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31W beiden Letzten vorgelegten Finanzprojects ein vollständiges Ein« vernehmen erzielt worden. Nachmittags findet die Unterzeichnung der bezüglichen Schriftstücke statt. — Englische Schiffe haben wieder zwei Sklaven schiffe er jagt und die Sclaven in Freiheit gesetzt. Rtttzlanv. Petersburg, 12. November. Der „Regierungsanzeiger" ver öffentlicht heute eine allerhöchst bestätigte Verordnung des Kriegs- raths vom 20. October, betreffend die Corps-Commandanten zu Kriegszeiten, in welcher deren Stellung als der nächsten Gehilfen des Corps-Stabschefs bei Aufrechterhaltung der Ordnung in militair-polizei- licher Beziehung fixirt wird. Ferner veröffentlicht das amtliche Blatt eine am 20. October allerhöchst bestätigte Verordnung über die Stell ung, die Rechte und die Pflichten des Dirigenten der Corps-Trains während des Krieges. — Der allerhöchste Befehl vom 28. September d. I., welcher den Eintritt von Unteroffizieren, die in der Re serve über ein Jahr und bis drei Jahre gedient haben, in den Militair- dienst über die feststehenden Fristen hinaus, als temporaire Maßregel, für zulässig erklärt, wird nun zu Folge eines Prikas des General- Admirals auch auf daS Marineressort ausgedehnt. Dem Enthusiasmus, welcher gegenwärtig aus Anlaß der Anwesenheit und der Rede des Zaren in Moskau herrscht, geben die „Moskowskija Wedomosti" in folgender Weise Ausdruck: „In einem großen, feierlichen, für das russische Volk heiligen Momente be grüßt unsere erste Residenz den von Gott gekrönten Führer. Niemals hat in den Geschicken der Völker der Wille Gottes sich in solcher Klarheit offenbart, wie in diesem Augenblick. Vergebens waren alle menschlichen Anstrengungen, den Gang der Ereignisse zu ändern oder ihn zu hemmen. Alles wurde mit Selbstverleug nung zum Opfer gebracht. Kein persönliches oder nationales Motiv hat von Seiten Rußlands die Ereignisse beschleunigt, welche dasselbe jetzt zur Entscheidung einer großen und drohenden Frage berufen haben, die in sich die Bürgschaft für die künftigen Geschicke der Menschheit und den Anfang ihrer Erneuerung trägt. Freuen wir uns darüber, daß die alte Einheit unserer Nation mit ihrem er habenen Führer in aller Kraft und Stärke sich erhalten hat. Niemals vielleicht ist diese heilige Uebereinstimmung so nöthig, als in dem gegenwärtig von uns zu durchlebenden historischen Moment gewesen. Was auch unserm Vaterlande be stimmt sein mag, Frieden oder Krieg, wir werden fest und unbedingt der Weisheit des Lenkers unserer Geschicke vertrauen, und unsere Gebete nur darauf richten, daß in unserer Sache nicht unser, sondern Gottes Wille geschehe." (Wie das „N. W. T." erfährt, will der Großgrundbesitz in Südrußland dem Zaren fünf Millionen Rubel zu Kriegszwecken zur Verfügung stellen. Die Städte Ktjew, Charkow, Cherson, Pol tawa und Odessa haben beschlossen, große Summen diesem Zwecke zu widmen. Die sibirischen Großhändler wollen 30 Millionen Rubel durch eine Deputation dem Zaren überschicken und zwar mit der Wid mung „für die Befreiung der Glaubensbrüder in der Türkei". Die Starowjerzen in Moskau sammeln ebenfalls große Summen.) Asien. Der „China Mail" zufolge ist beschlossen worden, in Shanghai ein monumentales Kreuz zur Erinnerung an den ermordeten Mr.Margary zu errichten. Wie der „Pall Mall Gazette" als Ergebniß der Beobachtungen bei einer Reise in der persischen Provinz Khorassan gemeldet wird, sind die Russen dort so zu sagen Herren und Meister. Alle Waaren sind russische Handelsartikel. Russisches Maß und Gewicht sind vorherrschend und russisches Geld ist besser bekannt als das ein heimische. Russische Agenten sollen allenthplben sich festgesetzt haben. Der Gewährsmann, von welchem diese Angaben herstammen, päth zu großer Vorsicht bei Benutzung der Mittheilungen, welche die englische Expedition nach dem Atrek geliefert hat, in allen Punkten, wo dk- selben auf russischer Auskunft beruhen. Insbesondere bezeichnet er die in diese Kategorie gehörigen Ideen der besagten Expedition über die Straßen zwischen dem Kaspischen Meere und Meschid als durchaus unrichtig. Das Volk in jenen Gegenden habe von Rußlands Macht und Einfluß, namentlich seit Befreiung der,Gefangenen in Chiwa, die höchste Meinung. Afrika. Der den auf Explorirung des afrikanischen ContingentS ge- richteten Plänen des Königs von Belgien zu Grunde liegende humane Gedanke scheint im Auslande nicht allenthalben klar genug erfaßt und entsprechend gewürdigt zu werden. Man liest in der „Cape Times": „Die Nachricht, der König von Belgien cheabfichtige an den Grenzen Transvaals, eine Strafkolonie,,zu gründen,^hat wie wett sich die Beziehungen deS Cardinals zu der italienischen ActionS- partei erstreckten und zu verschiedenen Nevolutionscomitös, die er leitete, oder von denen er geleitet wurde Da ist endlich noch die un geheure geschichtliche Korrespondenz, die alle Bankgeschäfte des heiligen Stuhles, namentlich seit 1870 umfaßt, so wie die privaten Geschäfte S. Eminenz. Belgien. 61 Brüssel, 14. November. (Tel., verspätet eingetroffen.) Dit belgischen Kammern sind heute zu ihrer Wintersession zusammen getreten. Eine Thronrede ging der Eröffnung nicht vorher. In der Deputirtenkammer brachte Bara die Unregelmäßigkeiten zur Sprache, welche bei den in Antwerpen, Upern und Brügge stattgehabten Wahlen vorgesallen sein sollen, beantragte jedoch zugleich die Vertagung der DiScussion auf morgen. Frankreich. Parts, 13. November. Wie der „Moniteur" meldet, wird Graf Bourgoing außer dem Grafen Chaudordy auch von Tiby als erstem Secretair und von zwei Attaches nach Konstantinopel begleitet werden. — Die Rede des Kaisers von Rußland hat hier in politischen Kreisen viel Aufregung verursacht, da man glaubt, aus diesem Schritte den Schluß ziehen zu dürfen, daß er für gewisse Fälle auf Frankreich zähle. — Benoit d'Azy wird jedenfalls seine Stelle verlieren. Die Documente, die gegen ihn vorliegen, sind derart, daß er seinen Posten eines Directors der Colonieen unmöglich behalten kann. Der selbe ging so weit, die Garnison von Mayotte auf vier Artilleristen zu reduciren, um die Gelder für dieselbe seiner Gesellschaft zuzuwenden. Grotzbritannien. London, 13. Novbr. Die LordS der Admiralität haben durch den Oberstcommandirenden in Portsmouth, Admiral Elliot, dem Capitain Nares ihre höchste Anerkennung und Belobung für Capitaiu und Mannschaft aussprechen lassen. — In London sind jetzt zwei neue Freiwilligencorps in der Bildung begriffen, während die Bildung eine» dritten, zur Ausfüllung einer wichtigen Lücke be stimmt, demnächst in Angriff genommen werden soll. Die beiden ersteren sind ein CorpS von Solicitors und eins von Schullehrern, das dritte würde aus freiwilligen Krankenträgern bestehen. — Auf Anordnung des General-Commandos sollen nunmehr die Fahrer in der Artillerie Unterweisung in der Handhabung der Geschütze er halten. ES ist wahrscheinlich, daß die jetzigen Fahrer später als Be mannung für neu zu bildende leichte Batterieen Verwendung finden, während sie sich in ihrem jetzigen Dienst doch ziemlich leicht durch Neu- angeworbene ersetzen lassen. — Sir George Campbell schreibt von der Türkei auS aü seine Wähler und bestätigt ebenfalls die auS der Bulgarei gemeldeten Gräuelthaten. In Batak seien jetzt beinahe nicht so viele Menschen, wie Mr. Baring als.überlebende gemeldet habe. Sir George Campbell hofft, die englische Negierung werde bei ihren Verhandlungen mit der Türkei fest und entschlossen sein und das Land werde sie bei den Ver suchen, Recht zu thun, unterstützen. (Die nunmehr um eine neue Lesart vermehrten Mittheilungen über die bulgarischen Gräuelthaten lauten so widersprechend, daß man wohl darauf verzichten muß, vorerst einen klaren Blick in dieser Frage zu erlangen.) 6T London, 14. Novbr. (Tel., verspätet eingetroffen.) Die offictelle Beitrittserklärung des Wiener Cabinets zu dem englischen Conferenzvorschlaae ist gestern hier eingegangen. — Fast sämmtliche hiesige Blätter fassen die Rede des Kaisers Alexander in Moskau als eine Antwort auf die vorausgegangene Banquetrede Lord Beaconsfield'S auf. Die „Times" hofft, daß die Türkei die An nahme des Conferenzvorschlages nicht verzögern werde, da eS nicht das erste Mal sei, daß solche Verschleppung den Feinden der Pforte zu Gute gekommen sei. Das Blatt gedenkt ferner der Möglichkeit, daß Lord Derby durch eine derartige Haltung der Pforte sich neuer dings veranlaßt sehen könnte, die Abberufung des englischen Bot schafters von Konstantinopel anzudrohen. Zn demselben Artikel deS Blattes wird der Gedankt einer Besetzung Bosniens und der Herze gowina durch französische Truppen angeregt. — DaS „Reuter'sche Bureau" meldet aus Cairo vom heutigen Tage: Heute ist zwischen dem Khedive einer- und Goeschen und Joubert andererseits über alle streitig gewesenen Punkte des von den