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2667 — Der Begnadigungs-Ausschuß nimmt am Montag seine Thätigkeit wieder auf, um sich mit den Gnadengesuchen zu beschäftigen, die dem Marschall Mac Mahon auf seiner Rundreise überreicht wurden. 01 London, 30. September. Die „Times" veröffentlicht eine ihr von dem Mitglieds des Unterhauses Lowe zugegangrne Zuschrift, in welcher ausgeführt wird, daß der sofortige Zusammentritt deS Parlaments nothwendig sei zur Entscheidung darüber, ob die gegenwärtig von der englischen Regierung in der orientalischen Frage befolgte Politik fortdauern solle oder nicht. Nach einer der „Pall Mall Gazette" zugegangenen Nachricht aus Chefoo vom 13. d. haben der englische Gesandte in Peking, Wade, und der chinesische wirkliche Staatösecretair, Li-hung-tschang, die wegen der Bunnän-Affaire abgeschlossene Convention nunmehr unter zeichnet. Die Bunnan-Affairs ist somit geregelt. London, 30. September. (K. Z.) Mitte October soll zu Maynooth eine Zusammenkunft der katholischen Bischöfe Irlands stattfinden. Zur Vorlage kommen die vom Papst nach Abänderung einiger Stellen genehmigten Beschlüsse der vorjährigen außerordentlichen Nationalsynode. Die Promulgirung erfolgt dem nächst. Wie es heißt, betreffen sie die von katholischer Seite ein zuhaltende Unterrichtspolitik. London, 1. Octbr. (K. Z.) Aus Militairkreiseu berichtet man, daß eine durchgeifende Milizreform bevorstehe. — Den neuesten Meldungen aus Dahomey zufolge wird dort ein kleines französisches Geschwader erwartet. Ein ruhiger Verlauf der Blockade und schließliches Nachgeben des Negerkönigs wird als wahrscheinlich be zeichnet.- Dem „Globe" zufolge sind die vier chinesischenHäfen, deren Oeffnung für den europäischen Handel der Gesandte Wade er langt hat, voraussichtlich Shasi, Schang, Choonking und Woohoo oder Wengchow. Der „Globe" verspricht sich von weiterer Aufschließung einen sehr erheblichen Aufschwung des Handels. — Der „Punjab Courier" meldet von starken russischen Truppen ansamm - lungen in Kok and; die Russen hätten neuerdings zwölf Städte besetzt. 01 London, 1. October, Morgens. Nach einer Mittheilung deS „Reuter'schen Bureaus" aus Belgrad sind die Regierungen von England und Italien in Folge der Ablehnung der Waffen ruhe durch die serbische Regierung gegen diese sehr aufgebracht, Der englische Consul soll im Namen Derby's dem Ministerpräsidenten Risticd erklärt haben, daß die englische Regierung sehr unzufrieden mit Serbien sei, weil dasselbe die Waffenruhe, welche es selbst nach gesucht, abgelehnt habe. Serbien dürfe ferner nicht mehr weder auf die Unterstützung Englands, noch auf dessen Sympathie, welche es nicht verdiene, rechnen. 01 Petersburg, 30. September. Von officiöser Seite wird hier bemerkt: Die Behauptung, daß der serbische Ministerrath beschlossen hybe, die Friedensvorschläge abzulehnen, ist jeden- falls unrichtig Bis jetzt sind Friedensbasen der serbischen Re gierung nicht borgelegt. Seitens der Pforte steht die Antwort auf die Friedenspropositionen der Mächte noch aus, wenn schon in be stimmtester Weise die Geneigtheit der Pforte, auf Grundlage der von den Mächten gemachten Vorschläge zum Flieden zu kommen, geäußert worden ist. 01 Petersburg, 1. October. Ueber das von dem Kaiser Alexander an den Kaiser Franz Joseph gerichtete, von dem Generals- Adjutanten Sum aroko ff direct aus Livadia überbrachte Handi- schreiben ist, wie in unterrichteten Kreisen verlautet, eine besondere Communication an das hiesige Ministerium nicht erfolgt. Man hält demnach die vielseitig in der ausländischen Presse verbreiteten Gerüchte über besondere Aufforderungen zu einem Kongreß, sowie zu einens militairischen Einschreiten für Vermuthungen, die sich in das Gewand des Wissens kleiden. Gewiß ist jedoch für hiesige unterrichtete Per sonen, daß jede Sendung, die vom Kaiser Alexander direct ausgeht, nur einen eminent die Herbeiführung des Friedens begünstigenden Charakter haben kann. 01 Konstantinopel, 30. September. Der außerordentliche Ministerrath wird heute unter dem Vorsitze des Großveziers zu sammentreten, um die endgiltige Antwort auf die Friedensvorschläge der Mächte festzustellen. Wie eS heißt, wird die Anzahl der Mit glieder deS Nationalrathes, welcher zum Zweck der Einführung von Reformen gewählt werden soll, auf 120 gebracht werden. — Die Kaiserin von Brasilien ist hier eingetroffen. 01 Konstantinopel, 1. Oktober, Morgens. Der für gestern anberaumt gewesene große Ministerrath, in welchem eine end- gillige Entscheidung bezüglich der von den Mächten gemachten Friedens vorschläge getroffen werden sollte, ist auf heute vertagt worden. — Der russische Botschafter General Jgnatieff kehrt morgen auf seinen hiesigen Posten zurück. 01 ReW'Uork, 30 Septbr., Abend?. (THIuMourse.) Höchste llotirung des GoldagioS 10^. niedrigste 10. Wechsel auf London in Aold 4 D. 83 C., Goldagio 10, /„ Bonds per 1885 113^. do. 's- fundirte 114z, /„Bonds per 1887 116z, Erie-Bahn 9K, Central lZnistc 110^, New-Uork-Centralbahn 97z. * Dresden, 2. October. (Telegramm der Bautzener Nachr.) Die heute Mittags durch den Kultusminister eröffnete Landes synode wählte zu ihrem Präsidenten wiederum den Kammerherrn v. Zeh men, zum Vicepräsidenten den Oberhosprediger vr. Kohl s-Hütter. * Trautenau, 2. Octbr. (Telegramm der Bautzener Nachrichten.) sGarn börse, s Der Begehr und Besuch an heutigem Markttage war befriedigend, der Umsatz mäßig zu den bisherigen Preisen. Vierzehner Tow 54 bis 57, Vierziger Line 37 bis 40 Gulden, je nach Qualität übliche Conditionen. * Letpzt»er Börse, 2. Octbr. Kgl. sächs. Slaatspapiere v 1830ki3°/v 94 G., do. v. 1855 3°/» 83 B., do. v. 1852—1868 » 100 thlr. 4°/» 97,40 G., do. o. 1869 ä 100 thlr. 4°/° 97,40 G., do. v. 1870 ä 100 u. 50 thlr. 4°/° 97,40 G.. do. 5°/» 102,75 G„ k. s. Landrentenbriefe 3'/, °/o größere 88,75 G., do- kleinere 89,50 G., k- s. 4°/» Landescultur-Rentenscheine Serie II 95,75 G-, 4'/, °/o 1880 rückzahlb. lausitzer Pfandbriefe 101 G-, Leipzig - Dresdener Eisenbahn-Actien 236,20 G, allgemeine deutsche Credit-Anstalt zu Leipzig 108,75 G, Leipziger Bank 110,25 G., Oberlausttzer Bank 50 G„ Sächsische Bank 120,25 G., Dresdener Bank 80 G., Men. Banknoten 164,75 G. (1 Mark 64,75 Pf.). Deutsches Reich. XWeißenberg, 1. Octbr. Ein außerordentlich bewegtes Lpben wogte heute durch unser seit Jahren ziemlich still gewordenes Städt chen, dessen mit Blumen und Laubgewinden durchwobenes und mit zahlreichen Fahnen geschmücktes Gewand einen eigentümlichen Con rast zu dem unfreundlichen Antlitze des Herbsthimmels bot. Die hiesige Bürgerschützrngilde vollzog heute die Weihe der ihr von dem diesjährigen-Schützenkönige, Hrn. Lohgerbermeister Heinrich Pitschke, geschenkten kostbaren Fahne. Bereits Vormittags marschirfen die Vertreter der Schützengilden Bautzen's, Löbau's und Reichenbach's bei uns ein und wurden freudigst begrüßt. Ganz besonders freudige Begeisterung erregte das zahlreiche Contingent, welches unsere liebe Schwesterstadt Bautzen entsendet hatte. Punkt 1 Uhr setzte sich der Zug vom Markte aus, wo sich ca. 20 Festjungfrauen und die Ehrenschützen hiesigen OrteS anschlossen, von zwei Musikchören be gleitet in Bewegung, um das prächtige Geschenk von der Wohnung des Spenders abzuholen, und nachdem auf dem decorirten Fcstplatze vor hiesigem Schießhause Aufstellung genommen war, vollzog Herr ?. Martschke mit einer vorzüglichen Weiherede, der Geschichte hiesiger Schützengilde, verschiedener Schicksale unserer Stadt und der Beschaffung der bereits vorhandenen Fahnen des Schützencorps geben- kend, dann aber Gott um Segen flehend, den Act der Weihe. Nachdem hierauf Fräulein Marie Wittig im Namen der Festjung- frauen mit poetischer Ansprache die Fahne ihrem Träger, Herrn Fleischer Fiebiger, übergeben hatte, überreichten zunächst die Frauen der Stadt durch Frau Weher einen Fahnengürtel und die Vertreter der Nachbarstädte ihre Geschenke mit herzlichen Ansprachen. Leider störte das eingetretene Regenwetter den Fortgang deS Festes, doch störte dies nicht die heitere Laune der Festgenossen, welche ein solenner Ball in den Räumen des Rentsch'schen Gasthofes noch lange vereinte. § Schönau a. d. Eigen. Am 20. September fand allhier die feierliche Einweihung des neuen Schulgebäudes durch Herrn Be- zirksschulinspeclor Schulrath Grüllich statt, welcher in seiner Weiherede die Frage: „Was gehört zur rechten Förderung des inneren Baues der Schule?" behandelte und sie dahin beankivortete: a) ein zweck mäßiger äußerer Bau; b) tüchtige Baumeister; e) gutes Material; kl) treue Baugehilfen. Herr Pastor Sperling jun. beleuchtete die religiöse Ausgabe der Schule; Herr Pastor Sperling sen. sprach das Tchlußgebet. An dem Feste betheiligte sich die ganze Gemeinde mit lebendigem Interesse. Nach der Weihe vereinigte die Behörden und einen großen Theil der Festtheilnehmer ein Festmahl. - H EckartSberg bei Zittau, 30. September. Heute wurde der 69 Jahre alte Tagearbeiter Carl Gottlieb Ullrich auS Mittel- weigsdorf im Garten des Gutsbesitzers Held allhier erhängt aufge funden. Lebensüberdruß soll die Ursache zum Selbstmord gewesen sein.