Volltext Seite (XML)
2680 Rechte derKirche rechtliche Verwahrung eingelegt. Ms Antwort darauf veröffeytltcht der „St.-A." die Ausführungsbestimmungen zu dem be treffenden Gesetz. — 6T s D e u t s ch e K r i e g s sch i f f e.j „Ariadne" ist am 1. Oct. e. in Malta eingetroffen und beabsichtigte am 2. d. wieder in See zu gehen. „Elisabeth" und „Freya" find am 1. October e. in Kiel in Dienst, „Ntobe" und „Medusa" an demselben Tage daselbst außer Dienst gestellt. — Der „D. Reichsanz." schreibt: „Einen neuen Beweis dafür, wie häufig Briefe verloren gehen oder verspätet ankommen, ohne daß die Post irgend ein Verschulden trifft, liefert folgender Vorfall. Vor Kurzem ist in einem Londoner Dock ein Packet ausgefunden worden, welches daselbst als Frachtstück fast neun Jahre gelagert, hatte und welches, wie sich bei der Eröffnung herausstellte, Briese enthielt, die dem Führer eines Handelsschiffes zur gelegentlichen Beförderung Übergeben gewesen waren, lieber das Schicksal dieses Packeis ist nur soviel ermittelr, daß dasselbe im November 1867 mit dem Schiffe „City of Limerick" von Rio de Janeiro in London angekommen und im Dock mit der übrigen Schiffsladung als Frachtstück abgegeben worden war. Weiteres hat nicht sestgestellt werden können, da das Schiff inzwischen untergegangen, und der Führer desselben gestorben ist." — Aus parlamentarischen Kreisen theilt man der fortschrittlichen „Preslauer Zeitung" folgende Nachricht mit, die man vielleicht als einen Fühler ansehen darf. Es heißt: Für die schwierige Frage, wie sich zur Zeit der Fürst Bismarck zu den Deutschconserva- tiven stelle, bietet eine zuverlässig verbürgte Thatfache einen gewissen Anhalt. Varzin gehört zum hinterpommer'schen Wahlkreise Rummcls- burg-Schlawe, in welchem vor drei Jahren gegen die Altconssrvativen unter Führung des zur Disposition gestellten. Landraths und früheren Abgeordneten v. Wödtke zwei sreiconservativs Gutsbesitzer, Graf Königsdorf und Ludendorf, von den vereinigten Freiconfervativsn und Liberalen gewählt wurden. Beide Abgeordnete, die übrigens zu den liberalsten Mitgliedern ihrer Partei gehörten, nehmen ein Mandat wieder an, werden aber durch Agrarier und Consrrvative — unter Anderem mit Niendorfichen Flugblättern — eifrig bekämpft. Es ist leicht erklärlich, daß man hier des Varzin'schen Grundherrn An sicht zu , ermitteln sucht. Dieser hat sich für Wiederwahl dec bis herigen Abgeordneten und zugleich gegen die Agrarier und Deutsch- konservativen ausgesprochen. — Üeber die Organisation der Socialdemokraten werden der „N.-Ztg." von der Elbe folgende Angaben gemacht: 1) pro 1877 wird Hamburg Sitz der Centralbehörde der Social-Demokratie fein; 2) Berlin für dieses Jähr der Sitz einer Central-Commission für die Be- schwerdeführuna unter einander, also ein „höchstes Gericht" gleichsam; 3) Vor sitzende für diese Einrichtungen sind Hartmann in Hamburg und Parsin in Berlin, mit ix 45 Monatsgehalt; 4) Cassirer ist Geib in Hamburg mit 105 Monats gehalt; 5) Secretaire werden Derossi und Auer in Hamburg mit je 1800 Iahresgehalt; 6) die Agitatoren erhalten monatlich 135 ^8, daneben täglich 1 bis 1 50 Reisekosten-Vergütung; 7> für die socialdemokratischen Reichstags- Abgeordneten werden die Diäten mit 12 .<6 und für solche, welche in Berlin wohnen, mit 9 pro Tag festgesetzt. Der „Nelchsbote" bemerkt hierzu: „Dem Verständigen sagen diese Zahlen genüg. Zum Ueberflusse theilen wir noch folgende Auf forderung mit, welche der Socialdemokrat Hasselmann, der bisher dep „Neuen Socialdemokcat" redigirte, der jetzt zu Gunsten eines anderen Blattes eingeht, in der ersten Nummer eines besonders für die Wahlzeit heräüSgegebenen Blattes, welches „Die rothe Fahne" heißt, an die Arbeiter richtet: Er schreibt: .. „Deshalb heraus aus den Höhlen des Elends, ihr Darbenden, zieht hin zur Wahlurne und sei Euer Kittel auch zerrissen! Heraus aus den dumpfen Gassen der Städte, heraus aus den einsamen Höfen des flachen Landes! Rückt aus den Kellern und Dachkammern hervor, und zeigt den Reichen, daß die Stunde ge kommen ist, wo der arme Mann sich gleichberechtigt fühlt und seine mächtige Hand an's Ruder des Staates greift."" So entfalten die Socialdemokräten, die Liberalen und Ultramon tanen die eifrigste THMgkeit. Was thun die Conservativen? Durch Klagest ändern wir das Alles nicht, sondern durch Arbeit und redlichen Kampf; darum: alle Mann aus Deck!" Breslau, 30. September. Wie die „Schles. Ztg." berichtet, war vorgestern ein serbischer Werber hier angelangt, um Werb ungen für die serbische Armee zu versuchen. Da derselbe jedoch hier keinen geeigneten Boden für seine Thätigkeit fand und außerdem er- Mr, vatz die Polizeibehörde bereits von seiner Ankunft unterrichtet War, so hat er sich gestern, ohne irgend einen Erfolg erzielt zu haben, von hier entfernt. Kiel, 30. September. Das Appellgericht entschied heute die Klage des Provinziallandtags gegen den Fiscus wegen des Zucht - haussonds. Der Fiscus wurde zyr Herausgabe des Zuchthaus» neubaufonds (etwa 2 Millionen Mark) verurtheilt. der Kläger jedoch wegen der Glückstädter Strafanstalten für nicht legitimirt erklärt. München, 1. October. Schon seit einigen Wochen ist man hier mit der Bildung eines ultramontanen Wahlcomit^'S für die Reich 8 tags Wah len beschäftigt; es ist aber, wie der „Allg. Ztg." versichert wird, trotz allem Bemühen bis heute nicht gelungen, das Comiw zu Stande zu bringen. Oesterreich. Wien, 1. Octbr. Der König von Sachsen ist gestern Abend, kurz nach 7 Uhr, vom Jagdausfluge nach Wien zurückgekehrt. Der Kaiser erwartete den hohen Gast auf dem Perron des Südbahnhofes und fuhr mit demselben dircct nach dem Nordwestbahnhofe. Im Hos- wartesalon nahmen die Majestäten das Souper ein. Nach dem ersten Läuten wurde die Tafel aufgehoben. Der Kaiser nahm in sehr herz licher Weise von seinem erlauchten Gaste Abschied. Die Majestäten küßten sich wiederholt und wechselten gegenseitig warme Händedrücke. Der Kaiser reichte hierauf dem Adjutanten des Königs, Major von Minckwitz, die Hand, währenddem der hohe Gast sich von dem königl. sächsischen Gesandten v. Helldorff und den ihm zur Dienstleistung zu- getheilt gewesenen Hohm Offizieren verabschiedete. Der König bestieg den Schlafsalonwaggon, und ^9 Uhr verließ der Eourierzug, den Ober- inspector Glück leitete, die Bahnhalle. Der Kaiser kehrte nach Schön brunn zurück. — Der diesseitige Militairbevollmächtigte in Petersburg, Oberst Freiherr v. Bechtolsheim, ist hier etngetroffen. Prag, 1. October. (Dr. I.) Der feierliche Act der Installation der Erzherzogin Maria Christine als Aebtissin des adeligen Damenstiftes auf dem Hradschin wird am nächsten Mittwoch unter Intervention des Erzherzogs Rainer unter dem vorgeschriebenen Cere- moniel vollzogen werden. Vom Hofstaate in Wien werden aus diesem Anlasse 93 Personen hier eintreffen; ebenso wird fast der gesammte böhmische Adel an dem erwähnten Tage hier versammelt sein. Vor gestern Abend ist bereits der Obersthofmeister der Erzherzogin Elisa- Veth, Mutter der künftigen Aebtiifin, F.-M.-Lt. Baron Schloiffnig, Behufs Einleitung der nöthigen Vorkehrungen für das seltene Fest in Prag eingetroffen. Als Stiftscommissar wird der Statthalter Baron Weber fungiren. — In letzter Zeit ist es häufig vorgekomme«, daß in csechischen Bezirken katholische Priester von der Kanzel herab zu Gunsten der Südslaven das Wort ergriffen und Sammlungen für die serbischen Verwundeten in den Kirchen veranstalteten. Von Seiten der betreffenden Bezirkshauptmannschaften ist nun die Fortsetzung dieser Agitationen strengstens untersagt worden. Jtalierr. 6 Die „Corresp. Stefani" schreibt: „Die Standhastigkeit der deutschen Regierung in Beobachtung der Maigesetze hat alle in- directen Versuche einer Transaction zwischen den Bischöfen und jener Regierung zu Nichte gemacht. Peremptorische Befehle find nur an die deutsche Geistlichkeit für einen festen Widerstand in Allem, was die Rechte der Kirche betrifft, vom Vatican abgegangen. Einige deutsche Bischöfe haben dem Vatican ehrerbietige Bemerkungen zukommen lassen. Dieselben beweisen, daß es unmöglich wäre, den Widerstand in allen Dingen dmchzuführen, ohne die Interessen der Kirche in Ge fahr zu setzen. Diese Bemerkungen werden einer Prüfung unterworfen werden." Belgien. Brüssel, 30. Sept. (Dr. I.) Seit der EröMüng des inter nationalen Congresses für Gesundheitspflege und Rettungswesen haben sämmtliche Sectionm von Vormittags 9 Uhr an Sitzungen unter reger Betheiligung der Eongreßmitglieder abgehalten. In den öffentlichen, Nachmittags 2 Uhr stattfindenden Sitzungen ist bis jetzt Bericht erstattet worden: 1) von der Section für Socialökönoistie über die Hygiene in den Privatwohnungen unter besonderer Berücksichtig ung der Arbeiterwohnungen (Res. vr. Paul auS Näckur); 2) von der Section für allgemeines Rettungswesen über die Nokhwendtgkeit, der Seegefttzgebung Bestimmungen für die Sicherstellüng der Paffa- gisre auf Seeschiffen hinzuzufügen, unter besonderer Berücksichtigung der Auswanderer und der Militairtransports (Nef. Advocat de Mot aus Brüssel), und 3) von der Section für öffentliche Hygiöne über Leichenverbrennung (Ref. Professor Bergä aus Brüssel). Der Schwer-