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20Z5 Griechenland gemacht, zu bestrafen. Amerika bezogen hatte!" Wie die „Amer" andeutet, scheint die kryptische Regierung die ganze Angelegenheit der Beurtheilung der bei dem Gerichtshöfe vertretenen Mächte anheim geben und sich deren Entscheidung unter werfen zu wollen. Asten. Aus Taschkend vom 35. Juli erhält die „Times" folgendes Telegramm: Zwischen Chrosent und Koland ist eine Post verbindung eröffnet worden. Nach den neuesten Nachrichten aus Manas in Turkestan ist jener Ort von 2000 Chinesen unter dem Befehl von Ambau Kunikjans belagert. Ein Heer rückt von Kutschun auf Umritfi unter Msun Dshu vor, um die Dsungaren- Horden, die im letzten Juni Einfälle in Bulonkhotai und Tschugutchal Türket. Die „N. Fr. Pr." bringt folgende Sensationsnachricht: „Zur neuesten Geschichte im Orient liefert ein Fang der Pforte sehr inter essante Details. Die türkische Regierung gelangte nämlich in den Besitz von sechs wichtigen Depeschen, von welchen Jgnatieff drei an den Fürsten von Montenegro, drei an Gortschakoff gerichtet hat. Es ist gelungen, diese geheimen Depeschen zu dechiffciren, und es geht aus denselben hervor, daß Rußland schon seit 1870 an der Der- nichtung der Türkei arbeitet. Man hat auch herausgebracht, daß der frühere Sultan, Abdul Aziz, von Jgnatieff eine fixe Dotation Vom türkischen Kriegsschauplätze. Neber die Lage am Kriegsschauplätze schreibt der „Pesther Lloyd" unterm 25. Juli: Eine ganze Reihe von Anzeichen deutet darauf hin, daß Kerim Pascha end lich im Begriffe steht, den längst erwarteten Schlag zu führen ; übereinstimmend wird von verschiedenen Seiten gemeldet, das; das Hauptquartier Tschernajess'S nach Saitschar verlegt werden soll, vielleicht schon dahin verlegt worden ist. Saitschar bildete bekanntlich den Stützpunkt sür den linken Flügel der serbischen Heeresaufstellung an der Morava und am Timok und deckt die kürzeste Linie nach Belgrad, während die Hauptmacht ä oksval der Straße Nisch-Sofia stand. Die Thatsache, daß die serbische Ostarmee um Saitschar concentrirt wird, beweist, daß die Heeresleitung sichere Nachrichten über die Verschiebung der gegnerischen Streitkräfte nach dein untern Laufe des Timok hat. In einem jüngsten Artikel wiesen wir auf die hohe Bedeutung des Gefechtes bei Pandiralo und Gramada hin. lVergl. No. 173 d. Bl > Mit der Wegnahme namentlich des letzteren Punktes war die serbische Aufstellung am rechten Timok-Ufer durchbrochen und Kerim Pascha, nun im Besitze der Straßen nach Saitschar und Banja, hatte die freie Wahl, entweder durch das DeM von Banja auf die Straße Alexinatz-Cuprija- Belgrad in der Richtung auf Razsan zu debouchiren, oder aber vereinigt mit dem bei Saitschar stehenden Armeecorps über Lcschjanin herzufallen. Kerim Pascha scheint den letzteren Plan gewählt zu haben, und Tschernajefs beeilt sich nun über Hals und Kopf, um noch vor Thorschluß mit dem linken Flügel der Armee sich . vereinigen zu können. Das ist nicht mehr Combination, das ist eine Thatsache, die durch die officiellen serbischen Bulletins bestätigt wird. Die betr. Kundmach ung motivirt zuvörderst, wie es möglich war, daß die Türken bis Pandiralo und Gramada Vorrücken konnten, und giebt als Erklärung hierfür den Rückzug Tscher- najeffs an. In Wirklichkeit ist das Umgekehrte richtig: Tschernajefs trat den Rückzug an, weil die Türken Pandiralo und Gramada forcirt hatten. Völlig belanglos muß aber hiernach das gleich darauf folgende Dementi erscheinen, die Türken hätten bei Ak-Palanka und Babina-Glava nicht gesiegt, undsTschernajeff habe diese Positionen „freiwillig, m Folge strategischer Combmationen, geräumt." Ueber das Verhalten Griechenlands gegenüber den orientalischen Wirren verlautet neuerdings, daß die griechische Regierung die reser- virte Stellung, die sie der Türkei gegenüber beobachtet, auch ferner tinzunehmen gedenkt und dieselbe nur dann aufgeben würde, wenn unvorhergesehene Ereignisse ein actives Eingreifen gebieterisch erforderten. Zur Zeit sind die Beziehungen zwischen Athen und Konstantinopel noch gut; die beabsichtigte Einberufung des Landtages wird die Abgeordneten erst zum October nach Athen entbieten, wodurch lediglich einem Artikel der Verfassung genügt wird. Zur Vorlage würden außer dem Budget nur Entwürfe gelangen, die bereits im vorigen Jahre die Versamm lung beschäftigt haben. Zu diesem Termin wird dann auch der König wieder in Athen eingetroffen sein, dessen Ankunst in Griechenland auf Mitts September festgesetzt ist. In der Bevölkerung Griechenlands hat sich eine nicht zu unterschätzende Aufregung erst in den jüngsten Wochen gezeigt, seitdem die Türkei, entgegen den bestehenden Ver trägen, an die griechische Grenze tscherkessische Regimenter geworfen hat; offenbar haben die Griechen keine Lust, die Segnungen dieser Räuberhorden an sich selbst spüren zu wollen. Die Regierung in Athen hat sofort in Konstantinopel geeigneten Protest erhoben, freilich bis zur Minute ohne Erfolg. In Epirus, Thessalien und Macedonien, deren Bevölkerung überwiegend sich aus griechischen Elementen zu- sammensctzt, ist bis jetzt von aufrührerischen Bewegungen nichts zu spüren; Griechenland hat deshalb zur Zett auch keine Veranlassung, das Schwelt für die verletzten Interessen bedrängter Stammesgenossen zu ziehen. Ob ihm dasselbe nicht schließlich durch die Gelvalt der Er eignisse in die Hand gedrückt wird, ist eine Frage, deren Lösung eine nicht allzuferne Zukunft bringen wird. Egypten. Bekanntlich hat vor einigen Tagen der Vice könig von Egypten sich geweigert, ein zu seinen Ungunsten ausgefallenes Urtheil des auf feinen besonderen Wunfch im vorigen Jahre in Alexandrien eingesetzten internationalen Gerichtshofes vollstrecken zu lassen. Wie der „Times" telegraphisch gemeldet wird, hahen Deutschland und Oesterreich dem Khedive sofort mittheilen lassen, daß sie seine gegen die Com- petenz des Gerichtshofes ephobene Einwendung nicht gelten lassen können. DaS Deutsche Reich, ist bekanntlich bei diesem Gerichtshof durch drei Mitglieder vertreten und zwar durch den Grasen L. Marogna als Mitglied des Appellhofes zu Alexandrien, durch Herrn T. von Wilmowsky, als Substitut des Generalprocurators desselben Appell hofes und durch Herrn F. Haplus als Mitglied des Tribunals erster Instanz in Alexandrien. Der Sachverhalt ist nun folgender: Ein Besitzer von Wechseln und Bons, Herr Carpi, die der Vicekönig zu be zahlen verpflichtet war, welche aber am Verfallstage nicht eingelöst worden waren, strengte die Klage bei dem genannten Gerichtshöfe an, welcher am 28. Juni 1875 zur Entscheidung von Processen zwischen Einheimischen und Fremden eingesetzt wurde. Artikel 10 des vom Vicekönig mit den europäischen Mächten diesbezüglich abgeschlossenen Vertrages sagt nun wörtlich: „Die Regierung, die Verwaltung, dre Daires (Privatbefftz) Seiner Hoheit des Khedive und seiner Familienmitglieder sollen der Jurisdiction dieses Gerichtshofes in legalen Streitigkeiten mit Fremden unterworfen sein." Gleichwohl hat der Gerichtshof erster Instanz den Kläger ab- gewiesen, indem es sich für incompetent erklärte, da die Vertagung der Zahlung dem Vicekomg durch ein Staatsgesetz erlaubt worden sei, der Gerichtshof aber verpflichtet sei, seinen Urtheilen die thatsächlichen Staatsgesetze zu Grunde zu logen. Der Kläger appellirte hiergegen und der Fall „Oarpi vorous Lairn soum tzboäivia" kam vor den Appellhof in Alexandrien, der sich nach Anhörung beider Parteien m einer unter Vorsitz des Herrn Alois von Lapenna, des österreichisch ungarischen Mitgliedes dieses Gerichtshofes, abgehaltenen Sitzung sür competent erklärte und den Vicekönig zur Zahlung verurtheilte, da ein Staatsgesetz private Schuldverpflichtungen nicht ausheben könne. Wie erwähnt, haben sich nun die egvptischen Behörden der Vollstreckung dieses Urthcils widersetzt. In Folge dessen befahl der Präsident des Gerichtshofes, Herr Haerkmann, die vorläufige Ein stellung der richterlichen Thätigkeit, scheint hiermit jedoch seine Befugnis; über schritten zu haben. Er hat sein Amt niedergelegt und ist an seine Stelle das von Griechenland delegirte Mitglied Antoniadis gewählt worden. Auch der Kaiser von Rußland und der König von Italien haben, wie die „Köln. Ztg." meldet, Gratulationsschreiben zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Republik an den Präsidenten Grant gerichtet. Das Schreiben des Ersteren lautet: Herr Präsident! In dem Augenblicke, da das Volk der Vereinigten Staaten die hundertjährige Feier seiner nationalen Existenz begeht, wünsche ich, Ihnen die Gesinnungen auszudrücken, mit denen ich an dieser Feier Theil nehme. Das Volk der Vereinigten Staaten kann mit Stolz auf die ungeheuren Fortschritte blicken, die seine Energie innerhalb eines Jahrhunderts errungen hat. Mich freut es namentlich, daß die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern während dieser hundertjährigen Periode nie eine Unterbrechung erlitten, sondern im Gegentheil durch wechselseitige Beweise des Wohlwollens gekräftigt wurden. Ich gratulire daher herzlich dem amerikanischen Volke in der Person seines Präsidenten, und ich bitte Gott, daß die Freundschaft der beiden Länder mit ihrer Wohlfahrt zunehmen möge. Ich ergreife diese Gelegenheit, um zu gleicher Zeit Ihnen die Versicherung meiner aufrichtigen Hochachtung und Werth- schätzung zu geben. Ems, 5. Juni 1876. lgez.) Alexander. Das Schreiben des Königs von Italien lautet: Mein sehr lieber und guter Freund! An dem Tage, an welchen; die große amerikanische Republik das hundertjährige Fest ihres Bestehens feiert, wünschen wir Ihnen persönlich und durch Sie der Nation, welcher Sie präsidiren und welche mit bewundernswerther Fähigkeit ihrer erhabenen Bestimmung zuzuleiten Ihnen gelungen ist, unsere Glückwünsche und die unseres Volkes zu übersenden. Weder die Entfernung, welche uns trennt, noch irgend ein Unterschied der Race wird je in uns und in unserem Volke die feste Freundschaft schwächen, welche uns mit der braven amerikanischen Nation verbindet, zu der Italien seit hundert Jahren in Beziehung gegenseitiger Achtung gestanden hat. Wir fühlen uns ver anlaßt, Ihnen diese Gefühle um so bereitwilliger mitzutheilen, als Sie, um dem großen Tag durch eine Riesen-Ausstellung in Philadelphia um so würdiger zu feiern, alle Nationen der Erde zu diesem Feste eingeladen haben. Genehmigen Sie die Versicherung unserer höchsten Achtung und Freundschaft nebst den Ge beten, welche wir zu Gott emvorsenden, daß er Sie, unsern sehr lieben Freund, in seinen heiligen Schutz nehmen möge. Gegeben zu Rom, am 11. Jun; 1876. Ihr guter Freund Victor Emanuel. fZur Sonn tags ruhe.j Die Frage, ob die Ausstellung zu Philadelphia auch Sonntags geöffnet sein solle, ist jetzt endgiltig im verneinenden Sinne entschieden worden.