbekannt. D Bautzen. Am 2. d. M. Nachmittags sind in Litten die beiden jüngsten Kinder des Zimmermanns Schneider daselbst, welche sich mit zwei etwas älteren Geschwistern allein zu Hause befunden haben, in Folge entstandenen Rauches in der verschlossen gewesenen Wohnstube erstickt. Die gedachten älteren Kinder sind zwar eben falls betäubt gewesen, haben jedoch noch gerettet werden können. - e Schirgiswalde. Bet der vorige Woche hier stattgehabten Ergänzungswahl für 3 auS dem Stadtgemeinderathe auSscheidcnde Mitglieder zeigte es sich, daß Wahlagitationen nicht nur daS Vorrecht großer Städte sind. Vier verschiedene Partei-Gruppirungen suchten nach bester Möglichkeit für ihre Candidaten Propaganda zu machen und zwar Conservative, Ultramontane, Rusticale und Liberale, von denen in der Hauptsache die Letzteren in der Wahlcampagne den Sieg davon trugen. Wie lebhaft die Betheiligung war, ergiebt sich auS der Thatsache, daß von 274 Wahlberechtigten 176 an der Wahlurne er schienen, also mehr wie 60 K. Zu bedauern ist dabei, daß der Agitator der einen Partei bei Verthetlung der Wahlzettel aus die Wähler durch Verbreitung von effektiven Unwahrheiten zu wirken suchte, welch Letztere sogar entschieden eine Beleidigung des Bürgermeisters enthielten. Es ist ein gewiß sehr beherzigenswerther Wunsch, daß das jetzt in aus geprägtester Weise hier herrschende, erst seit 5 Jahren importirte Partei unwesen recht bald wieder verschwinden möchte, da hierdurch die In- teressen des Ortes nur geschädigt werden. * Zittau. Die königl. Amtshauptmannschaft macht bekannt, daß nächste Mittwoch, den 13. December, von Mittags 12 Uhr ab Amtstag in Ostritz stattfindet. Ferner bringt die königl. Amts hauptmannschaft zur öffentlichen Kenntniß, daß das kgl. Ministerium des Innern beschlossen hat, die Befugniß zu Ertheilung der in § 4, Abs. 7 deS Gesetzes über die Sonn-, Fest, und Bußtagsfeier vom 10. September 1870 erwähnten obrigkeitlichen Genehmigung zu Vor nahme dringlicher Arbeiten in Städten, in welchen die Städte- ordnung für mittlere und kleine Städte eingeführt ist, den Bürger- meistern, in den Ortschaften des platten Landes aber den Gemeinde. Vorständen zu übertragen. - s Zittau, 9. December. Auf Vorschlag der hiesigen Handels kammer sind zu Wiederbesetzung der beim Handelsgericht Zittau eingetretenen außerordentlichen Vacanzen Herr Commerzien-Rath Wilhelm Noack in Zittau zum wirklichen, und Herr Fabricant Heim. Wäntig in Großschönau zum stellvertretenden Mitglieds des Handelsgerichtes, sowie zum Ersätze des Ende d. I. im regelmäßigen Wechsel ausscheidenden Dritttheils des kaufmännischen Richterpersonals für das Handels gericht Zittau: der Herr Commerzienrath Ludwig Ginsberg hier anderweit zum wirklichen Mitglieds und Herr Kaufmann Johann Retter hierselbst anderweit zum Stellvertreter, für das Handels gericht Bautzen: Herr Kaufmann Mattheis I. in Bautzen zum wirklichen Mitgliede und Herr Kaufmann Hermann Pahn daselbst anderweit zum Stellvertreter auf die nächsten 6 Jahre ernannt worden. Kamenz, 9. Deebr. (W.) Es steht nun fest, daß wir unsere Garnison am 1. Juli 1877 verlieren; an diesem Tage wird dieselbe nach Bautzen verlegt. Dresden, 9. December. Das „Dr. I." schreibt: Wie wir ver nehmen, steht die Zurückziehung des dem Reichstage vorgelegten Gesetz, entwurfs wegen Abänderung einiger Reichstagswahlkreise in Aussicht. Wenn sich dies bewahrheitet, werden die nächsten Neichs- tagswahlen in Sachsen durchgängig von den Wahlkreisen in ihrem bisherigen Bestände zu bewirken sein. Nachdem es nicht möglich gewesen ist, den fraglichen Entwurf früher zur Vorlage zu bringen, sind die aus dem dermaligen Zustande für das Wahlgeschäft sich er gebenden Nachtheile geringer zu veranschlagen, als die Störungen, welche dasselbe durch eine unmittelbar vor dem Wahltermine stattfindende Abänderung der Wahlkreise erleiden würde. — Zwischen dem Ministerium des Innern und dem Finanzministerium werden gegenwärtig Vernehmungen gepflogen über Feststellung des Plans für die von den Kammern beantragten Erörterungen über die Nothwendig keit eines Waldschutzgesetzes. z Dresden. Der vierte diesjährige wendische Gottes dienst wurde am 2. Adventsonntage in hiesiger Krenzktrche abgehalten. Die Predigt hielt Herr Pastor Jacob aus Neschwitz und die Beicht- rede Herr Pastor Immisch aus Göda. Communicanten waren 338 und zwar 150 männliche und 188 weibliche Personen. Den Cantor« dienst versah Herr Cantor Becker aus Bautzen. — Die Zahl der Communicanten beträgt in diesem Jahre 1435, nämlich 682 männ liche und 753 weibliche Personen. Berlin, 9. December. Der Kaiser hat mit dem Könige von Sachsen und den anderen hohen Jagdgästen gestern Nachmittag Berlin verlassen und sich nach Jagdschloß Hubertusstock begeben. Die An kunft daselbst erfolgte Abends nach 6 Uhr. Gleich darauf wurde daS Diner befohlen und nach Aushebung der Tafel blieben die hohen Herr schaften noch längere Zeit vereint. Heute früh trafen zur Theilnahme an der Jagd noch mehrere geladene Herren mit dem Courierzuge aus Berlin in der Schorfharde ein. Unter denselben befanden sich auch Prinz Heinrich VII. Neuß und Fürst Hohenlohe-Langenburg. Nach Beendigung der Jagd werden die hohen Herrschaften im Jagdschlösse diniren, sich dann nach Aufhebung der Tafel nach der Eisenbahnhalte stelle bei Britz begeben und von dort mit Extrazug nach Berlin zurück kehren. — Die Königin von Sachsen dinirte auch heute bei der Kaiserin. Im Laufe des TageS besichtigten beide Majestäten das Augusta-Hospital und die Nat onal-Galerie. — Die'„N. A. Ztg." bemerkt an hervorragender Stelle: „Nach dem über die Nichtbethetligung Deutschlands an der Pariser Aus stellung durch den ablehnenden Beschluß des BundesratHS endgiltig und formell entschieden worden, dürste der kaiserliche Botschafter in Paris bereits in die Lage versetzt worden sein, der französischen Regier ung von dies m Beschluß officielle Mittheilung zu machen. Eine Vor lage an den Reichstag über diesen Gegenstand ist mithin nicht zu er warten, und könnte eine parlamentarische Erörterung der Anglegenheit nur noch auf eine vom Hause selbst ausgehende Anregung eintreten." — Die Bundesraths-Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr haben die Aufstellung monatlicher Handels ausweise beantragt. Die Anträge werden in Folgendem zusammen gefaßt : I. Vom 1. Januar künftigen Jahres ab hat das kaiserliche statistische Amt Monats-Answeise über die Einfuhr und Ausfuhr der wichtigeren Waarenartikel mit Unterscheidung der Grenzstrecken des Eingangs und des Ausgangs durch den „Reichs-Anz." und das „Centralblatt für das Deutsche Reich" zu veröffentlichen. III. Zu diesem Zwecke haben die Hauptämter nach Maßgabe bestimmter Foimu- larien monatliche Uebersichten über die aus einem Verzeichniß ersichtlichen, in den freien Verkehr gesetzten und aus dem freien Verkehr ausgeführten wichtigeren Waarenartikel, getrennt nach dem Eingänge und nach dem Ausgange, aufzustellen und im Concepte dem kaiserlichen statistischen Amt so zeitig einzusenden, daß das letztere spätestens am 15. des auf die Anschreiben folgenden Monats im Besitz dieser Nachweisungen ist. Die den Monat December umfassenden Uebersichten sind ausnahmsweise erst am 20. Januar jeden Jahres dem kaiserlich statistischen Amt zuzustellen. HI. Die Quartalübersichten, welche die Hauptämter in Gemäß heit des Bundesrathsbeschlusses vom 7. December 1871 über die in den freien Verkehr getretenen und aus dem freien Verkehr ausgeführten Waaren, sowie über den Niederlagsverkehr nach Muster 6 und 9 der Anleitung zur Aufstellung der Uebersichten über den Waarenverkehr des Zollgebiets des Deutschen Reichs mit dem Auslande und den Zollausschüssen zu bearbeiten hatten, kommen in Wegfall. IV. Die folgenden, durch das kaiserlich statistische Amt zu veröffent lichten Uebersichten der Waareneinfuhr mit Unterscheidung der Gebietstheile, in welchen die schließliche Abfertigung erfolgt ist; die Nachweisung der in den ein zelnen Quartalen ansgeführten Mengen der hauptsächlichsten Waarenartikel unter Vergleich mit dem Vorjahr; Uebersicht der Waarenbestände sowie eine Reihe von Quartalübersichten kommen gänzlich in Fortfall. — Der „K. Z." telegraphirt man von hier: „Die Hoffnung auf das Zustandekommen der Justizgesetze wird mit jedem Tage geringer. Man hört, daß die preußische Regierung nicht weniger als 30 Punkts für unannehmbar hält; vom Fürsten Bismarck heißt es, daß derselbe nur die bekannten vier Hauptpunkte sesthalten will: Aufrechterhaltung des Zeugnißzwanges, keine Schwurgerichte für Preß- delicte, die Bestimmungen der Beamtenverfolgung und über das Forum nach der Vorlage. Es werden natürlich keine Anstrengungen gescheut, um eine Vermittelung zu ermöglichen. Indessen glaubt man nicht recht an Erfolg." — Der „N. Pr. Z." schreibt man: „Der Lieutenant Siegfried v. Kalckreuth-Hohenwalde, u la suite deS Garde-Füstlier-Re- giments, ist nach einem vier- bis fünfmonatlichen Aufenthalte in Ost- Afrika wegen der Erkrankung seines Reisegefährten über Mombas nach Zanzibar zurückgekehrt, nachdem derselbe seinen Aufenthalt unter den Stämmen der Wanika und Duruma dazu benutzt hatte, um eine aus etwa 250 seltenen Exemplaren bestehende Vögelsammlung anzulegen, welche, von ihm präparirt, an daS Museum zu Berlin übersandt