Volltext Seite (XML)
Wähler auS einem Vergleiche meiner sub 1) bis 4) genannten Grund sätze mit den Antragspunkten sub u) bis 6) ersehen werden, habe ich consequent gehandelt und nicht — wie der Abg. Israel, ob gleich unbekannt mit meinen Anschauungen und den jetzigen Grün den, in seinem unlauteren Artikel sn der „Oberls. Volksztg." zugleich Herrn Abg. vr. Pfeiffer und mich hinzustellen beliebte — als Wetter fahne oder charakterlos. Obgleich ich hinreichende Gelegenheit gehabt hätte, in ähnlicher Weise Herrn Ah-g. Israel (z. B. bei seinem Stim men für den Verkauf unserer sächsischen Bahnen an das Reich) ent gegenzutreten, so verbieten mir doch meine Anschauungen vom politischen Anstande, ihm auf diesem Gebiete zu folgen. Schließlich gestatte ich mir, auf eine ruhige und klare Auseinandersetzung des Herrn L.-Abg. vr. Pfeiffer, zu verweisen, wie solche in Nr. 38 der „Oberls. Volksztg." enthalten ist. v. Wagner. Vermischtes. — OelS, 9. September. Der Abendzug, welcher am Mittwoch Abend von Bre-lau hier eintreffen sollte, wäre in der Gegend des Ollen- dorff'schen Magazins beinahe fitzen geblieben. Die Ursache war, daß sich aus den Schienen eine unzählbare Menge von Raupen aufhielt, die, zerfahren, eine solche Glätte verursachten, daß die Räder, ohne vorwärts zu kommen, sich auf ein und derselben Stelle um die Achse bewegten. — Kosel, 8. September. Der „Schl. Z." schreibt man: Bor einigen Lagen erkrankten hier plötzlich 3 Kinder im Alter von 8—10 Jahren nach dem Genüsse der Früchte einer giftigen Pflanze; zwei dieser Kinder find bereits gestorben. — Wien, 9. September. Wie dem „Aerzil. Jntrlligenzbl." geschrieben wird, erhielt vr. Leidesdorf für die Consultations-Reise nach Konstantinopel ein Honorar von nicht weniger als 3000 Pfund Sterl. — Die Arbeiten zum Stifterdenkmale auf dem „Blöckenstein" im Böhmerwalde sind soweit vorgeschritten daß im herannahenden Spät- herbste bereits mit den Aufstellungen der Steinkolosse begonnen werden kann. Die Uebernahme des Denkmale- von Seite des Comitös und das damit zu verbindende Fest wird aber erst im künftigen Jahre stattfinden. — Kalafat, 9. Eeptbr. (N. F. P.) Gestern Morgens um 4 Uhr stiess unterhalb Lom-Palanka der Remorqueur „Pannonta" mit dem türkischen Personendampfer „Mehemed Akts" zusammen. Letzterer sank nach drei Stunden; auch die „Pannonia" ist am Kiel beschädigt und ankert vor Widdin. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Der türkische Eapitain soll die ganze Schuld an dem Unglück tragen. — An der Südküste Englands, in der Nähe des Leuchtthurms von Beachy Head, nur 2,5 Kilometer vom Lande, ist ein Schiff unter - g« gangen. Trotz der gemachten Anstrengungen ist es bisher nicht möglich gewesen. Näheres festzustellen und den Schiffbrüchigen Beistand zu leisten. — (Meteor.) Während eines heftigen Gewitters fiel am 7. d. M. zu Windsor ein Meteorstein von der Größe einer kleinen Kanonenkugel, der mit einem mächtigen Knall platzte und an dem königlichen Schlosse zwischen dem Thor Heinrich'- VIII. und dem Garter-Thurm ein Stück von dem steinernen Geländer wegriß. — London, 8. Septbr. (K. Z.) Aus Glamorganshi.re erfährt man zufällig, was die Ursacheder häufigen Explosionen in den Kohlen berg werken ist. Bon dem Magistrat zu Treherbert ward dteser Tage ein Grubenarbeiter zu 2 Pfd. St. Strafe verurtheilt, weil er in der Grube seine Sicherheitslampe, und zwar — so meinte man — mit einem Messer geöffnet hatte; denn diese Lampen werden von einer bestimmten Persönlichkeit, die allein den Schlüssel besitzt, verschlossen. Jener Arbeiter aber erzählte nachher, er habe sein« Lampe nicht mit einem Messer, sondern mit einem heimlich um den Hals getragenen Schlüssel geöffnet und viele andere Arbeiter hätten solche Schlüssel bei sich. In einer Grube zu Aberdare habe er solche Schlüssel anzufertigen gelernt. — (Onkel Tom.) In der Mission Hall von Lincoln's-Jnn-FieldS in London konnte man am 3. d. Abends die Persönlichkeit sehen und hören, die von Mrs. Becher Stowe als das Urbild des „Uncle Tom" be zeichnet worden ist. Es ist Reverend Josiah Hensen, ehemals ein Sclave in Maryland, nun hauptsächlich in Canada seßhaft und offenbar von starkem Körperbau. Er ist 88 Jahre alt und beschreibt mit Geschick und Ernst die vielfachen Erfahrungen seine« 42jährigen Sclavenleben«. Er hat 11 Kinder, 44 Enkel und 8 Urenkel und versammelt sie alle jährlich einmal in seinem canadischen Heim. Zwei seiner Kinder trug er 600 englische , Für die Redaktion »«antwortlich: Adv. E. O. Martini in 2472 Meilen hindurch auf seinem Rücken, als er, der Sclaperei entfliehend, während der Nacht zu Fuß wanderte. Gein Körper zeigt noch die Spuren der Peitschen hiebe, die der Sclave erhielt. Eine Gubscription wird ihn bei Fortsetzung seines Missionswerkes in Canada fördern und ein von ihm zur Erziehung des Volke- gegründete- Institut unterstützen. Eingesandt. Zur Vertretung des zweiten Löbauer Wahlbezirke- im deutschen Reichs tage dürfte in erster Linie als geeignet vorzuschlagen sein Herr vr. Roscher in Zittau, Secretair der dasigen Handelskammer. Genannter Herr steht durch seine höchst verdienstliche Wirksamkeit für die gejammte Lausitz unserem Bezirke so nahe, als ob er in ihm selbst wohnte. Er steht nicht blos als persönlich ehrenhaft und wohl gesinnt in höchster allgemeiner Achtung, er ist namentlich ein anerkannt tüchtiger National-Oekonom und specieller Kenner unserer sächsischen und oberlaufitzer volkswirthschaftlichenBcrhältniffe, und dies dürste gerade für den nächsten Reichstag von besonderer Wichtigkeit sein. Er hat ein Herz auch für den Kern des Volkes, für den Bürger, auch für den schlichten Handwerker, für den Bauer, wie für den Weber, und weiß genau, wo sie alle der Schuh drückt. Er wird ihre wahlberechtigten Wünsche kräftigst unterstützen. Wir zweifeln nicht, daß die Stimmen aller besonnenen Wähler aus beiden Parteien, der konservativen, wie der liberalen, auf Herrn vr. Roscher sich vereinigen werden, um eine so bedeutende Kraft dem Reichstage zuzuführen. Volks- und Landwirthschasttiches. — Bautzen, 10. September. Zum Besuche des nächsten Curscs der landwirthschaftlichcn Schule hier, der am 23. d. Mts. eröffnet wird, haben sich bis jetzt folgende junge Landwirthe angemeldet: Michael Domsch aus Basankwitz, Heinrich Curt Möschler aus Kronförstchen, Curt Heinrich aus Löbau, Moritz Mucke aus Königswalde in Böhmen, Reinhold Winkler aus Neugersdorf, Hermann Zosel aus Steinigtwolmsdorf, Gustav Heinze au« Glossen, Johannes Bauer aus Zittau, Emil Rößler au- Cunewalde, Rudolf Oscar Böhme aus Bühlau, Robert Fritzsching aus Seifersbach, W. Schädlich aus Plauen, Bernhardt Hubricht aus Wcgefort, Arthur Günther aus Wechsel burg, N. Naumann aus Reibersdorf, Kazmierz Frydrychs aus Boguezyce in Polen. Als Hospitanten: die Herren Gutsbesitzer Wilh. Jockusch und Arndt Baldeweg aus Bautzen, Zimmer aus Kohlwesa und Paul Kettwitz aus Löbau. - f Am 3. Sept, hielt der Verein junger Landwirthe zu Bautzen seine dritte Wanderversammlung im Eulkretscham bei Herrnhut ab; dieselbe war sehr zahlreich besucht. Nach Eröffnung der Sitzung durch den Herrn Vor stand Z i m m e r hielt Herr Prof. vr. Heiden einen längeren Vortrag über „Statik des Landbaues". Dieser äußerst belehrende und interessante Vortrag, in welchem namentlich an dessen Schlüsse den Landwirthen immer wieder fleißiges Rechnen über Erzeugnisse und Verbrauch der in den Wirthschaftcn erforderlichen Stoffe an das Herz gelegt wurde, hatte eine längere lebhafte Debatte im Gefolge, die sich hauptsächlich über Verbrauch der Pflanzennährstoffe bei der heurigen dürftigen Getreideernte, über die Nothwendigkeit guter Bestell ung zu Düngung der Felder und den Nutzen des Torfes als billiges Dünge mittel verbreitete und an welcher sich die Herren Hennig lO.-Cunnersdorf), Weder (N.-Rennersdorf), vr. Heiden, Brugger und Generalsecretair v. Langs- j dorf (Dresden) bcthciligten. Aus den Mittheilungen des Herrn Generalsecretairs v. Langsdorf heben wir hervor, daß nach seinen Berechnungen über Phosphor säureverbrauch in Sachsen der jährliche Betrag etwa 115,000 Ctr. beträgt und daß etwa 29,000 Ctr. dem Boden mehr einverleibt, als wieder entnommen werden; doch participire nicht jeder Landwirth in gleichem Verhältniß an dieser Verbesserung des Bodens, namentlich steht nach vr. Heiden's Angabe unsere Obcrlausitz in Bezug auf Düngerankaufsmittel jährlich gegen 150,000 Ctr. obenan in unserem Sachsen. — Der darauf vom Herrn Director Brugger ge haltene Vortrag verbreitete sich über landwirthschaftliche Schulen, speciell die in Bautzen, deren Nutzen und die daselbst gelehrten Unterrichtsgegenstände. Herr Pfannenstiel (Neudorf a./Spree) empfahl mit warmen Worten den Besuch der jungen Anstalt den jüngeren Landwirthen. Nach Eröffnung des Fragerastens, welcher eine größere Anzahl von Anfragen enthielt, konnte sich die Beantwort ung derselben wegen vorgeschrittener Zeit nur auf die hauptsächlichsten beschränken, welche von Herrn Brugger und Herrn Generalsecretair von Langsdorf ausführ lich erfolgte. Die über 4 Stunden gedauert habende Sitzung wurde mit Dank für die rege Betheiligung und unter größter Befriedigung aller Theilnehmer geschlossen. (Fortsetzung in der Beilage.) Bautzen. — Druck und Verla- von E. M. Monse in Bautzen. (Hierzu eine BeUa-e.)