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2671 Theater. Bautzen, S» Octobev. Mt dem Schauspiele „Aschenbrödel" von N. Benedix eröffnete gestern Herr Director Schiemang den CycluS aNgeküMgter Vorstellungen im Stadttheater- Es ist nicht möglich, bereits von der ersten, Dor- stellung ein endgiltige« Urtheil über die Leistungen der diesmaligen Gesellschaft, abgeben zu können, jedoch gestaltet« sich die gestrige Darstellung im Allgemeinen, als,ein« gerundet^ und ansprechende und fand auch lebhafter Beifall und Her vorruf einzelner Mitglieder statt. Namentlich muß das recht wackere, natür liche und lebendige Spiel des Fxl. Hentsch el. als dec Darstellerin der Titelrolle und die maßvolle Haltung des Herrn Koch (Alprecht) rühmend herporgehoben und anerkannt, werden- Auch, Fr). P a u sc als Upsula, war eine würdige Ver treterin des Anstandes. Zu wünschen wäre für die Folge, daß der Geist im Souffleurkasten weniger störend in die Handlung eingriffe, und daß einzelne Darsteller etwa« mehr Sorgfalt der Toilette ihrer Hände zuwendctcn. Im Uebrigcn aber hoffen und glauben wir, daß das diesmalige Ensemble der Direc- tion mehr TheilnahMe, als in der letzten Saison zuwendrn werde, ein Wunsch, den die gestrige Aufführung jedenfalls rechtfertigt. —w. Vermischtes — In der Nacht zum 28. September ist in der Behausung deS Diaconus von Feilitzsch in Ebersbach ein Einbruch verübt und dabei eine Menge Gegenstände im Werihe von 90» fortgeschafft worden. Auch dem dortigen Leihhause halten die Diebe in derselben Nacht eine Visite abstatten wollen, aber unverrichteter Sache abziehen müssen. —. sUnglücks fälle, j Am 27. September wurde der 3V Jahre alte Gutsbesitzer Weber aus Kleinfermuth bei Colditz, als er in einer Lehmgrube beschäftigt war, von einer herabstürzenden, nicht eben bedeutenden, Lehmmasse zu Boden gedrückt und so schwer verletzt, daß er noch in der Nacht darauf starb — Am 28. September gerieth der 19jährige Wagen- rücker Paul Otto Kolbe aus Lichtentanne beim RaNgiren von Wagen auf dem Bahnhofe in Zwickau zwischen die Puffer und erlitt dadurch so be deutende Quetschungen der Brust, daß er bald darauf starb. — In Leipzig wurde am 28. September der Markthelfer Schmidt aus Reudnitz vor einem Hause auf dem Brühl von einem Blutsturz befallen und gab bald darauf seinen Geist auf. — Thorn, 28. September. Die „Th. O.-Z." meldet: Der westliche Portallhurm der Eisenbahnbrücke auf Pfeiler 17 am diesseitigen Weichselufer ist vollständig fertig. Das obere Gerüst, welches bisher das schöne Bauwerk dem Blicke des Beschauer« entzüg, fiel am Sonnabend Nach- mittag. Vorher wurde eine große, für diesen Thurm bestimmte deutsche Flagg? aufgehißt. Die über lebensgroße,Figur Herrmann- von Salza, au« schlesischem Granit, ziert in einer Nische diesen Thurm. — Elberfeld, 26. September. Die „Barmer Ztg." schreibt: Am 20. d. wurde bei den Manöver» in hiesiger Gegend «in Kind auf den gefallen. Belgrad, 28. Septbr. Von dem Kriegsminister, Oberst Nikolic, ist ein Bericht über die Lage der Morawaarmee und über die Stimmung derselben hier eingegangen. Was die Lage der Armee betrifft, so wäre dieselbe nach dem Berichte eine durchaus günstige. Deligrad ist in den letzten 14 Tagen mit einem neuen Schanzengürtel umgeben worden, welcher mit 80 schweren Geschützen armirt ist. Die Enceinte ist erweitert und die Nedoutenlinie htnausgeschoben worden. In und bet Deligrad befinden sich 78,000 Mann. Die Legion des Mascha Vrbica ist 4200 Mann stark, lauter verwegene Leute. Die selbe bildet die Avantgarde an der Morawa. Oberst Horvatovich commandirt 18,000 Mann auserlesene Truppen und hält die Höhen von Supovac besetzt. In Alexinatz steht Oberst Popovic mit 12 Bataillonen und 8 Batterieen. Auch Alexinatz ist durch 4 neue Re douten verstärkt und die Laufgräben sind verlängert worden. Die russischen Freiwilligen sind theils unter die Milizbataillone vertheilt, the ls bilden dieselben eigene Bataillone. Fast sämmtliche Commandos befinden sich in Händen russischer Offiziere. Die russische Brigade steht gleich hinter der Legion des Wöjwoden Brbica. Die Positionen sind gut, und Tschernajeff hofft zuversichtlich, Abdul Kerim Pascha über die Grenze zurückorängen zu können. Die Stimmung in der Armee ist eine durchaus kriegerische. Die Mission des Kriegsministers, die Armee von ihrem unüberlegten Schritte der Königsproclamirung abzubringcn, ist gescheitert. Es ist abermals das bevorstehende Eintreffen von 5000 russischen Freiwilligen signalisirt. Sehr, willkommen sind die zahl reichen Unteroffiziere, speiche aus dem Süden Nußlands kommen, da an Unteroffizieren in der Armee Mangel ist. 6D Belgrad, 1. October, Morgens. (Tel.) Gestern Vormittag haben die Türken von Gorny, Adropotz und Gredetin aus einen Angriff auf die Stellungen des Obersten Horvatovich zwischen Schibegovatz und Kaon unternommen, lieber das Resultat desselben ist bis jetzt nichts bekannt geworden. Zur gleichen Zeit haben drei serbische Brigaden unter Dochtoroff die türkischen Stellungen bei Tessitza angegriffen. Ein von den Türken gemachter Versuch, Munition nach Nisch zu bringen, wurde durch die Serben ver hindert. Oberst Horstig, welcher früher als Lieutenant dem 6. (schlesischen) Artillerie-Regiment angehörte und jetzt an Stelle des verwundeten Oberst Leschjanin die serbischen Truppen am Timok commandirt, ist, wie das „Schweidnitzer Stadtblatt" mittheilt, in Seiferdau, Kreis Schweidnitz, geboren. Seine Eltern wohnen jetzt in Schweidnitz. dann ermittelt, daß au« dem Gewehce eines UnteroffizierSischarf ge schossen war. Derselbe hatte die Patronen auf dem Uebungsschießplatze ent wendet und mehrmals scharf geladen, um seinen Lieutenant zu erschießen, wobei er jedoch jedesmal fehltraf, bi« eine der verhängnißvollen Kugeln dem Leben de« Kinde« ein Ziel setzte. Bei seiner Verhaftung legte der Unter offizier sofort ein offene- Geständniß ab, ergriff aber, ehe e« verhindert werden konnte sein Gewehr und schoß sich eine Kugel durch den Kopf» daß er augenblicklich todt niederstürzte- — In der Nacht auf Mittwoch wurde in der Nähe von Jungfer- tcinitz am dem Wachtmeister de« dortigen Gendarmeriepostens I. Petri na ein Mord verübt. Er hatte sich auf Nachtpatrouille begeben und wurde zeitig früh in einem Walde im Straßengraben todt aufgesunden. Gein Körper war mit 27 Wunden bedeckt. Er war offenbar von einer Uebermacht überfallen worden, Ler er trotz aller Gegenwehr erliegen mußten — In dem vielbesprochenen Pro resse gegen Len Gutsbesitzer, frühern österreichischen Retchrrathrabgeordneten Friedrich Brandstetter ist am 28. September da« Urtheil de« SchwurgenchlShofe« in Cilli gefällt word«n. Der Angeklagte wurde des Verbrechens des Betruges durch Wschfclfälschung, schuldig erkannt und zu 5 Jahren schweren Keilers, verschärft mit eipem Fasttage monatlich, yerurthrilt. Die Frage Ler Wcchselannullirung,wu rde gm dar Civilgericht gewiesen. — (Gestörte Andacht.) AuS Anlaß des VersöhnungStMs ver sammelten sich in Pesth am 28. Septbr. Abends in einem provisorischen Setlocale ungefähr 80 Männer und ebensoviel Frauen, um, ihre Andacht zu rcrrichien. In der Fmucn-Lbiheiluvg brannte- auf einem Tisch« eine große Petroleum-Lampe, welche durch ein Ungefähr zu Boden stürzte, wobei, da« nach allen Richtungen sich ergießende Petröleum in Helle Flammen gerieth. Die Verwirrung war im Momente eine, heillose. Die- Frauen kreischten entsetzt auf» da« Gebet wurde sofort unterbrochen, Alks jagte, von panischem Schrecken ergriffen, wirx durcheinander, die Frauen hinaus, die Männer hinein; viele Frauen sprangen zum Fenster hinaus, wodurch sich, mehrer« derselben Verletzungen zuzogrn, andere muthigcre Frauen, versuchten das Feuer mit allerlei Kleidungsstücken zu ersticket; ql« jedoch auch diese in Brand geriethen, wurde du- Entsetzen allgemein. Wie die „L.-K." Meldet, gelang cs erst der herbcigeholtcn Feuerwehr, Len Brand zm löschen. — London, 29. September. (K. Z») Das 8 1-TonS-Geschü tz hat vorgestern seine Kraftversuche einer staunenden Zuschauerschaft, vorgesührt. Zwanzig Mann waren mit Lem Abfeuern beschäftigt. Hms Gewicht des Pul vers. betrug 370 Pfund, das der Kugel 1760 Pfund. Man schätzt die, Ent hüben darapf ihre früheren Stellungen wieder eingenommen. Auch Armen seine« Vater« von einer Kugel getroffen und. so schwer verletzt, gestern war der Kampf aber wieder entbrannt. In den vorher gegan- daß es bald nachher starb. Bei einer genauen Revision der Gewehre wurde genen Gefechten waren 22 Offiziere russischer Nationalität" fernung bis dahin, wo die Kugel den Sand berührte, auf 15,000 Fuß. Vom Plötze des Ab feuerns aus sah man an der getroffenen Stelle eine ungeheure Säule von Sand und Wasser aufstcigen. Die Zeit des^Muges betrug etwas über 11 Sccunden. Die Erschütterung ward weit gespurt; mehrere Fenster barsten und mehrere Thürschlösser wurden beschädigt, so daß die Leute, welche trotz der Warnung Thüren und Fenster nicht offen gelassen hatten, schwere Ein buße erlitten. — Ein durch einen Wirbelwind verursachter Sturm zog ge stern Morgen über Cowes auf der Insel Wight, warf Dächer ab, riß Baums nieder, stürzte mehrere Wagen um und zerstörte mancherlei Eigenthum. — Vor gestern b r ach der Rochdale-Canal in Middleton bei Oldham, über- fluthete zwei Baumwollspinnereien und that ungemeinen Schaden.