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Hebung der auf Kosten der deutschen Eisenindustrie gewährten französi schen Ausfuhrprämien führen, so wird die Reichsregterung von ihrem Rechte Gebrauch machen und im Verkehr mit Frankreich die Eisenzölle fortdauern lassen. — Auf Verlangen des Absenders werden vom 1. December dieses Jahres an bei den deutschen Reichs-Telegraphenanstalten versuchsweise Telegramme nach Orten innerhalb des deutschen Reichs-Telegraphen gebietes zur Weiterbeförderung mit der Post auch als ge wöhnliche, nicht eingeschriebene Briese angenommen werden, insofern die Weiterbeförderung von einer Reichs-Telegrophenanstalt auS erfolgen soll. Der Absender hat das Verlangen durch einen ent sprechenden Vermerk vor der Adresse, welcher durch das als ein Wort auszutaxlrende Zeichen „(k. II.)" (Post uneingeschrieben) ersetzt werden kann, auszudrücken und das entfallende Porto mit 10 bei der Tele grammausnahme im Voraus zu entrichten. Eine Haftung wird von der Verwaltung bei diesen Telegrammen nicht übernommen. In diesen Tagen war hier auf Einladung des Landwirth- schafts-Ministers die Central-Moorcommission zusammen getreten, um sich gutachtlich über sieben Vorlagen zu äußern, welche sich aus Verwaltungsmaßregeln zur Hebung der Moorcultur beziehen. Es handelt sich dabei um Canalbau-Anschlüffe zwischen Oldenburg und dem preußischen Emsgebiet, um Moorcultur auf der hohen Veen, um den Plan der Canalisation des Moorgebiets im Herzogthum Bremen, Errichtung einer Moorcultur-Versuchsstation zu Bremen u.s. w. Die Commission hat sich überall zustimmend geäußert. — Der „Preuß. Staatsanzeiger" schreibt: Während im Civil- Staatsdienste die 50jährige Dienst-Jubelfeier schon verhältnißmäßig selten vorkommt und das 60jährige Jubiläum vollends zu den größten Seltenheiten gehört, ist es unlängst einem Beamten vergönnt gewesen, eine Dienstzeit von 65 Jahren in voller und ungeminderter Thätigkeit zu erreichen. Es ist dies der Geheime Hofrath Cott el, seitheriger ständiger Hilfsarbeiter im Auswärtigen Amte. Derselbe hat im Herbst dieses Jahres nach Vollendung jener außerordentlich langen Dienstzeit seine Versetzung in den Ruhestand nachgesucht und dieselbe unter Verleihung des Comthurkreuzes des königlichen Haus- Ordens von Hohenzollern, als eines Zeichens besonderer allerhöchster Anerkennung seiner langjährigen treuen und ersprießlichen Dienste bewilligt erhalten. Vereidigt am 2. August 1811 als Beamter des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, hat Herr Cottel den größten Theil seiner dienstlichen Laufbahn bei dieser Behörde zugebracht und ist viel leicht der einzige Beamte, welcher unmittelbar unter den beiden Canzlern, dem Fürsten Hardenberg und dem Fürsten Bismarck, ge dient hat. Von Ersterem wurde er im Jahre 1814 als junger Bureau beamter auf den Wiener Congreß mitgenommen. — O Aus Bremen erhalten wir folgende Mittheilung über dis Bestrebungen zur Einführung eines allgemeinen deutschen Bußtages. In der bremischenKirchenvertretung wurde dieser Tage ein Gegenstand verhandelt, der ein allgemeines Interesse beanspruchen darf. Das an jener Stelle vorgetragene Referat besagt Folgendes: „Zur Zeit fehle in Deutschland noch ein gemeinsames Centralorgan für die verschiedenen deutschen Landeskirchen. Immerhin seien gemeinsame protestantische Interessen und auch gewisse Organe für dieselben vorhanden. Eines der ersten Desiderien sei die Einführung eines für alle Staaten des Deutschen Reichs gemein samen Dank-, Buß- und Bcttages. Die badische Generalsynode habe diesem Wunsche durch einen Beschluß Ausdruck gegeben und den weiteren hinzugefllgt, daß auch der Reformationstag in gleicher Weise gemeinsam von den deutschen Protestanten gefeiert werden möge. Der Senat habe eine Reform bereits in Aussicht genommen. 1874 im August ersuchte die stadtbremische Predigerconferenz den Senat, dahin zu wirken, daß wenigstens für Nordwestdeutschland ein Bußtag festgesetzt werden möge. Im Auftrage des Senats knüpfte der Vertreter der Hanfestädte in Berlin, vr. Krüger, Verhandlungen mit dem preußischen Kultus ministerium an, dasselbe erklärte seine Bereitwilligkeit, deshalb mit dem Landes- consistorium der Provinz Hannover zu verhandeln; auch letzteres erklärte sich der Einführung eines allgemeinen deutschen Buß- und Äettages geneigt. Darauf theilte Minister vr. Falk dem Senat mit, daß er sich deshalb mit der aus Depu- tirten der deutschen Landeskirchen bestehenden Eisenacher Kirchenconferenz in Ver bindung gesetzt habe; auch diese war der Sache, für welche sich auch das Groß- herzogthum Sachsen-Weimar und das Königreich Sachsen interessiren, laut Er klärung des Vorsitzenden geneigt und wird darüber im nächsten Jahre beschließen." — 6B Das deutsche Kanonenboot „Komet" ist am 18. d. M. in Salonichi angekommen. Köln, 19. November. Nach den gestern stattgehabten endgiltigen Verhandlungen mit dem Bildhauer Fritz Schaper aus Berlin steht, wie die „K. Z." vernimmt, die Ausstellung des Bismarck-Denk mals auf dem Augustinerplatz bereits für das Frühjahr 1878 in sicherer Aussicht. Schwerin, 18. November. Dem Landtage in Malchin ist gestern ein großherzogl. schwerinschcs Rescript zugegangen, welches die näheren Vorschläge zur Herstellung der durch die Reichsjustizgesetz gebung erforderlich werdenden Gebäude und Deckung der dadurch entstehenden Kosten enthält. Es sollen 38 Amtsgerichte in eben so vielen Städten errichtet und ein Amtsrichter auf je 10,000 Seelen angestellt werden. Ferner sollen 2 Landgerichte (in Schwerin und Güstrow), 1 Oberlandesgericht (in Rostock) und 1 Schwurgericht (in Güstrow) errichtet werden. Die zur Beschaffung der Baukosten er forderliche Anleihe würde 1,218,000 betragen. München, 18. Nov. Der „Allg. Z." zufolge hat der König, der Bitte des Stiftsdecans En zier entsprechend, dessen Ernennung zum Bischof von Speyer außer Wirksamkeit gesetzt. Wie dasselbe Blatt weiter vernimmt, hat ?. Ambrosius Kaes bei Sr. Majestät um Genehmigung seiner Resignation auf den bischöflichen Stuhl von Würzburg nachgesucht, da er die für ihn als Ordensmann erforder lichen päpstlichen Dispense nicht erlangen konnte. — Unter Vorsitz des Staatsministers von Lutz haben kürzlich mehrere Sitzungen des zu diesem Zweck durch Beiziehung der Rectoren einiger Gewerbeschulen verstärkten obersten Schulraths stattgefunden, in welchen die seit längerer Zeit projec- tirte neue Organisation der Gewerbeschulen zur Berathung ge langte. Es ist die Absicht der Staatsregierung, die sämmtlichen Ge werbeschulen des Landes in sechscursige Realschulen, für Schüler im Alter von 10 bis 16 Jahren, umzubilden. Hierauf bezügliche Vor lagen werden den Landräthen bei ihrem bevorstehenden Zusammentritt gemacht werden. Oesterreich. Wien, 19. November. Wie der Berliner „Post" von hier ge meldet wird, ist auch die Betheiligung Oesterreichs an der Pariser Ausstellung fraglich; höchstens erfolge die Betheiligung im be schränkten Maße. — Ueber die Rettung des russischen Dampfers „Alexan der II." durch ein österreichisches Panzerschiff schreibt man der „Pol. C.": Am 24. Oct. Morgens war der Dampfer „Alexander II." der russischen Dampfschifffahrtsgesellschaft bei der Insel Drepano auf den Strand gelaufen. Die Ladung des Dampfers war eine ungemein werthvolle, da über 100,000 Pfd. Sterl, in Edelmetallen sich an Bord befanden. Nicht nur der Untergang der Werthe, sondern auch die Be raubung des Dampfers durch die übelberüchtigte Küstenbevölkerung waren zu befürchten. Die Lage des Dampfers war eine verzweifelte, Ida ein Dritttheil des Schiffes unter einem Winkel von 30 Graden sich in den Küstenstcin eingekeilt hatte. Auf die Bitte der Agenten der russischen Gesellschaft ertheilte der österreichische Escadre-Comman- dant, Contre-Admiral Barry d'Orsay, der österreichischen Panzer-Fre gatte „Salamander" den Befehl, die Rettung des gestrandeten Dampfers zu versuchen. Zwei Stunden nach erhaltenem Auftrage lies der „Sala mander" aus, und drei Stunden später war das Rettungswerk be gonnen. Groß, beinahe unüberwindlich, erschienen die Schwierigkeiten. Die See ging hoch, der Wind war frisch, die großen Vertauungs- arbeiten waren ungemein schwierig. Infolge der Dispositionen des Schiffscommandos war die werthvolle Ladung noch am selben Tage in Sicherheit gebracht. Obgleich schweres Wetter eintrat, welches die Panzerfregaite in der eigenen Sicherheit bedrohte, wollte der Comman- dant, Linienschiffscapitam Victor Ritter v. Herzfeld, das russische Schiff nicht als hilfloses Wrack an den türkischen Gestaden liegen lassen und hier durch den fanatischen Vorurtheilen der muselmännischen Bevölkerung ein Object übler Vorbedeutung überlassen. Auch bat ein Telegramm der russischen Gesellschaft, den Dampfer um keinen Preis auf der türkischen Küste zu lassen. Nach 5tägiger unermüdlicher Arbeit, nachdem die stärksten Taue der Escadre wie Bindfäden zerrissen waren, gelang es den unausgesetzten Anstrengungen der Tag und Nacht arbeitenden Schisfsequipage, den Dampfer ohne Schaden flott zu machen. Von den Metallbeständen, Collis und Werthsachen war auch nicht ein Stück verloren gegangen oder auch nur beschädigt worden. Die Rettung des russischen Dampfers ist ein neuer Beweis für die Trefflichkeit der österreichischen Kriegsmarine, die sich im Dienste des internationalen Rettungswesens nicht minder, als im Schlachtenkampfe bewährt. Frankreich. Paris, 18. Nov. (K. Z.) Der Erzbischof von Paris ist bei der Regierung um die Ermächtigung eingekommen, eine Anleihe von vier Millionen abzuschließen, uni das Geräth der Pariser Be- gräbnißverwaltung anzukausen. Der Zweck dieser Maßregel geht dahin,