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2668 «Kamenz. Am Montag, den 25. September, feierte hier die „Lausitzer Predigergesellschaft" ihren diesjährigen Herbst- eonvent. Bereits früh um 9 Uhr kamen die ersten Mitglieder an, denen bald noch die von Cottbus und Dresden kommenden Etsenbahn- züge stärkeren Zuzug zuführten, so daß man um 11 Uhr bei einem fröhlichen Frühschoppen im Rathskeller zusammensaß. Waren auch viele der alten Herren aus der weiteren Umgegend von Kamenz durch die Ungunst des WetterS am Erscheinen behindert, so hatten sich doch aus Kamenz selbst alte Mitglieder sowohl wie auch Freunde der Ge sellschaft zahlreich eingefnnden und erhöhten durch ihre Gegenwart die Heiterkeit des Festes. Nachdem Nachmittags 2 Uhr ein Diner im „Gasthof zum Hirsch" stattgefunden hatte, gewürzt von verschiedenen Toasten, zerstreuten sich die Festtheilnehmer thetls in der Stadt, theils auf dem nahen Hutberge, um sich Abends wiederum „im Hirsch" bei einem Glase Bier zu vereinigen. Auch jetzt nahm eine große Anzahl Kamenzer Freunde an diesem „Kneipabend" Theil, welcher unter zahl reichen launigen Ansprachen und Reden in der heitersten Weise verlief. Der nächste Tag war zu einem kleinen Ausfluge bestimmt, der aber leider durch das schlechte Wetter sehr beeinträchtigt wurde, doch hatte auch dieser Tag der Freuden viele und gewiß ist keiner der Festtheil nehmer unbefriedigt gelassen worden. So verlief in gewohnter Weise auch dies Jahr wieder die Versammlung der „Lausitzer Prediger- Gesellschaft" in ihrer Heimath, der Lausitz. — Möge dieses Fest jedes Mal die Gesellschaft in der Frische und Kraftfülle antreffen, wie dies Jahr; möge sie, unbeirrt durch feindselige Angriffe einer falschen Ri- gorisität, wie bisher ihrem hohen Ziele zusteuern, treu dem alten Wahlspruche: virtus sompor sorvotur! Dresden. Se. königliche Majestät haben geruht, dem in Ruhe stand getretenen Gerichtsrathe beim Bezirksgericht Leipzig, Ernst Friedrich Böhme, das Ritterkreuz 1. Claffe des Verdienstordens, und dem Pfarrer Heinrich Rothe in Großpötzschau das Ritterkreuz 1. Claffe vom Albrechtsorden zu verleihen, zu Bezirksschulinspectoren im Bezirke Oschatz den zeitherigen stellvertretenden Bezirksschulinspector in Leipzig, vr. MI. Johann Florens Winkler, und im Bezirke Marienberg den zeitherigen Bürgerschuldirector in Frankenberg, Gustav Adolf HerrnSdorf, zu ernennen, auch den nachgenannten Beamten des Ministeriums des Innern, als dem Canzleirathe Pursch und dem CommisfionSrathe Meinhardt die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste mit der ihnen zukommenden Pension zu bewilligen. — 30, September. (Dr. I.) Ihre königlichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg werden morgen (1. October) Nach mittags nach München reisen und daselbst einen mehrtägigen Auf enthalt nehmen. — Die Eröffnung der evangelischen Land es sy n od e wird am Montag Mittags 1 Uhr Namens der in evanZelivis be auftragten Staatsminister durch den Cultusminister im Sitzungssaale der Ersten Kammer erfolgen. Der Eröffnung wird Morgens 9 Uhr ein Gottesdienst in der evangelischen Hofktrche vorausgehen, bei welchem Oberhofprediger vr. Kohlschütter die Predigt hält. — (Dr. N.) Gestern Nachmittags wurde im Cadettenhausc das Ergebniß der Abgangs-Examina verkündigt, denen sich 13 Cadetten unterzogen hatten; 10 davon hatten bestanden, 3 wurden zurückgewiesen, ein günstiges Berhältniß, wie eS auf den preußischen Cadettenhäusern sich ebenso vorfindet. Die Examina wurden unter Leitung des preußischen Generalmajors des Barres von der Ober- Examtnations-Commission vorgenommen, die zu diesem Behufe von Berlin hierher gekommen und durch mehrere sächsische Lehrer verstärkt worden war. Man rühmt sächsischerseits die Humanität der preußischen Examinatoren, diese wiederum sollen sich über ihre hiesigen Wahr nehmungen recht befriedigend geäußert haben. — I. October. (Dr. N.) Auf dem böhmischen Bahnhofe tras gestern Nachts 10 Uhr über München kommend I. M. die Königin- Witwe hier ein. Die hohe Frau hatte vor mehreren Monaten eine größere Reise durch die Schweiz unternommen, hierauf der Herzogin von Genua einen längeren Besuch in Stresa abgestattet und war über Mailand nach Poffenhofen am Starnberger See gegangen, um an der Stätte ihrer Jugend einige Zeit bei ihrer Schwester, der Herzogin Max von Bayern, zu verbringen. Von da kam sie nach hier und begab sich nach ihrer Wcinbergsvilla bei Wachwitz. Berlin, 30. September. Die kaiserlichen Majestäten feiern in Gemeinschaft mit dem Kronprinzen und mit der großherzogl. badischen Familie heute den Geburtstag der Kaiserin. Wie aus Baden-Baden gemeldet wird, beabsichtigten die hohen Herrschaften, auch zu der diesmaligen Feier wieder einen Ausflug nach dem Rench- thale zu unternehmen. (Vgl. Tel. Corr.) — Der Bundesrath hielt heute Nachmittag eine Plenar sitzung unter Vorsitz des Reichscanzleramts-Präsidenten Hofmann. Eine Vorlage, betreffend die Vernehmung von Sachverständigen über die reichsgesetzliche Regelung deS Erfindungspatentwesens, ging an die Ausschüße; dann folgte die Wahl der Mitglieder der Verwaltung des Reichs-Jnvalidenfonds und Beschlußfassung über den AuSschußantrag wegen der Besteuerung der bei den kaiserlichen Zollbehörden in den Hansestädten angestellten Beamten. Es folgten mündliche AuSschuß- berichte über den Gesetzentwurf, betreffend die Schonzeit für den Fang der Robben und über den Auslieserungsvertrag mit Luxemburg. — OV sDeutsche Kriegsschiffe.! „Kaiser" und „Deutsch, land" sind am 28. Septbr. in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt. „Ariadne" ist am 27. September von Port Said nach England in See gegangen. — Der Weihbifchof vr. JaniszewSki aus Posen, welcher heute vor den Schranken der siebenten Criminoldeputation deS Stadt gerichts stand, angeklagt wegen Verstoßes gegen das Gesetz vom 21. Mai 1874, begangen durch das Lesen von Messen in der hiesigen St. Matthiaskirche ohne vorherige Anzeige beim Ober-Präsidenten, ist freigesprochen worden. Breslau, 29. Septbr. Der Herzog von Braunschweig langte gestern Abend von Wien kommend auf dem hiesigen Central- bahnhofe an und setzte nach kurzem Aufenthalte die Reise bis Station Mochbern fort, wo ein Separattrain bereit stand, mit welchem der Herzog nach Schloß Sibyllenort fuhr, um dort zu den Her bst - jagden einen längeren Aufenthalt zu nehmen. An den Jagden, zu welchen schon die Vorbereitungen getroffen sind, werden auch der König von Sachsen und der Prinz Georg von Sachsen Theil nehmen. Kähme (Provinz Posen), 28. September. Der „P. Z." schreibt man: Dem Beispiel des Schuhmachers Binder folgend, welcher in der bekannten Kähmer Aufruhrsache zu sechs Monaten verurtheilt worden, sind bereits auch einige andere verurtheilte Tumultuanten nach Berlin gereist, um die Gnade des Kaisers anzurufen. Neber den Erfolg ihrer Bemühungen verlautet bis heute noch nichts. Gegen wärtig sind noch Alle in Freiheit. Straßburg, 29. September. Der Oberprästdent von Elsaß- Lothringen veröffentlicht in der „Straßb. Ztg." folgenden an ihn er gangenen Erlaß: „Der festliche Empfang, welcher Mir bei Meiner ersten Anwesenheit im Elsaß bereitet worden ist, zeugte von einer so regen und weitgehenden Betheilig« ung der Bevölkerung, daß Ich hierdurch auf das Angenehmste berührt und sehr erfreut worden bin. Ich ersuche Sie, Allen denen, die Meinem Herzen durch solchen Empfang wohl gethan haben, Meinen Dank auszusprechen und der Bevölkerung auch Meine lebhafte Befriedigung über die gute und entgegenkom mende Aufnahme der Truppen in den Quartieren zu erkennen zu geben. Weißenburg, den 27. September 1876. Wilhelm." Oesterreich. Öl' Wien, 30. September. (Tel.) Der österreichische Re ich s- rath wird, der „Politischen Korrespondenz" zufolge, zum 19. Oetober einberufen werden. — Das officiöse „Fremdenblatt" schreibt: „Hiesige Blätter er gehen sich in allerlei Conjecturen Betreffs des Handschreibens, das der General von Sumarokofs dem Kaiser zu überreichen die Ehre hatte, und wollen allerlei über den Inhalt desselben wissen. Wir brauchen wohl nicht erst ausdrücklich hervorzuheben, daß alle der artigen Mittheilungen der Natur der Sache nach nur das Ergebniß von Muthmaßungen sein können. Die russische Politik hat in der letzten Zeit so klar ihre Absicht, sich nicht von der Politik der öster reichisch-ungarischen Monarchie zu trennen, ausgesprochen, daß eine ganze Serie von Spekulationen, in denen sich gewisse Journale er gehen, selbst von dem oberflächlichsten Leser von vornherein als absolut unzutreffend erkannt werben muß." — Der „Presse" zufolge reisen die österreichischen Minister in der nächsten Woche nach Buda-Pest, um durch Berathungen mit ihren ungarischen College» eine einheitliche Formulirung für die den beiden Parlamenten zu überreichenden Gesetzentwürfe zu erzielen. Be hufs rascher Abwickelung dieser Arbeit hat die österreichische Regierung