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3120 zurückgeführt. In diplomatischen Kreisen ist nichts bekannt, was diese Version bestätigen würde. Ein Specialbcvollmächtigter Oesterreichs zur Conferenz ist noch nicht ernannt. 01 Wie«, 15. Novbr., Abends. Die „Politische Korrespondenz" resumirt in einem Petersburger Briefe die Garantie en, welche Ruß land als unerläßlich für die Durchführung der Reformen in den in- surgirten türkischen Provinzen zu verlangen beabsichtige. Die selben wären: Die Entwaffnung der gesammten Bevölkerung Bosniens, Bulgariens und der Herzegowina ohne Unterschied des Glaubens, die Reorganisicung der Localpolizei unter Zulassung der christlichen Be völkerung zu derselben, die Entfernung der irregulairen türkischen Truppen, die Ueberstedelung der in Europa angesessenen Tscherkeffen nach Asien. Ferner sollen als Beamte nur Eingeborene verwendet werden. Die Beamten sollen aus Wahlen hervorgehen. Bei 1>en Aenrtern und Gerichten würde die Landessprache eingeführt werden. Für jede der drei genannten Provinzen soll von der Pforte ein Gouver neur ernannt werden, welcher ein Eingeborner christlichen Glaubens ist. Die bisherige Verpachtung des Zehnten wäre durch ein gerechteres Steuersystem zu ersetzen. Eine permanente Commission, be stehend aus den Konsuln der Großmächte, soll zur Ueberwachung der Durchführung der Reformen eingesetzt werden. Krakau, 14. November. (N. Fr. Pr.) An den Straßenecken Warschaus wurden polizeiliche Placate angeheftet, welche das An sammeln von Leuten auf der Straße verbieten. Diese Kundmachung übt auf das Publicum einen deprimirenden Eindruck. Nach einem Berichte des „Czas" haben die polizeilichen und militairtschen Vor kehrungen in Warschau den Zweck, unter dem Vorwande einer Ver schwörung den Belagerungszustand in Russisch-Polen herbei- zuführeu, dann können die Kriegsrüstungen in Russisch-Polen ohne Controle stattfinden. Bern, i4. November. (K. Z.) Bei den Großrathswahlen in Genf siegte die liberal-radicale Regierungspartei so vollständig, daß die Opposition fast gänzlich ausgeschlossen sein soll. Rom, 14. November. (C-B.) Die „Jtal. Nachr." erfahren, daß die italienische Negierung an der Konferenz in Kon stantinopel theilnehmen und ihre Bedingungen aufstellen, sich aber bloS durch ihren Gesandten in Konstantinopel vertreten lasten werde. Rom, 15. November. (K. Z.) Die Reisen, welche die aus wärtigen Cardinäle gegenwärtig hierher machen oder in nächster Zeit machen werden, haben ihren Grund in geheimer Berufung. Es soll die Loosung ausgegeben werden für den Fall eines Conclave. 01 Paris, 14. November, Abends. Der „Soir" bezeichnet das in Börsenkreisen verbreitete Gerücht von der bevorstehenden Emission einer Anleihe von 320 Millionen als unbegründet und fügt hinzu, das vom Finanzminister Say am 11. d. vorgelsgte Finanz- project, wodurch das Gerücht hervorgerufen sei, habe lediglich eine succcssive Operation mit Schatzscheincn im Auge, deren Total am Schluffe der ganzen Operation den Betrag von 309 Millionen erreichen werde. Von den sich daraus ergebenden Mitteln würden im Finanz verwaltungsjahre von 1877 nur 69 Mill, zur Verwendung kommen und seien dieselben für Eisenbahnzwccke, locale Interessen und" für Verbesserung der Schifffahrt auf der Seine bestimmt. 01 London, 15. November. Zum Privatsecretair Salisbury's während der Conferenz in Konstantinopel ist H. S. Northcote, Beamter im auswärtigen Ministerium und Verwandter des Schatz- canzlers, ernannt worden. — Wie dem „Reuter'schen Bureau" aus Malta gemeldet wird, ist der Herzog von Edinburgh aus der Bcsika-Bay in Malta eingetroffen, um die bevorstehende Entbindung seiner Gemahlin dort zu erwarten. — Die Kriegsschiffe „Raleigh" und „Rapid" sind am 11. e. nach der Besika-Bay abgegangen. Die „Times" glaubt, das einzige Verfahren, was sich für Eng land empfehle, bestehe darin, unbeirrt durch die jüngsten Kundgebungen Rußlands mit der Conferenz vorzugehen. Bei einem derartigen Ver fahren könne es aus die guten Wünsche aller Mächte rechnen, deren keine es ablehnen werde, das auf die Erhaltung des europäischen Friedens berechnete Werk zu fördern. Die wirkliche Gefahr liege offenbar in der Möglichkeit, daß die türkische Negierung sich hals starrig zeige. 01 Madrid, 14. November, Abends. In der heutigen Sitzung des Senats wurde bei Beantwortung einer Interpellation über den Art. 11 der Constitution Seitens des Ministeriums erklärt, daß die Negierung beschlossen habe, die Freiheit in Religio ns fachen aufrecht zu erhalten und zu schützen, wie dies in der Verfassung aus gesprochen sei, indem sie die Unverletzlichkeit der Gotteshäuser und Kirchhöfe ebenso gewissenhaft beobachten werde, wie dies bei andern freien Völkern der Fall sei. 01 Bukarest, 15. Novbr. In der Deputirtenkammer wurde von dem Abgeordneten Blaremberg ein Gesetzentwurf über die Verantwortlichkeit der Minister eingebracht. Der Senat hat eine Adreßcommission gewählt. 01 Konstantinopel, 14. Novhr. Gutem Vernehmen nach sind nunmehr alle Mächte bezüglich des Zusammentritts der Con ferenz einig, deren Arbeit zu Ende dieses Monats beginnen soll. Die Türkei hat zwar einige Einwendungen erhoben, indeß scheint nicht mehr zu bezweifeln, daß sie dieselben auf dringendes Anrathen des eng lischen Cabinets fallen laffen wird. 01 New-Nork, 15. Novbr. Das Resultat der Wahlen rst noch immer nicht definitiv festgestellt, jedoch ist es trotz der herr schenden Aufregung noch zu keiner Ruhestörung gekommen. Gestern haben die Führer der demokratischen Partei diejenigen der republica- nischen Partei aufgefordert, mit ihnen die Zahlung der Wahlresultate in Louisiana zu überwachen. — Der General Sheridan hat sich nach New-Orleans begeben. 01 14. Novbr., MendL- (Schluß-Cour,L.) Höchste Notivmg des Gvidagiob 9^, niedrigste 9H, Wechsel aus London in Hold 4 D 82^ C., Goldagio 9^, Bonds per 1885 110^, do. 5 ? fniwirte 112H, /n Bonds per 1887 115H, Erie-Bahn 10^, Central Pmesc 110, New-Hork-Centralbahn 10IZ. — Waarenbericht. Lau. wolle in New-Hort 12 do m New-Orleans 11H Petroleum m New-Horl 26, do in Philadelphia 26. Mehl 5 D. 60 !». Rother Mhjahrsweizen 1 D. 33 C Mais (old mixed) 60 C. Zucker (Fair cefining Muscovados) 9^, Kaffee (Rio-) 18^. Schmalz (Marke Wilcox) 1l j C. Speck (short ctear) 8^ C. Getreidefracht 6. * Leipziger Börse, 16. Nov. Kgl. säcks. Slaatspapiere v 1830 kl. 3°/« 93,75 G., do. v. 1855 3»/-, 82 G., do. v. 1852—1868 L 100 thlr. 4°/« 97.80 G., do. v. 1869 » 100 thlr. 4°/» 97,80 G., do. v. 1870 L 100 u. 50 thlr. 4°/o 97,75 E.. do. 5°/o 104 G., t. s. Landrentenbriefe 3st»"/» größere 88,75 G., do. kleinere 88,75 G., k- s. 40/0 Landescultur-Rentenscheine Serie II 95,50 V-, 4'/, 1880 rückzahlb. lausißer Pfandbriefe 101 G-, Leipzig - Dresdener Eisenbahn - Actien 237 G-, allgemeine deutsche Credit-Anstalt zu Leipzig 106,50 G, Leipziger Bank 107 G., Oberlausitzer Bank 47 G., Sächsische Bank 123 G., Dresdener Bank 80,25 B-, österr. Banknoten 162,50 G. (1 Mark 62,50 Pf.). Deutsches Reich. * Zittau. In einer neulichen Sitzung sind die Stadtoerord neten dem Rathsbeschlnß vom 30. October, den von dm Collegien zum Bau eines neuen PosigebäudeS bewilligten Platz, dem Johanneum gegenüber, für 20 pro oMeter zu verkaufen, mit 17 gegen 5 Stimmen beigetreten. Herr Advocat Oppermann, welcher als Mitglied des Aussichtsrathes der Oberlausitzer Bank deren Bankgebäude für die Post ebenfalls angeboten, hatte sich, als bet der Frage selbst interessirt, der Abstimmung zu enthalten. Dresden. Se. Majestät der König haben dem Thorcontrolenr Johann Wilhelm Ungewiß in Leipzig das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht. — 15. November. Der Staatsminister Abeken ist gestern Be hufs Theilnahme an den Arbeiten des Bundesraths nach Berlin abgereist. — (Dr. N.) Unter die kostbarsten und wirklich kunstvoll schön ausgeführten Drucksachen gehören die Staats-Schuldver schreibungen sammt Talons und Coupons der 3procentigen kgl. sächs. Rentenanleihe vom Jahre 1876. Zu den Schuldverschreib ungen, welche auf lange Dauer berechnet sind, haben die vereinigten Bautzener Papierfabriken ein ganz vorzügliches Hanfpapier und zu den Talons und Coupons die Dresdener Papierfabrik ein gleichfalls schönes haltbares Papier geliefert und der Druck ist in dem typo graphischen Institut von Giesecke und Devrient in Leipzig ausgeführt. Die ersteren (Renten-) Papiere über 1000 sind auf braunem ge schmackvollen Untergrund mit einschraffirtem sächsischen Wappen rc. ge druckt. Leider verlautet, daß von den von der Regierung einem Banken- und Bankhäuser-Consortium zur Begebung käuflich überlassenen Neunzig Millionen Reichsmark dieser Anleihe zur Zeit noch etwa 20 Millionen Mark unbegcben sind. Es ist dies wiederum eine Folge der ungünstigen Zeitoerhältniffe; hoffentlich wird aber die vollständige Unterbringung der Anleihe noch gelingen. Bei dieser Gelegenheit